reisende sommer - republik 2005 dokumentation
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Ja, wir können so einiges. Mal bisschen rumlaufen, mal<br />
gucken, was da so wächst. Man kann ja auch Kräuter essen und<br />
Zimmerleute finden eigentlich immer Arbeit. Wir Zimmerleute<br />
sind dazu da, den anderen Leuten ein Haus zu bauen. Das ist<br />
schon ganz gut. Und die anderen müssen dafür sorgen, dass<br />
wir was zu essen kriegen. Buchbinder haben wir noch oder<br />
Uhrmacher, also alle können froh sein, wenn wir kommen.<br />
Caroline Guhlemann, 19, aus Altenburg in Sachsen<br />
(Gert Finger, aus Syke)<br />
Ich bin im wirklichen Leben Gert Finger aus Syke und auf<br />
der Medora bin ich Caroline Guhlemann, weiblich, 19 Jahre,<br />
aus Altenburg in Sachsen. Ich bin unterwegs mit Franz Guhlemann,<br />
27, der ist Schmied. Das muss mein Mann sein, ja, das<br />
ist mein Mann. Wir wollen auswandern und unser Glück in Amerika<br />
versuchen. Weil Schmiede werden ja überall gebraucht.<br />
Wir sind unterwegs nach Amerika. Wie haben Sie denn von<br />
der Auswanderung nach Amerika erfahren? Aus Altenburg kommen<br />
sehr viele. Wie hat sich das bei Ihnen rumgesprochen?<br />
Ja, ein Bekannter meines Mannes, der wollte auch auswandern<br />
und der hat meinen Mann dann überredet mitzukommen.<br />
Was haben Sie zurückgelassen?<br />
Meine Eltern, meine Geschwister natürlich auch. Die waren<br />
erst nicht so begeistert. Besonders meine Eltern. Aber ich<br />
wollte dann doch mit meinem Mann gehen. Die hoffnungsvolle<br />
Zukunft hat uns dann getrieben, wirklich zu gehen.<br />
Jetzt war das ja sehr anstrengend auf Harriersand, auf<br />
dem Schiff ist das bestimmt auch kein Zuckerschlecken.<br />
Ja, es ist unheimlich eng und stickig. Dann mussten wir<br />
ja etwas länger warten auf dieser Insel. Es kam ja auch zu<br />
ein paar kleinen Streitereien. Und zwischendurch wollten wir<br />
wieder nach Hause fahren.<br />
14<br />
Identitätsforschung auf Harriersand<br />
Ist Ihr Mann überzeugt von der Idee einer deutschen Muster<strong>republik</strong><br />
in Amerika?<br />
Ja, weil es ist einfach die Freiheit. Die muss man<br />
irgendwann leben können. Das wollen wir machen. Ich glaube,<br />
jetzt, wo wir auf der Fahrt sind, freue ich mich auch wieder.<br />
Ich hoffe, dass wir auch gut ankommen, obwohl es doch<br />
sehr anstrengend ist. Und die Leute, die schon da sind, die<br />
brauchen ja auch viele Sachen, die mein Mann herstellen<br />
kann. Tore, Zäune, natürlich auch Pferde beschlagen. Da<br />
gibt’s ja viele Pferde. Also es wird schon gut.<br />
Jetzt geht’s an Land.<br />
Wilhelm Porzig, 32, Uhrmacher, aus Altenburg in Sachsen<br />
(Stephan Greulich, Berlin)<br />
Und woher weiß ich, mit wem ich unterwegs bin?<br />
Wo stehst du denn (in der Liste)?<br />
Ich bin hier, ich bin Wilhelm Porzig, Uhrmacher.<br />
Hier, da ist die Familie Porzig.<br />
Also ich bin Wilhelm Porzig, 32 Jahre alt und Uhrmacher<br />
und komme aus Altenburg in Sachsen. Und ich bin unterwegs<br />
mit Luise Porzig und Dorothea Porzig. Luise Porzig ist die<br />
kleine Tochter und Dorothea, die Doro, die ist 22, die ist<br />
meine Frau. Eigentlich bin ich Stephan Greulich, 34 Jahre<br />
alt und hier Mit<strong>reisende</strong>r bei der Sommer-Republik.<br />
Wenn du dir vorstellst, dass du Wilhelm Porzig bist,<br />
jetzt schon auf dem Weg nach Amerika, wir legen gleich ab,<br />
wir haben gerade das Schiff bestiegen. Die große Fahrt steht<br />
uns bevor, die letzten vier Wochen waren wir auf Harriersand.<br />
Mit welchen Gefühlen bist du heute an Bord gegangen?<br />
Ja, ich bin mit dem Gefühl an Bord gegangen, dass es<br />
jetzt endlich losgeht. Auf der Insel hat mich das jetzt<br />
schon ziemlich genervt, weil ich als Uhrmacher kein besonde-<br />
15<br />
SOMMER - REPUBLIK<br />
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