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reisende sommer - republik 2005 dokumentation

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Die Spielorte<br />

Für die Realisierung des Projektes wurden insgesamt 12 Spielorte innerhalb des S-Bahn-Geländes<br />

genutzt. Nach einer ersten Ortsbesichtigung erstellten wir einen groben Entwurf der einzelnen Stationen<br />

des Parcours. Zu Probenbeginn wurde dieser Entwurf von Viola Weltgen schließlich in die bildnerische<br />

Tat umgesetzt.<br />

Die ästhetische Gestaltung der Stationen sollte über das typische Büro-Arrangement von Schreibtisch<br />

und Stuhl hinausgehen. Wir wollten vielfältige räumliche Erlebnisse schaffen, von denen die Besucher<br />

bereits beim Öffnen der Tür überrascht werden.<br />

Es entstanden auch Szenarien, mit denen man zunächst nicht bei einem Behördengang rechnen würde.<br />

Bestes Beispiel hierfür war ein merkwürdiger „Maschinenraum“, in dem einer der Spieler subversives<br />

Gedankengut unter die Ausreisewilligen brachte. Hier hatten wir uns in der Inszenierung allein<br />

vom vorhandenen Raumcharakter leiten lassen, der von einem großen, stillgelegten Fahrstuhlmotor<br />

dominiert wurde. In diesem Fall blieb der Ort bildnerisch fast „naturbelassen“, während andere Räume<br />

durch prägnante Gestaltungselemente eine vollkommen neue Deutung erfuhren. So wurde beispielsweise<br />

das Wartezimmer der Amtsärztin – vormals ein leeres, fensterloses und atmosphärefreies Zimmer<br />

- im Stil eines andächtigen Altarraumes gestaltet. Hier warteten die Zuschauer, an einer Gebetsbank<br />

kniend, auf ihren Aufruf – und wurden dabei mit dem satirischen Werbefilm „Glückliche Ausreise!“<br />

unterhalten (infiltriert), der stilgerecht aus einem geschmückten Reliquienschrein gesendet wurde.<br />

Mit jeder sich öffnenden Tür begegneten die Zuschauer innerhalb des Parcours also einer neuen,<br />

kleinen Welt, auf die sie sich einstellen mussten. Trotz der sehr individuellen Raumgestaltung gelang<br />

es aber auch durchweg, den allen Räumen eigenen „maroden Charme“ aufrechtzuerhalten, so dass<br />

stets der Eindruck einer sich in Auflösung befindlichen Behörde erweckt wurde.<br />

Die Darsteller<br />

In (fast) allen Räumen stießen die Zuschauer<br />

auf „Amtspersonen“, mit denen sie in Interaktion<br />

treten mussten, um innerhalb des Parcours weiterzukommen.<br />

Alle Darsteller wurden uns vom Thalia Theater<br />

Halle zur Verfügung gestellt. Neben einem<br />

Schauspieler des Ensembles zählten dazu drei<br />

Praktikanten, zwei Regieassistentinnen, ein<br />

Requisiteur, sowie eine Theaterpädagogin und<br />

deren FSJlerin. Alle Beteiligten erwiesen sich als sehr engagierte und vor allem begabte Spieler, die<br />

sich auch im direkten Umgang mit dem Publikum bewährten. Allerdings muss man an dieser Stelle<br />

sagen: Glück gehabt! Denn ein erstes Treffen mit unserem Ensemble war erst drei Wochen vor der<br />

Premiere möglich, und wir mussten uns einfach darauf verlassen, dass alle Mitwirkenden zuverlässig<br />

und den ihnen gestellten Aufgaben gewachsen sein würden. Einen Plan B gab es nicht. Risiko!<br />

SOMMER - REPUBLIK<br />

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