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Schaufenster Kultur.Region Mai 2013 - Museen & Sammlungen

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Nachrichten aus der <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> Niederösterreich . <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />

schaufenster<br />

<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />

aufhOHRchen<br />

Interview / Natália Kelly . Fronleichnam / Radlbrunn<br />

Ausstellung / Entlang der Prager Straße<br />

P.b.b. · Vertragsnummer 11Z038847 M · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295


WIEN NORD<br />

ach VorNe<br />

SchaueN.<br />

Wir SchaffeN daS.<br />

Seit 90 JahreN.<br />

Ein Jubiläum ist ein schöner Anlass, um sich zurückzulehnen<br />

und den Blick auf Vergangenes zu richten. Viel lieber<br />

blicken wir aber in die Zukunft und freuen uns auf viele<br />

weitere Jahre in denen wir gemeinsam mit Ihnen<br />

all das schaffen, was Sie sich vornehmen.<br />

www.noevers.at


Editorial / 3<br />

Immer wieder aufhOHRchen<br />

Volksmusik ist mehr!<br />

Als wichtiges <strong>Kultur</strong>vermittlungsprojekt betont das NÖ Volksmusikfestival aufhOHRchen seit zwei Jahrzehnten<br />

den Wert der Musik als umfassendes Kommunikations- und Lebensmittel. <strong>2013</strong> in Gloggnitz.<br />

Volksmusik ist mehr als Hopsasa und Trallala!<br />

Zwar werden traditionell anmutende<br />

Lieder und Weisen recht gern im sogenannten<br />

Gaudi-Milieu inszeniert, aber solcherart<br />

gehen wesentliche Eigenschaften von Volksmusik<br />

verloren. Gute Laune und Party-<br />

Stimmung gehören sicher zu jenen Gemütszuständen,<br />

die mit Musik befördert werden<br />

können, doch eröffnet gerade der reiche<br />

Schatz auch an traditioneller Musik viele<br />

Zugänge zur gesamten Bandbreite an Möglichkeiten<br />

sinnlichen Empfindens. Es muss<br />

also nicht immer ein auf rund drei Minuten<br />

hin getrimmter Schenkelklopfer sein, um<br />

sich auf Knopfdruck gut unterhalten und<br />

belustigt zu wähnen, einmal ganz abgesehen<br />

von den nicht selten damit einhergehenden<br />

klischeehaften, seichten oder gar diskriminierenden<br />

Texten. Dass derartiges im Wettstreit<br />

um die Deutungshoheit über Begriffe<br />

als Volksmusik bezeichnet wird, damit wird<br />

man sich mittlerweile wohl oder übel abfinden<br />

müssen.<br />

Dennoch blüht in den Texten einfacher<br />

Lieder jene in Miniaturen gefasste Poesie,<br />

die mitunter im Verborgenen, aber wahrhaftig<br />

von den tiefen Gefühlen der Menschen<br />

erzählt. Es sind kleine Kunstwerke, die in<br />

wenigen Worten und sehr bildhaft beschreiben,<br />

wie Freude, Glück und Stolz, Hoffnung<br />

und Sehnsucht, aber auch Trauer und Enttäuschung<br />

erlebt werden können. Diese<br />

Sichtweise lässt sofort die zahlreichen<br />

Momente und Anlässe erkennen, bei denen<br />

Musik einen festen, ja vielleicht sogar unverzichtbaren<br />

Platz einnimmt. Dazu gehören<br />

persönliche Erlebnisse im Beruflichen wie<br />

im Privaten genauso wie Feste und Bräuche<br />

im Verlauf eines Jahres, denkt man an die<br />

Feiern zu einem Geburtstag oder Jubiläum,<br />

an die Hochzeit oder an die Festfolge an<br />

hohen Feiertagen. Vieles aus dem reichen<br />

Schatz der dazu gehörenden Lieder und<br />

Weisen möchte einmal mehr das Festival<br />

aufhOHRchen vermitteln.<br />

Unter dem Motto „Alles Volksmusik“ bietet<br />

aufhOHRchen heuer in Gloggnitz die Gelegenheit,<br />

die eigene Stimme auszuloten und<br />

gemeinsam mit anderen zum Klingen zu<br />

bringen, die Schwingungen eines Musikinstruments<br />

und die Kraft der Musik zu spüren<br />

und vor allem sich selbst aktiv in das Geschehen<br />

einzubinden: ob im Rahmen der geselligen<br />

Wirtshausmusik, beim gemeinschaftlichen<br />

Singen, beim Diskutieren über Themen,<br />

die von der unmittelbaren Lebenswelt<br />

handeln, oder beim Zuhören und Eintauchen<br />

in die Vielfalt musikalischer Ausdrucksformen.<br />

Dabei wird sich auch das passende<br />

Lied oder die passende Weise finden, und<br />

zwar für jede Lebenslage, denn Volksmusik<br />

ist mehr als Hopsasa und Trallala!<br />

Dorli Draxler, Edgar Niemeczek<br />

MusikSCHUL<br />

management<br />

KULTUR . REGION<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Top-Termine / 4<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />

TOP-TERMINE<br />

VOLKSMUSIK-<br />

WETTBEWERB <strong>2013</strong><br />

——————————————————<br />

Fr, 24., und Sa, 25. 5. <strong>2013</strong><br />

Musikschule Leobendorf<br />

(Bildungscampus)<br />

——————————————————<br />

Es wird wieder aufg’spielt! Rund 150 Nachwuchsmusikantinnen<br />

und -musikanten<br />

aus den Musikschulen Niederösterreichs<br />

treten heuer solistisch oder im Ensemble<br />

in Leobendorf in den musikalischen Wettstreit.<br />

Was alle Teilnehmer verbindet, ist<br />

die Freude an der Volksmusik und am<br />

gemeinsamen Musizieren. Ziel des Wettbewerbs<br />

ist es, zum Singen, Musizieren und<br />

Tanzen zu motivieren und damit konkret<br />

die Volksmusik als Grundlage für das<br />

Musikschaffen zu fördern. Damit bildet sie<br />

einen wesentlichen Baustein für eine vielfältige<br />

Musikszene in Niederösterreich. Als<br />

Juroren stehen namhafte Persönlichkeiten<br />

aus der österreichischen Volksmusikszene<br />

zur Verfügung. Der Wettbewerb ist bei<br />

freiem Eintritt für das Publikum geöffnet.<br />

——————<br />

Information<br />

Tel. 02742 90666 6100<br />

office@musikschulmanagement.at<br />

www.musikschulmanagement.at<br />

ERÖFFNUNG AUSSTELLUNG<br />

„LEHMBAU“ im MUSEUMS-<br />

DORF NIEDERSULZ<br />

——————————————————<br />

Do, 9. 5. <strong>2013</strong>, 14.00 Uhr<br />

Presshaus aus Herzogbirbaum<br />

——————————————————<br />

In Vorbereitung auf ein Lehmbau-Kompetenzzentrum<br />

im Museumsdorf Niedersulz<br />

wird diese Ausstellung Lehmbautechniken<br />

sowie ihre kulturhistorische und klimatechnische<br />

Bedeutung zeigen. Herzstück<br />

der Präsentation ist dabei ein Stück Lehmwand,<br />

das durch eine innovative, neue<br />

Methode komplett und in einem Stück mit<br />

Lehm, Putz, Kalkanstrich und Färbelung<br />

übertragen werden kann. Rund um dieses<br />

bemerkenswerte Stück Baugeschichte<br />

wird die Ausstellung neben historischen<br />

Lehmbautechniken auch zukünftiges,<br />

ressourcen- und energiesparendes Bauen<br />

thematisieren.<br />

——————<br />

ERÖFFNUNG BIBELGARTEN<br />

——————————————————<br />

So, 26. 5. <strong>2013</strong>, 11.00 Uhr<br />

——————————————————<br />

Der Bibelgarten wird mit Getreide,<br />

Gewürzpflanzen und Wein gestaltet, die<br />

in Zitaten und Sprüchen der Bibel erwähnt<br />

werden. Vermittelt wird der symbolische<br />

Gehalt von Pflanzen sowie ihre Verwendung<br />

und Bedeutung im Alltag.<br />

Der Bibelgarten steht zentral zwischen der<br />

Protestantischen Geheimkapelle und dem<br />

Täufergarten im Museumsdorf, wo auf<br />

Basis der historischen Aufzeichnungen von<br />

August Neilreich und mit Unterstützung<br />

der Österreichischen Bibelgesellschaft die<br />

historische bäuerliche Gartenkultur des Alltags<br />

unter Berücksichtigung der religiösen<br />

Symbolik präsentiert wird. Eröffnet wird<br />

der Bibelgarten durch eine ökumenische<br />

Segnung vom Abt des Stiftes Lilienfeld,<br />

Prälat KR Mag. Matthäus Nimmervoll, und<br />

dem Superintendenten der Diözese Niederösterreich,<br />

Mag. Paul Weiland.<br />

——————<br />

Information<br />

Museumsdorf Niedersulz<br />

2224 Niedersulz<br />

Tel. 02534 333, info@museumsdorf.at<br />

www.museumsdorf.at<br />

——————<br />

THE HAYDN<br />

GROOVE PROJECT<br />

——————————————————<br />

Do, 30. 5. <strong>2013</strong>, 16.00 Uhr<br />

Haydn-Geburtshaus Rohrau<br />

——————————————————<br />

Gemeinsam mit dem weit über die heimischen<br />

Grenzen bekannten Akkordeonisten<br />

Otto Lechner interpretiert das renommierte<br />

Koehne Quartett eine Abfolge von Quartettsätzen<br />

aus der Feder Joseph Haydns. Die<br />

unvergleichliche Tini Kainrath ergänzt das<br />

Programm durch eine Auswahl von deutschen<br />

und englischen Haydn-Liedern, vorgetragen<br />

mit ihrer brillanten Soulstimme<br />

und ebenfalls begleitet von Otto Lechner.<br />

Das Konzert findet im stimmungsvollen<br />

Ambiente des Innenhofes des Haydn-<br />

Geburtshauses in Rohrau statt – umrahmt<br />

von einem kleinen Heurigen ab 14.00 Uhr.<br />

——————<br />

Information<br />

2471 Rohrau, Obere Hauptstraße 25<br />

Tel. 02164 2268<br />

www.haydngeburtshaus.at<br />

Foto: Silvia Fembek<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Inhalt / 5<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />

INHALT<br />

Spiel<br />

6 / Alte Kegelbahnen<br />

——————<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

9 / Connecting Tunes<br />

——————<br />

Volksmusik<br />

10 / aufhOHRchen in Gloggnitz<br />

——————<br />

Bräuche<br />

12 / Rund um den Wald<br />

——————<br />

Vortrag am Kamin<br />

14 / Heimat ist eine Idee<br />

——————<br />

Song Contest<br />

16 / Natália Kelly im Interview<br />

——————<br />

Musikschulen<br />

18 / Nikolaus Guschlbauer<br />

im Porträt<br />

——————<br />

Hast du Töne<br />

19 / BordunMusikTage<br />

——————<br />

Volksliedarchiv<br />

20 / Digitalisierung<br />

der Handschriften<br />

——————<br />

Weinviertel<br />

22 / Fronleichnam<br />

——————<br />

Waldviertel<br />

24 / Das Band der Blasmusik<br />

——————<br />

Mostviertel<br />

26 / Allerlei Tanz<br />

——————<br />

Mostviertel<br />

27 / Wetzsteine<br />

——————<br />

Handwerk<br />

28 / Von der Austria-Spitze<br />

bis zur Zistel<br />

——————<br />

Museumsdorf Niedersulz<br />

30 / Altes & Neues<br />

aus dem Nähkorb<br />

——————<br />

NÖ Landesausstellung<br />

34 / Brot & Wein<br />

——————<br />

Ausstellung<br />

36 / Entlang der Prager Straße<br />

——————<br />

Ausstellung<br />

38 / Abwarten und Tee trinken<br />

——————<br />

Internationaler Museumstag<br />

39 / Zukunft gestalten<br />

——————<br />

Museum Neupölla<br />

40 / Alltagsgeschichte &<br />

Familiensaga<br />

——————<br />

Lange Nacht der <strong>Museen</strong><br />

42 / <strong>Museen</strong> in Písek<br />

——————<br />

Auslage<br />

44 / Bücher, CDs & feine Ware<br />

——————<br />

<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />

46 / Fortbildung<br />

——————<br />

Chorszene<br />

47 / Singen im Sommer<br />

——————<br />

<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />

49 / Intern<br />

——————<br />

50 / Die letzte Seite<br />

——————<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger,<br />

Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl,<br />

Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dr. Ernst Bezemek, Mag. Gabriele Burian, Friedrich Ecker, Dr. Peter Gretzel, Mag. Jiří Kacetl,<br />

Dr. Friedrich Polleroß, Dr. Helga Maria Wolf. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich<br />

GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at.<br />

Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Dr. Edgar Niemeczek. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien.<br />

Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434<br />

Copyrights: <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv<br />

der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und <strong>Kultur</strong> und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer<br />

Berücksichtigung der <strong>Region</strong>alkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise.<br />

Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise<br />

auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln.<br />

Cover: Peter Windhofer von der Pongauer Geigenmusi. Foto: Volkskultur Niederösterreich/Lackinger<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Spiel / 6<br />

Alte Kegelbahnen<br />

spiel in die vollen<br />

Eines der ältesten Spiele ist das Werfen von diversen Objekten auf ein Ziel. Zu Besuch bei alten Kegelbahnen,<br />

wo Spiel und Tradition gepflegt werden.<br />

Kegelpartie im Gasthaus Staar in St. Leonhard am Hornerwald.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Spiel / 7<br />

Im Gasthaus Staar …<br />

… wird die Lehmbahn „gebrackt“, das heißt, der Bodenbelag, bestehend aus Lehm, Salz und Stierblut, abgezogen.<br />

Die Lust am Spiel ist dem Menschen wohl in<br />

die Wiege gelegt – auch die Freude am Wettbewerb:<br />

am Vergleich des eigenen Könnens<br />

mit dem eines anderen. Und da der Mensch<br />

erfindungsreich ist, wenn es ums Vergnügen<br />

geht, ist der Variantenreichtum an Spielen<br />

enorm. Eines der nachweisbar ältesten Spiele<br />

ist das Werfen mit diversen Objekten auf ein<br />

bestimmtes Ziel. Derlei Zielwurfspiele werden<br />

als Vorläufer des Kegelns angesehen.<br />

Durch Grabfunde in Ägypten nachweisbar<br />

ist das Spiel mit Kegeln bereits vor 5.500<br />

Jahren, in Europa wurde es erstmalig Mitte<br />

des 12. Jahrhunderts in Deutschland dokumentiert.<br />

Das Kegeln erfreute sich großer Beliebtheit,<br />

quer durch alle Bevölkerungsschichten: Bauern<br />

und Handwerker, Hochadel und Geistlichkeit,<br />

sogar Goethe und Schiller delektierten<br />

sich daran. Praktiziert wurde es u. a.<br />

auf Jahrmärkten, Vergnügungsveranstaltungen<br />

und Hochzeiten, wo es meist harmlos<br />

unterhaltsam zuging. Doch es wurde auch<br />

häufig um Geld gespielt, wobei so mancher<br />

Haus und Hof verspielte. Als Glücks- und<br />

Wettspiel mit einhergehenden Prügeleien<br />

handelte sich das Kegeln zeitweise einen so<br />

schlechten Ruf ein, dass es immer wieder<br />

gesetzlich verboten wurde, in Deutschland<br />

wie in Frankreich – in England unter König<br />

Eduard III. im Jahre 1337 sogar bei Todesstrafe.<br />

Aber es wurde auch wieder erlaubt …<br />

Gespielt wurde bis ins 18. Jahrhundert ausnahmslos<br />

im Freien, mit Kugeln aus Stein<br />

oder Holz auf eine je nach <strong>Region</strong> oder<br />

Mode verschiedene Anzahl von Kegeln aus<br />

Holz. Seit etwa 1700 steht der „König“ in der<br />

Mitte aller aufgestellten Kegel, er ist durch<br />

einen Aufsatz ein wenig höher als alle anderen<br />

Kegelfiguren. Allgemeine Spielregeln<br />

wurden erstmals 1786 festgelegt, zwei davon<br />

gelten heute noch: dass beim Abwurf auf die<br />

Kegel eine Grenzlinie nicht übertreten werden<br />

darf und die Kugel vor einer bestimmten<br />

Markierung aufgesetzt werden muss.<br />

Im 19. Jahrhundert führten europäische<br />

Auswanderer das Kegeln in den USA ein, wo<br />

jedoch das Spiel 1837 auf neun im Quadrat<br />

stehende Kegel verboten wurde. Ein findiger<br />

Geist umging dieses Gesetz, indem er zehn<br />

Kegel in Form eines Dreiecks aufstellte – das<br />

Bowling war geboren.<br />

König, Kranz und Pudel<br />

Prinzipiell unterscheidet man drei Arten<br />

von Kegelspielen, wobei alle Spiele als Einzel-,<br />

Partner- oder Mannschaftsspiele ausgetragen<br />

werden können. Beim „Spiel in die<br />

Vollen“ geht jeder Schub auf alle Kegel,<br />

danach werden alle Kegel wieder neu aufgestellt;<br />

beim „Abräumspiel“ geht nur der erste<br />

Wurf in die Vollen, danach wird auf die stehen<br />

gebliebenen Kegel gespielt. Beim „Bilder-„<br />

oder „Figurenkegeln“ wird auf eine<br />

bestimmte aufgestellte Formation von<br />

Kegeln gespielt. Ein „Kranz“ liegt beispielsweise<br />

vor, wenn nach einem Abräumspiel<br />

einzig der König stehen bleibt. Rollt die<br />

Kugel nach dem Wurf in die seitliche Rinne<br />

oder an die Bande, nennt man das einen<br />

„Pudel“. Mit einer Pudelmütze kann ein<br />

Spieler geehrt werden, der den ganzen<br />

Abend die meisten „Pudel“ geworfen hat.<br />

Eine Kegelbahn ist nicht einfach eine Kegelbahn.<br />

In Klubs organisierte Kegelsportspieler<br />

spielen heute auf sogenannten Asphalt-,<br />

Bohlen-, Scheren- oder Bowlingbahnen.<br />

Kegelspaßspieler spielen hierzulande weniger<br />

sportlich als vielmehr sehr vergnüglich<br />

noch immer auf der Loambudl.<br />

Loambudl<br />

Hie und da gibt es sie noch – die Loambudl.<br />

Im Garten des Gasthauses Langthaler in<br />

Emmersdorf wurde die 1824 errichtete<br />

Loambudl 1999 nach alten Vorlagen wieder<br />

aufgebaut und aufgrund der schönen Aussicht<br />

in die südlichen Berge „Panorama-<br />

Naturkegelbahn“ benannt. Der Wirt in achter<br />

Generation bietet seinen Gästen so weit<br />

mehr als Speis und Trank. In den warmen<br />

Jahreszeiten wird die Bahn fleißig bespielt,<br />

sporadisch von Tagesgästen, regelmäßig von<br />

Stammgästen verschiedener Altersgruppen.<br />

In Ordnung halten müssse man sie schon,<br />

meint der Wirt, denn auch Vögel und Eichkätzchen<br />

fühlten sich dort wohl, aber den<br />

Aufwand sei die Bahn schon wert.<br />

Derselben Meinung ist auch die Wirtin vom<br />

Gasthaus Staar in St. Leonhard am Hornerwald.<br />

Die Loambudl in ihrem Garten wird<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Spiel / 8<br />

Auch für die jungen ein Spaß – hier im Gasthof Langthaler in Pömling …<br />

… und im Gasthaus Staar.<br />

einmal im Monat per Hand „gebrackt“, das<br />

heißt, der Bodenbelag der Bahn, bestehend<br />

aus Lehm, Salz und Stierblut, wird befeuchtet<br />

und mit einem Brett abgezogen, um beim Spiel<br />

entstandene Unebenheiten auszugleichen.<br />

Danken tun es ihr die Gäste, die hier gern in<br />

geselliger Runde auf die Zeit vergessen, wie<br />

sie sagt. Wer alle neune trifft, zahlt eine<br />

Runde, wer drei Mal einen Pudel wirft, auch.<br />

So sorgen Gewinner und Verlierer dafür,<br />

dass die Mitspieler bleiben.<br />

Kegel scheiben<br />

„Was tragt di Gans auf ihrem Bugl Vöda<br />

Hans / Kegelscheibstatt mit Kegl und Kugl /<br />

tragt die Gans auf ihrem Bugl, / Vöda Hans,<br />

des tragt die Gans!“, so haben die Kinder dereinst<br />

in Brunnkirchen bei Krems gesungen.<br />

Für Nicht-Dialektkundige: „scheiben“ meint<br />

„schieben“ oder „rollen“, schließlich heißt es<br />

auch „Scheibtruhe“ in Ostösterreich anstatt<br />

„Schubkarre“ wie in Deutschland.<br />

Vielleicht waren unter den singenden Kindern<br />

auch Burschen, die sich mit dem wieder<br />

Aufstellen der Kegel ihr Taschengeld<br />

aufgebessert haben Der Sachse Karl May<br />

hat jedenfalls als Kegeljunge nicht nur seine<br />

monetäre Situation verbessert, sondern auch<br />

seinen Horizont erweitert durch die – teils<br />

derben – Gespräche der Erwachsenen am<br />

anderen Ende der Kegelbahn, die wie ein<br />

Hörrohr wirkte. Wahrscheinlich wusste er<br />

daher schon sehr früh, dass das Wort „Kegel“<br />

auch „lediges Kind“ bedeutete.<br />

Somit weiß auch der werte Leser, dass man<br />

nicht jedem leichtfertig verraten sollte, dass<br />

man kürzlich mit Kind und Kegel verreist<br />

sei, das könnte sich kompromittierend auswirken<br />

… /<br />

Text: Gabriele Burian<br />

Fotos: Nadja Meister<br />

kegelbahnen<br />

———————————————————<br />

Gasthof Staar<br />

Wolfshoferamt 38<br />

3572 St. Leonhard am Hornerwald<br />

Tel. 02987 2208<br />

www.gasthausstaar.at<br />

Gasthof Langthaler<br />

Pömling 14<br />

3644 Emmersdorf<br />

Tel. 02752 71427<br />

www.gastaus-langthaler.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 9<br />

Connecting Tunes<br />

YODEL + DUDEL<br />

= WELTMUSIK<br />

Ethnopop trifft Volksmusik: Hohe Gesangskunst, Wortwitz und meisterhaftes Musizieren zeichnet<br />

die beiden Konzerte der Reihe Connecting Tunes im <strong>Mai</strong> im Haus der <strong>Region</strong>en aus.<br />

In Compagnia<br />

Christina Zurbügg.<br />

Foto: Joseph Gallauer<br />

Ist Christina Zurbrügg singende Filmemacherin<br />

oder filmemachende Sängerin Auf<br />

jeden Fall ist sie eine Allrounderin, eine Vollblutkünstlerin,<br />

eine Ausnahmemusikerin,<br />

ebenso wie Komponistin. Geboren 1961 im<br />

Berner Oberland in der Schweiz, wuchs sie in<br />

ihrer Heimat, dem Kandertal, inmitten<br />

Schweizer Traditionen auf. Nach einem längeren<br />

Aufenthalt in Südamerika führte ihr<br />

Weg sie nach Wien, wo sie Schauspiel und<br />

klassischen Gesang studierte. Bekanntheit<br />

erlangte sie mit den Musiktheaterproduktionen<br />

über den spanischen Dichter F. G.<br />

Lorca. Im Zuge der Beschäftigung mit einem<br />

Dokumentarfilm über Wiens letzte Dudlerinnen<br />

fand Zurbrügg zu ihren eigenen Wurzeln<br />

und begann, sich musikalisch näher<br />

damit zu beschäftigen. „Mich fasziniert beim<br />

Jodeln, dass es überall verstanden wird“, so<br />

die Schweizerin Christina Zurbrügg. Somit<br />

war der Grundstein für eine abwechslungsreiche<br />

musikalische Karriere gelegt, die von<br />

der Zusammenarbeit mit verschiedensten<br />

Musikern und Formationen geprägt ist.<br />

Giulio Venier (Geige), Emma Montanari (Gesang)<br />

und Jan Kaberlov (Gitarre). Foto: Jana Holzmann<br />

Yodel, Dudel & More<br />

Die Liebe zum Jodeln und die Faszination an<br />

der traditionellen Musik machen den musikalischen<br />

Stil von Christina Zurbrügg aus.<br />

Ihre Musik wurde als „erstklassiges, popmusikalisches<br />

Werk zwischen Tradition und<br />

Moderne“ rezensiert. Die einzigartige Kombination<br />

aus Gesang, Rap und modernem<br />

Jodeln, gemischt mit Naturklängen und elektronischen<br />

Sounds, macht ihre Auftritte zu<br />

einem einzigartigen Hörerlebnis. „Zurbrügg<br />

besticht durch ihre Stimme, ihren Wortwitz<br />

und ihr meisterhaftes Jodeln, das ihr (und<br />

den Hörern) Flügel verleiht“, so die „Südtiroler<br />

Wochenzeitung“. Die Ethnopopperin und<br />

Songwriterin singt auf Deutsch, Englisch,<br />

Französisch, Spanisch und in exotischem<br />

Schwyzerdütsch. Lieder über und aus dem<br />

Alltag – mit Humor, Tiefgang, Poesie und<br />

Leidenschaft fürs Leben – sind bezeichnend<br />

für ihre Auftritte. Und natürlich greift Zurbrügg<br />

auch gekonnt selbst in die Tasten ihres<br />

Akkordeons.<br />

In eine andere Richtung, aber nicht weniger<br />

interessant, gehen die Musiker der Gruppe<br />

Aniada a Noar mit drei befreundeten Gastmusikern<br />

aus Friaul: Emma Montanari<br />

(Gesang), Jan Kaberlov (Gitarre) und Giulio<br />

Venier (Geige) lassen musikalische Aspekte<br />

ihrer Heimat Friaul einfließen. Zusammen<br />

mit der steirischen Weltmusik von Aniada a<br />

Noar ergibt das Programm „In Compagnia“<br />

ein musikalisches Gesamtkunstwerk mit viel<br />

Charme, Professionalität und Esprit. Nachdem<br />

Aniada a Noar übrigens 30 Jahre lang<br />

im Quartett aufgetreten sind, erfindet sich<br />

die steirische Kultband neu und ist ab <strong>Mai</strong><br />

als Trio zu erleben. /<br />

Text: Anita Winterer<br />

CONNECTING TUNES<br />

———————————————————<br />

Do, 16. 5. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />

Yodel, Dudel & More<br />

Christina Zurbrügg & Band<br />

Fr, 24. 5. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />

In Compagnia<br />

Aniada a Noar & Gäste<br />

Information und Karten<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />

Tel. 02732 85015<br />

ticket@volkskultureuropa.org<br />

www.volkskultureuropa.org<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Volksmusikfestival / 10<br />

aufhOHRchen<br />

ALLES VOLKSMUSIK<br />

Auf seiner Wanderschaft durch Niederösterreich hat sich aufhOHRchen einen festen Platz im niederösterreichischen<br />

<strong>Kultur</strong>leben erobert. Anfang <strong>Mai</strong> ist ganz Gloggnitz im aufhOHRchen-Fieber.<br />

Volksmusik ist jung, modern, attraktiv und<br />

drückt pure Lebensfreude aus – davon können<br />

sich die Besucher des großen Volksmusikfests<br />

in Gloggnitz überzeugen. „aufhOHRchen<br />

in Gloggnitz ist bereits in aller Munde.<br />

Die Organisatoren der Volkskultur Niederösterreich<br />

und die Stadtgemeinde Gloggnitz<br />

freuen sich auf viele interessante Begegnungen<br />

und Eindrücke, die den Besuchern<br />

noch lange in Erinnerung bleiben werden.<br />

Der Dialog zwischen <strong>Kultur</strong>en und <strong>Region</strong>en<br />

steht im Mittelpunkt dieses kleinen, aber feinen<br />

Festivals, zu dem sich alljährlich eine<br />

bunte Gemeinschaft Musikbegeisterter jeden<br />

Alters trifft. „Das gemeinsame Feiern, Musizieren<br />

und Singen steht im Mittelpunkt und<br />

soll in der <strong>Region</strong> nachhaltig das Verständnis<br />

für Volksmusik, Volkskultur und die eigene<br />

regionale Identität stärken“, so die beiden<br />

Geschäftsführer der Volkskultur Niederösterreich,<br />

Dorli Draxler und Edgar Niemeczek.<br />

Mit allen Sinnen<br />

Die bewährte Philosophie des Musikfestivals<br />

zielt auf die Integration von Volksmusik in<br />

ein breites <strong>Kultur</strong>verständnis ab. So bildet ein<br />

Symposium zum Thema „Oben drüber –<br />

unten durch – Weltkulturerbe und Semmeringbasistunnel“<br />

am Donnerstag den Auftakt.<br />

Am Freitag ist ein vergnüglicher Tag der<br />

Jugend angesagt. Monatelang bereiteten sich<br />

die Kinder der beiden niederösterreichischen<br />

Landeskindergärten, der Volksschule Gloggnitz,<br />

der Sporthauptschule Gloggnitz und des<br />

Sonderpädagogischen Zentrums mit ihren<br />

Lehrern auf die Präsentation der Projekte<br />

„Mit allen Sinnen“ im Stadtsaal vor. In vielen<br />

Workshops studierten die Jugendlichen<br />

Lieder und Tänze aus der <strong>Region</strong>, aber auch<br />

szenische Darstellungen speziell für das Festival<br />

ein. Die Zuseher erwartet also ein beeindruckendes<br />

Hörerlebnis, wenn der Klangkörper<br />

von über 400 Kindern den Stadtsaal<br />

erschallen lässt. Die jungen Talente aus der<br />

Musikschule präsentieren sich am Freitagnachmittag<br />

um 15.00 Uhr im Rahmen des<br />

„Klingenden Gloggnitzer Wochenmarkts“<br />

am Dr.-Karl-Renner-Platz. Der Kinderchor<br />

der Musikschule, ein Bläserquartett, ein Streicherensemble<br />

und ein Volksmusiktrio bieten<br />

beste Unterhaltung. Nachmittags lohnt sich<br />

der Besuch des „Klingenden Wochenmarkts“,<br />

abends locken das Oberkrainer-Fan-Quintett<br />

mit Gitti, Heidi und Peter und das virtuose<br />

Ensemble „Die Tanzgeiger“ zum Festkonzert<br />

„Alles Volksmusik“.<br />

Wirtshausmusik<br />

Den Samstag leitet eine Floriani-Messe mit<br />

anschließendem Frühschoppen ein, am Nachmittag<br />

führt ein musikalischer Klangpfad<br />

durch Gloggnitz und ab 20.00 Uhr laden sieben<br />

Gasthäuser zu geselliger Wirtshausmusik<br />

ein. Frei nach dem Motto „Wo ein Wirtshaus<br />

erbaut, ein Musikant vorbeischaut“ laden<br />

einige der besten Volksmusikensembles das<br />

Publikum zum Mitsingen, Mitjodeln oder<br />

Mittanzen ein. Denn die Faszination der<br />

Wirtshausmusik liegt nicht in einem perfekten<br />

Vortrag, sondern am ungezwungenen<br />

Zusammenspiel. Am Sonntag klingt das Festival<br />

mit einem Festgottesdienst und einem<br />

großen Sänger- und Musikantentreffen mit<br />

Ständchen für aufhOHRchen aus. /<br />

Text: Marion Helmhart<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Volksmusikfestival / 11<br />

programm<br />

21. Niederösterreichisches Volksmusikfestival<br />

aufhOHRchen in Gloggnitz<br />

Do, 2.–So, 5. 5. <strong>2013</strong><br />

Do, 2. 5. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />

„Oben drüber – unten durch“ –<br />

Weltkulturerbe und Semmering-<br />

Basistunnel<br />

Symposium in Kooperation mit dem Club<br />

Niederösterreich<br />

Schloss Gloggnitz, Veranstaltungssaal<br />

Impulsvortrag mit Mag. Dr. Günter Dinhobl<br />

Podiumsdiskussion mit DI Dieter Haas,<br />

ÖBB-Infrastruktur AG, Irene Gölles, Bürgermeisterin<br />

der Stadtgemeinde Gloggnitz,<br />

Christoph Madl, MAS, Geschäftsführer der<br />

Niederösterreich Werbung, MinR Mag. DI<br />

Dr. Bruno Maldoner, Bundesministerium<br />

für Unterricht, Kunst und <strong>Kultur</strong>,<br />

Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Friedrich Zibuschka,<br />

Amt der NÖ Landesregierung<br />

Moderation: Theres Friewald-Hofbauer,<br />

Club Niederösterreich<br />

Do, 2. 5. <strong>2013</strong>, 22.00 Uhr<br />

Großer Österreichischer Zapfenstreich<br />

Schlosspark Gloggnitz, Pavillon<br />

Kreuzberger Musikverein, Musikverein<br />

Prigglitz, Musikverein Schottwien,<br />

Stadtkapelle Gloggnitz<br />

Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 9.00 Uhr<br />

Mit allen Sinnen – Schulprojekte<br />

Stadtsaal Gloggnitz<br />

Volksschule Gloggnitz, Sporthauptschule<br />

Gloggnitz, Sonderpädagogisches Zentrum<br />

Gloggnitz, NÖ Landeskindergarten Prägasse,<br />

NÖ Landeskindergarten Zenzi Hölzl<br />

Straße<br />

Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 14.00-18.00 Uhr<br />

Klingender Gloggnitzer Wochenmarkt<br />

Dr. Karl Renner-Platz<br />

Ensembles der Musikschule der Stadtgemeinde<br />

Gloggnitz, Mostviertler BlechMusikanten,<br />

Wienerwald Viergesang, ZiachnRocker Nico<br />

Marsoun<br />

Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 15.00 Uhr<br />

Musikalische aufhOHRchen-Grüße<br />

NÖ Landepflegeheim Gloggnitz<br />

Schwarzataler Tanzlmusik, Spielmusik<br />

„Aufstreich“, Volkstanzgruppe Payerbach-<br />

Reichenau/Rax, Wienerwald Viergesang<br />

Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr<br />

Abendkonzert „Alles Volksmusik“<br />

Stadtsaal Gloggnitz<br />

Einführung: Dorli Draxler<br />

Oberkrainer-Fan-Quintett mit Gitti,<br />

Heidi und Peter, Die Tanzgeiger<br />

19.30 Uhr: Begrüßung durch die Mostviertler<br />

BlechMusikanten<br />

Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 10.00 Uhr<br />

Floriani-Messe<br />

aufhOHRchen-Bühne<br />

am Dr.-Karl-Renner-Platz<br />

Ökumenischer Gottesdienst<br />

mit Pfarrer Mag. Ernst Pankl und<br />

Pfarrer Mag. Andreas Lisson<br />

Mostviertler BlechMusikanten<br />

Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 11.00–13.00 Uhr<br />

Floriani-Frühschoppen<br />

aufhOHRchen-Bühne<br />

am Dr.-Karl-Renner-Platz<br />

Die Blechan XL, Feuerwehren der Umgebung<br />

Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 14.00 Uhr<br />

Chöretreffen<br />

aufhOHRchen-Bühne<br />

am Dr. Karl Renner-Platz<br />

Brucker Singkreis, Gesangverein „Eiche“<br />

Penk, Mostviertler BlechMusikanten, Sängerbund<br />

Neustift, Sing mit-Runde Wiener<br />

Neudorf, Wienerwald Viergesang<br />

Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 16.30 Uhr<br />

aufhOHRchen-Grüße<br />

aufhOHRchen-Bühne<br />

am Dr. Karl Renner-Platz<br />

Landjugend Gloggnitz und Verein Silbersberg<br />

Gloggnitz<br />

Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 17.00-20.00 Uhr<br />

Klangpfad durch Gloggnitz<br />

Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr<br />

Wirtshausmusik<br />

Gasthaus „Zur blauen Traube“:<br />

5-G’span-Musi, Wienerwald Viergesang<br />

Gasthof-Hotel Loibl: Pongauer Geigenmusi,<br />

Aubichimusikanten, Spirk Trio<br />

Gasthaus „Zur weißen Rose“:<br />

Terz Sterz, Salterina<br />

Gasthof Maurer:<br />

Schanksänger aus dem Schneeberggebiet,<br />

„Des tuatsnet“ Klarinettenmusi<br />

Gasthaus Posthörndl: Shaskeen<br />

Gasthaus Stiegenwirtshaus: NoHau<br />

Baumgartner’s Gastgarten: Li Blos –<br />

Lichtenegger Blasmusik, diemusikkanten<br />

So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 9.30 Uhr<br />

Gottesdienst<br />

mit Feier des hl. Abendmahls<br />

Evangelische Dreieinigkeitskirche<br />

Salterina, Volkstanzgruppe Payerbach-<br />

Reichenau/Rax<br />

So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 10.00 Uhr<br />

Festgottesdienst<br />

Christkönigskirche<br />

Kranichberger Messe mit Gesangverein<br />

Prigglitz, Kirchenchor Raach am Hochgebirge,<br />

Kirchenchor Hassbach, Kirchenchor<br />

Kranichberg, Gesangverein „Eiche“ Penk,<br />

Gesangverein „Pro Musica“ Breitenau,<br />

Die 4 Blechan<br />

So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 11.30 Uhr<br />

Frühschoppen<br />

aufhOHRchen-Bühne<br />

am Dr.-Karl-Renner-Platz<br />

Stadtkapelle Gloggnitz<br />

So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 12.30 Uhr<br />

Miteinander aufhOHRchen –<br />

Sänger- und Musikantentreffen<br />

aufhOHRchen-Bühne<br />

am Dr. Karl Renner-Platz<br />

Die Huatara Dirndln, Edlitzer Weisenbläser,<br />

Gentlemen.m.u.s.i. des Musikvereins<br />

Schottwien, Gesangsduo Hilde und Alex,<br />

Gesangverein „Pro Musica“ Breitenau,<br />

Jahreszeitenterzett, Männergesangverein<br />

und Gemischter Chor Prigglitz, Pfadfinderchor<br />

der Pfadfindergruppe Gloggnitz,<br />

Prigglitzer Vorstadtsänger, Sing mit-Runde<br />

Wiener Neudorf, Spielmusik „Aufstreich“,<br />

Terz Sterz, Volkstanzgruppe Payerbach-<br />

Reichenau/Rax, Weana Bleamerl, Wienerwald<br />

Viergesang<br />

Änderungen vorbehalten!<br />

Eintritt frei!<br />

Ausgenommen Abendkonzert<br />

Karten: VVK EUR 18,00; AK EUR 20,00<br />

Erhältlich bei der Volkskultur Niederösterreich,<br />

bei der Stadtgemeinde Gloggnitz<br />

Festivalabzeichen inklusive Programmheft:<br />

EUR 3,00<br />

Im Falle von Schlechtwetter finden Sie die<br />

Veranstaltungsorte im Internet auf<br />

www.aufhOHRchen.at unter Programm!<br />

Information<br />

Volkskultur Niederösterreich<br />

Tel. 02732 85015<br />

www.aufhOHRchen.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Bräuche / 12<br />

Mensch und Natur<br />

rund um den wald<br />

Wälder machen 40 Prozent der Fläche des Bundeslandes aus. Der Wald als Wirtschaftsraum<br />

sicherte Generationen das Überleben, er galt aber auch als unheimlich, bevölkert von wilden Tieren<br />

und lichtscheuen Gestalten.<br />

ohne den die Landwirtschaft nicht hätte auskommen<br />

können“, stellt Sandgruber fest.<br />

Waldbauern übten eine Reihe von Nebengewerben<br />

aus. Sie tauschten Produkte wie Holzkohle,<br />

Binderwaren, Dachschindeln, Bauholz<br />

oder Bretter auf dem Holzmarkt in Wiener<br />

Neustadt gegen Getreide für den Eigenbedarf.<br />

Ihre Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

im Schneeberggebiet, das zu 85 Prozent aus<br />

Waldflächen besteht, kann man im Waldbauernmuseum<br />

Gutenstein kennenlernen. In der<br />

aus dem Jahr 1576 stammenden „Alten Hofmühle“<br />

stellt es 13 solcher Gewerbe vor.<br />

Mit dem Rothwald, südlich des Dürrenstein-<br />

Massivs im Bezirk Scheibbs, besitzt Niederösterreich<br />

Österreichs einziges „Strenges<br />

Naturreservat in Kategorie Ia“, das nie forstwirtschaftlich<br />

bearbeitet wurde. Nach der<br />

Aufhebung des Kartäuserklosters Gaming,<br />

dem er einst gehörte, kaufte die Familie<br />

Rothschild den Wald, nutzte ihn aber nicht.<br />

Im Sinne des Umweltschutzes beschloss<br />

Albert Rothschild (1844–1911) im Jahr 1875,<br />

das Gebiet als Primärwald für die Nachwelt<br />

zu erhalten. Es gilt als größter Urwald Mitteleuropas.<br />

Üblicherweise waren geistliche wie<br />

weltliche Grundherren seit dem 12. Jahrhundert<br />

bestrebt, großflächige Rodungen durchzuführen.<br />

Der Rothwald, ein Urwald in Niederösterreich.<br />

Im Mittelalter unterschied man den ungepflegten<br />

Urwald („silva“) und den gehegten<br />

Forst („forestum“). Der Wirtschaftshistoriker<br />

Roman Sandgruber spricht von der „Ambivalenz<br />

zwischen Wildnis und <strong>Kultur</strong>“. Heute<br />

denkt man bei Produkten des Waldes in<br />

erster Linie an Holz, doch gab es viel mehr<br />

Verwertbares: Wild, Kräuter und Pilze, Wurzeln<br />

und Knollen, Beeren und Obst, Honig<br />

und Wachs, Eicheln, Bucheckern und Nüsse,<br />

Harz, Pottasche, Heu, Laub und Reisig.<br />

„Durch Abbrennen und Beweiden, Laubrechen<br />

und Schneiteln, Streusammeln und<br />

Abgraben von Walderde erfolgte ein Energieund<br />

Nährstofftransfer vom Wald aufs Feld,<br />

Anders als die Waldbauern, die (seit der Bauernbefreiung<br />

1848) zugleich die Waldbesitzer<br />

waren, handelte es sich bei den Holzknechten<br />

um Lohnabhängige. Dennoch bildeten sie<br />

einen selbstbewussten Stand mit einer straffen<br />

Arbeitsorganisation. Dieser entstand<br />

nach dem Aufkommen der Eisenindustrie.<br />

1569 bestimmt die „Eisenwidmung“, dass die<br />

Wälder des Schneeberg- und Raxgebietes für<br />

die umliegenden Eisen- und Hammerwerke<br />

zu verwenden seien. 1625 schlossen sich<br />

mehr als 60 Radwerke und Eisenhämmer zur<br />

„Innerberger Hauptgewerkschaft“ zusammen.<br />

Um den Holzbedarf zu decken, wurden<br />

Forstarbeiter in Niederösterreich angesiedelt.<br />

Eine Partie bestand aus zehn Männern, denen<br />

der „Passknecht“ vorstand. Während der<br />

Woche hausten sie in der Nähe des Schlages<br />

in Hütten oder Blockhäusern. Entlang der<br />

Wände befanden sich Pritschen als Liegestatt.<br />

Den Mittelpunkt bildete die Feuerstätte zum<br />

Kochen und Heizen. Jeder kochte für sich<br />

und hatte eine bestimmte Stelle am Herd.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Bräuche / 13<br />

Ein Pecher bei der Arbeit.<br />

Waldarbeiter in früheren Zeiten.<br />

In der Glashütte.<br />

Zum Essen saß er, mit der Pfanne auf den<br />

Knien, auf seinem Schlafplatz. Die meisten<br />

Speisen bestanden aus einem Mehlteig, der in<br />

Schweineschmalz herausgebacken wurde.<br />

Als um die Mitte des 18. Jahrhunderts in<br />

Wien das Brennholz knapp wurde, warb man<br />

evangelische Holzknechte aus Salzburg an.<br />

Daheim wurde sie wegen ihres Glaubens verfolgt,<br />

in Niederösterreich fanden sie dauerhafte<br />

Arbeitsplätze. Die einsamen Wälder<br />

boten auch Gelegenheit, fernab der Siedlungen<br />

im Geheimen ihre Andachten zu<br />

pflegen. Nach dem Josephinischen Toleranzpatent<br />

wurde in Mitterbach 1785 das erste<br />

Bethaus einer Toleranzgemeinde in Niederösterreich<br />

eingeweiht. Auch der „Raxkönig“<br />

Georg Huebmer (1755–1833) entstammte<br />

einer geheimprotestantischen Familie. Er und<br />

sein Bruder Johann errichteten am Naßbach<br />

und an der Schwarza die für die Holzbringung<br />

notwendigen Einrichtungen und sicherten<br />

dadurch viele Jahre den Betrieb des<br />

Hirschwanger Eisenwerks der Innerberger<br />

Hauptgewerkschaft. Früh erkannten sie die<br />

Möglichkeit, über den Wiener Neustädter<br />

Kanal Holz nach Wien zu befördern. Berühmt<br />

wurde Georg Huebmer als erster Tunnelbauer<br />

Europas, da er durch den 1.134 Meter<br />

hohen Sattel des „Gscheidl“, einen 430 Meter<br />

langen Schwemmtunnel zur Holztrift, sprengen<br />

ließ. 1827 waren die Arbeiten abgeschlossen.<br />

In den 1970er Jahren erforschte der Volkskundler<br />

Günther Richter die traditionelle<br />

<strong>Kultur</strong> der Holzknechte, wobei er 130 von<br />

ihnen befragte. Themen waren Alltag,<br />

Arbeitsgeräte und -methoden, Kleidung,<br />

Glaube und Aberglaube sowie Bräuche. Dazu<br />

zählten Standesfeste, wie Holzhackerball und<br />

Holzknechtkränzchen, bei denen spezielle<br />

Lieder und Tänze zur Aufführung kamen,<br />

Maschkerer-Umzüge im Fasching, das Setzen<br />

von <strong>Mai</strong>- und Sonnwendbäumen, das Fensterln<br />

und kirchliche Feiertage.<br />

Pecherei & Glashütten<br />

Holzknechte waren – wie Förster – nicht die<br />

einzigen, die ihren Beruf im Wald ausübten.<br />

Weithin hörbar klang das Schlagen der<br />

Pecher, wenn sie im südöstlichen Niederösterreich<br />

den Föhren ihr Harz abzapften.<br />

Über Jahrhunderte bildete die Pecherei für<br />

tausende Familien in den Bezirken Mödling,<br />

Baden, Wiener Neustadt und Neunkirchen<br />

den Lebensunterhalt. Es handelt sich um das<br />

größte und nördlichste Verbreitungsgebiet<br />

der Schwarzföhren in Mitteleuropa, die hier<br />

zu Maria Theresias Zeiten angepflanzt wurden.<br />

Um das Harz (Pech) zu gewinnen,<br />

wurde der Stamm oberflächlich verwundet<br />

und dadurch der Harzfluss angeregt. Raffinerien<br />

und Siedereien verarbeiteten das<br />

Harz zu Terpentinöl und Kolophonium.<br />

Heute gibt es nur noch acht Pecher, die letzte<br />

Fabrik Mitteleuropas befindet sich in<br />

Niederösterreich. Die Pecherei steht auf der<br />

UNESCO-Liste des immateriellen <strong>Kultur</strong>erbes<br />

– wie auch die Köhlerei. In Österreich<br />

üben heute nur noch 15 Personen die Köhlerei<br />

aus, wobei Rohr im Gebirge mit sechs<br />

Betrieben ein Zentrum darstellt.<br />

Verschwunden sind die Waldglashütten, die<br />

vom 12. bis ins 17. Jahrhundert grünliches<br />

Glas für Butzenscheiben herstellten. Quarzsand<br />

und die doppelte Menge Pottasche bildeten<br />

die Rohstoffe. Man gewann sie aus<br />

Eiche, Buche oder Fichte und Pflanzen wie<br />

Farnkraut. Für ein Kilo Glas benötigte man<br />

etwa einen Raummeter Holz zur Pottasche-<br />

Herstellung und zum Heizen der Öfen. Eine<br />

Glashütte verbrauchte jährlich das Holz von<br />

20 bis 30 Hektar Wald. Nach dem Kahlschlag<br />

wanderte der Glaserzeuger weiter, Ackerbauern<br />

und Viehzüchter konnten das so gewonnene<br />

Land für ihre Wirtschaft und Siedlungen<br />

nutzen.<br />

Ein ganz eigenes Kapitel ist die Waldnutzung<br />

durch die Jagd. Sie war seit dem Mittelalter<br />

ein adeliges Privileg. Damals entstand auch<br />

der Beruf des Jägers, der im Sinne seines<br />

Arbeitgebers jagdliche und hegerische Tätigkeiten<br />

ausführt. Sein Widerpart, der Wilderer,<br />

wurde als sozialer Rebell und Symbolfigur<br />

gegenüber den Herrschenden in Liedern<br />

besungen und (Heimat-)Filmen dargestellt.<br />

Doch handelt es sich bei dem – oft als romantisches<br />

Vergnügen dargestellten – Wilddiebstahl<br />

um ein kompliziertes soziales Phänomen.<br />

Darauf hat besonders der Soziologe<br />

Roland Girtler hingewiesen, der in St. Pankraz<br />

(Oberösterreich) ein eigenes Wilderermuseum<br />

eingerichtet hat. /<br />

Text: Helga Maria Wolf<br />

Illustrationen: Magdalena Steiner<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Haus der <strong>Region</strong>en / 14<br />

Vortrag am Kamin<br />

heimat<br />

ist eine idee<br />

Mit dem Vortrag „Heimaten reloaded“ eröffnete Prof. Konrad Köstlin<br />

die Kremser Kamingespräche zum Thema Heimat.<br />

Konrad Köstlin beim Vortrag am Kamin.<br />

Unter „Heimat“ versteht jeder etwas anderes.<br />

Im Gegensatz zum Feld der Molekularbiologie,<br />

ist Heimat ein Thema, in dem jeder<br />

Experte ist. Denn Heimat an sich gibt es<br />

nicht. Es entsteht durch den Akt des Handelns,<br />

durch Meinungen und Werte im Hintergrund.<br />

Heimat, so wie wir diesen Begriff<br />

derzeit verstehen, ist ein Gegenentwurf zur<br />

Globalisierung.<br />

Heimat – eine Stimmung<br />

Heimat hat schwankende Konjunkturen.<br />

Derzeit steht die Aktie Heimat hoch. Die<br />

NÖN gibt seit kurzem eine Beilage mit dem<br />

Titel „Heimat“ heraus. Menschen aus den<br />

Städten konvertieren zu Naturfreaks und<br />

werfen sich den Jahreszeiten an den Hals. Im<br />

Frühjahr z. B. ist dem Bärlauch kaum zu<br />

entkommen, im Herbst nicht dem Kürbis.<br />

Und das Magazin „Servus“ ist mit dabei.<br />

Darin wird sogenanntes „Heimatwissen“ verkauft.<br />

In Deutschland heißt das „Landlust“<br />

und war, bevor die Zeitschrift die Millionenauflage<br />

überschritten hat, eine biedere westfälische<br />

Landwirtschaftszeitung.<br />

Auch wo der Begriff Heimat nicht auftaucht,<br />

steckt Heimat drinnen, etwa aktuell beim<br />

Phänomen „Rettet die Schwedenbomben“.<br />

Hier will eine auf Facebook vernetzte Gruppe<br />

mit dem Aufruf zum Kauf von Schwedenbomben<br />

einen österreichischen Süßwarenhersteller<br />

vor dem Konkurs bewahren. Heimat<br />

ist auch in Begriffen wie „Bio“ oder<br />

„CO 2 -Footprint“ enthalten. Heute – und<br />

gerade da steckt Heimat drinnen – ist Selbermachen<br />

das oberste Gebot. Früher brachte<br />

man zu einer Einladung Blumen oder eine<br />

Bonboniere mit, jetzt sind es selbstgemachte<br />

Marmeladen.<br />

Die Moderne hat etwas geschaffen, woran sie<br />

heute leidet: an der Perfektion des Industriellen.<br />

Der Fortschritt sollte die Unvollkommenheit<br />

der Handarbeit auslöschen und<br />

evoziert gleichzeitig die Sehnsucht danach.<br />

Heimat – eine Begriffserklärung<br />

Gefühle fallen nicht vom Himmel, auch<br />

nicht die für die Heimat. Das Heimatgefühl<br />

wurde in einem historischen Prozess erlernt.<br />

Der vormoderne Heimatbegriff war ein<br />

Rechtsbegriff. Mit dem Wort Heimat war der<br />

Hof gemeint. Das Recht auf Heimat war<br />

somit an Besitz gebunden. Heimat, das besaßen<br />

nur wenige. Und Heimat war männlich<br />

konnotiert – denn der Hoferbe war männlich.<br />

Die anderen – die Besitzlosen – wurden<br />

auf die himmlische Heimat vertröstet. Wir<br />

alle kennen noch den Ausdruck „Heimatrecht“.<br />

Heimatrecht hatte man dort, wo man<br />

geboren war, dort hatte man einen gewissen<br />

Anspruch auf Obsorge im Alter. Mit der<br />

Industrialisierung und steigender Mobilität<br />

im 19. Jahrhundert wird das Heimatrecht<br />

unbrauchbar. Stichworte dazu: Landflucht,<br />

Verelendung, Auswanderung.<br />

Also wandelt sich der Begriff. In Bayern wurden<br />

Heimat, Brauchtum, Trachten etc. gefördert<br />

und in die Staatsideologie verwoben.<br />

Herzog Max in Bayern, auch der Zither-Maxl<br />

genannt, hat Stücke für die Zither komponiert<br />

und so beigetragen, dass dieses Instrument<br />

nicht ausstirbt. Ein bayerischer Erlass<br />

aus dem Jahre 1852 verordnete die Erhaltung<br />

der Dorflinde. Verordnungen zur Trachtförderung<br />

folgten. Zum Begriff Heimat gesellt<br />

sich das Bewahren und Pflegen. Auf diese<br />

Weise, so hoffte man, könne die Industrialisierung<br />

verlangsamt und die Entwurzlung<br />

der Menschen verhindert werden.<br />

In Österreich wird um die Jahrhundertwende<br />

der Begriff Heimat zum ethnografischen<br />

Kitt der k. u. k. Monarchie. Volkskundler<br />

schwärmten in die Länder des österreichisch-ungarischen<br />

Reichs und betrieben<br />

ein gigantisches Marketing für die Provinz.<br />

Das Ergebnis ist das 24-bändige Kronprinzenwerk.<br />

Heimat ist jetzt eine Idee. Sie wird<br />

emotionalisiert und entmaterialisiert. Heimat<br />

wird zu einem Sonntagsbild, das nicht<br />

mehr auf die Gegenwart zielt.<br />

Das Thema Heimat und Nationalsozialismus<br />

wäre ein eigener Vortrag und ist in paar Sätzen<br />

nicht abzuhandeln. Nach dem Faschismus<br />

war Heimat für die Demokratie<br />

unbrauchbar geworden und spaltet bis heute,<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Theater / 15<br />

Der Weibsteufel<br />

den spiess<br />

umdrehen<br />

zumindest auf der symbolischen Ebene. Heimat<br />

war in den 1960/70er Jahren etwas<br />

anderes als heute, denken wir nur an die<br />

österreichische Literatur mit dem Antiheimatroman:<br />

„Herrenjahre“ von Gernot Wolfgruber,<br />

Franz Innerhofer und Felix Mitterer.<br />

Dazu passt ein Ausspruch von Martin<br />

Walser: „Heimat ist das freundlichste Wort<br />

für Zurückgebliebenheit.“<br />

Abschließend könnten wir fragen, wohin die<br />

Reise des Heimatbegriffes geht. Um es mit<br />

Johann Gottfried Herder zu sagen: „Heimat<br />

ist, wo ich mich nicht erklären muss.“ Das<br />

würde den Heimatbegriff obsolet machen. /<br />

Zusammengefasst von Mella Waldstein<br />

Nachzuhören auf<br />

www.volkskultureuropa.org<br />

KREMSER KAMINGESRÄCHE<br />

———————————————————<br />

Heimat.Chancen<br />

Mi, 8. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr, Festsaal<br />

Mag. Michael Stavarič, Schriftsteller<br />

Dr. Gesine Tostmann, Volkskundlerin<br />

und Trachtenexpertin<br />

Heimat.Träume<br />

Mi, 12. 6. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr, Festsaal<br />

Dorothea Draxler, Geschäftsführerin der<br />

Volkskultur Niederösterreich<br />

Gerhard Haderer, Karikaturist<br />

Eintritt frei, Anmeldung erbeten<br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

Donaulände 56<br />

3504 Krems-Stein<br />

Tel. 02732 85015<br />

www.volkskultureuropa.org<br />

Für Karl Schönherrs Stück „Der Weibsteufel“ wird die Ladefläche<br />

eines LKWs zur Bühne.<br />

Max Mayerhofer, Manuela Seidl und David Czifer.<br />

Foto: z. V. g.<br />

„Zuerst habt ihr mich aufgerissen bis auf den<br />

Grund, und jetzt möchts ihr mich wieder<br />

zudrehn, wie einen Wasserhahn. Aber mich<br />

fangts nimmer ein“, sagt die Frau und dreht<br />

den Spieß um. Sie benutzt – statt benutzt zu<br />

werden. Mit Schönherrs Volksstück tourt das<br />

„Lastkrafttheater“ durch Niederösterreich.<br />

Ein Mann und seine junge Frau. Sie leben an<br />

der Grenze. Der Mann ist im Schmuggelgeschäft.<br />

Der Mann erfährt, dass der neue<br />

Grenzjäger auf seine Frau angesetzt wird, um<br />

die Hehlerei auszuspionieren. Daraufhin verlangt<br />

er von ihr, selbst aktiv zu werden und<br />

den Grenzjäger zu umgarnen – damit er das<br />

Schmuggelgut wegschaffen kann. Als die<br />

Frau erkennt, dass sie von beiden Männern<br />

zu deren Zwecke benutzt wird, spielt sie die<br />

beiden gegeneinander aus und bringt sie so<br />

zum Äußersten. Karl Schönherr (1867–1943)<br />

war Arzt wie Arthur Schnitzler und vor dem<br />

Ersten Weltkrieg meistgespielter Bühnenautor.<br />

Mit „Weibsteufel“ schuf er nicht nur ein<br />

Beziehungsdrama, ein Heimatstück und<br />

einen Krimi, sondern auch eine zeitlose<br />

Abhandlung über die Themen Lust und Gier.<br />

DER WEIBSTEUFEL<br />

———————————————————<br />

Lastkrafttheater mit Manuela Seidl,<br />

Max Mayerhofer, David Czifer.<br />

Regie: Marius Schiener<br />

Vorstellungen<br />

Sa, 4., u. So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />

Firma Talkner, 3860 Heidenreichstein,<br />

Schremser Straße 81<br />

Sa, 11. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />

AK-Saal, 2340 Mödling, Dr.-Hanns-<br />

Schürff-Gasse 14<br />

So, 12. 5. <strong>2013</strong>, 16.00 Uhr<br />

3672 Maria Taferl, Basilikaplatz<br />

Sa, 18. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />

3950 Gmünd, Stadtplatz<br />

Sa, 25. 5 <strong>2013</strong>, 16.00 Uhr<br />

Messegelände, Freigelände West,<br />

Stand Arge LogCom, 3430 Tulln<br />

Di, 28. 5. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />

Volksheim, 3130 Herzogenburg,<br />

Auring 29<br />

Sa, 1. 6. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr<br />

3550 Langenlois, Loisium-Allee 1<br />

So, 2. 6. <strong>2013</strong>, 18.30 Uhr<br />

Freizeitzentrum, 2351 Wiener Neudorf,<br />

Eumigweg 1–3<br />

Sa, 8. 6. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />

2070 Retz, Hauptplatz<br />

So, 9. 6. <strong>2013</strong>, 15.00 Uhr<br />

Karikaturengarten, 3522 Brunn am Wald<br />

Eintritt frei!


Interview / 16<br />

Natália Kelly<br />

bei uns hats gefunkt<br />

Sie ist die derzeit wohl bekannteste Musikschülerin Österreichs. Spätestens seit ihrem Auftritt bei der ORF-<br />

Show „Österreich rockt den Song Contest“ weiß jeder, was „prima la musica“ ist, denn sie ist mehrfache<br />

Preisträgerin – die Rede ist von Natália Kelly, Österreichs Beitrag beim „Eurovision Song Contest“ <strong>2013</strong>.<br />

Schlagzeug und habe zusätzlichen Gesangsunterricht<br />

in Popularmusik bei Alex Wartha<br />

genommen. Dem Kinderchor folgte ein<br />

Jugendensemble, außerdem haben wir ein<br />

Gesangsterzett, „Cara Mias“, gegründet, das<br />

sich bald auf acht Mädchen erweiterte.<br />

Zusammen nahmen wir an Wettbewerben<br />

wie „prima la musica“, „Austria Cantat“<br />

oder „Österreich singt“ teil. Kurz gesagt: Die<br />

Musikschule wurde zu meinem zweiten<br />

Zuhause, täglich verbrachte ich meine Freizeit<br />

dort.<br />

Natália Kelly – Musikschülerin und Song-Contest-Hoffnung. Foto: Stefan Tauber<br />

Seit ihrem sechsten Lebensjahr besucht die<br />

nun 18-Jährige die Musikschule Bad Vöslau<br />

und startete dort ihre musikalische Laufbahn,<br />

die beim Kinderchor „Tigerband“<br />

anfing, sie über diverse Musikwettbewerbe<br />

zur Teilnahme am „Eurovision Song Contest“<br />

in Malmö führte und in einer internationalen<br />

Karriere münden soll. Michaela<br />

Hahn, Geschäftsführerin des Musikschulmanagement<br />

Niederösterreich, sprach mit<br />

Natália Kelly, deren Gesangs- und Klavierlehrerin<br />

Isabella <strong>Mai</strong>erhofer und dem Leiter<br />

der Musikschule Bad Vöslau, Christian<br />

Sauer, über den Weg ihrer musikalischen<br />

Karriere, die Rolle des Lehrers und Talenteförderung<br />

in der Musikschule.<br />

Natália, seit deinem sechsten Lebensjahr<br />

besuchst du die Musikschule, nimmst dort<br />

neben Gesangs- auch Klavierunterricht, hast<br />

auch E-Gitarre und Schlagzeug gelernt …<br />

Wie hat dein musikalischer Werdegang<br />

begonnen und was bedeutet Musikschule für<br />

dich persönlich<br />

Kelly: Begonnen hat alles bei Isabella (<strong>Mai</strong>erhofer),<br />

zuerst mit Klavierunterricht, bald<br />

darauf mit Gesang. Die Begeisterung war<br />

sofort da, sodass meine Mama Isabella bald<br />

überredet hat, einen Kinderchor zu gründen.<br />

Mit der Gründung der „Tigerband“ hat<br />

meine Leidenschaft zum Gesang begonnen,<br />

später kam das Musizieren hinzu. Ich habe<br />

ein paar Jahre E-Gitarre gelernt, später auch<br />

Nebenher hast du auch noch beim „Kiddy<br />

Contest“ oder bei „The Voice“ teilgenommen.<br />

Was war der Beweggrund dafür<br />

Kelly: Den „Kiddy Contest“ habe ich immer<br />

schon gerne verfolgt. Meinen Eltern habe<br />

ich angekündigt, mitmachen zu wollen.<br />

Anfangs waren sie skeptisch, da ich erst<br />

neun Jahre alt war, aber schlussendlich<br />

konnten wir eine DVD produzieren und<br />

diese einschicken – und es hat funktioniert!<br />

Ab diesem Zeitpunkt war klar: Das möchte<br />

ich beruflich einmal machen. Dann hat<br />

eines zum anderen geführt. In der Musikschule<br />

haben Isabella und ich hart an meiner<br />

Stimme gearbeitet. „The Voice“ gab mir die<br />

Möglichkeit, meine eigenen Songs zu präsentieren<br />

und auch an ihnen zu arbeiten.<br />

Durch meinen Sieg hatte ich zusätzlich auch<br />

die Möglichkeit, eine Single aufzunehmen<br />

und mit dem Produzenten der Plattenfirma,<br />

bei der ich jetzt bin, zusammenzuarbeiten.<br />

Seit Oktober habe ich nun einen Plattenvertrag<br />

– im April wurde mein erstes Album,<br />

„Natália Kelly“, veröffentlicht.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Interview / 17<br />

Michaela Hahn, Musikschulmanagement<br />

Niederösterreich (2. v. l.), sprach mit Natália Kelly<br />

(r.), deren Gesangs- und Klavierlehrerin Isabella<br />

<strong>Mai</strong>erhofer (3. v. l.) und dem Leiter der Musikschule<br />

Bad Vöslau, Christian Sauer (l.).<br />

Isabella, du betreust ja viele Musikschüler,<br />

und das oft jahrelang. Wie erkennt man<br />

Talent und wie fördert man es als Lehrer<br />

<strong>Mai</strong>erhofer: Als Lehrer braucht man ein<br />

Gespür für das Erkennen von Talenten, auch<br />

kommt mit der Zeit die Erfahrung, Situationen<br />

und Talente zu erkennen. Ein guter<br />

Draht zum Schüler ist dabei hilfreich. Wenn<br />

dieser stimmt, erkennt man oft auch Begabungen,<br />

die für andere weniger sichtbar<br />

sind. Wenn Kapazität und Begabung vorhanden<br />

sind, so soll man auf jeden Fall versuchen,<br />

diese zu fördern. Dafür bieten sich<br />

Wettbewerbe an, weil man gezielt darauf<br />

hinarbeiten kann. Ich persönlich versuche<br />

herauszufinden, ob der Schüler das nötige<br />

Talent, aber auch die Nerven dafür hat.<br />

Kelly: Und der Wille muss da sein!<br />

Man sagt oft: „Jeder Schüler findet seinen<br />

Lehrer“. Trifft das bei euch zu<br />

Kelly: Ja, bei uns hat’s gefunkt (lacht)! Ich<br />

verstehe mich mit allen meinen Lehrern gut,<br />

aber natürlich hat man zu jedem einen<br />

anderen Zugang. Mit Isabella arbeite ich am<br />

längsten zusammen, das erklärt wahrscheinlich<br />

unsere Harmonie. Außerdem teilen wir<br />

eine ähnliche Ansichtsweise: Isabella fordert<br />

und fördert – sie lässt Begabungen nicht<br />

stehen, sondern möchte, dass ich mich weiterentwickle.<br />

Wie bereitest du Schüler auf Wettbewerbe vor,<br />

wie geht ihr mit der Erwartungshaltung um<br />

<strong>Mai</strong>erhofer: Ein Vorteil ist, dass ich alle<br />

meine Schüler selber begleite – das ist für<br />

die Harmonie und das Zusammenwachsen<br />

ideal. Anfangs riet ich meinen Schülern,<br />

ohne große Erwartungen zum Wettbewerb<br />

Natália Kelly als Musikschülerin beim Wettbewerb<br />

podium.jazz.pop.rock 2009<br />

zu fahren, da wir weder das Umfeld noch die<br />

Art der Bewertung kannten. Doch so wie<br />

sich die Wettbewerbe in den vergangenen<br />

Jahren weiterentwickelt haben, so habe auch<br />

ich Erfahrungen gesammelt. Heute weiß ich,<br />

wie der Hase läuft: ich kann mittlerweile gut<br />

einschätzen, wann Schüler die Kapazität<br />

haben, einen 1. Preis zu erreichen.<br />

Wenn du auf der Bühne stehst, sticht deine<br />

Stimme heraus. Was mich beeindruckt, ist,<br />

dass es dir scheinbar nichts ausmacht, auch<br />

einmal in einer Nebenrolle mitzuwirken.<br />

Kelly: Mir geht es grundsätzlich nicht<br />

darum, im Mittelpunkt zu stehen, ich möchte<br />

nur „mein Ding“ machen. Ich liebe es zu<br />

musizieren, egal in welcher Rolle ich bin: Ich<br />

genieße, was ich tue! So auch beim Musicalprojekt<br />

Wir sind Bühne.Musical – ich hatte<br />

viel Spaß und habe sehr viel dazugelernt –<br />

von der Gruppe sowie der künstlerischen<br />

Leiterin, Luzia Nistler.<br />

Sauer: Es ist auch nicht ihre Charaktereigenschaft,<br />

sich derart in den Mittelpunkt zu stellen.<br />

Ob bei der Show „Österreich rockt den<br />

Song Contest“ oder eine Woche später im<br />

kleinen Rahmen beim Vortragsabend der<br />

Musikschule – Natália singt alleine oder im<br />

Chor als eine von zehn: genau das macht sie<br />

so sympathisch. Und so ist sie ihren Weg<br />

gegangen, bis hin zum „Song Contest“ in<br />

Malmö, das ist unglaublich!<br />

Talenteförderung ist in Niederösterreich ein<br />

großes Thema, vom Musikschulbeirat wird in<br />

den kommenden Jahren dahingehend ein<br />

Schwerpunkt gesetzt. Was kann die Musikschule<br />

an Talenteförderung leisten bzw. bis zu<br />

welchem Grad kann sie das<br />

Sauer: Meiner Meinung nach funktioniert<br />

die Talenteförderung in Niederösterreich<br />

bereits sehr gut. Besonders das Jugendsinfonieorchester,<br />

das viele Möglichkeiten für<br />

Musikschüler bietet, muss hervorgehoben<br />

werden. Die Musikschule stellt die Rahmenbedingungen<br />

für eine gute Ausbildung bereit,<br />

in Vortragsabenden und Konzerten bietet sie<br />

Auftrittsmöglichkeiten und vieles mehr. Der<br />

nächste Schritt ist das Hinführen zum Musikstudium.<br />

Projekte und Fördermöglichkeiten<br />

seitens der Musikschule und dem Musikschulmanagement<br />

Niederösterreich gibt es<br />

zur Genüge. Und wer wirklich intensiv mehr<br />

machen möchte, bei dem funktioniert es wie<br />

bei Natália, wenn die ganze Familie dahintersteht<br />

und sie tatkräftig unterstützt.<br />

Natália, dein nächstes Ziel ist der „Song Contest“<br />

– hast du Pläne für die Zukunft Wie<br />

geht es danach weiter<br />

Kelly: Ich hoffe gut (lacht). Mein Ziel ist es,<br />

eine internationale Karriere aufzubauen,<br />

darauf arbeite ich schon länger hin. Jetzt ist<br />

Österreich dran und dann …<br />

Wir drücken dir fest die Daumen dafür und<br />

wünschen dir das Allerbeste für Malmö! /<br />

Interview: Michaela Hahn, Katharina Heger<br />

NATÁLIA KELLY<br />

———————————————————<br />

Geboren am 18. 12. 1994 in Hartford/<br />

Connecticut (USA); lebt in Österreich seit<br />

2000; Unterricht in der Musikschule Bad<br />

Vöslau in Klavier bei Isabella <strong>Mai</strong>erhofer,<br />

Schlagzeug bei Thomas <strong>Mai</strong>r, E-Gitarre bei<br />

Roland Teuchmann und Gesang bei Isabella<br />

<strong>Mai</strong>erhofer und Alex Wartha.<br />

Preise und Erfolge bei Wettbewerben:<br />

Kiddy Contest 2004: 2. Platz;<br />

prima la musica: 1. Preise mit ausgezeichnetem<br />

Erfolg bei Landes- und Bundeswettbewerb<br />

(Solo/Ensemble, Klavier/<br />

Gesang) von 2005 bis 2010;<br />

podium.jazz.pop.rock: 1. Preise mit ausgezeichnetem<br />

Erfolg von 2008 bis 2012;<br />

Teilnahme am Musicalprojekt des Musikschulmanagement<br />

Niederösterreich („Wir<br />

sind Bühne.Musical“, 2011);<br />

The Voice: 1. Platz (2011);<br />

Plattenvertrag mit Universal Music<br />

Austria (2012);<br />

Teilnahme am „Eurovision Song Contest“<br />

in Malmö für Österreich (<strong>2013</strong>).<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Musikschule / 18<br />

Porträt<br />

mein grösstes<br />

spielzeug<br />

Am 25. <strong>Mai</strong> gibt das Jugendsinfonieorchester Niederösterreich ein Benefizkonzert<br />

für das Rote Kreuz Amstetten. Der Solist Nikolaus Guschlbauer im Porträt.<br />

Nikolaus Guschlbauer bei Proben mit dem<br />

Jugendsinfonieorchester Niederösterreich.<br />

Besuch beim Probencamp des Jugendsinfonieorchesters<br />

Niederösterreich in Melk. Bei<br />

der Hauptprobe für das Konzert für Klavier<br />

und Orchester Nr. 3 von Ludwig van Beethoven<br />

– angeleitet von Dirigent Martin<br />

Braun – ist zu hören, was die Musikschüler<br />

in den letzten Tagen gemeinsam mit ihren<br />

Dozenten aus den Reihen des Tonkünstler-<br />

Orchesters Niederösterreich erarbeitet<br />

haben. Am Klavier: Nikolaus Guschlbauer.<br />

Es ist das erste Konzert des 20-jährigen Katzelsdorfers<br />

mit einem derartigen Orchester<br />

– und dennoch merkt man ihm kaum Nervosität<br />

an. Immer wieder erntet er anerkennende<br />

Blicke von Kollegen, Dirigent oder<br />

Dozenten. „Eine Karriere als Konzertpianist“<br />

– natürlich ein ambitioniertes Ziel,<br />

erzählt Nikolaus Guschlbauer, auf seine<br />

Pläne angesprochen. Begonnen hat seine<br />

musikalische Laufbahn an der Josef Matthias<br />

Hauer Musikschule in Wiener Neustadt<br />

bei Franziska Schneider. Aber eigentlich<br />

noch früher, denn zu Hause stand ein alter<br />

Flügel. „Mein größtes Spielzeug“, wie Nikolaus<br />

Guschlbauer ihn bezeichnet. Darauf<br />

begann er zu improvisieren und Melodien<br />

nachzuspielen. Die Zeit an der Musikschule<br />

war geprägt durch zahlreiche Musikwettbewerbe<br />

bei „prima la musica“ und ebenso<br />

viele 1. Preise auf Landes- und Bundesebene.<br />

Zwischen Perfektion<br />

und Improvisation<br />

Ab dem Alter von zwölf Jahren besuchte<br />

Nikolaus Guschlbauer die Vorbereitungsklasse<br />

von Alma Sauer an der Universität für<br />

Musik und darstellende Kunst Wien, seit<br />

2011 studiert er Konzertfach bei Ralf Heiber<br />

am Joseph Haydn Konservatorium des Landes<br />

Burgenland. Dass selbst das größte<br />

Talent viel Übung braucht und der Weg zum<br />

Berufsmusiker lang ist, wird deutlich, wenn<br />

Nikolaus Guschlbauer von seinem Alltag in<br />

Eisenstadt erzählt. Bis zur Hälfte des Tages<br />

verbringt er am Instrument. Wichtig ist ihm<br />

dabei jedoch nicht nur das „sture“ Üben,<br />

sondern auch das Improvisieren: „Was deutlich<br />

unterschätzt und selten angesprochen<br />

wird, ist die Improvisation. Diese ist in der<br />

‚Klassik‘ total verloren gegangen, da der<br />

Zeitgeist in Richtung Perfektion drängt.<br />

Dabei wird vergessen, dass man für Perfektion<br />

auch das Eingehen auf den Moment eine<br />

gewisse Flexibilität braucht.“<br />

Die Möglichkeit, mit dem Jugendsinfonieorchester<br />

Niederösterreich zu musizieren,<br />

sieht der Solist als weiteren Schritt nach<br />

vorne in allen Beziehungen – musikalisch<br />

wie auch persönlich – und als tolle Erfahrung.<br />

Diese birgt jedoch auch Herausforderungen<br />

in sich. „Man muss eine gewisse<br />

Deutlichkeit mitbringen und diese auch<br />

manchmal mit Risiko durchsetzen“,<br />

beschreibt Nikolaus Guschlbauer. Und er<br />

ergänzt: „Aber man wächst schnell zusammen,<br />

das merkt man schon während der<br />

Proben.“<br />

Am 25. <strong>Mai</strong> gibt es die Möglichkeit, das<br />

Jugendsinfonieorchester Niederösterreich,<br />

unter der künstlerischen Leitung von Martin<br />

Braun, und Nikolaus Guschlbauer am Klavier<br />

zu hören. /<br />

Text und Foto: Katharina Heger<br />

BENEFIZKONZERT<br />

———————————————————<br />

Sa, 25. 5. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />

Jugendsinfonieorchester Niederösterreich:<br />

Benefizkonzert für das<br />

Rote Kreuz Amstetten<br />

Werke von Markus Zierhofer, Ludwig<br />

van Beethoven, Modest Mussorgski und<br />

Johann Strauß Sohn.<br />

Johann-Pölz-Halle<br />

3300 Amstetten, Stadionstraße 12,<br />

Kartenvorverkauf<br />

Tel. 02742 601 454, avb@amstetten.at,<br />

www.avb.amstetten.at<br />

Information<br />

www.musikschulmanagement.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Hast du Töne / 19<br />

BordunMusikTage<br />

bunt<br />

brummen<br />

Bei den alljährlichen BordunMusikTagen „Hast du Töne“ tauchen<br />

Musiker vier Tage lang in die bunte Welt der Bordunmusik ein.<br />

Nyckelharpa. Foto: Mikael Bodner<br />

Das Wort „Bordun“ (dt. „Brummer“) bezeichnet<br />

einen konstanten Dauerton als einfachste<br />

Form der Melodiebegleitung, der<br />

beim Dudelsack von eigens dafür vorgesehenen<br />

Bordunpfeifen geliefert wird, die auch<br />

„Bordun“ genannt werden. Zu den Borduninstrumenten<br />

zählen neben den Dudelsäcken<br />

unter anderen auch Drehleiern, Nyckelharpas,<br />

Hardingfele und Portative. Durch den<br />

Bordun wird das Wechselspiel zwischen konsonanten<br />

und dissonanten Klängen besonders<br />

deutlich hörbar, wodurch eine ausgeprägte<br />

musikalische Farbigkeit entsteht.<br />

Mit den BordunMusikTagen <strong>2013</strong> in Zeillern<br />

geht dieser Kurs in seine 22. Runde. Alljährlich<br />

tauchen Instrumentalisten vier Tage lang<br />

in die bunte Welt der Bordunmusik ein. Vermittelt<br />

werden sowohl Grundlagen für<br />

Anfänger als auch vertiefende Inhalte für<br />

Fortgeschrittene und Könner. Die Teilnehmer<br />

haben die Möglichkeit, in verschiedensten<br />

Kombinationen von Instrumenten<br />

Bordunmusik zu erleben und zu praktizieren,<br />

denn schließlich passen ja alle anderen<br />

Instrumente mit Borduninstrumenten zusammen.<br />

Durch die Verbindung von Dudelsack<br />

und Drehleier mit verschiedenen Volksmusikinstrumenten<br />

erhalten auch bekannte<br />

Melodien einen ganz eigenen, faszinierenden<br />

Charakter. Auch übers ganze Jahr kann man<br />

in einigen Musikschulen Niederösterreichs<br />

Dudelsack etc. lernen, etwa bei Norbert<br />

Suchy in der Musikschule Strasshof, bei<br />

Christian Blahous in der W. A. Mozart<br />

Musikschule Horn und in der Musikschule<br />

Hainburg. /<br />

BORDUNMUSIKTAGE <strong>2013</strong><br />

———————————————————<br />

Do, 30. 5.–So, 2. 6. <strong>2013</strong><br />

Schloss Zeillern, 3311 Zeillern<br />

Seminarleitung<br />

Norbert Suchy, Christian Blahous<br />

Anmeldung & Information<br />

Mag. Andreas Teufl<br />

Tel. 0664 8223963<br />

http://bordunmusiktage.schoenfeldinger.at/<br />

www.volkskulturnoe.at<br />

tanz&MUSIKWOCHE<br />

———————————————————<br />

Die Volkskultur Niederösterreich<br />

lädt herzlich zur traditionellen<br />

tanz&MUSIKwoche ein: heuer erstmals<br />

nach Hollenstein/Ybbs, in die Landwirtschaftliche<br />

Fachschule Unterleiten.<br />

Im Mittelpunkt steht die traditionelle<br />

österreichische, besonders die niederösterreichische<br />

Volksmusik: gespielt, getanzt,<br />

gesungen.<br />

Die tanz&MUSIKwoche richtet sich an<br />

alle Altersgruppen, an einzelne Musikanten,<br />

Tänzer und Sänger wie auch an<br />

Gruppen und Familien, die Volksmusik<br />

und Volkstänze erleben und erlernen<br />

möchten. In kleinen Gruppen lernen die<br />

Kursteilnehmer unterschiedliche Stile,<br />

Besetzungs- und Improvisationsformen<br />

kennen. Wer sich fundiert weiterbilden<br />

will, wird im Ensemblespiel und im<br />

Kleingruppensingen bestens versorgt.<br />

Speziell für die Jüngsten gibt es Kindertanz,<br />

Kinderspiel und Abenteuer.<br />

Die herausragende Qualität der Küche<br />

der Landwirtschaftlichen Fachschule<br />

Unterleiten und die herrliche Umgebung<br />

des oberen Ybbstals machen die<br />

tanz&MUSIKwoche schließlich zu einem<br />

Erlebnis für alle Sinne.<br />

Seminarleitung: Dorli Draxler<br />

Referenten: Birgit Glawischnig, 
Julia<br />

Lacherstorfer, 
Dieter Schickbichler,<br />

Gregor Narnhofer, Ernst Spirk, Petra<br />

Humpel, Andrea Lakinger, Franz Huber,<br />

Julia Schenkermayr, Martina Gebhard<br />

Tanzmusikant: Dominik Rapcic<br />

Kinderbetreuung: Barbara Kremslehner<br />

So, 7.–Sa, 13. 7. <strong>2013</strong><br />

tanz&MUSIKwoche<br />

Fachschule Unterleiten<br />

3343 Hollenstein/Ybbs, Dornleiten 1<br />

Anmeldung & Information<br />

Volkskultur Niederösterreich<br />

Tel. 02732 85015 23, 0664 8485352<br />

birgit.bosch@volkskulturnoe.at<br />

www.volkskulturnoe.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Niederösterreichisches Volksliedarchiv / 20<br />

Digitalisierung<br />

AUS DER QUELLE<br />

SCHÖPFEN<br />

Das Niederösterreichische Volksliedarchiv ist ein gefragtes Archiv. In diesem Jahr setzt das Volksliedarchiv<br />

einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung der umfangreichen Handschriftensammlung.<br />

„Guten Tag, könnten Sie mir eine Beschreibung<br />

der Kassetten K 12, K 212 und K 213<br />

übermitteln“ – „Für meine Forschungen<br />

bräuchte ich Scans folgender in Ihrem<br />

Archiv aufbewahrten, handschriftlich aufgezeichneten<br />

Volksliedern.“ – „Sie bewahren<br />

im Archiv die Gabler-Messe auf. Könnte ich<br />

davon eine PDF-Datei haben“ – „Ich<br />

schreibe gerade an meiner Diplomarbeit<br />

und suche folgende Liedtexte und wenn<br />

möglich Noten dazu.“ – „Im nächsten Heft<br />

unseres Journals soll ein Artikel über Raimund<br />

Zoder und seine Volkstanzaufzeichnungen<br />

erscheinen. Haben Sie von Zoder<br />

bzw. von Volkstänzen alte Fotos“ – „Ich<br />

suche Literatur zu meinem Maturaarbeitsthema<br />

über Volkstanz. Können Sie mir<br />

Tipps geben“ – „Welche Osterbräuche gibt<br />

es speziell in Niederösterreich“ – „Ich suche<br />

Anleitungen zum Stricken eines Herrentrachtenjankers.“<br />

Das Niederösterreichische Volksliedarchiv,<br />

das von der Volkskultur Niederösterreich<br />

GmbH geführt wird, ist ein häufig angefragtes<br />

Archiv, wenn Menschen nach Volksliedern,<br />

Volkstanzaufzeichnungen, Volksmusiknoten<br />

oder nach Materialien zu den<br />

Themen Brauch oder Tracht suchen. Und<br />

normalerweise werden sie im ältesten Volksliedarchiv<br />

Österreichs, das seit 1905 ununterbrochen<br />

besteht, auch fündig. Wurden<br />

bis vor Kurzem die Anfragen noch vorwiegend<br />

per Post oder per Telefon an das<br />

Archiv gerichtet, stellt mittlerweile der<br />

Großteil der Archivbenutzer seine Anfragen<br />

per E-<strong>Mai</strong>l, verbunden mit der Bitte, man<br />

möge die gesuchten Materialien elektronisch<br />

übermitteln.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Niederösterreichisches Volksliedarchiv / 21<br />

Das analoge Archiv wird immer häufiger ...<br />

... vom virtuellen Besucher genützt.<br />

Virtuelle Besucher<br />

Der virtuelle Archivbesucher ist die Regel<br />

geworden. Er will das Archiv von zuhause<br />

aus elektronisch nach von ihm selbst festgelegten<br />

Kriterien durchstöbern. Schon seit<br />

Juli 2002 sind Teile der Bestände des Niederösterreichischen<br />

Volksliedarchivs online<br />

abrufbar. Seit 2004 finden sich große Teile<br />

der Bestände des Verbundes der Volksliedwerke<br />

Österreichs und Südtirols in einer<br />

gemeinsamen Datenbank. Diese Datenbank<br />

wächst durch Retro-Verzeichnung von Altbeständen<br />

und durch Aufnahme der Neuzugänge<br />

nach wie vor.<br />

Ziel ist über die Bereitstellung von Metadaten<br />

einer Archivale hinaus deren Visualisierung,<br />

sodass der Benutzer nicht nur<br />

Daten über das Gesuchte erhält, sondern das<br />

Archivmaterial selbst digital einsehen kann.<br />

Ein „papierenes Gedächtnis“<br />

Damit aber solche modernen Recherchemethoden<br />

überhaupt in einem Archiv angewandt<br />

werden können, ist die Arbeit vieler<br />

engagierter Liebhaber und Pfleger des<br />

Volksliedes in der Vergangenheit Voraussetzung.<br />

Persönlichkeiten wie etwa Raimund<br />

Zoder (1882–1963), Georg Kotek<br />

(1889–1977), Karl Liebleitner (1858–1942)<br />

oder Karl Magnus Klier (1892–1966) haben<br />

neben vielen anderen Volksliedforschern<br />

nach den Quellen des Volksliedes gesucht<br />

und diese durch ihr unermüdliches Sammeln<br />

und Aufzeichnen entdeckt und<br />

erschlossen. Insgesamt beherbergt das Niederösterreichische<br />

Volksliedarchiv mittlerweile<br />

rund 28.000 handschriftlich aufgezeichnete<br />

Lieder, die neben dem Text auch<br />

oft die Singweise überliefern. Sprüche und<br />

Spiele ergänzen dieses reichhaltige Material.<br />

Dazu kommen rund 20.000 handschriftlich<br />

notierte Instrumentalstücke. Häufig sind die<br />

Aufzeichnungen datiert und lokalisiert,<br />

ergänzt durch Angaben über die Gewährspersonen.<br />

Neben diesem historischen Hauptbestand<br />

an Archivalien ist das Volkliedarchiv im<br />

Besitz von rund 1.000 Volkstanzaufzeichnungen,<br />

6.000 zum Teil historischen Fotografien<br />

und rund 2.000 Tonträgern und<br />

Feldforschungsaufnahmen. Als Handapparat<br />

für den Volksmusikforscher oder -interessenten<br />

steht eine rund 4.000 Werke zählende<br />

Spezialbibliothek zur Verfügung.<br />

Dokumentationsstelle<br />

Das Niederösterreichische Volksliedarchiv<br />

hat die Aufgabe, das Volksmusikgeschehen<br />

in Niederösterreich zu dokumentieren. Was<br />

in der Vergangenheit hauptsächlich durch<br />

die Sammeltätigkeit und Aufzeichnung vor<br />

Ort erfolgte, wird heute durch gezielte Sammelstrategie<br />

und moderne Methoden der<br />

Feldforschung zu erreichen versucht. Die<br />

reichhaltige Tonträgersammlung ist einerseits<br />

ein Ergebnis des gegenwärtigen Dokumentierens.<br />

Zu dieser Sammlung gehören andererseits<br />

auch rund 1.100 lokal entstandene CD-Produktionen.<br />

Außerdem werden die Mitschnitte<br />

der vom ORF Niederösterreich<br />

wöchentlich produzierten Sendung „aufhOHRchen“<br />

archiviert, die ebenfalls Teil der<br />

Tonträgersammlung sind. Das Niederösterreichische<br />

Volksliedarchiv wird seinem Auftrag<br />

gerecht, ein volksmusikalischer und<br />

volkskultureller Gedächtnisspeicher zu sein,<br />

der möglichst viele relevante Informationen<br />

bewahrt, überliefert und für den Benutzer<br />

aufbereitet.<br />

Digitalisierung<br />

Im Jahr <strong>2013</strong> setzt das Volksliedarchiv einen<br />

Schwerpunkt auf die Digitalisierung der<br />

umfangreichen Handschriftensammlung.<br />

Im Zuge dessen werden ca. 40.000 Scans<br />

hergestellt und in der Datenbank der Volksliedwerke<br />

(www.volksmusikdatenbank.at)<br />

detailreich erschlossen. So kann der Benutzer<br />

via Internet nach Liedtexten, Textfragmenten,<br />

Liedanfängen oder Liedtiteln<br />

suchen und neben den Metadaten unmittelbar<br />

Einblick in einen Scan des Originals<br />

erhalten. Über die Bestellfunktion des VLW-<br />

Servers kann bei begründetem Bedarf eine<br />

Arbeitskopie angefordert werden.<br />

Das Niederösterreichische Volksliedarchiv<br />

ist ein offenes und für alle zugängliches<br />

Archiv. Einerseits ist das Team des Archivs<br />

darauf spezialisiert, die Anfragen der Benutzer<br />

bestmöglich zu beantworten, und andererseits<br />

sammelt, bewahrt und verzeichnet<br />

es das Archivgut, damit auch künftige Generationen<br />

Zugang zu den Quellen haben<br />

können. /<br />

Text: Peter Gretzel, Daniela Fuchs<br />

INFORMATION<br />

———————————————————<br />

Wenn Sie Anfragen an uns stellen oder<br />

unser Archiv einmal besuchen möchten:<br />

NÖ Volksliedarchiv<br />

c/o NÖ Landesbibliothek<br />

3109 St. Pölten, Landhausplatz 1<br />

Tel. 02742 9005-12878<br />

Mobil 0664 8485386<br />

archiv@volkskulturnoe.at<br />

www.volkskulturnoe.at<br />

Mag. Dr. Peter Gretzel, MAS, Archivleiter<br />

Mag. Daniela Fuchs, wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin<br />

Öffnungszeiten: Di–Do, 9.00–15.00 Uhr,<br />

bzw. nach Vereinbarung<br />

Teile der Bestände auf<br />

www.volksmusikdatenbank.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Brandlhof / 22<br />

Fronleichnam<br />

dem himmel so nahe<br />

Fronleichnam ist eine Zurschaustellung der eucharistischen Gaben,<br />

aber auch all der Pracht der katholischen Kirche.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Brandlhof / 23<br />

… dem Allerheiligsten bereitet …<br />

Grasteppich, Blumenteppich, Perserteppich – der Weg wird …<br />

… und die Erstkommunionkinder folgen.<br />

Der Himmel ist aufgespannt. Vor den<br />

Altären, auf Plätzen und Straßen sind die<br />

Perserteppiche ausgerollt, das Birkengrün ist<br />

geschnitten und das frische Gras auf den<br />

Straßen verstreut. Es duftet nach Sommer.<br />

Die schweren Pfingstrosen bringen viele<br />

Blütenblätter, für Veilchen und Gänseblümchen<br />

bedarf es Fleiß, der Löwenzahn zaubert<br />

Sonne in die Körbchen der Kinder.<br />

Am Fronleichnamstag, wenn der Priester<br />

die Monstranz in alle Himmelsrichtungen<br />

trägt, wenn die Erstkommunionkinder<br />

nochmals in ihre feinen Kleider und Anzüge<br />

schlüpfen, wenn Musikkapelle und Feuerwehr,<br />

Pfarrgemeinderat und Honoratioren,<br />

Vereine mit wehenden Fahnen, das Kirchenvolk<br />

und Schaulustige in festgelegter Formation<br />

durch den Ort ziehen, ist das Frühjahr<br />

in seiner schönsten Jugend. Aus den Fenstern<br />

blicken Muttergottesstatuen und Hirsche<br />

mit Hubertuskreuz, die Kerzen flackern<br />

im Wind, Blumenvasen balancieren auf den<br />

Fensterbrettern. Fronleichnam ist ein prunkvolles,<br />

barockes Fest. Hier trifft die katholische<br />

Kirche auf ein Volksfest.<br />

„Fronleichnam" kommt aus dem Alt- bzw.<br />

Mittelhochdeutschen und bedeutet „des<br />

Herrn (lebendiger) Leib“. Erst in der Neuzeit<br />

bekam das Wort „lichnam“ die Bedeutung<br />

von „lebloser Körper“. Gefeiert wird, dass<br />

Jesus am Gründonnerstag beim letzten<br />

Abendmahl seine bleibende Gegenwart in<br />

Brot und Wein verheißen hat, wo seine Jünger<br />

das Gedächtnis seines Todes und seiner<br />

Auferstehung feiern. Deswegen wird Fronleichnam<br />

auch an einem Donnerstag gefeiert.<br />

Der offizielle Titel des Festes lautet:<br />

Hochfest des Leibes und Blutes Christi. Aus<br />

diesem Grund werden die Altarsakramente<br />

zur Schau gestellt, aber auch der Prunk der<br />

kirchlichen Gerätschaften und Gewänder.<br />

Seit dem 15. Jahrhundert sind mit dem<br />

Hochfest Prozessionen verbunden. Die<br />

Zünfte stellten ebenso die materiellen und<br />

geistigen Mittel zur Schaffung der kostbaren<br />

Monstranzen bereit. Um die Organisation<br />

kümmerten sich sogenannte Gottsleichnamszechen,<br />

wie Leopold Schmidt in der<br />

„Volkskunde für Niederösterreich“ schreibt.<br />

Ein weiterer Grund für die Etablierung des<br />

Fronleichnamsfestes war die wachsende<br />

Scheu vor der Kommunion. Die Ehrfurcht<br />

vor der Hostie war so groß, dass man kaum<br />

wagte, sie zu empfangen. Also wurde sie in<br />

kunstvoller Umrahmung zur Schau gestellt.<br />

Katholische Demonstration<br />

Mit der Reformationsbewegung verloren<br />

sich einerseits vielerorts die prunkvollen<br />

Prozessionen. Andererseits bekam durch<br />

Martin Luther und die Reformation Fronleichnam<br />

den Charakter einer katholischen<br />

Machtdemonstration. In der Gegenreformation<br />

blühten die Zechen wieder auf – sie<br />

regelten auch, welche Zünfte und Verbände<br />

in welcher Reihung hinter dem Himmel<br />

marschierten.<br />

Die barocke Ausgestaltung des Festes ist bis<br />

heute lebendig. Ein Aufruf aus 1706 des<br />

Prediger Arpagaus lautet: „Jede Blum dann<br />

an eweren Kräntzlein, jeder Ehrenbau durch<br />

die Gassen und vor den Häusern, alles<br />

Gewand und was sonst Schönes jedes Haus<br />

hat, vor den Fenstern, alles Geläut in den<br />

Thürmen, alles Knallen auss den Büchsen,<br />

aller Thon der Trompeten, der Harffen, der<br />

Orgeln, der Violinen – alles gereicht zur<br />

Vermehrung der Heiligkeit seines Namens.“<br />

Fronleichnam als sichtbares und im öffentlichen<br />

Raum zelebriertes Fest wurde auch<br />

von der Politik benutzt. Nicht nur die Habsburger<br />

nahmen dieses Fest zur Darstellung<br />

der Verbindung zwischen Kirche und Staat<br />

für sich ein, auch der Ständestaat versuchte<br />

mit Pomp dem „Roten Wien“ ein <strong>Kultur</strong>ereignis<br />

entgegenzusetzen.<br />

Ist das Tedeum in der Kirche verklungen,<br />

werden die Muttergottesstatuen wieder auf<br />

ihre angestammten Plätze gestellt. Die Vereinsfahnen<br />

werden in Seidenpapier gelegt.<br />

Das Grün, das die Altäre schmückt, wird mit<br />

nach Hause genommen und soll Heim und<br />

Hof vor Unwetter schützen.<br />

Manche Blüten widersetzen sich hartnäckig<br />

der Straßenreinigung und leuchten noch<br />

Tage in Ritzen und Rinnsteinen. /<br />

Text: Mella Waldstein<br />

Fotos: Dieter Schewig<br />

INFORMATION<br />

———————————————————<br />

Do, 30. 5. <strong>2013</strong>, 8.00 Uhr<br />

Fronleichnam in Radlbrunn<br />

Schlusssegen im Brandlhof,<br />

anschließend Frühschoppen<br />

Tel. 02956 81222<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Waldviertel / 24<br />

Blasmusik<br />

DAS BAND<br />

DER BLASMUSIK<br />

„Der böhmische Traum“ ist ein grenzüberschreitendes Fest der Trachtenkapelle Brand. Die Beziehungen<br />

zum Nachbarn begannen weit früher, als der Eiserne Vorhang die Länder trennte.<br />

Treffen österreichischer und tschechoslowakischer Musiker in Litschau, 1974.<br />

Wenn eine große Anzahl von Menschen verschiedener<br />

Länder sowie unterschiedlicher<br />

Gesellschaftsschichten und Altersgruppen<br />

gemeinsam ihre Leidenschaft ausüben und<br />

alle für Stunden dasselbe tun, fühlen und<br />

erleben, entsteht ein unvergleichliches Gefühl<br />

von Gemeinsamkeit. Aus dieser Idee heraus<br />

entstand durch eine gemeinsame Initiative<br />

von Andreas Schindl und Jürgen Uitz das<br />

Projekt „Der böhmische Traum“, ein grenzüberschreitendes<br />

Projekt, welches seit 2010<br />

jährlich im Rahmen des Pfingstfestes von der<br />

Trachtenkapelle Brand durchgeführt wird. In<br />

Brand bei Gmünd treffen so viele Musiker<br />

wie möglich aus jeder Musik- und Himmelsrichtung<br />

zusammen, um im Rahmen eines<br />

Großkonzerts den „Böhmischen Traum”<br />

sowie zahlreiche weitere musikalische Höhepunkte<br />

der Blasmusik gemeinsam erklingen<br />

zu lassen und sich so richtig wohl zu fühlen.<br />

Darüber hinaus versucht man, die traditionelle<br />

Blasmusik zu leben, Partnerschaften zu<br />

finden, Freundschaften zu schließen und im<br />

Rahmenprogramm auch kulturelle Aktivitäten<br />

wie die Pflege des volksmusikalischen<br />

Liedguts zu erhalten. Die Trachtenkapelle<br />

Brand möchte im Waldviertel – wie auch im<br />

angrenzenden Südböhmen – der weit verbreiteten<br />

Begeisterung für die Blasmusik mit<br />

einer grenzüberschreitenden Liebeserklärung<br />

Ausdruck verleihen. Dabei soll speziell die<br />

Polka im Mittelpunkt stehen, neben dem<br />

Marsch die traditionellste Form der Blasmusik.<br />

Ladislav Kubeš sen.<br />

Begonnen haben die österreichisch-südböhmischen<br />

Beziehungen aber schon viel früher.<br />

Schon während des Zweiten Weltkriegs<br />

musste seitens der Trachtenkapelle Brand<br />

öfters auf tschechische Aushilfsmusiker<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Waldviertel / 25<br />

Kleines Ensemble der Trachtenkapelle Brand.<br />

Ein tschechischer Kommissär (li.), der zur Überwachung<br />

auf ein Fest in der Feuerwehrhalle abgestellt war. Er<br />

wurde kurzerhand von einem der Musikanten den ganzen<br />

Tag „bearbeitet“, damit es sich die Musikanten aus<br />

Tschechien besser gehen lassen konnten. Mitwirkende beim „Böhmischen Traum“ 2012.<br />

zurückgegriffen werden, wodurch dann<br />

Kontakte zum weltberühmten Komponisten<br />

Ladislav Kubeš sen. geknüpft werden konnten.<br />

Diese Kontakte wurden in erster Linie<br />

vom späteren Kapellmeister Adolf Zeller<br />

hergestellt und begannen laut Überlieferungen<br />

im Jahre 1962. Der offizielle Beginn<br />

der Partnerschaft ist mit dem Jahr 1968<br />

datiert, aus diesem Jahr gibt es eine Einladung<br />

von Adolf Zeller an Ladislav Kubeš sen.,<br />

mit seiner Gruppe in Brand aufzutreten.<br />

Der oft mehrtägige Aufenthalt in Brand fand<br />

immer unter Aufsicht von Kommissären<br />

des kommunistischen Regimes statt, da ja<br />

Fluchtgefahr aufgrund des überschrittenen<br />

Eisernen Vorhangs bestand. Die tschechoslowakischen<br />

Musikanten wurden mit Waren<br />

des alltäglichen Bedarfs reichlich versorgt<br />

nach Hause geschickt. Eine Bedingung<br />

des Austauschs war außerdem, dass die<br />

Musikgruppe freie Kost und Logis bekam,<br />

gegen Gage durften die Musikanten im Ausland<br />

nicht auftreten.<br />

Kommissäre hören mit<br />

Auch die Politik musste eingeschaltet werden,<br />

damit die Grenzen überwunden werden<br />

konnten: Einige Mitglieder der Trachtenkapelle<br />

mussten nach Hollabrunn ins<br />

<strong>Region</strong>albüro der Kommunistischen Partei<br />

pilgern und um ein Parteischreiben bitten,<br />

damit Kubeš sen. offiziell mit seiner Gruppe<br />

empfangen werden durfte. Dieses Schreiben<br />

ist heute noch in der Chronik der Trachtenkapelle<br />

Brand einsehbar und hebt den völkerverbindenden<br />

Charakter hervor. Der<br />

Kontakt zu Kubeš sen. hielt, wenn auch<br />

weniger intensiv, bis zu seinem Tode 1998.<br />

Die noch heute in der Trachtenkapelle<br />

Brand vertretenen Musiker August Anibas,<br />

Othmar Macho, Robert Illetschko, Othmar<br />

Langegger, Franz Macho und Rupert Trisko<br />

sind lebende Zeitzeugen dieser Ära und<br />

haben nach einer sonntäglichen Probe bei<br />

einem guten Gläschen Wein eine Geschichte<br />

aus längst vergangenen Tagen parat.<br />

Eine Folge der guten Beziehungen zu Kubeš<br />

sen. war, dass die Trachtenkapelle Brand mit<br />

ungefähr 150 handgeschriebenen Original-<br />

Kompositionen von Kubeš sen. versorgt und<br />

damit auf dem Gebiet der böhmischen<br />

Unterhaltungsmusik im Bezirk führend<br />

wurde. Diese Noten werden heute noch<br />

mehrheitlich auf den dargebotenen Frühschoppen,<br />

so auch beim „Böhmischen<br />

Traum“ teilweise auch mit mehrstimmigen<br />

Gesang wiedergegeben, am Leben erhalten<br />

und gepflegt. Durch die Bewahrung dieser<br />

Tradition sind viele alte Stücke, die damals<br />

schon trotz Eisernen Vorhangs im ländlichen<br />

Raum von Südböhmen und im Waldviertel<br />

bekannt waren, auch bis heute im<br />

Bewusstsein verankert. Dies liegt auch<br />

daran, dass Ladislav Kubeš sen. in seinen<br />

über 400 Kompositionen stets seine tief verwurzelte<br />

Liebe zur Heimat zum Ausdruck<br />

brachte und sehr volksnahe Texte verwendete.<br />

Ein Frühschoppen in Tschechien ist wie<br />

ein Konzert voller alter Volksweisen – die<br />

Bevölkerung kann nahezu alles mitsingen.<br />

Ähnlich ist es mit dem noch jungen Stück<br />

„Böhmischer Traum“ von Norbert Gälle,<br />

dass nicht zuletzt auch durch das Festival in<br />

Brand in der Umgebung allen Menschen<br />

bekannt ist und einen hohen Wiedererkennungswert<br />

hat. Dies hat zwangsläufig zur<br />

Identifizierung der Bevölkerung mit dem<br />

Grundgedanken der Veranstaltung „Böhmischer<br />

Traum“ geführt und den Alltag der<br />

Bevölkerung in Brand positiv beeinflusst. So<br />

wurde auch wieder der Kontakt zu Ladislav<br />

Kubeš jun. gesucht, der durch Andreas<br />

Schindl hergestellt wurde. Beim ersten<br />

Anruf im Jahre 2009 sagte dieser nur, dass er<br />

aus Brand anrufe. Die Antwort kam postwendend:<br />

„Brand bei Gmünd Ich komme.“<br />

Ladislav Kubeš jun. pflegt die südböhmische<br />

Polka (südböhmische Polka = langsam,<br />

mährische Polka = schnell) im Sinne seines<br />

Vaters weiter und ist mit seiner Gruppe<br />

„Veselka“ seit Beginn des Festivals 2010<br />

Schirmherr und jedes Jahr zu Gast.<br />

Dieses grenzüberschreitende Projekt liefert<br />

den Beweis, dass Musik ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

erzeugt, keine Grenzen und<br />

Generationskonflikte kennt und nur mit<br />

Respekt vor der Tradition und den Menschen,<br />

die dahinterstehen, verwirklicht werden<br />

kann. /<br />

Text: Andreas Teufl<br />

Fotos: Archiv der Trachtenkapelle Brand<br />

der BÖHMISCHE TRAUM 4.0<br />

———————————————————<br />

Fr, 17. 5.–So, 19. 5. <strong>2013</strong><br />

3873 Brand 102, Festplatz<br />

Jürgen Uitz, Tel. 0664 5378730<br />

anmeldung@derboehmischetraum.at<br />

www.derboehmischetraum.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Mostviertel / 26<br />

Stammtischmusi Wieselburg<br />

neue<br />

volksmusik<br />

Tanz auf der Schallaburg<br />

polka &<br />

tempeltanz<br />

Die Stammtischmusi Wieselburg präsentiert ihre<br />

neue CD mit neuer Volksmusik aus dem Mostviertel.<br />

Volkstanzfest auf der Schallaburg –<br />

Indische Tempeltänze inklusive.<br />

Im <strong>Mai</strong> präsentiert die Stammtischmusi Wieselburg ihre neue, von der<br />

Volkskultur Niederösterreich herausgegebene CD mit dem Titel „Neue<br />

Volksmusik aus dem Mostviertel“. Das Album bietet ein breites Spektrum<br />

an neu komponierten Volksmusikstücken aus dem Raum Wieselburg<br />

und zeigt in wunderbarer Weise die lebendige Volksmusikszene<br />

im Mostviertel. Seit 1997 spielt die Stammtischmusi Wieselburg mit<br />

Johannes Distelberger (Flügelhorn), Günther Cserveny (Flügelhorn),<br />

Manuel Schachinger (Tenorhorn), Anton Huber (Tuba) und Petra<br />

Humpel (Steirische Harmonika) schwungvolle, unverstärkte Volksmusik<br />

im Wirtshaus, bei Festen, in Konzerten oder am Tanzboden. Neben<br />

traditionellen alpenländischen Volksmelodien widmet sich das Ensemble<br />

verstärkt neuen Kompositionen aus dem Mostviertel. Viele Stücke<br />

stammen aus der Feder von Johannes Distelberger und Günther Cserveny.<br />

Im Repertoire finden sich aber auch viele Werke ehemaliger<br />

Gruppenmitglieder wie Helmut Gutleder, Robert Zahnt oder Berthold<br />

Eppensteiner. Auf der neuen CD sind auch Stücke von Herbert Reisinger<br />

und Sepp Schagerl zu hören. Viele Jahre spielte auch Elfi Pernkopf<br />

an der Harfe bei dem Ensemble mit. Die Musikschule Wieselburg lädt<br />

am 23. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> zur CD-Präsentation in den Konzertsaal ein. Die CD<br />

ist an diesem Abend zum Subskriptionspreis von EUR 15,00 (statt<br />

EUR 18,00) erhältlich. /<br />

NEUE VOLSKMUSIK AUS DEM MOSTIVERTEL<br />

————————————————————————————————<br />

Do, 23. 5. <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr<br />

CD-Präsentation<br />

Musikschule Wieselburg<br />

3250 Wieselburg, Weinzierlweg 22<br />

Tel. 07416 53880 (Dir. Johannes Distelberger)<br />

Die Volkstanzgruppe Loosdorf<br />

lädt erstmals zum Tanzfest ins<br />

Renaissanceschloss Schallaburg<br />

ein. Aufgespielt wird im großen<br />

Festsaal von der „Tanzlmusik Kaiserspitz“.<br />

Auf dem Programm stehen<br />

zahlreiche traditionelle regionale<br />

sowie bekannte österreichische<br />

und auch internationale<br />

Volkstänze.<br />

Um eine Brücke zur aktuellen<br />

Ausstellung „Das Indien der<br />

Maharadschas“ zu schlagen, lud<br />

Obmann Friedrich Müllner die<br />

indische Tänzerin Bhakti Devi ein.<br />

Sie leitet die indische Tanzschule Bharatnatyam in Wien und wird in<br />

der Pause Tempeltänze zeigen. Die einzelnen Tanzfiguren werden vor<br />

dem Tanz erklärt, sodass die Zuseher leichter in die spirituelle Welt der<br />

Tempeltänze eintauchen können. Die Volkstänzer hören in einer weiteren<br />

Tanzpause die Klänge des Blechbläser-Ensembles „Omnio Brasso“<br />

im Arkadenhof der Schallaburg. Die Volkstänzer können an diesem<br />

Tag auch die Ausstellung „Das Indien der Maharadschas“ bei<br />

einem ermäßigten Eintritt besuchen. Noch ein Tipp: Vor dem Besuch<br />

dieser Tanzveranstaltung empfiehlt sich auch ein Streifzug durch den<br />

Garten. /<br />

Foto: Tanzschule Bhakti Devi<br />

TANZ AUF DER SCHALLABURG<br />

————————————————————————————————<br />

Sa, 25. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr
<br />

Tanz auf der Schallaburg<br />

Renaissanceschloss Schallaburg, 3382 Schallaburg 1
<br />

18,00 Euro<br />

Veranstalter: Volkstanzgruppe Loosdorf<br />

http://volkstanzgruppe-loosdorf.at.tf<br />

www.schallaburg.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Mostviertel / 27<br />

Handwerk<br />

Streichen &<br />

ZIEHEN<br />

Der Abbau und das Zurichten der Wetzsteine sind in Sonntagberg<br />

nicht in Vergessenheit geraten.<br />

Durch das Vorkommen einer Sandstein-<br />

Schiefer-Ader, die durch den Sonntagberg<br />

verläuft, hat man um 1880 begonnen, verschiedene<br />

Arten von Steinen wie Mauersteine,<br />

Steinplatten und auch den berühmten<br />

„Sonntagberger Wetzstein“ aus dem Berg zu<br />

brechen. Mit geringen technischen Hilfsmitteln<br />

wurden bis zu 100 Meter lange Stollen in<br />

den Berg getrieben und das Rohmaterial zu<br />

Tage gefördert. In diesen zum Teil sehr<br />

geräumigen untertägigen Abbau wurden<br />

Schleifsteine bis zu zwei Meter Durchmesser<br />

und 30 Zentimeter Stärke gebrochen und roh<br />

zugehauen. Die Stollen, in denen das Rohmaterial<br />

für die Wetzsteine gewonnen wurde,<br />

sind zum Teil heute noch aufzufinden. Vor<br />

allem oberhalb des Hauses „Stölln“ ist noch<br />

ein Stollen zugänglich und zeigt sehr schön<br />

die für die Wetzsteinerzeugung abgebauten<br />

Schichten.<br />

Eine Gruppe junger Burschen aus der<br />

Gemeinde Sonntagberg, allen voran Konrad<br />

Zöttl, angeregt durch seinen Großvater Alois<br />

Hörlesberger, wollten nicht, dass das Wetzsteinmachen<br />

völlig in Vergessenheit gerät. So<br />

haben sie die überwachsenen Stollen<br />

erforscht und bei Alois Hörlsberger das<br />

Handwerk gelernt. Sie stellen pro Jahr an die<br />

100 Stück her, die sie bei Festen und Wandertagen<br />

verkaufen.<br />

Wetzsteine im Kuhhorn, hergestellt von Konrad Zöttl und Alois Hörlesberger.<br />

Die Alten können es noch. Den Griff zum<br />

Kumpf, ein mit Wasser gefülltes Kuhhorn, in<br />

dem der Wetzstein steckt, und das Abziehen<br />

des Sensenblatts. Erfahrene Sensenmäher<br />

sagen, dass beim Wetzen das Sensenblatt<br />

musikalisch gestrichen werden muss.<br />

In den Eisenwurzen, wo in Hammerwerken<br />

Sicheln und Sensen in großer Zahl hergestellt<br />

wurden, gab es auch den entsprechenden<br />

Wetzstein. Abgebaut am Südwesthang<br />

des Sonntagberges wurde das Wetzsteinbrechen<br />

und Zurichten in kleinen Bauernwirtschaften<br />

betrieben. Der Boden ist karg<br />

und wenig ertragreich. Gräben, kleine Waldstücke,<br />

Wiesen, Weiden und kleine Felder<br />

prägen die Landschaft. Das Einkommen der<br />

Bauern war gering. Damit man die Arbeitskräfte,<br />

die im Sommer zur Heu und Getreideernte<br />

notwendig waren, auch in der<br />

arbeitsschwächeren Zeit am Hof halten<br />

konnte, hat man mit der Anlage von Steinbrüchen<br />

begonnen.<br />

Sonntagberger Vorkommen<br />

Die Wetzsteine wurden aus Steinplatten, in<br />

der richtigen Stärke, mit einem sogenannten<br />

„Zwicker“ als Rohling hergestellt. Anschließend<br />

wurde in der Schleiferei, die am Bach<br />

mit einem Wasserrad angetrieben wurde, der<br />

Wetzstein fertiggestellt. Die Wetzsteine<br />

waren sehr gefragt und fanden guten Absatz.<br />

Mit den Sensen und Sicheln – Erzeugnisse<br />

aus den Schmieden in den Eisenwurzen –<br />

konnte der Wetzstein mitgeliefert werden.<br />

Die Produkte der Hammerwerke wurden<br />

sogar bis auf den Balkan geliefert; somit<br />

wurde auch der Wetzstein über die Grenzen<br />

bekannt. Die Erzeugung wurde um 1920<br />

eingestellt. Mit der Erfindung des Carborundums<br />

– eines künstlich hergestellten, sehr<br />

beständigen Siliziumcarbids – kamen Wetzsteine<br />

auf den Markt, die preislich günstiger<br />

sind. /<br />

Foto: Gerhard Hofer<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Handwerk / 28<br />

Von Farben und Fäden<br />

VON DER AUSTRIA-SPITZE<br />

BIS ZUR ZISTEL<br />

Seit vielen Jahren ein Klassiker der Volkskultur Niederösterreich: die Werkwoche „Von Farben und Fäden“<br />

in Schloss Ottenschlag. Das „<strong>Schaufenster</strong> <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>“ stellt Handwerkstechniken vor.<br />

und Anfänger beginnen mit zwei Paar Klöppeln,<br />

wobei dann auf sechs Paar erweitert<br />

wird. Im Gegensatz zum Stricken „kann<br />

man nicht so dahinklöppeln“, so Frau Winkler.<br />

„Dafür werden beim Klöppeln beide<br />

Hirnhälften trainiert.“<br />

Ohio Star<br />

Österreichisches trifft Amerikanisches.<br />

Einerseits bieten die Kursleiterinnen das<br />

Nähen von Alltagsdirndln, andererseits von<br />

Quilten an. Das Wort Quilt bezieht sich auf<br />

das Zusammensteppen von drei Stofflagen<br />

– des Patchwork-Oberstoffes, des Unterstoffes<br />

und des Vlieses in der Mitte.<br />

Klöppelvorführung im „Lebenden Museum“ Kautzen.<br />

Foto: Barbara Krobath<br />

„Heute brauchen wir nicht mehr davon zu<br />

leben“, sagt Leopoldine Winkler, Klöpplerin<br />

und Kursleiterin in Ottenschlag, „deswegen<br />

können wir die Zeit dafür aufwenden, die<br />

Spitze weiterzuentwickeln.“ Die Spitze war<br />

lange Zeit ein Luxusgut. „Doch mit der<br />

Erfindung der Spitzenfabrikationsmaschine<br />

verfielen die Preise. Man förderte vielerorts<br />

die Erzeugung von Handspitzen, wobei<br />

hauptsächlich ausländische Spitzen imitiert<br />

wurden“, schreibt Leopoldine Winkler in<br />

ihrem Buch „Austria-Spitze“. Mit der Gründung<br />

einer Kunststickereischule 1874 in<br />

Wien und den Entwürfen des Textilzeichners<br />

Josef von Storck entstand eine eigenständige<br />

Richtung des Klöppelns – die Spitze<br />

des Wiener Jugendstils, die als Austria-Spitze<br />

bekannt wurde.<br />

Für die Werkwoche in Ottenschlag hat Leopoldine<br />

Winkler, die die Austria-Spitze<br />

erforscht und dokumentiert hat sowie Spitzenmuster<br />

entwirft und sie in den so<br />

genannten „Klöppelbriefen“ aufzeichnet, ein<br />

neues Muster entworfen: die Ginkoblätter.<br />

Das System des Klöppelns ist das Drehen<br />

und Kreuzen der Fäden, um diese „Schläge“<br />

zu Mustern zu verbinden. Anfängerinnen<br />

Die Technik kam aus China und die Kreuzfahrer<br />

nahmen sie mit nach Europa. Ein<br />

besonders kalter Winter im 14. Jahrhundert<br />

förderte in England die Nachfrage nach<br />

gequilteten Textilien. Mit den Auswanderern<br />

gelangten diese warmen Decken in die<br />

Neue Welt. Die Patchwork-Technik ist aus<br />

der Not heraus entstanden. Die Siedlerfrauen<br />

verarbeiten Stoffreste von abgetragener<br />

Kleidung, einerseits sparsam, anderseits<br />

reich an Erinnerungen.<br />

Bald schon übernahm das Quilten eine soziale<br />

Funktion. Bei Quilting Bees trafen sich<br />

die Siedlerfrauen, befreiten sich aus ihrer<br />

Isolation und tauschten Neuigkeiten und<br />

Erfahrungen aus. Sie fügten gemeinsam die<br />

vorbereiteten Patches mit emsigen Stichen<br />

zu einem Quilt zusammen, der dann als<br />

Bettüberwurf, Decke oder Wandbehang<br />

diente. Muster und Farbigkeit sind je nach<br />

Landstrich, Umgebung, Lebensstil und Reli-<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Handwerk / 29<br />

Sepp Wahlmüller und Kursteilnehmerinnen beim Korbflechten in Ottenschlag.<br />

Foto: Volkskultur Niederösterreich<br />

Eine Frau präsentiert einen Quilt, New Mexico,<br />

1940. Foto: Russell Lee/US Libary of Congress<br />

gion unterschiedlich. Da gibt es z. B. Ohio<br />

Stars, Broken Dishes oder den Amish Diamont.<br />

Bekannt sind die Amish People für<br />

ihre besonders gut verarbeiteten Quilte.<br />

Klosterarbeiten<br />

Der Ursprung der Klosterarbeit geht ins<br />

Mittelalter zurück. Klosterarbeiten entstanden<br />

aus einer tiefen Volksfrömmigkeit<br />

heraus und den Wunsch, diese in einer<br />

künstlerischen Arbeit auszudrücken. Für die<br />

Präsentation von Reliquien erreichte die<br />

Kunst der Klosterarbeiten ihren Höhepunkt.<br />

Viele Klöster haben sich mit dem Verkauf<br />

von Klosterarbeiten etwas zum Lebensunterhalt<br />

dazuverdient. Vor allem Nonnen<br />

waren für die Herstellung dieser Kostbarkeiten<br />

verantwortlich. Besonders Wallfahrer<br />

brachten gerne eine der „schönen Arbeiten“<br />

mit nach Hause.<br />

Im 18. Jahrhundert wurde die Klosterarbeit<br />

zur religiösen Volkskunst. In dieser Zeit<br />

wurden die Klosterarbeiten schon als frommer<br />

Zimmerschmuck angesehen. In Ottenschlag<br />

können Papierkrippen, Dresdner<br />

Christbaumschmuck, Wachskindl und Chenilleblumen<br />

hergestellt werden.<br />

Simperl & Zistel<br />

Brot wurde nur alle paar Wochen gebacken<br />

und war aus Roggenmehl. Roggenbrot hält<br />

sich über Monate. Außerdem ist Roggen ein<br />

genügsames Getreide, verträgt raues Klima<br />

und Trockenheit. Aber nicht nur das Brot,<br />

auch die Körbe, in denen der Brotlaib seine<br />

Form bekommt, bevor es in den Ofen eingeschoben<br />

wird, sind aus Roggenstroh. Für<br />

uns ist das Simperl vor allem die Erinnerung<br />

ans traditionelle bäuerliche Brotbacken.<br />

Dazu nimmt Sepp Wahlmüller geschnittenes<br />

und nicht gedroschenes Roggenstroh.<br />

Fürs Flechten wird das Stroh angefeuchtet.<br />

Damit die Strohbüschel gleich stark sind,<br />

führt er sie durch ein kurzes Kupferrohr. Mit<br />

Weidenruten, die auf eine Dicke von drei<br />

Millimeter geschält werden, wird das Stroh<br />

alle paar Zentimeter abgebunden und mit<br />

der unteren Reihe verflochten.<br />

Sepp Wahlmüller ist einer der wenigen<br />

Korbflechter, der auch einen für die Wachau<br />

typischen Korb herzustellen weiß. Er ist<br />

schmal und läuft unten spitz zusammen. In<br />

der Wachau wird dieser Korb Zistel genannt.<br />

Zisteln können nicht stehen. Dass müssen<br />

sie auch gar nicht. Denn sie sind dazu da,<br />

Marillen zu ernten. Die Zistel wird mit<br />

einem Hacken an einen Ast gehängt. Und<br />

wenn der Korb voll ist, lässt man ihn gefüllt<br />

mit der schmackhaften Fuhr an einer Schnur<br />

hinuntergleiten. Durch den spitz zulaufenden<br />

Boden verhängt sich die Zistel nicht<br />

im Geäst des Obstbaumes und die Marillen<br />

gelangen gefahrlos unten an, wo sie in Kisten<br />

geschlichtet werden. Durch den konischen<br />

Verlauf der Zistel liegt auf den unteren<br />

Marillen wenig Gewicht. Dadurch wird das<br />

druckempfindliche Obst geschont. /<br />

Text: Mella Waldstein<br />

Zistelflechten. Foto: Gregor Semrad<br />

WERKWOCHE<br />

———————————————————<br />

7.–13. 7. <strong>2013</strong><br />

Von Farben und Fäden <strong>2013</strong><br />

Schloss Ottenschlag, 3631 Ottenschlag<br />

Hauptgruppen:<br />

Klosterarbeiten, Metzgertasche, Klöppeln,<br />

Macrameespitze, Nähen, Patchwork,<br />

Filzen<br />

Zusatzangebote:<br />

Modeldruck, Kleistertechniken, Korbflechten,<br />

Brotsimperl-Binden, Wurzelkrippen,<br />

Perlenschmuck, Zwirnknöpfe,<br />

Gebildbrotbacken, Seifensieden<br />

Kinderbetreuung „Kreatives Gestalten“<br />

Anmeldeschluss: Mi, 29. 5. <strong>2013</strong><br />

Haus der <strong>Region</strong>en<br />

3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />

Tel. 02732 85015-12<br />

karin.gerstbauer@volkskulturnoe.at<br />

Folder zum Download:<br />

www.volkskulturnoe.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Museumsdorf Niedersulz / 30<br />

Ausstellung<br />

AUS DEM NÄHKÄSTCHEN<br />

GEPLAUDERT<br />

Die textile Ausstellung „Altes & Neues aus dem Nähkorb“ im Museumsdorf beleuchtet die<br />

häusliche Handarbeitstätigkeit zwischen „Müssen“ und „Wollen“.<br />

Die Ausnahm-Küche im Hörersdorfer Hof.<br />

„Nadel und Faden“ waren schon seit Menschenbeginn<br />

die Werkzeuge der Frauen.<br />

Obwohl sich die Beweggründe und Motivationen<br />

im Verlauf der Jahrtausende geändert<br />

haben, war die Handarbeit mit textilen<br />

Materialien im häuslichen Verband primär<br />

eine Domäne der Weiblichkeit. Soziale<br />

Geschlechteridentität und stereotype Rollenerwartungen<br />

sind und waren eng mit<br />

dem Thema der textilen Handarbeit konnotiert.<br />

Generationen von Frauen gaben ihr<br />

tradiertes Know-How in Bezug auf die Herstellung<br />

von Textilien aller Art weiter. Bis<br />

zum Ende des 18. Jahrhunderts und dem<br />

Beginn der Industriellen Revolution war<br />

man auf die „handgefertigte“, oft häusliche<br />

Herstellung textiler Produkte angewiesen.<br />

Spinnen, Weben, Nähen, Stopfen und Sticken<br />

waren notwendiger Teil der häuslichen<br />

Arbeit und des Aufgabenspektrums der<br />

Frauen.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Museumsdorf Niedersulz / 31<br />

Klöppelrolle, Klöppelkissen oder Klöppelsack.<br />

Geklöppelte Spitzenkunst von Frau Kiessling.<br />

„Textile Revolution“<br />

und „Hohe Werte“<br />

Erst mit der Erfindung der „Spinning Jenny“,<br />

der ersten Spinnmaschine, im Jahre 1764<br />

durch den Engländer James Hargreaves und<br />

dem ersten mechanischen Webstuhl des<br />

Londoner Pfarrers Edmond Cartwright<br />

20 Jahre später begann der Bedeutungs- und<br />

Wertewandel im Zuge der technologischen<br />

Revolution auf dem Textilsektor. Die Tage<br />

der „Heimindustrie“ waren gezählt – mit<br />

den großen, dampfbetriebenen Maschinen<br />

und der damit verbundenen kostengünstigen<br />

Produktionssteigerung konnte man<br />

nicht mehr Schritt halten.<br />

Besonders im 19. und auch noch in der<br />

ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts jedoch<br />

war das ideale Image und Sittenbild der<br />

tugendhaften, zukünftigen Ehefrau oder<br />

„höheren Tochter“ untrennbar mit der<br />

Metapher der nähenden, daheim sitzenden<br />

Weiblichkeit verbunden. So räumt beispielsweise<br />

der deutsche Dichter und Schriftsteller<br />

Theodor Fontane in seinem 1896 erschienenen<br />

Gesellschaftsroman „Effi Briest“ dem<br />

Nähkästchen der Titelfigur und Protagonistin<br />

Effi Briest eine zentrale Bedeutung ein,<br />

denn eben genau dort findet Baron von<br />

Innstetten, der ältliche Ehemann Effis, das<br />

Corpus Delicti, die versteckten Liebesbriefe<br />

einer flüchtigen, „verjährten“ Liebschaft und<br />

den Beweis zum Ehebruch mit einem Offizier.<br />

Die Geschichte Effis endet dramatisch:<br />

Der einstige Liebhaber wird im Duell vom<br />

Baron erschossen, Effi verstoßen und der<br />

Umgang mit ihrer Tochter verwehrt.<br />

„Der Frauen edelster Beruf<br />

Zu dem sie Gott der Herr erschuf<br />

Ist in dem Hause still zu walten<br />

Und Fleiss und Ordnung zu erhalten.“<br />

(Spruch von gestickten Zierleisten<br />

in einem Aussteuerschrank)<br />

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war es<br />

durchaus Usus, für die jungen, noch unverheirateten<br />

Mädchen eine Aussteuer (auch<br />

Mitgift oder Heiratsgut) zusammenzustellen,<br />

also jene Güter, die die Braut bei der<br />

Heirat in die Ehe mitbringt. Meist umfasste<br />

diese Aussteuer hochwertig gearbeitete<br />

Heimtextilien aller Art – Bettzeug, Tischwäsche,<br />

Handtücher und ähnliches –, die<br />

entweder von den jungen Damen selbst oder<br />

gemeinsam mit weiblichen Verwandten in<br />

oft jahrelanger, akribischer Handarbeit in<br />

der vorehelichen Zeit hergestellt wurden.<br />

Großteils hat diese Tradition der Mitgift in<br />

den letzten 50 Jahren zunehmend an Bedeutung<br />

verloren und damit auch die mit ihr<br />

verbundene Handarbeit.<br />

Ein weiteres, fast kurioses Phänomen war im<br />

deutschen Recht das sogenannte Nadelgeld:<br />

ein Geldbetrag, den der Ehemann seiner<br />

Frau in kontinuierlichen Abständen übergab.<br />

Die Hausfrau konnte über dieses Geld<br />

frei verfügen und für persönliche Zwecke<br />

wie Kleidung etc. ausgeben.<br />

Imagewandel der Handarbeit<br />

Im neuen Jahrtausend bekam die traditionelle<br />

Handarbeit eine Neuorientierung in<br />

ihrer Symbolik und Sinnhaftigkeit im Gegensatz<br />

zum archetypischen Bild der weiblichen,<br />

zweckgebundenen Handarbeit. In Houston,<br />

Texas, etwa gründete Magda Sayeg 2005 die<br />

Initiative „Knitta, Please!“, bei der Objekte<br />

des urbanen Raums wie Parkuhren, Laternenmasten,<br />

Telefonzellen, Schilder, Bäume<br />

etc. mit handgefertigten, bunten Strickteilen<br />

umwickelt werden. Diese und andere<br />

„Crafting“-Bewegungen“, bei denen die „Do<br />

it yourself “-Idee im Vordergrund steht,<br />

haben die moderne Handarbeit um einen<br />

zusätzlichen Aspekt erweitert: Es geht nicht<br />

nur um den bloßen Produktionsakt, sondern<br />

vielmehr um die Demonstration von<br />

Lebenseinstellungen. Man möchte einerseits<br />

ein „back to the roots“ vergangener Werte<br />

wieder erleben; andererseits geht es bei diesen<br />

kreativen Handarbeitsinitiativen und seinen<br />

zum großen Teil weiblichen Akteuren<br />

um sozialpolitische Statements. Kapitalismus-<br />

und Konsumkritik, Globalisierungsboykott,<br />

Fair-Trade-Philosophien und ein<br />

neuer Feminismus sind nur einige der<br />

Schlagworte dieser aktuellen „Woll-Revolution“.<br />

Vor allem in Großstädten entstehen in<br />

den letzten Jahren immer mehr Nähcafes,<br />

Strick-Lounges, Handarbeitscercle und „eingestrickte“<br />

Street-Art-Initiativen. Auch in<br />

Wien lassen die „Strickistinnen“ immer wieder<br />

von sich hören, die den urbanen Bereich<br />

strickend bunter machen.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Brandlhof / 32<br />

erste Ausstellung im Hörersdorfer Hof mit<br />

dem Titel „Knopf und Kragen“. Die im<br />

Weinviertel geborene Textilexpertin, die<br />

bereits von frühester Jugend an durch Mutter<br />

und Großmutter in die „hohen Geheimnisse“<br />

der Handarbeit eingeweiht wurde und<br />

seit mehr als 60 Jahren „Textiliensammlerin“<br />

ist, beherrscht ihr Handwerk mit Passion<br />

und Herz. Im Gespräch erzählt sie, dass sie<br />

bereits als 13-Jährige mit ihrer eigenen Aussteuer<br />

begonnen hat, indem sie ihre erste<br />

Bettgarnitur genäht hat. Es folgten weiters<br />

Deckenkappen für sommerliche Steppdecken,<br />

Küchenhandtücher, Geschirrtücher,<br />

Handtüchergarnituren mit Badetuch, großem<br />

Handtuch, kleinem Handtuch und<br />

Waschlappen, Tischtücher mit kleinen und<br />

großen Servietten und Frühstückstischtücher<br />

u. v. m. Auf eines ist Frau Kiessling<br />

dabei ganz besonders stolz: In mittlerweile<br />

50 Jahren Ehe musste sie noch kein Stück<br />

dieser Gebrauchstextilien nachkaufen!<br />

Die textile Ausstellung „Altes & Neues aus<br />

dem Nähkorb“ <strong>2013</strong> im Museumsdorf<br />

beleuchtet die häusliche Handarbeitstätigkeit<br />

zwischen „Müssen“ und „Wollen“. Denn<br />

oft waren Nähen, Stricken, Sticken, Stopfen<br />

und Flicken für die Hausfrau mehr Pflicht<br />

als Vergnügen oder Freizeitbeschäftigung.<br />

Vielmehr waren sie unverzichtbarer und<br />

unabdingbarer Teil des Alltags. Nicht selten<br />

musste aus etwas „Altem“ oder „Aufgetragenem“<br />

etwas „Neues“ gemacht werden. Für<br />

Handarbeiten, die zum „Schmuck“ oder<br />

„Zier“ dienten, war für die einfache Bevölkerung<br />

nur selten Zeit. Maria-Theresia<br />

Kiessling hat, basierend auf ihrer jahrzehntelangen<br />

Sammler- und Handarbeitstätigkeit,<br />

für die Ausstellung ein interessantes<br />

Potpourri mit einigen textilen Raritäten und<br />

„Gustostückerln“ zusammengestellt.<br />

An bestimmten Terminen werden alte,<br />

bereits in Vergessenheit geratene Handarbeits-Techniken<br />

wie beispielsweise Stickund<br />

Klöppelvorführungen gezeigt, bei<br />

denen Maria-Theresia Kiessling auch aus<br />

ihrem „Nähkästchen“ plaudert … /<br />

Text: Freya Martin<br />

Fotos: Museumsdorf Niedersulz<br />

Textilexpertin Maria-Theresia Kiessling.<br />

„Altes & Neues aus dem Nähkorb“<br />

So lautet der Titel der diesjährigen textilen<br />

Sonderausstellung im Museumsdorf Niedersulz.<br />

Textile Handarbeit hat im Museumsdorf<br />

eine lange Tradition, denn bereits seit<br />

rund 20 Jahren wirkt, werkt und betreut<br />

Maria-Theresia Kiessling, unterstützt von<br />

ihrem Ehemann Johann Kiessling, den textilen<br />

Fundus des Museumsdorfes. Als Besucher<br />

des Museumsdorfes Ende der 1970er<br />

Jahre hat alles begonnen, danach folgten<br />

erste Tätigkeiten im Museumsdorf wie die<br />

Bestandsaufnahme und Inventarisierung<br />

der vorhandenen Sammlung, 2002 dann die<br />

ALTES & NEUES<br />

AUS DEM NÄHKORB<br />

———————————————————<br />

Ab So, 12. 5. bis Fr, 1. 11. <strong>2013</strong><br />

täglich 9.30–18.00 Uhr<br />

Hörersdorfer Hof<br />

Museumsdorf Niedersulz<br />

2224 Niedersulz 250<br />

Tel. 02534 333<br />

info@museumsdorf.at<br />

www.museumsdorf.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Niederösterreichische Landesausstellung <strong>2013</strong> / 34<br />

Brot & Wein<br />

MEHR ALS LEBENSMITTEL<br />

8.000 Jahre spannende <strong>Kultur</strong>geschichte werden mit der Niederösterreichischen Landesausstellung <strong>2013</strong><br />

unter dem Titel „Brot & Wein“ lebendig.<br />

Ein rekonstruiertes jungsteinzeitliches Langhaus und eine Brotbackhütte
am Freigelände des Museums für Ur- und Frühgeschichte, Asparn/Zaya.<br />

In Asparn an der Zaya wird die Geschichte<br />

des Brotes aufgeschnitten und in Poysdorf die<br />

des Rebensaftes eingeschenkt. Noch nie wurden<br />

diese beiden Themen derart umfassend<br />

dargestellt und mit modernsten Methoden<br />

der Ausstellungsgestaltung zusammengeführt.<br />

Mit 600 aussagekräftigen Exponaten<br />

von insgesamt 130 Leihgebern im Urgeschichtemuseum<br />

Niederösterreich in Asparn<br />

an der Zaya sowie im architektonisch beeindruckenden<br />

Ausstellungsgelände der Weinstadt<br />

Poysdorf werden Brot und Wein mit<br />

zahlreichen interaktiven Stationen in Szene<br />

gesetzt. QR-Codes, ein „Ich über mich“-<br />

Album und ein Ausstellungsbegleiter bieten<br />

zusammen mit den <strong>Kultur</strong>vermittlern und<br />

dreisprachigen Raumtexten (D/E/CZ) eine<br />

optimale Begleitung durch die Schau.<br />

Asparn/Zaya – Steinzeitarchitektur<br />

und Zukunftsmusik<br />

Ein moderner Panoramalift, der einen einmaligen<br />

Blick über das Freigelände eröffnet,<br />

bringt die Besucher zum Ausgangspunkt: Im<br />

Dachgeschoss startet die Ausstellung in<br />

einem Supermarkt. Über die Bedienung eines<br />

Barcode-Scanners wird deutlich, dass das<br />

„Neuromarketing“ mit den Instinkten der<br />

einstigen Jäger und Sammlerinnen arbeitet.<br />

Sogleich wechselt man an einen bedeutenden<br />

Punkt der Geschichte, der auch den Anfang<br />

der Siedlungen in Niederösterreich markierte.<br />

Die „Neolithische Revolution“ machte<br />

den Menschen sesshaft. Mit dem Anbau von<br />

Getreide gelangte das Brot auf den Speiseplan<br />

des Menschen, das in der <strong>Region</strong> des heutigen<br />

Weinviertels nachweislich bereits vor<br />

8.000 Jahren gebacken wurde. In einem originalgetreu<br />

rekonstruierten Ofen im Freibereich<br />

wird dieses Brotbacken auch den Gästen<br />

der Landesschau möglich sein.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Niederösterreichische Landesausstellung <strong>2013</strong> / 35<br />

Auch in Poysdorf rundet ein Freibereich das<br />

Ausstellungserlebnis ab. Ein dorfähnliches<br />

Ensemble mit Schauweingarten, Presshäusern<br />

und Schmiede lädt zum Entdecken und<br />

verweilen ein. Unter dem Titel „Brot – Der<br />

andere Blick“ und „Wein – Der andere Blick“<br />

lädt die Landesausstellung sonn- und feiertags<br />

um 13.30 Uhr an beiden Standorten zu<br />

Experimenten für alle Sinne ein. Im „Brotlabor“<br />

in Asparn an der Zaya wird geknetet,<br />

gefühlt, gerochen und geschmeckt. In der<br />

„Genusswerkstatt“ in Poysdorf wird der<br />

Geschmackssinn bis hin zur Sinnestäuschung<br />

ausführlich getestet.<br />

Ein dorfähnliches Ensemble mit Schauweingarten, Presshäusern und Schmiede am Ausstellungsgelände in Poysdorf.<br />

Die religiösen Aspekte des Brotes werden<br />

über die Jahrtausende genauso beleuchtet wie<br />

der Berufsstand der Bäcker und Müller, die<br />

Zusammenhänge von Brot, Brei, Wein und<br />

Bier oder die Geschichte des Pfluges. Historische<br />

Ereignisse wie das „Massaker von<br />

Schletz“ in der Jungsteinzeit belegen erste<br />

bewaffnete Konflikte um die Nahrungsmittelversorgung<br />

bis hin zu den Kriegen im vergangenen<br />

Jahrhundert, in denen Brot und vor<br />

allem der Entzug von Brot zum Kampfmittel<br />

wurde. Voller Widersprüche zeigt sich die<br />

Darstellung des Lebensmittels „Brot“ im 21.<br />

Jahrhundert. Eine neue Genusskultur rund<br />

um Biolebensmittel steht den mächtigen Diskontern<br />

gegenüber. Nahrungsmittelkonzerne<br />

designen die Superfrucht, während die historische<br />

Sortenvielfalt eine Renaissance erlebt.<br />

Genfood und Wasserknappheit, Bioenergie<br />

versus Nahrung, der Lebensmittelüberschuss<br />

und Hungersnöte werfen weitere Schlaglichter.<br />

Poysdorf – Weinidylle<br />

und Geschmackserlebnis<br />

Als Zar Alexander I. von Russland auf dem<br />

Weg zum Wiener Kongress 1814 in Poysdorf<br />

Station machte, schmeckte ihm der hiesige<br />

Wein so gut, dass er sich diesen fortan an den<br />

Zarenhof liefern ließ. Kein Ort eignet sich<br />

also besser als die Weinstadt Poysdorf, um die<br />

ebenfalls 8.000-jährige <strong>Kultur</strong>geschichte des<br />

Weins in all ihren Facetten zu beleuchten.<br />

Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Festhalle<br />

mit einer vielsprachig gestalteten Fassade.<br />

Im Inneren stimmt die Festhalle mit einer<br />

Reihe von interaktiven Stationen für alle<br />

Sinne auf das Thema ein. Sie erzählt über<br />

Weinlandschaften in Mitteleuropa, über<br />

Wein in Film, Musik oder Literatur. Eine<br />

interaktive Wahrnehmungsstation thematisiert<br />

die Folgen des Alkoholmissbrauchs. Ein<br />

Innenhof mit „Wein-Hüter“, einem Traubendach<br />

und einer Station über die Herausforderungen<br />

im Weinbau empfängt die Gäste. Ein<br />

ausgebauter Keller führt dann in das ehemalige<br />

Bürgerspital.<br />

Hier wird nun die Geschichte des Rebensaftes<br />

chronologisch aufgerollt. Ein Weinetikett aus<br />

der ägyptischen Hochkultur thematisiert die<br />

Anfänge des Weinanbaus. Trinkgefäße aus<br />

griechischer und römischer Zeit zeigen, dass<br />

nicht nur die Eliten, sondern auch das Volk<br />

Wein trank. Im Mittelalter wurde die Kultivierung<br />

des Rebensaftes zur klösterlichen<br />

Domäne. In noch nie dagewesener Breite<br />

beleuchtet die Ausstellung die Geschichte des<br />

Weins anhand der Habsburger durch Renaissance,<br />

Barock und Biedermeier. Die verwirrende<br />

Vielfalt an Spezialweingläsern am Wiener<br />

Hof legt davon Zeugnis ab. Eine Installation<br />

über Weinkultur im 21. Jahrhundert<br />

führt schließlich unmittelbar in die Gegenwart.<br />

Der andere Blick<br />

Neben den Ausstellungsstandorten Asparn<br />

an der Zaya und Poysdorf sind Schloss Wolkersdorf,<br />

das MuseumsZentrum Mistelbach,<br />

die Thermenstadt Laa an der Thaya, das<br />

Museumsdorf Niedersulz und das <strong>Region</strong>almuseum<br />

in Mikulov/Nikolsburg Partner der<br />

Niederösterreichischen Landesausstellung.<br />

Sie bieten neben einem thematisch passenden<br />

Programm auch Ermäßigungen mit dem<br />

Landesausstellungsticket an.<br />

Im Weinviertel wird die Verbindung von <strong>Kultur</strong>,<br />

Genuss und Lebensfreude besonders<br />

spürbar: Ausgelassene Feiern, Weinfeste oder<br />

die Veranstaltungsreihe „Tafeln im Weinviertel“<br />

erwarten die Gäste. 138 Betriebe – unter<br />

ihnen Bäcker, Gasthöfe, Direktvermarkter,<br />

Gastronomiebetriebe und Winzer – haben<br />

sich zu „<strong>Region</strong>spartnern Weinviertel“ zusammengeschlossen.<br />

Die Weinstraße Weinviertel<br />

führt auf 400 erlebnisreichen Kilometern<br />

durch malerisches, sanft hügeliges<br />

Gelände und idyllische Weingärten, vorbei an<br />

stimmungsvollen Kellergassen, Weingasthöfen<br />

und Heurigen, die zur Einkehr einladen.<br />

Wer die genussvolle Gelassenheit genießt<br />

und das Weinviertel und schätzen lernt, der<br />

kommt wieder. /<br />

Fotos: Manfred Horvath<br />

BROT & WEIN<br />

———————————————————<br />

Asparn/Zaya und Poysdorf<br />

Bis 3. 11. <strong>2013</strong>, täglich 9.00–18.00 Uhr<br />

Information<br />

Niederösterreichische Landesausstellung
<br />

2170 Poysdorf,
 Kolpingstraße 7<br />

Tel. 02552 3515 30
<br />

info@noe-landesausstellung.at<br />

www.noe-landesausstellung.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Ausstellung / 36<br />

Prager Straße<br />

EUROPASTRASSE 59<br />

Im kulturgeschichtlichem Geschehen heißt es heuer: Die Prager Straße ist die neue Brünner Straße.<br />

Die Ausstellung „Entlang der Prager Straße“ in Hollabrunn, Guntersdorf und Znaim/Znojmo.<br />

Der Hauptplatz von Hollabrunn in den 1930er Jahren. Bis zum Bau der Umfahrungsstraße überquerte ihn die Prager Straße und somit alle Reisenden,<br />

die in Richtung Norden oder Süden unterwegs waren.<br />

Vor einigen Jahren wurde die Brünner Straße<br />

neu entdeckt. Nicht zuletzt durch den Bau<br />

der Autobahn, und auch das Buch „Brünner<br />

Straße“ (Edition Winkler-Hermaden, 2009)<br />

erweckte Interesse des traditionellen Verkehrswegs<br />

von Wien-Floridsdorf nach Brünn<br />

neu. Nunmehr erscheint bei der gleichen<br />

Edition ein Buch über die „Prager Straße“,<br />

den zweiten bedeutenden Verkehrsweg nach<br />

Mähren und Böhmen.<br />

Die Gesichter einer Straße<br />

Die vorliegende Publikation entstand im<br />

Rahmen eines Projektes des „Weinviertel-<br />

Festival <strong>2013</strong>“, das die Edition Winkler-Hermaden<br />

gemeinsam mit dem Stadtmuseum<br />

Znaim (Jiří Kacetl) und dem Stadtmuseum<br />

Hollabrunn (Ernst Bezemek, Friedrich Ecker)<br />

verwirklichte. Eine Straße – der heutige Verlauf<br />

von Wien-Floridsdorf nach Prag/Praha<br />

über Korneuburg, Stockerau, Hollabrunn,<br />

Kleinhaugsdorf, Znaim/Znojmo, Iglau/Jihlava,<br />

Deutsch Brod/Havlíčkův Brod, Caslau/<br />

Čáslav und Kolin/Kolín geht auf ein Hofdekret<br />

Maria Theresias vom 23. März 1746<br />

zurück – hat viele Gesichter und Geschichten.<br />

Diese visualisieren wir mit Bildquellen<br />

von Orten entlang der Straße Wien–Prag.<br />

Wir begegnen Schlössern, Burgen, Industriedenkmälern,<br />

idyllischen Heurigenschenken,<br />

Einkehrgasthöfen sowie Plätzen und Gebäuden<br />

und hoffen, ein breites Spektrum von<br />

sozialem Geschehen, <strong>Kultur</strong>, Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Technik abzudecken.<br />

Ein Bildband zur Geschichte der Kaiserstraße,<br />

Reichsstraße 96, Znaimer Straße, B2,<br />

Europastraße 59, wie die Verkehrsverbindung<br />

Wien–Prag im historischen Ablauf<br />

bezeichnet wurde, muss das Typische einer<br />

Zeit, die Atmosphäre, kurz das, was das<br />

Leben ausmacht, ausdrücken.<br />

Ein solches Buch, das sich mit den niemals<br />

friktionsfreien Beziehungen zwischen Niederösterreichern<br />

und seinen nördlichen<br />

Nachbarn beschäftigt, kann naturgemäß<br />

keine vertikale Abfolge von Aufbau, Technisierung<br />

und Modernisierung sein. Unsere<br />

Bilder dokumentieren deshalb nicht nur<br />

Idylle, sondern auch die vielen Brüche sowie<br />

Aufstieg und Fall von fünf politischen Systemen<br />

(Monarchie, Republik, Austrofaschis-<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Ausstellung / 37<br />

Der lange Berg (südlich von Hollabrunn), 1930er Jahre.<br />

Die Kaiserstraße (Prager Straße) in Znaim in Blickrichtung Norden. Foto: Südmährisches Museum, Znaim<br />

mus, Nationalsozialismus, Kommunismus),<br />

die die Menschen entlang der Straße diesseits<br />

und jenseits der Grenze trennten und<br />

einander entfremdeten. Verfolgte und Ermordete<br />

lasteten auf einer Gesellschaft,<br />

deren sozialstruktureller Wandel nach dem<br />

Fall des Eisernen Vorhangs zu Hoffnungen<br />

Anlass gibt.<br />

Eine Ausstellung mit dem Titel „Entlang der<br />

Prager Straße“ wird in drei ausgewählten,<br />

mit dem Verkehrsweg eng verbundenen<br />

Orten gezeigt: in den Monaten <strong>Mai</strong> und Juni<br />

<strong>2013</strong> in Hollabrunn (Stadtmuseum Alte<br />

Hofmühle, Eröffnung am 23. <strong>Mai</strong>), im Sommer<br />

<strong>2013</strong> durch die Unterstützung von Bürgermeister<br />

Günter Bradac in der Marktgemeinde<br />

Guntersdorf (Gemeindezentrum)<br />

und im September <strong>2013</strong> in Znaim (Südmährisches<br />

Museum, Eröffnung am 23. September).<br />

Die Ausstellung wird als Ergänzung zum<br />

Bildband verstanden. Ausstellungen haben<br />

ihre eigenen Gesetze. Und diese bedingen,<br />

wie der bedeutende österreichische Zeithistoriker<br />

und Ausstellungsmacher Gerhard<br />

Jagschitz betont hat, dass einerseits viel<br />

Wichtiges weggelassen werden muss, andererseits<br />

manche Themen nur im Rahmen<br />

der musealen Präsentation zur Wirkung<br />

kommen. Ein Bildband kann anderen<br />

Regeln folgen: Es kann eine bedeutend größere<br />

Bildauswahl getroffen und Tendenzen,<br />

Zeitprobleme und Entwicklungen können<br />

entsprechend dem Forschungsinteresse der<br />

Autoren breiter diskutiert werden.<br />

Geschichte –<br />

ein unvollständiges Projekt<br />

Die Vorbereitungen für unseren Bildband<br />

und unsere Ausstellung begannen vor eineinhalb<br />

Jahren. An zahlreiche Fotografen, Heimatforscher,<br />

Sammler und Kenner des Weinviertels<br />

wurden Anfragen mit der Bitte um<br />

Bekanntgabe von Bildmaterial zum Thema<br />

„Prager Straße“ und um Mitarbeit geschickt.<br />

Informationen und Bilder zu folgenden<br />

Orten an der Prager Straße sind in der Ausstellung<br />

zu sehen: Wien-Floridsdorf, Langenzersdorf,<br />

Korneuburg, Spillern, Stockerau,<br />

Sierndorf, Göllersdorf, Hollabrunn, Schöngrabern,<br />

Guntersdorf, Haugsdorf, Znaim,<br />

Mährisch Budweis, Iglau, Prag … Projektleiter<br />

Ulrich Winkler-Hermaden befasste<br />

sich insbesondere mit dem Abschnitt von<br />

Wien bis Stockerau. Anlaufstation waren<br />

hierbei das Bezirksmuseum Floridsdorf und<br />

Stockerau sowie das Museum Korneuburg.<br />

Ernst Bezemek und Friedrich Ecker konzentrierten<br />

sich auf den Bezirk Hollabrunn. Den<br />

mährischen und tschechischen Abschnitt<br />

recherchierte Jiří Kacetl.<br />

Buch und Ausstellung sind weitgehend der<br />

wirtschaftlichen und politischen Entwicklung<br />

gewidmet, obwohl sich ein breites Spektrum<br />

mit sozialen Aspekten und dem Alltag<br />

der Menschen beschäftigt. Buch und Ausstellung<br />

sollen nicht jene „Idylle“ zeigen, wie weit<br />

wir es gebracht haben, sondern vielmehr<br />

auch die Irrwege und den stillen, zähen Aufbau<br />

durch Generationen. Eines belegen Buch<br />

und Ausstellung noch: Niemals hat es eine<br />

„gute, alte Zeit“ gegeben; das Zusammenleben<br />

der Menschen ist nie ohne Probleme<br />

verlaufen. Gerade die <strong>Region</strong>algeschichte<br />

vermag zu zeigen, wie sich Mit- und Nebeneinander<br />

im historischen Prozess konkret<br />

vollziehen. „Geschichte“ – und damit auch<br />

die <strong>Region</strong>al- oder Lokalgeschichte – als<br />

historische Betrachtung eines geografisch,<br />

wirtschaftlich, kulturell oder politisch definierten<br />

Raumes hat viele Facetten, bietet<br />

unterschiedliche Ansatzpunkte, erlaubt eine<br />

Vielzahl von Betrachtungsweisen und bleibt<br />

immer ein unvollständiges Projekt. Vorrangig<br />

geht es aber um die Deutungsmacht der<br />

Geschichte für die Identität jener Menschen,<br />

deren Geschichte betrachtet wird. /<br />

Text: Ernst Bezemek, Friedrich Ecker, Jiří Kacetl<br />

Fotos: Stadtmuseum Hollabrunn<br />

ENTLANG DER<br />

PRAGER STRASSE<br />

———————————————————<br />

Konstante im Fluss der Zeit<br />

Stadtmuseum Hollabrunn<br />

2020 Hollabrunn, Mühlenring<br />

Tel. 0676 4223237 (Dr. Ernst Bezemek)<br />

Eröffnung: Do, 23. 5. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />

Zu sehen bis So, 30. 6. <strong>2013</strong>:<br />

So und Fei, 9.30–11.30 Uhr<br />

„Prager Straße“<br />

Edition Winkler-Hermaden<br />

ISBN 978-3-9503378-5-3<br />

EUR 19,90<br />

www.edition-wh.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Ausstellung / 38<br />

Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />

abwarten<br />

und tee trinken<br />

Tee ist Zeremonie in flüssiger Form. Chinesischer Tee widerspiegelt Welt-, Wirtschafts- und <strong>Kultur</strong>geschichte.<br />

Zubereitet im Stadtmuseum anlässlich der 5-jährigen Städtepartnerschaft von Wiener Neustadt und Harbin.<br />

<strong>Kultur</strong>geschichte des Tees in Wiener Neustadt.<br />

Der britische Politiker Cecil Rhodes berichtete<br />

von einem Besuch bei Alfred de Rothschild.<br />

„Ein Butler in Livree erschien und fragte:<br />

,Wünschen Sie Tee oder frischen Pfirsich, Sir‘<br />

Ich entschied mich natürlich für Tee und der<br />

Livrierte fragte sofort: ,Indischen, chinesischen<br />

oder Ceylon-Tee, Sir‘ Ich wählte den<br />

indischen und postwendend kam die nächste<br />

Frage: ,Mit Rahm oder Milch, Sir‘ Ich nahm<br />

Milch und wurde nun nach der Rindersorte<br />

gefragt: ,Jersey, Hereford oder Short-Horn,<br />

Sir‘ “<br />

Wann der erste Tee getrunken wurde, muss<br />

im Dunklen bleiben. Vorerst wurden die Blätter<br />

wegen ihrer anregenden Wirkung gekaut.<br />

Legenden berichten von Kaiser Shen-Nung,<br />

dem der Wind ein Teeblatt in seine Schale mit<br />

heißem Wasser wehte. Der Duft und die belebende<br />

Wirkung des Getränks gefielen dem<br />

Kaiser und er machte den Tee in China populär.<br />

In der Tang-Dynastie (618–907) galt der<br />

Tee als Getränk der Eliten. Im Verständnis der<br />

Gelehrten und Mönche war die Teezeremonie<br />

der Ausdruck von Harmonie zwischen Körper<br />

und Geist, Mensch und Natur.<br />

Teegeschenke<br />

Im alten China begleitete der Tee den Mensch<br />

durch alle Lebensphasen. So wurde das Neugeborene<br />

in Tee gebadet und Verlobungsgeschenke<br />

heißen bis heute Teegeschenke. Die<br />

junge Frau musste ihren Schwiegereltern am<br />

Morgen nach der Hochzeit perfekten Tee servieren.<br />

Aus der Qualität ihres Tee leitete man<br />

ihre Fähigkeiten als Schwiegertochter und<br />

Ehefrau ab. Tee fand sich auch als Grabbeigabe,<br />

denn einer Sage nach stand am Eingang<br />

ins Jenseits eine Frau und bot eine Betäubungssuppe<br />

an. Um dieser Wirkung zu entkommen,<br />

gab man den Toten ein Päckchen<br />

mit belebenden Tee mit.<br />

Mit den Ostindischen Handelskompagnien<br />

die europäische seefahrende Nationen, allen<br />

voran die Niederlande und Großbritannien,<br />

ab 1600 gründeten, kam der Tee nach Europa.<br />

Die East India Company dominierte im
<br />

18. Jahrhundert den Handel mit Fernost.<br />

Um
1800 importierte sie jährlich mehr als<br />

11.000
Tonnen Tee aus China. Die Händler<br />

kauften Tee bei Auktionen und gaben ihn an<br />

kleinere Kaufleute weiter. Teegeschäfte und<br />

Teehäuser entstanden.
Ein Angestellter der<br />

Company, Thomas Twinings, eröffnete zu<br />

Beginn des 18. Jahrhunderts in London das<br />

erste Teegeschäft.<br />

Die Segelschiffe, die von China nach London<br />

segelten, lieferten sich das „Great Tea Race“.<br />

So mancher Segler wurde zur Legende. Das<br />

Schiff, das die erste Ladung der neuen Ernte<br />

brachte, erzielte einen sehr guten Preis für die<br />

Fracht und bekam eine Prämie.<br />

Mit dem Tee kam auch die Keramik wie etwa<br />

das blau-weiße Porzellan aus der Provinz Jianxi<br />

nach Europa. Überhaupt lösten die chinesischen<br />

Güter eine Mode aus – ob Porzellan,<br />

Lackkästchen oder Nippes – Hauptsache à la<br />

chinoise. Chinesischer Tee wurde mit der<br />

Gründung der britischen Kolonien Indien<br />

und Ceylon von eigenen Teeplantagen abgelöst.<br />

Angeregt durch die Ausstellung werden Sie<br />

vielleicht beim nächsten Besuch in einem<br />

Lokal an die Worte des amerikanischen Präsidenten<br />

Abraham Lincoln denken: „Kellner,<br />

falls dies Kaffee ist,
bringen Sie mir Tee,
falls<br />

dies aber Tee ist,
bringen Sie mir Kaffee.“ /<br />

TEATIME<br />

———————————————————<br />

Bis So, 30. 6. <strong>2013</strong><br />

Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />

2700 Wiener Neustadt, Petersgasse 2a<br />

Tel. 02622 373-951<br />

stadtmuseum.wiener-neustadt.at<br />

Öffnungszeiten<br />

Mi–So u. Fei 10.00–16.00 Uhr,<br />

Do 10.00–20.00 Uhr<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


International Council of Museums / 39<br />

36. Internationaler Museumstag <strong>2013</strong><br />

ZUKUNFT<br />

GESTALTEN<br />

„Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten: <strong>Museen</strong> machen mit!“ – unter diesem Motto wird am 12. <strong>Mai</strong><br />

der von ICOM initiierte Internationale Museumstag in Österreich, Deutschland und der Schweiz veranstaltet.<br />

Museum – ein Ort für alle Generationen. Foto: Aargauer Kunsthaus<br />

Dieser Tag der offenen Türen von ICOM –<br />

einer der größten und weltweit tätigen Organisation<br />

im kulturellen Bereich – ermöglicht<br />

es <strong>Museen</strong>, mit besonderen Aktivitäten nicht<br />

nur auf gesellschaftliche Veränderungen zu<br />

reagieren, sondern diese auch aktiv mitzugestalten.<br />

2012 nahmen um die 32.000 <strong>Museen</strong><br />

aus 129 Ländern am Internationalen Museumstag<br />

teil, auch zahlreiche österreichische<br />

<strong>Museen</strong> haben sich daran beteiligt. Dieses<br />

Jahr wird sich wieder eine Vielzahl von<br />

<strong>Museen</strong> aus allen Bundesländern am Internationalen<br />

Museumstag präsentieren und ihre<br />

Institutionen zu Treffpunkten für alle Generationen<br />

sowie Gesellschaftsschichten und zu<br />

Orten des kreativen Austausches machen.<br />

1977 gilt als Geburtsjahr für den Internationale<br />

Museumstag. Anlässlich der ICOM-<br />

Generalversammlung (International Council<br />

of Museums) in Moskau wurde eine gemeinsame<br />

internationale Museumsveranstaltung<br />

diskutiert, die – trotz der Verschiedenheiten<br />

der internationalen Museumslandschaft –<br />

deren Gemeinsamkeiten demonstrieren und<br />

feiern sollte. Der Internationale Museumstag<br />

wurde ferner mit der Intention ins Leben<br />

gerufen, um das öffentliche Bewusstsein über<br />

die bedeutsame Rolle von <strong>Museen</strong> für eine<br />

Gesellschaft und ihrer (nicht nur kulturellen)<br />

Entwicklung zu stärken.<br />

Das diesjährige Motto, „Vergangenheit erinnern<br />

– Zukunft gestalten: <strong>Museen</strong> machen<br />

mit!“, wurde gemeinsam von den ICOM<br />

Nationalkomitees Österreichs, Deutschlands<br />

und der Schweiz aus dem offiziellen englischen<br />

ICOM-Titel „Museums (Memory +<br />

Creativity) = Social Change“ abgewandelt.<br />

Durch das Bewahren, Ausstellen und Vermitteln<br />

unseres kulturellen Erbes sowie durch<br />

das Erforschen und Inszenieren gegenwärtiger<br />

Tendenzen präsentieren sich <strong>Museen</strong> als<br />

Orte der Auseinandersetzung mit der Gegenwart<br />

und als Orte der Aufarbeitung und<br />

Erinnerung der Vergangenheit. Eben diese<br />

Dualität – das Begreifen der Gegenwart und<br />

das Verstehen der Vergangenheit – erlaubt<br />

ein reflektiertes Gestalten der Zukunft und<br />

macht <strong>Museen</strong> zu der Institution, um kulturelle<br />

Vielfalt aufzuzeigen, aktuelle Thematiken<br />

zu vermitteln und die Gesellschaft<br />

daran teilhaben zu lassen. Das aktuelle<br />

Thema des Internationalen Museumstages –<br />

„Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten“<br />

bietet nun <strong>Museen</strong> die Möglichkeit, mit facettenreichen<br />

Aktivitäten die Aufmerksamkeit<br />

der Besucher zu gewinnen.<br />

Kreativer Austausch<br />

Ein Überblick über die Aktivitäten der österreichischen<br />

sowie der internationalen Museumsgemeinschaft<br />

anlässlich des Internationalen<br />

Museumstages – von Amerika und<br />

Ozeanien über Europa sowie Asien und Afrika<br />

– ist auf der ICOM-Österreich-Homepage<br />

www.icom-oesterreich.at zu finden. Letztendlich<br />

soll der Internationale Museumstag<br />

dazu dienen, Entdeckungen und neue Eindrücke<br />

über unsere mannigfaltige Museumslandschaft<br />

zu ermöglichen. /<br />

ICOM Österreich<br />

———————————————————<br />

c/o Leopold Museum Privatstiftung<br />

1070 Wien, Museumsplatz 1<br />

Tel. 01 52570-1565<br />

www.icom-oesterreich.at<br />

www.facebook.com/icom.oesterreich<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Museen</strong> / 40<br />

Alltagsgeschichte<br />

FAMILIENSAGA<br />

Eine Ausstellung zur Geschichte einer Waldviertler Tischler-Familie im<br />

Ersten österreichischen Museum für Alltagsgeschichte in Neupölla.<br />

Franziska Zimmerl als einzige Frau bei einem Tischlerfachkurs in Wien, 1937.<br />

Das seit 1997 bestehende „Erste österreichische<br />

Museum für Alltagsgeschichte“ in<br />

Neupölla hat in seinen Sonderausstellungen<br />

einerseits übergreifende Themen behandelt<br />

wie „Kino im Waldviertel“, „50 Jahre Kampkraftwerke“<br />

oder „Waldviertler auf Safari“,<br />

andererseits auch immer wieder mit dem<br />

Museum in Zusammenhang stehende repräsentative<br />

Familiengeschichten beleuchtet wie<br />

jene über die früheren Besitzer des Museumsgebäudes<br />

in Neupölla oder die Familie<br />

des Schusters Josef Krammer, dessen Werkstätte<br />

im Museum zu sehen ist. Aufgrund der<br />

guten Quellenlage schien es naheliegend, den<br />

100-jährigen Bestand der Familie und Tischlerei<br />

Zimmerl in Neupölla zum Anlass für die<br />

heurige Sonderausstellung zu nehmen.
<br />

<strong>2013</strong> kann die Familie und Tischlerei auf<br />

einen hundertjährigen Bestand zurück-<br />

blicken, sodass es naheliegend schien, die<br />

heurige Sonderausstellung diesem Thema<br />

zu widmen. Der 1886 in Tiefenbach geborene<br />

Josef Zimmerl erwarb 1913 das Haus<br />

Nr. 45 in Neupölla und heiratete Franziska<br />

Reicherstorfer. Nach dem Kriegsdienst<br />

konnte Zimmerl seinen Betrieb etablieren<br />

und über den Markt Neupölla hinaus eine<br />

eher zahlungskräftigere Kundschaft beliefern.<br />

Aus dieser Zeit sind nicht nur Porträt-<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Museen</strong> / 41<br />

fotos, Kurszeugnisse und Möbelvorlagen<br />

sowie Rechnungsbücher erhalten geblieben,<br />

sondern auch mehrere Möbelstücke. 1931<br />

wurde das Wohn- und Geschäftshaus aufgestockt,<br />

doch verschonte die Wirtschaftskrise<br />

auch den kleinen Betrieb in Neupölla nicht.<br />

Wirtschaftskrise &<br />

Gemeindepolitik<br />

Trotz der finanziellen Sorgen bemühte sich<br />

Josef Zimmerl, seinen Kindern eine Ausbildung<br />

zukommen zu lassen: Maria besuchte<br />

nach der Bürgerschule Allentsteig eine<br />

Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien und<br />

machte ihr Praktikum an der Volksschule<br />

Neupölla. Josef Zimmerl jun. besuchte das<br />

Gymnasium Seitenstetten und das Priesterseminar<br />

St. Pölten. Dafür erlernte Franziska<br />

das Tischlerhandwerk und wurde 1942 zur<br />

ersten Tischlermeisterin Niederösterreichs.<br />

Die beiden jüngsten Töchter der Familie<br />

besuchten eine Hauswirtschafts- und eine<br />

Handelsschule in Mistelbach bzw. Horn. In<br />

der Freizeit vergnügte man sich u. a. mit<br />

Zitherspiel und Laientheater oder engagierte<br />

sich in der christlichsozialen Politik: Der<br />

Tischlermeister wurde Obmann des Gewerbebundes<br />

Neupölla der Vaterländischen<br />

Front und sein Sohn gründete 1933 eine<br />

katholische Sturmschar-Ortsgruppe.<br />

Der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche<br />

Reich im Jahre 1938 hatte daher für die<br />

Familie negative Folgen, da Josef Zimmerl<br />

aus dem Gemeinderat entlassen und die<br />

Lehrerin Maria nach Deutschland versetzt<br />

wurde. Doch Josef Zimmerl sen. engagierte<br />

sich als Pfarrkirchenrat weiterhin für die<br />

Pfarre seiner Heimatgemeinde. Aber als<br />

typische Österreicher wollte man es sich<br />

auch mit den neuen Machthabern nicht<br />

ganz verscherzen – und die jüngsten Töchter<br />

traten dem BDM bei. Den Aufträgen der<br />

Wehrmacht und der Profiteure des 1938<br />

angelegten Truppenübungsplatzes Döllersheim<br />

stand jedoch bald die Aussiedlung von<br />

42 Ortschaften und 7.000 Menschen gegenüber,<br />

die den Verlust von einem Drittel des<br />

wirtschaftlichen Hinterlandes von Neupölla<br />

zur Folge hatte. Die Politik des NS-Regimes<br />

ordnete nicht nur das Handwerk dem Führerprinzip<br />

und bald der Kriegswirtschaft<br />

unter, sondern propagierte auch eine bodenständige<br />

Blut-und-Boden-Ästhetik.<br />

Bauernstuben &<br />

russische Kommandantur<br />

Diese äußerte sich in Bauernstuben sowie der<br />

Anfertigung von traditionellen Wäschetruhen.<br />

Der kurzfristigen Freude an deutschen<br />

Produkten wie Fotoapparaten und einem<br />

DKW-Auto folgten bald die Kriegsfolgen:<br />

Der 1939 vorzeitig zum Priester geweihte<br />

Josef Zimmerl wurde 1940 als Sanitäter nach<br />

Frankreich eingezogen. Der angenehmen<br />

Zeit in Paris folgte 1941 die Versetzung an die<br />

Ostfront. Trotz der ab 1942 zunehmend<br />

schwierigeren Lage und einer schweren Verwundung<br />

gab es einen regen Briefverkehr<br />

zwischen dem bei Leningrad stationierten<br />

Theologen und seiner Familie. Josef Zimmerl<br />

sen. wurde 1943 als Glaser nach Berlin<br />

kriegsverpflichtet, Berta Zimmerl war nach<br />

dem Arbeitsdienst in Dobersberg als Lazarettschwester<br />

in Wien in die Kriegsmaschinerie<br />

integriert, wo sie ihren späteren Ehemann<br />

kennenlernte. Die jüngste Schwester Anna<br />

versah auf dem Postamt in Neupölla Dienst.<br />

Auf die Einquartierung von Soldaten in Neupölla<br />

folgten schließlich „Kinderlandverschickungen“<br />

sowie ungarische Soldaten und<br />

Flüchtlinge.<br />

Während Maria 1944 ins Waldviertel heimkehrte<br />

und 1945 wieder in Neupölla unterrichtete,<br />

kam ihr Bruder erst 1947 aus der<br />

sowjetischen Kriegsgefangenschaft zurück.<br />

Josef Zimmerl sen. wurde im Juni 1945 in<br />

den Gemeinderat berufen, wo er bis in die<br />

1960er Jahre aktiv blieb. Die Tischlerei<br />

arbeitete nun für die russische Kommandantur<br />

und bald auch für die Aussteuer der<br />

Töchter: Berta heiratete 1948 den Wiener<br />

Beamten Robert Entmayr und Maria den<br />

Bindermeister Rudolf Leidenfrost aus Neupölla.<br />

Anna ehelichte 1951 den aus einer<br />

Aussiedlerfamilie stammenden Volkschullehrer<br />

Ernst Ranftl. Martha trat 1948 in den<br />

Orden der Kreuzschwestern in Laxenburg<br />

ein und wirkte als Stationsschwester im<br />

Wiener Franz-Josef-Krankenhaus. 1957 vermählte<br />

sich Franziska mit dem Tischlermeister<br />

Friedrich Polleroß, der daraufhin den<br />

Betrieb seines Schwiegervaters übernahm.<br />

Wirtschaftswunder<br />

Im Zuge des „Wirtschaftswunders“ prosperierte<br />

auch die Tischlerei in Neupölla. Nach-<br />

Sessel in Kirschholz von Josef Zimmerl, 1925.<br />

Foto: Friedrich Polleroß<br />

dem Friedrich Polleroß schon 1957 durch<br />

einen Umbau die Werkstattfläche mehr als<br />

verdoppelt hatte, wurden 1967 Filialen in<br />

Allentsteig und Göpfritz eröffnet. Aus diesen<br />

Anfängen des „Resopalzeitalters“ können<br />

ebenfalls Musterzeitschriften und<br />

Möbel gezeigt werden. Da die Nachfrage<br />

weiter wuchs und zahlreiche Lehrlinge eingestellt<br />

werden mussten, wurde 1965 das<br />

Nachbarhaus erworben und dort bis 1973<br />

eine Schauhalle und ein Werkstattzubau<br />

errichtet. /<br />

Text: Friedrich Polleroß<br />

ERSTES<br />

ÖSTERREICHISCHES MUSEUM<br />

FÜR ALLTAGSGESCHICHTE<br />

———————————————————<br />

3593 Neupölla 10<br />

Tel. 02988 6220 (Gemeinde)<br />

www. poella.at<br />

Bis Do, 15. 8. <strong>2013</strong>:<br />

So und Fei, 14.00–17.00 Uhr<br />

Gruppen und Schulklassen sind auch<br />

außerhalb der Öffnungszeiten willkommen<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Tschechien / 42<br />

Lange Nacht der <strong>Museen</strong><br />

DER FEZ AUS BÖHMEN<br />

Die „Lange Nacht der <strong>Museen</strong>“ wird in Tschechien an Wochenenden im <strong>Mai</strong> und Juni mit historischen<br />

Festen, Kostümen und Musik begangen. Die <strong>Museen</strong> der Königsstadt Písek stellen sich vor.<br />

beliebtes Souvenir aus dem Böhmerwald. In<br />

den <strong>Museen</strong> von Strakonice und Písek ist die<br />

Geschichte der Fez-Fabrik dokumentiert.<br />

Auch bei Zigarren denken wir eher an<br />

Havanna und nicht an eine böhmische<br />

Kleinstadt. Von der k. u. k. Zigarrendreherei<br />

Písek ist im Museum ein Arbeitstisch zu<br />

sehen sowie Etiketten und die Holzmodeln,<br />

mit denen der Umfang der von den Frauen<br />

gerollten Zigarren gemessen wurde.<br />

Gold am Ufer<br />

Die Otava fließt in Písek an zwei <strong>Museen</strong> vorbei – am <strong>Region</strong>almuseum in der Königsburg und am<br />

Museums des alten E-Werks (rechts außen).<br />

Sie wurden im Osmanischen Reich getragen,<br />

waren quasi „Markenzeichen“ – die<br />

roten Hüte mit den schwarzen Quasten. Der<br />

Fez aus gefilztem Wollstoff war ein böhmisches<br />

Qualitätsprodukt, hergestellt in den<br />

Städten Strakonice und Písek. Anfang des<br />

19. Jahrhunderts entwickelte sich – eher<br />

zufällig – aus dem Strumpfwirken eine Fez-<br />

Produktion der Firma Fürth & Comp. Als<br />

der Sultan seinen Soldaten statt Turbanen<br />

Fez verordnete, stieg der Absatz in schwindelnde<br />

Höhen. Auch in Písek setzte man auf<br />

Orient-Export. 1894 gründete Josef Klein<br />

eine Fez-Manufaktur. Bald darauf waren<br />

200 Frauen in der Fabrik beschäftigt, ebensoviele<br />

arbeiteten in Heimarbeit.<br />

Der Absatz brach ein, als der türkische<br />

Staatsgründer Atatürk seinen Landsleuten<br />

vorschrieb, sich westlich zu kleiden, sowie<br />

mit der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten<br />

Weltkrieg. In der kommunistischen Ära<br />

wurde die Produktion im kleineren Rahmen<br />

weitergeführt. Der Fez ist bis heute ein<br />

Das gut gestaltete <strong>Region</strong>almuseum ist in<br />

der von König Otakar II. Přemyzl gegründeten<br />

Königsburg von Písek untergebracht. Es<br />

zeigt den gesamten Reichtum der <strong>Region</strong>.<br />

Von der Teichwirtschaft bis zum Porzellanmaler<br />

Johann Zacharias Quast, von der<br />

Urgeschichte bis zur Goldgewinnung. Reich<br />

wurde Písek (das tschechische Wort für<br />

Sand) durch den goldführenden Sand des<br />

Flusses Otava. Ab dem 10. Jahrhundert ist<br />

die Goldgewinnung nachgewiesen. Mittelalterliche<br />

Erzmühlen und Sandwaschanlagen<br />

sind im Museum ausgestellt, ebenso eine<br />

Dokumentation über den Fund eines Goldklumpens,<br />

der 1927 ein Goldfieber auslöste.<br />

Nicht alles ist aus Gold. Manche Geschichte<br />

ist mit Blut geschrieben. Der Henkerdynastie<br />

Nimbursky war ab 1750 in Písek ansässig.<br />

Ein Schwert aus dem Familienbesitz verkauften<br />

die Nachfahren erst kürzlich dem<br />

Museum. Jeder Raum ist mit lebensgroßen<br />

Figuren aus der Geschichte akzentuiert, hier<br />

ist es der Henker mit seiner roten Kapuze<br />

und der gefesselten Delinquentin.<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Tschechien / 43<br />

Arbeit des Porzellanmalers Johann Z. Quast.<br />

Reste einer mittelalterlichen Goldwaschanlage.<br />

PÍSEK<br />

———————————————————<br />

<strong>Region</strong>almuseum<br />

Prácheňské muzeum<br />

39724 Písek, Velké náměstí 114<br />

Tel. +420 382201111<br />

www.prachenskemuzeum.cz<br />

Sladovna<br />

Exposition der Kinderbuchillustration<br />

39724 Písek, Velké náměstí 113<br />

www.sladovna.cz<br />

Museum E-Werk<br />

39724 Písek, Podskalí 159<br />

Tel. +420 777 061 224<br />

www.elektrarna.info<br />

In die Ecke gehen<br />

Eine bei uns wenig bekannte Besonderheit ist<br />

der „Eckentopf “. Das runde Suppengefäß mit<br />

Henkel ist aus Steingut. Die Wöchnerin<br />

bekam ihn wohlgefüllt von Verwandten oder<br />

Nachbarinnen als Geschenk. Da das Bett<br />

einer Gebärenden in eine Ecke geschoben<br />

wurde (um sie vom Geschehen im Haus<br />

abzuschirmen), ging die Besucher „in die<br />

Ecke“ – der Topf mit Suppe wird Eckentopf<br />

genannt. Die Ethnografische Abteilung zeigt<br />

die Lebenswelten von Kind, Frau und Mann<br />

und den letzten Weg: die Begräbnisrituale.<br />

Die lebensgroße Figur des Pfarrers trägt übrigens<br />

die Gesichtszüge des Museumsdirektors.<br />

Der Besucher könnte sich in den Geschichten<br />

einer Stadt verlieren, schlüge ihm nicht<br />

immer wieder die Stunde. Im Museum ist das<br />

Uhrwerk des Rathauses aus dem Jahre 1768<br />

installiert, das pünktlich jede Viertelstunde<br />

anschlägt. Die Mechanik war für beide Glockentürme<br />

des Rathauses zuständig; in Písek<br />

schlug es zwölf Uhr im linken und dann<br />

nochmals zwölf im rechten Turm, das waren<br />

mit den vier Schlägen für die volle Stunde<br />

insgesamt 28 Glockenschläge. Die Uhren<br />

schienen in Písek auch anders zu gehen, als<br />

1918 die Erste Tschechoslowakische Republik<br />

ausgerufen wurde. In großer Freude wurde<br />

sie hier schon 14 Tage zuvor verkündet, nicht<br />

erst wie im Rest des Landes am 28. Oktober.<br />

Galerie der böhmischen Könige<br />

Burgen als mittelalterliches Machtsystem vertrugen<br />

sich grundsätzlich nicht gut mit aufstrebenden<br />

Bürgerschichten einer Stadt, wo<br />

ab dem 14. Jahrhundert die Vollzugsgewalt<br />

an die städtischen Ratsherren überging.<br />

Burgen wurden auch physisch von urbanistischen<br />

Bauten umformt. So auch in Písek,<br />

wo Teile der Königsburg zur Mälzerei der<br />

lokalen Brauerei wurden und andere zu einer<br />

Kaserne. Allerdings haben die Písker Bürger<br />

die Könige Ende des 19. Jahrhunderts heimgeholt.<br />

Die Stadt erwarb die Gemäldesammlung<br />

böhmischer Könige aus dem Jesuitenkloster<br />

in Klatovy/Klattau. Sie ist im<br />

Museum zu sehen.<br />

Am Fuße der ehemaligen Burg von Písek<br />

fließt die Otava. Hier steht das städtische<br />

E-Werk. Der tschechische Werner von Siemens<br />

war der Elektrotechniker František<br />

Křižík. Er kaufte die ehemalige Wassermühle<br />

unter der Burg und warb mit öffentlichen<br />

Demonstrationen am Stadtplatz für elektrisches<br />

Licht. 1887 hatte Písek die erste elektrische<br />

Beleuchtung des Landes. Licht auf<br />

Straßen und Plätzen gab es bereits ab 1808.<br />

Öllampen leuchteten den Zechern den Weg<br />

nach Hause, sodass die Kosten für das Nachtlicht<br />

auf die Wein- und Bierpreise geschlagen<br />

wurden. Das elektrische Licht im E-Werk<br />

wurde vorerst durch ein Wasserrad erzeugt,<br />

bald kamen zwei Francis-Turbinen dazu, die<br />

bis heute in Betrieb sind. Nicht nur, dass im<br />

E-Werk die Geschichte der Straßenbeleuchtung<br />

dokumentiert ist, auch der Turbinenraum,<br />

der Holzrechen und die kleine mit dem<br />

Gebäude verbundene Insel, auf der sich das<br />

Treibholz sammelt, ist zu besichtigen. /<br />

Text und Fotos: Mella Waldstein<br />

die lange der museen …<br />

———————————————————<br />

… wird in Tschechien mit zahlreichen<br />

historischen Darbietungen mit Musik<br />

und Handwerk, Gaukelei und Kostümen<br />

begangen. Von größeren Städten – wie<br />

Č. Budĕjovice/Budweis – gibt es Shuttlebusse<br />

zu kleineren Orten, z. B. nach<br />

Žumberk/Sonnberg. Der Eintritt ist frei.<br />

Fr, 17. 5. <strong>2013</strong><br />

Eröffnung der Langen Nacht der <strong>Museen</strong><br />

in Jindřichův Hradec/Neuhaus im Museum<br />

der Fotografie<br />

Prácheňské Museum Písek<br />

Museum Hodonín<br />

Sa, 18. 5. <strong>2013</strong><br />

Mährische Galerie Brno/Brünn<br />

Technisches Museum Brno/Brünn<br />

Schloss Slavkov/Austerlitz<br />

Fr, 24. 5. <strong>2013</strong><br />

Südmährisches Museum Znojmo/Znaim<br />

Museum Jihlava/Iglau<br />

Museum Mikulov/Nikolsburg<br />

Sa, 25. 5. <strong>2013</strong><br />

Hussitenmuseum Tabor<br />

Fr, 31. 5. <strong>2013</strong><br />

Museum und Galerie Havlíčkův Brod/<br />

Deutschbrod<br />

Fr, 7. 6. <strong>2013</strong><br />

Feste Žumberk/Sonnberg<br />

Museum Prachatice<br />

Sa, 8. 6. <strong>2013</strong><br />

Südböhmische Galerie Hluboka/Vltavou<br />

Museum Český Krumlov/Krumau<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Bücher, CDs & feine Ware / 44<br />

Auslage<br />

SCHELLER, SCHLEICHER,<br />

MAIBAUMKRAXLER<br />

—————————————————————<br />

Bräuche in Österreich:<br />

Fasching, Ostern, Frühling<br />

EUR 24,00<br />

Verlag Anton Pustet<br />

www.pustet.at<br />

Nach dem äußerst erfolgreichen Buch „Weihnachtsbräuche<br />

in Österreich“ richtet Reinhard<br />

Kriechbaum nun den Fokus auf die erste Jahreshälfte,<br />

genauer gesagt auf den Zeitraum von<br />

Maria Lichtmess bis zur Sommersonnenwende.<br />

Der Fasching und die Fastenzeit, der Osterfestkreis<br />

und die österreichweiten Bräuche im Frühling<br />

werden vorgestellt. Geht es nur um alte, gar<br />

uralte Bräuche Entscheidend ist doch, ob ein<br />

Brauch die Menschen heute anspricht, ob er sie<br />

in ihrem Denken und Fühlen trifft und ob sie<br />

sich darin wiederfinden. Je globaler das Dorf<br />

wird, umso wichtiger ist die regionale Rückbindung,<br />

das Bewusstmachen der Wurzeln. Nicht<br />

selten wird wiederbelebt, wovon die Großeltern<br />

noch etwas vom Hörensagen wissen. Aber<br />

genauso oft kommt vor, dass neue Gepflogenheiten<br />

„erfunden“ werden. Das Buch ist, wie schon<br />

jenes über die Weihnachtsbräuche, kein nostalgischer<br />

Blick in die Vergangenheit, sondern einer<br />

auf das Heute: Bräuche, die leben, weil sie sich<br />

nicht überlebt haben. /<br />

QUERFELDEIN<br />

——————————————————————<br />

durch Österreich und Südtirol<br />

EUR 18,00<br />

Erhältlich über<br />

www.volkslied.at<br />

Querfeldein sind neugierige Forscher seit Jahrzehnten<br />

unterwegs – vom Seewinkel bis zum<br />

Bregenzerwald, vom Waldviertel bis in den<br />

Vinschgau. Mit einem Aufnahmegerät ausgestattet<br />

ziehen sie ins Feld, um Volkslieder, Volksmusik<br />

und Bräuche festzuhalten. Dabei treffen<br />

sie auf originelle Musikanten, Lieder und Interpretationen,<br />

hören Titel wie die Veteranenleich,<br />

den Kiahsuacha (Jodler) und die Stiwoller Polka<br />

oder begleiten <strong>Mai</strong>- und Antlasssingen. Für diese<br />

CD wurden 27 Aufnahmen aus rd. 75 Jahre Forschungsgeschichte<br />

ausgewählt: ein vielfältiger<br />

Einblick in die Lebendigkeit von Musik und<br />

Brauch in Österreich und Südtirol. Gewidmet ist<br />

die CD-Produktion als akustische Festschrift<br />

Manfred Schneider, einem der bedeutendsten<br />

Feldforscher Tirols, für seine Verdienste in<br />

30 Jahren Tätigkeit im Tiroler Volksliedarchiv. /<br />

STEIRISCHE BLAS<br />

——————————————————————<br />

echt mundgeblasen<br />

EUR 18,50<br />

Erhältlich über<br />

www.bogner-records.com<br />

Wohl eine der bekanntesten Volksmusikgruppen<br />

des Steirerlandes ist zweifelsohne die „Steirische<br />

Blas“. Die siebenköpfige Formation, welche sich<br />

1988 gegründet hat, wurde schnell über die<br />

steirischen Landesgrenzen hinaus bekannt.<br />

Auf bislang zwölf Tonträgern und wohl tausenden<br />

Auftritten im In- und Ausland beweist die<br />

„Blas“ ihr Können immer wieder aufs Neue. Die<br />

Besetzung, bestehend aus zwei Flügelhörnern,<br />

Klarinette, Posaune, Gitarre, Steirischer Harmonika<br />

und Tuba, änderte sich in den 24 Jahren<br />

des Bestehens aber nie. Mit der CD-Produktion<br />

„echt mundgeblasen“ wollen die Musiker der<br />

„Steirische Blas“ wiederum ihre Freude an der<br />

Volksmusik in die Welt hinaustragen und ihren<br />

mittlerweile weit bekannten, einzigartigen<br />

„Sound“ noch lange weiterpflegen! /<br />

EISERNE THORE<br />

——————————————————————<br />

Alfred Damm: Weitersfeld/Schaffa<br />

Zur Geschichte einer jüdischen Landgemeinde<br />

an der mährischen Grenze in der Neuzeit<br />

EUR 28,00<br />

ISBN 9 783 990 280720<br />

Verlag Bibliothek der Provinz<br />

www.bibliothekderprovinz.at<br />

Vom Beginn des Dreißig jährigen Kriegs bis zum<br />

Untergang in der Shoah existierte an der österreichisch-mährischen<br />

Grenze eine jüdische Siedlung.
Bis<br />

1671 im Markt Weitersfeld gelegen, ab<br />

dann, aufgrund der von Leopold I. angeordneten<br />

Ausweisung, in Šafov/Schaffa, einem Dorf gleich<br />

jenseits der mährischen Grenze. Fuhrwerke,<br />

Handkarren, Kinder und Gänse, Bauern und<br />

Händler müssen wir uns auf den Straßen von<br />

Šafov/Schaffa vorstellen. Heute ist Šafov ein<br />

verschlafenes Dorf an der Grenze, obwohl es<br />

eigentlich ein Städtchen ist. Malerisch die Teiche<br />

rundum und die Lage der Friedhöfe – im Süden<br />

der christliche, im Westen der jüdische. Beide<br />

von Bäumen und Melancholie gesäumt. Bei<br />

genauerer Kenntnis des Ortes ist es auch möglich,<br />

das jüdische Schaffa ausfindig zu machen:<br />

der Nachfolgebau der Synagoge sowie ein, zwei<br />

Häuser aus dem Schtetl. In Weitersfeld im<br />

Waldviertel ist die Spurensuche weit schwieriger.<br />

Der Historiker Alfred Damm wurde in den<br />

Herrschaftsbüchern von Hardegg fündig. Die<br />

Ansiedelung der von Wien vertriebenen Juden<br />

zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde von der<br />

Herrschaft forciert, die jüdischen Händler vertrieben<br />

agrarische Produkte. Die Herrschaft<br />

schloss mit den jüdischen Ansiedlern einen Vertrag,<br />

der u. a. die Religionsfreiheit gewährleistete.<br />

Andererseits hatten Juden Schutzgeld zu zahlen.<br />

Mit der Ausweisung aus Niederösterreich<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Bücher, CDs & feine Ware / 45<br />

1671 war die Weitersfelder jüdische Gemeinde<br />

gezwungen, eine neue Heimat zu finden – über<br />

der Grenze im mährischen Šafov/Schaffa. Zwar<br />

sind in den letzten Jahren zur Geschichte der<br />

niederösterreichischen Landjuden in der Neuzeit<br />

einige grundlegende und umfassende Publikationen<br />

erschienen, eine Aufarbeitung der Quellen<br />

zu dieser Siedlung fehlt jedoch bisher. Der Autor<br />

hat mit akribischen Recherchen in den Archiven<br />

diese Lücke geschlossen. Ein schönes Beispiel gelebter<br />

Integration vor 100 Jahren ist in den „Heimatkundlichen<br />

Blättern des Bezirkes Znaim“<br />

(1899) zu finden. Dort verfassen der christliche<br />

und der jüdische Lehrer, Fabian Smrcka und<br />

Salomon Riesenfeld, gemeinsam eine Ortschronik<br />

von Schaffa: „Die Judenhäuser sind<br />

häufig nur 2–3 Fenster breit, ohne Hof, meist<br />

einstöckig, mit einer Stiege von der Gasse, mit<br />

eisernen Thüren, Thoren und Fensterläden, aus<br />

der Zeit herrührend, da die Juden noch Verfolgung<br />

zu fürchten hatten. Die Neubauten jedoch<br />

entsprechen allen modernen Anforderungen.“ /<br />

DIE ZEIT DRÄNGT<br />

——————————————————————<br />

Robert Menasse: Der Europäische Landbote<br />

EUR 12,90<br />

Zsolnay Verlag<br />

ISBN 978-3-552-05616-9<br />

www.zsolnay.at<br />

Der Titel ist Programm. Der „Hessische Landbote“<br />

ist ein ursprünglich von Georg Büchner 1834<br />

verfasstes achtseitiges Pamphlet gegen die sozialen<br />

Missstände der Zeit. Menasse macht es sich<br />

im „Europäischen Landboten“ nicht einfach. Er<br />

ist kein Latte-Machiatto-Intellektueller. Er begnügt<br />

sich nicht auf die Innenschau eines Schriftstellers.<br />

Er ist ein Aufklärer im besten Sinn des<br />

Wortes. Und als Aufklärer kann man sich nicht<br />

zurücklehnen und sich’s bequem machen. Also<br />

hat sich Menasse nach Brüssel begeben. Wie ein<br />

Reporter hat er einerseits Ritual und Mechanismus<br />

der Europäischen Union beobachtet. Und er<br />

kommt zu der überraschenden Erkenntnis, dass<br />

das bürokratische Europa nicht in Brüssel gemacht<br />

wird – sondern in den Schaltzentralen<br />

anderer europäischer Hauptstädte. Aber das ist<br />

nur Vorgeplänkel. Andererseits will uns Menasse<br />

mit dem „Landboten“ eigentlich ein kämpferisches<br />

Flugblatt verteilen: Es braucht keine Nationalstaaten.<br />

Sie sind kein Naturgesetz. Also sollten<br />

sie überwunden werden. Strengt euch an,<br />

Politiker, dass aus Europa etwas Neues wird!<br />

Legt euch keine Denkverbote auf! Seid kreativ!<br />

Die Zeit drängt. /<br />

VIERTEL UNter<br />

DEM MANHARTSBERG<br />

——————————————————————<br />

Reinhard Mandl, Thomas Hofmann:<br />

Weinviertel – Land und Leute<br />

EUR 29,80<br />

ISBN 9 783 990 051634<br />

Hubert Krenn Verlag<br />

www.hubertkrenn.at<br />

Wir haben hier einen Prachtband zur Hand, den<br />

man Freunden vorlegen kann, denen gezeigt<br />

werden muss, wie schön es da ist. Es ist schon<br />

erstaunlich, wie gefällig selbst Sperriges wie<br />

Stromleitungen oder Windräder fotografiert<br />

werden kann. Orchestriert wird die Bilderflut<br />

von einem – schon durch den Viertelsnamen<br />

nahegelegten – Kapitel über den Wein und weiteren<br />

sieben Kapiteln, die geschickt Kleinregionen<br />

nach geografischer Zusammengehörigkeit<br />

definieren. Ein Überblickstext führt jeweils ein<br />

und Bildtexte erläutern das Dargestellte. Bilderbücher<br />

dieser Art haben vielfach den Ruf, schönfärberisch<br />

und inhaltsarm zu sein. Damit würde<br />

man diesem Buch Unrecht tun. Schöngefärbt ja,<br />

aber auf hohem Niveau – und inhaltlich mit viel<br />

Substanz, die den Fachkundigen vom bloßen<br />

Werbetexter unterscheidet. Das Weinviertel<br />

<strong>2013</strong> vor den Vorhang – umso mehr mit diesem<br />

Buch im Gepäck. / Richard Edl /<br />

ÖSTERREICHRUNDFAHRT<br />

——————————————————————<br />

Sabine Wiemers, Saskia Hula:<br />

Das große Österreich-Wimmelbuch<br />

EUR 14,90<br />

ISBN 9783701721184<br />

Residenz Verlag<br />

www.residenzverlag.at<br />

In einem Wimmelbuch wimmelt es. Es wimmelt<br />

vor Leben. Es quillt aus allen Ecken und Enden,<br />

bricht hinter Büschen und Bäumen, Fenstern<br />

und Zäunen hervor. Hier wimmelt Österreich.<br />

Da eine Kuhglocke, dort eine Mozartkugel, da<br />

ein Heuriger, dort eine Lederhose. Das muss<br />

sein, denn immerhin ist eine Reisegruppe unterwegs<br />

durch Österreich – und wir mit ihnen.<br />

Wimmelbücher haben ein Thema, das mit einer<br />

großen Menge an bildlicher Information umgesetzt<br />

wird: Jahreszeiten, Mittelalter, Arbeitswelten,<br />

ferne Länder. Im Österreich-Wimmelbuch<br />

werden alle Bundesländer bereist. Als Paten der<br />

„Wimmel-Bilder“ gelten die detailgenauen<br />

Gemälde eines Hieronymus Bosch und Pieter<br />

Brueghel d. Ä. Deswegen lieben Kinder diese<br />

überbordenden Bilderbücher: weil es viel zu entdecken<br />

gibt, immer und immer wieder; weil<br />

Kinder dazu eigene Geschichte denken und die<br />

Erwachsenen angeregt werden, alle Details zu<br />

deuten; weil sich kleine Spitzfindigkeiten darin<br />

verstecken. /<br />

KOCHEN MIT TRADITION<br />

——————————————————————<br />

Sie sind in vielen Haushalt anzutreffen: die<br />

Emailtöpfe eines alten Mostviertler Familienunternehmens.<br />

In zarten Pastellfarben die älteren<br />

Modelle, im klassischen Dunkelblau oder mit<br />

Dekor à la Gmunder Keramik. Email verbindet<br />

die positiven Eigenschaften von Glas und Stahl.<br />

Beim Verschmelzen dieser beiden Werkstoffe bei<br />

850 Grad entsteht ein neuer Verbundwerkstoff<br />

mit Oberflächeneigenschaften, die kaum ein<br />

anderes Material erreicht. Die Töpfe der Firma<br />

Riess mit Blaudruck-Dekor sind eine spezielle<br />

Edition, angefertigt für die Volkskultur Niederösterreich.<br />

/<br />

Galerie der <strong>Region</strong>en<br />

3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />

Tel. 02732 85015 15<br />

Di–Fr, 10.00–12.00 und 15.00–18.00 Uhr,<br />

jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und<br />

14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr<br />

www.volkskultureuropa.org/galerie<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 46<br />

Fortbildung<br />

URGUT KOCHEN<br />

——————————————————————<br />

Komm und koch mit den Bäuerinnen<br />

So werden aus großen wie kleinen Essern<br />

„Salat-Tiger“: Wenn Grünes nämlich so bunt,<br />

so knackig-frisch und so köstlich mariniert auf<br />

den Tisch kommt. Als Vitaminpaket mit saisonalem<br />

Gemüse wie zartem Frühlings-Spargel<br />

und Vogerlsalat, knackigen Radieschen, herbstlichem<br />

Porree, oder als Hauptspeise mit feinen<br />

Streifen von Rind- oder Putenfleisch.<br />

Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr: Lilienfeld<br />

Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 9.00 Uhr: Neunkirchen<br />

Di, 7. 5. <strong>2013</strong>, 13.00 Uhr, 18.00 Uhr: Bruck/Leitha<br />

Di, 14. 5. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr: Baden<br />

Mi, 22. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr: Gänserndorf<br />

Do, 23. u. Fr, 25. 5. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr:<br />

Hollabrunn<br />

Ort: Bezirksbauernkammer<br />

Anmeldung & Information<br />

Tel. 05 0259 26200<br />

urgutkochen@lk-noe.at<br />

www.urgutkochen.at<br />

_<br />

SPONSORING<br />

——————————————————————<br />

Gezielte Ansprache von Sponsoren<br />

Do, 23. 5. <strong>2013</strong>, 9.00–18.00 Uhr<br />

Hotel zur Post, 3053 Laaben Nr. 33<br />

Referentin: Annemarie Türk<br />

Die erfolgreiche Kontaktaufnahme mit Unternehmen<br />

setzt Überlegung und Vorbereitung<br />

voraus. Kreative Konzepte und innovative Strategien<br />

sind gefragt. Erfolgreiche Sponsoring-<br />

Aktivitäten münden in <strong>Kultur</strong>partnerschaften,<br />

welche über einen Austausch von Werbemaßnahmen<br />

gegen Geld hinausgehen. In diesem<br />

Workshop werden die einzelnen Schritte einer<br />

effektiven Sponsoring-Kampagne erarbeitet.<br />

Dieses Seminar richtet sich an Unerfahrene<br />

ebenso wie an möglicherweise bereits Frustrierte.<br />

Die Stärkung von Selbstbewusstsein und<br />

Eigeninitiative sind ebenso wichtig wie das<br />

richtige Verständnis von Kunst- und <strong>Kultur</strong>sponsoring.<br />

Vertragsrechtliche sowie steuerrechtliche<br />

Belange werden ebenfalls behandelt.<br />

Begrenzte Teilnehmerzahl!<br />

Teilnahmegebühr: EUR 70,00/Person<br />

Vorrangig für Mitglieder und Mitarbeiter <strong>Kultur</strong>vernetzung<br />

NÖ, BHW Niederösterreich,<br />

<strong>Region</strong>al.<strong>Kultur</strong> Niederösterreich<br />

Anmeldung & Information<br />

<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />

Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />

seminaranmeldung@kulturverneztung.at<br />

www.kulturvernetzung.at<br />

_<br />

INVENTARISIEREN<br />

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Sammlungsbestände inventarisieren<br />

Sa, 22. 6. <strong>2013</strong>, 9.00–17.00 Uhr<br />

Brandlhof, Radlbrunn 24, 3710 Ziersdorf<br />

Referent: Mag. Rocco Leuzzi<br />

Im Zentrum dieses Einzelkurses steht die Vermittlung<br />

der Grundlagen der Inventarisierung<br />

sowie die professionelle Erfassung von Museumsbeständen.<br />

Neben dem theoretischen Teil<br />

liegt der Schwerpunkt auf praktischen Übungen<br />

mit Objekten der Übungssammlung des<br />

Brandlhofs. Verwendet wird das EDV-Programm<br />

Imdas-Pro, welches von Joanneum<br />

Research in enger Zusammenarbeit mit Museologen<br />

und <strong>Kultur</strong>experten entwickelt wurde.<br />

Anmeldung & Information<br />

Museumsmanagement Niederösterreich<br />

Tel. 02732 73999<br />

Fax 02732 73999 33<br />

museen@volkskulturnoe.at<br />

www.noemuseen.at<br />

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EFFIZIENZ, ENGAGEMENT<br />

UND EHRENAMT<br />

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Infoabend zum Lehrgang<br />

„Professionelle <strong>Kultur</strong>arbeit“<br />

Mi, 19. 6. <strong>2013</strong>, 17.00–20.00 Uhr<br />

Institut für <strong>Kultur</strong>konzepte<br />

Gumpendorfer Straße 9/10, 1060 Wien<br />

Die zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

der regionalen <strong>Museen</strong> und Vereine<br />

bilden einen wesentlichen Bestandteil des <strong>Kultur</strong>programms<br />

in Niederösterreich. Ermöglicht<br />

wird das Angebot durch das Engagement von<br />

Einzelpersonen und kleinen Teams, die mit<br />

oft knappen Ressourcen ausgezeichnete Ergebnisse<br />

liefern. Um die Qualität des Angebots,<br />

aber auch die Qualität der Zusammenarbeit<br />

und die Motivation aller Beteiligten zu<br />

sichern, ist es notwendig, sich mit Fragen der<br />

interne Organisation intensiv auseinander zu<br />

setzen: Wie können Kompetenzen besser eingesetzt<br />

und Arbeitsabläufe zielgerichteter<br />

strukturiert werden Welche Möglichkeiten<br />

gibt es, neues Publikum und neue Kooperationspartner<br />

an das Museum oder an den Verein<br />

zu binden<br />

Effizienz, Engagement und Ehrenamt, ein<br />

Widerspruch oder Erfolgsrezept Mag. Karin<br />

Wolf (Gründerin und Leiterin des Instituts für<br />

<strong>Kultur</strong>konzepte) beantwortet diese und weitere<br />

Fragen im Gespräch mit Gästen aus der<br />

niederösterreichischen <strong>Kultur</strong>szene und stellt<br />

den Lehrgang Professionelle <strong>Kultur</strong>arbeit vor.<br />

Freier Eintritt zum Infoabend<br />

Anmeldung erforderlich: Tel. 01 5853 999<br />

Information<br />

Museumsmanagement Niederösterreich<br />

Tel. 02732 73999<br />

museen@volkskulturnoe.at<br />

www.noemuseen.at<br />

_<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Chorszene / 47<br />

singen im sommer<br />

INTERNATIONALE<br />

CHORAKADEMIE KREMS<br />

——————————————————————<br />

7.–14. 7. <strong>2013</strong><br />

Bildungshaus St. Hippolyt, St. Pölten<br />

Die Internationale Chorakademie will Chorsängern<br />

und Chorleitern die Möglichkeit<br />

geben, ihre Sing- und Dirigierpraxis unter<br />

fachkundiger Anleitung zu perfektionieren.<br />

Die künstlerische Gesamtleitung liegt in den<br />

Händen von Erwin Ortner (Professor für<br />

Chorleitung und Chorische Stimmbildung an<br />

der Universität für Musik und darstellende<br />

Kunst Wien sowie Gründer und Leiter des<br />

Arnold Schoenberg Chores; seit 2010 Leiter<br />

der Wiener Hofmusikkapelle). Im Mittelpunkt<br />

steht dabei die Arbeit im Plenum und in den<br />

vier Studiochören. Daneben bieten Seminare<br />

und Stimmbildung verschiedene Möglichkeiten<br />

zur individuellen musikalischen Weiterbildung.<br />

Die Leiter der vier Studiochöre<br />

erarbeiten mit den Teilnehmern das Programm:<br />

Erwin Ortner: Vierstimmiger Kammerchor<br />

„Kommt Dir manchmal in den Sinn“<br />

Josef Habringer: Drei-/Vierstimmiger Kammerchor<br />

„Klangfarben“<br />

Maria Goundorina: Oberstimmenchor<br />

„Neue Horizonte“<br />

Stefan Foidl: Vierstimmiger Kammerchor<br />

„All that’s Jazz“<br />

Konzert der Teilnehmer<br />

am Do, 11. Juli <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />

Minoritenkirche Krems Stein<br />

Schlusskonzert<br />

Sa, 13. Juli <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />

Stiftskirche Herzogenburg<br />

Luigi Cherubini: Requiem in c-moll<br />

für Chor und Orchester<br />

Schlussgottesdienst<br />

So, 14. Juli <strong>2013</strong>, 10.00 Uhr<br />

Dom zu St. Pölten<br />

Franz Schubert: Messe in G–Dur D 167<br />

Information<br />

Michaela Zettl<br />

Tel. 0676 5419739<br />

www.icak.at<br />

_<br />

VOKALWOCHE MELK<br />

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7.–21. 7. <strong>2013</strong><br />

Stift Melk<br />

„Nicht alle von uns Chorsängern können eine<br />

professionelle Ausbildung genießen. Mit der<br />

Vokalwoche Melk bieten wir Sängern Weiterbildung<br />

auf höchstem Niveau“, so die Organisatorin<br />

Herta Falkensteiner.<br />

Referenten: Heinz Ferlesch, Markus Obereder,<br />

Benjamin Lack, Jürgen Fassbender, Nina<br />

Bertens, Maria Erlacher, Kyoko Yoshizawa,<br />

Maria Brojer, Bernd Oliver Fröhlich, Bartolo<br />

Musil, Josef Schweighofer, Istvan Matyas.<br />

Programm:<br />

Plenum: Wolfgang Amadeus Mozart, Große<br />

Messe in c-Moll KV 427<br />

3 Kammerchöre: a cappella, themenzentriert<br />

4 Kleinensembles: a cappella, bis max. 16 Sänger<br />

Chorisches Einsingen<br />

Einzelstimmbildung und 2 Solostudios<br />

Konzerte<br />

Fr, 19. Juli <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr und<br />

Sa, 20. Juli <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr, Stift Melk<br />

Gestaltung des Festgottesdienstes<br />

So, 21. Juli <strong>2013</strong>, 9.30 Uhr, Stiftskirche<br />

Information<br />

Günther Friedrich, Tel. 0680 3108451<br />

Herta Falkensteiner,
Tel. 0664 2839588<br />

www.vokalakademie.at<br />

_<br />

MUSIKFABRIK EDELHOF<br />

——————————————————————<br />

20.–28. 7. <strong>2013</strong><br />

Landwirtschaftliche Fachschule Edelhof/Zwettl<br />

Die von Erwin Ortner gegründete Veranstaltungsreihe<br />

hat sich im Lauf der Jahrzehnte zu<br />

einer der größten Veranstaltungen für vokales<br />

und instrumentales Musizieren in Österreich<br />

entwickelt. Rund 140 Musikerinnen und<br />

Musiker aus ganz Österreich und dem<br />

benachbarten Ausland nehmen am Workshop-<br />

Programm teil. Die Zielgruppe reicht vom<br />

ambitionierten Laien mit Musikschul- oder<br />

Konservatoriumausbildung bis hin zum Profi.<br />

Programm:<br />

Barockprojekt: J. S. Bach, Kantate „Schweigt<br />

stille, plaudert nicht“ („Kaffeekantate“)<br />

Großes Orchester: Carmina Burana von Carl<br />

Orff, Gesamtleitung: Jörg Zwicker<br />

Studio Klavier-Kammermusik: Leonore Aumaier<br />

Studio Streicher-Kammermusik: Christian<br />

Eisenberger, Arne Kircher<br />

Studio Bläser-Kammermusik: Erich Heher<br />

Kammermusik für Einsteiger: Laurence Stalder-<br />

Stremnitzer<br />

Studio Alte Musik und Aufführungspraxis:<br />

Michael Hell, Jörg Zwicker<br />

Studio Höfischer Tanz und szenische Darstellung:<br />

Andrea Straßberger<br />

Studio Gesang: Maria Bayer, Elke Nagl,<br />

Manfred Länger<br />

Studio Atem – Körper – Stimme – Instrument:<br />

Johann Leutgeb, Johannes Geppert<br />

Studio Percussion: Herwig Stieger, Laurence<br />

Stalder-Stremnitzer<br />

Junges Vokalensemble: Bernhard Sieberer<br />

Öffentliche Veranstaltungen<br />

Fr, 26. Juli <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr, Stift Zwettl<br />

Sa, 27. Juli <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr, Rathaussaal Weitra<br />

So, 28. Juli <strong>2013</strong>, 10.15 Uhr, Pfarrkirche Zwettl<br />

So, 28. Juli <strong>2013</strong>, 15.00 Uhr, Stift Zwettl<br />

Information<br />

Tel. 02272 65052<br />

office.musikfabrik@aon.at<br />

www.musikfabrik.at<br />

_<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


GALERIE DER REGIONEN<br />

Erlesenes Kunsthandwerk und edle Geschenkideen<br />

aus Europas <strong>Region</strong>en<br />

3504 Krems-Stein · Donaulände 56<br />

T. 02732 85015 · galerie@volkskultureuropa.org · www.volkskultureuropa.org<br />

Öffnungszeiten: Di–Fr, 10.00—12.00 und 15.00–18.00 Uhr,<br />

jeden 1. Samstag im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr


<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 49<br />

Wir gratulieren<br />

——————————————————————<br />

Ihren runden Geburtstag feiern unsere<br />

Ehrenmitglieder:<br />

Friedrich Almer (90), Waidhofen an der Ybbs,<br />

5. <strong>Mai</strong><br />

Walter Grubner (50), Texing, 14. <strong>Mai</strong><br />

Ihren besonderen Geburtstag<br />

feiert unser Ehrenmitglied:<br />

Regina Krammer, Riegersburg, 11. <strong>Mai</strong><br />

Ihren besonderen Geburtstag<br />

feiert unser Mitglied:<br />

Margit Zöhrer, Oberstinkenbrunn, 13. <strong>Mai</strong><br />

_<br />

NEUE MITGLIEDER<br />

——————————————————————<br />

Unterstützende Mitglieder<br />

Christoph Stiegler, Öhling<br />

Ingrid Jörg, Tulln<br />

Förderndes Mitglied<br />

Monika Knötzl, Tattendorf<br />

_<br />

KINDER- & JUGENDTANZLEITER<br />

——————————————————————<br />

Acht Damen und ein Herr schlossen im Stift<br />

Seitenstetten Modul 1–3 der Ausbildung zum<br />

Kinder- und Jugendtanzleiter ab. Nach erfolgreicher<br />

Praxisprüfung wurden die Zertifikate<br />

überreicht.<br />

INTERN<br />

KOOPERATION<br />

——————————————————————<br />

Im Rahmen der Kooperation zwischen dem<br />

Museumsmanagement Niederösterreich und<br />

der Kirchlichen-pädagogischen Hochschule<br />

trafen einander die Vertreter beider Institutionen.<br />

V. li. n. re.: Mag. Petra Braun, Institut für Fort- und<br />

Weiterbildung für Pädagoginnen in NÖ; Mag. Ulrike<br />

Vitovec, Leitung Museumsmanagement Niederösterreich;<br />

Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer Volkskultur<br />

Niederösterreich; Mag. Beatrix Konicek-<br />

Kummer, Vizerektorin KPH; MMag. Gregor Kremser,<br />

Institut für Fort- und Weiterbildung für PädagogInnen<br />

in NÖ.<br />

KLINGENDES MUSEUMSDORF<br />

——————————————————————<br />

Am 30. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> führt Sepp Forcher wieder<br />

durchs „Klingende Österreich“ – diesmal in<br />

Niederösterreich. Eine Begehung mit dem<br />

beliebten Fernsehmoderator fand bereits am<br />

4. April mit Dorli Draxler, Geschäftsführerin<br />

der Volkskultur Niederösterreich, im Museumsdorf<br />

Niedersulz statt.<br />

VOLKSMUSIKSENDUNGEN<br />

DES ORF<br />

———————————————————<br />

ORF 2<br />

Wetter-Panorama<br />

täglich 7.30–9.00 Uhr<br />

Fernsehfrühschoppen<br />

Staatsfeiertag, Mi, 1. 5., 12.00 Uhr:<br />

Frühschoppen aus Teisendorf<br />

Christi Himmelfahrt, Do, 9. 5., 12.00 Uhr:<br />

Frühschoppen aus Teisendorf<br />

Pfingstmontag, 20. 5., 12.00 Uhr:<br />

Frühschoppen aus Großarl<br />

Fronleichnam, Do, 30. 5., 12.00 Uhr:<br />

Frühschoppen aus dem ORF-Fernsehgarten<br />

in Salzburg<br />

Mei liabste Weis<br />

Sa, 4. 5., 20.15 Uhr: aus Bad Aussee<br />

_<br />

ORF 3<br />

Unser Österreich<br />

Sa, 17.00 Uhr; Mo, 12.00 Uhr<br />

_<br />

RADIO NIEDERÖSTERREICH<br />

Aufzeichnung des NÖ Landespreisträgerkonzerts<br />

prima la musica,<br />

Pfingstmontag, 20.5., 20.00 Uhr<br />

aufhOHRchen, Di, 20.00–21.00 Uhr<br />

7. 5.: D’ Kohlstatt – bei den Köhlern in<br />

Rohr am Gebirge.<br />

Gestaltung: Hans Schagerl<br />

14. 5.: Volkskultur aus Niederösterreich<br />

Gestaltung: Dorli Draxler<br />

21. 5.: „Verliebt, verlobt, verheiratet“, Lieder<br />

und Weisen zum Wonnemonat <strong>Mai</strong><br />

Gestaltung: Edgar Niemeczek<br />

28. 5.: Volksmusikalische Kostbarkeiten<br />

Gestaltung: Walter Deutsch<br />

„vielstimmig“ – Die Chorszene Niederösterreich,<br />

Do, 20.00–20.30 Uhr<br />

23.5. Gestaltung: Gottfried Zawichowski<br />

G’sungen und g’spielt &<br />

Für Freunde der Blasmusik,<br />

Mi, Do, 20.00–21.00 Uhr<br />

Kremser Kamingespräche,<br />

Mi, 15. 5., 21.00 Uhr<br />

Musikanten spielt’s auf,<br />

Fr, 20.00–21.00 Uhr<br />

Die Teilnehmerinnen waren Hedwig Kaserer, Klara<br />

Mühlberger, Eva Pankratz, Eva-Maria Martin,<br />

Karin Ostermann, Gabriele Justus, Waltraud und<br />

Harald Asvanyi, Katrin Zimmermann, die<br />

Referentinnen Monika Högl und Julia<br />

Schenkermayr.<br />

Frühschoppen,<br />

So, 11.00–12.00 Uhr<br />

_<br />

Programmänderungen vorbehalten,<br />

Detailprogramme auf www.orf.at<br />

schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Die letzte Seite / 50<br />

2 nd life<br />

Ohne Bananen wäre der Mensch sesshaft.<br />

Ohne Bananen gäbe es keine Bananenkartons<br />

und ohne Bananenkartons keine Umzüge.<br />

Aber bevor Geschirr, Bücher, Wäsche und<br />

allerhand Kramuri darin transportiert werden,<br />

ist der Bananenkarton ein Weltreisender;<br />

manchmal mit blinden Passagieren. Die<br />

Geschichten über eingeschleppte Spinnen<br />

sind Legionen.<br />

gen, Lüftungsschlitze und sind bei guten<br />

Beziehungen zum Greißler oder zum örtlichen<br />

Supermarkt gratis und jederzeit zu<br />

beschaffen. Eine ganze Berufsbranche könnte<br />

ohne Bananenkartons kaum leben. Für Antiquare<br />

sind sie das gängige Lager- und Transportbehältnis.<br />

Sie beherrschen auch die<br />

Kunst des Bananenkartonstapelns. Von<br />

einem erfahrenen Antiquar können wir lernen,<br />

dass wir gar nicht erst versuchen brauchen,<br />

einen Del-Monte-Deckel mit runden<br />

Löchern auf einen Dole-Karton mit Schlitzen<br />

zu stülpen.<br />

In Studentenhaushalten ist der Bananenkarton<br />

längst ein gleichberechtigtes Möbelstück.<br />

Als Spielgerät sind Bananenkartons für<br />

Sportlehrerinnen und Jungscharleiter interessant.<br />

/<br />

Landeinwärts<br />

MIT GEMÜSE KUSCHELN<br />

Hätte Arcimboldo daran seine Freude Der<br />

Renaissancemaler arrangierte in seinen Gemälden<br />

Gemüse zu Gesichtern und Stillleben.<br />

Jetzt gibt es Gemüse zum Knuddeln.<br />

Ein Möbelhaus hat Plüschgemüse im Programm<br />

mit dem pädagogischen Ziel, durch<br />

Spielen und Erzählen von Geschichten an das<br />

Thema Gartenbau und Natur heranzuführen.<br />

Bruno, ein bekennender Gemüseskeptiker,<br />

bekam einen Brokkoli geschenkt. Ganz<br />

weich, ganz lieb. Ich fand übrigens den Knoblauch,<br />

der sofort Knobbl getauft wurde, sehr<br />

herzig – und absolut geruchsneutral. Denn,<br />

so heißt es bei einer Supermarktkette, die<br />

Gemüse und Obst jetzt nicht nur zum Essen<br />

anbietet: Kinder sollen früh genug lernen,<br />

sich gesund zu ernähren.<br />

Aber hallo Es gibt Menschen, die hatten<br />

Affen als Schmusetier und essen bis heute<br />

kein Primatensteak. Das erste Plüschtier einer<br />

bekannten deutschen Marke – die mit dem<br />

Knopf im Ohr – war im Jahre 1880 der Elefant.<br />

So richtig kam das Geschäft ins Laufen,<br />

als ein amerikanischer Hersteller den Bären<br />

entdeckt hatte und seine Großbestellung<br />

nach dem US-Präsidenten Theodore „Teddy“<br />

Roosevelt benannte. Das Essverhalten der<br />

Kinder hat den Bären keinesfalls geschadet.<br />

Deswegen kamen sie nicht auf die Rote Liste.<br />

Vielleicht ist Gemüse zum Kuscheln sogar<br />

kontraproduktiv: „Ich esse die liebe Karotte<br />

nicht!“ Oder die Fastfood-Lobby hat – nach<br />

dem Essverhalten der Jugendlichen zu schließen<br />

– den Kleinen heimlich Plüschspaghetti<br />

in die Gitterbetten gelegt. Oder Döner-<br />

Pölster. Ein Plüschspaghettitier stelle ich mir<br />

mit schlaksigen Beinen und Armen, vielen<br />

langen, blonden Haaren und coctailtomatengroßen<br />

Augen vor. Apropos Augen: Essbare<br />

Augen bietet ein Versandhaus an. Damit<br />

sollen Gemüse und Obst (das echte) verziert<br />

und vermenschlicht werden. Die essbaren<br />

Augen sind aus Zucker mit jeder Menge<br />

E153, E414 etc. hergestellt. Sie werden mit<br />

dem Slogan „Das Auge isst mit“ beworben.<br />

Bruno isst übrigens Brokkoli, allerdings nur<br />

in einer Gemüsecremesuppe. Vielleicht, weil<br />

er den kleinen Brokki da nicht wiedererkennt.<br />

/<br />

Mella Waldstein<br />

Der Bananenkarton unterscheidet sich nicht<br />

nur in den großzügigen Ausmaßen von 57<br />

mal 30 mal 21 Zentimetern, sondern vor<br />

allem durch seine Stabilität von allen andern<br />

Schachteln. Bananenkartons sind stapelfähig,<br />

haben handfreundliche Grifföffnunschaufenster<br />

/ <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>


Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen<br />

viele <strong>Kultur</strong>veranstaltungen durch seine regionalen und<br />

lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von<br />

<strong>Kultur</strong>initiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch<br />

von fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach<br />

stärker. www.raiffeisen.at


Ein Juwel im Schmidatal<br />

Brandlhof<br />

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Information und Vermietung:<br />

Volkskultur Niederösterreich<br />

brandlhof@volkskulturnoe.at / www.brandlhof.at<br />

Brandlhof<br />

3710 Radlbrunn 24<br />

Tel. +43 2956 81222

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