reisende sommer - republik 2005 dokumentation
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Uwe Möring, Harriersand<br />
Manchmal fahr ich nur mit der „Guntsiet“ auf die andere Seite nach Brake, um dann da zu<br />
stehen und auf das Haus zu gucken, in dem ich wohne. Und dann wird mir klar, dass ich<br />
eigentlich total klasse wohne so am Strand. Ich bin an der Weser aufgewachsen und will<br />
eigentlich nicht anders wohnen als an einem Fluss. So wohne ich jetzt direkt am Strand, habe<br />
da meine Werkstatt aufbauen können, wo ich<br />
jetzt meine Ideen verwirklichen will, meine<br />
Möbel baue. In meinem alten Beruf Bootsbau,<br />
da ist nichts mehr zu machen. Ich habe mir<br />
selber noch ein Schiff gebaut und wollte mir ein<br />
eigentlich noch ein größeres Schiff kaufen und<br />
Charterfahrten machen, aber das liegt mir doch<br />
nicht so. Das Möbelbauen verbinde ich mit<br />
meinen Schiffsmotiven und maritimen Motiven,<br />
weil ich das gerne mag. Das tolle ist, das ich da<br />
meine Ruhe habe, das ich mich auf meine<br />
Arbeit konzentrieren kann. Und dass ich mir<br />
auch einen Freiraum schaffen kann und mir Leute vom Hals halten kann. Dass ich zulassen<br />
kann, wer kommt und wer nicht, wann will ich jemanden bei mir haben und wann nicht. Dass<br />
ich konzentriert im Leben stehen kann, dass ich genießen kann, dass das Wasser seinen<br />
eigenen Geruch hat. Und wenn man an schönen Tagen am Strand hier sitzt und die Leute von<br />
den Inselfreunden am Strand trifft und am Feuerchen sitzt. Wer hat das schon in der Stadt. Das<br />
ist schon was besonderes, hier zu wohnen.<br />
Jens Kratzenberg<br />
Den weiten Blick. In der Stadt siehst du nur die nächste Häuserzeile. Wenn man hierher<br />
kommt, wenn bei der Rader Brücke – plumps – der Stress runterfällt. Man guckt positiv nach<br />
vorn. Wenn das Wetter dann noch mitspielt, ist das ein Genuss<br />
Uta Rüther, Harriersand und Brake<br />
Also, ich habe meine Utopie hier gefunden. Das muss ich ganz klar sagen. Ich war hierher gekommen,<br />
da war ich sieben Jahre alt. Da haben meine Eltern hier so ein kleines Zelt gehabt.<br />
Später dann ein Wochenendhaus. Dann bin ich<br />
ins Ruhrgebiet gegangen, weil es hier keine<br />
Arbeit gab, weil ich meinen Mann kennen gelernt<br />
habe. Und habe 24 Jahre im Ruhrgebiet gelebt,<br />
habe mein Leben lang den Wind vermisst, wollte<br />
unser Dach abdecken, weil ich endlich mal Wind<br />
haben wollte. So, dann haben wir uns entschlossen<br />
1968 hier unsere Hütte zu bauen und<br />
sind seitdem immer hier in Urlaub gefahren. Gab<br />
halt nichts anderes, fanden wir auch schön. Das<br />
war unser Zuhause. Und dann haben wir gesagt, wenn wir mal Rentner sind, dann leben wir<br />
ganz auf der Insel, jedenfalls die Sommermonate. Eine Utopie habe ich noch: Ich würde ganz<br />
gerne den Winter über irgendwo im Süden verbringen - auf einer anderen Insel.<br />
Uwe Möring<br />
Da kommt die Zeit der Sturmflut dann, die Saison ist ja ab Oktober wieder eröffnet, wenn das<br />
Wasser in meinem Garten läuft und die Insel sozusagen absäuft. Wenn nichts passiert ist eine<br />
tolle Sache, dann kann ich es genießen, dann sieht es aus, als wenn man mitten in einer<br />
SOMMER - REPUBLIK<br />
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