Schaufenster Kultur.Region Mai 2013 - Museen & Sammlungen
Schaufenster Kultur.Region Mai 2013 - Museen & Sammlungen
Schaufenster Kultur.Region Mai 2013 - Museen & Sammlungen
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Nachrichten aus der <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> Niederösterreich . <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
schaufenster<br />
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />
aufhOHRchen<br />
Interview / Natália Kelly . Fronleichnam / Radlbrunn<br />
Ausstellung / Entlang der Prager Straße<br />
P.b.b. · Vertragsnummer 11Z038847 M · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295
WIEN NORD<br />
ach VorNe<br />
SchaueN.<br />
Wir SchaffeN daS.<br />
Seit 90 JahreN.<br />
Ein Jubiläum ist ein schöner Anlass, um sich zurückzulehnen<br />
und den Blick auf Vergangenes zu richten. Viel lieber<br />
blicken wir aber in die Zukunft und freuen uns auf viele<br />
weitere Jahre in denen wir gemeinsam mit Ihnen<br />
all das schaffen, was Sie sich vornehmen.<br />
www.noevers.at
Editorial / 3<br />
Immer wieder aufhOHRchen<br />
Volksmusik ist mehr!<br />
Als wichtiges <strong>Kultur</strong>vermittlungsprojekt betont das NÖ Volksmusikfestival aufhOHRchen seit zwei Jahrzehnten<br />
den Wert der Musik als umfassendes Kommunikations- und Lebensmittel. <strong>2013</strong> in Gloggnitz.<br />
Volksmusik ist mehr als Hopsasa und Trallala!<br />
Zwar werden traditionell anmutende<br />
Lieder und Weisen recht gern im sogenannten<br />
Gaudi-Milieu inszeniert, aber solcherart<br />
gehen wesentliche Eigenschaften von Volksmusik<br />
verloren. Gute Laune und Party-<br />
Stimmung gehören sicher zu jenen Gemütszuständen,<br />
die mit Musik befördert werden<br />
können, doch eröffnet gerade der reiche<br />
Schatz auch an traditioneller Musik viele<br />
Zugänge zur gesamten Bandbreite an Möglichkeiten<br />
sinnlichen Empfindens. Es muss<br />
also nicht immer ein auf rund drei Minuten<br />
hin getrimmter Schenkelklopfer sein, um<br />
sich auf Knopfdruck gut unterhalten und<br />
belustigt zu wähnen, einmal ganz abgesehen<br />
von den nicht selten damit einhergehenden<br />
klischeehaften, seichten oder gar diskriminierenden<br />
Texten. Dass derartiges im Wettstreit<br />
um die Deutungshoheit über Begriffe<br />
als Volksmusik bezeichnet wird, damit wird<br />
man sich mittlerweile wohl oder übel abfinden<br />
müssen.<br />
Dennoch blüht in den Texten einfacher<br />
Lieder jene in Miniaturen gefasste Poesie,<br />
die mitunter im Verborgenen, aber wahrhaftig<br />
von den tiefen Gefühlen der Menschen<br />
erzählt. Es sind kleine Kunstwerke, die in<br />
wenigen Worten und sehr bildhaft beschreiben,<br />
wie Freude, Glück und Stolz, Hoffnung<br />
und Sehnsucht, aber auch Trauer und Enttäuschung<br />
erlebt werden können. Diese<br />
Sichtweise lässt sofort die zahlreichen<br />
Momente und Anlässe erkennen, bei denen<br />
Musik einen festen, ja vielleicht sogar unverzichtbaren<br />
Platz einnimmt. Dazu gehören<br />
persönliche Erlebnisse im Beruflichen wie<br />
im Privaten genauso wie Feste und Bräuche<br />
im Verlauf eines Jahres, denkt man an die<br />
Feiern zu einem Geburtstag oder Jubiläum,<br />
an die Hochzeit oder an die Festfolge an<br />
hohen Feiertagen. Vieles aus dem reichen<br />
Schatz der dazu gehörenden Lieder und<br />
Weisen möchte einmal mehr das Festival<br />
aufhOHRchen vermitteln.<br />
Unter dem Motto „Alles Volksmusik“ bietet<br />
aufhOHRchen heuer in Gloggnitz die Gelegenheit,<br />
die eigene Stimme auszuloten und<br />
gemeinsam mit anderen zum Klingen zu<br />
bringen, die Schwingungen eines Musikinstruments<br />
und die Kraft der Musik zu spüren<br />
und vor allem sich selbst aktiv in das Geschehen<br />
einzubinden: ob im Rahmen der geselligen<br />
Wirtshausmusik, beim gemeinschaftlichen<br />
Singen, beim Diskutieren über Themen,<br />
die von der unmittelbaren Lebenswelt<br />
handeln, oder beim Zuhören und Eintauchen<br />
in die Vielfalt musikalischer Ausdrucksformen.<br />
Dabei wird sich auch das passende<br />
Lied oder die passende Weise finden, und<br />
zwar für jede Lebenslage, denn Volksmusik<br />
ist mehr als Hopsasa und Trallala!<br />
Dorli Draxler, Edgar Niemeczek<br />
MusikSCHUL<br />
management<br />
KULTUR . REGION<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Top-Termine / 4<br />
<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
TOP-TERMINE<br />
VOLKSMUSIK-<br />
WETTBEWERB <strong>2013</strong><br />
——————————————————<br />
Fr, 24., und Sa, 25. 5. <strong>2013</strong><br />
Musikschule Leobendorf<br />
(Bildungscampus)<br />
——————————————————<br />
Es wird wieder aufg’spielt! Rund 150 Nachwuchsmusikantinnen<br />
und -musikanten<br />
aus den Musikschulen Niederösterreichs<br />
treten heuer solistisch oder im Ensemble<br />
in Leobendorf in den musikalischen Wettstreit.<br />
Was alle Teilnehmer verbindet, ist<br />
die Freude an der Volksmusik und am<br />
gemeinsamen Musizieren. Ziel des Wettbewerbs<br />
ist es, zum Singen, Musizieren und<br />
Tanzen zu motivieren und damit konkret<br />
die Volksmusik als Grundlage für das<br />
Musikschaffen zu fördern. Damit bildet sie<br />
einen wesentlichen Baustein für eine vielfältige<br />
Musikszene in Niederösterreich. Als<br />
Juroren stehen namhafte Persönlichkeiten<br />
aus der österreichischen Volksmusikszene<br />
zur Verfügung. Der Wettbewerb ist bei<br />
freiem Eintritt für das Publikum geöffnet.<br />
——————<br />
Information<br />
Tel. 02742 90666 6100<br />
office@musikschulmanagement.at<br />
www.musikschulmanagement.at<br />
ERÖFFNUNG AUSSTELLUNG<br />
„LEHMBAU“ im MUSEUMS-<br />
DORF NIEDERSULZ<br />
——————————————————<br />
Do, 9. 5. <strong>2013</strong>, 14.00 Uhr<br />
Presshaus aus Herzogbirbaum<br />
——————————————————<br />
In Vorbereitung auf ein Lehmbau-Kompetenzzentrum<br />
im Museumsdorf Niedersulz<br />
wird diese Ausstellung Lehmbautechniken<br />
sowie ihre kulturhistorische und klimatechnische<br />
Bedeutung zeigen. Herzstück<br />
der Präsentation ist dabei ein Stück Lehmwand,<br />
das durch eine innovative, neue<br />
Methode komplett und in einem Stück mit<br />
Lehm, Putz, Kalkanstrich und Färbelung<br />
übertragen werden kann. Rund um dieses<br />
bemerkenswerte Stück Baugeschichte<br />
wird die Ausstellung neben historischen<br />
Lehmbautechniken auch zukünftiges,<br />
ressourcen- und energiesparendes Bauen<br />
thematisieren.<br />
——————<br />
ERÖFFNUNG BIBELGARTEN<br />
——————————————————<br />
So, 26. 5. <strong>2013</strong>, 11.00 Uhr<br />
——————————————————<br />
Der Bibelgarten wird mit Getreide,<br />
Gewürzpflanzen und Wein gestaltet, die<br />
in Zitaten und Sprüchen der Bibel erwähnt<br />
werden. Vermittelt wird der symbolische<br />
Gehalt von Pflanzen sowie ihre Verwendung<br />
und Bedeutung im Alltag.<br />
Der Bibelgarten steht zentral zwischen der<br />
Protestantischen Geheimkapelle und dem<br />
Täufergarten im Museumsdorf, wo auf<br />
Basis der historischen Aufzeichnungen von<br />
August Neilreich und mit Unterstützung<br />
der Österreichischen Bibelgesellschaft die<br />
historische bäuerliche Gartenkultur des Alltags<br />
unter Berücksichtigung der religiösen<br />
Symbolik präsentiert wird. Eröffnet wird<br />
der Bibelgarten durch eine ökumenische<br />
Segnung vom Abt des Stiftes Lilienfeld,<br />
Prälat KR Mag. Matthäus Nimmervoll, und<br />
dem Superintendenten der Diözese Niederösterreich,<br />
Mag. Paul Weiland.<br />
——————<br />
Information<br />
Museumsdorf Niedersulz<br />
2224 Niedersulz<br />
Tel. 02534 333, info@museumsdorf.at<br />
www.museumsdorf.at<br />
——————<br />
THE HAYDN<br />
GROOVE PROJECT<br />
——————————————————<br />
Do, 30. 5. <strong>2013</strong>, 16.00 Uhr<br />
Haydn-Geburtshaus Rohrau<br />
——————————————————<br />
Gemeinsam mit dem weit über die heimischen<br />
Grenzen bekannten Akkordeonisten<br />
Otto Lechner interpretiert das renommierte<br />
Koehne Quartett eine Abfolge von Quartettsätzen<br />
aus der Feder Joseph Haydns. Die<br />
unvergleichliche Tini Kainrath ergänzt das<br />
Programm durch eine Auswahl von deutschen<br />
und englischen Haydn-Liedern, vorgetragen<br />
mit ihrer brillanten Soulstimme<br />
und ebenfalls begleitet von Otto Lechner.<br />
Das Konzert findet im stimmungsvollen<br />
Ambiente des Innenhofes des Haydn-<br />
Geburtshauses in Rohrau statt – umrahmt<br />
von einem kleinen Heurigen ab 14.00 Uhr.<br />
——————<br />
Information<br />
2471 Rohrau, Obere Hauptstraße 25<br />
Tel. 02164 2268<br />
www.haydngeburtshaus.at<br />
Foto: Silvia Fembek<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Inhalt / 5<br />
<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
INHALT<br />
Spiel<br />
6 / Alte Kegelbahnen<br />
——————<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
9 / Connecting Tunes<br />
——————<br />
Volksmusik<br />
10 / aufhOHRchen in Gloggnitz<br />
——————<br />
Bräuche<br />
12 / Rund um den Wald<br />
——————<br />
Vortrag am Kamin<br />
14 / Heimat ist eine Idee<br />
——————<br />
Song Contest<br />
16 / Natália Kelly im Interview<br />
——————<br />
Musikschulen<br />
18 / Nikolaus Guschlbauer<br />
im Porträt<br />
——————<br />
Hast du Töne<br />
19 / BordunMusikTage<br />
——————<br />
Volksliedarchiv<br />
20 / Digitalisierung<br />
der Handschriften<br />
——————<br />
Weinviertel<br />
22 / Fronleichnam<br />
——————<br />
Waldviertel<br />
24 / Das Band der Blasmusik<br />
——————<br />
Mostviertel<br />
26 / Allerlei Tanz<br />
——————<br />
Mostviertel<br />
27 / Wetzsteine<br />
——————<br />
Handwerk<br />
28 / Von der Austria-Spitze<br />
bis zur Zistel<br />
——————<br />
Museumsdorf Niedersulz<br />
30 / Altes & Neues<br />
aus dem Nähkorb<br />
——————<br />
NÖ Landesausstellung<br />
34 / Brot & Wein<br />
——————<br />
Ausstellung<br />
36 / Entlang der Prager Straße<br />
——————<br />
Ausstellung<br />
38 / Abwarten und Tee trinken<br />
——————<br />
Internationaler Museumstag<br />
39 / Zukunft gestalten<br />
——————<br />
Museum Neupölla<br />
40 / Alltagsgeschichte &<br />
Familiensaga<br />
——————<br />
Lange Nacht der <strong>Museen</strong><br />
42 / <strong>Museen</strong> in Písek<br />
——————<br />
Auslage<br />
44 / Bücher, CDs & feine Ware<br />
——————<br />
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />
46 / Fortbildung<br />
——————<br />
Chorszene<br />
47 / Singen im Sommer<br />
——————<br />
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong><br />
49 / Intern<br />
——————<br />
50 / Die letzte Seite<br />
——————<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger,<br />
Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl,<br />
Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dr. Ernst Bezemek, Mag. Gabriele Burian, Friedrich Ecker, Dr. Peter Gretzel, Mag. Jiří Kacetl,<br />
Dr. Friedrich Polleroß, Dr. Helga Maria Wolf. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich<br />
GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at.<br />
Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Dr. Edgar Niemeczek. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien.<br />
Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434<br />
Copyrights: <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv<br />
der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und <strong>Kultur</strong> und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer<br />
Berücksichtigung der <strong>Region</strong>alkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise.<br />
Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise<br />
auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln.<br />
Cover: Peter Windhofer von der Pongauer Geigenmusi. Foto: Volkskultur Niederösterreich/Lackinger<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Spiel / 6<br />
Alte Kegelbahnen<br />
spiel in die vollen<br />
Eines der ältesten Spiele ist das Werfen von diversen Objekten auf ein Ziel. Zu Besuch bei alten Kegelbahnen,<br />
wo Spiel und Tradition gepflegt werden.<br />
Kegelpartie im Gasthaus Staar in St. Leonhard am Hornerwald.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Spiel / 7<br />
Im Gasthaus Staar …<br />
… wird die Lehmbahn „gebrackt“, das heißt, der Bodenbelag, bestehend aus Lehm, Salz und Stierblut, abgezogen.<br />
Die Lust am Spiel ist dem Menschen wohl in<br />
die Wiege gelegt – auch die Freude am Wettbewerb:<br />
am Vergleich des eigenen Könnens<br />
mit dem eines anderen. Und da der Mensch<br />
erfindungsreich ist, wenn es ums Vergnügen<br />
geht, ist der Variantenreichtum an Spielen<br />
enorm. Eines der nachweisbar ältesten Spiele<br />
ist das Werfen mit diversen Objekten auf ein<br />
bestimmtes Ziel. Derlei Zielwurfspiele werden<br />
als Vorläufer des Kegelns angesehen.<br />
Durch Grabfunde in Ägypten nachweisbar<br />
ist das Spiel mit Kegeln bereits vor 5.500<br />
Jahren, in Europa wurde es erstmalig Mitte<br />
des 12. Jahrhunderts in Deutschland dokumentiert.<br />
Das Kegeln erfreute sich großer Beliebtheit,<br />
quer durch alle Bevölkerungsschichten: Bauern<br />
und Handwerker, Hochadel und Geistlichkeit,<br />
sogar Goethe und Schiller delektierten<br />
sich daran. Praktiziert wurde es u. a.<br />
auf Jahrmärkten, Vergnügungsveranstaltungen<br />
und Hochzeiten, wo es meist harmlos<br />
unterhaltsam zuging. Doch es wurde auch<br />
häufig um Geld gespielt, wobei so mancher<br />
Haus und Hof verspielte. Als Glücks- und<br />
Wettspiel mit einhergehenden Prügeleien<br />
handelte sich das Kegeln zeitweise einen so<br />
schlechten Ruf ein, dass es immer wieder<br />
gesetzlich verboten wurde, in Deutschland<br />
wie in Frankreich – in England unter König<br />
Eduard III. im Jahre 1337 sogar bei Todesstrafe.<br />
Aber es wurde auch wieder erlaubt …<br />
Gespielt wurde bis ins 18. Jahrhundert ausnahmslos<br />
im Freien, mit Kugeln aus Stein<br />
oder Holz auf eine je nach <strong>Region</strong> oder<br />
Mode verschiedene Anzahl von Kegeln aus<br />
Holz. Seit etwa 1700 steht der „König“ in der<br />
Mitte aller aufgestellten Kegel, er ist durch<br />
einen Aufsatz ein wenig höher als alle anderen<br />
Kegelfiguren. Allgemeine Spielregeln<br />
wurden erstmals 1786 festgelegt, zwei davon<br />
gelten heute noch: dass beim Abwurf auf die<br />
Kegel eine Grenzlinie nicht übertreten werden<br />
darf und die Kugel vor einer bestimmten<br />
Markierung aufgesetzt werden muss.<br />
Im 19. Jahrhundert führten europäische<br />
Auswanderer das Kegeln in den USA ein, wo<br />
jedoch das Spiel 1837 auf neun im Quadrat<br />
stehende Kegel verboten wurde. Ein findiger<br />
Geist umging dieses Gesetz, indem er zehn<br />
Kegel in Form eines Dreiecks aufstellte – das<br />
Bowling war geboren.<br />
König, Kranz und Pudel<br />
Prinzipiell unterscheidet man drei Arten<br />
von Kegelspielen, wobei alle Spiele als Einzel-,<br />
Partner- oder Mannschaftsspiele ausgetragen<br />
werden können. Beim „Spiel in die<br />
Vollen“ geht jeder Schub auf alle Kegel,<br />
danach werden alle Kegel wieder neu aufgestellt;<br />
beim „Abräumspiel“ geht nur der erste<br />
Wurf in die Vollen, danach wird auf die stehen<br />
gebliebenen Kegel gespielt. Beim „Bilder-„<br />
oder „Figurenkegeln“ wird auf eine<br />
bestimmte aufgestellte Formation von<br />
Kegeln gespielt. Ein „Kranz“ liegt beispielsweise<br />
vor, wenn nach einem Abräumspiel<br />
einzig der König stehen bleibt. Rollt die<br />
Kugel nach dem Wurf in die seitliche Rinne<br />
oder an die Bande, nennt man das einen<br />
„Pudel“. Mit einer Pudelmütze kann ein<br />
Spieler geehrt werden, der den ganzen<br />
Abend die meisten „Pudel“ geworfen hat.<br />
Eine Kegelbahn ist nicht einfach eine Kegelbahn.<br />
In Klubs organisierte Kegelsportspieler<br />
spielen heute auf sogenannten Asphalt-,<br />
Bohlen-, Scheren- oder Bowlingbahnen.<br />
Kegelspaßspieler spielen hierzulande weniger<br />
sportlich als vielmehr sehr vergnüglich<br />
noch immer auf der Loambudl.<br />
Loambudl<br />
Hie und da gibt es sie noch – die Loambudl.<br />
Im Garten des Gasthauses Langthaler in<br />
Emmersdorf wurde die 1824 errichtete<br />
Loambudl 1999 nach alten Vorlagen wieder<br />
aufgebaut und aufgrund der schönen Aussicht<br />
in die südlichen Berge „Panorama-<br />
Naturkegelbahn“ benannt. Der Wirt in achter<br />
Generation bietet seinen Gästen so weit<br />
mehr als Speis und Trank. In den warmen<br />
Jahreszeiten wird die Bahn fleißig bespielt,<br />
sporadisch von Tagesgästen, regelmäßig von<br />
Stammgästen verschiedener Altersgruppen.<br />
In Ordnung halten müssse man sie schon,<br />
meint der Wirt, denn auch Vögel und Eichkätzchen<br />
fühlten sich dort wohl, aber den<br />
Aufwand sei die Bahn schon wert.<br />
Derselben Meinung ist auch die Wirtin vom<br />
Gasthaus Staar in St. Leonhard am Hornerwald.<br />
Die Loambudl in ihrem Garten wird<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Spiel / 8<br />
Auch für die jungen ein Spaß – hier im Gasthof Langthaler in Pömling …<br />
… und im Gasthaus Staar.<br />
einmal im Monat per Hand „gebrackt“, das<br />
heißt, der Bodenbelag der Bahn, bestehend<br />
aus Lehm, Salz und Stierblut, wird befeuchtet<br />
und mit einem Brett abgezogen, um beim Spiel<br />
entstandene Unebenheiten auszugleichen.<br />
Danken tun es ihr die Gäste, die hier gern in<br />
geselliger Runde auf die Zeit vergessen, wie<br />
sie sagt. Wer alle neune trifft, zahlt eine<br />
Runde, wer drei Mal einen Pudel wirft, auch.<br />
So sorgen Gewinner und Verlierer dafür,<br />
dass die Mitspieler bleiben.<br />
Kegel scheiben<br />
„Was tragt di Gans auf ihrem Bugl Vöda<br />
Hans / Kegelscheibstatt mit Kegl und Kugl /<br />
tragt die Gans auf ihrem Bugl, / Vöda Hans,<br />
des tragt die Gans!“, so haben die Kinder dereinst<br />
in Brunnkirchen bei Krems gesungen.<br />
Für Nicht-Dialektkundige: „scheiben“ meint<br />
„schieben“ oder „rollen“, schließlich heißt es<br />
auch „Scheibtruhe“ in Ostösterreich anstatt<br />
„Schubkarre“ wie in Deutschland.<br />
Vielleicht waren unter den singenden Kindern<br />
auch Burschen, die sich mit dem wieder<br />
Aufstellen der Kegel ihr Taschengeld<br />
aufgebessert haben Der Sachse Karl May<br />
hat jedenfalls als Kegeljunge nicht nur seine<br />
monetäre Situation verbessert, sondern auch<br />
seinen Horizont erweitert durch die – teils<br />
derben – Gespräche der Erwachsenen am<br />
anderen Ende der Kegelbahn, die wie ein<br />
Hörrohr wirkte. Wahrscheinlich wusste er<br />
daher schon sehr früh, dass das Wort „Kegel“<br />
auch „lediges Kind“ bedeutete.<br />
Somit weiß auch der werte Leser, dass man<br />
nicht jedem leichtfertig verraten sollte, dass<br />
man kürzlich mit Kind und Kegel verreist<br />
sei, das könnte sich kompromittierend auswirken<br />
… /<br />
Text: Gabriele Burian<br />
Fotos: Nadja Meister<br />
kegelbahnen<br />
———————————————————<br />
Gasthof Staar<br />
Wolfshoferamt 38<br />
3572 St. Leonhard am Hornerwald<br />
Tel. 02987 2208<br />
www.gasthausstaar.at<br />
Gasthof Langthaler<br />
Pömling 14<br />
3644 Emmersdorf<br />
Tel. 02752 71427<br />
www.gastaus-langthaler.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Haus der <strong>Region</strong>en / 9<br />
Connecting Tunes<br />
YODEL + DUDEL<br />
= WELTMUSIK<br />
Ethnopop trifft Volksmusik: Hohe Gesangskunst, Wortwitz und meisterhaftes Musizieren zeichnet<br />
die beiden Konzerte der Reihe Connecting Tunes im <strong>Mai</strong> im Haus der <strong>Region</strong>en aus.<br />
In Compagnia<br />
Christina Zurbügg.<br />
Foto: Joseph Gallauer<br />
Ist Christina Zurbrügg singende Filmemacherin<br />
oder filmemachende Sängerin Auf<br />
jeden Fall ist sie eine Allrounderin, eine Vollblutkünstlerin,<br />
eine Ausnahmemusikerin,<br />
ebenso wie Komponistin. Geboren 1961 im<br />
Berner Oberland in der Schweiz, wuchs sie in<br />
ihrer Heimat, dem Kandertal, inmitten<br />
Schweizer Traditionen auf. Nach einem längeren<br />
Aufenthalt in Südamerika führte ihr<br />
Weg sie nach Wien, wo sie Schauspiel und<br />
klassischen Gesang studierte. Bekanntheit<br />
erlangte sie mit den Musiktheaterproduktionen<br />
über den spanischen Dichter F. G.<br />
Lorca. Im Zuge der Beschäftigung mit einem<br />
Dokumentarfilm über Wiens letzte Dudlerinnen<br />
fand Zurbrügg zu ihren eigenen Wurzeln<br />
und begann, sich musikalisch näher<br />
damit zu beschäftigen. „Mich fasziniert beim<br />
Jodeln, dass es überall verstanden wird“, so<br />
die Schweizerin Christina Zurbrügg. Somit<br />
war der Grundstein für eine abwechslungsreiche<br />
musikalische Karriere gelegt, die von<br />
der Zusammenarbeit mit verschiedensten<br />
Musikern und Formationen geprägt ist.<br />
Giulio Venier (Geige), Emma Montanari (Gesang)<br />
und Jan Kaberlov (Gitarre). Foto: Jana Holzmann<br />
Yodel, Dudel & More<br />
Die Liebe zum Jodeln und die Faszination an<br />
der traditionellen Musik machen den musikalischen<br />
Stil von Christina Zurbrügg aus.<br />
Ihre Musik wurde als „erstklassiges, popmusikalisches<br />
Werk zwischen Tradition und<br />
Moderne“ rezensiert. Die einzigartige Kombination<br />
aus Gesang, Rap und modernem<br />
Jodeln, gemischt mit Naturklängen und elektronischen<br />
Sounds, macht ihre Auftritte zu<br />
einem einzigartigen Hörerlebnis. „Zurbrügg<br />
besticht durch ihre Stimme, ihren Wortwitz<br />
und ihr meisterhaftes Jodeln, das ihr (und<br />
den Hörern) Flügel verleiht“, so die „Südtiroler<br />
Wochenzeitung“. Die Ethnopopperin und<br />
Songwriterin singt auf Deutsch, Englisch,<br />
Französisch, Spanisch und in exotischem<br />
Schwyzerdütsch. Lieder über und aus dem<br />
Alltag – mit Humor, Tiefgang, Poesie und<br />
Leidenschaft fürs Leben – sind bezeichnend<br />
für ihre Auftritte. Und natürlich greift Zurbrügg<br />
auch gekonnt selbst in die Tasten ihres<br />
Akkordeons.<br />
In eine andere Richtung, aber nicht weniger<br />
interessant, gehen die Musiker der Gruppe<br />
Aniada a Noar mit drei befreundeten Gastmusikern<br />
aus Friaul: Emma Montanari<br />
(Gesang), Jan Kaberlov (Gitarre) und Giulio<br />
Venier (Geige) lassen musikalische Aspekte<br />
ihrer Heimat Friaul einfließen. Zusammen<br />
mit der steirischen Weltmusik von Aniada a<br />
Noar ergibt das Programm „In Compagnia“<br />
ein musikalisches Gesamtkunstwerk mit viel<br />
Charme, Professionalität und Esprit. Nachdem<br />
Aniada a Noar übrigens 30 Jahre lang<br />
im Quartett aufgetreten sind, erfindet sich<br />
die steirische Kultband neu und ist ab <strong>Mai</strong><br />
als Trio zu erleben. /<br />
Text: Anita Winterer<br />
CONNECTING TUNES<br />
———————————————————<br />
Do, 16. 5. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />
Yodel, Dudel & More<br />
Christina Zurbrügg & Band<br />
Fr, 24. 5. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />
In Compagnia<br />
Aniada a Noar & Gäste<br />
Information und Karten<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />
Tel. 02732 85015<br />
ticket@volkskultureuropa.org<br />
www.volkskultureuropa.org<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Volksmusikfestival / 10<br />
aufhOHRchen<br />
ALLES VOLKSMUSIK<br />
Auf seiner Wanderschaft durch Niederösterreich hat sich aufhOHRchen einen festen Platz im niederösterreichischen<br />
<strong>Kultur</strong>leben erobert. Anfang <strong>Mai</strong> ist ganz Gloggnitz im aufhOHRchen-Fieber.<br />
Volksmusik ist jung, modern, attraktiv und<br />
drückt pure Lebensfreude aus – davon können<br />
sich die Besucher des großen Volksmusikfests<br />
in Gloggnitz überzeugen. „aufhOHRchen<br />
in Gloggnitz ist bereits in aller Munde.<br />
Die Organisatoren der Volkskultur Niederösterreich<br />
und die Stadtgemeinde Gloggnitz<br />
freuen sich auf viele interessante Begegnungen<br />
und Eindrücke, die den Besuchern<br />
noch lange in Erinnerung bleiben werden.<br />
Der Dialog zwischen <strong>Kultur</strong>en und <strong>Region</strong>en<br />
steht im Mittelpunkt dieses kleinen, aber feinen<br />
Festivals, zu dem sich alljährlich eine<br />
bunte Gemeinschaft Musikbegeisterter jeden<br />
Alters trifft. „Das gemeinsame Feiern, Musizieren<br />
und Singen steht im Mittelpunkt und<br />
soll in der <strong>Region</strong> nachhaltig das Verständnis<br />
für Volksmusik, Volkskultur und die eigene<br />
regionale Identität stärken“, so die beiden<br />
Geschäftsführer der Volkskultur Niederösterreich,<br />
Dorli Draxler und Edgar Niemeczek.<br />
Mit allen Sinnen<br />
Die bewährte Philosophie des Musikfestivals<br />
zielt auf die Integration von Volksmusik in<br />
ein breites <strong>Kultur</strong>verständnis ab. So bildet ein<br />
Symposium zum Thema „Oben drüber –<br />
unten durch – Weltkulturerbe und Semmeringbasistunnel“<br />
am Donnerstag den Auftakt.<br />
Am Freitag ist ein vergnüglicher Tag der<br />
Jugend angesagt. Monatelang bereiteten sich<br />
die Kinder der beiden niederösterreichischen<br />
Landeskindergärten, der Volksschule Gloggnitz,<br />
der Sporthauptschule Gloggnitz und des<br />
Sonderpädagogischen Zentrums mit ihren<br />
Lehrern auf die Präsentation der Projekte<br />
„Mit allen Sinnen“ im Stadtsaal vor. In vielen<br />
Workshops studierten die Jugendlichen<br />
Lieder und Tänze aus der <strong>Region</strong>, aber auch<br />
szenische Darstellungen speziell für das Festival<br />
ein. Die Zuseher erwartet also ein beeindruckendes<br />
Hörerlebnis, wenn der Klangkörper<br />
von über 400 Kindern den Stadtsaal<br />
erschallen lässt. Die jungen Talente aus der<br />
Musikschule präsentieren sich am Freitagnachmittag<br />
um 15.00 Uhr im Rahmen des<br />
„Klingenden Gloggnitzer Wochenmarkts“<br />
am Dr.-Karl-Renner-Platz. Der Kinderchor<br />
der Musikschule, ein Bläserquartett, ein Streicherensemble<br />
und ein Volksmusiktrio bieten<br />
beste Unterhaltung. Nachmittags lohnt sich<br />
der Besuch des „Klingenden Wochenmarkts“,<br />
abends locken das Oberkrainer-Fan-Quintett<br />
mit Gitti, Heidi und Peter und das virtuose<br />
Ensemble „Die Tanzgeiger“ zum Festkonzert<br />
„Alles Volksmusik“.<br />
Wirtshausmusik<br />
Den Samstag leitet eine Floriani-Messe mit<br />
anschließendem Frühschoppen ein, am Nachmittag<br />
führt ein musikalischer Klangpfad<br />
durch Gloggnitz und ab 20.00 Uhr laden sieben<br />
Gasthäuser zu geselliger Wirtshausmusik<br />
ein. Frei nach dem Motto „Wo ein Wirtshaus<br />
erbaut, ein Musikant vorbeischaut“ laden<br />
einige der besten Volksmusikensembles das<br />
Publikum zum Mitsingen, Mitjodeln oder<br />
Mittanzen ein. Denn die Faszination der<br />
Wirtshausmusik liegt nicht in einem perfekten<br />
Vortrag, sondern am ungezwungenen<br />
Zusammenspiel. Am Sonntag klingt das Festival<br />
mit einem Festgottesdienst und einem<br />
großen Sänger- und Musikantentreffen mit<br />
Ständchen für aufhOHRchen aus. /<br />
Text: Marion Helmhart<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Volksmusikfestival / 11<br />
programm<br />
21. Niederösterreichisches Volksmusikfestival<br />
aufhOHRchen in Gloggnitz<br />
Do, 2.–So, 5. 5. <strong>2013</strong><br />
Do, 2. 5. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />
„Oben drüber – unten durch“ –<br />
Weltkulturerbe und Semmering-<br />
Basistunnel<br />
Symposium in Kooperation mit dem Club<br />
Niederösterreich<br />
Schloss Gloggnitz, Veranstaltungssaal<br />
Impulsvortrag mit Mag. Dr. Günter Dinhobl<br />
Podiumsdiskussion mit DI Dieter Haas,<br />
ÖBB-Infrastruktur AG, Irene Gölles, Bürgermeisterin<br />
der Stadtgemeinde Gloggnitz,<br />
Christoph Madl, MAS, Geschäftsführer der<br />
Niederösterreich Werbung, MinR Mag. DI<br />
Dr. Bruno Maldoner, Bundesministerium<br />
für Unterricht, Kunst und <strong>Kultur</strong>,<br />
Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Friedrich Zibuschka,<br />
Amt der NÖ Landesregierung<br />
Moderation: Theres Friewald-Hofbauer,<br />
Club Niederösterreich<br />
Do, 2. 5. <strong>2013</strong>, 22.00 Uhr<br />
Großer Österreichischer Zapfenstreich<br />
Schlosspark Gloggnitz, Pavillon<br />
Kreuzberger Musikverein, Musikverein<br />
Prigglitz, Musikverein Schottwien,<br />
Stadtkapelle Gloggnitz<br />
Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 9.00 Uhr<br />
Mit allen Sinnen – Schulprojekte<br />
Stadtsaal Gloggnitz<br />
Volksschule Gloggnitz, Sporthauptschule<br />
Gloggnitz, Sonderpädagogisches Zentrum<br />
Gloggnitz, NÖ Landeskindergarten Prägasse,<br />
NÖ Landeskindergarten Zenzi Hölzl<br />
Straße<br />
Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 14.00-18.00 Uhr<br />
Klingender Gloggnitzer Wochenmarkt<br />
Dr. Karl Renner-Platz<br />
Ensembles der Musikschule der Stadtgemeinde<br />
Gloggnitz, Mostviertler BlechMusikanten,<br />
Wienerwald Viergesang, ZiachnRocker Nico<br />
Marsoun<br />
Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 15.00 Uhr<br />
Musikalische aufhOHRchen-Grüße<br />
NÖ Landepflegeheim Gloggnitz<br />
Schwarzataler Tanzlmusik, Spielmusik<br />
„Aufstreich“, Volkstanzgruppe Payerbach-<br />
Reichenau/Rax, Wienerwald Viergesang<br />
Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr<br />
Abendkonzert „Alles Volksmusik“<br />
Stadtsaal Gloggnitz<br />
Einführung: Dorli Draxler<br />
Oberkrainer-Fan-Quintett mit Gitti,<br />
Heidi und Peter, Die Tanzgeiger<br />
19.30 Uhr: Begrüßung durch die Mostviertler<br />
BlechMusikanten<br />
Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 10.00 Uhr<br />
Floriani-Messe<br />
aufhOHRchen-Bühne<br />
am Dr.-Karl-Renner-Platz<br />
Ökumenischer Gottesdienst<br />
mit Pfarrer Mag. Ernst Pankl und<br />
Pfarrer Mag. Andreas Lisson<br />
Mostviertler BlechMusikanten<br />
Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 11.00–13.00 Uhr<br />
Floriani-Frühschoppen<br />
aufhOHRchen-Bühne<br />
am Dr.-Karl-Renner-Platz<br />
Die Blechan XL, Feuerwehren der Umgebung<br />
Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 14.00 Uhr<br />
Chöretreffen<br />
aufhOHRchen-Bühne<br />
am Dr. Karl Renner-Platz<br />
Brucker Singkreis, Gesangverein „Eiche“<br />
Penk, Mostviertler BlechMusikanten, Sängerbund<br />
Neustift, Sing mit-Runde Wiener<br />
Neudorf, Wienerwald Viergesang<br />
Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 16.30 Uhr<br />
aufhOHRchen-Grüße<br />
aufhOHRchen-Bühne<br />
am Dr. Karl Renner-Platz<br />
Landjugend Gloggnitz und Verein Silbersberg<br />
Gloggnitz<br />
Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 17.00-20.00 Uhr<br />
Klangpfad durch Gloggnitz<br />
Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr<br />
Wirtshausmusik<br />
Gasthaus „Zur blauen Traube“:<br />
5-G’span-Musi, Wienerwald Viergesang<br />
Gasthof-Hotel Loibl: Pongauer Geigenmusi,<br />
Aubichimusikanten, Spirk Trio<br />
Gasthaus „Zur weißen Rose“:<br />
Terz Sterz, Salterina<br />
Gasthof Maurer:<br />
Schanksänger aus dem Schneeberggebiet,<br />
„Des tuatsnet“ Klarinettenmusi<br />
Gasthaus Posthörndl: Shaskeen<br />
Gasthaus Stiegenwirtshaus: NoHau<br />
Baumgartner’s Gastgarten: Li Blos –<br />
Lichtenegger Blasmusik, diemusikkanten<br />
So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 9.30 Uhr<br />
Gottesdienst<br />
mit Feier des hl. Abendmahls<br />
Evangelische Dreieinigkeitskirche<br />
Salterina, Volkstanzgruppe Payerbach-<br />
Reichenau/Rax<br />
So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 10.00 Uhr<br />
Festgottesdienst<br />
Christkönigskirche<br />
Kranichberger Messe mit Gesangverein<br />
Prigglitz, Kirchenchor Raach am Hochgebirge,<br />
Kirchenchor Hassbach, Kirchenchor<br />
Kranichberg, Gesangverein „Eiche“ Penk,<br />
Gesangverein „Pro Musica“ Breitenau,<br />
Die 4 Blechan<br />
So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 11.30 Uhr<br />
Frühschoppen<br />
aufhOHRchen-Bühne<br />
am Dr.-Karl-Renner-Platz<br />
Stadtkapelle Gloggnitz<br />
So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 12.30 Uhr<br />
Miteinander aufhOHRchen –<br />
Sänger- und Musikantentreffen<br />
aufhOHRchen-Bühne<br />
am Dr. Karl Renner-Platz<br />
Die Huatara Dirndln, Edlitzer Weisenbläser,<br />
Gentlemen.m.u.s.i. des Musikvereins<br />
Schottwien, Gesangsduo Hilde und Alex,<br />
Gesangverein „Pro Musica“ Breitenau,<br />
Jahreszeitenterzett, Männergesangverein<br />
und Gemischter Chor Prigglitz, Pfadfinderchor<br />
der Pfadfindergruppe Gloggnitz,<br />
Prigglitzer Vorstadtsänger, Sing mit-Runde<br />
Wiener Neudorf, Spielmusik „Aufstreich“,<br />
Terz Sterz, Volkstanzgruppe Payerbach-<br />
Reichenau/Rax, Weana Bleamerl, Wienerwald<br />
Viergesang<br />
Änderungen vorbehalten!<br />
Eintritt frei!<br />
Ausgenommen Abendkonzert<br />
Karten: VVK EUR 18,00; AK EUR 20,00<br />
Erhältlich bei der Volkskultur Niederösterreich,<br />
bei der Stadtgemeinde Gloggnitz<br />
Festivalabzeichen inklusive Programmheft:<br />
EUR 3,00<br />
Im Falle von Schlechtwetter finden Sie die<br />
Veranstaltungsorte im Internet auf<br />
www.aufhOHRchen.at unter Programm!<br />
Information<br />
Volkskultur Niederösterreich<br />
Tel. 02732 85015<br />
www.aufhOHRchen.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Bräuche / 12<br />
Mensch und Natur<br />
rund um den wald<br />
Wälder machen 40 Prozent der Fläche des Bundeslandes aus. Der Wald als Wirtschaftsraum<br />
sicherte Generationen das Überleben, er galt aber auch als unheimlich, bevölkert von wilden Tieren<br />
und lichtscheuen Gestalten.<br />
ohne den die Landwirtschaft nicht hätte auskommen<br />
können“, stellt Sandgruber fest.<br />
Waldbauern übten eine Reihe von Nebengewerben<br />
aus. Sie tauschten Produkte wie Holzkohle,<br />
Binderwaren, Dachschindeln, Bauholz<br />
oder Bretter auf dem Holzmarkt in Wiener<br />
Neustadt gegen Getreide für den Eigenbedarf.<br />
Ihre Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />
im Schneeberggebiet, das zu 85 Prozent aus<br />
Waldflächen besteht, kann man im Waldbauernmuseum<br />
Gutenstein kennenlernen. In der<br />
aus dem Jahr 1576 stammenden „Alten Hofmühle“<br />
stellt es 13 solcher Gewerbe vor.<br />
Mit dem Rothwald, südlich des Dürrenstein-<br />
Massivs im Bezirk Scheibbs, besitzt Niederösterreich<br />
Österreichs einziges „Strenges<br />
Naturreservat in Kategorie Ia“, das nie forstwirtschaftlich<br />
bearbeitet wurde. Nach der<br />
Aufhebung des Kartäuserklosters Gaming,<br />
dem er einst gehörte, kaufte die Familie<br />
Rothschild den Wald, nutzte ihn aber nicht.<br />
Im Sinne des Umweltschutzes beschloss<br />
Albert Rothschild (1844–1911) im Jahr 1875,<br />
das Gebiet als Primärwald für die Nachwelt<br />
zu erhalten. Es gilt als größter Urwald Mitteleuropas.<br />
Üblicherweise waren geistliche wie<br />
weltliche Grundherren seit dem 12. Jahrhundert<br />
bestrebt, großflächige Rodungen durchzuführen.<br />
Der Rothwald, ein Urwald in Niederösterreich.<br />
Im Mittelalter unterschied man den ungepflegten<br />
Urwald („silva“) und den gehegten<br />
Forst („forestum“). Der Wirtschaftshistoriker<br />
Roman Sandgruber spricht von der „Ambivalenz<br />
zwischen Wildnis und <strong>Kultur</strong>“. Heute<br />
denkt man bei Produkten des Waldes in<br />
erster Linie an Holz, doch gab es viel mehr<br />
Verwertbares: Wild, Kräuter und Pilze, Wurzeln<br />
und Knollen, Beeren und Obst, Honig<br />
und Wachs, Eicheln, Bucheckern und Nüsse,<br />
Harz, Pottasche, Heu, Laub und Reisig.<br />
„Durch Abbrennen und Beweiden, Laubrechen<br />
und Schneiteln, Streusammeln und<br />
Abgraben von Walderde erfolgte ein Energieund<br />
Nährstofftransfer vom Wald aufs Feld,<br />
Anders als die Waldbauern, die (seit der Bauernbefreiung<br />
1848) zugleich die Waldbesitzer<br />
waren, handelte es sich bei den Holzknechten<br />
um Lohnabhängige. Dennoch bildeten sie<br />
einen selbstbewussten Stand mit einer straffen<br />
Arbeitsorganisation. Dieser entstand<br />
nach dem Aufkommen der Eisenindustrie.<br />
1569 bestimmt die „Eisenwidmung“, dass die<br />
Wälder des Schneeberg- und Raxgebietes für<br />
die umliegenden Eisen- und Hammerwerke<br />
zu verwenden seien. 1625 schlossen sich<br />
mehr als 60 Radwerke und Eisenhämmer zur<br />
„Innerberger Hauptgewerkschaft“ zusammen.<br />
Um den Holzbedarf zu decken, wurden<br />
Forstarbeiter in Niederösterreich angesiedelt.<br />
Eine Partie bestand aus zehn Männern, denen<br />
der „Passknecht“ vorstand. Während der<br />
Woche hausten sie in der Nähe des Schlages<br />
in Hütten oder Blockhäusern. Entlang der<br />
Wände befanden sich Pritschen als Liegestatt.<br />
Den Mittelpunkt bildete die Feuerstätte zum<br />
Kochen und Heizen. Jeder kochte für sich<br />
und hatte eine bestimmte Stelle am Herd.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Bräuche / 13<br />
Ein Pecher bei der Arbeit.<br />
Waldarbeiter in früheren Zeiten.<br />
In der Glashütte.<br />
Zum Essen saß er, mit der Pfanne auf den<br />
Knien, auf seinem Schlafplatz. Die meisten<br />
Speisen bestanden aus einem Mehlteig, der in<br />
Schweineschmalz herausgebacken wurde.<br />
Als um die Mitte des 18. Jahrhunderts in<br />
Wien das Brennholz knapp wurde, warb man<br />
evangelische Holzknechte aus Salzburg an.<br />
Daheim wurde sie wegen ihres Glaubens verfolgt,<br />
in Niederösterreich fanden sie dauerhafte<br />
Arbeitsplätze. Die einsamen Wälder<br />
boten auch Gelegenheit, fernab der Siedlungen<br />
im Geheimen ihre Andachten zu<br />
pflegen. Nach dem Josephinischen Toleranzpatent<br />
wurde in Mitterbach 1785 das erste<br />
Bethaus einer Toleranzgemeinde in Niederösterreich<br />
eingeweiht. Auch der „Raxkönig“<br />
Georg Huebmer (1755–1833) entstammte<br />
einer geheimprotestantischen Familie. Er und<br />
sein Bruder Johann errichteten am Naßbach<br />
und an der Schwarza die für die Holzbringung<br />
notwendigen Einrichtungen und sicherten<br />
dadurch viele Jahre den Betrieb des<br />
Hirschwanger Eisenwerks der Innerberger<br />
Hauptgewerkschaft. Früh erkannten sie die<br />
Möglichkeit, über den Wiener Neustädter<br />
Kanal Holz nach Wien zu befördern. Berühmt<br />
wurde Georg Huebmer als erster Tunnelbauer<br />
Europas, da er durch den 1.134 Meter<br />
hohen Sattel des „Gscheidl“, einen 430 Meter<br />
langen Schwemmtunnel zur Holztrift, sprengen<br />
ließ. 1827 waren die Arbeiten abgeschlossen.<br />
In den 1970er Jahren erforschte der Volkskundler<br />
Günther Richter die traditionelle<br />
<strong>Kultur</strong> der Holzknechte, wobei er 130 von<br />
ihnen befragte. Themen waren Alltag,<br />
Arbeitsgeräte und -methoden, Kleidung,<br />
Glaube und Aberglaube sowie Bräuche. Dazu<br />
zählten Standesfeste, wie Holzhackerball und<br />
Holzknechtkränzchen, bei denen spezielle<br />
Lieder und Tänze zur Aufführung kamen,<br />
Maschkerer-Umzüge im Fasching, das Setzen<br />
von <strong>Mai</strong>- und Sonnwendbäumen, das Fensterln<br />
und kirchliche Feiertage.<br />
Pecherei & Glashütten<br />
Holzknechte waren – wie Förster – nicht die<br />
einzigen, die ihren Beruf im Wald ausübten.<br />
Weithin hörbar klang das Schlagen der<br />
Pecher, wenn sie im südöstlichen Niederösterreich<br />
den Föhren ihr Harz abzapften.<br />
Über Jahrhunderte bildete die Pecherei für<br />
tausende Familien in den Bezirken Mödling,<br />
Baden, Wiener Neustadt und Neunkirchen<br />
den Lebensunterhalt. Es handelt sich um das<br />
größte und nördlichste Verbreitungsgebiet<br />
der Schwarzföhren in Mitteleuropa, die hier<br />
zu Maria Theresias Zeiten angepflanzt wurden.<br />
Um das Harz (Pech) zu gewinnen,<br />
wurde der Stamm oberflächlich verwundet<br />
und dadurch der Harzfluss angeregt. Raffinerien<br />
und Siedereien verarbeiteten das<br />
Harz zu Terpentinöl und Kolophonium.<br />
Heute gibt es nur noch acht Pecher, die letzte<br />
Fabrik Mitteleuropas befindet sich in<br />
Niederösterreich. Die Pecherei steht auf der<br />
UNESCO-Liste des immateriellen <strong>Kultur</strong>erbes<br />
– wie auch die Köhlerei. In Österreich<br />
üben heute nur noch 15 Personen die Köhlerei<br />
aus, wobei Rohr im Gebirge mit sechs<br />
Betrieben ein Zentrum darstellt.<br />
Verschwunden sind die Waldglashütten, die<br />
vom 12. bis ins 17. Jahrhundert grünliches<br />
Glas für Butzenscheiben herstellten. Quarzsand<br />
und die doppelte Menge Pottasche bildeten<br />
die Rohstoffe. Man gewann sie aus<br />
Eiche, Buche oder Fichte und Pflanzen wie<br />
Farnkraut. Für ein Kilo Glas benötigte man<br />
etwa einen Raummeter Holz zur Pottasche-<br />
Herstellung und zum Heizen der Öfen. Eine<br />
Glashütte verbrauchte jährlich das Holz von<br />
20 bis 30 Hektar Wald. Nach dem Kahlschlag<br />
wanderte der Glaserzeuger weiter, Ackerbauern<br />
und Viehzüchter konnten das so gewonnene<br />
Land für ihre Wirtschaft und Siedlungen<br />
nutzen.<br />
Ein ganz eigenes Kapitel ist die Waldnutzung<br />
durch die Jagd. Sie war seit dem Mittelalter<br />
ein adeliges Privileg. Damals entstand auch<br />
der Beruf des Jägers, der im Sinne seines<br />
Arbeitgebers jagdliche und hegerische Tätigkeiten<br />
ausführt. Sein Widerpart, der Wilderer,<br />
wurde als sozialer Rebell und Symbolfigur<br />
gegenüber den Herrschenden in Liedern<br />
besungen und (Heimat-)Filmen dargestellt.<br />
Doch handelt es sich bei dem – oft als romantisches<br />
Vergnügen dargestellten – Wilddiebstahl<br />
um ein kompliziertes soziales Phänomen.<br />
Darauf hat besonders der Soziologe<br />
Roland Girtler hingewiesen, der in St. Pankraz<br />
(Oberösterreich) ein eigenes Wilderermuseum<br />
eingerichtet hat. /<br />
Text: Helga Maria Wolf<br />
Illustrationen: Magdalena Steiner<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Haus der <strong>Region</strong>en / 14<br />
Vortrag am Kamin<br />
heimat<br />
ist eine idee<br />
Mit dem Vortrag „Heimaten reloaded“ eröffnete Prof. Konrad Köstlin<br />
die Kremser Kamingespräche zum Thema Heimat.<br />
Konrad Köstlin beim Vortrag am Kamin.<br />
Unter „Heimat“ versteht jeder etwas anderes.<br />
Im Gegensatz zum Feld der Molekularbiologie,<br />
ist Heimat ein Thema, in dem jeder<br />
Experte ist. Denn Heimat an sich gibt es<br />
nicht. Es entsteht durch den Akt des Handelns,<br />
durch Meinungen und Werte im Hintergrund.<br />
Heimat, so wie wir diesen Begriff<br />
derzeit verstehen, ist ein Gegenentwurf zur<br />
Globalisierung.<br />
Heimat – eine Stimmung<br />
Heimat hat schwankende Konjunkturen.<br />
Derzeit steht die Aktie Heimat hoch. Die<br />
NÖN gibt seit kurzem eine Beilage mit dem<br />
Titel „Heimat“ heraus. Menschen aus den<br />
Städten konvertieren zu Naturfreaks und<br />
werfen sich den Jahreszeiten an den Hals. Im<br />
Frühjahr z. B. ist dem Bärlauch kaum zu<br />
entkommen, im Herbst nicht dem Kürbis.<br />
Und das Magazin „Servus“ ist mit dabei.<br />
Darin wird sogenanntes „Heimatwissen“ verkauft.<br />
In Deutschland heißt das „Landlust“<br />
und war, bevor die Zeitschrift die Millionenauflage<br />
überschritten hat, eine biedere westfälische<br />
Landwirtschaftszeitung.<br />
Auch wo der Begriff Heimat nicht auftaucht,<br />
steckt Heimat drinnen, etwa aktuell beim<br />
Phänomen „Rettet die Schwedenbomben“.<br />
Hier will eine auf Facebook vernetzte Gruppe<br />
mit dem Aufruf zum Kauf von Schwedenbomben<br />
einen österreichischen Süßwarenhersteller<br />
vor dem Konkurs bewahren. Heimat<br />
ist auch in Begriffen wie „Bio“ oder<br />
„CO 2 -Footprint“ enthalten. Heute – und<br />
gerade da steckt Heimat drinnen – ist Selbermachen<br />
das oberste Gebot. Früher brachte<br />
man zu einer Einladung Blumen oder eine<br />
Bonboniere mit, jetzt sind es selbstgemachte<br />
Marmeladen.<br />
Die Moderne hat etwas geschaffen, woran sie<br />
heute leidet: an der Perfektion des Industriellen.<br />
Der Fortschritt sollte die Unvollkommenheit<br />
der Handarbeit auslöschen und<br />
evoziert gleichzeitig die Sehnsucht danach.<br />
Heimat – eine Begriffserklärung<br />
Gefühle fallen nicht vom Himmel, auch<br />
nicht die für die Heimat. Das Heimatgefühl<br />
wurde in einem historischen Prozess erlernt.<br />
Der vormoderne Heimatbegriff war ein<br />
Rechtsbegriff. Mit dem Wort Heimat war der<br />
Hof gemeint. Das Recht auf Heimat war<br />
somit an Besitz gebunden. Heimat, das besaßen<br />
nur wenige. Und Heimat war männlich<br />
konnotiert – denn der Hoferbe war männlich.<br />
Die anderen – die Besitzlosen – wurden<br />
auf die himmlische Heimat vertröstet. Wir<br />
alle kennen noch den Ausdruck „Heimatrecht“.<br />
Heimatrecht hatte man dort, wo man<br />
geboren war, dort hatte man einen gewissen<br />
Anspruch auf Obsorge im Alter. Mit der<br />
Industrialisierung und steigender Mobilität<br />
im 19. Jahrhundert wird das Heimatrecht<br />
unbrauchbar. Stichworte dazu: Landflucht,<br />
Verelendung, Auswanderung.<br />
Also wandelt sich der Begriff. In Bayern wurden<br />
Heimat, Brauchtum, Trachten etc. gefördert<br />
und in die Staatsideologie verwoben.<br />
Herzog Max in Bayern, auch der Zither-Maxl<br />
genannt, hat Stücke für die Zither komponiert<br />
und so beigetragen, dass dieses Instrument<br />
nicht ausstirbt. Ein bayerischer Erlass<br />
aus dem Jahre 1852 verordnete die Erhaltung<br />
der Dorflinde. Verordnungen zur Trachtförderung<br />
folgten. Zum Begriff Heimat gesellt<br />
sich das Bewahren und Pflegen. Auf diese<br />
Weise, so hoffte man, könne die Industrialisierung<br />
verlangsamt und die Entwurzlung<br />
der Menschen verhindert werden.<br />
In Österreich wird um die Jahrhundertwende<br />
der Begriff Heimat zum ethnografischen<br />
Kitt der k. u. k. Monarchie. Volkskundler<br />
schwärmten in die Länder des österreichisch-ungarischen<br />
Reichs und betrieben<br />
ein gigantisches Marketing für die Provinz.<br />
Das Ergebnis ist das 24-bändige Kronprinzenwerk.<br />
Heimat ist jetzt eine Idee. Sie wird<br />
emotionalisiert und entmaterialisiert. Heimat<br />
wird zu einem Sonntagsbild, das nicht<br />
mehr auf die Gegenwart zielt.<br />
Das Thema Heimat und Nationalsozialismus<br />
wäre ein eigener Vortrag und ist in paar Sätzen<br />
nicht abzuhandeln. Nach dem Faschismus<br />
war Heimat für die Demokratie<br />
unbrauchbar geworden und spaltet bis heute,<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Theater / 15<br />
Der Weibsteufel<br />
den spiess<br />
umdrehen<br />
zumindest auf der symbolischen Ebene. Heimat<br />
war in den 1960/70er Jahren etwas<br />
anderes als heute, denken wir nur an die<br />
österreichische Literatur mit dem Antiheimatroman:<br />
„Herrenjahre“ von Gernot Wolfgruber,<br />
Franz Innerhofer und Felix Mitterer.<br />
Dazu passt ein Ausspruch von Martin<br />
Walser: „Heimat ist das freundlichste Wort<br />
für Zurückgebliebenheit.“<br />
Abschließend könnten wir fragen, wohin die<br />
Reise des Heimatbegriffes geht. Um es mit<br />
Johann Gottfried Herder zu sagen: „Heimat<br />
ist, wo ich mich nicht erklären muss.“ Das<br />
würde den Heimatbegriff obsolet machen. /<br />
Zusammengefasst von Mella Waldstein<br />
Nachzuhören auf<br />
www.volkskultureuropa.org<br />
KREMSER KAMINGESRÄCHE<br />
———————————————————<br />
Heimat.Chancen<br />
Mi, 8. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr, Festsaal<br />
Mag. Michael Stavarič, Schriftsteller<br />
Dr. Gesine Tostmann, Volkskundlerin<br />
und Trachtenexpertin<br />
Heimat.Träume<br />
Mi, 12. 6. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr, Festsaal<br />
Dorothea Draxler, Geschäftsführerin der<br />
Volkskultur Niederösterreich<br />
Gerhard Haderer, Karikaturist<br />
Eintritt frei, Anmeldung erbeten<br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
Donaulände 56<br />
3504 Krems-Stein<br />
Tel. 02732 85015<br />
www.volkskultureuropa.org<br />
Für Karl Schönherrs Stück „Der Weibsteufel“ wird die Ladefläche<br />
eines LKWs zur Bühne.<br />
Max Mayerhofer, Manuela Seidl und David Czifer.<br />
Foto: z. V. g.<br />
„Zuerst habt ihr mich aufgerissen bis auf den<br />
Grund, und jetzt möchts ihr mich wieder<br />
zudrehn, wie einen Wasserhahn. Aber mich<br />
fangts nimmer ein“, sagt die Frau und dreht<br />
den Spieß um. Sie benutzt – statt benutzt zu<br />
werden. Mit Schönherrs Volksstück tourt das<br />
„Lastkrafttheater“ durch Niederösterreich.<br />
Ein Mann und seine junge Frau. Sie leben an<br />
der Grenze. Der Mann ist im Schmuggelgeschäft.<br />
Der Mann erfährt, dass der neue<br />
Grenzjäger auf seine Frau angesetzt wird, um<br />
die Hehlerei auszuspionieren. Daraufhin verlangt<br />
er von ihr, selbst aktiv zu werden und<br />
den Grenzjäger zu umgarnen – damit er das<br />
Schmuggelgut wegschaffen kann. Als die<br />
Frau erkennt, dass sie von beiden Männern<br />
zu deren Zwecke benutzt wird, spielt sie die<br />
beiden gegeneinander aus und bringt sie so<br />
zum Äußersten. Karl Schönherr (1867–1943)<br />
war Arzt wie Arthur Schnitzler und vor dem<br />
Ersten Weltkrieg meistgespielter Bühnenautor.<br />
Mit „Weibsteufel“ schuf er nicht nur ein<br />
Beziehungsdrama, ein Heimatstück und<br />
einen Krimi, sondern auch eine zeitlose<br />
Abhandlung über die Themen Lust und Gier.<br />
DER WEIBSTEUFEL<br />
———————————————————<br />
Lastkrafttheater mit Manuela Seidl,<br />
Max Mayerhofer, David Czifer.<br />
Regie: Marius Schiener<br />
Vorstellungen<br />
Sa, 4., u. So, 5. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />
Firma Talkner, 3860 Heidenreichstein,<br />
Schremser Straße 81<br />
Sa, 11. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />
AK-Saal, 2340 Mödling, Dr.-Hanns-<br />
Schürff-Gasse 14<br />
So, 12. 5. <strong>2013</strong>, 16.00 Uhr<br />
3672 Maria Taferl, Basilikaplatz<br />
Sa, 18. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />
3950 Gmünd, Stadtplatz<br />
Sa, 25. 5 <strong>2013</strong>, 16.00 Uhr<br />
Messegelände, Freigelände West,<br />
Stand Arge LogCom, 3430 Tulln<br />
Di, 28. 5. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />
Volksheim, 3130 Herzogenburg,<br />
Auring 29<br />
Sa, 1. 6. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr<br />
3550 Langenlois, Loisium-Allee 1<br />
So, 2. 6. <strong>2013</strong>, 18.30 Uhr<br />
Freizeitzentrum, 2351 Wiener Neudorf,<br />
Eumigweg 1–3<br />
Sa, 8. 6. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr<br />
2070 Retz, Hauptplatz<br />
So, 9. 6. <strong>2013</strong>, 15.00 Uhr<br />
Karikaturengarten, 3522 Brunn am Wald<br />
Eintritt frei!
Interview / 16<br />
Natália Kelly<br />
bei uns hats gefunkt<br />
Sie ist die derzeit wohl bekannteste Musikschülerin Österreichs. Spätestens seit ihrem Auftritt bei der ORF-<br />
Show „Österreich rockt den Song Contest“ weiß jeder, was „prima la musica“ ist, denn sie ist mehrfache<br />
Preisträgerin – die Rede ist von Natália Kelly, Österreichs Beitrag beim „Eurovision Song Contest“ <strong>2013</strong>.<br />
Schlagzeug und habe zusätzlichen Gesangsunterricht<br />
in Popularmusik bei Alex Wartha<br />
genommen. Dem Kinderchor folgte ein<br />
Jugendensemble, außerdem haben wir ein<br />
Gesangsterzett, „Cara Mias“, gegründet, das<br />
sich bald auf acht Mädchen erweiterte.<br />
Zusammen nahmen wir an Wettbewerben<br />
wie „prima la musica“, „Austria Cantat“<br />
oder „Österreich singt“ teil. Kurz gesagt: Die<br />
Musikschule wurde zu meinem zweiten<br />
Zuhause, täglich verbrachte ich meine Freizeit<br />
dort.<br />
Natália Kelly – Musikschülerin und Song-Contest-Hoffnung. Foto: Stefan Tauber<br />
Seit ihrem sechsten Lebensjahr besucht die<br />
nun 18-Jährige die Musikschule Bad Vöslau<br />
und startete dort ihre musikalische Laufbahn,<br />
die beim Kinderchor „Tigerband“<br />
anfing, sie über diverse Musikwettbewerbe<br />
zur Teilnahme am „Eurovision Song Contest“<br />
in Malmö führte und in einer internationalen<br />
Karriere münden soll. Michaela<br />
Hahn, Geschäftsführerin des Musikschulmanagement<br />
Niederösterreich, sprach mit<br />
Natália Kelly, deren Gesangs- und Klavierlehrerin<br />
Isabella <strong>Mai</strong>erhofer und dem Leiter<br />
der Musikschule Bad Vöslau, Christian<br />
Sauer, über den Weg ihrer musikalischen<br />
Karriere, die Rolle des Lehrers und Talenteförderung<br />
in der Musikschule.<br />
Natália, seit deinem sechsten Lebensjahr<br />
besuchst du die Musikschule, nimmst dort<br />
neben Gesangs- auch Klavierunterricht, hast<br />
auch E-Gitarre und Schlagzeug gelernt …<br />
Wie hat dein musikalischer Werdegang<br />
begonnen und was bedeutet Musikschule für<br />
dich persönlich<br />
Kelly: Begonnen hat alles bei Isabella (<strong>Mai</strong>erhofer),<br />
zuerst mit Klavierunterricht, bald<br />
darauf mit Gesang. Die Begeisterung war<br />
sofort da, sodass meine Mama Isabella bald<br />
überredet hat, einen Kinderchor zu gründen.<br />
Mit der Gründung der „Tigerband“ hat<br />
meine Leidenschaft zum Gesang begonnen,<br />
später kam das Musizieren hinzu. Ich habe<br />
ein paar Jahre E-Gitarre gelernt, später auch<br />
Nebenher hast du auch noch beim „Kiddy<br />
Contest“ oder bei „The Voice“ teilgenommen.<br />
Was war der Beweggrund dafür<br />
Kelly: Den „Kiddy Contest“ habe ich immer<br />
schon gerne verfolgt. Meinen Eltern habe<br />
ich angekündigt, mitmachen zu wollen.<br />
Anfangs waren sie skeptisch, da ich erst<br />
neun Jahre alt war, aber schlussendlich<br />
konnten wir eine DVD produzieren und<br />
diese einschicken – und es hat funktioniert!<br />
Ab diesem Zeitpunkt war klar: Das möchte<br />
ich beruflich einmal machen. Dann hat<br />
eines zum anderen geführt. In der Musikschule<br />
haben Isabella und ich hart an meiner<br />
Stimme gearbeitet. „The Voice“ gab mir die<br />
Möglichkeit, meine eigenen Songs zu präsentieren<br />
und auch an ihnen zu arbeiten.<br />
Durch meinen Sieg hatte ich zusätzlich auch<br />
die Möglichkeit, eine Single aufzunehmen<br />
und mit dem Produzenten der Plattenfirma,<br />
bei der ich jetzt bin, zusammenzuarbeiten.<br />
Seit Oktober habe ich nun einen Plattenvertrag<br />
– im April wurde mein erstes Album,<br />
„Natália Kelly“, veröffentlicht.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Interview / 17<br />
Michaela Hahn, Musikschulmanagement<br />
Niederösterreich (2. v. l.), sprach mit Natália Kelly<br />
(r.), deren Gesangs- und Klavierlehrerin Isabella<br />
<strong>Mai</strong>erhofer (3. v. l.) und dem Leiter der Musikschule<br />
Bad Vöslau, Christian Sauer (l.).<br />
Isabella, du betreust ja viele Musikschüler,<br />
und das oft jahrelang. Wie erkennt man<br />
Talent und wie fördert man es als Lehrer<br />
<strong>Mai</strong>erhofer: Als Lehrer braucht man ein<br />
Gespür für das Erkennen von Talenten, auch<br />
kommt mit der Zeit die Erfahrung, Situationen<br />
und Talente zu erkennen. Ein guter<br />
Draht zum Schüler ist dabei hilfreich. Wenn<br />
dieser stimmt, erkennt man oft auch Begabungen,<br />
die für andere weniger sichtbar<br />
sind. Wenn Kapazität und Begabung vorhanden<br />
sind, so soll man auf jeden Fall versuchen,<br />
diese zu fördern. Dafür bieten sich<br />
Wettbewerbe an, weil man gezielt darauf<br />
hinarbeiten kann. Ich persönlich versuche<br />
herauszufinden, ob der Schüler das nötige<br />
Talent, aber auch die Nerven dafür hat.<br />
Kelly: Und der Wille muss da sein!<br />
Man sagt oft: „Jeder Schüler findet seinen<br />
Lehrer“. Trifft das bei euch zu<br />
Kelly: Ja, bei uns hat’s gefunkt (lacht)! Ich<br />
verstehe mich mit allen meinen Lehrern gut,<br />
aber natürlich hat man zu jedem einen<br />
anderen Zugang. Mit Isabella arbeite ich am<br />
längsten zusammen, das erklärt wahrscheinlich<br />
unsere Harmonie. Außerdem teilen wir<br />
eine ähnliche Ansichtsweise: Isabella fordert<br />
und fördert – sie lässt Begabungen nicht<br />
stehen, sondern möchte, dass ich mich weiterentwickle.<br />
Wie bereitest du Schüler auf Wettbewerbe vor,<br />
wie geht ihr mit der Erwartungshaltung um<br />
<strong>Mai</strong>erhofer: Ein Vorteil ist, dass ich alle<br />
meine Schüler selber begleite – das ist für<br />
die Harmonie und das Zusammenwachsen<br />
ideal. Anfangs riet ich meinen Schülern,<br />
ohne große Erwartungen zum Wettbewerb<br />
Natália Kelly als Musikschülerin beim Wettbewerb<br />
podium.jazz.pop.rock 2009<br />
zu fahren, da wir weder das Umfeld noch die<br />
Art der Bewertung kannten. Doch so wie<br />
sich die Wettbewerbe in den vergangenen<br />
Jahren weiterentwickelt haben, so habe auch<br />
ich Erfahrungen gesammelt. Heute weiß ich,<br />
wie der Hase läuft: ich kann mittlerweile gut<br />
einschätzen, wann Schüler die Kapazität<br />
haben, einen 1. Preis zu erreichen.<br />
Wenn du auf der Bühne stehst, sticht deine<br />
Stimme heraus. Was mich beeindruckt, ist,<br />
dass es dir scheinbar nichts ausmacht, auch<br />
einmal in einer Nebenrolle mitzuwirken.<br />
Kelly: Mir geht es grundsätzlich nicht<br />
darum, im Mittelpunkt zu stehen, ich möchte<br />
nur „mein Ding“ machen. Ich liebe es zu<br />
musizieren, egal in welcher Rolle ich bin: Ich<br />
genieße, was ich tue! So auch beim Musicalprojekt<br />
Wir sind Bühne.Musical – ich hatte<br />
viel Spaß und habe sehr viel dazugelernt –<br />
von der Gruppe sowie der künstlerischen<br />
Leiterin, Luzia Nistler.<br />
Sauer: Es ist auch nicht ihre Charaktereigenschaft,<br />
sich derart in den Mittelpunkt zu stellen.<br />
Ob bei der Show „Österreich rockt den<br />
Song Contest“ oder eine Woche später im<br />
kleinen Rahmen beim Vortragsabend der<br />
Musikschule – Natália singt alleine oder im<br />
Chor als eine von zehn: genau das macht sie<br />
so sympathisch. Und so ist sie ihren Weg<br />
gegangen, bis hin zum „Song Contest“ in<br />
Malmö, das ist unglaublich!<br />
Talenteförderung ist in Niederösterreich ein<br />
großes Thema, vom Musikschulbeirat wird in<br />
den kommenden Jahren dahingehend ein<br />
Schwerpunkt gesetzt. Was kann die Musikschule<br />
an Talenteförderung leisten bzw. bis zu<br />
welchem Grad kann sie das<br />
Sauer: Meiner Meinung nach funktioniert<br />
die Talenteförderung in Niederösterreich<br />
bereits sehr gut. Besonders das Jugendsinfonieorchester,<br />
das viele Möglichkeiten für<br />
Musikschüler bietet, muss hervorgehoben<br />
werden. Die Musikschule stellt die Rahmenbedingungen<br />
für eine gute Ausbildung bereit,<br />
in Vortragsabenden und Konzerten bietet sie<br />
Auftrittsmöglichkeiten und vieles mehr. Der<br />
nächste Schritt ist das Hinführen zum Musikstudium.<br />
Projekte und Fördermöglichkeiten<br />
seitens der Musikschule und dem Musikschulmanagement<br />
Niederösterreich gibt es<br />
zur Genüge. Und wer wirklich intensiv mehr<br />
machen möchte, bei dem funktioniert es wie<br />
bei Natália, wenn die ganze Familie dahintersteht<br />
und sie tatkräftig unterstützt.<br />
Natália, dein nächstes Ziel ist der „Song Contest“<br />
– hast du Pläne für die Zukunft Wie<br />
geht es danach weiter<br />
Kelly: Ich hoffe gut (lacht). Mein Ziel ist es,<br />
eine internationale Karriere aufzubauen,<br />
darauf arbeite ich schon länger hin. Jetzt ist<br />
Österreich dran und dann …<br />
Wir drücken dir fest die Daumen dafür und<br />
wünschen dir das Allerbeste für Malmö! /<br />
Interview: Michaela Hahn, Katharina Heger<br />
NATÁLIA KELLY<br />
———————————————————<br />
Geboren am 18. 12. 1994 in Hartford/<br />
Connecticut (USA); lebt in Österreich seit<br />
2000; Unterricht in der Musikschule Bad<br />
Vöslau in Klavier bei Isabella <strong>Mai</strong>erhofer,<br />
Schlagzeug bei Thomas <strong>Mai</strong>r, E-Gitarre bei<br />
Roland Teuchmann und Gesang bei Isabella<br />
<strong>Mai</strong>erhofer und Alex Wartha.<br />
Preise und Erfolge bei Wettbewerben:<br />
Kiddy Contest 2004: 2. Platz;<br />
prima la musica: 1. Preise mit ausgezeichnetem<br />
Erfolg bei Landes- und Bundeswettbewerb<br />
(Solo/Ensemble, Klavier/<br />
Gesang) von 2005 bis 2010;<br />
podium.jazz.pop.rock: 1. Preise mit ausgezeichnetem<br />
Erfolg von 2008 bis 2012;<br />
Teilnahme am Musicalprojekt des Musikschulmanagement<br />
Niederösterreich („Wir<br />
sind Bühne.Musical“, 2011);<br />
The Voice: 1. Platz (2011);<br />
Plattenvertrag mit Universal Music<br />
Austria (2012);<br />
Teilnahme am „Eurovision Song Contest“<br />
in Malmö für Österreich (<strong>2013</strong>).<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Musikschule / 18<br />
Porträt<br />
mein grösstes<br />
spielzeug<br />
Am 25. <strong>Mai</strong> gibt das Jugendsinfonieorchester Niederösterreich ein Benefizkonzert<br />
für das Rote Kreuz Amstetten. Der Solist Nikolaus Guschlbauer im Porträt.<br />
Nikolaus Guschlbauer bei Proben mit dem<br />
Jugendsinfonieorchester Niederösterreich.<br />
Besuch beim Probencamp des Jugendsinfonieorchesters<br />
Niederösterreich in Melk. Bei<br />
der Hauptprobe für das Konzert für Klavier<br />
und Orchester Nr. 3 von Ludwig van Beethoven<br />
– angeleitet von Dirigent Martin<br />
Braun – ist zu hören, was die Musikschüler<br />
in den letzten Tagen gemeinsam mit ihren<br />
Dozenten aus den Reihen des Tonkünstler-<br />
Orchesters Niederösterreich erarbeitet<br />
haben. Am Klavier: Nikolaus Guschlbauer.<br />
Es ist das erste Konzert des 20-jährigen Katzelsdorfers<br />
mit einem derartigen Orchester<br />
– und dennoch merkt man ihm kaum Nervosität<br />
an. Immer wieder erntet er anerkennende<br />
Blicke von Kollegen, Dirigent oder<br />
Dozenten. „Eine Karriere als Konzertpianist“<br />
– natürlich ein ambitioniertes Ziel,<br />
erzählt Nikolaus Guschlbauer, auf seine<br />
Pläne angesprochen. Begonnen hat seine<br />
musikalische Laufbahn an der Josef Matthias<br />
Hauer Musikschule in Wiener Neustadt<br />
bei Franziska Schneider. Aber eigentlich<br />
noch früher, denn zu Hause stand ein alter<br />
Flügel. „Mein größtes Spielzeug“, wie Nikolaus<br />
Guschlbauer ihn bezeichnet. Darauf<br />
begann er zu improvisieren und Melodien<br />
nachzuspielen. Die Zeit an der Musikschule<br />
war geprägt durch zahlreiche Musikwettbewerbe<br />
bei „prima la musica“ und ebenso<br />
viele 1. Preise auf Landes- und Bundesebene.<br />
Zwischen Perfektion<br />
und Improvisation<br />
Ab dem Alter von zwölf Jahren besuchte<br />
Nikolaus Guschlbauer die Vorbereitungsklasse<br />
von Alma Sauer an der Universität für<br />
Musik und darstellende Kunst Wien, seit<br />
2011 studiert er Konzertfach bei Ralf Heiber<br />
am Joseph Haydn Konservatorium des Landes<br />
Burgenland. Dass selbst das größte<br />
Talent viel Übung braucht und der Weg zum<br />
Berufsmusiker lang ist, wird deutlich, wenn<br />
Nikolaus Guschlbauer von seinem Alltag in<br />
Eisenstadt erzählt. Bis zur Hälfte des Tages<br />
verbringt er am Instrument. Wichtig ist ihm<br />
dabei jedoch nicht nur das „sture“ Üben,<br />
sondern auch das Improvisieren: „Was deutlich<br />
unterschätzt und selten angesprochen<br />
wird, ist die Improvisation. Diese ist in der<br />
‚Klassik‘ total verloren gegangen, da der<br />
Zeitgeist in Richtung Perfektion drängt.<br />
Dabei wird vergessen, dass man für Perfektion<br />
auch das Eingehen auf den Moment eine<br />
gewisse Flexibilität braucht.“<br />
Die Möglichkeit, mit dem Jugendsinfonieorchester<br />
Niederösterreich zu musizieren,<br />
sieht der Solist als weiteren Schritt nach<br />
vorne in allen Beziehungen – musikalisch<br />
wie auch persönlich – und als tolle Erfahrung.<br />
Diese birgt jedoch auch Herausforderungen<br />
in sich. „Man muss eine gewisse<br />
Deutlichkeit mitbringen und diese auch<br />
manchmal mit Risiko durchsetzen“,<br />
beschreibt Nikolaus Guschlbauer. Und er<br />
ergänzt: „Aber man wächst schnell zusammen,<br />
das merkt man schon während der<br />
Proben.“<br />
Am 25. <strong>Mai</strong> gibt es die Möglichkeit, das<br />
Jugendsinfonieorchester Niederösterreich,<br />
unter der künstlerischen Leitung von Martin<br />
Braun, und Nikolaus Guschlbauer am Klavier<br />
zu hören. /<br />
Text und Foto: Katharina Heger<br />
BENEFIZKONZERT<br />
———————————————————<br />
Sa, 25. 5. <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr<br />
Jugendsinfonieorchester Niederösterreich:<br />
Benefizkonzert für das<br />
Rote Kreuz Amstetten<br />
Werke von Markus Zierhofer, Ludwig<br />
van Beethoven, Modest Mussorgski und<br />
Johann Strauß Sohn.<br />
Johann-Pölz-Halle<br />
3300 Amstetten, Stadionstraße 12,<br />
Kartenvorverkauf<br />
Tel. 02742 601 454, avb@amstetten.at,<br />
www.avb.amstetten.at<br />
Information<br />
www.musikschulmanagement.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Hast du Töne / 19<br />
BordunMusikTage<br />
bunt<br />
brummen<br />
Bei den alljährlichen BordunMusikTagen „Hast du Töne“ tauchen<br />
Musiker vier Tage lang in die bunte Welt der Bordunmusik ein.<br />
Nyckelharpa. Foto: Mikael Bodner<br />
Das Wort „Bordun“ (dt. „Brummer“) bezeichnet<br />
einen konstanten Dauerton als einfachste<br />
Form der Melodiebegleitung, der<br />
beim Dudelsack von eigens dafür vorgesehenen<br />
Bordunpfeifen geliefert wird, die auch<br />
„Bordun“ genannt werden. Zu den Borduninstrumenten<br />
zählen neben den Dudelsäcken<br />
unter anderen auch Drehleiern, Nyckelharpas,<br />
Hardingfele und Portative. Durch den<br />
Bordun wird das Wechselspiel zwischen konsonanten<br />
und dissonanten Klängen besonders<br />
deutlich hörbar, wodurch eine ausgeprägte<br />
musikalische Farbigkeit entsteht.<br />
Mit den BordunMusikTagen <strong>2013</strong> in Zeillern<br />
geht dieser Kurs in seine 22. Runde. Alljährlich<br />
tauchen Instrumentalisten vier Tage lang<br />
in die bunte Welt der Bordunmusik ein. Vermittelt<br />
werden sowohl Grundlagen für<br />
Anfänger als auch vertiefende Inhalte für<br />
Fortgeschrittene und Könner. Die Teilnehmer<br />
haben die Möglichkeit, in verschiedensten<br />
Kombinationen von Instrumenten<br />
Bordunmusik zu erleben und zu praktizieren,<br />
denn schließlich passen ja alle anderen<br />
Instrumente mit Borduninstrumenten zusammen.<br />
Durch die Verbindung von Dudelsack<br />
und Drehleier mit verschiedenen Volksmusikinstrumenten<br />
erhalten auch bekannte<br />
Melodien einen ganz eigenen, faszinierenden<br />
Charakter. Auch übers ganze Jahr kann man<br />
in einigen Musikschulen Niederösterreichs<br />
Dudelsack etc. lernen, etwa bei Norbert<br />
Suchy in der Musikschule Strasshof, bei<br />
Christian Blahous in der W. A. Mozart<br />
Musikschule Horn und in der Musikschule<br />
Hainburg. /<br />
BORDUNMUSIKTAGE <strong>2013</strong><br />
———————————————————<br />
Do, 30. 5.–So, 2. 6. <strong>2013</strong><br />
Schloss Zeillern, 3311 Zeillern<br />
Seminarleitung<br />
Norbert Suchy, Christian Blahous<br />
Anmeldung & Information<br />
Mag. Andreas Teufl<br />
Tel. 0664 8223963<br />
http://bordunmusiktage.schoenfeldinger.at/<br />
www.volkskulturnoe.at<br />
tanz&MUSIKWOCHE<br />
———————————————————<br />
Die Volkskultur Niederösterreich<br />
lädt herzlich zur traditionellen<br />
tanz&MUSIKwoche ein: heuer erstmals<br />
nach Hollenstein/Ybbs, in die Landwirtschaftliche<br />
Fachschule Unterleiten.<br />
Im Mittelpunkt steht die traditionelle<br />
österreichische, besonders die niederösterreichische<br />
Volksmusik: gespielt, getanzt,<br />
gesungen.<br />
Die tanz&MUSIKwoche richtet sich an<br />
alle Altersgruppen, an einzelne Musikanten,<br />
Tänzer und Sänger wie auch an<br />
Gruppen und Familien, die Volksmusik<br />
und Volkstänze erleben und erlernen<br />
möchten. In kleinen Gruppen lernen die<br />
Kursteilnehmer unterschiedliche Stile,<br />
Besetzungs- und Improvisationsformen<br />
kennen. Wer sich fundiert weiterbilden<br />
will, wird im Ensemblespiel und im<br />
Kleingruppensingen bestens versorgt.<br />
Speziell für die Jüngsten gibt es Kindertanz,<br />
Kinderspiel und Abenteuer.<br />
Die herausragende Qualität der Küche<br />
der Landwirtschaftlichen Fachschule<br />
Unterleiten und die herrliche Umgebung<br />
des oberen Ybbstals machen die<br />
tanz&MUSIKwoche schließlich zu einem<br />
Erlebnis für alle Sinne.<br />
Seminarleitung: Dorli Draxler<br />
Referenten: Birgit Glawischnig, Julia<br />
Lacherstorfer, Dieter Schickbichler,<br />
Gregor Narnhofer, Ernst Spirk, Petra<br />
Humpel, Andrea Lakinger, Franz Huber,<br />
Julia Schenkermayr, Martina Gebhard<br />
Tanzmusikant: Dominik Rapcic<br />
Kinderbetreuung: Barbara Kremslehner<br />
So, 7.–Sa, 13. 7. <strong>2013</strong><br />
tanz&MUSIKwoche<br />
Fachschule Unterleiten<br />
3343 Hollenstein/Ybbs, Dornleiten 1<br />
Anmeldung & Information<br />
Volkskultur Niederösterreich<br />
Tel. 02732 85015 23, 0664 8485352<br />
birgit.bosch@volkskulturnoe.at<br />
www.volkskulturnoe.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Niederösterreichisches Volksliedarchiv / 20<br />
Digitalisierung<br />
AUS DER QUELLE<br />
SCHÖPFEN<br />
Das Niederösterreichische Volksliedarchiv ist ein gefragtes Archiv. In diesem Jahr setzt das Volksliedarchiv<br />
einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung der umfangreichen Handschriftensammlung.<br />
„Guten Tag, könnten Sie mir eine Beschreibung<br />
der Kassetten K 12, K 212 und K 213<br />
übermitteln“ – „Für meine Forschungen<br />
bräuchte ich Scans folgender in Ihrem<br />
Archiv aufbewahrten, handschriftlich aufgezeichneten<br />
Volksliedern.“ – „Sie bewahren<br />
im Archiv die Gabler-Messe auf. Könnte ich<br />
davon eine PDF-Datei haben“ – „Ich<br />
schreibe gerade an meiner Diplomarbeit<br />
und suche folgende Liedtexte und wenn<br />
möglich Noten dazu.“ – „Im nächsten Heft<br />
unseres Journals soll ein Artikel über Raimund<br />
Zoder und seine Volkstanzaufzeichnungen<br />
erscheinen. Haben Sie von Zoder<br />
bzw. von Volkstänzen alte Fotos“ – „Ich<br />
suche Literatur zu meinem Maturaarbeitsthema<br />
über Volkstanz. Können Sie mir<br />
Tipps geben“ – „Welche Osterbräuche gibt<br />
es speziell in Niederösterreich“ – „Ich suche<br />
Anleitungen zum Stricken eines Herrentrachtenjankers.“<br />
Das Niederösterreichische Volksliedarchiv,<br />
das von der Volkskultur Niederösterreich<br />
GmbH geführt wird, ist ein häufig angefragtes<br />
Archiv, wenn Menschen nach Volksliedern,<br />
Volkstanzaufzeichnungen, Volksmusiknoten<br />
oder nach Materialien zu den<br />
Themen Brauch oder Tracht suchen. Und<br />
normalerweise werden sie im ältesten Volksliedarchiv<br />
Österreichs, das seit 1905 ununterbrochen<br />
besteht, auch fündig. Wurden<br />
bis vor Kurzem die Anfragen noch vorwiegend<br />
per Post oder per Telefon an das<br />
Archiv gerichtet, stellt mittlerweile der<br />
Großteil der Archivbenutzer seine Anfragen<br />
per E-<strong>Mai</strong>l, verbunden mit der Bitte, man<br />
möge die gesuchten Materialien elektronisch<br />
übermitteln.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Niederösterreichisches Volksliedarchiv / 21<br />
Das analoge Archiv wird immer häufiger ...<br />
... vom virtuellen Besucher genützt.<br />
Virtuelle Besucher<br />
Der virtuelle Archivbesucher ist die Regel<br />
geworden. Er will das Archiv von zuhause<br />
aus elektronisch nach von ihm selbst festgelegten<br />
Kriterien durchstöbern. Schon seit<br />
Juli 2002 sind Teile der Bestände des Niederösterreichischen<br />
Volksliedarchivs online<br />
abrufbar. Seit 2004 finden sich große Teile<br />
der Bestände des Verbundes der Volksliedwerke<br />
Österreichs und Südtirols in einer<br />
gemeinsamen Datenbank. Diese Datenbank<br />
wächst durch Retro-Verzeichnung von Altbeständen<br />
und durch Aufnahme der Neuzugänge<br />
nach wie vor.<br />
Ziel ist über die Bereitstellung von Metadaten<br />
einer Archivale hinaus deren Visualisierung,<br />
sodass der Benutzer nicht nur<br />
Daten über das Gesuchte erhält, sondern das<br />
Archivmaterial selbst digital einsehen kann.<br />
Ein „papierenes Gedächtnis“<br />
Damit aber solche modernen Recherchemethoden<br />
überhaupt in einem Archiv angewandt<br />
werden können, ist die Arbeit vieler<br />
engagierter Liebhaber und Pfleger des<br />
Volksliedes in der Vergangenheit Voraussetzung.<br />
Persönlichkeiten wie etwa Raimund<br />
Zoder (1882–1963), Georg Kotek<br />
(1889–1977), Karl Liebleitner (1858–1942)<br />
oder Karl Magnus Klier (1892–1966) haben<br />
neben vielen anderen Volksliedforschern<br />
nach den Quellen des Volksliedes gesucht<br />
und diese durch ihr unermüdliches Sammeln<br />
und Aufzeichnen entdeckt und<br />
erschlossen. Insgesamt beherbergt das Niederösterreichische<br />
Volksliedarchiv mittlerweile<br />
rund 28.000 handschriftlich aufgezeichnete<br />
Lieder, die neben dem Text auch<br />
oft die Singweise überliefern. Sprüche und<br />
Spiele ergänzen dieses reichhaltige Material.<br />
Dazu kommen rund 20.000 handschriftlich<br />
notierte Instrumentalstücke. Häufig sind die<br />
Aufzeichnungen datiert und lokalisiert,<br />
ergänzt durch Angaben über die Gewährspersonen.<br />
Neben diesem historischen Hauptbestand<br />
an Archivalien ist das Volkliedarchiv im<br />
Besitz von rund 1.000 Volkstanzaufzeichnungen,<br />
6.000 zum Teil historischen Fotografien<br />
und rund 2.000 Tonträgern und<br />
Feldforschungsaufnahmen. Als Handapparat<br />
für den Volksmusikforscher oder -interessenten<br />
steht eine rund 4.000 Werke zählende<br />
Spezialbibliothek zur Verfügung.<br />
Dokumentationsstelle<br />
Das Niederösterreichische Volksliedarchiv<br />
hat die Aufgabe, das Volksmusikgeschehen<br />
in Niederösterreich zu dokumentieren. Was<br />
in der Vergangenheit hauptsächlich durch<br />
die Sammeltätigkeit und Aufzeichnung vor<br />
Ort erfolgte, wird heute durch gezielte Sammelstrategie<br />
und moderne Methoden der<br />
Feldforschung zu erreichen versucht. Die<br />
reichhaltige Tonträgersammlung ist einerseits<br />
ein Ergebnis des gegenwärtigen Dokumentierens.<br />
Zu dieser Sammlung gehören andererseits<br />
auch rund 1.100 lokal entstandene CD-Produktionen.<br />
Außerdem werden die Mitschnitte<br />
der vom ORF Niederösterreich<br />
wöchentlich produzierten Sendung „aufhOHRchen“<br />
archiviert, die ebenfalls Teil der<br />
Tonträgersammlung sind. Das Niederösterreichische<br />
Volksliedarchiv wird seinem Auftrag<br />
gerecht, ein volksmusikalischer und<br />
volkskultureller Gedächtnisspeicher zu sein,<br />
der möglichst viele relevante Informationen<br />
bewahrt, überliefert und für den Benutzer<br />
aufbereitet.<br />
Digitalisierung<br />
Im Jahr <strong>2013</strong> setzt das Volksliedarchiv einen<br />
Schwerpunkt auf die Digitalisierung der<br />
umfangreichen Handschriftensammlung.<br />
Im Zuge dessen werden ca. 40.000 Scans<br />
hergestellt und in der Datenbank der Volksliedwerke<br />
(www.volksmusikdatenbank.at)<br />
detailreich erschlossen. So kann der Benutzer<br />
via Internet nach Liedtexten, Textfragmenten,<br />
Liedanfängen oder Liedtiteln<br />
suchen und neben den Metadaten unmittelbar<br />
Einblick in einen Scan des Originals<br />
erhalten. Über die Bestellfunktion des VLW-<br />
Servers kann bei begründetem Bedarf eine<br />
Arbeitskopie angefordert werden.<br />
Das Niederösterreichische Volksliedarchiv<br />
ist ein offenes und für alle zugängliches<br />
Archiv. Einerseits ist das Team des Archivs<br />
darauf spezialisiert, die Anfragen der Benutzer<br />
bestmöglich zu beantworten, und andererseits<br />
sammelt, bewahrt und verzeichnet<br />
es das Archivgut, damit auch künftige Generationen<br />
Zugang zu den Quellen haben<br />
können. /<br />
Text: Peter Gretzel, Daniela Fuchs<br />
INFORMATION<br />
———————————————————<br />
Wenn Sie Anfragen an uns stellen oder<br />
unser Archiv einmal besuchen möchten:<br />
NÖ Volksliedarchiv<br />
c/o NÖ Landesbibliothek<br />
3109 St. Pölten, Landhausplatz 1<br />
Tel. 02742 9005-12878<br />
Mobil 0664 8485386<br />
archiv@volkskulturnoe.at<br />
www.volkskulturnoe.at<br />
Mag. Dr. Peter Gretzel, MAS, Archivleiter<br />
Mag. Daniela Fuchs, wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin<br />
Öffnungszeiten: Di–Do, 9.00–15.00 Uhr,<br />
bzw. nach Vereinbarung<br />
Teile der Bestände auf<br />
www.volksmusikdatenbank.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Brandlhof / 22<br />
Fronleichnam<br />
dem himmel so nahe<br />
Fronleichnam ist eine Zurschaustellung der eucharistischen Gaben,<br />
aber auch all der Pracht der katholischen Kirche.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Brandlhof / 23<br />
… dem Allerheiligsten bereitet …<br />
Grasteppich, Blumenteppich, Perserteppich – der Weg wird …<br />
… und die Erstkommunionkinder folgen.<br />
Der Himmel ist aufgespannt. Vor den<br />
Altären, auf Plätzen und Straßen sind die<br />
Perserteppiche ausgerollt, das Birkengrün ist<br />
geschnitten und das frische Gras auf den<br />
Straßen verstreut. Es duftet nach Sommer.<br />
Die schweren Pfingstrosen bringen viele<br />
Blütenblätter, für Veilchen und Gänseblümchen<br />
bedarf es Fleiß, der Löwenzahn zaubert<br />
Sonne in die Körbchen der Kinder.<br />
Am Fronleichnamstag, wenn der Priester<br />
die Monstranz in alle Himmelsrichtungen<br />
trägt, wenn die Erstkommunionkinder<br />
nochmals in ihre feinen Kleider und Anzüge<br />
schlüpfen, wenn Musikkapelle und Feuerwehr,<br />
Pfarrgemeinderat und Honoratioren,<br />
Vereine mit wehenden Fahnen, das Kirchenvolk<br />
und Schaulustige in festgelegter Formation<br />
durch den Ort ziehen, ist das Frühjahr<br />
in seiner schönsten Jugend. Aus den Fenstern<br />
blicken Muttergottesstatuen und Hirsche<br />
mit Hubertuskreuz, die Kerzen flackern<br />
im Wind, Blumenvasen balancieren auf den<br />
Fensterbrettern. Fronleichnam ist ein prunkvolles,<br />
barockes Fest. Hier trifft die katholische<br />
Kirche auf ein Volksfest.<br />
„Fronleichnam" kommt aus dem Alt- bzw.<br />
Mittelhochdeutschen und bedeutet „des<br />
Herrn (lebendiger) Leib“. Erst in der Neuzeit<br />
bekam das Wort „lichnam“ die Bedeutung<br />
von „lebloser Körper“. Gefeiert wird, dass<br />
Jesus am Gründonnerstag beim letzten<br />
Abendmahl seine bleibende Gegenwart in<br />
Brot und Wein verheißen hat, wo seine Jünger<br />
das Gedächtnis seines Todes und seiner<br />
Auferstehung feiern. Deswegen wird Fronleichnam<br />
auch an einem Donnerstag gefeiert.<br />
Der offizielle Titel des Festes lautet:<br />
Hochfest des Leibes und Blutes Christi. Aus<br />
diesem Grund werden die Altarsakramente<br />
zur Schau gestellt, aber auch der Prunk der<br />
kirchlichen Gerätschaften und Gewänder.<br />
Seit dem 15. Jahrhundert sind mit dem<br />
Hochfest Prozessionen verbunden. Die<br />
Zünfte stellten ebenso die materiellen und<br />
geistigen Mittel zur Schaffung der kostbaren<br />
Monstranzen bereit. Um die Organisation<br />
kümmerten sich sogenannte Gottsleichnamszechen,<br />
wie Leopold Schmidt in der<br />
„Volkskunde für Niederösterreich“ schreibt.<br />
Ein weiterer Grund für die Etablierung des<br />
Fronleichnamsfestes war die wachsende<br />
Scheu vor der Kommunion. Die Ehrfurcht<br />
vor der Hostie war so groß, dass man kaum<br />
wagte, sie zu empfangen. Also wurde sie in<br />
kunstvoller Umrahmung zur Schau gestellt.<br />
Katholische Demonstration<br />
Mit der Reformationsbewegung verloren<br />
sich einerseits vielerorts die prunkvollen<br />
Prozessionen. Andererseits bekam durch<br />
Martin Luther und die Reformation Fronleichnam<br />
den Charakter einer katholischen<br />
Machtdemonstration. In der Gegenreformation<br />
blühten die Zechen wieder auf – sie<br />
regelten auch, welche Zünfte und Verbände<br />
in welcher Reihung hinter dem Himmel<br />
marschierten.<br />
Die barocke Ausgestaltung des Festes ist bis<br />
heute lebendig. Ein Aufruf aus 1706 des<br />
Prediger Arpagaus lautet: „Jede Blum dann<br />
an eweren Kräntzlein, jeder Ehrenbau durch<br />
die Gassen und vor den Häusern, alles<br />
Gewand und was sonst Schönes jedes Haus<br />
hat, vor den Fenstern, alles Geläut in den<br />
Thürmen, alles Knallen auss den Büchsen,<br />
aller Thon der Trompeten, der Harffen, der<br />
Orgeln, der Violinen – alles gereicht zur<br />
Vermehrung der Heiligkeit seines Namens.“<br />
Fronleichnam als sichtbares und im öffentlichen<br />
Raum zelebriertes Fest wurde auch<br />
von der Politik benutzt. Nicht nur die Habsburger<br />
nahmen dieses Fest zur Darstellung<br />
der Verbindung zwischen Kirche und Staat<br />
für sich ein, auch der Ständestaat versuchte<br />
mit Pomp dem „Roten Wien“ ein <strong>Kultur</strong>ereignis<br />
entgegenzusetzen.<br />
Ist das Tedeum in der Kirche verklungen,<br />
werden die Muttergottesstatuen wieder auf<br />
ihre angestammten Plätze gestellt. Die Vereinsfahnen<br />
werden in Seidenpapier gelegt.<br />
Das Grün, das die Altäre schmückt, wird mit<br />
nach Hause genommen und soll Heim und<br />
Hof vor Unwetter schützen.<br />
Manche Blüten widersetzen sich hartnäckig<br />
der Straßenreinigung und leuchten noch<br />
Tage in Ritzen und Rinnsteinen. /<br />
Text: Mella Waldstein<br />
Fotos: Dieter Schewig<br />
INFORMATION<br />
———————————————————<br />
Do, 30. 5. <strong>2013</strong>, 8.00 Uhr<br />
Fronleichnam in Radlbrunn<br />
Schlusssegen im Brandlhof,<br />
anschließend Frühschoppen<br />
Tel. 02956 81222<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Waldviertel / 24<br />
Blasmusik<br />
DAS BAND<br />
DER BLASMUSIK<br />
„Der böhmische Traum“ ist ein grenzüberschreitendes Fest der Trachtenkapelle Brand. Die Beziehungen<br />
zum Nachbarn begannen weit früher, als der Eiserne Vorhang die Länder trennte.<br />
Treffen österreichischer und tschechoslowakischer Musiker in Litschau, 1974.<br />
Wenn eine große Anzahl von Menschen verschiedener<br />
Länder sowie unterschiedlicher<br />
Gesellschaftsschichten und Altersgruppen<br />
gemeinsam ihre Leidenschaft ausüben und<br />
alle für Stunden dasselbe tun, fühlen und<br />
erleben, entsteht ein unvergleichliches Gefühl<br />
von Gemeinsamkeit. Aus dieser Idee heraus<br />
entstand durch eine gemeinsame Initiative<br />
von Andreas Schindl und Jürgen Uitz das<br />
Projekt „Der böhmische Traum“, ein grenzüberschreitendes<br />
Projekt, welches seit 2010<br />
jährlich im Rahmen des Pfingstfestes von der<br />
Trachtenkapelle Brand durchgeführt wird. In<br />
Brand bei Gmünd treffen so viele Musiker<br />
wie möglich aus jeder Musik- und Himmelsrichtung<br />
zusammen, um im Rahmen eines<br />
Großkonzerts den „Böhmischen Traum”<br />
sowie zahlreiche weitere musikalische Höhepunkte<br />
der Blasmusik gemeinsam erklingen<br />
zu lassen und sich so richtig wohl zu fühlen.<br />
Darüber hinaus versucht man, die traditionelle<br />
Blasmusik zu leben, Partnerschaften zu<br />
finden, Freundschaften zu schließen und im<br />
Rahmenprogramm auch kulturelle Aktivitäten<br />
wie die Pflege des volksmusikalischen<br />
Liedguts zu erhalten. Die Trachtenkapelle<br />
Brand möchte im Waldviertel – wie auch im<br />
angrenzenden Südböhmen – der weit verbreiteten<br />
Begeisterung für die Blasmusik mit<br />
einer grenzüberschreitenden Liebeserklärung<br />
Ausdruck verleihen. Dabei soll speziell die<br />
Polka im Mittelpunkt stehen, neben dem<br />
Marsch die traditionellste Form der Blasmusik.<br />
Ladislav Kubeš sen.<br />
Begonnen haben die österreichisch-südböhmischen<br />
Beziehungen aber schon viel früher.<br />
Schon während des Zweiten Weltkriegs<br />
musste seitens der Trachtenkapelle Brand<br />
öfters auf tschechische Aushilfsmusiker<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Waldviertel / 25<br />
Kleines Ensemble der Trachtenkapelle Brand.<br />
Ein tschechischer Kommissär (li.), der zur Überwachung<br />
auf ein Fest in der Feuerwehrhalle abgestellt war. Er<br />
wurde kurzerhand von einem der Musikanten den ganzen<br />
Tag „bearbeitet“, damit es sich die Musikanten aus<br />
Tschechien besser gehen lassen konnten. Mitwirkende beim „Böhmischen Traum“ 2012.<br />
zurückgegriffen werden, wodurch dann<br />
Kontakte zum weltberühmten Komponisten<br />
Ladislav Kubeš sen. geknüpft werden konnten.<br />
Diese Kontakte wurden in erster Linie<br />
vom späteren Kapellmeister Adolf Zeller<br />
hergestellt und begannen laut Überlieferungen<br />
im Jahre 1962. Der offizielle Beginn<br />
der Partnerschaft ist mit dem Jahr 1968<br />
datiert, aus diesem Jahr gibt es eine Einladung<br />
von Adolf Zeller an Ladislav Kubeš sen.,<br />
mit seiner Gruppe in Brand aufzutreten.<br />
Der oft mehrtägige Aufenthalt in Brand fand<br />
immer unter Aufsicht von Kommissären<br />
des kommunistischen Regimes statt, da ja<br />
Fluchtgefahr aufgrund des überschrittenen<br />
Eisernen Vorhangs bestand. Die tschechoslowakischen<br />
Musikanten wurden mit Waren<br />
des alltäglichen Bedarfs reichlich versorgt<br />
nach Hause geschickt. Eine Bedingung<br />
des Austauschs war außerdem, dass die<br />
Musikgruppe freie Kost und Logis bekam,<br />
gegen Gage durften die Musikanten im Ausland<br />
nicht auftreten.<br />
Kommissäre hören mit<br />
Auch die Politik musste eingeschaltet werden,<br />
damit die Grenzen überwunden werden<br />
konnten: Einige Mitglieder der Trachtenkapelle<br />
mussten nach Hollabrunn ins<br />
<strong>Region</strong>albüro der Kommunistischen Partei<br />
pilgern und um ein Parteischreiben bitten,<br />
damit Kubeš sen. offiziell mit seiner Gruppe<br />
empfangen werden durfte. Dieses Schreiben<br />
ist heute noch in der Chronik der Trachtenkapelle<br />
Brand einsehbar und hebt den völkerverbindenden<br />
Charakter hervor. Der<br />
Kontakt zu Kubeš sen. hielt, wenn auch<br />
weniger intensiv, bis zu seinem Tode 1998.<br />
Die noch heute in der Trachtenkapelle<br />
Brand vertretenen Musiker August Anibas,<br />
Othmar Macho, Robert Illetschko, Othmar<br />
Langegger, Franz Macho und Rupert Trisko<br />
sind lebende Zeitzeugen dieser Ära und<br />
haben nach einer sonntäglichen Probe bei<br />
einem guten Gläschen Wein eine Geschichte<br />
aus längst vergangenen Tagen parat.<br />
Eine Folge der guten Beziehungen zu Kubeš<br />
sen. war, dass die Trachtenkapelle Brand mit<br />
ungefähr 150 handgeschriebenen Original-<br />
Kompositionen von Kubeš sen. versorgt und<br />
damit auf dem Gebiet der böhmischen<br />
Unterhaltungsmusik im Bezirk führend<br />
wurde. Diese Noten werden heute noch<br />
mehrheitlich auf den dargebotenen Frühschoppen,<br />
so auch beim „Böhmischen<br />
Traum“ teilweise auch mit mehrstimmigen<br />
Gesang wiedergegeben, am Leben erhalten<br />
und gepflegt. Durch die Bewahrung dieser<br />
Tradition sind viele alte Stücke, die damals<br />
schon trotz Eisernen Vorhangs im ländlichen<br />
Raum von Südböhmen und im Waldviertel<br />
bekannt waren, auch bis heute im<br />
Bewusstsein verankert. Dies liegt auch<br />
daran, dass Ladislav Kubeš sen. in seinen<br />
über 400 Kompositionen stets seine tief verwurzelte<br />
Liebe zur Heimat zum Ausdruck<br />
brachte und sehr volksnahe Texte verwendete.<br />
Ein Frühschoppen in Tschechien ist wie<br />
ein Konzert voller alter Volksweisen – die<br />
Bevölkerung kann nahezu alles mitsingen.<br />
Ähnlich ist es mit dem noch jungen Stück<br />
„Böhmischer Traum“ von Norbert Gälle,<br />
dass nicht zuletzt auch durch das Festival in<br />
Brand in der Umgebung allen Menschen<br />
bekannt ist und einen hohen Wiedererkennungswert<br />
hat. Dies hat zwangsläufig zur<br />
Identifizierung der Bevölkerung mit dem<br />
Grundgedanken der Veranstaltung „Böhmischer<br />
Traum“ geführt und den Alltag der<br />
Bevölkerung in Brand positiv beeinflusst. So<br />
wurde auch wieder der Kontakt zu Ladislav<br />
Kubeš jun. gesucht, der durch Andreas<br />
Schindl hergestellt wurde. Beim ersten<br />
Anruf im Jahre 2009 sagte dieser nur, dass er<br />
aus Brand anrufe. Die Antwort kam postwendend:<br />
„Brand bei Gmünd Ich komme.“<br />
Ladislav Kubeš jun. pflegt die südböhmische<br />
Polka (südböhmische Polka = langsam,<br />
mährische Polka = schnell) im Sinne seines<br />
Vaters weiter und ist mit seiner Gruppe<br />
„Veselka“ seit Beginn des Festivals 2010<br />
Schirmherr und jedes Jahr zu Gast.<br />
Dieses grenzüberschreitende Projekt liefert<br />
den Beweis, dass Musik ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
erzeugt, keine Grenzen und<br />
Generationskonflikte kennt und nur mit<br />
Respekt vor der Tradition und den Menschen,<br />
die dahinterstehen, verwirklicht werden<br />
kann. /<br />
Text: Andreas Teufl<br />
Fotos: Archiv der Trachtenkapelle Brand<br />
der BÖHMISCHE TRAUM 4.0<br />
———————————————————<br />
Fr, 17. 5.–So, 19. 5. <strong>2013</strong><br />
3873 Brand 102, Festplatz<br />
Jürgen Uitz, Tel. 0664 5378730<br />
anmeldung@derboehmischetraum.at<br />
www.derboehmischetraum.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Mostviertel / 26<br />
Stammtischmusi Wieselburg<br />
neue<br />
volksmusik<br />
Tanz auf der Schallaburg<br />
polka &<br />
tempeltanz<br />
Die Stammtischmusi Wieselburg präsentiert ihre<br />
neue CD mit neuer Volksmusik aus dem Mostviertel.<br />
Volkstanzfest auf der Schallaburg –<br />
Indische Tempeltänze inklusive.<br />
Im <strong>Mai</strong> präsentiert die Stammtischmusi Wieselburg ihre neue, von der<br />
Volkskultur Niederösterreich herausgegebene CD mit dem Titel „Neue<br />
Volksmusik aus dem Mostviertel“. Das Album bietet ein breites Spektrum<br />
an neu komponierten Volksmusikstücken aus dem Raum Wieselburg<br />
und zeigt in wunderbarer Weise die lebendige Volksmusikszene<br />
im Mostviertel. Seit 1997 spielt die Stammtischmusi Wieselburg mit<br />
Johannes Distelberger (Flügelhorn), Günther Cserveny (Flügelhorn),<br />
Manuel Schachinger (Tenorhorn), Anton Huber (Tuba) und Petra<br />
Humpel (Steirische Harmonika) schwungvolle, unverstärkte Volksmusik<br />
im Wirtshaus, bei Festen, in Konzerten oder am Tanzboden. Neben<br />
traditionellen alpenländischen Volksmelodien widmet sich das Ensemble<br />
verstärkt neuen Kompositionen aus dem Mostviertel. Viele Stücke<br />
stammen aus der Feder von Johannes Distelberger und Günther Cserveny.<br />
Im Repertoire finden sich aber auch viele Werke ehemaliger<br />
Gruppenmitglieder wie Helmut Gutleder, Robert Zahnt oder Berthold<br />
Eppensteiner. Auf der neuen CD sind auch Stücke von Herbert Reisinger<br />
und Sepp Schagerl zu hören. Viele Jahre spielte auch Elfi Pernkopf<br />
an der Harfe bei dem Ensemble mit. Die Musikschule Wieselburg lädt<br />
am 23. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> zur CD-Präsentation in den Konzertsaal ein. Die CD<br />
ist an diesem Abend zum Subskriptionspreis von EUR 15,00 (statt<br />
EUR 18,00) erhältlich. /<br />
NEUE VOLSKMUSIK AUS DEM MOSTIVERTEL<br />
————————————————————————————————<br />
Do, 23. 5. <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr<br />
CD-Präsentation<br />
Musikschule Wieselburg<br />
3250 Wieselburg, Weinzierlweg 22<br />
Tel. 07416 53880 (Dir. Johannes Distelberger)<br />
Die Volkstanzgruppe Loosdorf<br />
lädt erstmals zum Tanzfest ins<br />
Renaissanceschloss Schallaburg<br />
ein. Aufgespielt wird im großen<br />
Festsaal von der „Tanzlmusik Kaiserspitz“.<br />
Auf dem Programm stehen<br />
zahlreiche traditionelle regionale<br />
sowie bekannte österreichische<br />
und auch internationale<br />
Volkstänze.<br />
Um eine Brücke zur aktuellen<br />
Ausstellung „Das Indien der<br />
Maharadschas“ zu schlagen, lud<br />
Obmann Friedrich Müllner die<br />
indische Tänzerin Bhakti Devi ein.<br />
Sie leitet die indische Tanzschule Bharatnatyam in Wien und wird in<br />
der Pause Tempeltänze zeigen. Die einzelnen Tanzfiguren werden vor<br />
dem Tanz erklärt, sodass die Zuseher leichter in die spirituelle Welt der<br />
Tempeltänze eintauchen können. Die Volkstänzer hören in einer weiteren<br />
Tanzpause die Klänge des Blechbläser-Ensembles „Omnio Brasso“<br />
im Arkadenhof der Schallaburg. Die Volkstänzer können an diesem<br />
Tag auch die Ausstellung „Das Indien der Maharadschas“ bei<br />
einem ermäßigten Eintritt besuchen. Noch ein Tipp: Vor dem Besuch<br />
dieser Tanzveranstaltung empfiehlt sich auch ein Streifzug durch den<br />
Garten. /<br />
Foto: Tanzschule Bhakti Devi<br />
TANZ AUF DER SCHALLABURG<br />
————————————————————————————————<br />
Sa, 25. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr <br />
Tanz auf der Schallaburg<br />
Renaissanceschloss Schallaburg, 3382 Schallaburg 1 <br />
18,00 Euro<br />
Veranstalter: Volkstanzgruppe Loosdorf<br />
http://volkstanzgruppe-loosdorf.at.tf<br />
www.schallaburg.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Mostviertel / 27<br />
Handwerk<br />
Streichen &<br />
ZIEHEN<br />
Der Abbau und das Zurichten der Wetzsteine sind in Sonntagberg<br />
nicht in Vergessenheit geraten.<br />
Durch das Vorkommen einer Sandstein-<br />
Schiefer-Ader, die durch den Sonntagberg<br />
verläuft, hat man um 1880 begonnen, verschiedene<br />
Arten von Steinen wie Mauersteine,<br />
Steinplatten und auch den berühmten<br />
„Sonntagberger Wetzstein“ aus dem Berg zu<br />
brechen. Mit geringen technischen Hilfsmitteln<br />
wurden bis zu 100 Meter lange Stollen in<br />
den Berg getrieben und das Rohmaterial zu<br />
Tage gefördert. In diesen zum Teil sehr<br />
geräumigen untertägigen Abbau wurden<br />
Schleifsteine bis zu zwei Meter Durchmesser<br />
und 30 Zentimeter Stärke gebrochen und roh<br />
zugehauen. Die Stollen, in denen das Rohmaterial<br />
für die Wetzsteine gewonnen wurde,<br />
sind zum Teil heute noch aufzufinden. Vor<br />
allem oberhalb des Hauses „Stölln“ ist noch<br />
ein Stollen zugänglich und zeigt sehr schön<br />
die für die Wetzsteinerzeugung abgebauten<br />
Schichten.<br />
Eine Gruppe junger Burschen aus der<br />
Gemeinde Sonntagberg, allen voran Konrad<br />
Zöttl, angeregt durch seinen Großvater Alois<br />
Hörlesberger, wollten nicht, dass das Wetzsteinmachen<br />
völlig in Vergessenheit gerät. So<br />
haben sie die überwachsenen Stollen<br />
erforscht und bei Alois Hörlsberger das<br />
Handwerk gelernt. Sie stellen pro Jahr an die<br />
100 Stück her, die sie bei Festen und Wandertagen<br />
verkaufen.<br />
Wetzsteine im Kuhhorn, hergestellt von Konrad Zöttl und Alois Hörlesberger.<br />
Die Alten können es noch. Den Griff zum<br />
Kumpf, ein mit Wasser gefülltes Kuhhorn, in<br />
dem der Wetzstein steckt, und das Abziehen<br />
des Sensenblatts. Erfahrene Sensenmäher<br />
sagen, dass beim Wetzen das Sensenblatt<br />
musikalisch gestrichen werden muss.<br />
In den Eisenwurzen, wo in Hammerwerken<br />
Sicheln und Sensen in großer Zahl hergestellt<br />
wurden, gab es auch den entsprechenden<br />
Wetzstein. Abgebaut am Südwesthang<br />
des Sonntagberges wurde das Wetzsteinbrechen<br />
und Zurichten in kleinen Bauernwirtschaften<br />
betrieben. Der Boden ist karg<br />
und wenig ertragreich. Gräben, kleine Waldstücke,<br />
Wiesen, Weiden und kleine Felder<br />
prägen die Landschaft. Das Einkommen der<br />
Bauern war gering. Damit man die Arbeitskräfte,<br />
die im Sommer zur Heu und Getreideernte<br />
notwendig waren, auch in der<br />
arbeitsschwächeren Zeit am Hof halten<br />
konnte, hat man mit der Anlage von Steinbrüchen<br />
begonnen.<br />
Sonntagberger Vorkommen<br />
Die Wetzsteine wurden aus Steinplatten, in<br />
der richtigen Stärke, mit einem sogenannten<br />
„Zwicker“ als Rohling hergestellt. Anschließend<br />
wurde in der Schleiferei, die am Bach<br />
mit einem Wasserrad angetrieben wurde, der<br />
Wetzstein fertiggestellt. Die Wetzsteine<br />
waren sehr gefragt und fanden guten Absatz.<br />
Mit den Sensen und Sicheln – Erzeugnisse<br />
aus den Schmieden in den Eisenwurzen –<br />
konnte der Wetzstein mitgeliefert werden.<br />
Die Produkte der Hammerwerke wurden<br />
sogar bis auf den Balkan geliefert; somit<br />
wurde auch der Wetzstein über die Grenzen<br />
bekannt. Die Erzeugung wurde um 1920<br />
eingestellt. Mit der Erfindung des Carborundums<br />
– eines künstlich hergestellten, sehr<br />
beständigen Siliziumcarbids – kamen Wetzsteine<br />
auf den Markt, die preislich günstiger<br />
sind. /<br />
Foto: Gerhard Hofer<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Handwerk / 28<br />
Von Farben und Fäden<br />
VON DER AUSTRIA-SPITZE<br />
BIS ZUR ZISTEL<br />
Seit vielen Jahren ein Klassiker der Volkskultur Niederösterreich: die Werkwoche „Von Farben und Fäden“<br />
in Schloss Ottenschlag. Das „<strong>Schaufenster</strong> <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong>“ stellt Handwerkstechniken vor.<br />
und Anfänger beginnen mit zwei Paar Klöppeln,<br />
wobei dann auf sechs Paar erweitert<br />
wird. Im Gegensatz zum Stricken „kann<br />
man nicht so dahinklöppeln“, so Frau Winkler.<br />
„Dafür werden beim Klöppeln beide<br />
Hirnhälften trainiert.“<br />
Ohio Star<br />
Österreichisches trifft Amerikanisches.<br />
Einerseits bieten die Kursleiterinnen das<br />
Nähen von Alltagsdirndln, andererseits von<br />
Quilten an. Das Wort Quilt bezieht sich auf<br />
das Zusammensteppen von drei Stofflagen<br />
– des Patchwork-Oberstoffes, des Unterstoffes<br />
und des Vlieses in der Mitte.<br />
Klöppelvorführung im „Lebenden Museum“ Kautzen.<br />
Foto: Barbara Krobath<br />
„Heute brauchen wir nicht mehr davon zu<br />
leben“, sagt Leopoldine Winkler, Klöpplerin<br />
und Kursleiterin in Ottenschlag, „deswegen<br />
können wir die Zeit dafür aufwenden, die<br />
Spitze weiterzuentwickeln.“ Die Spitze war<br />
lange Zeit ein Luxusgut. „Doch mit der<br />
Erfindung der Spitzenfabrikationsmaschine<br />
verfielen die Preise. Man förderte vielerorts<br />
die Erzeugung von Handspitzen, wobei<br />
hauptsächlich ausländische Spitzen imitiert<br />
wurden“, schreibt Leopoldine Winkler in<br />
ihrem Buch „Austria-Spitze“. Mit der Gründung<br />
einer Kunststickereischule 1874 in<br />
Wien und den Entwürfen des Textilzeichners<br />
Josef von Storck entstand eine eigenständige<br />
Richtung des Klöppelns – die Spitze<br />
des Wiener Jugendstils, die als Austria-Spitze<br />
bekannt wurde.<br />
Für die Werkwoche in Ottenschlag hat Leopoldine<br />
Winkler, die die Austria-Spitze<br />
erforscht und dokumentiert hat sowie Spitzenmuster<br />
entwirft und sie in den so<br />
genannten „Klöppelbriefen“ aufzeichnet, ein<br />
neues Muster entworfen: die Ginkoblätter.<br />
Das System des Klöppelns ist das Drehen<br />
und Kreuzen der Fäden, um diese „Schläge“<br />
zu Mustern zu verbinden. Anfängerinnen<br />
Die Technik kam aus China und die Kreuzfahrer<br />
nahmen sie mit nach Europa. Ein<br />
besonders kalter Winter im 14. Jahrhundert<br />
förderte in England die Nachfrage nach<br />
gequilteten Textilien. Mit den Auswanderern<br />
gelangten diese warmen Decken in die<br />
Neue Welt. Die Patchwork-Technik ist aus<br />
der Not heraus entstanden. Die Siedlerfrauen<br />
verarbeiten Stoffreste von abgetragener<br />
Kleidung, einerseits sparsam, anderseits<br />
reich an Erinnerungen.<br />
Bald schon übernahm das Quilten eine soziale<br />
Funktion. Bei Quilting Bees trafen sich<br />
die Siedlerfrauen, befreiten sich aus ihrer<br />
Isolation und tauschten Neuigkeiten und<br />
Erfahrungen aus. Sie fügten gemeinsam die<br />
vorbereiteten Patches mit emsigen Stichen<br />
zu einem Quilt zusammen, der dann als<br />
Bettüberwurf, Decke oder Wandbehang<br />
diente. Muster und Farbigkeit sind je nach<br />
Landstrich, Umgebung, Lebensstil und Reli-<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Handwerk / 29<br />
Sepp Wahlmüller und Kursteilnehmerinnen beim Korbflechten in Ottenschlag.<br />
Foto: Volkskultur Niederösterreich<br />
Eine Frau präsentiert einen Quilt, New Mexico,<br />
1940. Foto: Russell Lee/US Libary of Congress<br />
gion unterschiedlich. Da gibt es z. B. Ohio<br />
Stars, Broken Dishes oder den Amish Diamont.<br />
Bekannt sind die Amish People für<br />
ihre besonders gut verarbeiteten Quilte.<br />
Klosterarbeiten<br />
Der Ursprung der Klosterarbeit geht ins<br />
Mittelalter zurück. Klosterarbeiten entstanden<br />
aus einer tiefen Volksfrömmigkeit<br />
heraus und den Wunsch, diese in einer<br />
künstlerischen Arbeit auszudrücken. Für die<br />
Präsentation von Reliquien erreichte die<br />
Kunst der Klosterarbeiten ihren Höhepunkt.<br />
Viele Klöster haben sich mit dem Verkauf<br />
von Klosterarbeiten etwas zum Lebensunterhalt<br />
dazuverdient. Vor allem Nonnen<br />
waren für die Herstellung dieser Kostbarkeiten<br />
verantwortlich. Besonders Wallfahrer<br />
brachten gerne eine der „schönen Arbeiten“<br />
mit nach Hause.<br />
Im 18. Jahrhundert wurde die Klosterarbeit<br />
zur religiösen Volkskunst. In dieser Zeit<br />
wurden die Klosterarbeiten schon als frommer<br />
Zimmerschmuck angesehen. In Ottenschlag<br />
können Papierkrippen, Dresdner<br />
Christbaumschmuck, Wachskindl und Chenilleblumen<br />
hergestellt werden.<br />
Simperl & Zistel<br />
Brot wurde nur alle paar Wochen gebacken<br />
und war aus Roggenmehl. Roggenbrot hält<br />
sich über Monate. Außerdem ist Roggen ein<br />
genügsames Getreide, verträgt raues Klima<br />
und Trockenheit. Aber nicht nur das Brot,<br />
auch die Körbe, in denen der Brotlaib seine<br />
Form bekommt, bevor es in den Ofen eingeschoben<br />
wird, sind aus Roggenstroh. Für<br />
uns ist das Simperl vor allem die Erinnerung<br />
ans traditionelle bäuerliche Brotbacken.<br />
Dazu nimmt Sepp Wahlmüller geschnittenes<br />
und nicht gedroschenes Roggenstroh.<br />
Fürs Flechten wird das Stroh angefeuchtet.<br />
Damit die Strohbüschel gleich stark sind,<br />
führt er sie durch ein kurzes Kupferrohr. Mit<br />
Weidenruten, die auf eine Dicke von drei<br />
Millimeter geschält werden, wird das Stroh<br />
alle paar Zentimeter abgebunden und mit<br />
der unteren Reihe verflochten.<br />
Sepp Wahlmüller ist einer der wenigen<br />
Korbflechter, der auch einen für die Wachau<br />
typischen Korb herzustellen weiß. Er ist<br />
schmal und läuft unten spitz zusammen. In<br />
der Wachau wird dieser Korb Zistel genannt.<br />
Zisteln können nicht stehen. Dass müssen<br />
sie auch gar nicht. Denn sie sind dazu da,<br />
Marillen zu ernten. Die Zistel wird mit<br />
einem Hacken an einen Ast gehängt. Und<br />
wenn der Korb voll ist, lässt man ihn gefüllt<br />
mit der schmackhaften Fuhr an einer Schnur<br />
hinuntergleiten. Durch den spitz zulaufenden<br />
Boden verhängt sich die Zistel nicht<br />
im Geäst des Obstbaumes und die Marillen<br />
gelangen gefahrlos unten an, wo sie in Kisten<br />
geschlichtet werden. Durch den konischen<br />
Verlauf der Zistel liegt auf den unteren<br />
Marillen wenig Gewicht. Dadurch wird das<br />
druckempfindliche Obst geschont. /<br />
Text: Mella Waldstein<br />
Zistelflechten. Foto: Gregor Semrad<br />
WERKWOCHE<br />
———————————————————<br />
7.–13. 7. <strong>2013</strong><br />
Von Farben und Fäden <strong>2013</strong><br />
Schloss Ottenschlag, 3631 Ottenschlag<br />
Hauptgruppen:<br />
Klosterarbeiten, Metzgertasche, Klöppeln,<br />
Macrameespitze, Nähen, Patchwork,<br />
Filzen<br />
Zusatzangebote:<br />
Modeldruck, Kleistertechniken, Korbflechten,<br />
Brotsimperl-Binden, Wurzelkrippen,<br />
Perlenschmuck, Zwirnknöpfe,<br />
Gebildbrotbacken, Seifensieden<br />
Kinderbetreuung „Kreatives Gestalten“<br />
Anmeldeschluss: Mi, 29. 5. <strong>2013</strong><br />
Haus der <strong>Region</strong>en<br />
3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />
Tel. 02732 85015-12<br />
karin.gerstbauer@volkskulturnoe.at<br />
Folder zum Download:<br />
www.volkskulturnoe.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Museumsdorf Niedersulz / 30<br />
Ausstellung<br />
AUS DEM NÄHKÄSTCHEN<br />
GEPLAUDERT<br />
Die textile Ausstellung „Altes & Neues aus dem Nähkorb“ im Museumsdorf beleuchtet die<br />
häusliche Handarbeitstätigkeit zwischen „Müssen“ und „Wollen“.<br />
Die Ausnahm-Küche im Hörersdorfer Hof.<br />
„Nadel und Faden“ waren schon seit Menschenbeginn<br />
die Werkzeuge der Frauen.<br />
Obwohl sich die Beweggründe und Motivationen<br />
im Verlauf der Jahrtausende geändert<br />
haben, war die Handarbeit mit textilen<br />
Materialien im häuslichen Verband primär<br />
eine Domäne der Weiblichkeit. Soziale<br />
Geschlechteridentität und stereotype Rollenerwartungen<br />
sind und waren eng mit<br />
dem Thema der textilen Handarbeit konnotiert.<br />
Generationen von Frauen gaben ihr<br />
tradiertes Know-How in Bezug auf die Herstellung<br />
von Textilien aller Art weiter. Bis<br />
zum Ende des 18. Jahrhunderts und dem<br />
Beginn der Industriellen Revolution war<br />
man auf die „handgefertigte“, oft häusliche<br />
Herstellung textiler Produkte angewiesen.<br />
Spinnen, Weben, Nähen, Stopfen und Sticken<br />
waren notwendiger Teil der häuslichen<br />
Arbeit und des Aufgabenspektrums der<br />
Frauen.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Museumsdorf Niedersulz / 31<br />
Klöppelrolle, Klöppelkissen oder Klöppelsack.<br />
Geklöppelte Spitzenkunst von Frau Kiessling.<br />
„Textile Revolution“<br />
und „Hohe Werte“<br />
Erst mit der Erfindung der „Spinning Jenny“,<br />
der ersten Spinnmaschine, im Jahre 1764<br />
durch den Engländer James Hargreaves und<br />
dem ersten mechanischen Webstuhl des<br />
Londoner Pfarrers Edmond Cartwright<br />
20 Jahre später begann der Bedeutungs- und<br />
Wertewandel im Zuge der technologischen<br />
Revolution auf dem Textilsektor. Die Tage<br />
der „Heimindustrie“ waren gezählt – mit<br />
den großen, dampfbetriebenen Maschinen<br />
und der damit verbundenen kostengünstigen<br />
Produktionssteigerung konnte man<br />
nicht mehr Schritt halten.<br />
Besonders im 19. und auch noch in der<br />
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts jedoch<br />
war das ideale Image und Sittenbild der<br />
tugendhaften, zukünftigen Ehefrau oder<br />
„höheren Tochter“ untrennbar mit der<br />
Metapher der nähenden, daheim sitzenden<br />
Weiblichkeit verbunden. So räumt beispielsweise<br />
der deutsche Dichter und Schriftsteller<br />
Theodor Fontane in seinem 1896 erschienenen<br />
Gesellschaftsroman „Effi Briest“ dem<br />
Nähkästchen der Titelfigur und Protagonistin<br />
Effi Briest eine zentrale Bedeutung ein,<br />
denn eben genau dort findet Baron von<br />
Innstetten, der ältliche Ehemann Effis, das<br />
Corpus Delicti, die versteckten Liebesbriefe<br />
einer flüchtigen, „verjährten“ Liebschaft und<br />
den Beweis zum Ehebruch mit einem Offizier.<br />
Die Geschichte Effis endet dramatisch:<br />
Der einstige Liebhaber wird im Duell vom<br />
Baron erschossen, Effi verstoßen und der<br />
Umgang mit ihrer Tochter verwehrt.<br />
„Der Frauen edelster Beruf<br />
Zu dem sie Gott der Herr erschuf<br />
Ist in dem Hause still zu walten<br />
Und Fleiss und Ordnung zu erhalten.“<br />
(Spruch von gestickten Zierleisten<br />
in einem Aussteuerschrank)<br />
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war es<br />
durchaus Usus, für die jungen, noch unverheirateten<br />
Mädchen eine Aussteuer (auch<br />
Mitgift oder Heiratsgut) zusammenzustellen,<br />
also jene Güter, die die Braut bei der<br />
Heirat in die Ehe mitbringt. Meist umfasste<br />
diese Aussteuer hochwertig gearbeitete<br />
Heimtextilien aller Art – Bettzeug, Tischwäsche,<br />
Handtücher und ähnliches –, die<br />
entweder von den jungen Damen selbst oder<br />
gemeinsam mit weiblichen Verwandten in<br />
oft jahrelanger, akribischer Handarbeit in<br />
der vorehelichen Zeit hergestellt wurden.<br />
Großteils hat diese Tradition der Mitgift in<br />
den letzten 50 Jahren zunehmend an Bedeutung<br />
verloren und damit auch die mit ihr<br />
verbundene Handarbeit.<br />
Ein weiteres, fast kurioses Phänomen war im<br />
deutschen Recht das sogenannte Nadelgeld:<br />
ein Geldbetrag, den der Ehemann seiner<br />
Frau in kontinuierlichen Abständen übergab.<br />
Die Hausfrau konnte über dieses Geld<br />
frei verfügen und für persönliche Zwecke<br />
wie Kleidung etc. ausgeben.<br />
Imagewandel der Handarbeit<br />
Im neuen Jahrtausend bekam die traditionelle<br />
Handarbeit eine Neuorientierung in<br />
ihrer Symbolik und Sinnhaftigkeit im Gegensatz<br />
zum archetypischen Bild der weiblichen,<br />
zweckgebundenen Handarbeit. In Houston,<br />
Texas, etwa gründete Magda Sayeg 2005 die<br />
Initiative „Knitta, Please!“, bei der Objekte<br />
des urbanen Raums wie Parkuhren, Laternenmasten,<br />
Telefonzellen, Schilder, Bäume<br />
etc. mit handgefertigten, bunten Strickteilen<br />
umwickelt werden. Diese und andere<br />
„Crafting“-Bewegungen“, bei denen die „Do<br />
it yourself “-Idee im Vordergrund steht,<br />
haben die moderne Handarbeit um einen<br />
zusätzlichen Aspekt erweitert: Es geht nicht<br />
nur um den bloßen Produktionsakt, sondern<br />
vielmehr um die Demonstration von<br />
Lebenseinstellungen. Man möchte einerseits<br />
ein „back to the roots“ vergangener Werte<br />
wieder erleben; andererseits geht es bei diesen<br />
kreativen Handarbeitsinitiativen und seinen<br />
zum großen Teil weiblichen Akteuren<br />
um sozialpolitische Statements. Kapitalismus-<br />
und Konsumkritik, Globalisierungsboykott,<br />
Fair-Trade-Philosophien und ein<br />
neuer Feminismus sind nur einige der<br />
Schlagworte dieser aktuellen „Woll-Revolution“.<br />
Vor allem in Großstädten entstehen in<br />
den letzten Jahren immer mehr Nähcafes,<br />
Strick-Lounges, Handarbeitscercle und „eingestrickte“<br />
Street-Art-Initiativen. Auch in<br />
Wien lassen die „Strickistinnen“ immer wieder<br />
von sich hören, die den urbanen Bereich<br />
strickend bunter machen.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Brandlhof / 32<br />
erste Ausstellung im Hörersdorfer Hof mit<br />
dem Titel „Knopf und Kragen“. Die im<br />
Weinviertel geborene Textilexpertin, die<br />
bereits von frühester Jugend an durch Mutter<br />
und Großmutter in die „hohen Geheimnisse“<br />
der Handarbeit eingeweiht wurde und<br />
seit mehr als 60 Jahren „Textiliensammlerin“<br />
ist, beherrscht ihr Handwerk mit Passion<br />
und Herz. Im Gespräch erzählt sie, dass sie<br />
bereits als 13-Jährige mit ihrer eigenen Aussteuer<br />
begonnen hat, indem sie ihre erste<br />
Bettgarnitur genäht hat. Es folgten weiters<br />
Deckenkappen für sommerliche Steppdecken,<br />
Küchenhandtücher, Geschirrtücher,<br />
Handtüchergarnituren mit Badetuch, großem<br />
Handtuch, kleinem Handtuch und<br />
Waschlappen, Tischtücher mit kleinen und<br />
großen Servietten und Frühstückstischtücher<br />
u. v. m. Auf eines ist Frau Kiessling<br />
dabei ganz besonders stolz: In mittlerweile<br />
50 Jahren Ehe musste sie noch kein Stück<br />
dieser Gebrauchstextilien nachkaufen!<br />
Die textile Ausstellung „Altes & Neues aus<br />
dem Nähkorb“ <strong>2013</strong> im Museumsdorf<br />
beleuchtet die häusliche Handarbeitstätigkeit<br />
zwischen „Müssen“ und „Wollen“. Denn<br />
oft waren Nähen, Stricken, Sticken, Stopfen<br />
und Flicken für die Hausfrau mehr Pflicht<br />
als Vergnügen oder Freizeitbeschäftigung.<br />
Vielmehr waren sie unverzichtbarer und<br />
unabdingbarer Teil des Alltags. Nicht selten<br />
musste aus etwas „Altem“ oder „Aufgetragenem“<br />
etwas „Neues“ gemacht werden. Für<br />
Handarbeiten, die zum „Schmuck“ oder<br />
„Zier“ dienten, war für die einfache Bevölkerung<br />
nur selten Zeit. Maria-Theresia<br />
Kiessling hat, basierend auf ihrer jahrzehntelangen<br />
Sammler- und Handarbeitstätigkeit,<br />
für die Ausstellung ein interessantes<br />
Potpourri mit einigen textilen Raritäten und<br />
„Gustostückerln“ zusammengestellt.<br />
An bestimmten Terminen werden alte,<br />
bereits in Vergessenheit geratene Handarbeits-Techniken<br />
wie beispielsweise Stickund<br />
Klöppelvorführungen gezeigt, bei<br />
denen Maria-Theresia Kiessling auch aus<br />
ihrem „Nähkästchen“ plaudert … /<br />
Text: Freya Martin<br />
Fotos: Museumsdorf Niedersulz<br />
Textilexpertin Maria-Theresia Kiessling.<br />
„Altes & Neues aus dem Nähkorb“<br />
So lautet der Titel der diesjährigen textilen<br />
Sonderausstellung im Museumsdorf Niedersulz.<br />
Textile Handarbeit hat im Museumsdorf<br />
eine lange Tradition, denn bereits seit<br />
rund 20 Jahren wirkt, werkt und betreut<br />
Maria-Theresia Kiessling, unterstützt von<br />
ihrem Ehemann Johann Kiessling, den textilen<br />
Fundus des Museumsdorfes. Als Besucher<br />
des Museumsdorfes Ende der 1970er<br />
Jahre hat alles begonnen, danach folgten<br />
erste Tätigkeiten im Museumsdorf wie die<br />
Bestandsaufnahme und Inventarisierung<br />
der vorhandenen Sammlung, 2002 dann die<br />
ALTES & NEUES<br />
AUS DEM NÄHKORB<br />
———————————————————<br />
Ab So, 12. 5. bis Fr, 1. 11. <strong>2013</strong><br />
täglich 9.30–18.00 Uhr<br />
Hörersdorfer Hof<br />
Museumsdorf Niedersulz<br />
2224 Niedersulz 250<br />
Tel. 02534 333<br />
info@museumsdorf.at<br />
www.museumsdorf.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Niederösterreichische Landesausstellung <strong>2013</strong> / 34<br />
Brot & Wein<br />
MEHR ALS LEBENSMITTEL<br />
8.000 Jahre spannende <strong>Kultur</strong>geschichte werden mit der Niederösterreichischen Landesausstellung <strong>2013</strong><br />
unter dem Titel „Brot & Wein“ lebendig.<br />
Ein rekonstruiertes jungsteinzeitliches Langhaus und eine Brotbackhütte am Freigelände des Museums für Ur- und Frühgeschichte, Asparn/Zaya.<br />
In Asparn an der Zaya wird die Geschichte<br />
des Brotes aufgeschnitten und in Poysdorf die<br />
des Rebensaftes eingeschenkt. Noch nie wurden<br />
diese beiden Themen derart umfassend<br />
dargestellt und mit modernsten Methoden<br />
der Ausstellungsgestaltung zusammengeführt.<br />
Mit 600 aussagekräftigen Exponaten<br />
von insgesamt 130 Leihgebern im Urgeschichtemuseum<br />
Niederösterreich in Asparn<br />
an der Zaya sowie im architektonisch beeindruckenden<br />
Ausstellungsgelände der Weinstadt<br />
Poysdorf werden Brot und Wein mit<br />
zahlreichen interaktiven Stationen in Szene<br />
gesetzt. QR-Codes, ein „Ich über mich“-<br />
Album und ein Ausstellungsbegleiter bieten<br />
zusammen mit den <strong>Kultur</strong>vermittlern und<br />
dreisprachigen Raumtexten (D/E/CZ) eine<br />
optimale Begleitung durch die Schau.<br />
Asparn/Zaya – Steinzeitarchitektur<br />
und Zukunftsmusik<br />
Ein moderner Panoramalift, der einen einmaligen<br />
Blick über das Freigelände eröffnet,<br />
bringt die Besucher zum Ausgangspunkt: Im<br />
Dachgeschoss startet die Ausstellung in<br />
einem Supermarkt. Über die Bedienung eines<br />
Barcode-Scanners wird deutlich, dass das<br />
„Neuromarketing“ mit den Instinkten der<br />
einstigen Jäger und Sammlerinnen arbeitet.<br />
Sogleich wechselt man an einen bedeutenden<br />
Punkt der Geschichte, der auch den Anfang<br />
der Siedlungen in Niederösterreich markierte.<br />
Die „Neolithische Revolution“ machte<br />
den Menschen sesshaft. Mit dem Anbau von<br />
Getreide gelangte das Brot auf den Speiseplan<br />
des Menschen, das in der <strong>Region</strong> des heutigen<br />
Weinviertels nachweislich bereits vor<br />
8.000 Jahren gebacken wurde. In einem originalgetreu<br />
rekonstruierten Ofen im Freibereich<br />
wird dieses Brotbacken auch den Gästen<br />
der Landesschau möglich sein.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Niederösterreichische Landesausstellung <strong>2013</strong> / 35<br />
Auch in Poysdorf rundet ein Freibereich das<br />
Ausstellungserlebnis ab. Ein dorfähnliches<br />
Ensemble mit Schauweingarten, Presshäusern<br />
und Schmiede lädt zum Entdecken und<br />
verweilen ein. Unter dem Titel „Brot – Der<br />
andere Blick“ und „Wein – Der andere Blick“<br />
lädt die Landesausstellung sonn- und feiertags<br />
um 13.30 Uhr an beiden Standorten zu<br />
Experimenten für alle Sinne ein. Im „Brotlabor“<br />
in Asparn an der Zaya wird geknetet,<br />
gefühlt, gerochen und geschmeckt. In der<br />
„Genusswerkstatt“ in Poysdorf wird der<br />
Geschmackssinn bis hin zur Sinnestäuschung<br />
ausführlich getestet.<br />
Ein dorfähnliches Ensemble mit Schauweingarten, Presshäusern und Schmiede am Ausstellungsgelände in Poysdorf.<br />
Die religiösen Aspekte des Brotes werden<br />
über die Jahrtausende genauso beleuchtet wie<br />
der Berufsstand der Bäcker und Müller, die<br />
Zusammenhänge von Brot, Brei, Wein und<br />
Bier oder die Geschichte des Pfluges. Historische<br />
Ereignisse wie das „Massaker von<br />
Schletz“ in der Jungsteinzeit belegen erste<br />
bewaffnete Konflikte um die Nahrungsmittelversorgung<br />
bis hin zu den Kriegen im vergangenen<br />
Jahrhundert, in denen Brot und vor<br />
allem der Entzug von Brot zum Kampfmittel<br />
wurde. Voller Widersprüche zeigt sich die<br />
Darstellung des Lebensmittels „Brot“ im 21.<br />
Jahrhundert. Eine neue Genusskultur rund<br />
um Biolebensmittel steht den mächtigen Diskontern<br />
gegenüber. Nahrungsmittelkonzerne<br />
designen die Superfrucht, während die historische<br />
Sortenvielfalt eine Renaissance erlebt.<br />
Genfood und Wasserknappheit, Bioenergie<br />
versus Nahrung, der Lebensmittelüberschuss<br />
und Hungersnöte werfen weitere Schlaglichter.<br />
Poysdorf – Weinidylle<br />
und Geschmackserlebnis<br />
Als Zar Alexander I. von Russland auf dem<br />
Weg zum Wiener Kongress 1814 in Poysdorf<br />
Station machte, schmeckte ihm der hiesige<br />
Wein so gut, dass er sich diesen fortan an den<br />
Zarenhof liefern ließ. Kein Ort eignet sich<br />
also besser als die Weinstadt Poysdorf, um die<br />
ebenfalls 8.000-jährige <strong>Kultur</strong>geschichte des<br />
Weins in all ihren Facetten zu beleuchten.<br />
Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Festhalle<br />
mit einer vielsprachig gestalteten Fassade.<br />
Im Inneren stimmt die Festhalle mit einer<br />
Reihe von interaktiven Stationen für alle<br />
Sinne auf das Thema ein. Sie erzählt über<br />
Weinlandschaften in Mitteleuropa, über<br />
Wein in Film, Musik oder Literatur. Eine<br />
interaktive Wahrnehmungsstation thematisiert<br />
die Folgen des Alkoholmissbrauchs. Ein<br />
Innenhof mit „Wein-Hüter“, einem Traubendach<br />
und einer Station über die Herausforderungen<br />
im Weinbau empfängt die Gäste. Ein<br />
ausgebauter Keller führt dann in das ehemalige<br />
Bürgerspital.<br />
Hier wird nun die Geschichte des Rebensaftes<br />
chronologisch aufgerollt. Ein Weinetikett aus<br />
der ägyptischen Hochkultur thematisiert die<br />
Anfänge des Weinanbaus. Trinkgefäße aus<br />
griechischer und römischer Zeit zeigen, dass<br />
nicht nur die Eliten, sondern auch das Volk<br />
Wein trank. Im Mittelalter wurde die Kultivierung<br />
des Rebensaftes zur klösterlichen<br />
Domäne. In noch nie dagewesener Breite<br />
beleuchtet die Ausstellung die Geschichte des<br />
Weins anhand der Habsburger durch Renaissance,<br />
Barock und Biedermeier. Die verwirrende<br />
Vielfalt an Spezialweingläsern am Wiener<br />
Hof legt davon Zeugnis ab. Eine Installation<br />
über Weinkultur im 21. Jahrhundert<br />
führt schließlich unmittelbar in die Gegenwart.<br />
Der andere Blick<br />
Neben den Ausstellungsstandorten Asparn<br />
an der Zaya und Poysdorf sind Schloss Wolkersdorf,<br />
das MuseumsZentrum Mistelbach,<br />
die Thermenstadt Laa an der Thaya, das<br />
Museumsdorf Niedersulz und das <strong>Region</strong>almuseum<br />
in Mikulov/Nikolsburg Partner der<br />
Niederösterreichischen Landesausstellung.<br />
Sie bieten neben einem thematisch passenden<br />
Programm auch Ermäßigungen mit dem<br />
Landesausstellungsticket an.<br />
Im Weinviertel wird die Verbindung von <strong>Kultur</strong>,<br />
Genuss und Lebensfreude besonders<br />
spürbar: Ausgelassene Feiern, Weinfeste oder<br />
die Veranstaltungsreihe „Tafeln im Weinviertel“<br />
erwarten die Gäste. 138 Betriebe – unter<br />
ihnen Bäcker, Gasthöfe, Direktvermarkter,<br />
Gastronomiebetriebe und Winzer – haben<br />
sich zu „<strong>Region</strong>spartnern Weinviertel“ zusammengeschlossen.<br />
Die Weinstraße Weinviertel<br />
führt auf 400 erlebnisreichen Kilometern<br />
durch malerisches, sanft hügeliges<br />
Gelände und idyllische Weingärten, vorbei an<br />
stimmungsvollen Kellergassen, Weingasthöfen<br />
und Heurigen, die zur Einkehr einladen.<br />
Wer die genussvolle Gelassenheit genießt<br />
und das Weinviertel und schätzen lernt, der<br />
kommt wieder. /<br />
Fotos: Manfred Horvath<br />
BROT & WEIN<br />
———————————————————<br />
Asparn/Zaya und Poysdorf<br />
Bis 3. 11. <strong>2013</strong>, täglich 9.00–18.00 Uhr<br />
Information<br />
Niederösterreichische Landesausstellung <br />
2170 Poysdorf, Kolpingstraße 7<br />
Tel. 02552 3515 30 <br />
info@noe-landesausstellung.at<br />
www.noe-landesausstellung.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Ausstellung / 36<br />
Prager Straße<br />
EUROPASTRASSE 59<br />
Im kulturgeschichtlichem Geschehen heißt es heuer: Die Prager Straße ist die neue Brünner Straße.<br />
Die Ausstellung „Entlang der Prager Straße“ in Hollabrunn, Guntersdorf und Znaim/Znojmo.<br />
Der Hauptplatz von Hollabrunn in den 1930er Jahren. Bis zum Bau der Umfahrungsstraße überquerte ihn die Prager Straße und somit alle Reisenden,<br />
die in Richtung Norden oder Süden unterwegs waren.<br />
Vor einigen Jahren wurde die Brünner Straße<br />
neu entdeckt. Nicht zuletzt durch den Bau<br />
der Autobahn, und auch das Buch „Brünner<br />
Straße“ (Edition Winkler-Hermaden, 2009)<br />
erweckte Interesse des traditionellen Verkehrswegs<br />
von Wien-Floridsdorf nach Brünn<br />
neu. Nunmehr erscheint bei der gleichen<br />
Edition ein Buch über die „Prager Straße“,<br />
den zweiten bedeutenden Verkehrsweg nach<br />
Mähren und Böhmen.<br />
Die Gesichter einer Straße<br />
Die vorliegende Publikation entstand im<br />
Rahmen eines Projektes des „Weinviertel-<br />
Festival <strong>2013</strong>“, das die Edition Winkler-Hermaden<br />
gemeinsam mit dem Stadtmuseum<br />
Znaim (Jiří Kacetl) und dem Stadtmuseum<br />
Hollabrunn (Ernst Bezemek, Friedrich Ecker)<br />
verwirklichte. Eine Straße – der heutige Verlauf<br />
von Wien-Floridsdorf nach Prag/Praha<br />
über Korneuburg, Stockerau, Hollabrunn,<br />
Kleinhaugsdorf, Znaim/Znojmo, Iglau/Jihlava,<br />
Deutsch Brod/Havlíčkův Brod, Caslau/<br />
Čáslav und Kolin/Kolín geht auf ein Hofdekret<br />
Maria Theresias vom 23. März 1746<br />
zurück – hat viele Gesichter und Geschichten.<br />
Diese visualisieren wir mit Bildquellen<br />
von Orten entlang der Straße Wien–Prag.<br />
Wir begegnen Schlössern, Burgen, Industriedenkmälern,<br />
idyllischen Heurigenschenken,<br />
Einkehrgasthöfen sowie Plätzen und Gebäuden<br />
und hoffen, ein breites Spektrum von<br />
sozialem Geschehen, <strong>Kultur</strong>, Wirtschaft, Wissenschaft<br />
und Technik abzudecken.<br />
Ein Bildband zur Geschichte der Kaiserstraße,<br />
Reichsstraße 96, Znaimer Straße, B2,<br />
Europastraße 59, wie die Verkehrsverbindung<br />
Wien–Prag im historischen Ablauf<br />
bezeichnet wurde, muss das Typische einer<br />
Zeit, die Atmosphäre, kurz das, was das<br />
Leben ausmacht, ausdrücken.<br />
Ein solches Buch, das sich mit den niemals<br />
friktionsfreien Beziehungen zwischen Niederösterreichern<br />
und seinen nördlichen<br />
Nachbarn beschäftigt, kann naturgemäß<br />
keine vertikale Abfolge von Aufbau, Technisierung<br />
und Modernisierung sein. Unsere<br />
Bilder dokumentieren deshalb nicht nur<br />
Idylle, sondern auch die vielen Brüche sowie<br />
Aufstieg und Fall von fünf politischen Systemen<br />
(Monarchie, Republik, Austrofaschis-<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Ausstellung / 37<br />
Der lange Berg (südlich von Hollabrunn), 1930er Jahre.<br />
Die Kaiserstraße (Prager Straße) in Znaim in Blickrichtung Norden. Foto: Südmährisches Museum, Znaim<br />
mus, Nationalsozialismus, Kommunismus),<br />
die die Menschen entlang der Straße diesseits<br />
und jenseits der Grenze trennten und<br />
einander entfremdeten. Verfolgte und Ermordete<br />
lasteten auf einer Gesellschaft,<br />
deren sozialstruktureller Wandel nach dem<br />
Fall des Eisernen Vorhangs zu Hoffnungen<br />
Anlass gibt.<br />
Eine Ausstellung mit dem Titel „Entlang der<br />
Prager Straße“ wird in drei ausgewählten,<br />
mit dem Verkehrsweg eng verbundenen<br />
Orten gezeigt: in den Monaten <strong>Mai</strong> und Juni<br />
<strong>2013</strong> in Hollabrunn (Stadtmuseum Alte<br />
Hofmühle, Eröffnung am 23. <strong>Mai</strong>), im Sommer<br />
<strong>2013</strong> durch die Unterstützung von Bürgermeister<br />
Günter Bradac in der Marktgemeinde<br />
Guntersdorf (Gemeindezentrum)<br />
und im September <strong>2013</strong> in Znaim (Südmährisches<br />
Museum, Eröffnung am 23. September).<br />
Die Ausstellung wird als Ergänzung zum<br />
Bildband verstanden. Ausstellungen haben<br />
ihre eigenen Gesetze. Und diese bedingen,<br />
wie der bedeutende österreichische Zeithistoriker<br />
und Ausstellungsmacher Gerhard<br />
Jagschitz betont hat, dass einerseits viel<br />
Wichtiges weggelassen werden muss, andererseits<br />
manche Themen nur im Rahmen<br />
der musealen Präsentation zur Wirkung<br />
kommen. Ein Bildband kann anderen<br />
Regeln folgen: Es kann eine bedeutend größere<br />
Bildauswahl getroffen und Tendenzen,<br />
Zeitprobleme und Entwicklungen können<br />
entsprechend dem Forschungsinteresse der<br />
Autoren breiter diskutiert werden.<br />
Geschichte –<br />
ein unvollständiges Projekt<br />
Die Vorbereitungen für unseren Bildband<br />
und unsere Ausstellung begannen vor eineinhalb<br />
Jahren. An zahlreiche Fotografen, Heimatforscher,<br />
Sammler und Kenner des Weinviertels<br />
wurden Anfragen mit der Bitte um<br />
Bekanntgabe von Bildmaterial zum Thema<br />
„Prager Straße“ und um Mitarbeit geschickt.<br />
Informationen und Bilder zu folgenden<br />
Orten an der Prager Straße sind in der Ausstellung<br />
zu sehen: Wien-Floridsdorf, Langenzersdorf,<br />
Korneuburg, Spillern, Stockerau,<br />
Sierndorf, Göllersdorf, Hollabrunn, Schöngrabern,<br />
Guntersdorf, Haugsdorf, Znaim,<br />
Mährisch Budweis, Iglau, Prag … Projektleiter<br />
Ulrich Winkler-Hermaden befasste<br />
sich insbesondere mit dem Abschnitt von<br />
Wien bis Stockerau. Anlaufstation waren<br />
hierbei das Bezirksmuseum Floridsdorf und<br />
Stockerau sowie das Museum Korneuburg.<br />
Ernst Bezemek und Friedrich Ecker konzentrierten<br />
sich auf den Bezirk Hollabrunn. Den<br />
mährischen und tschechischen Abschnitt<br />
recherchierte Jiří Kacetl.<br />
Buch und Ausstellung sind weitgehend der<br />
wirtschaftlichen und politischen Entwicklung<br />
gewidmet, obwohl sich ein breites Spektrum<br />
mit sozialen Aspekten und dem Alltag<br />
der Menschen beschäftigt. Buch und Ausstellung<br />
sollen nicht jene „Idylle“ zeigen, wie weit<br />
wir es gebracht haben, sondern vielmehr<br />
auch die Irrwege und den stillen, zähen Aufbau<br />
durch Generationen. Eines belegen Buch<br />
und Ausstellung noch: Niemals hat es eine<br />
„gute, alte Zeit“ gegeben; das Zusammenleben<br />
der Menschen ist nie ohne Probleme<br />
verlaufen. Gerade die <strong>Region</strong>algeschichte<br />
vermag zu zeigen, wie sich Mit- und Nebeneinander<br />
im historischen Prozess konkret<br />
vollziehen. „Geschichte“ – und damit auch<br />
die <strong>Region</strong>al- oder Lokalgeschichte – als<br />
historische Betrachtung eines geografisch,<br />
wirtschaftlich, kulturell oder politisch definierten<br />
Raumes hat viele Facetten, bietet<br />
unterschiedliche Ansatzpunkte, erlaubt eine<br />
Vielzahl von Betrachtungsweisen und bleibt<br />
immer ein unvollständiges Projekt. Vorrangig<br />
geht es aber um die Deutungsmacht der<br />
Geschichte für die Identität jener Menschen,<br />
deren Geschichte betrachtet wird. /<br />
Text: Ernst Bezemek, Friedrich Ecker, Jiří Kacetl<br />
Fotos: Stadtmuseum Hollabrunn<br />
ENTLANG DER<br />
PRAGER STRASSE<br />
———————————————————<br />
Konstante im Fluss der Zeit<br />
Stadtmuseum Hollabrunn<br />
2020 Hollabrunn, Mühlenring<br />
Tel. 0676 4223237 (Dr. Ernst Bezemek)<br />
Eröffnung: Do, 23. 5. <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />
Zu sehen bis So, 30. 6. <strong>2013</strong>:<br />
So und Fei, 9.30–11.30 Uhr<br />
„Prager Straße“<br />
Edition Winkler-Hermaden<br />
ISBN 978-3-9503378-5-3<br />
EUR 19,90<br />
www.edition-wh.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Ausstellung / 38<br />
Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />
abwarten<br />
und tee trinken<br />
Tee ist Zeremonie in flüssiger Form. Chinesischer Tee widerspiegelt Welt-, Wirtschafts- und <strong>Kultur</strong>geschichte.<br />
Zubereitet im Stadtmuseum anlässlich der 5-jährigen Städtepartnerschaft von Wiener Neustadt und Harbin.<br />
<strong>Kultur</strong>geschichte des Tees in Wiener Neustadt.<br />
Der britische Politiker Cecil Rhodes berichtete<br />
von einem Besuch bei Alfred de Rothschild.<br />
„Ein Butler in Livree erschien und fragte:<br />
,Wünschen Sie Tee oder frischen Pfirsich, Sir‘<br />
Ich entschied mich natürlich für Tee und der<br />
Livrierte fragte sofort: ,Indischen, chinesischen<br />
oder Ceylon-Tee, Sir‘ Ich wählte den<br />
indischen und postwendend kam die nächste<br />
Frage: ,Mit Rahm oder Milch, Sir‘ Ich nahm<br />
Milch und wurde nun nach der Rindersorte<br />
gefragt: ,Jersey, Hereford oder Short-Horn,<br />
Sir‘ “<br />
Wann der erste Tee getrunken wurde, muss<br />
im Dunklen bleiben. Vorerst wurden die Blätter<br />
wegen ihrer anregenden Wirkung gekaut.<br />
Legenden berichten von Kaiser Shen-Nung,<br />
dem der Wind ein Teeblatt in seine Schale mit<br />
heißem Wasser wehte. Der Duft und die belebende<br />
Wirkung des Getränks gefielen dem<br />
Kaiser und er machte den Tee in China populär.<br />
In der Tang-Dynastie (618–907) galt der<br />
Tee als Getränk der Eliten. Im Verständnis der<br />
Gelehrten und Mönche war die Teezeremonie<br />
der Ausdruck von Harmonie zwischen Körper<br />
und Geist, Mensch und Natur.<br />
Teegeschenke<br />
Im alten China begleitete der Tee den Mensch<br />
durch alle Lebensphasen. So wurde das Neugeborene<br />
in Tee gebadet und Verlobungsgeschenke<br />
heißen bis heute Teegeschenke. Die<br />
junge Frau musste ihren Schwiegereltern am<br />
Morgen nach der Hochzeit perfekten Tee servieren.<br />
Aus der Qualität ihres Tee leitete man<br />
ihre Fähigkeiten als Schwiegertochter und<br />
Ehefrau ab. Tee fand sich auch als Grabbeigabe,<br />
denn einer Sage nach stand am Eingang<br />
ins Jenseits eine Frau und bot eine Betäubungssuppe<br />
an. Um dieser Wirkung zu entkommen,<br />
gab man den Toten ein Päckchen<br />
mit belebenden Tee mit.<br />
Mit den Ostindischen Handelskompagnien<br />
die europäische seefahrende Nationen, allen<br />
voran die Niederlande und Großbritannien,<br />
ab 1600 gründeten, kam der Tee nach Europa.<br />
Die East India Company dominierte im <br />
18. Jahrhundert den Handel mit Fernost.<br />
Um 1800 importierte sie jährlich mehr als<br />
11.000 Tonnen Tee aus China. Die Händler<br />
kauften Tee bei Auktionen und gaben ihn an<br />
kleinere Kaufleute weiter. Teegeschäfte und<br />
Teehäuser entstanden. Ein Angestellter der<br />
Company, Thomas Twinings, eröffnete zu<br />
Beginn des 18. Jahrhunderts in London das<br />
erste Teegeschäft.<br />
Die Segelschiffe, die von China nach London<br />
segelten, lieferten sich das „Great Tea Race“.<br />
So mancher Segler wurde zur Legende. Das<br />
Schiff, das die erste Ladung der neuen Ernte<br />
brachte, erzielte einen sehr guten Preis für die<br />
Fracht und bekam eine Prämie.<br />
Mit dem Tee kam auch die Keramik wie etwa<br />
das blau-weiße Porzellan aus der Provinz Jianxi<br />
nach Europa. Überhaupt lösten die chinesischen<br />
Güter eine Mode aus – ob Porzellan,<br />
Lackkästchen oder Nippes – Hauptsache à la<br />
chinoise. Chinesischer Tee wurde mit der<br />
Gründung der britischen Kolonien Indien<br />
und Ceylon von eigenen Teeplantagen abgelöst.<br />
Angeregt durch die Ausstellung werden Sie<br />
vielleicht beim nächsten Besuch in einem<br />
Lokal an die Worte des amerikanischen Präsidenten<br />
Abraham Lincoln denken: „Kellner,<br />
falls dies Kaffee ist, bringen Sie mir Tee, falls<br />
dies aber Tee ist, bringen Sie mir Kaffee.“ /<br />
TEATIME<br />
———————————————————<br />
Bis So, 30. 6. <strong>2013</strong><br />
Stadtmuseum Wiener Neustadt<br />
2700 Wiener Neustadt, Petersgasse 2a<br />
Tel. 02622 373-951<br />
stadtmuseum.wiener-neustadt.at<br />
Öffnungszeiten<br />
Mi–So u. Fei 10.00–16.00 Uhr,<br />
Do 10.00–20.00 Uhr<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
International Council of Museums / 39<br />
36. Internationaler Museumstag <strong>2013</strong><br />
ZUKUNFT<br />
GESTALTEN<br />
„Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten: <strong>Museen</strong> machen mit!“ – unter diesem Motto wird am 12. <strong>Mai</strong><br />
der von ICOM initiierte Internationale Museumstag in Österreich, Deutschland und der Schweiz veranstaltet.<br />
Museum – ein Ort für alle Generationen. Foto: Aargauer Kunsthaus<br />
Dieser Tag der offenen Türen von ICOM –<br />
einer der größten und weltweit tätigen Organisation<br />
im kulturellen Bereich – ermöglicht<br />
es <strong>Museen</strong>, mit besonderen Aktivitäten nicht<br />
nur auf gesellschaftliche Veränderungen zu<br />
reagieren, sondern diese auch aktiv mitzugestalten.<br />
2012 nahmen um die 32.000 <strong>Museen</strong><br />
aus 129 Ländern am Internationalen Museumstag<br />
teil, auch zahlreiche österreichische<br />
<strong>Museen</strong> haben sich daran beteiligt. Dieses<br />
Jahr wird sich wieder eine Vielzahl von<br />
<strong>Museen</strong> aus allen Bundesländern am Internationalen<br />
Museumstag präsentieren und ihre<br />
Institutionen zu Treffpunkten für alle Generationen<br />
sowie Gesellschaftsschichten und zu<br />
Orten des kreativen Austausches machen.<br />
1977 gilt als Geburtsjahr für den Internationale<br />
Museumstag. Anlässlich der ICOM-<br />
Generalversammlung (International Council<br />
of Museums) in Moskau wurde eine gemeinsame<br />
internationale Museumsveranstaltung<br />
diskutiert, die – trotz der Verschiedenheiten<br />
der internationalen Museumslandschaft –<br />
deren Gemeinsamkeiten demonstrieren und<br />
feiern sollte. Der Internationale Museumstag<br />
wurde ferner mit der Intention ins Leben<br />
gerufen, um das öffentliche Bewusstsein über<br />
die bedeutsame Rolle von <strong>Museen</strong> für eine<br />
Gesellschaft und ihrer (nicht nur kulturellen)<br />
Entwicklung zu stärken.<br />
Das diesjährige Motto, „Vergangenheit erinnern<br />
– Zukunft gestalten: <strong>Museen</strong> machen<br />
mit!“, wurde gemeinsam von den ICOM<br />
Nationalkomitees Österreichs, Deutschlands<br />
und der Schweiz aus dem offiziellen englischen<br />
ICOM-Titel „Museums (Memory +<br />
Creativity) = Social Change“ abgewandelt.<br />
Durch das Bewahren, Ausstellen und Vermitteln<br />
unseres kulturellen Erbes sowie durch<br />
das Erforschen und Inszenieren gegenwärtiger<br />
Tendenzen präsentieren sich <strong>Museen</strong> als<br />
Orte der Auseinandersetzung mit der Gegenwart<br />
und als Orte der Aufarbeitung und<br />
Erinnerung der Vergangenheit. Eben diese<br />
Dualität – das Begreifen der Gegenwart und<br />
das Verstehen der Vergangenheit – erlaubt<br />
ein reflektiertes Gestalten der Zukunft und<br />
macht <strong>Museen</strong> zu der Institution, um kulturelle<br />
Vielfalt aufzuzeigen, aktuelle Thematiken<br />
zu vermitteln und die Gesellschaft<br />
daran teilhaben zu lassen. Das aktuelle<br />
Thema des Internationalen Museumstages –<br />
„Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten“<br />
bietet nun <strong>Museen</strong> die Möglichkeit, mit facettenreichen<br />
Aktivitäten die Aufmerksamkeit<br />
der Besucher zu gewinnen.<br />
Kreativer Austausch<br />
Ein Überblick über die Aktivitäten der österreichischen<br />
sowie der internationalen Museumsgemeinschaft<br />
anlässlich des Internationalen<br />
Museumstages – von Amerika und<br />
Ozeanien über Europa sowie Asien und Afrika<br />
– ist auf der ICOM-Österreich-Homepage<br />
www.icom-oesterreich.at zu finden. Letztendlich<br />
soll der Internationale Museumstag<br />
dazu dienen, Entdeckungen und neue Eindrücke<br />
über unsere mannigfaltige Museumslandschaft<br />
zu ermöglichen. /<br />
ICOM Österreich<br />
———————————————————<br />
c/o Leopold Museum Privatstiftung<br />
1070 Wien, Museumsplatz 1<br />
Tel. 01 52570-1565<br />
www.icom-oesterreich.at<br />
www.facebook.com/icom.oesterreich<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Museen</strong> / 40<br />
Alltagsgeschichte<br />
FAMILIENSAGA<br />
Eine Ausstellung zur Geschichte einer Waldviertler Tischler-Familie im<br />
Ersten österreichischen Museum für Alltagsgeschichte in Neupölla.<br />
Franziska Zimmerl als einzige Frau bei einem Tischlerfachkurs in Wien, 1937.<br />
Das seit 1997 bestehende „Erste österreichische<br />
Museum für Alltagsgeschichte“ in<br />
Neupölla hat in seinen Sonderausstellungen<br />
einerseits übergreifende Themen behandelt<br />
wie „Kino im Waldviertel“, „50 Jahre Kampkraftwerke“<br />
oder „Waldviertler auf Safari“,<br />
andererseits auch immer wieder mit dem<br />
Museum in Zusammenhang stehende repräsentative<br />
Familiengeschichten beleuchtet wie<br />
jene über die früheren Besitzer des Museumsgebäudes<br />
in Neupölla oder die Familie<br />
des Schusters Josef Krammer, dessen Werkstätte<br />
im Museum zu sehen ist. Aufgrund der<br />
guten Quellenlage schien es naheliegend, den<br />
100-jährigen Bestand der Familie und Tischlerei<br />
Zimmerl in Neupölla zum Anlass für die<br />
heurige Sonderausstellung zu nehmen. <br />
<strong>2013</strong> kann die Familie und Tischlerei auf<br />
einen hundertjährigen Bestand zurück-<br />
blicken, sodass es naheliegend schien, die<br />
heurige Sonderausstellung diesem Thema<br />
zu widmen. Der 1886 in Tiefenbach geborene<br />
Josef Zimmerl erwarb 1913 das Haus<br />
Nr. 45 in Neupölla und heiratete Franziska<br />
Reicherstorfer. Nach dem Kriegsdienst<br />
konnte Zimmerl seinen Betrieb etablieren<br />
und über den Markt Neupölla hinaus eine<br />
eher zahlungskräftigere Kundschaft beliefern.<br />
Aus dieser Zeit sind nicht nur Porträt-<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Museen</strong> / 41<br />
fotos, Kurszeugnisse und Möbelvorlagen<br />
sowie Rechnungsbücher erhalten geblieben,<br />
sondern auch mehrere Möbelstücke. 1931<br />
wurde das Wohn- und Geschäftshaus aufgestockt,<br />
doch verschonte die Wirtschaftskrise<br />
auch den kleinen Betrieb in Neupölla nicht.<br />
Wirtschaftskrise &<br />
Gemeindepolitik<br />
Trotz der finanziellen Sorgen bemühte sich<br />
Josef Zimmerl, seinen Kindern eine Ausbildung<br />
zukommen zu lassen: Maria besuchte<br />
nach der Bürgerschule Allentsteig eine<br />
Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien und<br />
machte ihr Praktikum an der Volksschule<br />
Neupölla. Josef Zimmerl jun. besuchte das<br />
Gymnasium Seitenstetten und das Priesterseminar<br />
St. Pölten. Dafür erlernte Franziska<br />
das Tischlerhandwerk und wurde 1942 zur<br />
ersten Tischlermeisterin Niederösterreichs.<br />
Die beiden jüngsten Töchter der Familie<br />
besuchten eine Hauswirtschafts- und eine<br />
Handelsschule in Mistelbach bzw. Horn. In<br />
der Freizeit vergnügte man sich u. a. mit<br />
Zitherspiel und Laientheater oder engagierte<br />
sich in der christlichsozialen Politik: Der<br />
Tischlermeister wurde Obmann des Gewerbebundes<br />
Neupölla der Vaterländischen<br />
Front und sein Sohn gründete 1933 eine<br />
katholische Sturmschar-Ortsgruppe.<br />
Der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche<br />
Reich im Jahre 1938 hatte daher für die<br />
Familie negative Folgen, da Josef Zimmerl<br />
aus dem Gemeinderat entlassen und die<br />
Lehrerin Maria nach Deutschland versetzt<br />
wurde. Doch Josef Zimmerl sen. engagierte<br />
sich als Pfarrkirchenrat weiterhin für die<br />
Pfarre seiner Heimatgemeinde. Aber als<br />
typische Österreicher wollte man es sich<br />
auch mit den neuen Machthabern nicht<br />
ganz verscherzen – und die jüngsten Töchter<br />
traten dem BDM bei. Den Aufträgen der<br />
Wehrmacht und der Profiteure des 1938<br />
angelegten Truppenübungsplatzes Döllersheim<br />
stand jedoch bald die Aussiedlung von<br />
42 Ortschaften und 7.000 Menschen gegenüber,<br />
die den Verlust von einem Drittel des<br />
wirtschaftlichen Hinterlandes von Neupölla<br />
zur Folge hatte. Die Politik des NS-Regimes<br />
ordnete nicht nur das Handwerk dem Führerprinzip<br />
und bald der Kriegswirtschaft<br />
unter, sondern propagierte auch eine bodenständige<br />
Blut-und-Boden-Ästhetik.<br />
Bauernstuben &<br />
russische Kommandantur<br />
Diese äußerte sich in Bauernstuben sowie der<br />
Anfertigung von traditionellen Wäschetruhen.<br />
Der kurzfristigen Freude an deutschen<br />
Produkten wie Fotoapparaten und einem<br />
DKW-Auto folgten bald die Kriegsfolgen:<br />
Der 1939 vorzeitig zum Priester geweihte<br />
Josef Zimmerl wurde 1940 als Sanitäter nach<br />
Frankreich eingezogen. Der angenehmen<br />
Zeit in Paris folgte 1941 die Versetzung an die<br />
Ostfront. Trotz der ab 1942 zunehmend<br />
schwierigeren Lage und einer schweren Verwundung<br />
gab es einen regen Briefverkehr<br />
zwischen dem bei Leningrad stationierten<br />
Theologen und seiner Familie. Josef Zimmerl<br />
sen. wurde 1943 als Glaser nach Berlin<br />
kriegsverpflichtet, Berta Zimmerl war nach<br />
dem Arbeitsdienst in Dobersberg als Lazarettschwester<br />
in Wien in die Kriegsmaschinerie<br />
integriert, wo sie ihren späteren Ehemann<br />
kennenlernte. Die jüngste Schwester Anna<br />
versah auf dem Postamt in Neupölla Dienst.<br />
Auf die Einquartierung von Soldaten in Neupölla<br />
folgten schließlich „Kinderlandverschickungen“<br />
sowie ungarische Soldaten und<br />
Flüchtlinge.<br />
Während Maria 1944 ins Waldviertel heimkehrte<br />
und 1945 wieder in Neupölla unterrichtete,<br />
kam ihr Bruder erst 1947 aus der<br />
sowjetischen Kriegsgefangenschaft zurück.<br />
Josef Zimmerl sen. wurde im Juni 1945 in<br />
den Gemeinderat berufen, wo er bis in die<br />
1960er Jahre aktiv blieb. Die Tischlerei<br />
arbeitete nun für die russische Kommandantur<br />
und bald auch für die Aussteuer der<br />
Töchter: Berta heiratete 1948 den Wiener<br />
Beamten Robert Entmayr und Maria den<br />
Bindermeister Rudolf Leidenfrost aus Neupölla.<br />
Anna ehelichte 1951 den aus einer<br />
Aussiedlerfamilie stammenden Volkschullehrer<br />
Ernst Ranftl. Martha trat 1948 in den<br />
Orden der Kreuzschwestern in Laxenburg<br />
ein und wirkte als Stationsschwester im<br />
Wiener Franz-Josef-Krankenhaus. 1957 vermählte<br />
sich Franziska mit dem Tischlermeister<br />
Friedrich Polleroß, der daraufhin den<br />
Betrieb seines Schwiegervaters übernahm.<br />
Wirtschaftswunder<br />
Im Zuge des „Wirtschaftswunders“ prosperierte<br />
auch die Tischlerei in Neupölla. Nach-<br />
Sessel in Kirschholz von Josef Zimmerl, 1925.<br />
Foto: Friedrich Polleroß<br />
dem Friedrich Polleroß schon 1957 durch<br />
einen Umbau die Werkstattfläche mehr als<br />
verdoppelt hatte, wurden 1967 Filialen in<br />
Allentsteig und Göpfritz eröffnet. Aus diesen<br />
Anfängen des „Resopalzeitalters“ können<br />
ebenfalls Musterzeitschriften und<br />
Möbel gezeigt werden. Da die Nachfrage<br />
weiter wuchs und zahlreiche Lehrlinge eingestellt<br />
werden mussten, wurde 1965 das<br />
Nachbarhaus erworben und dort bis 1973<br />
eine Schauhalle und ein Werkstattzubau<br />
errichtet. /<br />
Text: Friedrich Polleroß<br />
ERSTES<br />
ÖSTERREICHISCHES MUSEUM<br />
FÜR ALLTAGSGESCHICHTE<br />
———————————————————<br />
3593 Neupölla 10<br />
Tel. 02988 6220 (Gemeinde)<br />
www. poella.at<br />
Bis Do, 15. 8. <strong>2013</strong>:<br />
So und Fei, 14.00–17.00 Uhr<br />
Gruppen und Schulklassen sind auch<br />
außerhalb der Öffnungszeiten willkommen<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Tschechien / 42<br />
Lange Nacht der <strong>Museen</strong><br />
DER FEZ AUS BÖHMEN<br />
Die „Lange Nacht der <strong>Museen</strong>“ wird in Tschechien an Wochenenden im <strong>Mai</strong> und Juni mit historischen<br />
Festen, Kostümen und Musik begangen. Die <strong>Museen</strong> der Königsstadt Písek stellen sich vor.<br />
beliebtes Souvenir aus dem Böhmerwald. In<br />
den <strong>Museen</strong> von Strakonice und Písek ist die<br />
Geschichte der Fez-Fabrik dokumentiert.<br />
Auch bei Zigarren denken wir eher an<br />
Havanna und nicht an eine böhmische<br />
Kleinstadt. Von der k. u. k. Zigarrendreherei<br />
Písek ist im Museum ein Arbeitstisch zu<br />
sehen sowie Etiketten und die Holzmodeln,<br />
mit denen der Umfang der von den Frauen<br />
gerollten Zigarren gemessen wurde.<br />
Gold am Ufer<br />
Die Otava fließt in Písek an zwei <strong>Museen</strong> vorbei – am <strong>Region</strong>almuseum in der Königsburg und am<br />
Museums des alten E-Werks (rechts außen).<br />
Sie wurden im Osmanischen Reich getragen,<br />
waren quasi „Markenzeichen“ – die<br />
roten Hüte mit den schwarzen Quasten. Der<br />
Fez aus gefilztem Wollstoff war ein böhmisches<br />
Qualitätsprodukt, hergestellt in den<br />
Städten Strakonice und Písek. Anfang des<br />
19. Jahrhunderts entwickelte sich – eher<br />
zufällig – aus dem Strumpfwirken eine Fez-<br />
Produktion der Firma Fürth & Comp. Als<br />
der Sultan seinen Soldaten statt Turbanen<br />
Fez verordnete, stieg der Absatz in schwindelnde<br />
Höhen. Auch in Písek setzte man auf<br />
Orient-Export. 1894 gründete Josef Klein<br />
eine Fez-Manufaktur. Bald darauf waren<br />
200 Frauen in der Fabrik beschäftigt, ebensoviele<br />
arbeiteten in Heimarbeit.<br />
Der Absatz brach ein, als der türkische<br />
Staatsgründer Atatürk seinen Landsleuten<br />
vorschrieb, sich westlich zu kleiden, sowie<br />
mit der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten<br />
Weltkrieg. In der kommunistischen Ära<br />
wurde die Produktion im kleineren Rahmen<br />
weitergeführt. Der Fez ist bis heute ein<br />
Das gut gestaltete <strong>Region</strong>almuseum ist in<br />
der von König Otakar II. Přemyzl gegründeten<br />
Königsburg von Písek untergebracht. Es<br />
zeigt den gesamten Reichtum der <strong>Region</strong>.<br />
Von der Teichwirtschaft bis zum Porzellanmaler<br />
Johann Zacharias Quast, von der<br />
Urgeschichte bis zur Goldgewinnung. Reich<br />
wurde Písek (das tschechische Wort für<br />
Sand) durch den goldführenden Sand des<br />
Flusses Otava. Ab dem 10. Jahrhundert ist<br />
die Goldgewinnung nachgewiesen. Mittelalterliche<br />
Erzmühlen und Sandwaschanlagen<br />
sind im Museum ausgestellt, ebenso eine<br />
Dokumentation über den Fund eines Goldklumpens,<br />
der 1927 ein Goldfieber auslöste.<br />
Nicht alles ist aus Gold. Manche Geschichte<br />
ist mit Blut geschrieben. Der Henkerdynastie<br />
Nimbursky war ab 1750 in Písek ansässig.<br />
Ein Schwert aus dem Familienbesitz verkauften<br />
die Nachfahren erst kürzlich dem<br />
Museum. Jeder Raum ist mit lebensgroßen<br />
Figuren aus der Geschichte akzentuiert, hier<br />
ist es der Henker mit seiner roten Kapuze<br />
und der gefesselten Delinquentin.<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Tschechien / 43<br />
Arbeit des Porzellanmalers Johann Z. Quast.<br />
Reste einer mittelalterlichen Goldwaschanlage.<br />
PÍSEK<br />
———————————————————<br />
<strong>Region</strong>almuseum<br />
Prácheňské muzeum<br />
39724 Písek, Velké náměstí 114<br />
Tel. +420 382201111<br />
www.prachenskemuzeum.cz<br />
Sladovna<br />
Exposition der Kinderbuchillustration<br />
39724 Písek, Velké náměstí 113<br />
www.sladovna.cz<br />
Museum E-Werk<br />
39724 Písek, Podskalí 159<br />
Tel. +420 777 061 224<br />
www.elektrarna.info<br />
In die Ecke gehen<br />
Eine bei uns wenig bekannte Besonderheit ist<br />
der „Eckentopf “. Das runde Suppengefäß mit<br />
Henkel ist aus Steingut. Die Wöchnerin<br />
bekam ihn wohlgefüllt von Verwandten oder<br />
Nachbarinnen als Geschenk. Da das Bett<br />
einer Gebärenden in eine Ecke geschoben<br />
wurde (um sie vom Geschehen im Haus<br />
abzuschirmen), ging die Besucher „in die<br />
Ecke“ – der Topf mit Suppe wird Eckentopf<br />
genannt. Die Ethnografische Abteilung zeigt<br />
die Lebenswelten von Kind, Frau und Mann<br />
und den letzten Weg: die Begräbnisrituale.<br />
Die lebensgroße Figur des Pfarrers trägt übrigens<br />
die Gesichtszüge des Museumsdirektors.<br />
Der Besucher könnte sich in den Geschichten<br />
einer Stadt verlieren, schlüge ihm nicht<br />
immer wieder die Stunde. Im Museum ist das<br />
Uhrwerk des Rathauses aus dem Jahre 1768<br />
installiert, das pünktlich jede Viertelstunde<br />
anschlägt. Die Mechanik war für beide Glockentürme<br />
des Rathauses zuständig; in Písek<br />
schlug es zwölf Uhr im linken und dann<br />
nochmals zwölf im rechten Turm, das waren<br />
mit den vier Schlägen für die volle Stunde<br />
insgesamt 28 Glockenschläge. Die Uhren<br />
schienen in Písek auch anders zu gehen, als<br />
1918 die Erste Tschechoslowakische Republik<br />
ausgerufen wurde. In großer Freude wurde<br />
sie hier schon 14 Tage zuvor verkündet, nicht<br />
erst wie im Rest des Landes am 28. Oktober.<br />
Galerie der böhmischen Könige<br />
Burgen als mittelalterliches Machtsystem vertrugen<br />
sich grundsätzlich nicht gut mit aufstrebenden<br />
Bürgerschichten einer Stadt, wo<br />
ab dem 14. Jahrhundert die Vollzugsgewalt<br />
an die städtischen Ratsherren überging.<br />
Burgen wurden auch physisch von urbanistischen<br />
Bauten umformt. So auch in Písek,<br />
wo Teile der Königsburg zur Mälzerei der<br />
lokalen Brauerei wurden und andere zu einer<br />
Kaserne. Allerdings haben die Písker Bürger<br />
die Könige Ende des 19. Jahrhunderts heimgeholt.<br />
Die Stadt erwarb die Gemäldesammlung<br />
böhmischer Könige aus dem Jesuitenkloster<br />
in Klatovy/Klattau. Sie ist im<br />
Museum zu sehen.<br />
Am Fuße der ehemaligen Burg von Písek<br />
fließt die Otava. Hier steht das städtische<br />
E-Werk. Der tschechische Werner von Siemens<br />
war der Elektrotechniker František<br />
Křižík. Er kaufte die ehemalige Wassermühle<br />
unter der Burg und warb mit öffentlichen<br />
Demonstrationen am Stadtplatz für elektrisches<br />
Licht. 1887 hatte Písek die erste elektrische<br />
Beleuchtung des Landes. Licht auf<br />
Straßen und Plätzen gab es bereits ab 1808.<br />
Öllampen leuchteten den Zechern den Weg<br />
nach Hause, sodass die Kosten für das Nachtlicht<br />
auf die Wein- und Bierpreise geschlagen<br />
wurden. Das elektrische Licht im E-Werk<br />
wurde vorerst durch ein Wasserrad erzeugt,<br />
bald kamen zwei Francis-Turbinen dazu, die<br />
bis heute in Betrieb sind. Nicht nur, dass im<br />
E-Werk die Geschichte der Straßenbeleuchtung<br />
dokumentiert ist, auch der Turbinenraum,<br />
der Holzrechen und die kleine mit dem<br />
Gebäude verbundene Insel, auf der sich das<br />
Treibholz sammelt, ist zu besichtigen. /<br />
Text und Fotos: Mella Waldstein<br />
die lange der museen …<br />
———————————————————<br />
… wird in Tschechien mit zahlreichen<br />
historischen Darbietungen mit Musik<br />
und Handwerk, Gaukelei und Kostümen<br />
begangen. Von größeren Städten – wie<br />
Č. Budĕjovice/Budweis – gibt es Shuttlebusse<br />
zu kleineren Orten, z. B. nach<br />
Žumberk/Sonnberg. Der Eintritt ist frei.<br />
Fr, 17. 5. <strong>2013</strong><br />
Eröffnung der Langen Nacht der <strong>Museen</strong><br />
in Jindřichův Hradec/Neuhaus im Museum<br />
der Fotografie<br />
Prácheňské Museum Písek<br />
Museum Hodonín<br />
Sa, 18. 5. <strong>2013</strong><br />
Mährische Galerie Brno/Brünn<br />
Technisches Museum Brno/Brünn<br />
Schloss Slavkov/Austerlitz<br />
Fr, 24. 5. <strong>2013</strong><br />
Südmährisches Museum Znojmo/Znaim<br />
Museum Jihlava/Iglau<br />
Museum Mikulov/Nikolsburg<br />
Sa, 25. 5. <strong>2013</strong><br />
Hussitenmuseum Tabor<br />
Fr, 31. 5. <strong>2013</strong><br />
Museum und Galerie Havlíčkův Brod/<br />
Deutschbrod<br />
Fr, 7. 6. <strong>2013</strong><br />
Feste Žumberk/Sonnberg<br />
Museum Prachatice<br />
Sa, 8. 6. <strong>2013</strong><br />
Südböhmische Galerie Hluboka/Vltavou<br />
Museum Český Krumlov/Krumau<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Bücher, CDs & feine Ware / 44<br />
Auslage<br />
SCHELLER, SCHLEICHER,<br />
MAIBAUMKRAXLER<br />
—————————————————————<br />
Bräuche in Österreich:<br />
Fasching, Ostern, Frühling<br />
EUR 24,00<br />
Verlag Anton Pustet<br />
www.pustet.at<br />
Nach dem äußerst erfolgreichen Buch „Weihnachtsbräuche<br />
in Österreich“ richtet Reinhard<br />
Kriechbaum nun den Fokus auf die erste Jahreshälfte,<br />
genauer gesagt auf den Zeitraum von<br />
Maria Lichtmess bis zur Sommersonnenwende.<br />
Der Fasching und die Fastenzeit, der Osterfestkreis<br />
und die österreichweiten Bräuche im Frühling<br />
werden vorgestellt. Geht es nur um alte, gar<br />
uralte Bräuche Entscheidend ist doch, ob ein<br />
Brauch die Menschen heute anspricht, ob er sie<br />
in ihrem Denken und Fühlen trifft und ob sie<br />
sich darin wiederfinden. Je globaler das Dorf<br />
wird, umso wichtiger ist die regionale Rückbindung,<br />
das Bewusstmachen der Wurzeln. Nicht<br />
selten wird wiederbelebt, wovon die Großeltern<br />
noch etwas vom Hörensagen wissen. Aber<br />
genauso oft kommt vor, dass neue Gepflogenheiten<br />
„erfunden“ werden. Das Buch ist, wie schon<br />
jenes über die Weihnachtsbräuche, kein nostalgischer<br />
Blick in die Vergangenheit, sondern einer<br />
auf das Heute: Bräuche, die leben, weil sie sich<br />
nicht überlebt haben. /<br />
QUERFELDEIN<br />
——————————————————————<br />
durch Österreich und Südtirol<br />
EUR 18,00<br />
Erhältlich über<br />
www.volkslied.at<br />
Querfeldein sind neugierige Forscher seit Jahrzehnten<br />
unterwegs – vom Seewinkel bis zum<br />
Bregenzerwald, vom Waldviertel bis in den<br />
Vinschgau. Mit einem Aufnahmegerät ausgestattet<br />
ziehen sie ins Feld, um Volkslieder, Volksmusik<br />
und Bräuche festzuhalten. Dabei treffen<br />
sie auf originelle Musikanten, Lieder und Interpretationen,<br />
hören Titel wie die Veteranenleich,<br />
den Kiahsuacha (Jodler) und die Stiwoller Polka<br />
oder begleiten <strong>Mai</strong>- und Antlasssingen. Für diese<br />
CD wurden 27 Aufnahmen aus rd. 75 Jahre Forschungsgeschichte<br />
ausgewählt: ein vielfältiger<br />
Einblick in die Lebendigkeit von Musik und<br />
Brauch in Österreich und Südtirol. Gewidmet ist<br />
die CD-Produktion als akustische Festschrift<br />
Manfred Schneider, einem der bedeutendsten<br />
Feldforscher Tirols, für seine Verdienste in<br />
30 Jahren Tätigkeit im Tiroler Volksliedarchiv. /<br />
STEIRISCHE BLAS<br />
——————————————————————<br />
echt mundgeblasen<br />
EUR 18,50<br />
Erhältlich über<br />
www.bogner-records.com<br />
Wohl eine der bekanntesten Volksmusikgruppen<br />
des Steirerlandes ist zweifelsohne die „Steirische<br />
Blas“. Die siebenköpfige Formation, welche sich<br />
1988 gegründet hat, wurde schnell über die<br />
steirischen Landesgrenzen hinaus bekannt.<br />
Auf bislang zwölf Tonträgern und wohl tausenden<br />
Auftritten im In- und Ausland beweist die<br />
„Blas“ ihr Können immer wieder aufs Neue. Die<br />
Besetzung, bestehend aus zwei Flügelhörnern,<br />
Klarinette, Posaune, Gitarre, Steirischer Harmonika<br />
und Tuba, änderte sich in den 24 Jahren<br />
des Bestehens aber nie. Mit der CD-Produktion<br />
„echt mundgeblasen“ wollen die Musiker der<br />
„Steirische Blas“ wiederum ihre Freude an der<br />
Volksmusik in die Welt hinaustragen und ihren<br />
mittlerweile weit bekannten, einzigartigen<br />
„Sound“ noch lange weiterpflegen! /<br />
EISERNE THORE<br />
——————————————————————<br />
Alfred Damm: Weitersfeld/Schaffa<br />
Zur Geschichte einer jüdischen Landgemeinde<br />
an der mährischen Grenze in der Neuzeit<br />
EUR 28,00<br />
ISBN 9 783 990 280720<br />
Verlag Bibliothek der Provinz<br />
www.bibliothekderprovinz.at<br />
Vom Beginn des Dreißig jährigen Kriegs bis zum<br />
Untergang in der Shoah existierte an der österreichisch-mährischen<br />
Grenze eine jüdische Siedlung. Bis<br />
1671 im Markt Weitersfeld gelegen, ab<br />
dann, aufgrund der von Leopold I. angeordneten<br />
Ausweisung, in Šafov/Schaffa, einem Dorf gleich<br />
jenseits der mährischen Grenze. Fuhrwerke,<br />
Handkarren, Kinder und Gänse, Bauern und<br />
Händler müssen wir uns auf den Straßen von<br />
Šafov/Schaffa vorstellen. Heute ist Šafov ein<br />
verschlafenes Dorf an der Grenze, obwohl es<br />
eigentlich ein Städtchen ist. Malerisch die Teiche<br />
rundum und die Lage der Friedhöfe – im Süden<br />
der christliche, im Westen der jüdische. Beide<br />
von Bäumen und Melancholie gesäumt. Bei<br />
genauerer Kenntnis des Ortes ist es auch möglich,<br />
das jüdische Schaffa ausfindig zu machen:<br />
der Nachfolgebau der Synagoge sowie ein, zwei<br />
Häuser aus dem Schtetl. In Weitersfeld im<br />
Waldviertel ist die Spurensuche weit schwieriger.<br />
Der Historiker Alfred Damm wurde in den<br />
Herrschaftsbüchern von Hardegg fündig. Die<br />
Ansiedelung der von Wien vertriebenen Juden<br />
zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde von der<br />
Herrschaft forciert, die jüdischen Händler vertrieben<br />
agrarische Produkte. Die Herrschaft<br />
schloss mit den jüdischen Ansiedlern einen Vertrag,<br />
der u. a. die Religionsfreiheit gewährleistete.<br />
Andererseits hatten Juden Schutzgeld zu zahlen.<br />
Mit der Ausweisung aus Niederösterreich<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Bücher, CDs & feine Ware / 45<br />
1671 war die Weitersfelder jüdische Gemeinde<br />
gezwungen, eine neue Heimat zu finden – über<br />
der Grenze im mährischen Šafov/Schaffa. Zwar<br />
sind in den letzten Jahren zur Geschichte der<br />
niederösterreichischen Landjuden in der Neuzeit<br />
einige grundlegende und umfassende Publikationen<br />
erschienen, eine Aufarbeitung der Quellen<br />
zu dieser Siedlung fehlt jedoch bisher. Der Autor<br />
hat mit akribischen Recherchen in den Archiven<br />
diese Lücke geschlossen. Ein schönes Beispiel gelebter<br />
Integration vor 100 Jahren ist in den „Heimatkundlichen<br />
Blättern des Bezirkes Znaim“<br />
(1899) zu finden. Dort verfassen der christliche<br />
und der jüdische Lehrer, Fabian Smrcka und<br />
Salomon Riesenfeld, gemeinsam eine Ortschronik<br />
von Schaffa: „Die Judenhäuser sind<br />
häufig nur 2–3 Fenster breit, ohne Hof, meist<br />
einstöckig, mit einer Stiege von der Gasse, mit<br />
eisernen Thüren, Thoren und Fensterläden, aus<br />
der Zeit herrührend, da die Juden noch Verfolgung<br />
zu fürchten hatten. Die Neubauten jedoch<br />
entsprechen allen modernen Anforderungen.“ /<br />
DIE ZEIT DRÄNGT<br />
——————————————————————<br />
Robert Menasse: Der Europäische Landbote<br />
EUR 12,90<br />
Zsolnay Verlag<br />
ISBN 978-3-552-05616-9<br />
www.zsolnay.at<br />
Der Titel ist Programm. Der „Hessische Landbote“<br />
ist ein ursprünglich von Georg Büchner 1834<br />
verfasstes achtseitiges Pamphlet gegen die sozialen<br />
Missstände der Zeit. Menasse macht es sich<br />
im „Europäischen Landboten“ nicht einfach. Er<br />
ist kein Latte-Machiatto-Intellektueller. Er begnügt<br />
sich nicht auf die Innenschau eines Schriftstellers.<br />
Er ist ein Aufklärer im besten Sinn des<br />
Wortes. Und als Aufklärer kann man sich nicht<br />
zurücklehnen und sich’s bequem machen. Also<br />
hat sich Menasse nach Brüssel begeben. Wie ein<br />
Reporter hat er einerseits Ritual und Mechanismus<br />
der Europäischen Union beobachtet. Und er<br />
kommt zu der überraschenden Erkenntnis, dass<br />
das bürokratische Europa nicht in Brüssel gemacht<br />
wird – sondern in den Schaltzentralen<br />
anderer europäischer Hauptstädte. Aber das ist<br />
nur Vorgeplänkel. Andererseits will uns Menasse<br />
mit dem „Landboten“ eigentlich ein kämpferisches<br />
Flugblatt verteilen: Es braucht keine Nationalstaaten.<br />
Sie sind kein Naturgesetz. Also sollten<br />
sie überwunden werden. Strengt euch an,<br />
Politiker, dass aus Europa etwas Neues wird!<br />
Legt euch keine Denkverbote auf! Seid kreativ!<br />
Die Zeit drängt. /<br />
VIERTEL UNter<br />
DEM MANHARTSBERG<br />
——————————————————————<br />
Reinhard Mandl, Thomas Hofmann:<br />
Weinviertel – Land und Leute<br />
EUR 29,80<br />
ISBN 9 783 990 051634<br />
Hubert Krenn Verlag<br />
www.hubertkrenn.at<br />
Wir haben hier einen Prachtband zur Hand, den<br />
man Freunden vorlegen kann, denen gezeigt<br />
werden muss, wie schön es da ist. Es ist schon<br />
erstaunlich, wie gefällig selbst Sperriges wie<br />
Stromleitungen oder Windräder fotografiert<br />
werden kann. Orchestriert wird die Bilderflut<br />
von einem – schon durch den Viertelsnamen<br />
nahegelegten – Kapitel über den Wein und weiteren<br />
sieben Kapiteln, die geschickt Kleinregionen<br />
nach geografischer Zusammengehörigkeit<br />
definieren. Ein Überblickstext führt jeweils ein<br />
und Bildtexte erläutern das Dargestellte. Bilderbücher<br />
dieser Art haben vielfach den Ruf, schönfärberisch<br />
und inhaltsarm zu sein. Damit würde<br />
man diesem Buch Unrecht tun. Schöngefärbt ja,<br />
aber auf hohem Niveau – und inhaltlich mit viel<br />
Substanz, die den Fachkundigen vom bloßen<br />
Werbetexter unterscheidet. Das Weinviertel<br />
<strong>2013</strong> vor den Vorhang – umso mehr mit diesem<br />
Buch im Gepäck. / Richard Edl /<br />
ÖSTERREICHRUNDFAHRT<br />
——————————————————————<br />
Sabine Wiemers, Saskia Hula:<br />
Das große Österreich-Wimmelbuch<br />
EUR 14,90<br />
ISBN 9783701721184<br />
Residenz Verlag<br />
www.residenzverlag.at<br />
In einem Wimmelbuch wimmelt es. Es wimmelt<br />
vor Leben. Es quillt aus allen Ecken und Enden,<br />
bricht hinter Büschen und Bäumen, Fenstern<br />
und Zäunen hervor. Hier wimmelt Österreich.<br />
Da eine Kuhglocke, dort eine Mozartkugel, da<br />
ein Heuriger, dort eine Lederhose. Das muss<br />
sein, denn immerhin ist eine Reisegruppe unterwegs<br />
durch Österreich – und wir mit ihnen.<br />
Wimmelbücher haben ein Thema, das mit einer<br />
großen Menge an bildlicher Information umgesetzt<br />
wird: Jahreszeiten, Mittelalter, Arbeitswelten,<br />
ferne Länder. Im Österreich-Wimmelbuch<br />
werden alle Bundesländer bereist. Als Paten der<br />
„Wimmel-Bilder“ gelten die detailgenauen<br />
Gemälde eines Hieronymus Bosch und Pieter<br />
Brueghel d. Ä. Deswegen lieben Kinder diese<br />
überbordenden Bilderbücher: weil es viel zu entdecken<br />
gibt, immer und immer wieder; weil<br />
Kinder dazu eigene Geschichte denken und die<br />
Erwachsenen angeregt werden, alle Details zu<br />
deuten; weil sich kleine Spitzfindigkeiten darin<br />
verstecken. /<br />
KOCHEN MIT TRADITION<br />
——————————————————————<br />
Sie sind in vielen Haushalt anzutreffen: die<br />
Emailtöpfe eines alten Mostviertler Familienunternehmens.<br />
In zarten Pastellfarben die älteren<br />
Modelle, im klassischen Dunkelblau oder mit<br />
Dekor à la Gmunder Keramik. Email verbindet<br />
die positiven Eigenschaften von Glas und Stahl.<br />
Beim Verschmelzen dieser beiden Werkstoffe bei<br />
850 Grad entsteht ein neuer Verbundwerkstoff<br />
mit Oberflächeneigenschaften, die kaum ein<br />
anderes Material erreicht. Die Töpfe der Firma<br />
Riess mit Blaudruck-Dekor sind eine spezielle<br />
Edition, angefertigt für die Volkskultur Niederösterreich.<br />
/<br />
Galerie der <strong>Region</strong>en<br />
3504 Krems-Stein, Donaulände 56<br />
Tel. 02732 85015 15<br />
Di–Fr, 10.00–12.00 und 15.00–18.00 Uhr,<br />
jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und<br />
14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr<br />
www.volkskultureuropa.org/galerie<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 46<br />
Fortbildung<br />
URGUT KOCHEN<br />
——————————————————————<br />
Komm und koch mit den Bäuerinnen<br />
So werden aus großen wie kleinen Essern<br />
„Salat-Tiger“: Wenn Grünes nämlich so bunt,<br />
so knackig-frisch und so köstlich mariniert auf<br />
den Tisch kommt. Als Vitaminpaket mit saisonalem<br />
Gemüse wie zartem Frühlings-Spargel<br />
und Vogerlsalat, knackigen Radieschen, herbstlichem<br />
Porree, oder als Hauptspeise mit feinen<br />
Streifen von Rind- oder Putenfleisch.<br />
Fr, 3. 5. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr: Lilienfeld<br />
Sa, 4. 5. <strong>2013</strong>, 9.00 Uhr: Neunkirchen<br />
Di, 7. 5. <strong>2013</strong>, 13.00 Uhr, 18.00 Uhr: Bruck/Leitha<br />
Di, 14. 5. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr: Baden<br />
Mi, 22. 5. <strong>2013</strong>, 18.00 Uhr: Gänserndorf<br />
Do, 23. u. Fr, 25. 5. <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr:<br />
Hollabrunn<br />
Ort: Bezirksbauernkammer<br />
Anmeldung & Information<br />
Tel. 05 0259 26200<br />
urgutkochen@lk-noe.at<br />
www.urgutkochen.at<br />
_<br />
SPONSORING<br />
——————————————————————<br />
Gezielte Ansprache von Sponsoren<br />
Do, 23. 5. <strong>2013</strong>, 9.00–18.00 Uhr<br />
Hotel zur Post, 3053 Laaben Nr. 33<br />
Referentin: Annemarie Türk<br />
Die erfolgreiche Kontaktaufnahme mit Unternehmen<br />
setzt Überlegung und Vorbereitung<br />
voraus. Kreative Konzepte und innovative Strategien<br />
sind gefragt. Erfolgreiche Sponsoring-<br />
Aktivitäten münden in <strong>Kultur</strong>partnerschaften,<br />
welche über einen Austausch von Werbemaßnahmen<br />
gegen Geld hinausgehen. In diesem<br />
Workshop werden die einzelnen Schritte einer<br />
effektiven Sponsoring-Kampagne erarbeitet.<br />
Dieses Seminar richtet sich an Unerfahrene<br />
ebenso wie an möglicherweise bereits Frustrierte.<br />
Die Stärkung von Selbstbewusstsein und<br />
Eigeninitiative sind ebenso wichtig wie das<br />
richtige Verständnis von Kunst- und <strong>Kultur</strong>sponsoring.<br />
Vertragsrechtliche sowie steuerrechtliche<br />
Belange werden ebenfalls behandelt.<br />
Begrenzte Teilnehmerzahl!<br />
Teilnahmegebühr: EUR 70,00/Person<br />
Vorrangig für Mitglieder und Mitarbeiter <strong>Kultur</strong>vernetzung<br />
NÖ, BHW Niederösterreich,<br />
<strong>Region</strong>al.<strong>Kultur</strong> Niederösterreich<br />
Anmeldung & Information<br />
<strong>Kultur</strong>vernetzung NÖ – Büro Industrieviertel<br />
Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider)<br />
seminaranmeldung@kulturverneztung.at<br />
www.kulturvernetzung.at<br />
_<br />
INVENTARISIEREN<br />
——————————————————————<br />
Sammlungsbestände inventarisieren<br />
Sa, 22. 6. <strong>2013</strong>, 9.00–17.00 Uhr<br />
Brandlhof, Radlbrunn 24, 3710 Ziersdorf<br />
Referent: Mag. Rocco Leuzzi<br />
Im Zentrum dieses Einzelkurses steht die Vermittlung<br />
der Grundlagen der Inventarisierung<br />
sowie die professionelle Erfassung von Museumsbeständen.<br />
Neben dem theoretischen Teil<br />
liegt der Schwerpunkt auf praktischen Übungen<br />
mit Objekten der Übungssammlung des<br />
Brandlhofs. Verwendet wird das EDV-Programm<br />
Imdas-Pro, welches von Joanneum<br />
Research in enger Zusammenarbeit mit Museologen<br />
und <strong>Kultur</strong>experten entwickelt wurde.<br />
Anmeldung & Information<br />
Museumsmanagement Niederösterreich<br />
Tel. 02732 73999<br />
Fax 02732 73999 33<br />
museen@volkskulturnoe.at<br />
www.noemuseen.at<br />
_<br />
EFFIZIENZ, ENGAGEMENT<br />
UND EHRENAMT<br />
——————————————————————<br />
Infoabend zum Lehrgang<br />
„Professionelle <strong>Kultur</strong>arbeit“<br />
Mi, 19. 6. <strong>2013</strong>, 17.00–20.00 Uhr<br />
Institut für <strong>Kultur</strong>konzepte<br />
Gumpendorfer Straße 9/10, 1060 Wien<br />
Die zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen<br />
der regionalen <strong>Museen</strong> und Vereine<br />
bilden einen wesentlichen Bestandteil des <strong>Kultur</strong>programms<br />
in Niederösterreich. Ermöglicht<br />
wird das Angebot durch das Engagement von<br />
Einzelpersonen und kleinen Teams, die mit<br />
oft knappen Ressourcen ausgezeichnete Ergebnisse<br />
liefern. Um die Qualität des Angebots,<br />
aber auch die Qualität der Zusammenarbeit<br />
und die Motivation aller Beteiligten zu<br />
sichern, ist es notwendig, sich mit Fragen der<br />
interne Organisation intensiv auseinander zu<br />
setzen: Wie können Kompetenzen besser eingesetzt<br />
und Arbeitsabläufe zielgerichteter<br />
strukturiert werden Welche Möglichkeiten<br />
gibt es, neues Publikum und neue Kooperationspartner<br />
an das Museum oder an den Verein<br />
zu binden<br />
Effizienz, Engagement und Ehrenamt, ein<br />
Widerspruch oder Erfolgsrezept Mag. Karin<br />
Wolf (Gründerin und Leiterin des Instituts für<br />
<strong>Kultur</strong>konzepte) beantwortet diese und weitere<br />
Fragen im Gespräch mit Gästen aus der<br />
niederösterreichischen <strong>Kultur</strong>szene und stellt<br />
den Lehrgang Professionelle <strong>Kultur</strong>arbeit vor.<br />
Freier Eintritt zum Infoabend<br />
Anmeldung erforderlich: Tel. 01 5853 999<br />
Information<br />
Museumsmanagement Niederösterreich<br />
Tel. 02732 73999<br />
museen@volkskulturnoe.at<br />
www.noemuseen.at<br />
_<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Chorszene / 47<br />
singen im sommer<br />
INTERNATIONALE<br />
CHORAKADEMIE KREMS<br />
——————————————————————<br />
7.–14. 7. <strong>2013</strong><br />
Bildungshaus St. Hippolyt, St. Pölten<br />
Die Internationale Chorakademie will Chorsängern<br />
und Chorleitern die Möglichkeit<br />
geben, ihre Sing- und Dirigierpraxis unter<br />
fachkundiger Anleitung zu perfektionieren.<br />
Die künstlerische Gesamtleitung liegt in den<br />
Händen von Erwin Ortner (Professor für<br />
Chorleitung und Chorische Stimmbildung an<br />
der Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst Wien sowie Gründer und Leiter des<br />
Arnold Schoenberg Chores; seit 2010 Leiter<br />
der Wiener Hofmusikkapelle). Im Mittelpunkt<br />
steht dabei die Arbeit im Plenum und in den<br />
vier Studiochören. Daneben bieten Seminare<br />
und Stimmbildung verschiedene Möglichkeiten<br />
zur individuellen musikalischen Weiterbildung.<br />
Die Leiter der vier Studiochöre<br />
erarbeiten mit den Teilnehmern das Programm:<br />
Erwin Ortner: Vierstimmiger Kammerchor<br />
„Kommt Dir manchmal in den Sinn“<br />
Josef Habringer: Drei-/Vierstimmiger Kammerchor<br />
„Klangfarben“<br />
Maria Goundorina: Oberstimmenchor<br />
„Neue Horizonte“<br />
Stefan Foidl: Vierstimmiger Kammerchor<br />
„All that’s Jazz“<br />
Konzert der Teilnehmer<br />
am Do, 11. Juli <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />
Minoritenkirche Krems Stein<br />
Schlusskonzert<br />
Sa, 13. Juli <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr<br />
Stiftskirche Herzogenburg<br />
Luigi Cherubini: Requiem in c-moll<br />
für Chor und Orchester<br />
Schlussgottesdienst<br />
So, 14. Juli <strong>2013</strong>, 10.00 Uhr<br />
Dom zu St. Pölten<br />
Franz Schubert: Messe in G–Dur D 167<br />
Information<br />
Michaela Zettl<br />
Tel. 0676 5419739<br />
www.icak.at<br />
_<br />
VOKALWOCHE MELK<br />
——————————————————————<br />
7.–21. 7. <strong>2013</strong><br />
Stift Melk<br />
„Nicht alle von uns Chorsängern können eine<br />
professionelle Ausbildung genießen. Mit der<br />
Vokalwoche Melk bieten wir Sängern Weiterbildung<br />
auf höchstem Niveau“, so die Organisatorin<br />
Herta Falkensteiner.<br />
Referenten: Heinz Ferlesch, Markus Obereder,<br />
Benjamin Lack, Jürgen Fassbender, Nina<br />
Bertens, Maria Erlacher, Kyoko Yoshizawa,<br />
Maria Brojer, Bernd Oliver Fröhlich, Bartolo<br />
Musil, Josef Schweighofer, Istvan Matyas.<br />
Programm:<br />
Plenum: Wolfgang Amadeus Mozart, Große<br />
Messe in c-Moll KV 427<br />
3 Kammerchöre: a cappella, themenzentriert<br />
4 Kleinensembles: a cappella, bis max. 16 Sänger<br />
Chorisches Einsingen<br />
Einzelstimmbildung und 2 Solostudios<br />
Konzerte<br />
Fr, 19. Juli <strong>2013</strong>, 19.00 Uhr und<br />
Sa, 20. Juli <strong>2013</strong>, 20.00 Uhr, Stift Melk<br />
Gestaltung des Festgottesdienstes<br />
So, 21. Juli <strong>2013</strong>, 9.30 Uhr, Stiftskirche<br />
Information<br />
Günther Friedrich, Tel. 0680 3108451<br />
Herta Falkensteiner, Tel. 0664 2839588<br />
www.vokalakademie.at<br />
_<br />
MUSIKFABRIK EDELHOF<br />
——————————————————————<br />
20.–28. 7. <strong>2013</strong><br />
Landwirtschaftliche Fachschule Edelhof/Zwettl<br />
Die von Erwin Ortner gegründete Veranstaltungsreihe<br />
hat sich im Lauf der Jahrzehnte zu<br />
einer der größten Veranstaltungen für vokales<br />
und instrumentales Musizieren in Österreich<br />
entwickelt. Rund 140 Musikerinnen und<br />
Musiker aus ganz Österreich und dem<br />
benachbarten Ausland nehmen am Workshop-<br />
Programm teil. Die Zielgruppe reicht vom<br />
ambitionierten Laien mit Musikschul- oder<br />
Konservatoriumausbildung bis hin zum Profi.<br />
Programm:<br />
Barockprojekt: J. S. Bach, Kantate „Schweigt<br />
stille, plaudert nicht“ („Kaffeekantate“)<br />
Großes Orchester: Carmina Burana von Carl<br />
Orff, Gesamtleitung: Jörg Zwicker<br />
Studio Klavier-Kammermusik: Leonore Aumaier<br />
Studio Streicher-Kammermusik: Christian<br />
Eisenberger, Arne Kircher<br />
Studio Bläser-Kammermusik: Erich Heher<br />
Kammermusik für Einsteiger: Laurence Stalder-<br />
Stremnitzer<br />
Studio Alte Musik und Aufführungspraxis:<br />
Michael Hell, Jörg Zwicker<br />
Studio Höfischer Tanz und szenische Darstellung:<br />
Andrea Straßberger<br />
Studio Gesang: Maria Bayer, Elke Nagl,<br />
Manfred Länger<br />
Studio Atem – Körper – Stimme – Instrument:<br />
Johann Leutgeb, Johannes Geppert<br />
Studio Percussion: Herwig Stieger, Laurence<br />
Stalder-Stremnitzer<br />
Junges Vokalensemble: Bernhard Sieberer<br />
Öffentliche Veranstaltungen<br />
Fr, 26. Juli <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr, Stift Zwettl<br />
Sa, 27. Juli <strong>2013</strong>, 19.30 Uhr, Rathaussaal Weitra<br />
So, 28. Juli <strong>2013</strong>, 10.15 Uhr, Pfarrkirche Zwettl<br />
So, 28. Juli <strong>2013</strong>, 15.00 Uhr, Stift Zwettl<br />
Information<br />
Tel. 02272 65052<br />
office.musikfabrik@aon.at<br />
www.musikfabrik.at<br />
_<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
GALERIE DER REGIONEN<br />
Erlesenes Kunsthandwerk und edle Geschenkideen<br />
aus Europas <strong>Region</strong>en<br />
3504 Krems-Stein · Donaulände 56<br />
T. 02732 85015 · galerie@volkskultureuropa.org · www.volkskultureuropa.org<br />
Öffnungszeiten: Di–Fr, 10.00—12.00 und 15.00–18.00 Uhr,<br />
jeden 1. Samstag im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr
<strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / 49<br />
Wir gratulieren<br />
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Ihren runden Geburtstag feiern unsere<br />
Ehrenmitglieder:<br />
Friedrich Almer (90), Waidhofen an der Ybbs,<br />
5. <strong>Mai</strong><br />
Walter Grubner (50), Texing, 14. <strong>Mai</strong><br />
Ihren besonderen Geburtstag<br />
feiert unser Ehrenmitglied:<br />
Regina Krammer, Riegersburg, 11. <strong>Mai</strong><br />
Ihren besonderen Geburtstag<br />
feiert unser Mitglied:<br />
Margit Zöhrer, Oberstinkenbrunn, 13. <strong>Mai</strong><br />
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NEUE MITGLIEDER<br />
——————————————————————<br />
Unterstützende Mitglieder<br />
Christoph Stiegler, Öhling<br />
Ingrid Jörg, Tulln<br />
Förderndes Mitglied<br />
Monika Knötzl, Tattendorf<br />
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KINDER- & JUGENDTANZLEITER<br />
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Acht Damen und ein Herr schlossen im Stift<br />
Seitenstetten Modul 1–3 der Ausbildung zum<br />
Kinder- und Jugendtanzleiter ab. Nach erfolgreicher<br />
Praxisprüfung wurden die Zertifikate<br />
überreicht.<br />
INTERN<br />
KOOPERATION<br />
——————————————————————<br />
Im Rahmen der Kooperation zwischen dem<br />
Museumsmanagement Niederösterreich und<br />
der Kirchlichen-pädagogischen Hochschule<br />
trafen einander die Vertreter beider Institutionen.<br />
V. li. n. re.: Mag. Petra Braun, Institut für Fort- und<br />
Weiterbildung für Pädagoginnen in NÖ; Mag. Ulrike<br />
Vitovec, Leitung Museumsmanagement Niederösterreich;<br />
Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer Volkskultur<br />
Niederösterreich; Mag. Beatrix Konicek-<br />
Kummer, Vizerektorin KPH; MMag. Gregor Kremser,<br />
Institut für Fort- und Weiterbildung für PädagogInnen<br />
in NÖ.<br />
KLINGENDES MUSEUMSDORF<br />
——————————————————————<br />
Am 30. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> führt Sepp Forcher wieder<br />
durchs „Klingende Österreich“ – diesmal in<br />
Niederösterreich. Eine Begehung mit dem<br />
beliebten Fernsehmoderator fand bereits am<br />
4. April mit Dorli Draxler, Geschäftsführerin<br />
der Volkskultur Niederösterreich, im Museumsdorf<br />
Niedersulz statt.<br />
VOLKSMUSIKSENDUNGEN<br />
DES ORF<br />
———————————————————<br />
ORF 2<br />
Wetter-Panorama<br />
täglich 7.30–9.00 Uhr<br />
Fernsehfrühschoppen<br />
Staatsfeiertag, Mi, 1. 5., 12.00 Uhr:<br />
Frühschoppen aus Teisendorf<br />
Christi Himmelfahrt, Do, 9. 5., 12.00 Uhr:<br />
Frühschoppen aus Teisendorf<br />
Pfingstmontag, 20. 5., 12.00 Uhr:<br />
Frühschoppen aus Großarl<br />
Fronleichnam, Do, 30. 5., 12.00 Uhr:<br />
Frühschoppen aus dem ORF-Fernsehgarten<br />
in Salzburg<br />
Mei liabste Weis<br />
Sa, 4. 5., 20.15 Uhr: aus Bad Aussee<br />
_<br />
ORF 3<br />
Unser Österreich<br />
Sa, 17.00 Uhr; Mo, 12.00 Uhr<br />
_<br />
RADIO NIEDERÖSTERREICH<br />
Aufzeichnung des NÖ Landespreisträgerkonzerts<br />
prima la musica,<br />
Pfingstmontag, 20.5., 20.00 Uhr<br />
aufhOHRchen, Di, 20.00–21.00 Uhr<br />
7. 5.: D’ Kohlstatt – bei den Köhlern in<br />
Rohr am Gebirge.<br />
Gestaltung: Hans Schagerl<br />
14. 5.: Volkskultur aus Niederösterreich<br />
Gestaltung: Dorli Draxler<br />
21. 5.: „Verliebt, verlobt, verheiratet“, Lieder<br />
und Weisen zum Wonnemonat <strong>Mai</strong><br />
Gestaltung: Edgar Niemeczek<br />
28. 5.: Volksmusikalische Kostbarkeiten<br />
Gestaltung: Walter Deutsch<br />
„vielstimmig“ – Die Chorszene Niederösterreich,<br />
Do, 20.00–20.30 Uhr<br />
23.5. Gestaltung: Gottfried Zawichowski<br />
G’sungen und g’spielt &<br />
Für Freunde der Blasmusik,<br />
Mi, Do, 20.00–21.00 Uhr<br />
Kremser Kamingespräche,<br />
Mi, 15. 5., 21.00 Uhr<br />
Musikanten spielt’s auf,<br />
Fr, 20.00–21.00 Uhr<br />
Die Teilnehmerinnen waren Hedwig Kaserer, Klara<br />
Mühlberger, Eva Pankratz, Eva-Maria Martin,<br />
Karin Ostermann, Gabriele Justus, Waltraud und<br />
Harald Asvanyi, Katrin Zimmermann, die<br />
Referentinnen Monika Högl und Julia<br />
Schenkermayr.<br />
Frühschoppen,<br />
So, 11.00–12.00 Uhr<br />
_<br />
Programmänderungen vorbehalten,<br />
Detailprogramme auf www.orf.at<br />
schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Die letzte Seite / 50<br />
2 nd life<br />
Ohne Bananen wäre der Mensch sesshaft.<br />
Ohne Bananen gäbe es keine Bananenkartons<br />
und ohne Bananenkartons keine Umzüge.<br />
Aber bevor Geschirr, Bücher, Wäsche und<br />
allerhand Kramuri darin transportiert werden,<br />
ist der Bananenkarton ein Weltreisender;<br />
manchmal mit blinden Passagieren. Die<br />
Geschichten über eingeschleppte Spinnen<br />
sind Legionen.<br />
gen, Lüftungsschlitze und sind bei guten<br />
Beziehungen zum Greißler oder zum örtlichen<br />
Supermarkt gratis und jederzeit zu<br />
beschaffen. Eine ganze Berufsbranche könnte<br />
ohne Bananenkartons kaum leben. Für Antiquare<br />
sind sie das gängige Lager- und Transportbehältnis.<br />
Sie beherrschen auch die<br />
Kunst des Bananenkartonstapelns. Von<br />
einem erfahrenen Antiquar können wir lernen,<br />
dass wir gar nicht erst versuchen brauchen,<br />
einen Del-Monte-Deckel mit runden<br />
Löchern auf einen Dole-Karton mit Schlitzen<br />
zu stülpen.<br />
In Studentenhaushalten ist der Bananenkarton<br />
längst ein gleichberechtigtes Möbelstück.<br />
Als Spielgerät sind Bananenkartons für<br />
Sportlehrerinnen und Jungscharleiter interessant.<br />
/<br />
Landeinwärts<br />
MIT GEMÜSE KUSCHELN<br />
Hätte Arcimboldo daran seine Freude Der<br />
Renaissancemaler arrangierte in seinen Gemälden<br />
Gemüse zu Gesichtern und Stillleben.<br />
Jetzt gibt es Gemüse zum Knuddeln.<br />
Ein Möbelhaus hat Plüschgemüse im Programm<br />
mit dem pädagogischen Ziel, durch<br />
Spielen und Erzählen von Geschichten an das<br />
Thema Gartenbau und Natur heranzuführen.<br />
Bruno, ein bekennender Gemüseskeptiker,<br />
bekam einen Brokkoli geschenkt. Ganz<br />
weich, ganz lieb. Ich fand übrigens den Knoblauch,<br />
der sofort Knobbl getauft wurde, sehr<br />
herzig – und absolut geruchsneutral. Denn,<br />
so heißt es bei einer Supermarktkette, die<br />
Gemüse und Obst jetzt nicht nur zum Essen<br />
anbietet: Kinder sollen früh genug lernen,<br />
sich gesund zu ernähren.<br />
Aber hallo Es gibt Menschen, die hatten<br />
Affen als Schmusetier und essen bis heute<br />
kein Primatensteak. Das erste Plüschtier einer<br />
bekannten deutschen Marke – die mit dem<br />
Knopf im Ohr – war im Jahre 1880 der Elefant.<br />
So richtig kam das Geschäft ins Laufen,<br />
als ein amerikanischer Hersteller den Bären<br />
entdeckt hatte und seine Großbestellung<br />
nach dem US-Präsidenten Theodore „Teddy“<br />
Roosevelt benannte. Das Essverhalten der<br />
Kinder hat den Bären keinesfalls geschadet.<br />
Deswegen kamen sie nicht auf die Rote Liste.<br />
Vielleicht ist Gemüse zum Kuscheln sogar<br />
kontraproduktiv: „Ich esse die liebe Karotte<br />
nicht!“ Oder die Fastfood-Lobby hat – nach<br />
dem Essverhalten der Jugendlichen zu schließen<br />
– den Kleinen heimlich Plüschspaghetti<br />
in die Gitterbetten gelegt. Oder Döner-<br />
Pölster. Ein Plüschspaghettitier stelle ich mir<br />
mit schlaksigen Beinen und Armen, vielen<br />
langen, blonden Haaren und coctailtomatengroßen<br />
Augen vor. Apropos Augen: Essbare<br />
Augen bietet ein Versandhaus an. Damit<br />
sollen Gemüse und Obst (das echte) verziert<br />
und vermenschlicht werden. Die essbaren<br />
Augen sind aus Zucker mit jeder Menge<br />
E153, E414 etc. hergestellt. Sie werden mit<br />
dem Slogan „Das Auge isst mit“ beworben.<br />
Bruno isst übrigens Brokkoli, allerdings nur<br />
in einer Gemüsecremesuppe. Vielleicht, weil<br />
er den kleinen Brokki da nicht wiedererkennt.<br />
/<br />
Mella Waldstein<br />
Der Bananenkarton unterscheidet sich nicht<br />
nur in den großzügigen Ausmaßen von 57<br />
mal 30 mal 21 Zentimetern, sondern vor<br />
allem durch seine Stabilität von allen andern<br />
Schachteln. Bananenkartons sind stapelfähig,<br />
haben handfreundliche Grifföffnunschaufenster<br />
/ <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen<br />
viele <strong>Kultur</strong>veranstaltungen durch seine regionalen und<br />
lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von<br />
<strong>Kultur</strong>initiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch<br />
von fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach<br />
stärker. www.raiffeisen.at
Ein Juwel im Schmidatal<br />
Brandlhof<br />
Gemütliche Gaststuben<br />
Feste feiern in einzigartigem Ambiente<br />
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Information und Vermietung:<br />
Volkskultur Niederösterreich<br />
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