reisende sommer - republik 2005 dokumentation
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Umsteigen in die Utopie!<br />
Lutz Liffers<br />
Bremen Gröpelingen ist ein Stadtteil mit enormen Problemen: Seit der Schließung der A.G.<br />
„Weser“ 1983 spürt das Q uartier den kalten Gegenwind der Globalisierung. Abseits der ökonomischen,<br />
sozialen und kulturellen Dynamik der Postmoderne, liegt der Stadtteil im Windschatten<br />
der Entwicklungen: Weit über 20 % Erwerbslose, betroffen vor allem Jugendliche<br />
und junge Erwachsene und dabei vor allem Kinder und Enkelkinder der Arbeitsmigranten der<br />
1960er Jahre. Diese prägen heute den Stadtteil, 24 % haben keinen deutschen Pass,<br />
bedeutend mehr haben ihre Wurzeln in über 170 unterschiedlichen Nationen. Ein ganz<br />
normaler deutscher Stadtteil also.<br />
Kultur Vor Ort ist eine Initiative, die seit über sieben Jahren „Kunst als Mittel zur Thematisierung<br />
erklärungsbedürftiger Sachverhalte“ (social impact austria) einsetzt. Da wollte man es<br />
sich nicht entgehen lassen, als mehr als hundert „Auswanderer“ ausgerechnet in Gröpelingen<br />
„umsteigen“ mussten, denn nichts anderes versucht der Stadtteil Gröpelingen seit einigen Jahren.<br />
„Umsteigen in die Utopie“ ist für Kultur Vor Ort seit einigen Jahren ein zentrales Thema,<br />
um im Stadtteil mit den Bewohnern zu neuen Identitäten und Perspektiven zu kommen. Gröpelingen<br />
hat als ehemaliges „Klein Moskau“ und momentanes „Klein Istanbul“ ein schlechtes<br />
Image – aber es verfügt über einen großen kulturellen Reichtum, weil es Ressourcen für eine<br />
neue Identität hat, die exemplarisch für europäische Stadtviertel sein könnte. Identität ist die<br />
utopische Kugel des Q uartiers, das Image ist nur eine flache Scheibe.<br />
SOMMER - REPUBLIK<br />
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