Textteil Regionalplan - RPV Oberes Elbtal/Osterzgebirge
Textteil Regionalplan - RPV Oberes Elbtal/Osterzgebirge
Textteil Regionalplan - RPV Oberes Elbtal/Osterzgebirge
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 72 <strong>Regionalplan</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Elbtal</strong>/<strong>Osterzgebirge</strong><br />
1. Gesamtfortschreibung 2009<br />
7.5 Luftreinhaltung und Klimaschutz<br />
Karte: Die siedlungsklimatisch bedeutsamen Bereiche sind als „Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete“<br />
sowie „Frisch- und Kaltluftbahnen“ in Karte 3 „Landschaftsbereiche<br />
mit besonderen Nutzungsanforderungen“ ausgewiesen.<br />
Hinweis: Die siedlungsklimatisch bedeutsamen Bereiche sind auch Bestandteil der<br />
Regionalen Grünzüge (s. Kap. 6.2).<br />
7.5.1 (Z) Die Funktionsfähigkeit der siedlungsklimatisch bedeutsamen Bereiche ist,<br />
auch unter Beachtung des prognostizierten Klimawandels, hinsichtlich Größe,<br />
Durchlässigkeit und Qualität der Vegetationsstrukturen zu erhalten. Dazu sind:<br />
o „Kaltluftentstehungsgebiete“ und „Kaltluftbahnen“ von großflächigen Aufforstungen<br />
und Versiegelungen, abriegelnden Be- und Verbauungen<br />
sowie von luftschadstoffemittierenden Anlagen freizuhalten<br />
o die Waldbestände der „Frischluftentstehungsgebiete“ zu erhalten, in<br />
strukturreiche Waldbestände umzubauen und, falls ihr Wirkungsbereich<br />
in belastete Siedlungsgebiete hineinreicht, ggf. zu erweitern.<br />
Begründung zu 7.5.1 (Z)<br />
Gemäß Z 4.5.1 LEP sind in den Regionalplänen siedlungsrelevante Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete<br />
sowie Frisch- und Kaltluftbahnen auszuweisen.<br />
Bebaute und versiegelte Gebiete sind gekennzeichnet durch eine hohe Wärme- und Schadstoffbelastung<br />
aufgrund der Auswirkungen strahlungsreicher Hochdrucklagen mit hoher Lufttemperatur bei geringer<br />
Luftbewegung und mit nachfolgender Akkumulation von Immissionen. In Verdichtungsräumen<br />
mit reduziertem bis fehlendem (thermischen) Luftaustausch, v. a. in austauscharmen Tal- und Beckenlagen<br />
verstärken sich die Belastungseffekte. Hohe sommerliche Wärmebelastung, verbunden mit<br />
der Häufigkeit austauscharmer Wetterlagen (Inversionslagen), ist vor allem für das dicht besiedelte<br />
<strong>Elbtal</strong> zu verzeichnen. Wärmebelastungen und häufige Inversionslagen gelten auch für das untere<br />
<strong>Osterzgebirge</strong> und sein Vorland. Es besteht Sanierungsbedarf sowie Entwicklungsbedarf durch Anbindung<br />
an wirksame Ausgleichsräume. Auch angesichts bereits nachgewiesener und prognostizierter<br />
Klimatrends für die kommenden Jahrzehnte gewinnen die Sicherung schadstofffreier Kalt- und Frischluftbahnen<br />
sowie deren Regeneration zunehmend an Bedeutung als Zukunftsvorsorge.<br />
Unter einem Kaltluftentstehungsgebiet versteht man eine Fläche, welche die auf ihr lagernde Luft<br />
abkühlt und damit Kaltluft produziert. Hierbei sind jedoch nur die nächtlichen Ausstrahlungsvorgänge<br />
planungsrelevant. Die physikalischen Eigenschaften von Erdboden und Bewuchs bestimmen das<br />
Ausmaß der nächtlichen Abkühlung, die 0,2 bis 2 K/h für die Kaltluftproduktion erreichen kann. Die<br />
Kaltluftproduktion ist in eng bebauten Gebieten gleich Null, auf den Freiflächen dagegen sehr groß;<br />
z. B. erreichen Heide/Gehölz etwa 8 m³/m²/h, Äcker/Wiesen etwa 12 m³/m²/h. Die in der Karte 3 dargestellten<br />
Kaltluftentstehungsgebiete sind überwiegend landwirtschaftlich genutzte Flächen, die im<br />
Zusammenhang mit einem möglichen Kaltluftabfluss in Richtung besiedelter Bereiche stehen. Die in<br />
der Nacht gebildete Kaltluft fließt im geneigten Gelände dem Gefälle nach schubweise ab, und zwar in<br />
Abhängigkeit von der Hangneigung (mindestens 1°) und der Rauhigkeit der Oberfläche. Die in der<br />
Karte 3 dargestellten Kaltluftbahnen sind dem Teil des relevanten Kaltluftentstehungsgebietes zugeordnet,<br />
welches dem diesbezüglichen Gewässereinzugsgebiet entspricht, wobei eine Mindestgröße<br />
von etwa 10 ha erreicht wird, keine größeren Abflussbarrieren und luftschadstoffemittierende Verursacher<br />
existieren sowie i. d. R. eine siedlungsgerichtete Hangneigung ab 5° vorhanden ist. Frischluftentstehungsgebiete<br />
sind größere zusammenhängende, siedlungsnahe Waldflächen mit besonderer regionaler<br />
Klimaschutzfunktion. Diese Waldbestände verbessern das Klima und die Luftqualität durch<br />
Luftaustausch infolge von Temperaturunterschieden. Zudem verstärkt der Wald Luftturbulenzen, wodurch<br />
die Luftqualität ebenfalls verbessert wird. Die in der Karte 3 dargestellten Frischluftentstehungsgebiete<br />
befinden sich ganz oder teilweise innerhalb eines 5 km umfassenden Kreises um eine besiedelte<br />
Fläche mit einer Mindestgröße von 200 ha. Die zusammenhängenden Waldflächen haben eine<br />
Mindestgröße von etwa 50 ha. Die in der Karte 3 dargestellten Frischluftbahnen sind dem jeweiligen<br />
Frischluftentstehungsgebiet zugeordnet.