Entwicklungsfördernde Pflege bei Frühgeborenen, Ehgartner ... - Salk

Durch den engen Hautkontakt werden Mutter und Kind nach der abrupten Trennung
durch die Frühgeburt wieder vereint. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass
hiermit kein Energie- und Wärmeverlust verbunden ist und Apnoe-Bradycardie-
Ereignisse, Hypothermie und Hypoglykämie seltener auftreten.
Außerdem konnten bei „Frühchen“, die Känguruhing erfahren durften, eine bessere
neurologische Entwicklung festgestellt werden.
Bonding, dieser sehr enge Kontakt zwischen Mutter und Kind nach der Geburt, fördert
durch die Stimme, den Herzschlag und die Körpergeräusche der Mama das auditive
System des Frühgeborenen, durch Streicheln den Tastsinn, den Gleichgewichtssinn
durch die Bewegung, sowie den Geruchssinn durch den Körpergeruch und Riechen des
Kolostrums (vgl. Linderkamp et al., 2004, Seite 369).
Anbei möchte ich noch erwähnen, dass ein ungestörtes Bonding nach der Geburt ein
sehr wesentlicher Start für ein erfolgreiches Stillen ist.
Nach den NIDCAP Prinzipien wäre es ein wichtiger Anstoß für die Praxis, die
vorhandenen Fähigkeiten eines auch noch so kleinen Wesens zu berücksichtigen, die
sich, wie bereits beschrieben, im Hautkontakt mit der Mutter häufig stabilisieren. Um
mögliche Komplikationen nicht zu übersehen, ist es natürlich von Bedeutung, die Herzund
Atemtätigkeit des Kindes kontinuierlich zum Beispiel mittels Pulsoxymeter zu
überwachen (vgl. Linderkamp et al., 2004, Seite 369).
Känguruhing als Ausdruck einer umfassenden Wertschätzung der Bedürfnisse von
Eltern und Kind ist ein wichtiger Bestandteil einer entwicklungsfördernden Betreuung
in der Neonatologie, der bei gezieltem Einsatz einem Frühgeborenen zahlreiche,
energieraubende medizinische Interventionen ersparen könnte. Meines Erachtens zählt
Känguruhpflege zu den Hauptkriterien einer professionellen Frühgeborenenpflege.
Ein wesentlicher Punkt, der während des Känguruhings nicht außer Acht gelassen
werden darf, ist die physische und psychische Belastung seitens der Mutter nach der
Geburt eines „Frühchens“. Ein Lehnstuhl neben dem Inkubator, auf dem die Mutter
bequem sitzen und soviel Zeit, wie sie möchte, mit ihrem Kind verbringen kann, bietet
eine optimale Möglichkeit.
Abb. 5: Känguruhing mit Mama
Abb. 6: Känguruhing mit Papa
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