(031) Predigt: Mt 27, 33-54 iA (Karfreitag; V) - Allendorf/Ulm
(031) Predigt: Mt 27, 33-54 iA (Karfreitag; V) - Allendorf/Ulm
(031) Predigt: Mt 27, 33-54 iA (Karfreitag; V) - Allendorf/Ulm
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(<strong>031</strong>) <strong>Predigt</strong>: <strong>Mt</strong> <strong>27</strong>, <strong>33</strong>-<strong>54</strong> i.A.<br />
(<strong>Karfreitag</strong>; V)<br />
Kanzelsegen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm<br />
Vater, und dem Herrn Jesus Christus. (Rs.) Amen.<br />
Gottes Wort für den <strong>Karfreitag</strong> ist die Fortsetzung aus den<br />
Lesungen der Passionsandachten im Matthäusevangelium<br />
im <strong>27</strong>. Kapitel:<br />
<strong>33</strong> Und als sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha,<br />
das heißt: Schädelstätte,<br />
34 gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt;<br />
und als er's schmeckte, wollte er nicht trinken.<br />
35 Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie<br />
seine Kleider und warfen das Los darum.<br />
36 Und sie saßen da und bewachten ihn.<br />
37 Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift<br />
mit der Ursache seines Todes: Dies ist Jesus,<br />
der Juden König.<br />
39 Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten<br />
ihre Köpfe<br />
41 Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit<br />
den Schriftgelehrten und Ältesten.<br />
44 Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber, die<br />
mit ihm gekreuzigt waren.<br />
45 Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis<br />
über das ganze Land bis zur neunten Stunde.<br />
46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli,<br />
Eli, lama asabtani das heißt: Mein Gott, mein Gott,<br />
warum hast du mich verlassen<br />
50 Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.<br />
51 Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei<br />
Stücke von oben an bis unten aus.<br />
52 Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen,<br />
und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der<br />
entschlafenen Heiligen standen auf<br />
53 und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung<br />
und kamen in die heilige Stadt und erschienen<br />
vielen.<br />
<strong>54</strong> Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus<br />
bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah,<br />
erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich,<br />
dieser ist Gottes Sohn gewesen!<br />
Votum: Der Herr segne an euch sein Wort. (Rs.) Amen.<br />
Einleitung<br />
Liebe Gemeinde,<br />
es ist unruhig auf der Via Dolorosa, jener Straße, die heute<br />
noch vom ehemaligen Gerichtsgebäude, in dem Jesus verurteilt<br />
wurde, aus der Stadt hinausführt auf einen Hügel vor<br />
den Stadttoren. Golgatha nennen sie diese Erhebung –<br />
Schädelstätte. Denn an diesem schrecklichen Ort werden<br />
die Hinrichtungen vollzogen. In erschreckender Weise<br />
müssen wir feststellen, die Betriebsamkeit und Unruhe, die<br />
heute noch durch Händler und Pilger auf dieser Straße<br />
herrscht, die hat es damals schon gegeben. Da gab es keinen<br />
ruhigen Ort. Leute schreien, Menschen drängeln über<br />
die schmale Gasse. Sie lachen und weinen, eine riesige Unruhe.<br />
Wer glaubt in Jerusalem heute in Ruhe den Kreuzweg<br />
beten zu können irrt. Das ist aber nicht nur heute so,<br />
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sondern auch schon damals, als Jesus diesen Weg gehen<br />
musste. Und selbst, als sie ihn kreuzigen, ist von Andacht<br />
keine Spur. Die einen Lachen beim Würfelspiel, die anderen<br />
lachen über ihn. Selbst die Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt<br />
werden, verspotten Jesus – von dem einen Schächer,<br />
der sich doch noch bekehrte, weiß nur der Evangelist<br />
Lukas.<br />
Doch plötzlich, gegen 12.00 Uhr, wird es still auf dem<br />
Berg Golgatha. Die Sonne verfinstert sich und die, die eben<br />
noch lachten, sind ganz plötzlich muxmäuschenstill. Die<br />
Welt hält den Atem an, die Vögel hören auf zu singen und<br />
die Menschen schweigen. Still stehen sie vor dem Kreuz<br />
Jesu.<br />
Und ebenso plötzlich, gegen 15.00 Uhr, wird diese Stille<br />
durch einen Schrei zerrissen: Eli, Eli, lama asabtani –<br />
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen<br />
Dieser Schrei zerreißt nicht bloß die gespenstische Ruhe.<br />
Dieser Schrei zerreißt die Welt. Mehr noch:<br />
1. Gott zerreißt sich für…<br />
Mit diesem Schrei zerreißt sich Gott selbst – ein Riss zwischen<br />
Vater und Sohn.<br />
Liebe Gemeinde, am Kreuz ist das geschehen, was eigentlich<br />
nicht geschehen kann, was wir Menschen uns nicht<br />
ausdenken, ja was wir für unmöglich und undenkbar halten.<br />
Gerade bei der <strong>Predigt</strong> vom Kreuz scheiden sich die<br />
Geister. Der Apostel Paulus schreibt vom Skandal des<br />
Kreuzes. Es ist ein Ärgernis für die Gebildeten und Weisen<br />
dieser Welt, für gläubige Juden eine Unmöglichkeit.<br />
Gott kann doch nicht sterben. Er kann nicht leiden. So sagen<br />
es alle anderen Religionen. Es war der große Anstoß,<br />
den der Irrlehrer Mohamed nahm, es ist auch die Kritik, die<br />
das rabbinische Judentum bis heute am Christentum hat.<br />
Und selbst in der Kirche gibt es immer wieder Theologen,<br />
die das Kreuz aus der <strong>Predigt</strong> heraushalten möchten.<br />
Aber all diesen Ungläubigen ist nicht klar, wieso Gott so<br />
und nicht anders gehandelt hat. Die Heilige Schrift lässt<br />
hier keinen Zweifel, da ist die Botschaft der Evangelien<br />
eindeutig. Jesus Christus ist der lebendige Gottessohn, in<br />
ihm ist Gott selber Mensch geworden. Und dieser Gott hat<br />
in seiner menschlichen Gestalt wirklich gelitten. Gott hat<br />
erfahren wie es für uns Menschen ist, Schmerzen auszuhalten,<br />
traurig und ängstlich zu sein, Hunger und Durst zu<br />
spüren UND sich vor dem eigenen Tod zu fürchten.<br />
Als Jesus in der Nacht von Gründonnerstag zu <strong>Karfreitag</strong><br />
im Garten Gethsemane betete und im wahrsten Sinne Blut<br />
und Wasser schwitze, da hat er durchlitten, wie es ist, einsam<br />
und verlassen zu sein.<br />
Ich glaube, gerade in der Botschaft vom Kreuz, die heute<br />
ganz besonders im Mittelpunkt unseres Gottesdienstes<br />
steht, liegt, was uns Menschen heilen kann. Gerade weil<br />
wir nicht einen fernen und unnahbaren Gott kennen und<br />
bekennen, haben wir dieser Welt etwas Entscheidendes zu<br />
sagen: Gott hat sich im wahrsten Sinne für uns zerrissen.<br />
Er hat sich bis zum Letzten aufgeopfert, um uns zu retten.<br />
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Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen<br />
das ist ein Zitat aus Psalm 22. Ein Psalm, der das Leiden<br />
besonders zum Thema macht. Wenn Jesus diesen Psalm im<br />
Sterben am Kreuz betet, dann zeigt es uns wiederum Jesus<br />
den Beter, der selbst in der größten Not und Verzweiflung<br />
noch zu Gott, seinem Vater, ruft. Dieser Schrei, der die<br />
Stille durchbricht, er ist, bei aller Zerrissenheit Gottes auch<br />
ein Zeichen seines Vertrauens zu Gott.<br />
2. die, die ihn verlästern und kreuzigen,…<br />
Denn wem sollte er sonst noch vertrauen Seine Jünger<br />
hatten ihn alle im Garten Gethsemane allein gelassen, wir<br />
haben das gestern Abend wieder sehr eindrücklich in der<br />
„Nacht der verlöschenden Lichter miterlebt. Dann, die<br />
Menschen, die in verspotten: Die Schaulustigen, die ihm<br />
zurufen: Der du den Tempel abbrichst und baust ihn<br />
auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes<br />
Sohn bist, und steig herab vom Kreuz!<br />
Oder die Pharisäer, Priester und Schriftgelehrten, die ihn<br />
anschreien: Andern hat er geholfen und kann sich selber<br />
nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige<br />
er nun vom Kreuz herab. Dann wollen wir an ihn<br />
glauben.<br />
Und selbst die beiden Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt<br />
werden, machen sich über ihn lustig. Aber einen Lichtblick<br />
gibt es. Einer von den beiden, so erzählt es das Lukasevangelium,<br />
dieser eine kommt noch im Sterben zum Glauben,<br />
er verteidigt Jesus als EINZIGER! Und darum gilt diesem<br />
einen auch die Verheißung: Wahrlich ich sage dir: Heute<br />
wirst du mit mir im Paradies sein (Lk 23,43b).<br />
Und noch ein anderer kommt unterm Kreuz zum Glauben:<br />
Der Hauptmann, der für die ganze Kreuzigung die Verantwortung<br />
hat. Als der sieht, was alles geschieht, wie dieser<br />
Jesus stirbt, da ergreift es ihn, da versteht er, was auch wir<br />
im Glauben begreifen müssen: Wahrlich, dieser ist Gottes<br />
Sohn gewesen!<br />
Wahrscheinlich war es der gleiche Hauptmann, von dem<br />
im Johannesevangelium berichtet wird, der mit dem Speer<br />
in die Seite stach aus der sich dann Wasser und Blut ergossen<br />
haben. Der hat verstanden: Was Jesus tat, das hat er für<br />
mich getan.<br />
Für alle diese Menschen hat sich Gott so zerrissen, dass<br />
selbst die Natur in diesem Moment aus dem Gleichgewicht<br />
kam: Von Erdbeben wird uns berichtet, die sogar die Felsengräber<br />
in Jerusalem aufgerissen haben, von Toten die<br />
auf der Erde wandelten. Wie genau wir uns das vorzustellen<br />
haben weiß ich nicht. Aber es ist ein starkes Zeichen<br />
für das, was Jesus tat: Er hat mit seinem Tod den Tod besiegt!<br />
Sogar die Verstorbenen hält es da nicht mehr in ihren<br />
Gräbern.<br />
3. … und für uns<br />
Liebe Schwestern und Brüder, am <strong>Karfreitag</strong> zerreißt sich<br />
aber nicht nur Gott, sondern es zerreißt auch der Vorhang<br />
im Tempel. Und das ist ein starkes Zeichen auch für uns<br />
selber und für unseren Glauben. Der Vorhang im Tempel<br />
hatte den Zweck, das Allerheiligste, vom Rest abzutrennen.<br />
Es war ein sichtbares Zeichen für die Unnahbarkeit Gottes.<br />
Nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester hinter diesen<br />
Vorhang treten um dort ehrfürchtig den Namen Gottes aus-<br />
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zusprechen. Wahrscheinlich durch das Erdbeben ausgelöst,<br />
ließ Gott diesen Vorhang zerreißen, der doch aus schwerem<br />
Stoff war. Er ließ ihn zerreißen, damit wir verstehen:<br />
Der Zugang zu Gott ist durch das Opfer Christi wieder frei.<br />
Für dich und für mich ist es geschehen, was Christus auf<br />
Golgatha getan hat. Und so stehen wir mit dem Hauptmann<br />
unter dem Kreuz, heute an diesem Tag. Wir sind mit Jesus<br />
zusammen mit dem Schächer, der zum Glauben kam. Wir<br />
sollen es nur glauben: Jesus Christus, der wahre Sohn Gottes,<br />
hat für uns alle dieses Opfer gebracht. Er hat meine<br />
Schuld auf sich geladen und für mich gelitten, damit ich<br />
ewiges Leben haben werde.<br />
zu sühnen. Da sollen wir stehen und mit dem Hauptmann<br />
vom Kreuz bekennen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn!<br />
(Rs.) Amen.<br />
Kanzelsegen: Der Friede Gottes, der höher ist als alle<br />
Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus<br />
zum ewigen Leben. (Rs.) Amen.<br />
Gehalten in:<br />
• <strong>Allendorf</strong>, 29.03.2013<br />
Was sollte mir denn auch ein unnahbarer Allah bringen<br />
Was soll ich mit den Götzen der Heiden, die doch nur<br />
menschengemacht sind Wie könnte ich nicht glauben,<br />
dass Jesus Christus der Sohn des lebendigen Gottes ist<br />
Ich sehe in dieser Kreuzigung das Handeln des liebenden<br />
Gottes, der sich für mich ganz und gar einsetzt, mir alles<br />
schenkt, damit ich Leben und Seligkeit habe.<br />
Schluss<br />
Liebe Gemeinde,<br />
in die Stille dieses Tages dringt der Todesschrei unseres<br />
Herrn und Heilandes Jesus Christus. Er will uns wecken,<br />
dass auch wir all unser Vertrauen auf ihn allein setzen, dass<br />
wir wissen und glauben: Für uns ist er in dieser Welt erschienen,<br />
hat gelitten und ist gestorben, um unsere Schuld<br />
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