reisende sommer - republik 2005 dokumentation
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DEUTSCHE MUSTERREPUBLIK IN AMERIKA<br />
Friedrich Münch resümiert im April 1835 nach Deutschland: “Unsere Sache ist der<br />
Form nach, wie wir sie anzuführen gedachten, gescheitert, nicht aber dem Wesen<br />
nach verloren. Ersteres war unvermeidlich, weil die hiesigen Verhältnisse durchaus<br />
zuwider sind (hier steht Jedem die freieste Auswahl offen, nach Lust und Meinung,<br />
und als lästiger Zwang erscheint jede Anstalt eines geflissentlichen<br />
Zusammenhaltens). Ausführbar halte ich noch jetzt unsere Unternehmung, aber<br />
nur mit viel sorgfältig erlesenen Menschen; die Vortheile gemeinsamer<br />
Ansiedelung würden nicht ausbleiben, wenngleich erst später eintreten. Vielleicht<br />
würden aber größere Mittel und für die Führer genaue Kenntnis der hiesigen<br />
Verhältnisse, für alle endlich ein Bindemittel des Zusammenhaltens erfordert <br />
Man führe die Menschen erst zum Handeln, man bringe sie in Lagen, wo sie der<br />
unbeherrschten Leidenschaft den Zügel frei lassen zu können glauben - - und dann<br />
erst hat man sie kennen gelernt.“<br />
Friedrich Münch kauft in St. Charles eine Farm in direkter Nachbarschaft zu Paul<br />
Follenius. Mit den Erfahrungen aus seiner ländlichen Herkunft kann er die<br />
Landwirtschaft erfolgreich betreiben. 1859 begründet er in der Nähe von Augusta<br />
mit seiner „Mount Pleasant Winery“ den Weinbau in Missouri. Friedrich dichtet in<br />
seinem „Catawba Song“:<br />
O you brothers far on the Rhine<br />
if only you were here with us<br />
if you, too, drank Missouri wine<br />
if you were free, free like us.<br />
Nachdem die anfängliche materielle Not überwunden ist, engagiert sich Friedrich<br />
gesellschaftlich und politisch. Er schreibt Bücher für einwanderungswillige<br />
Deutsche, wird Senator für den Staat Missouri und kämpft leidenschaftlich für die<br />
Abschaffung der Sklaverei. Dafür werden er und seine Familie häufig mit<br />
Vertreibung bedroht. Die Sklavenfrage kulminiert im amerikanischen Bürgerkrieg.<br />
Als geachteter Senator trägt „Papa Münch“ maßgeblich dazu bei, dass sich der<br />
Sklavenhalterstaat Missouri im Bürgerkrieg militärisch zurückhält – ein Umstand,<br />
der den Sieg der Yankees über die Südstaaten begünstigt. Im Jahre 1881 stirbt<br />
Friedrich Münch im Alter von 82 Jahren.<br />
SOMMER - REPUBLIK<br />
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