reisende sommer - republik 2005 dokumentation

Geht’s los?
Ein Fazit
Was ist zu erkennen nach genauerer Betrachtung all dieser Auswanderer
und ihrer Gemeinschaften im Ausland? Soll man gleich
losziehen und dem oftmals ungeliebten Deutschland dauerhaft den
Rücken kehren, oder ist »zu Hause« vielleicht doch alles nur bekannt,
aber deshalb noch nicht schlecht?
Viele Auswanderer stellen fest, dass aus der Ferne betrachtet
Deutschland ganz anders aussieht. Verglichen mit den Problemen
und der Armut eines Entwicklungslandes etwa wirken die Diskussionen
über die wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik
oft geradezu absurd. Die Deutschen wüssten gar nicht, wie gut sie
es hätten, heißt es dann – gelegentlich sogar aus dem Munde solcher
Auswanderer, die gerade noch ihre Heimat auf der Suche nach einem
(besseren) Arbeitsplatz verlassen haben.
Auch ein anderer Negativ-Dauerbrenner erlebt durch die Distanz
deutliche Abschwächung. Wer hat nicht schon einmal die Klage
über den hierzulande »rücksichtslosen Umgang« miteinander gehört
oder gar selbst geführt? Während in Deutschland damit allerdings
zumeist ein rempelnder Fußgänger oder eine blaffende Kassiererin
gemeint sind, geht es in anderen Ländern oft um viel größere
Dimensionen. In manch »Urlaubsparadies«, wo die Menschen zwar
lächelnd im Straßengewühl aneinander vorbeilaufen, gibt es aber
dank rücksichtslosem Verhalten ein Vielfaches an Toten im Straßenverkehr.
Auch kennt man hier eine ganz andere Art von Kriminalität:
Die Gefahr, nicht nur ausgeraubt, sondern auch erstochen
oder erschossen zu werden, ist mancherorts deutlich höher. Und gerade
ältere Menschen oder Behinderte erkennen an einem simplen
Fußweg sehr schnell, ob hier »rücksichtslose« deutsche Mentalität,
oder die »offen-freundliche« eines Landes des Südens am Werk war:
Das Überwinden mancher Bordsteinkante außerhalb der Bundesrepublik
ist eher etwas für Turnschuhträger als für Krückstocknutzer
oder Rollstuhlfahrer.
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SOMMER - REPUBLIK
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