reisende sommer - republik 2005 dokumentation
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Bis heute hat sich eine Wunschvorstellung, ein Idealbild eines Künstlers in der<br />
Gesellschaft gehalten, der sich in Abgeschiedenheit, von der Natur inspiriert, an<br />
seinen Werken abarbeitet. Das Klischee des Künstlers über alle materialistischen<br />
Einflüsse erhaben zu sein und seinem künstlerischen Schicksal hoffnungslos<br />
ausgeliefert zu sein, hat sich hartnäckig in den Köpfen einiger Rezipienten und auch<br />
Künstler gehalten.<br />
Dies wird verstärkt durch die Erwartungshaltung der Touristen, die sich für einen Tag<br />
zwischen den historischen Stätten der Worpsweder Kolonie bewegen und das Leben<br />
der ehemaligen Künstler nachempfinden wollen. Hier füllen die zeitgenössischen<br />
Künstler vor Ort eine Lücke. Viele bedienen sich dem Klischee eines allgemein<br />
angenommenen Künstlerbildes, was im Ort von Touristen aufgesucht wird.<br />
Tagesgäste sind immer potentielle Interessenten und gern gesehene Gäste in den<br />
Ateliers. Hier entstehen spannende Begegnungen und Gespräche.<br />
Was hier in Worpswede für einen außenstehenden jungen Künstler wie mich utopisch<br />
und protektionistisch erscheint, ist auf internationalen Parkett in abgewandelter Form<br />
ebenfalls zu beobachten.<br />
Ergebnis:<br />
Nach meinem kurzen Aufenthalt habe ich eine Vorstellung entwickeln können, wie<br />
vielschichtig die Worpsweder Szene mit seinen unterschiedlichen<br />
Künstlerstandpunkten ist. Die höchst unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten mit<br />
ihren Motivationen ergeben zusammen ein extremes Gesamtbild.<br />
Ich möchte die unterschiedlichsten Künstler, die ich teilweise bereits kennen gelernt<br />
habe, aufsuchen und mit der Kamera portraitieren. Im Vordergrund steht die<br />
Beobachtung der Künstler und der Austausch untereinander und der mit dem<br />
kunstinteressiertem Publikum.<br />
Am Ende wird eine filmische Arbeit entstehen, wie ZUHAUSE REISEN (siehe<br />
Arbeitsmaterial), die aus meinem künstlerischen Wirken heraus resultiert und<br />
interaktive Prozesse zwischen Kunstschaffenden und ihren Rezipienten dokumentiert.<br />
Erste Interaktionen entstanden bereits mit der Installation BAHNHOF AM MOORE,<br />
einer temporären Plattform in Worpswede, die eine Utopie bzw Sehnsucht in sich<br />
tragen sollte. Dieser Ort wurde zur Begegnungsstätte und gab Anlass zur<br />
Kommunikation.<br />
Weiterer Bestandteil meines künstlerischen Vorhabens und Ziel meiner Beobachtung<br />
ist die Darstellung unterschiedlicher künstlerischer Motivation und die des jeweiligen<br />
Selbstbildes. Das künstlerische Selbstverständnis ist hier geprägt von Erwartungen<br />
und entsteht aber auch in der Selbstspiegelung am historischen Künstlermythos.<br />
Auch in diesem Fall wechsele ich die Standpunkte zwischen Beobachtenden und<br />
Teilnehmendenden. Vorübergehend schlüpfe ich in die Rolle eines Kurators und<br />
bringe in einer gemeinsamen Ausstellung die unterschiedlichen Künstlerstandpunkte<br />
Worpswedes zusammen. Sie soll unter Künstlern und Publikum einen Diskurs über<br />
Kunst und ihre Wirkung anregen.<br />
Durch die Konfrontation mit den unterschiedlichen Künstlerrealitäten innerhalb<br />
Worpswedes, unternimmt das Projekt den Versuch das Selbstbild des Künstlers näher<br />
zu beleuchten.<br />
Genauere Rechercheergebnisse lesen Sie in der Anlage KÜNSTLERBILDER<br />
SOMMER - REPUBLIK<br />
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