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Validierung des MELISA -Tests zum Nachweis einer Metallu - biovis ...

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J Lab Med 2004;28(6):525–533 2004 by Walter de Gruyter • Berlin • New York. DOI 10.1515/LabMed.2004.070<br />

<strong>Validierung</strong> <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> <strong>zum</strong> <strong>Nachweis</strong> <strong>einer</strong><br />

Metallüberempfindlichkeit 1)<br />

Validity of <strong>MELISA</strong> for metal sensitivity testing<br />

Elizabeth Valentine-Thon 1, * und Hans-Walter<br />

Schiwara 2<br />

1<br />

<strong>MELISA</strong> (LTT) Center, Gemeinschaftspraxis für<br />

Laboratoriumsmedizin Dr. M. Sandkamp, B. Köster, Dr.<br />

R. Hiller, Bremen, Ge Deutschland<br />

2<br />

im Ruhestand, ehemals Labor Dr. Schiwara & Partner,<br />

Bremen, Ge Deutschland<br />

Zusammenfassung<br />

In dieser Studie wurden Reproduzierbarkeit, Sensitivität,<br />

Spezifität und Zuverlässigkeit <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Nachweis</strong> von Metallüberempfindlichkeiten bei Patienten<br />

mit klinischen Symptomen <strong>einer</strong> Typ IV-Allergie gegen<br />

Metalle untersucht.<br />

Von 250 Patienten wurde Blut im <strong>MELISA</strong> gegen bis<br />

zu 20 Metalle in 2 bis 3 verschiedenen Konzentrationen<br />

getestet. Häufigkeit und Verteilung positiver Testergebnisse,<br />

Sensitivität und Spezifität <strong>des</strong> <strong>Tests</strong> bei Patienten<br />

mit und ohne gesicherte oder vermutete Nickelallergie<br />

sowie die Bedeutung der Lymphozytenzahl und der Konzentration<br />

von anorganischem Quecksilber im <strong>Tests</strong>ystem<br />

wurden untersucht. Darüberhinaus wurden für die<br />

Reproduzierbarkeitstestung 196 <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> im Doppelansatz<br />

durchgeführt und die Intra- und Interassay-<br />

Variationen bei Patienten mit positivem Epikutan-Test für<br />

die entsprechenden Metalle bestimmt.<br />

Von den 250 Patienten reagierten 26% gegen kein<br />

Metall, 36% gegen 1, 15% gegen 2, 12% gegen 3, 6%<br />

gegen 4 und 5% gegen G5 Metalle positiv im <strong>MELISA</strong> -<br />

Test. Die positiven Ergebnisse gegen die einzelnen Metalle<br />

wiesen folgende Häufigkeiten auf: Nickel (73%), Titan<br />

(42%), Cadmium (18%), Gold (17%), Palladium (13%),<br />

Blei (11%), Beryllium (9%), anorganisches Quecksilber<br />

(8%), Zinn (8%) und Phenylquecksilber (6%). Alle Patienten,<br />

bei denen eine Nickelallergie vermutet oder gesichert<br />

wurde (ns15), reagierten im <strong>MELISA</strong> -Test positiv, wäh-<br />

1)<br />

Übersetzt nach dem Artikel: Valentine-Thon E and H-W<br />

Schiwara: Validity of <strong>MELISA</strong> for metal sensitivity testing.<br />

Neuroendocrinology Letters 2003;24:57-64 mit freundlicher<br />

Genehmigung von PG Fedor-Freybergh, Editor-in-Chief,<br />

Neuroendocrinology Letters<br />

*Korrespondenz: Dr. Elizabeth Valentine-Thon, <strong>MELISA</strong> (LTT)<br />

Center, Gemeinschaftspraxis für Laboratoriumsmedizin Dr. M.<br />

Sandkamp, B. Köster, Dr. R. Hiller, Norderoog 2, 28259<br />

Bremen, Germany<br />

Tel: 0049-421-5725369<br />

Fax: 0049-421-571249<br />

E-mail: evt@lanisa.de<br />

rend Patienten ohne Verdacht auf eine Nickelallergie entweder<br />

negativ (ns6) oder sehr schwach positiv (ns4)<br />

reagierten. Die Reaktivität <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> hängt von<br />

der Lymphozytenkonzentration ab: je höher die Lymphozytenkonzentration<br />

im Test, <strong>des</strong>to stärker die Reaktion.<br />

Eine Konzentration von )0,5 mg/ml anorganischem<br />

Quecksilber verursacht bei den meisten Patienten eine<br />

nicht antigen-spezifische (mitogene) Reaktion. Die<br />

Reproduzierbarkeit betrug 94% bei einem Stimulationsindex<br />

von G3 und 99% bei einem Index von G5 als Cutoff.<br />

Während die absoluten Intra- und Interassay-<br />

Stimulations-Indices variieren können, sind die qualitativen<br />

Ergebnisse in hohem Grade reproduzierbar.<br />

Der <strong>MELISA</strong> -Test ist also reproduzierbar, sensitiv,<br />

spezifisch und zuverlässig für den <strong>Nachweis</strong> <strong>einer</strong> <strong>Metallu</strong>nverträglichkeit<br />

bei gegen Metalle sensibilisierten<br />

Patienten.<br />

Schlüsselwörter: Lymphozyten-Transformations-Test;<br />

<strong>MELISA</strong> -Test; <strong>Metallu</strong>nverträglichkeit; Nickel; Quecksilber.<br />

Abstract<br />

This study was carried out to evaluate the reproducibility,<br />

sensitivity, specificity, and reliability of the <strong>MELISA</strong> Test<br />

for detecting metal sensitivity in patients with clinical<br />

symptoms of a type IV hypersensitivity to metal.<br />

Blood from 250 patients was tested in <strong>MELISA</strong> <br />

against up to 20 different metals in 2 to 3 concentrations.<br />

The frequency and distribution of metal reactivities, the<br />

sensitivity and specificity of nickel reactivity in patients<br />

with and without confirmed or suspected sensitivity to<br />

nickel, and the roles of lymphocyte concentration and<br />

concentration of inorganic mercury were analyzed. In<br />

addition, for reproducibility testing, 196 metal tests were<br />

performed in duplicate, and intra- and interassay variations<br />

of <strong>MELISA</strong> results were examined in patients<br />

patch-test positive for the relevant metal.<br />

Among the 250 patients, reactivity to 0, 1, 2, 3, 4, or<br />

G5 metals was 26%, 36%, 15%, 12%, 6%, and 5%,<br />

respectively. Reactivity was most frequent to nickel<br />

(73%), followed by titanium (42%), cadmium (18%), gold<br />

(17%), palladium (13%), lead (11%), beryllium (9%), inorganic<br />

mercury (8%), tin (8%), and phenylmercury (6%).<br />

All patients (ns15) with confirmed or suspected nickel<br />

allergy were positive in <strong>MELISA</strong> , while patients with no<br />

suspicion of nickel allergy were either negative (ns6) or


526 E. Valentine-Thon and H.-W. Schiwara: <strong>Validierung</strong> <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> <br />

very low positive (ns4) in <strong>MELISA</strong> . <strong>MELISA</strong> reactivity<br />

is directly dependent on lymphocyte concentration: the<br />

higher the lymphocyte concentration per test, the stronger<br />

the reactivity. Concentrations of inorganic mercury<br />

)0.5 mg/ml cause non antigen-specific (mitogenic) reactions<br />

in a majority of patients. The reproducibility rate<br />

was 94% using a cut-off of Stimulation Index G3 or 99%<br />

using a cut-off of G5. While the absolute intra- and interassay<br />

Stimulation Index values may vary, the qualitative<br />

results are highly reproducible.<br />

The <strong>MELISA</strong> Test is reproducible, sensitive, specific,<br />

and reliable for detecting metal sensitivity in metal-sensitive<br />

patients.<br />

Keywords: lymphocyte transformation test; <strong>MELISA</strong> -<br />

Test; mercury; metal allergy; nickel.<br />

Einleitung<br />

Metallallergien werden konventionell im Epikutan-Test<br />

oder ‘‘Patch-Test’’ festgestellt, bei denen die vermutete<br />

allergisierende Substanz auf die Haut aufgebracht und<br />

nach 3–4 Tagen die Entwicklung von Erythemen, Papeln<br />

oder Bläschen an den Applikationsstellen geprüft wird.<br />

Eine positive Hautreaktion kann für eine spezifische<br />

Metallallergie sprechen, allerdings ist der Test nicht in der<br />

Lage, allergische von irritativen Reaktionen zu unterscheiden.<br />

Außerdem hat er eine geringe Sensitivität und<br />

eine schlechte Reproduzierbarkeit. Dazu scheint er nur<br />

für Allergene geeignet zu sein, für die die Haut das Zielorgan<br />

der Sensibilisierung ist. Ferner kann er selbst in<br />

vivo-Sensibilisierungen induzieren und bei bereits sensibilisierten<br />

Personen eine Exazerbation der Symptome<br />

verursachen w1–5x. Eine Alternative ist der Lymphozyten-<br />

Transformations-Test (LTT), bei dem Lymphozyten<br />

(Gedächtniszellen) <strong>des</strong> betreffenden Patienten zusammen<br />

mit dem zu untersuchenden Allergen 5–6 Tage kultiviert<br />

werden. Die dabei erfolgende Lymphoblastentransformation<br />

wird morphologisch nachgewiesen,<br />

die Messung der Lymphozytenproliferation erfolgt<br />

aufgrund <strong>des</strong> 3 H-Thymidin-Einbaus. Der ursprünglich<br />

Mitte der sechziger Jahre für die Untersuchung der<br />

Histoinkompatibilität der HLA-Antigene der Klasse II entwickelte<br />

LTT w6, 7x wurde für die HLA Klasse II-Antigentypisierung<br />

modifiziert w8x und auch vielfach <strong>zum</strong><br />

<strong>Nachweis</strong> von Typ IV-Allergien gegen Medikamente,<br />

Metabolite, Krankheitserreger und Metalle verwendet<br />

w9–17x. Der LTT wurde ein Standard-Test <strong>zum</strong> <strong>Nachweis</strong><br />

von Allergien gegen Nickel, Gold, Cobalt, Chrom und Palladium<br />

w1, 18–20x. Der LTT für Beryllium ist inzwischen<br />

der ‘‘Gold-Standard’’ für die Diagnose der Lungen-Berylliose<br />

w21, 22x.<br />

1994 veröffentlichten Stejskal et al. eine Modifikation<br />

<strong>des</strong> LTT <strong>zum</strong> <strong>Nachweis</strong> von Metallsensibilisierungen, den<br />

<strong>MELISA</strong> -Test (memory lymphocyte immunostimulation<br />

assay) w23x. Durch eine höhere Lymphozytenzahl im Test,<br />

die Wahl <strong>einer</strong> weder zytotoxischen noch mitogenen<br />

Metallkonzentration, die Depletion von Monozyten aus<br />

der Population der mononukleären Zellen und die Ergänzung<br />

der radiometrischen Ergebnisse durch eine morphologische<br />

Untersuchung konnten Sensitivität und<br />

Spezifität verbessert werden. In den letzten sechs Jahren<br />

wurden weltweit mehrere Laboratorien für die Durchführung<br />

<strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> lizenziert und eine Reihe von<br />

wissenschaftlichen Arbeiten, die seine klinische Wertigkeit<br />

zeigen, veröffentlicht w24–26x oder befinden sich in<br />

Vorbereitung w27x.<br />

Das ehemalige Labor Dr. Schiwara & Partner in Bremen<br />

erhielt 1999 die Lizenz für die Durchführung <strong>des</strong> MELI-<br />

SA -<strong>Tests</strong>. Um die Kriterien für die Akkreditierung nach<br />

ISO 17025 zu erfüllen, wurde der Test hinsichtlich Sensitivität,<br />

Spezifität, Reproduzierbarkeit und Zuverlässigkeit<br />

validiert. In der vorliegenden Studie werden die<br />

Ergebnisse dieser <strong>Validierung</strong> <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Nachweis</strong> <strong>einer</strong> Metallsensibilisierung dargestellt.<br />

Material und Methoden<br />

Blutproben<br />

Für alle Untersuchungen, ausgenommen die Bestimmung<br />

der Reproduzierbarkeit, wurde das Blut von 250<br />

konsekutiven Proben verwendet, die im Laufe <strong>des</strong> Jahres<br />

2001 an das Labor für die routinemäßige Durchführung<br />

<strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> geschickt wurden. Die meisten Proben<br />

stammten von Patienten mit klinischem Verdacht auf<br />

eine Typ IV Metall-Allergie.<br />

Für die Untersuchung der Reproduzierbarkeit wurde<br />

Blut eingesetzt, das im Laufe <strong>des</strong> Jahres 2000 eingeschickt<br />

wurde und aus dem genügend Lymphozyten für<br />

Doppelbestimmungen gewonnen werden konnten. Sie<br />

wurden am selben Tag von ein und derselben oder zwei<br />

verschiedenen technischen Assistenten durchgeführt.<br />

Alle Blutproben wurden mit CPDA-Monovetten (SAR-<br />

STEDT AG & Co., Nümbrecht) oder in ACD Solution A<br />

Vakutainer Röhrchen (Becton Dickinson GmbH, Heidelberg)<br />

gewonnen, mit der normalen Post oder mit privaten<br />

Kurieren transportiert und trafen im Labor in der Regel<br />

innerhalb von 24 Stunden, maximal 48 Stunden nach der<br />

Blutentnahme ein. Die Lymphozyten wurden unmittelbar<br />

nach dem Eintreffen im Labor isoliert und entweder direkt<br />

für den <strong>MELISA</strong> -Test verwendet oder über Nacht bei<br />

48C in einem Medium, das 20% gepooltes hitzeinaktiviertes<br />

humanes AB-Serum enthielt (Sigma-Aldrich Chemie<br />

GmbH, Taufkirchen), gelagert und dann für den Test<br />

eingesetzt.<br />

Die einsendenden Ärzte waren hauptsächlich Allgemeinmediziner,<br />

Allergologen und Dermatologen, Umweltmediziner<br />

oder Homöopathen, seltener Zahnärzte oder<br />

Psychiater. Die meisten hatten ihre Praxis in Deutschland,<br />

ein kl<strong>einer</strong> Teil in Australien, Belgien, England, Frankreich,<br />

Griechenland, Niederlanden, Israel, Italien, Schweden,<br />

Schweiz und USA.


E. Valentine-Thon and H.-W. Schiwara: <strong>Validierung</strong> <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> 527<br />

Tabelle 1<br />

<strong>MELISA</strong> Doppelbestimmungen bei einem Patienten.<br />

Test 1 Test 2<br />

Antigen cpm SI cpm SI<br />

q Kontrolle 421 481 240,0 275 182 136,6<br />

y Kontrolle 1 756 1,0 2 030 1,0<br />

Be 1 1 508 0,9 1 691 0,8<br />

2 1 311 0,8 1 676 0,8<br />

Pb 1 1 394 0,8 1 615 0,8<br />

2 2 339 1,3 1 797 0,9<br />

Cd 1 1 816 1,0 1 492 0,7<br />

2 989 0,6 1 165 0,6<br />

Au 1 1 083 0,6 1 014 0,5<br />

2 1 050 0,6 1 210 0,6<br />

Ni 1 7 580 4,3 6 472 3,3<br />

2 34 544 19,7 23 153 11,4<br />

Pd 1 1 063 0,6 1 443 0,7<br />

2 934 0,5 1 669 0,8<br />

HgCl 1 1 483 0,8 2 413 1,2<br />

2 1 720 1,0 1 958 1,0<br />

HgMe 1 1 340 0,8 1 640 0,8<br />

2 1 360 0,8 1 274 0,6<br />

Ti 1 2 763 1,6 2 489 1,2<br />

2 1 125 0,6 1 804 0,9<br />

Sn 1 1 383 0,8 2 188 1,1<br />

2 1 664 1,0 2 309 1,1<br />

y Kontrolle: cpm Wert ist der Mittelwert von 3 Bestimmungen. 1, 2: zwei Verdünnungen <strong>des</strong> getesteten Metalls.<br />

<strong>MELISA</strong> <br />

Der <strong>MELISA</strong> -Test wurde mit geringen Modifikationen im<br />

Wesentlichen so durchgeführt wie früher beschrieben<br />

w14x. Die Lymphozyten wurden aus antikoaguliertem<br />

(anstelle von defibriniertem) Blut mit Ficoll Histopaque<br />

(Sigma-Aldrich Chemie GmbH) isoliert, zweimal mit<br />

Medium wRPMI-1640, das Hepes (Life Technologies<br />

GmbH, Karlsruhe), 8 mg/l Gentamycin (Sigma-Aldrich<br />

Chemie GmbH) und 6,25 mmol/l L-Glutamin (Biochrom<br />

AG Seromed, Berlin) enthieltx gewaschen, resuspendiert<br />

in 20% gepooltem, hitzeinaktiviertes<br />

Humanserum enthalten<strong>des</strong> Medium, bei 378C unter 5%<br />

CO 2 30 Minuten lang in <strong>einer</strong> Kunstoff-Zellkulturflasche<br />

inkubiert (erste Monozytendepletion) und resuspendiert<br />

in Medium mit 10% gepooltem, hitzeinaktiviertem<br />

Humanserum (10% Medium) auf eine Konzentration von<br />

1=10 6 Lymphozyten/ml. Jeweils 1 ml Zellsuspension<br />

wurde dann in die Vertiefungen <strong>einer</strong> 24-well (anstelle<br />

<strong>einer</strong> 48-well) Zellkultur-Platte (Dunn Labortechnik<br />

GmbH, Asbach) pipettiert, die mit Metall-Lösungen in<br />

2–3 Konzentrationen vorbeschichtet war. Die Platten<br />

wurden dann 5 Tage lang bei 378C und 5% CO 2 inkubiert.<br />

Drei Negativkontrollen (nur Lymphozyten in 10% Medium)<br />

und 1 Positivkontrolle wLymphozyten in 10% Medium<br />

plus PWM (Poke Weed Mitogen, Sigma-Aldrich Chemie<br />

GmbH) (anstelle von PPD, gereinigten Proteinderivaten)x<br />

wurden bei jedem Test mitgeführt. Nach 5 Tagen wurden<br />

600 ml der Zellsuspension aus jeder Vertiefung auf eine<br />

neue 24-well-Platte transferriert (zweite Monozytendepletion)<br />

und 4 Stunden lang mit 3 mC Methyl- 3 H-Thymidin,<br />

spezifische Aktivität 185 GBq/mmol (Amersham Buchler<br />

GmbH & Co. KG, Braunschweig) markiert. Die Zellen<br />

wurden auf Filterpapier geerntet (Inotech Cell Harvester,<br />

Wallac Distribution GmbH, Freiburg). Das Filterpapier<br />

wurde in der Mikrowelle (nicht bei Raumtemperatur über<br />

Nacht) getrocknet und die Radioaktivität in einem Flüssigkeitsszintillationszähler<br />

gemessen (1450 Microbeta<br />

Trilux, Wallac Distribution GmbH).<br />

Als positiv wurde ein Stimulations-Index (SI) von G3<br />

definiert. Ein SI zwischen 2 und 3 wurde als ‘‘Sensibilisierung<br />

möglich’’, ein SI -2 als negativ bewertet. Der SI<br />

wird wie folgt berechnet: SIscpm in Test-Vertiefung dividiert<br />

durch den Mittelwert der cpm in den Negativkontroll-Vertiefungen.<br />

Die Zellen der 5-Tage-Kulturen wurden außerdem morphologisch<br />

nach Färbung der Cytospin Präparationen mit<br />

<strong>einer</strong> Rapid Differential Hematology Staining Färbelösung<br />

(Dade Behring AG, Marburg) untersucht. Nur <strong>Tests</strong>, die<br />

aufgrund der radiometrischen Messung positiv und bei<br />

denen Lymphoblasten mikroskopisch nachweisbar<br />

waren, sowie umgekehrt radiometrisch negative <strong>Tests</strong>,<br />

die ausschließlich kleine vitale (weder zytoxischgeschädigte<br />

noch stimulierte) Lymphozyten zeigten, wurden als<br />

valide akzeptiert.<br />

Ergebnisse<br />

Reproduzierbarkeit<br />

Die Reproduzierbarkeit <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> wurde auf<br />

dreierlei Weise untersucht:


528 E. Valentine-Thon and H.-W. Schiwara: <strong>Validierung</strong> <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> <br />

Tabelle 2<br />

Interassay Variation <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong>.<br />

Antigen Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 Test 5<br />

HgCl (SI) 38,0 48,6 38,8 24,4 21,3<br />

q Kontrolle (SI) 30,8 62,0 68,5 47,0 39,8<br />

y Kontrolle (cpm) 2392 2732 1835 2733 2190<br />

y Kontrolle: cpm Wert ist der Mittelwert von 3 Bestimmungen.<br />

Tabelle 3<br />

Wiederholungsuntersuchungen (ns196).<br />

Test 1<br />

q<br />

y<br />

Test 2 q 32 0<br />

y 12 152<br />

Tabelle 4<br />

Positiv (SIG3)<br />

Diskordante Ergebnisse (ns12).<br />

3,0 1,7<br />

3,1 0,6<br />

3,2 1,3<br />

3,4 1,0<br />

3,4 1,5<br />

3,5 2,1<br />

3,7 2,4<br />

3,7 2,8<br />

4,0 2,1<br />

4,3 2,9<br />

4,6 2,8<br />

10,1 1,8<br />

Negativ (SI-3)<br />

Einmal wurde Blut von Patienten in Doppelbestimmung<br />

am selben Tag von zwei verschiedenen technischen<br />

Assistenten getestet. Typische Ergebnisse sind in Tabelle<br />

1für Patient 1, der im Epikutan-Test positiv auf Nickel<br />

reagierte, dargestellt. Während die quantitativen SI-Werte<br />

zwischen den Wiederholungsmessungen gering schwanken,<br />

stimmen die qualitativen Ergebnisse gut überein und<br />

zeigen deutlich die positive Reaktion auf Nickel und eine<br />

negative Reaktion auf alle anderen getesteten Metalle.<br />

Zum anderen wurde das Blut von Patient 2 (Epikutan-<br />

Test stark positiv auf Quecksilber) an 5 verschiedenen<br />

Tagen in zwei- bis vierwöchentlichen Intervallen getestet<br />

(Tabelle 2). Trotz der Variation der aktuellen SI-Werte reagiert<br />

der Patient reproduzierbar positiv auf anorganisches<br />

Quecksilber (SI-Mittelwert: 34,2"11,2) Die Ergebnisse<br />

mit Ethyl-, Methyl- und Phenylquecksilber waren negativ<br />

(SIF1,3, Ergebnisse nicht dargestellt) und sprechen für<br />

die Spezifität der positiven Reaktion auf anorganisches<br />

Quecksilber. Die Hintergrundproliferation (Negativkontrollwert)<br />

blieb konstant (cpm Mittelwerts2376"381).<br />

Ähnliche Befunde wurden bei einem Patienten erhoben,<br />

der im Epikutan-Test postiv auf Nickel reagierte (Ergebnisse<br />

nicht dargestellt).<br />

Schließlich wurden 196 Testungen in Doppelbestimmung<br />

jeweils am selben Tag von derselben oder unterschiedlichen<br />

technischen Assistenten durchgeführt<br />

(Tabelle 3). Die Ergebnisse zeigen eine Konkordanz-Rate<br />

von 94%. Elf der 12 diskordanten Ergebnisse hatten ein<br />

positives Ergebnis mit einem niedrigen SI von F4,6<br />

(Tabelle 4). Die Reproduzierbarkeit betrug also 94% bei<br />

einem Cut-off <strong>des</strong> SI von G3, oder 99% bei einem Cutoff<br />

von G5.<br />

Die Rolle der Lymphozytenkonzentration<br />

Um den Einfluss der Lymphozytenkonzentration auf die<br />

Ergebnisse <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> zu untersuchen, wurden<br />

serielle Verdünnungen der Lymphozyten von Patient 2<br />

(oben beschrieben) und Patient 3 (Epikutan-Test positiv<br />

auf Nickel) gegen Quecksilber bzw. Nickel getestet<br />

(Tabelle 5). In beiden Fällen fiel die metallspezifische<br />

Reaktivität schnell ab und wurde bei <strong>einer</strong> Zellkonzentration<br />

von 250 000 Zellen/ml (Quecksilber) und 62 500 Zellen/ml<br />

(Nickel) negativ, während die nicht-spezifische<br />

mitogene Reaktivität in beiden Fällen bis zu <strong>einer</strong> Zellkonzentration<br />

von 7813 Zellen/ml positiv blieb. Die<br />

Hintergrundproliferation wurde weniger durch die Zellkonzentration<br />

beeinflusst und bewegte sich zwischen<br />

2698 und 964 cpm (Mittelwert: 1048 cpm) für Quecksilber<br />

und zwischen 2823 und 678 cpm (Mittelwert:<br />

1398 cpm) für Nickel (Ergebnisse nicht dargestellt).<br />

Die Rolle der Metallkonzentration<br />

Um die berichtete mitogene Aktivität hoher Konzentrationen<br />

von anorganischem Quecksilber ()0,5 mg/ml) zu<br />

untersuchen, wurden Lymphozyten von 10 randomisierten<br />

Patienten mit seriellen Verdünnungen von HgCl<br />

gestestet (Abbildung 1). HgCl-Konzentrationen von<br />

)0,5 mg/ml induzierten positive Stimulationen bei 8 von<br />

10 Patienten (80%); nur <strong>einer</strong> dieser Patienten zeigte eine<br />

schwache Antwort (SIs3,2) auf Konzentrationen von<br />

F0,5 mg/ml.<br />

Tabelle 5<br />

Rolle der Lymphozytenkonzentration.<br />

Zellen/ml Hg PWM Ni PWM<br />

(SI) (SI) (SI) (SI)<br />

1 000 000 21,3 39,8 41,1 104,8<br />

500 000 4,4 45,6 26,0 154,3<br />

250 000 0,5 61,5 13,0 98,5<br />

125 000 0,6 11,5 7,3 131,3<br />

62 500 1,0 15,0 2,9 147,2<br />

31 250 1,2 6,3 1,4 50,5<br />

15 625 1,3 5,7 0,8 10,4<br />

7813 1,0 2,3 2,1 1,8<br />

PWMsPoke Weed Mitogen (Positivkontrolle).


E. Valentine-Thon and H.-W. Schiwara: <strong>Validierung</strong> <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> 529<br />

Abbildung 1<br />

Reaktivität bei unterschiedlichen HgCl-Konzentrationen. Jede der 10 Säulen repräsentiert einen Patienten<br />

Häufigkeit der Metall-Reaktivitäten<br />

In der untersuchten Patientengruppe (ns250) waren<br />

26% gegen alle getesteten Metalle (bis zu 20) negativ,<br />

36% waren positiv gegen 1 Metall, 15% gegen 2 Metalle,<br />

12% gegen 3 Metalle, 6% gegen 4 Metalle und 5%<br />

gegen 5 oder mehr Metalle (Abbildung 2).<br />

Die häufigsten positiven Metall-Reaktivitäten<br />

Abbildung 2 Häufigkeit positiver Befunde im <strong>MELISA</strong> gegen<br />

Anzahl verschiedener Metalle bei 250 Patienten.<br />

Die 10 Metalle, auf die die 250 Patienten am häufigsten<br />

reagierten waren Nickel (73%), Titan (42%), Cadmium<br />

(18%), Gold (17%), Palladium (13%), Blei (11%), Beryllium<br />

(9%), anorganisches Quecksilber (9%), Zinn (8%) und<br />

Phenylquecksilber (6%) (Abbildung 3). Positive Reaktionen<br />

mit <strong>einer</strong> Häufigkeit von -3,6% wurden für Aluminium,<br />

Chrom, Kupfer, Ethylquecksilber (Thiomersal),<br />

Indium, Methylquecksilber, Platin und Silber gefunden.<br />

Keine Reaktivität wiesen Molybdän und Cobalt auf.<br />

Um die Vergleichbarkeit der veröffentlichten Daten zu<br />

erleichtern, wurden die <strong>MELISA</strong> Reaktivitäten gegen<br />

Titan und Nickel zusätzlich nach ihrer Stärke, nämlich<br />

‘‘schwach reaktiv’’ (SI 3–5), ‘‘reaktiv’’ (SI 5–10) oder<br />

‘‘stark reaktiv’’ (SI)10) analysiert (Tabelle 6). Während ein<br />

Drittel der Titanergebnisse ‘‘schwach reaktiv’’ und nur ein<br />

Fünftel ‘‘stark reaktiv’’ waren, zeigte Nickel umgekehrt ein<br />

Tabelle 6 Verteilung der <strong>MELISA</strong> -Reaktivitäten gegen Titan<br />

und Nickel bei 250 Patienten.<br />

Abbildung 3 Prozentuale Häufigkeit positiver Ergebnisse im<br />

<strong>MELISA</strong> der 10 am häufigsten reaktiven Metalle bei 250<br />

Patienten.<br />

SI Bereich Ti Ni<br />

% %<br />

3–5 35,7 20,8<br />

5–10 42,9 28,9<br />

)10 21,4 50,3


530 E. Valentine-Thon and H.-W. Schiwara: <strong>Validierung</strong> <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> <br />

Tabelle 7<br />

Nickel-Sensitivität und -Spezifität.<br />

Nickelallergie bestätigt/vermutet SI Geschlecht<br />

q 31,0 F<br />

q 24,4 F<br />

q 21,9 F<br />

q 19,3 F<br />

q 18,2 F<br />

q 18,2 F<br />

q 17,3 F<br />

q 15,4 F<br />

q 13,5 F<br />

q 12,9 F<br />

q 12,9 F<br />

q 9,5 F<br />

q 8,4 F<br />

q 8,2 F<br />

q 8,0 F<br />

y 6,4 M<br />

y 6,3 M<br />

y 5,8 M<br />

y 4,3 M<br />

y 1,9 M<br />

y 1,9 M<br />

y 1,4 F<br />

y 1,2 M<br />

y 1,0 F<br />

y 0,8 F<br />

Fünftel ‘‘schwach reaktive’’ und in der Hälfte der Fälle<br />

‘‘stark reaktive’’ Ergebnisse.<br />

Nickel-Sensitivität und -Spezifität<br />

Fünfzehn Personen mit gesicherter (Epikutan-Test positiv)<br />

oder vermuteter (Hautreaktion auf Schmuck oder<br />

Jeansknöpfe) Nickelallergie und 10 Personen ohne Hinweise<br />

auf eine Nickelallergie wurden im <strong>MELISA</strong> getestet<br />

(Tabelle 7). Alle 15 Personen mit nachgewiesener<br />

oder vermuteter Nickelallergie waren im <strong>MELISA</strong> positiv<br />

(SI 8,0–31,0); alle untersuchten Personen waren Frauen.<br />

Von den Personen ohne Hinweise auf eine Nickelallergie<br />

waren 6 negativ (SIF1,9), 4 zeigten eine geringe Reaktivität<br />

(SI 4,3–6,4).<br />

Diskussion<br />

Seit s<strong>einer</strong> Einführung vor 40 Jahren wurde der LTT für<br />

die Labordiagnostik von T-Zell-Reaktivität sowohl gegen<br />

Medikamente, Metabolite, Krankheitserreger und Metalle<br />

als auch <strong>zum</strong> <strong>Nachweis</strong> von antigen-spezifischer zellulärer<br />

Immunreaktivität bei stark immunkomprimierten<br />

Patienten eingesetzt w9–17x. Seine allgemeine Anwendung<br />

und Akzeptanz wurde allerdings durch die begrenzten<br />

und manchmal widersprüchlichen Daten über seine<br />

Zuverlässigkeit behindert w17, 28, 29x. In dieser Studie<br />

evaluieren wir die Reproduzierbarkeit, Sensitivität, Spezifität<br />

und Zuverlässigkeit eines solchen Proliferationstests,<br />

<strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong>, der zuerst 1994 veröffentlicht<br />

w23x und 1999 in unserem Labor eingeführt wurde. Diese<br />

Evaluierung wurde in Verbindung mit der Akkreditierung<br />

<strong>des</strong> Labors (ISO 17025) im Jahre 2001 durchgeführt.<br />

Wie bei jedem komplexen biologischen Assay hängt<br />

der <strong>MELISA</strong> von der systematischen Feinabstimmung<br />

<strong>einer</strong> Reihe von Faktoren wie Zellkonzentration, Metallkonzentration,<br />

Kulturbedingungen und Zusammensetzung<br />

der Medien ab. Alle diese Faktoren bedingen<br />

erhebliche technische Variationen. Aus diesem Grund ist<br />

der <strong>Nachweis</strong> <strong>einer</strong> akzeptablen Intra- und Interassay-<br />

Reproduzierbarkeit wichtig. Die hier veröffentlichten<br />

Daten zeigen eine hohe qualitative Intra- und Interassay-<br />

Übereinstimmung der Ergebnisse und eine Gesamt-<br />

Reproduzierbarkeitsrate von 94% bei einem<br />

Standard-Cut-off von G3,0. Die 6% diskordanten Messergebnisse<br />

weisen mit <strong>einer</strong> Ausnahme nur schwach<br />

positive Reaktivitäten (SIF4,6) auf. Ein geringer Anteil<br />

von schwach positiven <strong>MELISA</strong> -Ergebnissen liegt offensichtlich<br />

in <strong>einer</strong> ‘‘Grauzone’’, die für die meisten labordiagnostischen<br />

<strong>Tests</strong> nicht ungewöhnlich ist. Falls solche<br />

Ergebnisse klinisch relevant scheinen, sollten sie durch<br />

eine Wiederholungsuntersuchung bestätigt werden.<br />

Wenn ein Cut-off von G5,0 angewandt wird, wie in einigen<br />

<strong>MELISA</strong> Studien berichtet w24x, liegt die Reproduzierbarkeit<br />

bei 99%. Es ist bemerkenswert, dass es<br />

keine Unterschiede in der Reproduzierbarkeit gibt, wenn<br />

Doppelbestimmungen von ein und derselben oder zwei<br />

verschiedenen technischen Assistenten durchgeführt<br />

werden (eigene Beobachtung). Mroz et al. beobachteten<br />

in 9 von 10 Proben, die aufgeteilt und in zwei verschiedenen<br />

Laboratorien mit dem LTT untersucht worden<br />

waren, eine Übereinstimmung der Reaktivität gegenüber<br />

Beryllium w21x.<br />

Unseres Wissens stellen die Daten unserer Studie im<br />

Vergleich zu bisherigen Veröffentlichungen die umfangreichste<br />

Evaluierung der Reproduzierbarkeit eines LTT<br />

dar.<br />

Die Verwendung <strong>einer</strong> höheren Zahl an Lymphozyten<br />

im <strong>MELISA</strong> -Test (1=10 6 Zellen/Test) im Vergleich zu<br />

konventionellen LTTs (100 000 bis 250 000 Zellen/Test)<br />

soll seine Sensitivität erhöhen w23x. Die hier präsentierten<br />

Ergebnisse von seriellen Verdünnungen der Lymphozyten<br />

von quecksilber- und nickel-sensibilisierten Patienten<br />

stützen diese Behauptung. Die antigenspezifische Reaktivität<br />

wird durch die Proliferation eines kleinen Teils der<br />

Gedächtniszellen hervorgerufen und ist daher zwangsläufig<br />

direkt von der Anzahl der untersuchten Lymphozyten<br />

abhängig. Im Gegensatz dazu ist die durch<br />

Mitogene (z.B. PWM) erzeugte polyklonale Proliferation<br />

viel weniger von der Zellzahl abhängig. Mroz et al. berichteten<br />

über eine verbesserte Sensitivität gegen Beryllium<br />

mit einem LTT, der 250 000 Lymphozyten/Test im Vergleich<br />

zu 100 000 Lymphozyten/Test hatte w21x. Verglichen<br />

mit dem <strong>MELISA</strong> werden LTTs mit -1=10 6 Zellen/<br />

Test eine geringere Sensitivität und daher einen höheren<br />

Anteil an falsch-negativen Ergebnissen zeigen.<br />

Nicht nur die Lymphozytenkonzentration sondern auch


E. Valentine-Thon and H.-W. Schiwara: <strong>Validierung</strong> <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> 531<br />

die Metallkonzentration kann die Ergebnisse im Lymphozytentransformationstests<br />

beeinflussen. Frühe LTTs für<br />

Metalle, e.g. anorganisches Quecksilber, zeigten unspezifische<br />

Stimulierungen bei nicht sensibilisierten Patienten<br />

w28, 29x. Später zeigte sich, dass dieser Effekt auf<br />

der Verwendung hoher mitogener Konzentrationen <strong>des</strong><br />

anorganischen Quecksilbers von )0,5 mg/ml beruhte<br />

w14x. Die in dieser Studie an 10 Patienten mit <strong>einer</strong> seriellen<br />

Verdünnung von anorganischem Quecksilber gewonnenen<br />

Ergebnisse bestätigen diese Beobachtung. Nur<br />

bei Konzentrationen von F0,5 mg/ml, wie sie in allen<br />

anderen <strong>Tests</strong> dieser Studie Standard sind, können positive<br />

Reaktionen als quecksilber-spezifische Sensibilisierungen<br />

bewertet werden. Es wurde berichtet, dass hohe<br />

Nickelkonzentrationen von G10 mg/ml ebenso nichtspezifische<br />

Proliferation induzieren w18x. In unserer Studie<br />

lagen die Nickelkonzentrationen bei F5 mg/ml.<br />

Da alle 250 Patienten unserer Studie auf eine Metallsensibilisierung<br />

verdächtige klinische Symptome aufwiesen,<br />

war es nicht überraschend, dass die Mehrzahl (74%)<br />

positiv gegen eines oder mehrere der bis zu 20 getesteten<br />

Metalle war. In <strong>einer</strong> Untersuchung von 930 Patienten<br />

in Södertälje (Schweden) waren 62% im <strong>MELISA</strong> positiv<br />

gegen ein oder mehrere Metalle w24x. Die niedrigere Zahl<br />

mag auf einem höheren Cut-off (SIG5) und weniger getesteten<br />

Metallen (ns15) als in unserer Studie beruhen.<br />

Eine noch niedrigere Zahl (58%) wurde in <strong>einer</strong> Studie<br />

mit über 5 000 Patienten gefunden, die mit einem modifizierten<br />

<strong>MELISA</strong> , dem so genannten LTT-CITA , untersucht<br />

worden waren w30x. Diese verminderte Sensitivität<br />

dürfte auf dem Einsatz der geringen Zahl an Lymphozyten<br />

(250 000/Test) und der begrenzten Zahl an getesteten<br />

Metallen (ns10) liegen. Die 26% der Patienten unserer<br />

Studie mit klinischen Symptomen <strong>einer</strong> Metallallergie,<br />

aber negativer Reaktion gegen alle getesteten Metalle<br />

könnten gegen ein hier nicht untersuchtes Metall sensibilisiert<br />

sein, unter toxischen Effekten <strong>einer</strong> Metallbelastung<br />

leiden (nicht mit dem <strong>MELISA</strong> -Test nachweisbar)<br />

oder eine Erkrankung anderer Ätiologie haben.<br />

In allen bisherigen Studien war Nickel das Metall,<br />

gegen das am häufigsten Sensibilisierungen gefunden<br />

wurden, und zwar häufiger bei Frauen als bei Männern<br />

und unabhängig davon, ob der Epikutan-Test oder ein<br />

Lymphozytenproliferationstest verwendet wurde w18,<br />

24–26x. Auch in unserer Studie wies Nickel die höchste<br />

Reaktivitätsrate (73%) auf. Die von drei unabhängigen<br />

Gruppen mitgeteilten Raten, die denselben <strong>MELISA</strong> -<br />

Test einsetzten, aber einen Cut-off von G5 wählten, variierten,<br />

lagen aber alle niedriger: ca. 22% für München,<br />

ca. 36% für Södertälje und ca. 47% für Uppsala w24x.<br />

Selbst wenn die 20,8% der Nickel-Reaktivitäten unserer<br />

Studie mit einem SI von 3–5 als negativ bewertet wären,<br />

läge die Nickel-Reaktivität mit 57% (statt 73%) immer<br />

noch etwas höher als die für Uppsala berichtete. In dem<br />

weniger empfindlichen LTT-CITA reagierten ungefähr<br />

28% der Patienten positiv auf Nickel w30x.<br />

Für die weitere Analyse der Sensitivität und Spezifität<br />

der Reaktivität gegen Nickel in unserer Studie wurden<br />

Patienten mit und ohne Verdacht auf eine Nickel-Allergie<br />

im <strong>MELISA</strong> getestet. Während die Sensitivität 100%<br />

betrug, schien die Spezifität niedriger zu sein: vier Personen<br />

ohne Verdacht auf eine Nickel-Allergie zeigten niedrige<br />

Nickel-Reaktivitäten (SI 4,3–6,4). Epikutan-<br />

Test-Ergebnisse waren von diesen Patienten nicht erhältlich.<br />

Eine Wiederholungsuntersuchung <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> war<br />

nicht möglich. Der Patient mit dem höchsten SI von 6,4<br />

in dieser Gruppe hatte Diabetes, Psoriasis und Nahrungsmittel-Allergien.<br />

Einerseits könnten diese 4 Patienten<br />

falsch positiv gegen Nickel reagieren, andererseits<br />

könnten sie eine nur geringe asymptomatische Nickel-<br />

Allergie haben. Alle vier waren Männer, die möglicherweise<br />

kaum Schmuck tragen und daher keine<br />

Haut-Sensibilisierung beobachten. Außerdem wurde<br />

über nickel-reaktive T-Zellen bei Personen mit negativem<br />

Epikutan-Test und ohne Kontaktdermatitis bereits berichtet<br />

w31x.<br />

Eine größere Differenz der Reaktivität gegen Titan wurde<br />

in unserer Studie (42%) im Vergleich zu den <strong>MELISA</strong> <br />

Studien in München (ca. 1,5%), Södertälje (ca. 6%) und<br />

Uppsala (10%) gefunden w24x. Selbst wenn wegen der<br />

besseren Vergleichbarkeit mit den oben erwähnten Studien,<br />

die einen höheren Cut-off verwenden, die Reaktivitäten<br />

im Bereich SI 3–5 (35,7%) eliminiert wurden, war<br />

die Rate positiver Befunde mit 27% noch erheblich<br />

höher. Eine mitogene Titankonzentration scheidet als<br />

Erklärung aus, da erstens über solche Titanwirkungen<br />

niemals berichtet wurde, zweitens in unserer Studie dieselben<br />

Titankonzentrationen getestet wurden wie in den<br />

drei erwähnten Untersuchungen und drittens die Mehrzahl<br />

unserer Patienten (58%) nicht auf Titan reagierte. Die<br />

höhere Rate in unserer Studie könnte auf <strong>einer</strong> stärkeren<br />

Exposition unserer Patienten im Jahre 2001, z.B. gegen<br />

Titan in Zahnimplantaten, im Vergleich zu denen aus den<br />

Jahren 1996/1997 beruhen w24x. Eine Korrelation mit dem<br />

Epikutan-Test ist nicht möglich, da der Epikutan-Test auf<br />

Titan im Allgemeinen nicht durchgeführt wird. Während<br />

der wahre Umfang der Titan-Sensibilisierung noch<br />

geklärt werden muss, sind die hier mitgeteilten Titan-<br />

Reaktivitäten reproduzierbar, korrelieren (soweit klinische<br />

Daten verfügbar waren) mit <strong>einer</strong> Titan-Exposition (Kosmetika,<br />

Zahnimplantate, orthopädische Prothesen) und<br />

sind klinisch relevant, d.h. Reduktion der Titanexposition<br />

bewirkt eine Abnahme der Reaktivität bei titan-positiven<br />

Patienten und eine Verbesserung der klinischen Symptome<br />

w27x.<br />

In unserer Studie war die Reaktivität gegen anorganisches<br />

Quecksilber etwas niedriger (8%) im Vergleich zu<br />

München (ca. 14%), Södertälje (ca. 21%) und Uppsala<br />

(ca. 33%) w24x, aber ähnlich wie in der mit dem LTT-CITA <br />

getesteten Gruppe (8%) w30x. Die höhere Rate in den<br />

schwedischen Gruppen könnte auf der bewussten Aufnahme<br />

<strong>einer</strong> größeren Zahl von Patienten mit positivem<br />

Epikutan-Test gegen Quecksilber und der höheren Rate<br />

von Amalgamträgern (VDM Stejskal, persönliche Mittei-


532 E. Valentine-Thon and H.-W. Schiwara: <strong>Validierung</strong> <strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> <br />

lung) beruhen. Kürzlich durchgeführte <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong><br />

ergaben bei 29 italienischen Patienten bzw. 42 Schweizer<br />

Patienten 14% bzw. 21% positive Reaktionen gegen<br />

Quecksilber (Valentine-Thon, unveröffentlicht 2002).<br />

Selbstverständlich variiert die Anzahl positiver Reaktionen<br />

gegen Quecksilber in Abhängigkeit von der Exposition<br />

gegen Quecksilber, für die in erster Linie<br />

Amalgamfüllungen verantwortlich sind w32x.<br />

Für die übrigen in unserer Studie getesteten Metalle<br />

wurden vergleichbare Reaktivitäten in den Untersuchungen<br />

von München, Södertälje und Uppsala mit dem<br />

<strong>MELISA</strong> w24x und ebenso mit dem LTT-CITA gefunden<br />

w30x.<br />

Die Daten dieser Studie bestätigen also die hohe<br />

Reproduzierbarkeit, Sensitvität, Spezifität und Zuverlässigkeit<br />

<strong>des</strong> <strong>MELISA</strong> -<strong>Tests</strong> <strong>zum</strong> <strong>Nachweis</strong> von Metall-<br />

Allergien. Der klinische Nutzen dieses LTT wurde in den<br />

Publikationen anderer Autoren hervorgehoben w24–26x.<br />

Weitere eigene Veröffentlichungen sind in Vorbereitung<br />

w27x.<br />

Danksagung<br />

Die Autoren bedanken sich bei Frau Andrea Kleemeyer, Frau<br />

Renate Nehrkorn, Frau Ute Neuelmann und insbesondere bei<br />

Frau Carola Schreiber für ihre ausgezeichnete technische<br />

Assistenz.<br />

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