reisende sommer - republik 2005 dokumentation
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„Harriersand – ein Magnet für Utopien“<br />
Ausschnitte aus der Gesprächsrunde im Zirkuszelt am 20.08.<strong>2005</strong><br />
Udo Wichmann, Harriersand<br />
Die Weser hat Wasser wie Seide. Mein Mann<br />
lacht immer fürchterlich darüber. Ich schwimme<br />
zwar, ich schwimme auch weit, aber<br />
schwimmend Brötchen holen aus Brake, nee.<br />
Uta Rüther<br />
Mein Urgroßvater war Ingenieur und Mitinhaber einer Firma in Bremen. Er war auch in Rönnebeck<br />
geboren. Er war quasi der Erfinder in dieser Firma, hat irgendwelche Dampfmaschinen da<br />
gemacht, ich weiß nicht mehr genau. Mein Urgroßvater ist dann gestorben und sein Partner,<br />
der Mitinhaber, hat dann die Firma alleine weitergeführt. Mein Großvater sollte eigentlich den<br />
Platz von seinem Vater übernehmen, er hat ihn dazu reingedrängt. Er musste ständig in den<br />
Ferien, wenn die anderen Schwimmen gingen, dann musste er büffeln und er sollte eigentlich<br />
alles von der Pieke auf in der Firma lernen. Dazu, hat er sich gesagt, habe ich überhaupt keine<br />
Lust. Und er hat dann alles hingeschmissen. Er hat dann später doch noch sein Abitur nachgeholt.<br />
Erstmal hatte er die Schule abgebrochen, hat dann eine Lehre gemacht. Er ist ziemlich<br />
weit rumgekommen in Deutschland, ist auch in Pommern gewesen. Er hat dann zwei verschiedene<br />
Höfe gehabt im Jeverland, hat dann da seine spätere Frau kennengelernt. Und die sind<br />
dann 1934 zusammen auf den Harriersand gezogen. Zu dem Zeitpunkt sind eine ganz Reihe<br />
andere Höfe auch gegründet worden.<br />
Heutzutage wäre so etwas (die Begründung<br />
einer Landwirtschaft) nicht so einfach möglich,<br />
es ist ja auch eine finanzielle Frage, so etwas<br />
anzufangen. Das hört man ja heutzutage häufiger,<br />
dass Leute die in diesen (städtischen)<br />
Berufen arbeiten, sich fragen, was mache ich<br />
eigentlich und dass die anfangen und sich<br />
Schafe und ähnliches halten, im kleinen Stil<br />
wahrscheinlich. Mein Großvater hat nun ein<br />
bisschen früher diesen Schritt getan.<br />
Jens Kratzenberg, Harriersand und Bremen<br />
Ich bin hierher gekommen mit einem extremen Kontrasterlebnis: Nämlich nach drei Jahren<br />
Saudi-Arabien mit erheblichen anderen Temperaturen und vorherrschenden Farben in Sandtönen.<br />
Und wenn man dann hier auf die Insel kommt, es waren sanfte 25 Grad, es war grün,<br />
unglaublich grün und es regnete auch noch – was mir natürlich nach drei Tagen unglaublich<br />
auf den Keks gegangen ist – und seitdem bin<br />
ich hier. Und was mich auch noch begeistert ist<br />
der Hafenbetrieb dort drüben. Es liegen die<br />
Schlepper links, wenn zwei Stück daliegen, weiß<br />
ich schon, es kommt ein dritter von links oder<br />
rechts dazu: Es kommt ein großer. Und das ist<br />
Leben. Hier fahren Pötte rauf, hier fahren Pötte<br />
runter. Lange nicht mehr so viele wie früher, weil<br />
der Containerverkehr von Bremen nach Bremerhaven<br />
verlagert wurde, aber ich bin nach<br />
wie vor begeistert.<br />
SOMMER - REPUBLIK<br />
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