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Dekubitusprophylaxe 131010 - LPZ

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<strong>Dekubitusprophylaxe</strong>


Dekubitus – Ein Problem?<br />

Dekubitalulcera Inzidenz/Deutschland<br />

��Neuentstehungen/Jahr:<br />

Neuentstehungen/Jahr: 400.000 (RKI, 2002)<br />

��Neuentstehungen/Jahr:<br />

Neuentstehungen/Jahr: 750.000 - 1.5 Mio. (ICW,<br />

1998)<br />

Stadium 11°<br />

- tritt am Häufigsten auf<br />

� Fingertest<br />

= bleibende Rötung<br />

Gesundheitsberichterstattung des Bundes<br />

Robert Koch Insitut<br />

2


Rechtliche Aspekte<br />

jeder Betroffene hat Anspruch auf adäquate<br />

pflegerische Versorgung nach aktuellem Stand des<br />

Wissens<br />

� Behandlungs- und Heimgesetz<br />

erfolgt keine adäquate Versorgung:<br />

� § 223 StGB: Fahrlässige Körperverletzung<br />

� § 222 StGB: Fahrlässige Tötung<br />

� § 323c StGB: unterlassene Hilfeleistung


Externe<br />

Qualitätssicherung BQS<br />

�Vergleich bundesweit seit 2001<br />

�Bundesgeschäftsstelle BQS<br />

�Auftraggeber Bundeskuratorium<br />

� Spitzenverbände der Krankenkassen<br />

� Bundesärztekammer<br />

� Deutscher Pflegerat<br />

� Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />

„Dekubitus“ = Generalindikator für pflegerisches Handeln


Externe Qualitätssicherung<br />

Generalindikator <strong>Dekubitusprophylaxe</strong><br />

http://213.239.194.149:8080/Webs/bqs/online/public/faq/themen/dekubitus<br />

� Fragen zum Generalindikator <strong>Dekubitusprophylaxe</strong><br />

�<br />

Die Antworten erhalten Sie, indem Sie die Fragen anklicken.<br />

Was ist das Ziel des Generalindikators <strong>Dekubitusprophylaxe</strong>?<br />

Wie wurde der Generalindikator entwickelt?<br />

Für welche Fälle besteht eine Dokumentationspflicht?<br />

Sind Besondere Einrichtungen gem. § 17b Absatz 1 Satz 15 KHG zur QS-Dokumentation und zur Abgabe der<br />

Sollstatistik verpflichtet?<br />

Ist es möglich, den Datensatz <strong>Dekubitusprophylaxe</strong> auch nach denm 1. Quartal weiter zu dokumentieren?<br />

Welche Daten müssen dokumentiert werden?<br />

Wie ist zu dokumentieren, wenn ein Patient aus einer Abteilung, die nach BPflV abrechnet, in eine Abteilung verlegt<br />

wird, die DRGs abrechnet?<br />

Wer soll dokumentieren?<br />

Wie erfolgt die Datenerfassung und Datenübermittlung?<br />

Wann und wohin müssen die Daten übermittelt werden?<br />

� Weitere Informationen<br />

� Weitere Informationen zum Verfahren, insbesondere Informationen zur Dateneinsendung, erhalten Sie<br />

über die Landesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (LQS) Ihres Bundeslandes:<br />

Link zu den Adressen der Landesgeschäftsstellen<br />

5


Externe Qualitätssicherung<br />

AQuA löst BQS ab<br />

http://www.sqg.de/sqg/upload/CONTENT/Datenservice/aqua_merkblatt_verfahrensuebersicht_2010_14-06-2010.pdf<br />

Weitere Infos http://www.sqg.de/<br />

6


Nationaler Expertenstandard<br />

zur “<strong>Dekubitusprophylaxe</strong>”<br />

Deutsches Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege<br />

Jeder Dekubitusgefährdete erhält eine Prophylaxe,<br />

welche die Entstehung eines Dekubitus verhindert.<br />

Von herausragender Bedeutung ist dabei, dass das<br />

Pflegefachpersonal eine systematische Risikoeinschätzung,<br />

Schulung von Patienten und Betroffenen, Bewegungsförderung,<br />

Druckreduzierung und die Kontinuität prophylaktischer<br />

Maßnahmen gewährleistet.


Nationaler Dekubitusstandard<br />

Strukturkriterien: Die Pflegefachkraft:<br />

S1 – verfügt über aktuelles Wissen und Einschätzungskompetenz<br />

des Dekubitusrisiko aller Patienten.<br />

S2 – beherrscht haut haut-und und gewebeschonende Bewegungs Bewegungs-<br />

Lagerungs Lagerungs- und Transfertechniken.<br />

S3a –verfügt verfügt über die Kompetenz geeignete druckreduzierende<br />

Hilfsmittel auszuwählen.<br />

S4 – kennt neben Druckentlastung weitere geeignete Intervention,<br />

die sich aus der Risikoeinschätzung ergeben.<br />

S5 – verfügt über Fähigkeiten, Informations Informations- und<br />

Schulungsmaterial zur Anleitung und Beratung des Patienten<br />

und seiner Angehörigen zur Eigenbewegung / Druckreduktion.<br />

S6 -gewährleistet gewährleistet die Informationsweitergabe über die<br />

Dekubitusgefährdung an externe Beteiligte.<br />

S7 -verfügt verfügt über die Kompetenz, die Effektivität der<br />

prophylaktischen Maßnahmen zu beurteilen.


Intrinsische Risikofaktoren<br />

Individuelle Risikofaktoren<br />

� eingeschränkte Mobilität oder Immobilität<br />

� sensorische Einschränkungen<br />

� akute Erkrankungen<br />

� gestörte Bewusstseinslage<br />

� sehr hohes Lebensalter<br />

� Gefäßkrankheiten<br />

� schwere chronische oder lebensbedrohliche Erkrankung<br />

� druckinduzierte Schädigung in der Vorgeschichte<br />

� Fehl- und Mangelernährung, Dehydratation<br />

� Medikamente<br />

Evidenzbasierte medizinische Leitlinie Dekubitus (http:// evidence.de)<br />

10


Intrinsische Risikofaktoren<br />

Medikamente<br />

erhöhen aufgrund unterschiedlicher pathophysiologischer Mechanismen das Dekubitusrisiko<br />

� Nichtsteroidale Antiphlogistika können die entzündliche Antwort<br />

auf eine Druckschädigung beeinträchtigen (z.B. Acetylsalicylsäure, Diclofenac)<br />

� Analgetika können Stimuli abschwächen, die normalerweise zu<br />

einer Druckerleichterung führen würden<br />

(z.B. Morphin, Tramadol, Fentanyl, Tilidin, Codein, Metamizol).<br />

� Sedativa und Hypnotika können zu vermehrter Schläfrigkeit<br />

führen und so die Mobilität beeinträchtigen<br />

(z.B. Barbiturate, Benzodiazepine, Chloralhydrat).<br />

� Kreislaufaktive Medikamente können zu einer peripheren<br />

Vasokonstriktion und so zu einer Gewebehypoxie führen<br />

(z.B. Adrenalin, Dopamin, Doputamin, Arterenol).<br />

Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Evidenzbasierte medizinische Leitlinie Dekubitus (http:// evidence.de)<br />

11


Intrinsische Risikofaktoren<br />

� Hautfeuchtigkeit<br />

Feuchtigkeit kann zur Mazeration der Haut führen<br />

und das Dekubitusrisiko erhöhen.<br />

(z.B. bei Urin- und Stuhlinkontinenz, Wundsekrete oder Schweiß)<br />

�<br />

� Transurethraler Blasendauerkatheter<br />

führt zu einer verminderten Durchblutung des Sakralbereichs.<br />

Ursache:<br />

Der Dauerkatheter reizt Blase und Harnröhre (> 8 Std.)<br />

�vermehrte Durchblutung der Harnröhre und –blase,<br />

� verminderte Durchblutung im Os-Sakrum-Bereich<br />

Schlussfolgerung : ein transurethralen Blasendauerkatheter ist<br />

keine <strong>Dekubitusprophylaxe</strong> (Studie, Anna Kristina EK, Schweden)<br />

(Siehe auch vgl. Schröder, G. (2007): <strong>Dekubitusprophylaxe</strong> - eine Frage der Zeit und des Drucks. CNE<br />

Fortbildung und Wissen für die Pflege. Lerneinheit 9 (3):7-10)<br />

12


� Existence of Tissue Blood Flow in<br />

Response to External Pressure in the<br />

Sacral Region of Elderly Individuals –<br />

Using an Optical Probe Prototype<br />

1. Sara Bergstrand 1 ,<br />

2. Toste Länne 1 ,<br />

3. Anna-Christina Ek 1 ,<br />

4. Lars-Göran Lindberg 2 ,<br />

5. Maria Lindén 3 ,<br />

6. Margareta Lindgren 1<br />

� Article first published online: 8 MAR 2010<br />

� DOI: 10.1111/j.1549-8719.2010.00027.x<br />

� © 2010 John Wiley & Sons Ltd<br />

� Issue<br />

�<br />

� Microcirculation<br />

� Volume 17, Issue 4, pages 311–319, May 2010<br />

13


Extrinsische Risikofaktoren<br />

Die Faktoren Druck und Zeit<br />

werden als die kausalen Faktoren angesehen !<br />

�<br />

Intrinsischen Risikofaktore stellen insbesondere<br />

dann eine Dekubitusgefährdung dar,<br />

wenn Sie in Kombination mit den Faktoren Druck<br />

und Zeit auftreten!<br />

�<br />

Dementsprechend sind pflegerische Maßnahmen,<br />

die nicht den Druck oder die Zeit verändern auch<br />

weniger effektiv, z.B. hautpflegerische Maßnahmen.<br />

14


Körperstellen die gefährdet sind!<br />

- Prädilektionsstellen -<br />

Dekubitus<br />

Körperareale mit konvexen Knochenstrukturen<br />

(Wölbung des Knochen nach außen)<br />

sind stark gefährdet!<br />

15 mahnke<br />

CareConcept


Extrinsische Risikofaktoren<br />

Reibungskräfte<br />

entstehen durch aktive oder passive<br />

Bewegungen, wie<br />

- Rutschen<br />

- Schleifen und Scheuern über das Laken<br />

- Hochziehen des Patienten<br />

�<br />

Reibungskräfte führen in Kombination<br />

mit den Faktoren<br />

„Druck & Zeit“ zur Dekubitusentwicklung<br />

16


Scherkräfte<br />

entstehen durch Verschiebung verschiedene<br />

Gewebeschichten beim Haften der Haut an einer<br />

Kontaktfläche (z. B. eines Antidekubitus-Systems)<br />

�<br />

Reibungskräfte führen in Kombination<br />

mit den Faktoren „Druck & Zeit“ zur Dekubitusentwicklung .<br />

Weitere Infos: http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2007/1388/pdf/diesing_peter.pdf<br />

Druckgeschwür entsteht<br />

an untypischer Stelle!<br />

17


Extrinsische Risikofaktoren<br />

Das Mikroklima<br />

bildet sich aufgrund der Austauschprozesse von<br />

Wärme und Feuchtigkeit zwischen Patient und<br />

Hilfsmittel<br />

�<br />

Es wird vom physikalischen Verhalten des<br />

Antidekubitus-Systems beeinflusst sowie<br />

von den Mechanismen der Wärmeabgabe des<br />

Menschen<br />

�<br />

Eine Temperaturerhöhung im Gewebe<br />

+ steigert den Sauerstoff- und Energieverbrauch<br />

+ verstärkt die Transpiration<br />

Weitere Infos: http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2007/1388/pdf/diesing_peter.pdf<br />

18


Das Mikroklima<br />

Aus einer Ansammlung von Feuchtigkeit resultiert:<br />

- eine Vergrößerung der potentiellen Reibungskräfte<br />

- eine Verringerung der Festigkeit der Epidermis<br />

�<br />

Im Gegensatz zur mechanischen Belastung<br />

kann die Entstehung eines Dekubitus durch<br />

ein schlechtes Mikroklima zwar nicht ausgelöst,<br />

wohl aber gefördert werden.<br />

Weitere Infos: http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2007/1388/pdf/diesing_peter.pdf<br />

19


Risikofaktoren der Dekubitus Dekubitus-Entstehung<br />

Dekubitus Dekubitus-Entstehung Entstehung<br />

Immobilisierung<br />

Scherkräfte<br />

Quelle: Der Dekubitus, Deutsches Ärzteblatt 88, Heft 40, Okt.1991<br />

Anhaltender Druck<br />

Störung der<br />

Mikrozirkulation<br />

Ischämie<br />

Dekubitus<br />

Störung der<br />

Mikrozirkulation<br />

schwere<br />

Grunderkrankung<br />

Durchblutungsstörungen<br />

Kachexie<br />

Eiweißmangel


<strong>Dekubitusprophylaxe</strong><br />

Allgemeine Hinweise<br />

Tops & Flops<br />

Weitere Infos: DNQP Expertenstandard „Dekubitusproprohylaxe“


<strong>Dekubitusprophylaxe</strong><br />

Druckentlastung durch aktive Bewegungsförderung<br />

siehe DNQP Expertenstandard


Druckentlastung durch aktive<br />

Bewegungsförderung<br />

Priorität in der <strong>Dekubitusprophylaxe</strong> hat die Förderung der<br />

Eigenbeweglichkeit!<br />

• Information Patienten/ Angehörige über Dekubitusgefährdung<br />

und Maßnahmen<br />

• Schulung und Beratung Patienten/ Angehörige<br />

- Eigenbeweglichkeit /Druckentlastung<br />

- sowie anderer Maßnahmen (Ernährung)<br />

• Individuellen Bewegungsplan ( Absprache Patienten )<br />

•Zur Unterstützung<br />

- Info- Broschüre „ Atmen und Bewegen“<br />

- Gesprächsleitfaden


Individueller Bewegungsplan<br />

Bei Patienten, die laut Risikoeinschätzung hoch gefährdet sind<br />

oder schon einen Dekubitus aufweisen, werden die individuellen<br />

Bewegungspläne zur Dokumentation der Bewegungen und<br />

Lagerungen benutzt und nicht der Durchführungsnachweis.<br />

Hautinspektion bei jeder Lagerung durchführen. Bei Rötung<br />

Fingertest, falls positiv, Zeitintervalle verkürzen.


<strong>Dekubitusprophylaxe</strong><br />

Aufklärung des Patienten/Angehörige<br />

zur Dekubitusgefährdung<br />

und<br />

Absprachen zur Maßnahmenplanung


Gesprächsleitfaden zur Patientenschulung!<br />

• Aufklärung des Patienten/ Angehörige über Dekubitusgefährdung und<br />

Maßnahmen<br />

�dem Patienten wird mit verständlichen Worten erklärt:<br />

� Was die Krankheit Dekubitus bedeutet<br />

� Welche Ursachen diese Krankheit hat<br />

� Was er persönlich dazu beitragen kann, diese Krankheit zu verhindern<br />

� Hautbeobachtung, -pflege<br />

�ausreichende Ernährung<br />

�Bewegungsübungen und Lagerungsänderungen<br />

� Anleitung zu den Bewegungs- und Lagerungsänderungen<br />

�Die Körperbereiche, an denen Druckgeschwüre auftreten können<br />

�Bei Schmerzen, Druckgefühl oder starkem Brennen an diesen Stellen sofort<br />

beim Pflegepersonal melden<br />

�Welche Bewegungsänderung in welchem Zeitintervall


� 10 Tagen<br />

Interne / Intrinsische Faktoren<br />

Ruhigstellung/Immobilität & körperliche Auswirkungen<br />

� Kapselgewebe erschlafft -> Instabilität im Gelenk<br />

� 30 Tagen<br />

� fehlender Zug auf den Sehnen<br />

-> die Belastbarkeit nimmt um 20% ab (Tabary 19972)<br />

� Adhäsion der Gelenkkapsel/des Knorpels<br />

-> Knorpel baut sich ab<br />

(Mink et al. 2001)<br />

27


� 60 Tagen<br />

Interne / Intrinsische Faktoren<br />

Ruhigstellung/Immobilität & körperliche Auswirkungen<br />

� Drucknekrosen an den Gelenkflächen -> Knorpelabbau<br />

� Muskeln, Sehnen, Bänder, Knochen, Knorpel & Gelenkapsel bauen sich ab<br />

(biochemische/strukturelle Veränderungen)<br />

� Verminderung der Belastbarkeit, Dehnung<br />

-> zunehmende Versteifung<br />

-> Verknöcherung des Gelenkes -> Kontraktur<br />

28


Druckentlastung durch Bewegungs Bewegungs- Bewegungs Bewegungs- und<br />

Lagerungstechniken<br />

Positionswechsel – Mikrolagerung - Annahmen<br />

�� Der gesunde Mensch führt kleinste Körperbewegungen alle<br />

paar Minuten durch<br />

�� Kleinste Bewegungen führen zur Druckentlastung<br />

�� Durchführung mit kleinen Kissen oder Keilen<br />

� Quelle: Expertenstandard <strong>Dekubitusprophylaxe</strong>2000, (Cullum et al.1995, Clark 1998, Barbanel 1986)


DP2 Druckentlastung durch Bewegungs Bewegungs- Bewegungs Bewegungs- und<br />

Lagerungstechniken


DP2 Druckentlastung durch Bewegungs Bewegungs- Bewegungs Bewegungs- und<br />

Lagerungstechniken


DP2 Druckentlastung durch Bewegungs Bewegungs- Bewegungs Bewegungs- und<br />

Lagerungstechniken<br />

�A-V-T Lagerung<br />

�30°-Lagerung<br />

�90°-Lagerung<br />

�135° Lagerung<br />

�…<br />

- siehe Expertenstandard <strong>Dekubitusprophylaxe</strong> -


Empfehlung in belgischer Leitlinie<br />

Semiflower - Position<br />

Defloor, T.; van den Brosschke; Derre B.; Feyaerts, S.; Grypdonck, M.: Belgische Richtlijnen voor<br />

Decubituspreventie. Academia Press 2002. www.decubitus.be<br />

33


<strong>Dekubitusprophylaxe</strong><br />

Druckentlastende Maßnahmen im Sitzen


Druckentlastende Maßnahmen im Sitzen<br />

Die Druckbelastung ist im Sitzen höher als im Liegen!<br />

• Information Patienten/ Angehörige über Dekubitusgefährdung und<br />

Maßnahmen<br />

• Individuellen Bewegungsplan in Absprache mit dem Patienten<br />

erstellen<br />

• Je nach Gefährdungsgrad regelmäßigen Positionswechsel im Sitzen<br />

sowie eine Weichlagerung individuell mit und für den Patienten planen<br />

Je höher die Gefährdung, desto kürzer der Zeitraum der sitzenden<br />

Position (niemals länger als zwei Stunden)<br />

• Hautinspektion nach der sitzenden Position bei hochgefährdeten<br />

Patienten<br />

- wenn reaktive Rötung, Positionswechsel im Sitzen<br />

• Fingertest bei Rötung<br />

- wenn positiv , sitzende Position vermeiden, auf jeden Fall<br />

Weichlagerungskissen


Druckentlastende Maßnahmen im Sitzen<br />

Die Druckbelastung ist im Sitzen höher als im Liegen!<br />

Gefährdete Körperstelle im Sitzen<br />

�� 60 60° Hochlagerung im Bett<br />

�� Ferse<br />

�� Sitzbeinhöcker<br />

�� 90 90° Hochlagerung<br />

�� Kreuzbein<br />

�� Druckentlastend<br />

�� Stühle mit Armlehen<br />

�� Füße müssen Bodenkontakt haben<br />

�� oder auf Fußtritt vom Rollstuhl stehen<br />

Defloor/ Grypdonck 1999


.<br />

Ei Einsatz nsatz von speziellen Weichlagerungskissen für<br />

den sitzenden Patienten<br />

Ab mittlerer Gefährdung, wenn<br />

bedingt durch Krankheitsverlauf<br />

abzusehen ist, dass bei längerem<br />

Sitzen ein Zusammenbruch der<br />

Gewebekompensation droht.<br />

Oder bei vorhandenem Dekubitus<br />

Nicht länger als zwei Stunden!<br />

37


<strong>Dekubitusprophylaxe</strong><br />

Transfertechniken zur Vermeidung von<br />

Scherkräften durch Bewegungs Bewegungs- Bewegungs Bewegungs- und<br />

Lagerungstechniken


<strong>Dekubitusprophylaxe</strong><br />

Druckreduzierung durch geeignete<br />

Lagerungshilfsmittel


Auswahl<br />

der richtigen Pflegemaßnahme<br />

des richtigen Hilfsmittels<br />

�<br />

Individuellen<br />

Risikofaktoren<br />

des Bewohners<br />

�<br />

zur<br />

Verfügung<br />

stehende<br />

Ressourcen<br />

40 mahnke<br />

CareConcept


Druckreduzierung durch geeignete<br />

Lagerungshilfsmittel<br />

Kontinuierliche Bewegungsanbahnung und<br />

Lagerungen stehen an erster Stelle bei der<br />

Auswahl der Maßnahmen.<br />

Alle Weichlagerungssysteme reduzieren die<br />

Eigenbeweglichkeit des Patienten!!


Hilfsmittel zur Druckreduzierung<br />

Lagerungshilfsmittel, die nicht mehr<br />

angewendet werden dürfen!<br />

Luft Luft- Schaumstoffringe, ausgeschnittene<br />

Schaumstoffmatratzen<br />

dürfen nicht mehr angewandt werden, da sich der Druck an den<br />

aufliegenden Körperstellen extrem erhöht und die freigelegten<br />

Hautareale minderdurchblutet werden.<br />

Echte Felle /künstlicher Felle<br />

Echte Felle keine Druckentlastung, jedoch vermeiden sie<br />

Scherkräfte, in Klinik nicht denkbar!<br />

Expertenstandard: <strong>Dekubitusprophylaxe</strong>/2000 (Marchand/ Lidowski 1993)


Druckreduzierung<br />

Lagerungshilfsmittel, die nicht mehr<br />

angewendet werden dürfen!<br />

Einzelne Wasserkissen erhöhen den Auflagedruck,<br />

da keine ausreichende Einsinktiefe gewährleistet werden<br />

kann.<br />

Wasserbetten in Wirkung reduziert bei geringgradiger<br />

Oberkörperhochlagerung,<br />

da Wasser entsprechend der Schwerkraft zum tiefsten Punkt fließt und<br />

dadurch die Druckverteilung nicht mehr gewährleistet wird.<br />

Expertenstandard: <strong>Dekubitusprophylaxe</strong>/2000<br />

43


Kapillardrücke<br />

Druckmessung - Kapillardruck<br />

Messbereich mmHg Durchschnitt mmHg<br />

Arteriolen 21 – 48 32<br />

Spitze der<br />

Kapillarschleife 18 – 32 20<br />

Venolen 6 – 18 12<br />

Kapillardruckmessung von Landis<br />

(Kardiologische Arbeit von 1931)<br />

Der durchschnittliche Druck in den Arteriolen beträgt 32 mmHg mmHg,<br />

Quelle: „Micro-Injection Studies of Capillary Blood Pressure in<br />

Human Skin“ by Eugen M. Landis, 1931 (from the Cardiac<br />

Department, University Colege Hospital School)<br />

in den Venolen 12 mmHg


Druckreduzierung durchgeeignete<br />

Lagerungshilfsmittel<br />

Auf allen Weichlagerungssystemen muss<br />

weiter gelagert werden, um den venösen<br />

Kapillardruck zu unterschreiten und einen<br />

Abtransport von sauren Stoffwechselprodukten<br />

zu ermöglichen.


Die drei wichtigsten Aspekte<br />

x Beachtung des arteriellen und venösen Kapillardrucks<br />

x Die Druckentlastung eines Systems muss unterhalb des<br />

venösen Verschlussdruckes liegen<br />

x Langanhaltender Druck ohne Druckentlastung schädigt<br />

das Gewebe


Fazit<br />

zur Vermeidung und Therapie von<br />

Druckgeschwüren ist die<br />

Unterschreitung des venösen Verschlussdruckes<br />

unerlässlich!<br />

Daher muss zusätzlich gelagert werden!


Druck<br />

Druck<br />

Die Wirkung von Druck<br />

Quelle: “Etiology of Decubitus Ulcers” by Michael<br />

Kosiak, M.D., Minneapolis; (Read at the 3rd<br />

International Congress of Physical Medicine, Session<br />

on Diseases, Washington, D.C.,August 24, 1960)<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

Kein Gewebeschaden<br />

Ätiologie von Dekubitalulcera ( von Kosiak, 1961)<br />

Test. im Tierversuch<br />

Messung: Vergleich konstanter Druck, versus intermittierender<br />

Druck<br />

Ergebnis: konstant niedriger Druck<br />

= deutlicher Gewebeschaden<br />

intermittierend hoher Druck<br />

= kein bis geringer Gewebeschaden<br />

Schwerer Gewebeschaden


Weichlagerung<br />

Bei den Weichlagerungen wie Antidekubitusschaumstoffmatratzen<br />

wird die Auflagefläche des<br />

Körpers durch konturengerechte Einsinken in das System<br />

vergrößert – und damit der Auflagedruck verringert.


Weichlagerung: Einsatz Schaumstoffmatratzen<br />

� Einsatz der Schaumstoffmatratze zur<br />

<strong>Dekubitusprophylaxe</strong> bis Dekubitus Grad II<br />

� Oberbau aus viscoelastischem Schaum<br />

Unterbau aus hochwertigem offenporigem<br />

Polyetherschaum<br />

� Luftdurchlässig und zu 80% atmungsaktiv<br />

� 40kg bis 120kg/ Körpergewicht<br />

� Patienten dürfen auch bei einem Körpergewicht<br />

über 120 kg auf der Matratze verbleiben,<br />

solange Sie keinen Dekubitus trotz Lagerung<br />

und Matratze erleiden.<br />

Eigenschaften<br />

� optimale Druckverteilung<br />

konturengerechte Einsinken<br />

(Hängematteneffekt entfällt)<br />

� Erhaltung der Mobilität<br />

� Förderung der Eigenbewegung des Patienten<br />

� Schmerztherapie<br />

� bei Rückenproblemen<br />

� angenehmer Liegekomfort bei reduziertem<br />

Allgemeinzustand<br />

Weitere Infos: http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2007/1388/pdf/diesing_peter.pdf<br />

50


Wechseldrucksysteme<br />

�� Kleinzellige Wechseldrucksysteme bewirken keine ausreichende<br />

Druckentlastung, um eine entsprechende Sauerstoffsättigung im<br />

Gewebe zu erreichen. ( (Houle Houle 1969 Auflagedruck sogar höher<br />

als Normalmatratratze)<br />

�� Großzellige Wechseldruckmatratzen müssen sicherstellen, dass<br />

auch der venöse Rückfluss im Kapillarbereich gewährleistet wird.<br />

Schröder in Pro Alter Sonderdruck Mai 2002 Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

Grundsatzstellungnahme Dekubitus MDK Stand Juni 2001


Wechseldrucksysteme<br />

� Kleinzellige Wechseldrucksysteme bewirken<br />

keine ausreichende Druckentlastung, um eine<br />

entsprechende Sauerstoffsättigung im Gewebe<br />

zu erreichen.<br />

�Houle, 1969: Auflagedruck sogar höher als Normalmatratze<br />

� Großzellige Wechseldruckmatratzen müssen<br />

sicherstellen, dass auch der venöse Rückfluss im<br />

Kapillarbereich gewährleistet wird.<br />

� Breite der Luftkammern > 12 cm<br />

(Schröder 2007)<br />

Schröder in Pro Alter Sonderdruck Mai 2002 Kuratorium Deutsche Altershilfe , Grundsatzstellungnahme Dekubitus MDK Stand Juni 2001<br />

52


Mikrostimulationssysteme<br />

� Arbeitsprinzip: Wahrnehmungsförderung und Weichlagerung.<br />

� Passiven Systemen,<br />

eine Stimulation der Körperwahrnehmung allein durch die<br />

Rückkopplung<br />

von vorhandenen Eigenbewegungen erreichen.<br />

� Aktive Systeme<br />

Ansteuerung der Unterfederung durch unterschiedliche<br />

Stimulationsmuster<br />

(Welle, Rotation, Schiefe Ebene, Spezial, Statisch) -> auf den<br />

Patienten.<br />

53


Schwierigkeitsgrad:<br />

Komplikationen vermeiden<br />

�� Pneumoniegefahr<br />

�� Kontrakturengefahr<br />

�� Reduktion/Verlust der Restmobilität<br />

�� Reduktion/Verlust des Körperschemas<br />

(Körperkoordination)<br />

�� Reduktion/Verlust des Körpergefühls<br />

(Tiefensensibilität)<br />

�� Entwicklung einer Überlaufblase<br />

�� …<br />

54


Ein Ein Dekubitalulcera Dekubitalulcera ist ist ein ein<br />

schmerzendes schmerzendes Ereignis Ereignis<br />

�Eines der wesentlichsten Themen von Dekubituspatienten<br />

ist das Schmerzerleben (DNQP 2007).<br />

�Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) ordnet die<br />

Intensität von Dekubitusschmerzen der Kategorie<br />

„stärkster Schmerzen“ zu, vergleichbar mit Knochen- oder<br />

Nervenschmerzen (Schröder 2007).<br />

�Dekubitalulcera höheren Grades sind schmerzintensiver<br />

als die niedrigeren Grades (Rook 1997).<br />

� Kontinuierliche Einschätzung und Dokumentation der<br />

Schmerzsituation (DNQP 2007) & adäquates<br />

Schmerzmanagement einzuleiten.<br />

55


Dekubitusklassifizierung<br />

Problemstellung


Nutzung unterschiedlicher Klassifikationssystem und deren Auslegung<br />

L89.1- Dekubitus<br />

ICD 10<br />

ICD-10-GM 2010<br />

http://www.lumrix.de/icd.php?f=lumrix-get&r=l/l89.xml<br />

- mono- und interdiziplinär -<br />

� Hinweis:<br />

Kann der Grad eines Dekubitalgeschwüres nicht<br />

sicher bestimmt werden, ist der niedrigere Grad zu<br />

kodieren.<br />

1. Grades<br />

� Druckzone mit nicht wegdrückbarer Rötung bei intakter Haut<br />

2- Dekubitus 2. Grades<br />

� Dekubitus [Druckgeschwür] mit Abschürfung<br />

� Dekubitus [Druckgeschwür] mit Blase<br />

� Dekubitus [Druckgeschwür] mit Teilverlust der Haut mit<br />

Einbeziehung von Epidermis und/oder Dermis<br />

� Dekubitus [Druckgeschwür] mit Hautverlust o.n.A<br />

.<br />

Dekubitus 3. Grades<br />

� Dekubitus [Druckgeschwür] mit Verlust aller Hautschichten mit<br />

Schädigung oder Nekrose des subkutanen Gewebes, die bis<br />

auf die darunterliegende Faszie reichen kann<br />

Dekubitus 4. Grades<br />

Dekubitus [Druckgeschwür] mit Nekrose von Muskeln,<br />

Knochen oder stützenden Strukturen (z.B. Sehnen oder<br />

Gelenkkapseln)<br />

Dekubitus, Grad nicht näher bezeichnet 57


Nicht jede Hautrötung ist ein<br />

Dekubitus<br />

� Defloor et al. (2006) zeigten in einer Studie auf, dass die richtige<br />

Zuordnung der Stadien eine Schwierigkeit in der pflegerischen Praxis<br />

darstellt.<br />

� Größte Schwierigkeiten gaben die Pflegenden bei<br />

�- der Identifizierung des Stadiums 1<br />

�- die Abgrenzung zu Inkontinenzläsionen (z.B. Mazeration der<br />

Haut) an (DNQP 2007).<br />

Mazeration der Haut treten eher an Dekubitus untypischen Stellen<br />

auf, wobei die mazerierte Haut eher geschwollen und nass sowie<br />

purpurn verfärbt ist (Schröder 2007).<br />

Der Fingerdruck-/Lupentest hilft häufig das Stadium 1 eines<br />

Dekubitus zu erkennen (Abb. 1 - 3).<br />

58


Selbsttest zur Wundeinschätzung<br />

Hinweis:<br />

bzgl. der Dekubitusgrade<br />

�Unter http://www.epuap.org kann die europäische<br />

Richtlinie zur <strong>Dekubitusprophylaxe</strong> und -therapie<br />

abgerufen werden sowie ein Selbsttest zur<br />

Wundeinschätzung bzgl. der Dekubitusgrade<br />

(http://www.decubitus.be/elearning/overzicht.html)<br />

59

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