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Textteil Regionalplan - RPV Oberes Elbtal/Osterzgebirge

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Seite 64 <strong>Regionalplan</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Elbtal</strong>/<strong>Osterzgebirge</strong><br />

1. Gesamtfortschreibung 2009<br />

Durch die Landbewirtschaftung und die Emissionen in die Atmosphäre beeinflusst der Mensch den<br />

Prozess der Versauerung. Ursache der forcierten, unnatürlichen Bodenversauerung sind die anthropogenen,<br />

säurebildenden Schwefel- und Stickstoffemissionen.<br />

Betroffen von der anthropogen bedingten Bodenversauerung und der damit verbundenen Stoffmobilisation<br />

sind die Lebensraumfunktion für Tiere und Pflanzen, die Regulationsfunktion im Stoffhaushalt<br />

und die Produktionsfunktion von Waldstandorten. Darüber hinaus gelangen die Säuren und mobilen<br />

Verbindungen über das Bodenwasser in die Gewässer mit den entsprechenden negativen Auswirkungen<br />

auf die Gewässerbiozönose [Lebensgemeinschaft der in einem bestimmten Gewässertyp lebenden<br />

Pflanzen und Tiere, inkl. der Mikroorganismen, die voneinander abhängig sind und mit der unbelebten<br />

Umwelt in Wechselbeziehungen stehen] und die Grundwasserbeschaffenheit. Infolge der Bodenversauerung<br />

werden auch im Boden befindliche Schwermetalle mobilisiert.<br />

Von der anthropogen bedingten Bodenversauerung sind die Böden unter Wald besonders betroffen,<br />

weil<br />

o Wald meist auf Böden mit geringem Säurepuffervermögen (landwirtschaftliche Grenzertragsböden)<br />

und in niederschlagsreichen, klimatisch exponierten Lagen (z. B. <strong>Osterzgebirge</strong>)<br />

steht<br />

o Wald durch die große Blatt- bzw. Nadeloberfläche die - sauren - Luftemissionen im besonderen<br />

Maße filtert und an den Boden weitergibt<br />

o Wald lange Zeit durch hohen Biomasseentzug bis in das 19. Jahrhundert hinein übernutzt<br />

(Streunutzung, Schneitelung etc.) wurde.<br />

Eine Stabilisierung anthropogen versauerter Waldböden erfolgt durch eine angemessene Bodenschutzkalkung<br />

zur Förderung eines naturnahen Bodensäurestatus. Dabei sind Beeinträchtigungen des<br />

standortspezifischen Nährstoffhaushaltes, der Bodenorganismen und der Bodenvegetation zu vermeiden.<br />

Der Umbau von Nadelbaumforsten zugunsten der Entwicklung von naturnahen, ökologisch stabilen<br />

Mischwaldbeständen vermindert eine weitere Versauerung der Waldböden.<br />

Auf landwirtschaftlich genutzten Kulturböden wird im Regelfall der Säurezustand des Bodens durch<br />

Düngung und Kalkung stabil gehalten (pH-Wert Acker > 6,0 und Grünland > 5,0), so dass ein optimales<br />

Wachstum der angebauten Kulturart möglich ist. Besonders die Waldstandorte des Erzgebirges<br />

sind durch Versauerung gefährdet. Das natürliche Pufferungsvermögen der Ökosysteme gegenüber<br />

anthropogen bedingter Versauerung ist im Bereich basenarmer Gesteine des Erzgebirgskristallins<br />

einschließlich daraus hervorgegangener Substrate und Böden kaum vorhanden.<br />

In den oberen Lagen des Erzgebirges sind die Gehalte an Hydrogenkarbonat als Puffersubstanz sehr<br />

rückläufig. Zunehmende Versauerung ist dort mit Zunahmen der Sulfat- und Nitratgehalte sowie der<br />

Freisetzung von Aluminiumionen verbunden. Letztere werden bei pH-Werten unter 5 verstärkt freigesetzt.<br />

Freie Aluminiumionen belasten als Zellgift das Trinkwasser bereits in geringen Konzentrationen<br />

und lösen Fischsterben in Gewässern aus. Bei niedrigen pH-Werten erfolgt in den oberen Lagen des<br />

Erzgebirges zusätzlich eine Freisetzung von Spuren der natürlich (geogen) in den Gesteinen vorhandenen<br />

Schwermetalle (Cadmium, Kupfer, Nickel, teilweise Blei), jedoch weit unterhalb der Grenzwerte<br />

der Trinkwasserverordnung.<br />

Aueböden mit Anhaltspunkten für das großflächige Auftreten von hohen Schwermetallgehalten<br />

Schwermetalle treten in Böden naturbedingt in Abhängigkeit vom geologischen Ausgangsgestein und<br />

natürlichen Prozessen mit dem Ergebnis der Verarmung oder Anreicherung in unterschiedlichen Mengen<br />

und Verfügbarkeiten auf und sind nicht abbaubar. Anthropogen wird die Disponibilität (Verfügbarkeit)<br />

der Schwermetalle durch die Immissionen in Luft, Gewässern und Böden gravierend erhöht.<br />

Entscheidend für die Beurteilung des Gefährdungspotenzials von Schwermetallen in Böden ist die<br />

Schadstoffverfügbarkeit (bereitgestellte Dosis) bezogen auf Wirkungspfad und Schutzgut. Nach<br />

BBodSchG und Bundesbodenschutzverordnung findet eine nach Wirkungspfaden (Boden-Mensch,<br />

Boden-Nutzpflanze, Boden-Grundwasser) nutzungsbezogene Beurteilung (z. B. Kinderspielflächen,<br />

Wohngebiete, Freizeitanlagen, Gewerbegebiete, Acker, Grünland) statt, für die Vorsorge-, Prüf- und<br />

Maßnahmenwerte für ausgewählte Schadstoffe und Verfügbarkeiten herangezogen werden.<br />

Im <strong>Osterzgebirge</strong> weisen die Böden naturbedingt eine bedeutende Anreicherung von Arsen und<br />

Schwermetallen auf. Besonders großen Einfluss auf die Verteilung der Schadstoffe im Boden haben<br />

die Vererzungen im Raum Altenberg-Dippoldiswalde. Die Gehalte der Elemente Arsen, Blei, Cadmium<br />

und Zink sind hier häufig um ein Vielfaches des Prüfwertes erhöht. Über basischen Ausgangsgesteinen<br />

(Diabase, Serpentinite) können Anreicherungen von Chrom und Nickel und über sauren Ausgangsgesteinen<br />

(Granite, Rhyolithe) Anreicherungen von Thallium in Böden auftreten.

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