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Gesunde Gemeinde Ein Besuch im ... - Baptisten Bayern

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1<br />

<strong>Gesunde</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>Besuch</strong> <strong>im</strong> Geschwisterhaus<br />

Jesus ging nicht in die <strong>Gemeinde</strong>. Hatte keine <strong>Gemeinde</strong>.<br />

Er besuchte regelmäßig die Synagoge.<br />

In seiner He<strong>im</strong>atsynagoge war er vor die Tür gejagt worden.<br />

Jesus hat keine einzige Kirche gebaut.<br />

Er hat auch keine <strong>Gemeinde</strong> gegründet.<br />

Er hatte nicht ein Mal ein eigenes Haus, für einen Hauskreis.<br />

Er war auf Gastfreundschaft angewiesen.<br />

Jede Nacht. Er hatte kein eigenes Bett. Er musste das Bad teilen.<br />

Keine Küche. mit einer Lieblingstasse <strong>im</strong> Regal. Keinen festen Platz.<br />

Keine Postadresse. Kein Klingelschild mit seinem Namen. Er war ein Wanderer.<br />

Zwischen den Welten. Sein Zuhause ist der H<strong>im</strong>mel.<br />

Da hat man auf der Erde He<strong>im</strong>weh.<br />

Und kennt die große Sehnsucht; <strong>im</strong>mer unterwegs, nie wirklich angekommen.<br />

So sagte er ein Mal:<br />

Füchse haben Gruben, Hunde haben Hütten, Katzen haben Körbchen,<br />

Vögel haben Nester, oder Käfige, Ameisen haben Hügel, Pferde haben Boxen,<br />

aber der Menschensohn hat das nicht;<br />

keinen Ort, wo er seinen Kopf zum Schlafen hinlegen kann.<br />

Geboren wurde er auf der Reise, unterwegs, in einem Stall.<br />

Gestorben ist er hängend zwischen H<strong>im</strong>mel und Erde;<br />

begraben in einem Grab, das ihm nicht gehörte,<br />

das nur geliehen war von einem Gönner.<br />

Jesus hatte kein Zuhause in dieser Welt.<br />

Aber er hatte Lieblingsplätze.<br />

Orte, wo er häufig zu finden war.<br />

<strong>Ein</strong>er davon ist ein Haus in Bethanien, eine Geschwister-WG.<br />

Hier leben Maria, Martha und Lazarus.<br />

Die drei werden an mehreren Stellen des Neuen Testaments erwähnt:


2<br />

Da war Jesus einmal zu Gast in diesem Geschwisterhaus<br />

und Martha bereitete alles vor, in der Küche, in den Gästez<strong>im</strong>mern, am Esstisch,<br />

in der <strong>Ein</strong>gangshalle, organisierte, schwitzte, schleppte, rief, holte, lief,<br />

Kichererbsen, Fladenbrote, Olivenöl...<br />

Und die andere Schwester, Maria, setzte sich zum Gast<br />

und hörte zu, was er zu sagen hatte bis Martha sich beschwerte:<br />

Sag ihr doch, sie soll Mal mithelfen!<br />

Früher mochte ich diese alte Erzählung nicht.<br />

Denn sie wurde mir <strong>im</strong>mer so erzählt:<br />

Da gab es eine hübsche Maria, die alles richtig machte<br />

und eine ältere Schwester Martha, die zwar sehr viel schuftete,<br />

aber am Ende das Wesentliche verpasste.<br />

Es blieb <strong>im</strong>mer ein blödes Gefühl, weil Martha so abgekanzelt worden war.<br />

Man sah sie vor sich: in der Küche, am Feuer, sie schwitzte und mühte sich,<br />

sie war <strong>im</strong> Stress; Zwiebeln schälen, Brot backen, Wachteln braten,<br />

schließlich wollen Jesus und 12 Jünger etwas Ordentliches zu essen bekommen.<br />

Hin und wieder ein Blick aus der Tür; Maria und Jesus reden <strong>im</strong>mer noch.<br />

Könnte Mal einer helfen Mit anpacken<br />

Leute, die ständig und wie selbstverständlich anderen die Arbeit überlassen,<br />

bringen mich auf die Palme.<br />

Was war so schlecht an der Idee,<br />

sie würden alle drei Kartoffeln schälen und dabei weiterreden<br />

Schließlich muss die Arbeit getan werden.<br />

Ich mochte Maria. Martha tat mir Leid.<br />

Lukas, der diese Geschichte aufgeschrieben hat,<br />

brachte das Ganze für mich in Balance.<br />

Denn die Geschichte der beiden Schwestern ist eingerahmt von 2 Texten.<br />

Sie steht nicht für sich.<br />

Sie ist eingewoben in andere Dinge, die Jesus getan und gesagt hat.<br />

Interessant, was da genau vorher und genau <strong>im</strong> Anschluss steht.


3<br />

Das „Vater unser“, das weltberühmte Gebet,<br />

und „Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter“,<br />

ein Beispiel von einer Erzählung zur guten Tat.<br />

Hier entdecken wir: Jesus bringt uns ins Gleichgewicht.<br />

Er betont, wie wichtig das Beten ist. Das Hören. Die Beziehung zu Gott.<br />

Und das andere ist dem gleich und genau so wichtig:<br />

Die Beziehung zum Nächsten.<br />

Beten oder tun, hören oder helfen – das sind keine Alternativen.<br />

Nur beide Schwestern gemeinsam beherbergen Jesus.<br />

Es war nicht alleine bei Maria zu Gast. Er besuchte sie beide.<br />

Du kannst nicht beten, aber dich raushalten, wenn jemand auf der Straße liegt.<br />

Denn der Mensch in Not ist Gott selbst.<br />

Das ist die Botschaft an die Maria in uns.<br />

Und die Botschaft an die Martha in uns:<br />

Neben deiner Liebe zu den Armen<br />

brauchst du eine Quelle, die dir Kraft gibt, durchzuhalten.<br />

Die Hände von Jesus von Nazareth…<br />

waren die Hände eines Z<strong>im</strong>mermanns und sie haben sich zum Beten gefaltet.<br />

Es waren die Hände, die Brot verteilt haben für die Hungrigen<br />

und die Gott für dieses Brot gedankt haben.<br />

Es waren Kinderhände. Und es waren Männerhände.<br />

Hände, die geheilt haben, sanft berührt und gesegnet.<br />

Hände, die geschleppt haben, angepackt, gearbeitet.<br />

Er hatte menschliche Hände. Und viele sagten: Er zeigt uns die Hände Gottes.<br />

Jesus hatte zwei Hände.<br />

Wir wissen nicht, ob er Linkshänder war oder Rechtshänder.<br />

Die Hände von Jesus von Nazareth…<br />

haben viel gehalten und viel berührt.<br />

Sie waren verschwitzt und zärtlich<br />

und am Ende wurden sie schwer verletzt, von Nägeln, die ihn an ein Kreuz hängten.<br />

Beide Hände zeigten Wunden.


4<br />

Beide Schwestern, Martha und Maria hatten Wunden.<br />

Und erst Recht ihr Bruder Lazarus. Dazu später.<br />

Ich kenne <strong>Gemeinde</strong>n, die sehr aktiv sind. Marthas.<br />

Aktiv für die Armen. Die in ihrem Stadtteil eine Suppenküche unterhalten.<br />

Oder die in ihrem Kältebus den Obdachlosen Unterkunft geben.<br />

Oder die aktiv sind <strong>im</strong> <strong>Ein</strong>satz für die Schöpfung. Für den Schutz der Umwelt.<br />

Für Gerechtigkeit. In einer globalen Welt. Die fairen Handel unterstützen.<br />

Die Hausaufgabenhilfe anbieten. Oder für alte Leute die <strong>Ein</strong>käufe organisierten.<br />

Diese <strong>Gemeinde</strong>n haben mich beeindruckt. Man kann viel von ihnen lernen.<br />

Ich kenne <strong>Gemeinde</strong>n, die anders aktiv sind.<br />

Die bekannt sind für Mission und Evangelisierung.<br />

Die sich also dafür engagieren, vielen Menschen den Glauben lieb zu machen.<br />

Weit weg in Afrika. Oder auch hier in Deutschland, in Großstädten, auf dem Land.<br />

Die viele Ideen haben, wie sie <strong>im</strong>mer mehr Menschen neugierig machen auf Gott;<br />

auch Menschen, die dieses Thema für sich schon abgeschlossen hatten.<br />

Die Gottesdienste inszenieren,<br />

Theaterstücke, Kulturabende, Glaubenskurse und Festessen.<br />

Diese <strong>Gemeinde</strong>n haben mich auch beeindruckt.<br />

Man kann einiges von ihnen lernen.<br />

Ich kenne <strong>Gemeinde</strong>n, die noch mal anders aktiv sind.<br />

In denen viel gebetet wird. Die sich mehrmals in der Woche treffen, um zu beten.<br />

Für ihre <strong>Gemeinde</strong>. Für die Kranken. Für Schwierigkeiten von einzelnen.<br />

Und auch für diese Welt. Für die Regierenden, usw.<br />

Auch diese <strong>Gemeinde</strong>n haben mich auch beeindruckt.<br />

Man kann einiges von ihnen lernen.<br />

Ich kenne <strong>Gemeinde</strong>n, die sehr viel Wert legen auf gute Musik.<br />

Und andere <strong>Gemeinde</strong>n, die genau diese Musik sehr schlecht finden<br />

und die sehr viel Wert legen auf ganz andere gute Musik.


5<br />

Ich hörte von den großen Diskussionen in den USA,<br />

wo die eine Hälfte der Christen rechts wählte, Republikaner,<br />

und vor allem Themen wie Familie, Werte, Abtreibung und Homosexualität<br />

in der Bibel entdeckte.<br />

Und die andere Hälfte, links wählte, Demokraten,<br />

und vor allem Themen wie Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung<br />

in der Bibel entdeckte.<br />

Ich hörte auch, dass es Versuche gab,<br />

den dritten Weg zu gehen und beides ernst zu nehmen. In Balance zu kommen.<br />

Das interessiert mich.<br />

Und nur, um das abzurunden:<br />

Ich kenne <strong>Gemeinde</strong>n, in denen Rauchen eine große moralische Verfehlung ist,<br />

Alkohol zu trinken dagegen zum guten Ton gehört.<br />

Ich kenne <strong>Gemeinde</strong>, in denen Alkohol zu trinken einer Todsünde gleichkommt,<br />

Rauchen dagegen; nun – Jesus und der Marlboro Cowboy waren dicke Freunde.<br />

Ich kenne auch <strong>Gemeinde</strong>n, in denen Frauen nicht predigen dürfen;<br />

weil das so buchstäblich in der Bibel steht;<br />

eine <strong>Gemeinde</strong>, in der, weil das auch buchstäblich in der Bibel steht,<br />

jeder, der zwei Jacken besitzt, dem eine gibt, der keine hat,<br />

habe ich bisher noch nicht kennengelernt.<br />

So viele <strong>Gemeinde</strong>n. Mit verschiedenen Akzenten.<br />

Es landet ein christlicher Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel.<br />

Er lebt dort für ein paar Jahre.<br />

Irgendwann kommt ein Schiff vorbei und er zeigt seinen Rettern die Insel.<br />

Er sagt: "Hier ist eine Kirche und hier ist noch eine andere."<br />

Die Retter gucken sich verwirrt an und fragen:<br />

„Wozu brauchst Du denn zwei Kirchen“<br />

Robinson antwortet: „Das ist die, in die ich <strong>im</strong>mer gehe.<br />

Und in die da, in die gehe ich auf gar keinen Fall!“


6<br />

Ich habe nach meinem Abitur eine Initiative kennengelernt,<br />

die meine Vision von einer Balance aus Worten und Taten vorbildlich lebte.<br />

In Südafrika arbeitete ich bei einem Projekt,<br />

in dem die schwarzen und weißen Christinnen und Christen ein Zuhause fanden,<br />

die aus ihren <strong>Gemeinde</strong>n rausgeworfen worden waren.<br />

Die einen, weil die Konservativen meinten, sie würden zu viel für Mandela beten und<br />

sich in der Demokratiebewegung, dem Anti -Apartheidskampf engagieren.<br />

Die anderen, weil die Liberalen meinten, für Singen und Beten sei keine Zeit,<br />

man müsse schließlich die nächste Demo vorbereiten.<br />

Gemeinsam waren sie stark, am Ende stärker als alle anderen.<br />

Als Nelson Mandela schließlich vereidigt wurde, kam Bischof Tutu<br />

strahlend auf die Bühne und las aus dem Buch des Propheten Jesaja vor:<br />

Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben.<br />

Sie werden nicht mehr Häuser bauen, die ein anderer bewohnt.<br />

Wolf und Schaf sollen beieinander weiden.<br />

Woher, wenn nicht aus der Bibel, kam diese Idee<br />

Und woher, wenn nicht aus der Bibel, kam die Energie, durchzuhalten<br />

Schöne Erfahrung, gesund, wenn beide Schwestern Jesus beherbergen.<br />

Wenn es eine Balance gibt aus Gebet und Aktion. Aus Worten und Taten.<br />

<strong>Gemeinde</strong>, ein Ort, an dem wir mit vielen erleben,<br />

wie es ist, in das große Gehe<strong>im</strong>nis Gott einzutauchen.<br />

Und gleichzeitig erleben, wie uns das dazu bringt,<br />

<strong>im</strong>mer wieder bei Menschen aufzutauchen.<br />

Insbesondere bei den Armen. Materiell oder spirituell arm.<br />

Bei Menschen ohne Hoffnung, Suchenden, Verzweifelten.<br />

Dass wir richtig fromm sein dürften, aber nicht weltfremd.<br />

Dass wir diese Welt liebten, aber sie nicht für das Größte hielten.<br />

Meine Vision für die <strong>Gemeinde</strong> ist noch heute diese Balance!<br />

Aus Gebet und Aktion.


7<br />

Dazu muss ich noch sagen:<br />

Ich meine nicht, das Beten sei die Theorie.<br />

Beten ist etwas sehr Praktisches. Auch z.B. Predigen ist eine Tat; echte Arbeit.<br />

Wir sind nicht erst aktiv, wenn wir tun, was wir sagen.<br />

Sondern auch, wenn wir sagen, was wir tun.<br />

Natürlich kann der christliche Glaube (wie Religion und Tradition überhaupt)<br />

insgesamt etwas sehr Theoretisches sein. Etwa, wenn man denkt,<br />

be<strong>im</strong> Glauben ginge es vor allem über das Nachdenken über Wahrheiten.<br />

Um Weltanschauung. Um Philosophie. <strong>Ein</strong> Denk-Gerüst.<br />

Auch denken ist schon eine Aktion.<br />

Und man wünschte, sie würde mehr ausgeübt, in der Kirche und anderswo.<br />

Ich will sagen: Du kannst mit Maria ein Buch über Gebet lesen.<br />

Und weißt nachher, theoretisch, wie beten geht.<br />

Gebetet hat man damit aber noch nicht.<br />

Erst dann, wenn man selber betet, hat man den Raum der Theorie verlassen.<br />

Man kann auch mit Martha ein Kochbuch lesen.<br />

Und nachher weiß man, theoretisch, wie es lecker wird.<br />

Aber satt geworden ist dann noch niemand.<br />

Du kannst nachdenken übers Fasten, streiten übers Spenden,<br />

diskutieren übers Singen, dich austauschen über Gastfreundschaft,<br />

nachlesen über Meditation, sch<strong>im</strong>pfen über Mission,<br />

träumen von Patenkindern, reden über <strong>Gemeinde</strong>, Gottesdienste kritisieren<br />

– alles nur Theorie.<br />

Erst, wenn du fastest oder spendest, singst, Gäste hast, meditierst,<br />

Missionsarbeit erlebst, ein Patenkind unterstützt<br />

oder dich in der <strong>Gemeinde</strong> einbringst –<br />

erst dann und nur dann, bist Du <strong>im</strong> Raum der Erfahrung angekommen.<br />

Und erst hier bewahrheitet sich die Theorie. Bewahrheitest Du Dich!<br />

Erst hier wird der Glaube lebendig. Glaubwürdig.<br />

Und zwar zuallererst für Dich selbst.<br />

Und damit auch für andere, die das beobachten und mitbekommen.


8<br />

Als vor etwa 12 Jahren unsere <strong>Gemeinde</strong> gegründet wurde, dass ich wohl eher,<br />

dass es Maria- und Martha-Typen hier gut miteinander aushalten können sollten.<br />

Denn man könnte ja sagen:<br />

Die einen können besser beten, die anderen besser kochen.<br />

Die einen schöner singen, die anderen gründlicher putzen.<br />

Aber ich meine: Keine Person kocht <strong>im</strong>mer besser,<br />

keiner singt allein <strong>im</strong>mer schöner,<br />

niemand predigt, niemand putzt <strong>im</strong>mer besser.<br />

Und es ist gut, wenn nicht nur TheologInnen predigen<br />

und wenn wir lernen: Alle können segnen.<br />

Im Laufe der Jahre hat sich mein Bild, mein Wunsch verändert.<br />

Ich will und ich kann mich nicht entscheiden zwischen Maria und Martha.<br />

Und es ist ehrlich das, was ich jedem von Euch rate. Sucht nach der Balance.<br />

Überlasst nicht die Arbeit den anderen.<br />

Es ist gut, wenn man selber aktiv ist,<br />

etwas von sich abgibt, von seiner Zeit, seinen Ideen, Gaben, seinem Geld.<br />

Das ist, ehrlich, nicht nur eine Bitte. Sicher nicht ein Appell.<br />

Es ist ein Rat. <strong>Ein</strong> Tipp:<br />

Überlasst nicht die Arbeit den anderen.<br />

Nicht die mühsamen Entscheidungen, nicht das Aufräumen, das<br />

Kinderprogramm, das Mitsingen, das Verändern und das Durchhalten.<br />

Und genauso:<br />

Überlasst nicht das Beten den anderen.<br />

Es tut gut, wenn man selber betet,<br />

in Kontakt kommt mit der großen Quelle, mit dem Gott des Friedens.<br />

Auch das nicht zuerst ein Appell. Sondern ein wirklich guter Tipp.<br />

Überlasst nicht das Beten den anderen.<br />

Lest die Bibel selbst und andere inspirierende Bücher.<br />

Jeder Mensch braucht Seelenarbeit.<br />

Ja, heute bin ich der Überzeugung,<br />

dass nur Maria und Martha gemeinsam Jesus beherbergen.


9<br />

Und dass wir von beiden Schwestern lernen können.<br />

Und sie beide in uns selber leben sollten.<br />

Gebet und Aktion. Das sind keine Alternativen. Das gehört zusammen.<br />

Wie zwei Schwestern. In eine Familie.<br />

<strong>Ein</strong>seitigkeit zerstört die Balance von Jesus.<br />

Wer in Gott eintaucht, wird neben den Armen auftauchen.<br />

Das ist die jesuanische Bewegung. Sein Grundmotiv.<br />

Immer wieder nah am Herzen Gottes sein und dann Liebe weiterschenken.<br />

Jesus sprach vom Brot des Lebens und hat den Zuhörenden zu essen gegeben.<br />

Die Missionarinnen und Missionare,<br />

die in alle Welt gingen, um zu teilen, was sie liebten,<br />

haben das Wort Gottes in viele hundert Sprachen übersetzt;<br />

und sie haben Schulen gegründet;<br />

weil Analphabeten mit Bibeln nicht viel anfangen können.<br />

Und sie haben Schulspeisungen organisiert,<br />

weil sich mit leerem Bauch nicht lernen lässt.<br />

Die Unterteilungen st<strong>im</strong>men nicht mehr.<br />

Die Politik bringt mich zum Kochen<br />

und das Kochen bringt mich zum Beten.<br />

Maria und Martha sehen sich zum Verwechseln ähnlich.<br />

Wie die linke und die rechte Hand von Jesus.<br />

Diese Maria hatte eine besondere Nähe zu Jesus;<br />

sie hatte erlebt, wie er sie heilte, von sieben Dämonen, besessen war sie,<br />

blockiert von sieben – jeder Menge- fixer Ideen, gefangen, süchtig, gebunden.<br />

Hatte erlebt, wie Jesus sie befreit.<br />

Und ihr, der stadtbekannten Prostituierten, wieder Würde schenkte.<br />

Diese Maria war eines Tages so überwältigt von Liebe und Dankbarkeit,<br />

dass sie Jesus bei einem seiner <strong>Besuch</strong>e in ihrem Haus die Füße salbte<br />

mit teuerstem Parfümöl und dabei plötzlich weinen musste –<br />

wegen der Bedeutung, der Erinnerungen.<br />

Ihr Bruder Lazarus mit dabei am Tisch.


10<br />

Ich mag Maria. Oh ja. Sehr sogar. Maria aus Bethanien.<br />

Und Martha mag ich auch.<br />

Genau diese beiden Schwestern waren es, die dann erleben mussten,<br />

wie ihr Bruder Lazarus stirbt.<br />

Sie hatten Jesus noch gerufen, aber er war zu spät gekommen.<br />

Wärst du doch hier gewesen, sagten beide. Tief enttäuscht.<br />

Sie hatten <strong>im</strong>mer alles für ihn getan – und er hätte doch… hatte er aber nicht.<br />

Die Liebe zu Jesus war die stärkste Kraft in ihrem Leben geworden:<br />

Doch jetzt war der Tod stärker.<br />

Jesus ist noch auf dem Weg zum Geschwisterhaus, aber zu spät.<br />

Martha läuft ihm entgegen;<br />

Maria bleibt Zuhause, vergräbt sich, will ihn jetzt nicht sehen.<br />

„Glaubst du das wirklich, Martha, dass der Tod stärker ist, fragt Jesus sie.<br />

Und sie sagt:<br />

Nein nein, ich weiß ja, es gibt die Auferstehung der Toten am Ende aller Tage.<br />

Aber jetzt Aber was ist jetzt Heute Kannst du hier helfen Mir<br />

Und Martha wagt einen Schritt des Vertrauens und sagt ihm plötzlich:<br />

Ja du kannst es, ich glaube dir,<br />

du bist der Christus, der Messias, der Retter, nicht zu spät.<br />

(andere, die das bekannten, wurden deshlab Papst...)<br />

Martha ruft Maria. Komm. Es wird etwas geschehen.<br />

Da erleben die Geschwister und ihre Nachbarn und Freundinnen und Freunde:<br />

Wie Jesus mit ihnen weint; zum Grab läuft,<br />

Lazarus herausruft und ins Leben zurückholt.


11<br />

<strong>Ein</strong>e Geschwister-WG und alle drei haben ihre Geschichte mit Jesus.<br />

Maria: die Prostituierte, leicht zu haben, schwer zu bändigen, hübsch,<br />

auf sich bedacht, die Billige, die Kleine, meinen viele, die Jüngere.<br />

Oder hat sie ihren Körper vielleicht deshalb verkauft, weil nicht genug Geld da war<br />

Weil der Versorger, der Mann <strong>im</strong> Haus krank war, zu schwach, um zu arbeiten<br />

Martha: die Aktivistin, unermüdlich engagiert, stark, alles <strong>im</strong> Griff,<br />

die Älterem Verantwortungsbewusste, die Hausherrin, die treibende Kraft,<br />

und erst als der Tod in ihr Haus zieht,<br />

lernt sie, sich unterbrechen zu lassen; und lernt vertrauen und bekennen.<br />

Lazarus: der krank ist und plötzlich oder nach langer Krankheit stirbt,<br />

vielleicht von Geburt an der Schwächste; der das Haus nicht leiten konnte,<br />

sondern es seiner Schwester überlassen musste. Seine Auferweckung, lesen wir,<br />

ist höchst alarmierend für die Machthaber und sie planen, ihn zu töten<br />

und Jesus selber auch.<br />

Liest man einmal in den Midrasch<strong>im</strong>, den jüdischen Texten aus dieser Zeit,<br />

dann entdeckt man dort einen Eleazar,<br />

hebräische Namensform des griechischen Namen Lazarus erwähnt,<br />

der zwei bekannte Schwestern hatte, Miriam und Martha,<br />

und dieser Eleazar war Hoher Priester in den Jahren 6 vor Christus bis 4 nach.<br />

<strong>Ein</strong> berühmter Mann, was erklärt,<br />

warum seine Auferweckung so eine Wut und Panik bei den Behörden auslöst.<br />

Wenn ein Hohepriester sich zu Jesus hält<br />

und dann selber lebendiger Beweis seiner Macht wird –<br />

dann muss man ihn beseitigen.<br />

Das System hat Macht, weil es Angst verbreitet.<br />

Die Mächtigen haben alles <strong>im</strong> Griff, weil sie dich verschwinden lassen können,<br />

über Nacht abholen, anklagen, ohne Anwalt, verurteilen, töten.<br />

Was, wenn man mit dem Tod nicht mehr drohen kann<br />

Weil einer stärker ist Das darf nicht bekannt werden.<br />

Sonst hat das System keinen Boden mehr unter den Füßen.


12<br />

Jesus war auf Gastfreundschaft angewiesen.<br />

Er braucht Häuser wie das von Martha, Maria und Lazarus.<br />

Das ist sein Schutzraum, sein Rückzugsort, seine Familie, seine <strong>Gemeinde</strong>.<br />

<strong>Ein</strong> bisschen alltägliche Vertrautheit ein bisschen wohnen und Gewohnheit,<br />

wenn man so viel unterwegs ist.<br />

Unsere Welt ist ein Geschwisterhaus<br />

Das Geschwisterhaus erinnert mich heute daran, dass<br />

unsere Welt so ein Haus ist.<br />

Sie besteht aus Staaten wie Z<strong>im</strong>mer und Nachbarz<strong>im</strong>mern,<br />

aus Menschen, die zur großen Familie Mensch gehören;<br />

und ein Teil ist aktiv, <strong>im</strong> Guten wie <strong>im</strong> Schlechten, überaktiv;<br />

und einer muss sich billig verkaufen;<br />

und ein dritter hat den tödlichen Virus und schafft es nicht.<br />

Das Geschwisterhaus erinnert mich an mehr:<br />

Dass Jesus in diesem Haus wirklich zu Gast ist.<br />

Und alle drei zusammen die Gastgebenden sind.<br />

Dass er diese Welt tatsächlich als Unterkunft wählt; hier Gespräche führt,<br />

seine Freunde mitbringt und seine Ideen und einen leeren Magen,<br />

Hunger und Sehnsucht und Gewissheit und Geschichten.<br />

Und er teilt das mit denen, die ihn aufnehmen.<br />

Die einen hungern und die anderen überessen sich oder sind auf Diät.<br />

Und je mehr die einen hungern, leiden, auf Minen treten, weiterhumpeln,<br />

desto mehr müssen die anderen feiern, horten, shoppen; um sich abzulenken;<br />

die einen haben kein frisches Trinkwasser, die anderen besaufen sich;<br />

die einen machen sich Sorgen, dass sie Falten bekommen,<br />

die anderen, dass sie nicht alt genug werden, ihre Kinder abzustillen;<br />

die einen denken über eine neue Frisur nach,<br />

den anderen wird der Kopf weggeblasen…


13<br />

Unsere Welt ist so ein Haus:<br />

<strong>Ein</strong> Teil der Familie schreit, sterbenskrank.<br />

Lazarus ruft aus dem Krankenz<strong>im</strong>mer: Bringt mir bitte Wasser; etwas zu essen!<br />

Rufen die Kinder Afrikas und Asiens und Lateinamerikas.<br />

Und Lazarus ruft mehr noch: Kümmert euch. Schüttelt mein Bett auf.<br />

Zeigt eine Geste der Zuneigung.<br />

Aber noch mehr: Erzählt mir, was draußen los ist; informiert mich,<br />

bringt mir Briefpapier oder meinen Laptop, einen Fernseher, Internetanschluss.<br />

Rufen Frauen in arabischen Ländern:<br />

Zugang zum Internet, schreiben können und lesen – das macht die Revolution.<br />

Facebook. Twitter. Endlich.<br />

Lazarus ruft:<br />

Erzählt mir Geschichten der Hoffnung, stellt eine Blume auf die Fensterbank.<br />

Lazarus ruft: Bitte, holt den Arzt; meine Selbstheilungskräfte sind am Ende;<br />

ich kann nicht mehr.<br />

Hört ihn jemand<br />

Müssten nicht die Marthas dieser Welt sofort zu ihm laufen<br />

Den Arzt beknien, dass er auch ohne teure Bezahlung hilft<br />

Aber was, wenn er schon so lange Jahre krank ist, dass man sich gewöhnt hat.<br />

Am Anfang hatte man noch Milchsuppe mit Buchstabennudeln gekocht<br />

oder Lieblingsessen, Comichefte gekauft, aber als er so lange krank blieb…<br />

Wie viel Ausdauer hat Martha Und was macht Maria<br />

Diese Welt ist wie ein Haus mit vielen Z<strong>im</strong>mern;<br />

und keiner ist Gast, alle sind Bewohner.<br />

Was, wenn Jesus jetzt plötzlich zu <strong>Besuch</strong> kommt.<br />

Und fragt: Wo ist denn euer Bruder Wie geht es ihm<br />

Was sagen wir, seine Geschwister<br />

Ich war in Afrika in einem Dorf mitten <strong>im</strong> Urwald, mitten in den Bergen Natals.<br />

Weiße sah man hier nur ganz selten. Aber ein paar waren schon dagewesen.<br />

<strong>Ein</strong> Kreuz auf einem Kirchturm zeigte,<br />

dass Jesus in diesem Urwalddorf kein Unbekannter mehr war.


14<br />

Spätestens als mir an jenem Tag in dem afrikanischen Dorf plötzlich<br />

eine Flasche Coca Cola angeboten wurde, wusste ich allerdings:<br />

Dass man Missionseifer noch für ganz andere Dinge entwickeln kann.<br />

Gib den Boten Kraft und Mut, Glaubenshoffnung, Liebesglut und always Coca Cola.<br />

...<br />

Unsere <strong>Gemeinde</strong> ist ein Geschwisterhaus<br />

Nicht nur diese Welt, jede <strong>Gemeinde</strong> ist ein Geschwisterhaus.<br />

Als <strong>Gemeinde</strong> gehören wir zur Familie Mensch. Wir sind Teil der Welt.<br />

Und wir gehören zur Familie Gottes.<br />

Du suchst Gott – er ist unsichtbar und du findest ihn nicht. Du suchst deine Seele,<br />

sie ist unsichtbar und du findest sie nicht.<br />

Du suchst Geschwister – und du findest alle drei:<br />

Gott, deine Seele und Geschwister.<br />

Hier entdecken wir dann, wie viel Wahrheit hinter dem Sprichwort liegt:<br />

Freunde kann man sich aussuchen, Geschwister nicht.<br />

Die <strong>Gemeinde</strong> ein Geschwisterhaus. Und Jesus kommt zu <strong>Besuch</strong>.<br />

Er hat es angekündigt und versprochen.<br />

Ich will bei euch wohnen.<br />

Wo ihr zusammen kommt in meinem Namen, bin ich auch da.<br />

Jesus braucht Häuser wie das von Martha, Maria und Lazarus.<br />

Das ist sein Schutzraum, sein Rückzugsort, seine Familie.<br />

Hier beginnt er, seine Ideen zu leben.<br />

Und so beginnen die ersten <strong>Gemeinde</strong>n in einem Haus, in einzelnen Häusern,<br />

wo <strong>im</strong> Kleinen gelebt wird, was sich ausbreiten soll,<br />

Wirklichkeit werden soll für diese Welt.<br />

<strong>Ein</strong> Ideal, das Paulus so beschreibt, zweiter Text heute Nachmittag:<br />

Es hat nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude,<br />

ob er Sklave ist oder freier Bürger, ob Mann oder Frau.<br />

Durch eure Verbindung mit Jesus Christus<br />

seid ihr alle zu einem neuen Menschen geworden.


15<br />

Paulus, ein Missionar und Prediger, ausgebildeter Theologe,<br />

schreibt an eine <strong>Gemeinde</strong> in Galatien.<br />

Die Leute dieser Gegend waren ursprünglich Kelten,<br />

die als bewaffnete Wanderbewegung von Gallien herkamen.<br />

Sie siedelten hier, in der heutigen nördlichen Türkei.<br />

Der letzte Galaterkönig überließ sein Reich den Römern,<br />

die es zur römischen Provinz Galatien mit der Hauptstadt Ankyra machten.<br />

Paulus hatte diese Gegend während seiner ersten Missionsreise besucht.<br />

Und schreibt ihnen jetzt einen Brief in recht scharfem Ton:<br />

Es ist dabei angetrieben von der Sorge,<br />

die <strong>Gemeinde</strong> könnte in ein Verhalten zurückfallen,<br />

das Paulus als gesetzlich beschreibt. Er ermahnt sie, ihre Freiheit nicht aufzugeben,<br />

die neue Freiheit, die sie mit ihrem Glauben an Jesus Christus gewonnen haben.<br />

Er bezeichnet sie als Kinder Gottes, Geschwister einer neuen Familie.<br />

Und malt ihnen vor Augen, wie das Leben mit Jesus, dieses neue Prinzip aussieht.<br />

Zum Beispiel eben indem er schreibt:<br />

Es hat nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude,<br />

ob er Sklave ist oder freier Bürger, ob Mann oder Frau.<br />

Die galatischen Geschwister:<br />

Juden, also Menschen mit einer alten Glaubenstradition,<br />

mit einer Kultur, die auf den heiligen Texten beruhten<br />

und einer Geschichte, die Paulus sehr vertraut ist.<br />

Und Nicht-Juden:<br />

Kelten, eine Tradition ohne Schriften,<br />

bekannt nur aus den mündlichen Überlieferungen des Druidentums.<br />

Caesar bescheinigt ihnen, in seinem Buch „de bello gallico“,<br />

(bei uns bekannt als Schrecken <strong>im</strong> Lateinunterricht), eine tiefe Religiosität.<br />

Kult, Opfer, religiöse Vorschriften...<br />

In Christus sind die großen Unterschiede nicht mehr wichtig,<br />

die Herkunft ist nicht mehr entscheidend.<br />

Rassismus ist in der <strong>Gemeinde</strong> undenkbar.


16<br />

Beide, Juden und Kelten, finden eine neue Identität.<br />

Bekommen einen neuen Namen, Christen, der von Christus herkommt.<br />

Es hat nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude.<br />

Oder auch Sklave und freier Bürger. Arbeiter und Arbeitgeber.<br />

Rechtlose und Besitzer. Zugewanderte und <strong>Ein</strong>wohner.<br />

Ausländer und Wahlberechtigte. Geduldete mit Bleiberecht und freie Staatsbürger.<br />

In Christus sind diese Unterschiede nicht haltbar.<br />

In der neuen Familie, die sich um Jesus versammelt,<br />

spielt die Macht keine Rolle mehr: ob ein Mensch Sklave ist oder freier Bürger.<br />

Und drittens: Die galatischen Geschwister: Männer und Frauen.<br />

Väter und Mütter. Söhne und Töchter. Schwestern und Brüder.<br />

Sind in dieser neuen Familie beide zusammen verantwortlich,<br />

alle miteinander Erben., gleichberechtigt.<br />

Juden und Kelten: Sie beten gemeinsam. Der Heilige Geist verbindet sie.<br />

Sklaven und freie Bürger: Sie teilen ihr Leben. Der Heilige Geist begabt sie alle.<br />

Männer und Frauen. Die Geistkraft schenkt, dass sie sich verstehen.<br />

Kein Rassismus, kein Klassendenken, kein Sexismus.<br />

Alle werden aufgefordert, ihre Privilegien aufzugeben. Und ihre Vorurteile.<br />

Und ihre identitätssichernden Symbole.<br />

Weil ihre neue Identität, was ihr Wesen ausmacht, jetzt in Christus liegt.<br />

Das ist die Vision, die Herausforderung, die tägliche Übung:<br />

Wer du bist, macht sich fest in Christus;<br />

liegt nicht mehr an der Herkunft, an der Erziehung, Deinem Elternhaus;<br />

liegt nicht daran, wie viel Geld einer hat oder wie viel <strong>Ein</strong>fluss;<br />

liegt nicht in Rollenmustern, Klischees.


17<br />

Das ist sehr radikal.<br />

In den meisten Kulturen, in Galatien, in Israel, in Afrika, in Asien, in Europa<br />

besteht die Tendenz, Menschen einzuteilen, in Kasten, in Schichten, in Klassen, in<br />

Fremde und Vertraute,<br />

und in den meisten Kulturen besteht auch die Tendenz,<br />

die Geschlechter zu typisieren,<br />

ihnen eine best<strong>im</strong>mte berechenbare Energie zuzuschreiben.<br />

Und wir werden belohnt, wenn wir diesen Erwartungen entsprechen…<br />

Aber in Christus beginnt etwas Neues, grundlegend, bis an die Wurzel,<br />

bis ins tiefste Selbstverständnis reicht sein Wesen:<br />

Er fordert uns heraus, es noch einmal anders zu denken:<br />

Und die Verheißung ist:<br />

Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr neu geworden.<br />

Das ist herausfordernd für uns. Weil wir alle begrenzt sind.<br />

Von Bildern und Erfahrungen und Geschichten und Erwartungen und von Angst.<br />

Wer aus der Rolle fällt, kann schnell einsam werden.<br />

Wer die Erwartungen nicht erfüllt, kann in unserer Kultur bestraft werden.<br />

Woher kommt die Kraft, die Energie, damit es trotzdem,<br />

zu diesem neuen Leben kommen kann<br />

Trotz dieser Widerstände in uns und um uns herum<br />

Wie können wir trotzdem diese neue Identität in Christus erleben<br />

Und womit lockt uns eigentliche eine christliche Gemeinschaft<br />

Was hat sie, das uns verwandeln kann<br />

Was kann sie, dass wir nicht nur unsere Grenzen sehen,<br />

sondern auch erleben, wie sie überwunden werden


18<br />

Damals in Galatien:<br />

Der Sklave konnte nicht länger sagen:<br />

Bei meiner Geschichte kann ich unmöglich lernen,<br />

mich als freier Mensch zu benehmen;<br />

ich habe nie gelernt, zu sagen, was ich denke;<br />

ich bin es nicht gewohnt, Verantwortung zu übernehmen,<br />

Entscheidungen zu treffen... Das gabs bei uns Zuhause nicht.<br />

Und der Bürger durfte nicht länger sagen:<br />

Bei meinen Erfahrungen werde ich mir niemals angewöhnen können,<br />

andere als gleichberechtigt anzusehen,<br />

wie soll ich das lernen, jemals andere Maßstäbe anzulegen<br />

als meine eigene Spießigkeit, meine bürgerliche Überlegenheit<br />

Kein Jude, keine Jüdin sollte sich selber für einzig und allein erwählt halten.<br />

Und wer ohne religiöse Erziehung,<br />

mit Volks-s und Aberglauben groß geworden war, atheistisch,<br />

oder mit populären Ritualen, durfte sich nicht schlauer fühlen,<br />

auch nicht unterlegen; sollte Respekt zollen und durfte Respekt erwarten;<br />

hatte etwas einzubringen so wie die,<br />

die in einer anerkannten Weltreligion Zuhause waren.<br />

Und Frauen und Männer<br />

Ach ja. Klischees.<br />

Die können ganz witzig sein,<br />

aber vor allem, wenn man <strong>im</strong>mer wieder zur Ausnahme gehört,<br />

können sie auf Dauer ganz schön anstrengend werden;<br />

und wenn Klischees als Ausreden herhalten müssen,<br />

Männer haben zwar Ohren, können aber nicht zuhören<br />

und Frauen können eben weder einparken noch den Mund halten,<br />

dann kann es sogar richtig gefährlich werden.


19<br />

Der Ehemann zu seiner Frau, als er gerade den Fernseher anschaltet:<br />

„Möchtest Du noch etwas sagen, bevor die Fussballsaison anfängt “<br />

Ehemann <strong>im</strong> Urlaub: „Gefällt es Dir hier an der Küste“<br />

Sie: „Diese Landschaft macht mich sprachlos.“<br />

„Okay, dann bleiben wir sechs Wochen!“<br />

„Roswitha, du isst ja gar nicht... diese Pilzsuppe schmeckt besonders köstlich,<br />

woher hast Du denn bloß das Rezept“<br />

„Aus einem Kr<strong>im</strong>inalroman!“<br />

Ach ja.<br />

Wer glaubt denn wirklich, Männer seien vom Mars und Frauen von der Venus<br />

Unsinn ist das für mich, auch wenn es gut verkaufter Unsinn ist.<br />

Männer und Frauen sind beide von der Erde.<br />

Und dort müssen sie auch miteinander leben.<br />

Als Christin glaube ich, dass Jesus lebte, und den Glauben in die Welt liebte,<br />

dass er starb, wegen dieser Liebe, und sich tief in die Erde eingrub.<br />

Ich glaube auch das Unglaubliche:<br />

Dass Gott ihn aus dem Tod zurückrief, aufweckte.<br />

Alle Erfahrungen, die wir mit Toten haben, sagen, dass das nicht möglich ist;<br />

wir sehen sie nicht wieder, müssen uns verabschieden,<br />

der Tod ist ein Feind und Ende.<br />

Das ist das Trotzige des Glaubens:<br />

Er glaubt, dass nicht der Tod, sondern die Liebe siegt.<br />

Wenn das allerdings wahr ist – und ein Toter kann leben,<br />

dann kann eine Frau einparken und ein Mann auch zuhören…<br />

Ernsthaft: Das ist das Trotzigste, Widerständigste des christlichen Glaubens:<br />

Deshalb war die Auferweckung von Lazarus so gefährlich verstörend.<br />

Alle Mächte, alle Muster gründlich unterbrochen.<br />

Es erklärt auch,<br />

warum dieser Galater-Vers über die Jahrhunderte Sprengkraft hatte,<br />

warum <strong>im</strong> Kampf gegen Rassismus und andere Ausgrenzungen<br />

<strong>im</strong>mer wieder auch Christinnen und Christen aktiv waren.


20<br />

Jesus, der Mensch aus Nazareth.<br />

Berühmt für seine Taten und Worte der Liebe.<br />

Er war so menschlich, dass es göttlich war;<br />

so dass viele in einzigartiger Weise Gott in ihm entdeckten.<br />

<strong>Ein</strong> Mensch aus Liebe. Ganz aus dem Herzen Gottes.<br />

Liebte den Glauben bis ins Herz der Welt.<br />

Mors et vita duello conflixere mirando;<br />

Tod und Leben, die kämpften einen unbegreiflichen Zweikampf.<br />

(So heißt es in der Ostersequenz („Vict<strong>im</strong>ae paschali“), über 1000 Jahre alt,<br />

eine Mischung aus Lyrik und Drama, die das Ostergehe<strong>im</strong>nis rühmt.)<br />

Es ist der Tod der Gemeinschaft, jeder Gemeinschaft, jeder Liebe, jeder Ehe,<br />

jeder Gruppe, jeder Freundschaft... es ist der Tod,<br />

wenn wir einander festlegen, abschreiben, aufgeben.<br />

Die große Feindin der Liebe ist die Festlegung.<br />

Der schon wieder. Typisch. Das kann die eh nicht. Das macht der eh nicht.<br />

Die verändert sich nie. Der kann nicht aus seiner Haut.<br />

Das ist nicht gnädig! Das ist faul! Es stinkt. Es ist Grab, Tod, Vergammelt.<br />

Aber wenn wir der Auferweckungsenergie vertrauen,<br />

dem neuen Leben in Christus,<br />

dann hat der Tod nicht mehr das letzte Wort;<br />

dann können wir hoffen: dass wir neu werden; neu in Christus;<br />

dass wir verwandelt werden von seiner Art; dass Veränderung möglich ist.<br />

Sehr heraufordernd bis heute:<br />

Die Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern<br />

lebt in fundamentaler Gleichberechtigung aller.<br />

Die menschheitsalten Diskr<strong>im</strong>inierungen sind in ihr überwunden.<br />

Rasse, Klasse, Sex.<br />

Alle sind eins geworden in dem Leib, der Christus selbst ist (Galater 3,28).<br />

Alle sind berufen, alle begabt.<br />

Und wenn es uns doch nicht gelingt. Wenn wir den anderen doch festlegen<br />

Wenn wir aufgeben an Veränderung zu glauben Wenn wir uns enttäuschen<br />

Wenn wir doch in Rollen fallen und uns nicht daraus befreien können


21<br />

Wenn wir uns abschreiben<br />

Typisch Christina, die war schon <strong>im</strong>mer so…<br />

Typisch Sklave, typisch jüdisch, typisch bürgerlich, männlich, typisch…<br />

Die Erfahrungen zeigen doch, dass die Klischees und Rollen ihr Recht haben.<br />

Typisch Soundso, der kann nicht anders.<br />

Typisch, Martha, kann nicht eine Minute ruhig sitzen.<br />

Typisch Maria, sieht nie, was zu tun ist.<br />

Typisch Lazarus. Typisch Sauerländer, Norddeutscher, Ossi,<br />

typisch Freikirchler, typisch Baptist, typisch <strong>Bayern</strong>, typisch Rothaarige,<br />

typisch Schwarz, Weiß, Moslem,<br />

typisch Christ...<br />

Typisch Christ, Christin, christlicher Glaube ist:<br />

Dass wir uns erinnern und erinnern lassen, mindestens mit jedem Sonntag:<br />

Christus ist auferweckt worden.<br />

Er hat die schl<strong>im</strong>mste tödlichste Trennung überwunden,<br />

die giftigste Tradition, Erfahrung, Grenze, den Tod.<br />

Daher kommt die Kraft.<br />

In diesem Licht sehe ich die anderen und mich selber.<br />

In dieser unglaublichen Energie der Auferweckung glauben wir an das Neue.<br />

Halten wir es für möglich:<br />

In uns selber können alte tödliche Muster unterbrochen werden und überwunden.<br />

Wir können versöhnte Menschen werden.<br />

Es ist möglich, Liebe zu üben.<br />

Liebe. Denken Sie nicht, dass ich heute harmoniebedürftig bin.<br />

Das bin ich äußerst selten. Ich meine Liebe. Nicht Hollywood. Nicht Kitsch.<br />

Nicht gute Gefühle. Nicht schludderige Toleranz, die alles mitmacht.<br />

Nicht <strong>Ein</strong>lullen, nicht Opium, nicht Vertröstung.<br />

Ich meine auch nicht Moral. Ich meine Liebe. Mit allen Nebenwirkungen.<br />

Liebe wie Feuer. Leidenschaft. Überzeugungskraft. Tätige packende Liebe.<br />

Nochmal: Das höchste Gebot für Jesus war die Liebe.<br />

Liebe: Gott, deinen Nächsten, dich selbst und deine Feinde.<br />

Gottesliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe und Entfeindungsliebe<br />

prägen sein Leben.


22<br />

Er sprach und er lebte vier Weisen der Liebe.<br />

Die Gottesliebe verlieh seinem Leben Glanz.<br />

Er liebte seine Nächsten, war zugänglich für alle.<br />

Und gleichzeitig liebte er sich selbst,<br />

achtete sich selbst, ruhte, nahm seine Ideale ernst, wusste um seine Identität.<br />

Und er liebte seine Feinde.<br />

Diese aktive Entfeindungsliebe reichte noch bis zu denen, die ihn töteten.<br />

Ja bis ins Tödliche und in den Tod.<br />

Jesus beantwortet unsere bangeste Frage: Siegt der Tod oder die Liebe<br />

Und er bedeutet uns: Die Liebe ist stärker als der Tod.<br />

Er ist für mich die Autorität be<strong>im</strong> Thema Liebe.<br />

Wenn Du Gott liebst<br />

und es führt nicht dazu, dass du andere Menschen lieb gewinnst,<br />

dann st<strong>im</strong>mt was nicht.<br />

Und wenn Du Gott liebst<br />

und dich selber nicht lieb gewinnst, dann st<strong>im</strong>mt was nicht.<br />

Und wenn du Gott liebst<br />

und deine Feinde hasst, schikanierst, beleidigst, folterst, tötest,<br />

statt auf das Konzept der Entfeindungsliebe Gottes zu vertrauen,<br />

dann st<strong>im</strong>mt was nicht.<br />

So lebte es Jesus. Sein vierfacher Pfad der Liebe fasziniert mich.<br />

So könnte man für die <strong>Gemeinde</strong> sagen:<br />

Wenn jemand eine <strong>Gemeinde</strong> liebt<br />

und in dieser Liebe nicht auch sich selbst lieb gewinnt,<br />

sich selbst achtet – dann st<strong>im</strong>mt etwas nicht.<br />

Wenn jemand eine <strong>Gemeinde</strong> liebt<br />

und sie nur für sich will, für sich nutzt,<br />

und nicht auch mit dieser Kraft, die aus Beziehung entsteht,<br />

andere liebgewinnt, die Generationen drum herum, Eltern, Kinder,<br />

Freundinnen, Freunde, dann st<strong>im</strong>mt etwas nicht.


23<br />

Und wenn wir lieben<br />

und nicht auch Liebe entwickeln für Familie Mensch,<br />

sondern nur unsere eigenen Blutsverwandten,<br />

unser kleines Stückchen Grund und Boden lieben –<br />

und nicht wissen, dass wir verbunden sind mit einer weltweiten Sippe,<br />

auf allen Kontinenten und Inseln,<br />

so fremd sie uns sein mögen, dann st<strong>im</strong>mt etwas nicht.<br />

In unserer Abendandacht singen wir:<br />

Goodness is stronger than evil. Love is stronger than hate.<br />

Light is stronger than darkness. Life is stronger than death.<br />

Victory is ours by H<strong>im</strong>, who loved us."<br />

Güte ist stärker als Bosheit. Die Liebe ist stärker als der Hass.<br />

Licht ist stärker als Dunkelheit. Das Leben ist stärker als der Tod.<br />

Der Sieg gehört uns durch Ihn, der uns geliebt hat.<br />

Die Worte von Desmond Tutu; der weiß, was er sagt.<br />

Noch ein Mal zurück ins Geschwisterhaus.<br />

Jetzt könnte unser Blick durch die Reihen unserer <strong>Gemeinde</strong> wandern,<br />

und wir überlegen, wer eher wie Martha Aktivistin, Orga-Talent, Küchentyp ist<br />

oder wie Maria die stille Hörende, die auf Tränen, starke Gefühle und Salböl steht<br />

oder wie Lazarus, kranker hoher Priester, infiziert, abhängig,<br />

Wunder, wund, am wundesten.<br />

Aber wir könnten es auch so ansehen:<br />

Unser Herz ist ein Geschwisterhaus<br />

Das Geschwisterhaus erinnert mich daran,<br />

dass nicht nur diese Welt und Familie Mensch<br />

und nicht nur unsere <strong>Gemeinde</strong> und Familie Gott,<br />

sondern dass jedes einzelne Herz ein Geschwisterhaus ist.<br />

Jesus sieht uns an bis auf den Grund.<br />

Und er entdeckt Martha und Maria und Lazarus. In unserem Herz. Alle drei.


24<br />

Maria und Martha und Lazarus, herzlich willkommen.<br />

Das Studium hat mir Begründungen an die Hand gegeben, die bedeutend sind.<br />

Die Musik erreicht mich, wo die Argumente mich nicht erreichen.<br />

Die Poesie hat meinem Glauben etwas offenbart, was die Wissenschaft nicht konnte.<br />

Und umgekehrt ist es genau so wahr.<br />

Gott hat mich erreicht durch die Zeit und die Kunst.<br />

Durch die Grünen, die mit der Bergpredigt Politik machen wollten.<br />

Und durch Songwriter, die den Bergprediger selbst in höchsten Tönen lobten.<br />

<strong>Ein</strong>mal hat mich ein Gemälde (Femme, pourquoi pleures-tu)<br />

wieder auf den Weg gebracht, in einer großen Kathedrale.<br />

<strong>Ein</strong> anderes Mal war es eine Blitze; die genau an der richtigen Stelle stand,<br />

mich 50 Euro kostete und strahlte wie ein Weihnachtsstern.<br />

Oft hat mich die Literatur zum Glauben gebracht.<br />

Paulo Coelho. Die Psalmen. Hafiz. Zen-Gedichte.<br />

Oft das Neue, das Überraschende.<br />

Wenn jemand so von Gott sprach, wie ich es noch nie gehört hatte.<br />

Aber auch das Alte hat mich gehalten. Rituale. Vertrautes. Liturgie.<br />

Ich habe viel auswendig gelernt. Jochen Klepper. Paul Gerhardt. Alte Texte.<br />

Ich singe laut <strong>im</strong> Auto. Für meinen Glauben.<br />

Und <strong>im</strong> ICE ziehe ich mich zurück in meinen inneren heiligen Raum.<br />

Ich besuche den Wahlometer. Für meinen Glauben.<br />

Und lese Bücher, die mir schwer fallen, über Globalisierung.<br />

Essays von Arundhati Roy. Studien vom Friedensforscher Galtung.<br />

Ich muss mich dazu zwingen. Aber ohne das, wäre mein Glaube schwach.<br />

Ich ziehe mich regelmäßig ins Kloster zurück. In die Stille.<br />

Ich stelle mich regelmäßig auf eine Bühne. Um zu reden.<br />

Weil ich sonst platzen würde. Vor Zorn.<br />

Ich habe ein indisches Patenkind.<br />

Ich bete für Raja. Und ich überweise Geld für ihn.<br />

Ich brauche das alles.<br />

Vielleicht wäre ich sonst nicht mehr dabei.


25<br />

Lass nicht zu, dass man dich auf einen festlegt.<br />

Das ist manchmal harte Arbeit – auch um die eigene Ausgeglichenheit.<br />

Alle drei sind in deinem Herzen:<br />

<strong>Ein</strong> Teil, der tapfer schlägt, auch für andere mit.<br />

<strong>Ein</strong> Teil voller Schuld, der sich hingegeben hat an die falsche Leidenschaft,<br />

der vorgetäuscht zu lieben und sich lieben zu lassen;<br />

und ein Teil, der krank ist todkrank.<br />

Alle drei angewiesen auf Rettung. Auf Heilung.<br />

Alle drei kennen den Satz:<br />

Wärst du hier gewesen, Jesus, dann wäre es anders gelaufen…<br />

Alle drei brauchen das Wunder der Auferweckung.<br />

Jesus will in uns wohnen. In dir. Er hat hier kein Zuhause.<br />

Er bleibt angewiesen auf Gastfreundschaft.<br />

Du entscheidest, ob du die Tür aufmachst.<br />

Wir beten das manchmal vor dem Essen:<br />

„Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne uns.“<br />

Ich mag das, weil es uns daran erinnert, dass Jesus mit Tisch sitzt.<br />

Jesus will bei uns wohnen.


26<br />

Jesus will in uns wohnen.<br />

Und der Martha-Teil unseres Herzens kann erleben,<br />

und wir sollten uns beobachten, ob es auch geschieht:<br />

Dass unsere Leidenschaft wächst, wir offener werden,<br />

die Tür weiter willkommen, auch für fremde Gäste und unbequeme,<br />

bereit, uns unterbrechen zu lassen, nicht erst vom Tod,<br />

sondern eher und ihm unser Vertrauen aussprechen,<br />

mitten in der Arbeit; dann arbeiten wir anders weiter.<br />

Und der Maria-Teil unseres Herzens kann erleben,<br />

und wir sollten uns beobachten, ob es auch geschieht:<br />

Dass unsere Schuld vergeben wird und wir frei werden,<br />

von den Süchten und den Lügen,<br />

den fixen Ideen, die uns <strong>im</strong>mer wieder gefangen halten;<br />

wir können Reinheit erleben, Neuanfang, wenn wir weinen über unsere Schuld,<br />

wenn wir bereuen und um Verzeihung bitten, und beten,<br />

dass unsere vorgetäuschte billige Liebe eine echte Liebe wird.<br />

Der Lazarus-Teil unseres Herzens<br />

ist der schwächste und priesterlichste und der, der das größte Wunder erlebt: für<br />

diese Tat von Jesus kannst du gar nicht tot genug sein;<br />

der Lazarus-Teil unseres Herzens kann erleben,<br />

und wir sollten uns beobachten, ob es auch geschieht:<br />

Dass neues Leben in uns kommt:<br />

von einer Qualität, die über unser Verstehen hinausgeht.<br />

Früher, wenn wir als Kinder gespielt haben,<br />

(Vater, Mutter, Kind, oder feine Dame und Monster…)<br />

passierte es <strong>im</strong>mer wieder, dass irgendwann eine sagte:<br />

Jetzt Mal in echt! Jetzt Mal nicht mehr <strong>im</strong> Spiel, sondern echt jetzt.<br />

Jetzt Mal in echt:<br />

Wenn Jesus Dich besucht, was passiert<br />

Was könnte Was dürfte


27<br />

Martha, bekannt für Arbeit und Aktion,<br />

die sich beschwert und andere auch,<br />

erlebt in dem Moment, als ihr so schwer ums Herz war,<br />

eine neue Leichtigkeit des Herzens, weil sie Jesus alles zutraut.<br />

Das können wir erwarten.<br />

Maria, bekannt für die Liebe <strong>im</strong> Stundenhotel,<br />

für den One-Night-Stand und die geflüsterten billigen Versprechen von Treue,<br />

bekommt von Jesus gesagt:<br />

Wo <strong>im</strong>mer das Evangelium von der Liebe Gottes gesagt wird in dieser Welt,<br />

wird man sich auch an sie erinnern.<br />

Das können wir erwarten.<br />

Lazarus, bekannt dafür, dass er tot ist; lebt.<br />

Das können wir erwarten.<br />

Alle drei beherbergen Jesus. Ihn können wir erwarten.<br />

Amen.<br />

Fragen:<br />

In der <strong>Gemeinde</strong>, <strong>im</strong> Geschwisterhaus leben Maria, Martha und Lazarus.<br />

1. Welche der drei ist Dir am Ähnlichsten/ am Nächsten<br />

2. Welche der drei Typen ist in Deiner <strong>Gemeinde</strong> best<strong>im</strong>mend<br />

3. Wer kümmert sich um Martha, um Maria, <strong>im</strong> Lazarus<br />

(in dieser Welt in Deiner <strong>Gemeinde</strong> in Dir selbst)<br />

© Christina Brudereck, Januar 2012

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