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MoBo 1 / 2007 3
ein Praktikumsbericht...
In der vorlesungsfreien Zeit im Sommer 2006 habe ich ein Praktikum bei der Evangelischen
Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) gemacht. Die EZW ist eine
Einrichtung der EKD, die sich mit gegenwärtigen religiösen und weltanschaulichen
Bewegungen auseinandersetzt. Einige der Gruppen, mit denen sich die EZW beschäftigt,
werden üblicherweise als Sekten bezeichnet. In der EZW verwendet man
diesen Begriff ungern, da er wenig aussagt und mit vielen Vorurteilen belastet ist.
Weniger wertend ist die Bezeichnung christliche Sondergemeinschaften. Die EZW
beschäftigt sich aber nicht allein mit Sondergemeinschaften, dies tut nur einer der
fünf Referenten. Mein Praktikumsbetreuer, Dr. Hempelmann, beschäftigt sich z.B. mit
pfingstlerischen und charismatischen Gruppen. Ein weiterer Referent ist zuständig
für die außerchristlichen Religionen, ein anderer für Okkultismus, Spiritismus und
Esoterik. Vier der fünf Referenten sind Theologen, einer ist Psychologe und befasst
sich u.a. mit religiösen Aspekten der Psychoszene sowie Scientology.
Während meines Praktikums habe ich an zwei Themen gearbeitet, dem Sabbat- und
Endzeitverständnis der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten (STA) und an
dem Endzeitverständnis amerikanischer Evangelikaler, wie es in der Romanreihe
„Left Behind“ zum Ausdruck kommt. Das erste Thema war neu für mich, über das
zweite hatte ich bereits eine Hausarbeit geschrieben und habe während des Praktikums
lediglich weitere Quellen recherchiert. Die EZW besitzt eine große Sammlung
an Zeitschriften verschiedener religiöser und weltanschaulicher Bewegungen. Die
Auswahl reicht von pfingstlerischen Lifestyle-Illustrierten über antroposophische Erziehungsratgeber,
esoterische Frauenhefte und freidenkerische Politikzeitschriften
bis hin zu satanistischen Jugendmagazinen. Es war für mich sehr aufschlussreich in
diesen Zeitschriften zu lesen. Durch Layout, Themenauswahl und natürlich auch
durch die Texte ist viel über die herausgebenden Vereinigungen zu erfahren. Mit einer
Zeitschrift der STA, Advent Echo, habe ich mich ausgiebig beschäftigt. Anhand
der Artikel von adventistischen Theologen und der Reaktion von Leserinnen und Lesern
habe ich gegenwärtige Veränderungen in der Sondergemeinschaft, welche zur
Freikirche werden möchte, aufgezeigt. Das Streben nach der Mitgliedschaft in der
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, in welcher die STA zur Zeit Gast ist, ist
bemerkenswert für eine Gemeinschaft, die lange Zeit gelehrt hat, die einzigen wahren
Christen zu sein. Dieser exklusive Anspruch wird an der adventistischen Lehre
vom Sabbat deutlich. Diesen zu halten, und zwar am Samstag, sei notwendige Voraussetzung
für wahres Christsein. Sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart
der STA gab und gibt es immer wieder Stimmen, die behaupteten und behaupten,
dass sich in endzeitlichen Auseinandersetzungen, nach Vorbild der Johannesoffenbarung,
die wahren Christen als solche erwiesen, die das Sabbathgebot einhielten.
Adventistische Theologen in Deutschland versuchen traditionelle Lehren der
STA weniger exklusiv zu interpretieren. Viele Mitglieder können dies aber noch nicht
akzeptieren und halten an gewohnten Vorstellungen fest. Positiv zu bemerken ist,
dass die STA im Gegensatz zu autoritären Sondergemeinschaften keine strengen
hierarchischen Strukturen hat, in der Mitglieder das theologische Urteil von AnführerInnen
zu akzeptieren haben.
Die wissenschaftliche Erforschung ist nur eine Seite der Arbeit der EZW; das Erforschte
wird auch dokumentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine
fachlich interessierte Öffentlichkeit hat die Möglichkeit den Materialdienst der EZW zu