Entwicklungsfördernde Pflege bei Frühgeborenen, Ehgartner ... - Salk
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1. Einführende Darstellung<br />
Für viele Kinder beginnt das Leben schon früher als vorgesehen. Sie werden aus dem<br />
schützenden intrauterinen Leben allzu früh in die Außenwelt entlassen und müssen sich<br />
- nicht immer optimal vorbereitet - mit den Bedingungen ihrer extrauterinen Umwelt<br />
auseinandersetzen (vgl. Huter, 2004, Seite 47).<br />
Obwohl die Entwicklung der neonatalen Intensivmedizin in den letzten 20 Jahren einen<br />
Quantensprung vollzogen hat und dadurch die Überlebensrate selbst sehr kleiner<br />
Frühgeborener bereits <strong>bei</strong> 85 bis 90 Prozent liegt, stellen diese kleinen Lebewesen eine<br />
besondere Herausforderung dar. Eine Herausforderung sowohl an die Medizin, als auch<br />
an die <strong>Pflege</strong>, die durch verbesserte Techniken immer kleinere und jüngere<br />
Frühgeborene am Leben erhält (vgl. Huppertz et al., 2000, Seite 14).<br />
Während meiner Literaturrecherche bin ich auf ein Buch gestoßen, in dem ich folgende<br />
Zeilen las:<br />
„… Mein Lehrer an der Kinderkrankenpflegeschule, Oberarzt Dr. J. Mertz, erzählte, dass er<br />
selbst noch Geburten erlebte habe, <strong>bei</strong> denen Kinder unter 1000 g auf die Fensterbank zum<br />
Sterben gelegt wurden, weil man ihnen keine Überlebenschance gab. Eines Tages habe ein Kind<br />
jedoch auf dieser Fensterbank partout nicht sterben wollen – man habe es dann sekundär doch<br />
auf die Kinderstation verlegt, wo es letztlich überlebte!“ (Huter, 2004, Seite 47)<br />
Diese Schilderung hat mich enorm schockiert, wenn ich daran denke, dass vor noch<br />
nicht allzu langer Zeit das Geburtsgewicht eines Kindes dafür ausschlaggebend war, ob<br />
es leben durfte oder nicht.<br />
Dank enormer Fortschritte und verbesserter Perspektiven in der Neonatologie ist es<br />
zunehmend gelungen, die Frage nach der Lebensqualität von Frühgeborenen in den<br />
Vordergrund zu rücken und außerdem die Aufmerksamkeit auf die speziellen<br />
Bedürfnisse dieser winzigen Überlebenden zu konzentrieren (vgl. Young, 1997,<br />
Seite V).<br />
Ziel ist jedoch nicht nur das Überleben zu sichern, sondern die <strong>Pflege</strong> so zu gestalten,<br />
dass sie zu einem optimalen Entwicklungsoutcome führt, sodass die Frühgeburtlichkeit<br />
das weitere Leben eines Kindes so wenig als möglich negativ beeinflusst.<br />
In der Literatur besteht Übereinstimmung darüber, dass Frühgeborene aufgrund der<br />
unreifen Entwicklung des Gehirns deutlich gefährdeter sind, Defizite in der<br />
neurologischen Langzeitentwicklung zu zeigen. Diese äußern sich durch Störungen des<br />
Sozialverhaltens (zum Beispiel wird das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit einer<br />
Wahrscheinlichkeit von 20 bis 50 Prozent häufiger diagnostiziert als <strong>bei</strong><br />
termingeborenen Kindern), Sprachstörungen sowie Hör- und Sehschwächen<br />
(vgl. Huppertz et al., 2000, Seite 14).<br />
Hier stellt sich für mich die Frage, ob ein frühgeborenes Kind durch den Kampf ums<br />
Überleben an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gebracht wird und somit nicht<br />
genügend Ressourcen bleiben, um sich zu einem - in jeder Hinsicht - gesunden Kind zu<br />
entwickeln.<br />
Seite 5