Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova
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Und so wurde der 28. Juni Gegenstand intensiven politischen Debatten: Befreiung oder<br />
Besatzung Dieses Dilemma trifft gleichermaßen für den 28. Juni 1940, wie für den 22. Juni<br />
1941 und den 24. August 1944 zu.<br />
Was ist eigenlich im Juni 1989 geschehen Was war der Auslöser für diesen Prozess,<br />
mit dem eine Umdeutung der sowjetischen Geschichte im Gang gesetzt wurde Von wem<br />
welche Forderungen wurden aufgestellt<br />
Am 25. Juni 1989 fand auf dem ehemaligen Siegesplatz in Chişinău eine Trauerkundgebung<br />
statt, die den tragischen Ereignissen in der Zeit 1939-1940 und dem Molotow-Ribbentrop-Pakt<br />
gewidmet war 7 . An der von der Demokratischen Bewegung und der Volksfront <strong>Moldova</strong>s<br />
(FPM) organisierten Kundgebung nahmen nach Angaben der Veranstalter circa 80.000<br />
Menschen teil, während offi zielle Quellen von 50.000 Teilnehmern sprachen. Um den Trauercharakter<br />
der Kundgebung hervorzuheben, wurde an den Bannern und den rot-gelb-blauen<br />
Fahnen, die die Menschenmenge trug, Trauerfl or gebunden. Die Demonstranten beklagten<br />
die “unrechtmäßige Landeinnahme” und die “Besatzung” dessen, was im Jahr 1940 Bessarabien<br />
war durch die Sowjetarmee. Sie forderten die “Freiheit” und “Souveranität” der Republik.<br />
Viele anderslautende Losungen waren auf den Bannern zu lesen. Sie alle bestätigten die<br />
Ausweitung der Bewegung und waren der eindeutige Ausdruck der Forderung nach nationalen<br />
und demokratischen Rechten. Auf den Bannern, die die Menschenmenge trug, waren<br />
Texte zu lesen, wie: “28. Juni - ein schwarzer Tag in der Geschichte <strong>Moldova</strong>s”, “Der Stalinismus<br />
- ein Völkermord am moldauischen Volk”, “Ende der Kolonialisierung und Russifi zierung”,<br />
“Wir fordern die Souveranität der Republik”, “Wir wollen eine nationale Führung”, um nur einige<br />
davon zu erwähnen. Das Hauptthema der Reden, die bei dieser Kundgebung gehalten<br />
wurden, war der Hitler-Stalin-Pakt 1939 und der 28. Juni - die Annektierung Bessarabiens<br />
durch die Sowjets im Jahr 1940. Die Mehrheit der Redner stellten den “28. Juni 1940” als den<br />
“Ausgangspunkt allen Unglücks des moldauischen Volkes” dar, den Beginn von Deportation,<br />
Zwangskollektivisierung, Zwangsassimilierung der moldauischen Etnie, Unterdrückung der<br />
moldauischen Kultur und kulturelle Isolation. Der Schriftsteller Hadârcă forderte die Bevölkerung<br />
auf, den 28. Juni nicht zu feiern:<br />
„Bis heute fragen wir uns, ob ein Tag gefeiert werden kann, ob ein Pakt gefeiert<br />
werden kann, infolge dessen viele Tausende Bürger, Eltern, Großeltern, Bruder von uns<br />
wurden ins schwarze Siberien deportiert. Hört meine klare Antwort, die ich Euch sagt,<br />
dass wir einen solchen Tag nicht feiern können. Von dem Tag an bis zum heutigen fordern<br />
uns die Opfer auf, nicht zu vergessen, die ganze Wahrheit einzuatmen, legen wir<br />
die Karten offen auf den Tisch und fordern alle unsere Rechte.“ 8<br />
Bei der Kundgebung wurde ein Appell an den Obersten Sowjetrat der MSSR und an<br />
den Zentralrat der Kommunistischen Partei <strong>Moldova</strong>s (PCM) gerichtet. Darin waren folgende<br />
Forderungen enthalten:<br />
1) der Verfälschung sowie der tendenziösen und beleidigenden Betrachtungsweise der<br />
Geschichte des moldauischen Volkes soll ein Ende bereitet werden, die Ereignisse von 1812,<br />
1918 und 1940 sollen einer objektiven Einschätzung unterzogen werden;<br />
2) der 28. Juni soll zum Volkstrauertag erklärt werden;<br />
3) die Stabilität und reelle Souveranität der MSSR sollen durch entschlossenes Handeln<br />
angestrebt werden;<br />
7<br />
ŢURCANU 1991. COJOCARU 2001.<br />
8<br />
HADÂRCĂ 2000, 271-272.<br />
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