reisende sommer - republik 2005 dokumentation
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REISE IN DIE UTOPIEN<br />
Notizen zur Montage<br />
Manfred Hielscher<br />
Im Bild des Reisenden spiegelt sich die Vorstellung von Weite und Welt – gegen Festlegung, Begrenzung<br />
und die Macht des Alltäglichen. Reisende sind Suchende zwischen der Realität, dem Unglück<br />
hier, dem unerträglichen Zustand wachsender Unsicherheit auf der einen Seite und der Sehnsucht,<br />
dem unerfüllten Wunsch nach dem Anderen, dem freien Lauf der Phantasie auf der anderen Seite.<br />
Dieser lebendige Gegensatz ist Teil von uns allen. Er markiert den äußeren Rand unserer Reise-<br />
<strong>dokumentation</strong> und bestimmt die Montage der REISE IN DIE UTOPIEN. Von hier aus bewegen sich<br />
Bilder, Kommentare, Gesprächsfetzen und Töne durch das Labyrinth der Utopien.<br />
Die filmische Montage ist vergleichbar mit der Rolle des Reisenden selbst. Ein Reisender will –<br />
unterwegs oder bei seiner Rückkehr - einem Gegenüber seine Geschichte erzählen. Doch er erzählt<br />
nicht alles von Anfang an, chronologisch Schritt für Schritt. Er kann nur Episoden und Details<br />
anreißen, herausgegriffene Teile aus einem größeren Ganzen. Seine Erzählung bleibt fragmentarisch,<br />
durchbricht die Kontinuität erlebter Ereignisse.<br />
In der Dokumentation REISE IN DIE UTOPIEN kommen Reisende aus verschiedenen Zeiten und<br />
Generationen zu Wort. Der Film entfaltet ein Kaleidoskop von Beobachtungen und verknüpft unterschiedliche<br />
Erzählansätze. Durch Brechungen, Sprünge und unbeantwortete Fragen werden die<br />
Lücken spürbar und damit zu einem Teil der Erzählung.<br />
Gesellschaftlich-politische Visionen, Kindheitswunschträume, Geschichten aus der Vergangenheit,<br />
Landschaft, Orte, Stimmungen, zwischenmenschliche Begegnungen, Gesprächsrudimente und Aktionen<br />
werden punktuell beleuchtet. Die Ereignisse und Inhalte der <strong>reisende</strong>n Sommer-Republik – auf<br />
einen skizzenhaften Kern reduziert – bilden das Gerüst, die Gelenkstellen, um zu den inneren Beweggründen<br />
und Antriebskräften von Menschen vorzudringen, die ihre Utopie leben wollen.<br />
Das Glück, experimentellen Spielraum wiederzugewinnen; Liebe, Glaube, Mut, genaues Hinhören,<br />
Infragestellung und Freundschaft werden als Elemente eines unsichtbaren Reiseführers der Reise in<br />
die Utopien erkennbar.<br />
REISE IN DIE UTOPIEN: das sind zweiundfünfzig Stunden Ereignis und sechsundzwanzig Stunden<br />
Videomaterial komprimiert auf sechzig Minuten Bewegtbild, montiert mit einem weinenden und<br />
lachenden Herzen. Dem schauenden Zuhörer bleibt es überlassen in den Rhythmus der Bilder seine<br />
eigenen Vorstellungen und Gefühle hineinzuschneiden, Verbindungslinien zwischen den Einzelelementen<br />
der Dokumentation herzustellen, die über das Gezeigte und Gesagte hinausweisen.<br />
Kontakt: manfred.hielscher@maxim-film.de<br />
SOMMER - REPUBLIK<br />
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