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72 | Migros-Magazin 26, 22. Juni 2009 saisonKüche
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Just Mix it, baby! Frische Himbeeren,
Crema di Balsamico,
Olivenöl, Salz und Pfeffer — mehr
braucht die köstliche Vinaigrette
nicht.
Aromaverstärker sind Salbei und
Knoblauch, wenn sie in der
Pfanne mit dem Fisch mitbraten.
Kurz und Heiss grilliert oder in der
Pfanne gebraten, behalten die
Thunfischfilets ihre Saftigkeit.
Eine Minute pro Seite reicht.
Nachgefragt bei Rapper Bligg
➔ Was haben Sie immer auf Vorrat
San-Pellegrino-Wasser, Lilibiggs-Himbeersirup,
Milch, Parmesan, Pasta, Fischstäbchen,
Tiefkühlpizza, Bananen, Äpfel.
➔ Wie oft kochen Sie selbst pro Woche
Zehn Mal, wenn ich zu Hause arbeite. Geht
einfach schneller, als auswärts zu essen.
➔ Kochen ist für Sie …
… Entspannungstherapie.
➔ Was würden Sie nie in den Mund nehmen
Gotteslästerung.
➔ Mit wem würden Sie gern mal essen
gehen
Weil ein Dinner erst mit einer attraktiven
Begleitung zum Erlebnis wird: mit Megan Fox
aus «Transformers», einer jungen Hollywood-
Schauspielerin.
Unsere Verabredung im Restaurant
Antiquario im Zürcher
Kreis 7 gleicht einem
Familientreffen. Mit vertrautem
Schulterklopfen begrüsst Bligg
den Inhaber Marco Giuliani.
«Marco ist mein Lieblingskoch
und der Bruder einer Kollegin»,
stellt der Rapper ihn uns vor. Auch
Andrea Pistorius von der «Saisonküche»,
die hier und heute in
fremden Töpfen rührt, ist eine alte
Bekannte. Vor vier Jahren spielte
sie in Bliggs Videoclip zu «Chumm
mit» eine kleine Rolle: Als Boxerin
vermöbelte sie dort drehbuchgerecht
ihren Liebsten.
Statt mit Boxhandschuhen und
Helm ist sie diesmal mit einem
Rotkäppchenkorb voller frischer
Leckereien bewaffnet, um den
32-jährigen Musiker am Herd zu
coachen. «Blutrot fliesst heute
nur die Himbeersauce», verspricht
sie mit Bambiaugen und Zuckerguss
obendrauf, als sie die blitzenden
Messer auspackt.
Vom Sanitär zum Rapstar
Kampfarena ist die Küche von
Bliggs Lieblingsbeiz. Auch wenn
er sonst als Gast am liebsten vorn
in der ersten Tischreihe italienische
Spezialitäten geniesst, ist
ihm der Küchenraum backstage
nicht unbekannt. «Als ich noch
Sanitärinstallateur war, habe ich
hier mal die Geschirrbrause repariert»,
erzählt er. Heute sind Düsen,
Hähne und Co. für Bligg alias
Marco Bliggensdorfer passé. Die
Dichtungen, die den Rapper heute
beschäftigen, sind abstrakterer
Art: die Texte zu seinen Songs
über die Poesie und Agonie des
Schweizer Alltags.
Die Mischung aus Gesang und
Mundart-Rap, aus Hip-Hop und
Volksmusikklängen, aus coolen
Beats, Bässen, Hackbrett und
Akkordeon machte sein jüngstes
Album «0816» zu seinem erfolgreichsten
überhaupt. Seit über
einem halben Jahr hält es sich in
den Top Ten der Albumcharts,
davon mehrere Wochen lang unangefochten
auf Platz eins. Und
sein Hit «Rosalie» über den
Rosenverkäufer und die einsame
Frau ist in aller Ohren. Die
Konzerte zum ersten Teil seiner
Albumtournee sind alle ausverkauft.
Gerade hat er eine kurze
Verschnaufpause, bevor die Festivalsaison
beginnt – und im Herbst
folgt dann der zweite Teil
seiner «0816»-Tour.
«Ich bin Schlemmer, nicht Gourmet»
Unkompliziert, aber zugleich raffiniert — und direkt ins Herz. So wie Bligg rappt, mag er auch kochen. Das Thunfischfilet an Himbeervinaigrette hat
gute Chancen auf einen Einsatz bei einem Duett in seiner Zürcher Loftküche — auch wenn er beim ersten Date lieber auf einen Profi-Koch setzt.
Kochen mit der «Saisonküche»
«Ich komme mir vor wie
Dr. House im OP», sagt Bligg
lachend, als er mit Handschuh
und Pipette die blutrote
Vinaigrette auf den Fisch
träufelt. «Saubere Arbeit»,
lobt die «Oberschwester»
Andrea Pistorius.