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26 MoBo 1 / 2007<br />
Stellungnahme <strong>de</strong>s SETH zum EKD-Impulspapier ‚Kirche <strong>de</strong>r Freizeit‘:<br />
Neuen<strong>de</strong>ttelsau, 14. Januar 2007<br />
Wir begrüßen sehr, dass sich <strong>de</strong>r Rat <strong>de</strong>r EKD mit <strong>de</strong>n Gestaltungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r<br />
Zukunft <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland befasst. In vielen Punkten können wir<br />
<strong>de</strong>n Anregungen <strong>de</strong>r „Kirche <strong>de</strong>r Freiheit“ folgen, einige Anregungen fin<strong>de</strong>n wir zu einseitig<br />
und vielleicht extremer als erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n nehmen wir Stellung zur Ausgestaltung <strong>de</strong>s Pfarrberufes und <strong>de</strong>r<br />
Gemein<strong>de</strong>strukturierung und beziehen uns dabei vor allem auf das fünfte Leuchtfeuer.<br />
Vorab möchten wir betonen, dass auch wir uns für eine Stärkung <strong>de</strong>s Ehrenamtes aussprechen,<br />
die durch eine bessere Schulung und die Übertragung verantwortungsvollerer<br />
Aufgaben erreicht wer<strong>de</strong>n soll. Eine größere Verantwortlichkeit vieler Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r<br />
verhilft zu einem evangelischen Selbstbewusstsein, da sie die I<strong>de</strong>ntifizierung mit Gemein<strong>de</strong><br />
und Glauben för<strong>de</strong>rt. Wir halten es <strong>de</strong>shalb für notwendig, dass das Verantwortungsbewusstsein<br />
<strong>de</strong>s Einzelnen für die Umsetzung eines gelingen<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>lebens<br />
gestärkt wird. Allerdings sollte bei dieser Nutzung <strong>de</strong>s sicher reichlich gegebenen Potentials<br />
nicht aus <strong>de</strong>n Augen verloren wer<strong>de</strong>n, dass es auch schnell zu einem Missbrauch<br />
<strong>de</strong>r Kapazitäten einzelner Personen kommen kann; dies gilt es unter allen Umstän<strong>de</strong>n zu<br />
vermei<strong>de</strong>n. Kritisch sehen wir vor allem die Ordination ausgebil<strong>de</strong>ter Theologen und<br />
Theologinnen ins Ehrenamt zur Sakramentsverwaltung. Es muss klar sein, dass ehrenamtliches<br />
Engagement nicht über die Möglichkeit entschei<strong>de</strong>t, später als or<strong>de</strong>ntliche<br />
Pfarrerin bzw. or<strong>de</strong>ntlicher Pfarrer eingestellt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Hierbei kommt auch die Frage auf, inwiefern es immer möglich sein wird, einen Großteil<br />
<strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>lebens durch ehrenamtliche Arbeit aufrecht zu erhalten. Die Motivation<br />
von Ehrenamtlichen ist eine schwierige, schlecht kalkulierbare Angelegenheit, zu <strong>de</strong>r die<br />
momentane Ausbildung zum Pfarrer bzw. zu Pfarrerin nicht unmittelbar befähigt. Auch<br />
die Koordination und Anleitung vieler Ehrenamtlicher for<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>n Pfarrerinnen und<br />
Pfarrern neue Fähigkeiten. Neben <strong>de</strong>r theologischen wird nun eine enorme soziale Kompetenz<br />
gefor<strong>de</strong>rt.<br />
Diese Aufgaben zu meistern bedarf einer ungeheuer charismatischen Persönlichkeit und<br />
es ist die Frage, ob die meisten Pfarrer und Pfarrerinnen dies zu je<strong>de</strong>r Zeit leisten können,<br />
zumal sie in <strong>de</strong>r Verantwortung zu stehen scheinen, sollte es einmal nicht möglich<br />
sein, genügend Ehrenamtliche zu motivieren, weiterhin die Gemein<strong>de</strong> am Leben zu erhalten.<br />
Im fünften Leuchtfeuer heißt es auf Seite 69: „Pfarrerinnen und Pfarrer bleiben gleichwohl<br />
– vor allem durch ihre klar <strong>de</strong>finierte Amtshandlungszuständigkeit für die Menschen<br />
in <strong>de</strong>r Region – die wichtigsten Ansprechpartner, obschon sie nicht zu je<strong>de</strong>r Zeit und an<br />
je<strong>de</strong>m Ort zu erreichen sind.“ Dieser Argumentation können wir nicht ganz folgen. Ein<br />
Pfarrer o<strong>de</strong>r eine Pfarrerin, <strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r die als „Wan<strong>de</strong>rprediger“ mehrere Gemein<strong>de</strong>n<br />
gleichzeitig in <strong>de</strong>r Hand haben soll, läuft Gefahr, nur noch über die ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
Kontakt zur Gemein<strong>de</strong> zu haben. Es ist fraglich, ob einem „Wan<strong>de</strong>rprediger“ von<br />
<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>r Basis genügend Vertrauen entgegengebracht wer<strong>de</strong>n<br />
kann, um für Seelsorgegespräche o<strong>de</strong>r für theologische Fragen zu Rate gezogen zu<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Das entworfene Pfarrbild enthält eine Verschiebung <strong>de</strong>r Aufgabenschwerpunkte hin zur<br />
fast ausschließlichen Gemein<strong>de</strong>organisation, womit sich die Frage stellt, ob die Ausbildung<br />
zur Pfarrerin und zum Pfarrer durch das Vikariat in seiner momentanen Erscheinung<br />
Examinierte <strong>de</strong>r Theologie dazu überhaupt befähigt. Des Weiteren stellt sich die<br />
Frage, ob ein solches Berufsbild überhaupt noch einer so intensiven theologischen Bildung<br />
bedarf.