reisende sommer - republik 2005 dokumentation

Identitätsforschung auf Harriersand
Gespräche mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern
des Inselkongresses 2005 – Ausflug in die Utopien
von Andrea Kuserau
Eine Schar von Einzelgängern versammelte sich auf Harriersand.
So scheint es auf den ersten Blick. Die Gründung einer
deutschen Muster-Republik auf amerikanischen Boden ist ihr
vorgegebenes Ziel. Aber der eigentliche Grund, sich den Utopisten
anzuschließen, liegt im Wegwollen oder Wegmüssen, der
individuellen, meist wirtschaftlichen Verbesserung, in der
Suche nach Glück in einer fremden Welt.
Ich habe die Auswanderer getroffen. Genau 171 Jahre sind
vergangen, seitdem sie ihre Häuser, Höfe und Wohnungen verlassen
haben. Sie kamen aus Sachsen, aus Hessen, aus Preußen,
aus Bayern, aus Hohenzollern, aus Württemberg, aus Böhmen,
aus Hamburg und Hannover. In ihren Heimatorten waren
sie aufgebrochen, bis Harriersand waren sie gekommen. Dort
traf ich sie. Sie warteten auf ihr Schiff. Das Warten ließ
ihnen viel Raum – 171 Jahre und ein Wochenende im Sommer der
Jahres 2005 – für Gedanken über ihre Zukunft. Mit ihren
Ideen und Visionen und mit ihren eigenen Geschichten gestalteten
sie einen Ausflug in die Utopien. Ich habe mit ihnen
gesprochen. Mein Besuch fiel zusammen mit ihrer Abreise,
vielmehr mit ihrer Weiterreise und ihrem Aufbruch in das Unbekannte.
Auf der Insel und später auf dem Schiff erzählten
die Reisenden von ihren Befindlichkeiten, ihren Vorstellungen
und Erwartungen.
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