reisende sommer - republik 2005 dokumentation

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14.11.2012 Aufrufe

Birobidjanski Borschtsch Ich habe den Borschtsch, den wir dort vorbereitet haben, Birobidjanski Borschtsch genannt. Birobidjan war eine merkwürdige Art Utopie und Gegenutopie in einem. Stalin hat irgendwann beschlossen, den Juden eine Sowjetrepublik zu geben als Kontrapol zum Zionismus. Die offizielle Sprache Birobidjans war Jiddisch – es war der einzige Ort dieser Welt, wo jiddisch als Landssprache galt. Die Zustände dort waren aber sehr hart, viele starben. Aus dieser Idee wurde nichts. Leute, die ich kannte, die dort gelebt haben, haben mir erzählt, dass man dort mit dem, was da war, zufrieden sein musste. Es gab gar keinen Luxus. Ähnlich sind wir an das Vorbereiten des Essens für den einen Tag heran gegangen: Wir haben versucht, großenteils lokale Produkte zu verwenden. Die Rote Beete und verschiedene Kohlsorten, die in die Nähe von Harriersand vom Bauern zu kaufen waren, waren sehr gut – von so etwas hätten die Leute in Birobidjan nur träumen können! Die zwei Riesentöpfe, die uns dort im Inselhus zur Verfügung standen, waren von monumentalen Proportionen; das werde ich nie vergessen. Um den Borschtsch herum haben wir versucht, am Ende, doch etwas Luxus hineinzubringen. Susanne und Monika haben dafür klasse Ideen mitgebracht. Die anfänglichen theoretischen Vorstellungen, was wir in die Küche machen wollten, wichen lauter guten Ideen, die im Arbeitsprozess entstanden sind! Deborah Phillips deborah.s.p@web.de SOMMER - REPUBLIK 38

Susanne Schmitt Karl-Liebknecht-Str.7 10178 Berlin sushinora@gmx.net Inselkongress Harriersand August 2005 Mundvorrat Pro|vi|ant der; -s, -e: als Verpflegung auf eine Wanderung, Expedition o. Ä. mitgenommener Vorrat an Nahrungsmitteln für die vorgesehene Zeit; Wegzehrung, Verpflegung, Ration. Proviant, Marschverpflegung, eiserne Ration; Pro|vi|ant, der; -s, -e Plur. selten ([Mund]vorrat; Wegzehrung; Verpflegung) pro|vi|an|tie|ren: (selten) mit Proviant versorgen, verproviantieren die arbeit bestand aus 1) ca. 200 Essbestecken aus Restbeständen der Nationalen VolksArmee der DDR (zusammensteckbare Gabeln und Löffel aus Aluminium). Jeder Kongress-Teilnehmer erhielt bei der Anreise ein solches Besteck, das er nicht nur für die Dauer des Kongresses verwenden, sondern auch gleichzeitig als Erinnerungsstück mit nach Hause nehmen konnte. In die Bestecke waren Namen eingestempelt. Der eingestempelte Name und ein Beipackzettel verwiesen auf einen der Auswanderer, die sich 1834 auf Harriersand einfanden, um von dort aus in ihre Utopie zu starten. Die Teilnehmerzahl des Kongresses entsprach fast genau der Anzahl der damaligen Auswanderer, so wurde für jeden der heutigen Utopisten ein direkter persönlicher Bezug zu einem seiner Vorgänger geschaffen. In der utopischen Bibliothek konnte jeder Teilnehmer dann nach Belieben die Passagierliste der „Medora“ und weitere, von den Paten der Utopisten recherchierte Lebensdaten zu seinem Patenutopisten von 1834 einsehen. Darüber hinaus wird das Essbesteck sicher die Erinnerung an den Kongress aufrechterhalten; vielleicht gehen sogar einige der Bestecke in den täglichen Gebrauch über und werden beim nächsten Inselkongress wieder mitgebracht und eingesetzt. Der Beipackzettel: Rosine Wild Anbei dein eigenes Proviantbesteck für die Reise in die Utopie. Der eingestempelte Name verweist auf einen der 250 Auswanderer, die sich 1834 auf Harriersand einfanden, um von dort aus in ihre Utopie zu starten. Näheres zu deinem Vorgänger erfährst du in der utopischen Bibliothek, dort liegen die Passagierliste der „Medora“ und weitere, von den Paten der Utopisten recherchierte Lebensdaten zur Einsicht aus. Pro|vi|ant der; -s, -e: als Verpflegung auf eine Wanderung, Expedition o. Ä. mitgenommener Vorrat an Nahrungsmitteln für die vorgesehene Zeit; Wegzehrung, Verpflegung, Ration. Proviant, der; -s, -e Plur. selten ([Mund]vorrat; Wegzehrung; Verpflegung) Marschverpflegung, eiserne Ration; pro|vi|an|tie|ren: (selten) mit Proviant versorgen, verproviantieren SOMMER - REPUBLIK 39

Birobidjanski Borschtsch<br />

Ich habe den Borschtsch, den wir dort vorbereitet haben, Birobidjanski Borschtsch genannt.<br />

Birobidjan war eine merkwürdige Art Utopie und Gegenutopie in einem. Stalin hat irgendwann<br />

beschlossen, den Juden eine Sowjet<strong>republik</strong> zu geben als Kontrapol zum Zionismus.<br />

Die offizielle Sprache Birobidjans war Jiddisch – es war der einzige Ort dieser Welt, wo jiddisch<br />

als Landssprache galt.<br />

Die Zustände dort waren aber sehr hart, viele starben. Aus dieser Idee wurde nichts.<br />

Leute, die ich kannte, die dort gelebt haben, haben mir erzählt, dass man dort mit dem, was<br />

da war, zufrieden sein musste. Es gab gar keinen Luxus.<br />

Ähnlich sind wir an das Vorbereiten des Essens für den einen Tag heran gegangen: Wir<br />

haben versucht, großenteils lokale Produkte zu verwenden. Die Rote Beete und verschiedene<br />

Kohlsorten, die in die Nähe von Harriersand vom Bauern zu kaufen waren, waren sehr<br />

gut – von so etwas hätten die Leute in Birobidjan nur träumen können! Die zwei Riesentöpfe,<br />

die uns dort im Inselhus zur Verfügung standen, waren von monumentalen Proportionen; das<br />

werde ich nie vergessen.<br />

Um den Borschtsch herum haben wir versucht, am Ende, doch etwas Luxus hineinzubringen.<br />

Susanne und Monika haben dafür klasse Ideen mitgebracht. Die anfänglichen theoretischen<br />

Vorstellungen, was wir in die Küche machen wollten, wichen lauter guten Ideen, die<br />

im Arbeitsprozess entstanden sind!<br />

Deborah Phillips<br />

deborah.s.p@web.de<br />

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