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Was geht mich das an? - Kirchenbezirk Geislingen

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Ev<strong>an</strong>gelische<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />

<strong>Geislingen</strong><br />

2006/2007<br />

Nachrichten aus dem Filstal<br />

und dem Helfensteiner L<strong>an</strong>d


Inhalt<br />

Impressum<br />

Zeitung des<br />

Ev<strong>an</strong>gelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Nr. 9 – 2006/2007<br />

vom 1. Juli 2006<br />

Herausgeber:<br />

Ev<strong>an</strong>gelischer <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

H<strong>an</strong>sengasse 2,<br />

73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige),<br />

Tel. (0 73 31) 4 17 61<br />

Email:<br />

Ev.Dek<strong>an</strong>at.<strong>Geislingen</strong>@t-online.de<br />

www.kirchenberzirk-geislingen.de<br />

Redaktion:<br />

Anita Gröh, Judith Heiter,<br />

D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke, Sus<strong>an</strong>ne Jutz,<br />

Friederike Maier<br />

Titelbild:<br />

Arthur Goldgräbe, Türkheim<br />

Druck:<br />

C. Maurer, Druck und Verlag,<br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Layout, Repro, Satz:<br />

Typografie + Medienwerkstatt<br />

Herm<strong>an</strong>n, Schlat<br />

Auflage: 20.000<br />

Vertrieb:<br />

Ev<strong>an</strong>gelischer <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Fotos:<br />

Gröh: 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,<br />

10, 11, 13, 15, 17, 19,<br />

22, 23, 25, 26, 33, 34,<br />

35, 45, 53, 54, 55, 56<br />

Privat: 10, 11, 14, 16, 17,<br />

20, 21, 31, 32, 36, 37,<br />

38, 39, 40, 41, 42, 43,<br />

44, 46, 47, 48, 49, 50,<br />

51, 52, 53, 56<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Dek<strong>an</strong>in Gerlinde Hühn,<br />

H<strong>an</strong>sengasse 2,<br />

73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

2 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

3 Editorial Gerlinde Hühn<br />

23 In eigener Sache . . .<br />

27 Termine<br />

27 Für einen guten Zweck . . . Spenden-Konten<br />

28Sommer 2006: Predigtreihen in den Distrikten<br />

30 Wo finde ich Information und Hilfe<br />

53 Von Menschen, Begegnungen und Jubiläen<br />

Aus Kirche und Gesellschaft<br />

4 Impuls<br />

Sus<strong>an</strong>ne Jutz, Bad Überkingen<br />

5 Portrait Lucie P<strong>an</strong>zer<br />

D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke, Anita Gröh<br />

8Berichte aus der L<strong>an</strong>dessynode<br />

Martin Bauch, Süssen, Beate Keller, Süssen<br />

10 St<strong>an</strong>dPunkte<br />

<strong>Was</strong> tut Ihrer Seele gut?<br />

12 Seelsorge in der „guten, alten Zeit“<br />

Karl-Heinz Bauer, Amstetten<br />

14 Notfallseelsorge – Erste Hilfe für die Seele<br />

Felix Müller, Göppingen<br />

15 Gute Hoffnung – jähes Ende<br />

Helmut Kienle, <strong>Geislingen</strong><br />

16 Hilfe am <strong>an</strong>deren Ende der Leitung<br />

Dr. Stef<strong>an</strong> Plöger, Ulm<br />

17 Bikers Helpline – Hilfe auf zwei Rädern<br />

Georg Braunmüller, Unterböhringen<br />

18Singen als Salböl der Seele<br />

Bernhard Leube, Süssen<br />

20 Rastplätze für die Seele<br />

Henrich Herbst, Saalfeld<br />

21 Tragen und getragen werden – Hospizarbeit<br />

Angelika Staffhorst, Kuchen<br />

22 Wir erleben alle Tiefen des Menschen<br />

Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong><br />

23 Aids – was <strong>geht</strong> <strong>mich</strong> <strong>das</strong> <strong>an</strong>?<br />

Sabine Kluger, <strong>Geislingen</strong><br />

24 Begleitung auf dem Weg der Kr<strong>an</strong>kheit<br />

Claudia Krüger, Stuttgart<br />

26 Als Pfarrerin <strong>an</strong> der Fachhochschule<br />

Sabine Kluger, <strong>Geislingen</strong><br />

31 Ich weiß nicht, ob Gott für <strong>mich</strong> noch da ist<br />

Friedrich Sautter, Göppingen<br />

32 Wenn Dresden nach Glühwein und<br />

Stollen riecht<br />

Edeltraud Meyer, Stubersheim<br />

33 Aus-Sicht – Seelsorge für blinde und<br />

sehbehinderte Menschen<br />

Friederike Maier, Süssen<br />

Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

34 Trotz weniger PfarrerInnen mehr Zeit<br />

für die Gemeinden<br />

Dek<strong>an</strong>in Gerlinde Hühn<br />

35 Am Anf<strong>an</strong>g hat <strong>das</strong> Geld für alle gereicht...<br />

Gerlinde Hühn<br />

36 Eindrücke eines Aufenthaltes in der<br />

südindischen Partnerkirche<br />

Dr. Elfriede Nusser-Rothermundt<br />

38KonfiCamp und Freundeskreis<br />

Martin Geiger, <strong>Geislingen</strong><br />

39 Neue Mitarbeitende gewinnen...<br />

Birgit Abt, Donzdorf<br />

Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT ALB<br />

40 Eine Gemeinde baut ihre Ged<strong>an</strong>ken um<br />

Ingeborg Brüning, Steinenkirch<br />

41 Alt und neu gesellt sich gern<br />

Kurt Vogelgs<strong>an</strong>g, Aufhausen<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

42 Die Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong> wird 50<br />

Sabine Kluger, <strong>Geislingen</strong><br />

43 Ein Abschied und ein Neubeginn<br />

Judith Heiter, Eybach/Stötten<br />

44 Geislinger Vesperkirche –<br />

ein Ort der Seelsorge<br />

Christoph Wiborg, <strong>Geislingen</strong><br />

45 Weißt du, wer ich bin?<br />

Christlich-islamische Gespräche<br />

in <strong>Geislingen</strong><br />

Yasna Crüsem<strong>an</strong>n, <strong>Geislingen</strong><br />

47 20 Jahre Markuskirche <strong>Geislingen</strong><br />

Martin Breitling, <strong>Geislingen</strong><br />

47 Ernste Fin<strong>an</strong>zsituation in Eybach<br />

Peter Heiter, Eybach/Stötten<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

48Singen macht Spaß und Singen tut gut<br />

Ulrike Hilbm<strong>an</strong>n-Fitz und Erika Matheis,<br />

Deggingen<br />

48Schöpfung erleben...<br />

Christi<strong>an</strong> Keinath, Gruibingen<br />

49 Männervesper in Gruibingen<br />

Christi<strong>an</strong> Keinath, Gruibingen<br />

50 Kirchengemeinden bauen für die Zukunft<br />

Georg Braunmüller, Unterböhringen<br />

50 Frauen 30 plus – Frauenpower in Auendorf<br />

Iris Goebel, Angelika Wagner, Auendorf<br />

DISTRIKT UNTERES FILSTAL<br />

51 Cake-City<br />

Fridolin Eisele, Kuchen<br />

51 C<strong>an</strong>dle-Light-Dinner und Bibelarbeit<br />

Matthias Krauter, Gingen<br />

52 Brückenbauerinnen der Gemeinde<br />

Annette Leube


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

unserer <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung!<br />

Vor einiger Zeit hat die L<strong>an</strong>deskirche eine<br />

Internet-Umfrage durchgeführt: „Schwerpunkte<br />

im Pfarrberuf". Von den Beteiligten<br />

haben die meisten, immerhin 37,8 %, auf<br />

„Seelsorge“ geklickt. Seelsorge wird also<br />

als wichtigste Kernaufgabe der Kirche<br />

betrachtet.<br />

Seelsorge ist auch <strong>das</strong> Hauptthema der<br />

diesjährigen <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung. In<br />

ihren vielfältigen Facetten von A und B bis<br />

V und Z, von Aidsseelsorge und Blindenseelsorge<br />

bis Vesperkirche und HospiZarbeit.<br />

Viele Antworten auf die Frage,<br />

„<strong>Was</strong> tut Ihrer Seele gut?“ wurden gesammelt.<br />

D<strong>an</strong>eben gibt es natürlich auch wieder<br />

Artikel zu aktuellen Themen, vom Pfarrpl<strong>an</strong><br />

bis zu Fin<strong>an</strong>zproblemen.<br />

Seelsorgearbeit ist Hirtenarbeit. „Jesus ging<br />

umher in alle Städte und Dörfer und lehrte<br />

in ihren Synagogen und predigte <strong>das</strong> Ev<strong>an</strong>gelium<br />

vom Reich und heilte alle Kr<strong>an</strong>kheiten<br />

und Gebrechen. Und da er <strong>das</strong> Volk sah,<br />

hatte er Mitleid mit ihm, denn sie waren . . .<br />

zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten<br />

haben.“ (Matth. 9)<br />

Die Kirche folgt ihrem Herrn, Jesus Christus,<br />

der auch der „große Hirte“ (Hebr. 13) gen<strong>an</strong>nt<br />

wird, darin, <strong>das</strong>s sie auf ph<strong>an</strong>tasievolle<br />

Weise für <strong>an</strong>dere da ist und ihnen<br />

nach<strong>geht</strong> in die entlegensten und traurigsten<br />

Winkel ihres Daseins.<br />

Seelsorge arbeitet mit dem Wort:<br />

Sprechen, Hören, Zuhören, Trösten, Wegweisen<br />

sind die Kommunikationsformen,<br />

die verwendet werden. „Zuhören ist eine<br />

Metapher für die Offenheit, <strong>das</strong> Offenstehen<br />

der Person, die innere Gastfreundschaft“<br />

(Christina Thürmer-Rohr).<br />

Die L<strong>an</strong>deskirche bietet mit der Klinischen-<br />

Seelsorge-Ausbildung (KSA) für Pfarrerinnen<br />

und Pfarrer und mit den Kursen für ehrenamtliche<br />

Seelsorgerinnen und Seelsorger<br />

(KESS) Ausbildungsgänge <strong>an</strong>, um die Fähigkeit<br />

des Zuhörens weiter zu entwickeln.<br />

Das Titelbild – wieder von Arthur Goldgräbe<br />

aus Türkheim – zeigt Menschen in<br />

Beziehung zuein<strong>an</strong>der: Gespräch – sich<br />

<strong>an</strong>lehnen – sich ein<strong>an</strong>der zuwenden – Umarmung.<br />

Eine nackte Frau kauert im Vordergrund,<br />

sie legt einem Andern den Arm auf<br />

die Schulter. Das Bild erinnert <strong>mich</strong> <strong>an</strong> die<br />

Werke der Barmherzigkeit, wie sie in Matthäus<br />

25 geschildert werden. „Ich war<br />

hungrig, und ihr habt <strong>mich</strong> gespeist. Ich war<br />

durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben.<br />

Ich war fremd, und ihr habt mir Gastfreundschaft<br />

erwiesen. Ich war nackt, und<br />

ihr habt <strong>mich</strong> bekleidet, ich war kr<strong>an</strong>k, und<br />

ihr habt <strong>mich</strong> besucht, ich war im Gefängnis,<br />

und ihr seid zu mir gekommen. <strong>Was</strong> ihr<br />

get<strong>an</strong> habt einem von diesen meinen geringsten<br />

Brüdern, <strong>das</strong> habt ihr mir get<strong>an</strong>.“<br />

Seelsorge, <strong>das</strong> heißt zu einem <strong>an</strong>dern Menschen<br />

so in Beziehung zu treten, <strong>das</strong>s es für<br />

den <strong>an</strong>dern heilend und heilsam ist. Damit<br />

geben wir die Menschenfreundlichkeit<br />

Gottes weiter.<br />

An dieser Stelle D<strong>an</strong>k <strong>an</strong> <strong>das</strong> Redaktionsteam,<br />

<strong>das</strong> in mühevoller Kleinarbeit Artikel<br />

sammelt, sie redigiert und korrigiert und mit<br />

seinen Ideen die <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung zu<br />

einem Qualitätsprodukt macht. D<strong>an</strong>k auch<br />

den vielen Austrägerinnen und Austrägern,<br />

die in den Gemeinden die <strong>Kirchenbezirk</strong>s-<br />

Zeitung verteilen.<br />

Ihre<br />

Dek<strong>an</strong>in<br />

Gerlinde Hühn<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

3


impuls<br />

SUSANNE JUTZ<br />

4 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Wir haben’s versucht, im Spiel in einer Gruppe:<br />

Wenn einer da liegt und keine Motivation hat<br />

auf die Beine zu kommen,<br />

schafft es kein Mensch, auch nicht zu zweit,<br />

ihn aufzurichten.<br />

Wir haben’s noch einmal versucht,<br />

haben den, der da lag, <strong>an</strong>geschaut,<br />

haben gefragt: „Willst du?“.<br />

D<strong>an</strong>n haben wir erst einmal, im Liegen,<br />

seine Füße berührt<br />

und aufgestellt.<br />

Dass er ein Gefühl dafür bekommt,<br />

wie es ist, Boden unter den Füßen zu haben.<br />

Wenn da mit einem Mal<br />

etwas in Bewegung kommt,<br />

wenn der Blick des Menschen am Boden<br />

sich sichtbar konzentriert<br />

und er l<strong>an</strong>gsam sich aufzurichten beginnt,<br />

erleben diejenigen, die dar<strong>an</strong> (mit-)arbeiten,<br />

geradezu eine Erlösung.<br />

Jesus war auf dem Weg gewesen<br />

hinauf nach Jerusalem<br />

zu einem Fest der Juden.<br />

So wird erzählt im Joh<strong>an</strong>nesev<strong>an</strong>gelium,<br />

Kapitel 5, ab Vers 1.<br />

Hinauf! Ein Fest!<br />

Aber, wir kennen <strong>das</strong>,<br />

in der Hochstimmung vor einem Fest<br />

meldet sich oft <strong>das</strong> Leid zu Wort.<br />

Da war auf dem Weg ein Teich,<br />

der heißt auf hebräisch Bethesda.<br />

Fünf Hallen gab es dort.<br />

In diesen lagen viele Kr<strong>an</strong>ke, Blinde, Lahme,<br />

Ausgezehrte.<br />

Es war aber dort ein Mensch,<br />

der lag achtunddreißig Jahre kr<strong>an</strong>k.<br />

Als Jesus den liegen sah<br />

und vernahm, <strong>das</strong>s er schon<br />

so l<strong>an</strong>ge gelegen hatte,<br />

spricht er zu ihm:<br />

Willst du gesund werden?<br />

In dieser <strong>Kirchenbezirk</strong>szeitung wenden wir uns<br />

dem Thema „Seelsorge“ zu.<br />

Dafür ist interess<strong>an</strong>t zu sehen,<br />

was zwischen Jesus und dem Kr<strong>an</strong>ken<br />

vor sich <strong>geht</strong>.<br />

?<br />

Körperlich gearbeitet mit diesem Menschen<br />

hat Jesus nicht in dem Sinn,<br />

wie ich es eing<strong>an</strong>gs von unserem „Spiel“<br />

berichtet habe.<br />

Aber Sehen und Vernehmen sind für ihn<br />

wichtig.<br />

Und eine entscheidende Frage:<br />

„Willst du gesund werden?“<br />

Und wiederum sehen und vernehmen,<br />

was der Kr<strong>an</strong>ke zu sagen hat:<br />

„Herr, ich habe keinen Menschen,<br />

der <strong>mich</strong> in den Teich bringt,<br />

wenn <strong>das</strong> <strong>Was</strong>ser sich bewegt“.<br />

Willst du gesund<br />

werden<br />

Jesus hat diesen Menschen nicht <strong>an</strong>gefasst<br />

und mit körperlichem Einsatz hochgezogen.<br />

Aber eine Kraft<strong>an</strong>strengung<br />

war es sicherlich doch.<br />

In Jesus lebte eine besondere Kraft.<br />

<strong>Was</strong> aber ist unsere Kraft,<br />

mit der wir <strong>an</strong>deren helfen können?<br />

Ich habe gelernt, <strong>das</strong>s Jesus-Worte dazu helfen.<br />

Nicht <strong>das</strong>s wir dem Gegenüber diese Worte<br />

sagen müssen!<br />

Das wäre oftmals zu unvermittelt.<br />

Vielmehr <strong>das</strong>s wir ein Jesus-Wort<br />

eine Zeitl<strong>an</strong>g in uns tragen,<br />

in uns bewegen,<br />

mit ihm uns selber nachspüren,<br />

mit ihm uns sehen und vernehmen,<br />

die Kraft dieses Wortes in uns aufgehen lassen,<br />

wirken lassen.<br />

Und mit diesem Wort in uns<br />

den <strong>an</strong>deren wahrnehmen, vernehmen.<br />

Zum Beispiel dieses: „Hebe deine Matte auf<br />

und geh umher“.<br />

Da <strong>geht</strong> es auch um unsere Festlegungen,<br />

unsere Prägungen,<br />

auf <strong>das</strong>s wir damit umgehen lernen.<br />

Das <strong>geht</strong> die Seelsorgerin, den Seelsorger <strong>an</strong><br />

und <strong>das</strong> Gegenüber, <strong>das</strong> Hilfe braucht,<br />

entsprechend.<br />

Sus<strong>an</strong>ne Jutz ist Pfarrerin in Bad Überkingen


P O R T R A I T<br />

Lucie P<strong>an</strong>zer<br />

Die Kirche ist eine Wortverleih-Anstalt<br />

Rundfunkpfarrerin Lucie P<strong>an</strong>zer bietet Formulierungen <strong>an</strong> und erzählt Geschichten von gelingendem Leben<br />

DANIELA JANKE, ANITA GRÖH<br />

Die Stimme ist uns wohl bek<strong>an</strong>nt und nun sitzen wir<br />

ihr gegenüber in ihrem Büro im Medienhaus in der<br />

Augustenstraße in Stuttgart: Lucie P<strong>an</strong>zer, seit 10 Jahren<br />

Rundfunkpfarrerin der Württembergischen Ev<strong>an</strong>gelischen<br />

L<strong>an</strong>deskirche. Regelmäßig ist sie im Radio zu hören, in<br />

verschiedensten Sendungen, so etwa in den „Anstößen“,<br />

morgens, 3 Minuten vor 6 bzw. 7 Uhr in SWR 1 und den<br />

Morgenged<strong>an</strong>ken zur gleichen Zeit auf SWR 4.<br />

Von der Mutter beten gelernt<br />

Ursprünglich wollte sie Journalistin werden, erzählt uns<br />

Lucie P<strong>an</strong>zer. Der Wunsch, Pfarrerin zu sein, kam erst später.<br />

Die Kirche habe aber schon immer eine große Rolle<br />

für sie gespielt. Geboren ist Lucie P<strong>an</strong>zer 1955 im Weserbergl<strong>an</strong>d,<br />

seit 1976 lebt sie in Tübingen. Sie ist verheiratet<br />

und hat vier Kinder. Die für Schwaben typische kirchliche<br />

Sozialisation hat sie nicht. Ihre Bindung zur Kirche verd<strong>an</strong>kt<br />

sie ihrer Mutter. „Von ihr habe ich beten gelernt.“<br />

Auf die Württembergische L<strong>an</strong>deskirche <strong>an</strong>gesprochen<br />

meint sie, <strong>das</strong>s sie den schwäbischen Pietismus entsp<strong>an</strong>nter<br />

sieht als viele Schwaben. Im Pietismus werde g<strong>an</strong>z<br />

viel Gutes gewollt, leider würde es nicht immer so formuliert,<br />

<strong>das</strong>s die Menschen heute es verstehen könnten.<br />

Lucie P<strong>an</strong>zer empfindet hier die Sprache als Problem.<br />

Anstöße für Hörerinnen und Hörer<br />

Gerade die Sprache ist im Rundfunk wohl <strong>das</strong> Wichtigste.<br />

Rund 800.000 Menschen hören morgens die Sendungen<br />

„Anstöße“ und „Morgenged<strong>an</strong>ken“.<br />

Die Themen, die dabei besprochen werden, sucht Lucie<br />

P<strong>an</strong>zer selbst aus. Orientierung bei der Auswahl gibt teilweise<br />

<strong>das</strong> Hörerprofil von SWR 1 und 4. Denn während<br />

die Gottesdienste in den Gemeinden sehr auf den Predigttext<br />

ausgerichtet sind, und die Leute bewusst und aus<br />

Interesse dorthin gehen, wollen die Leute im Radio eher<br />

Nachrichten hören. Die Morgen<strong>an</strong>dacht direkt vor den<br />

Nachrichten nehmen die meisten mehr so nebenbei mit.<br />

Deshalb stehen im Radio der Adressat und seine Fragen<br />

im Mittelpunkt.<br />

Die Menschen, die SWR 1 hören, sind zwischen 35 und<br />

50 Jahre alt – gehören also in die Altersgruppe von Lucie<br />

P<strong>an</strong>zer: Sie mögen dieselbe Musik wie sie, hören gerne<br />

Beatles und stehen am oberen R<strong>an</strong>d der Gesellschaft.<br />

M<strong>an</strong> könnte sagen, die Entscheider und Macher in Baden-<br />

Württemberg hören SWR1.<br />

Die Hörerinnen und Hörer von SWR 4 sind älter und traditioneller.<br />

Hier, erzählt Lucie P<strong>an</strong>zer, stehen Überlegungen<br />

<strong>an</strong> wie: „<strong>Was</strong> würde ich meinen Eltern sagen, was würde<br />

sie interessieren?“ M<strong>an</strong>chmal liegt der Focus mehr auf den<br />

SWR 1-Hörern und Hörerinnen, d<strong>an</strong>n wieder auf denen<br />

von SWR 4.<br />

So überlegt sich Lucie P<strong>an</strong>zer zum Beispiel kurz vor<br />

Weihnachten, was den Leuten in diesen Tagen wohl im<br />

Kopf herum <strong>geht</strong>. Oder sie weiß, in 14 Tagen ist Bundestagswahl<br />

und sie denkt darüber nach, was die Menschen<br />

beschäftigt. Und daraus ergibt sich d<strong>an</strong>n die Frage, was<br />

sie den Hörerinnen und Hörern als Pfarrerin dazu sagen<br />

will.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

5


M<strong>an</strong>chmal greifen die Sendungen auch spezielle Themen<br />

auf, zum Beispiel den Kinderm<strong>an</strong>gel in Deutschl<strong>an</strong>d. Nach<br />

dieser Sendung habe sie viele Protestbriefe von Kinderlosen<br />

bekommen, berichtet die Rundfunkpfarrerin, die<br />

habe d<strong>an</strong>n der Kollege im nächsten Morgenged<strong>an</strong>ken<br />

aufgenommen.<br />

Lebensnachrichten<br />

G<strong>an</strong>z wichtig sind ihr auch Themen zu Sterben und<br />

Kr<strong>an</strong>kheit. Das sei nichts Schlimmes, darüber könne m<strong>an</strong><br />

reden und wäre es den Leuten auch schuldig. Auch wenn<br />

es der Sender nicht so gerne habe, sagt sie leicht schmunzelnd,<br />

denn dort bevorzuge m<strong>an</strong> natürlich die „Gute-<br />

Laune-Themen“.<br />

Oft bekommt Lucie P<strong>an</strong>zer auch von ihrer Familie Anregungen,<br />

worüber sie sprechen könne. Der einzelne<br />

Mensch dürfe aber nicht persönlich erkennbar gemacht<br />

werden. Und sie darf dabei nicht wie eine Blinde von der<br />

Farbe reden. Es gelte, die Aussage „Gott liebt dich“ auf<br />

die verschiedenen Hörerprofile zuzuspitzen. Und wenn<br />

sie ein Thema habe, d<strong>an</strong>n denke sie so l<strong>an</strong>ge weiter, bis<br />

sie selber etwas davon habe. „Relativ nah <strong>an</strong> den Lebensnachrichten<br />

müssen wir sein“, meint Lucie P<strong>an</strong>zer.<br />

Auch die Fußball-WM in Deutschl<strong>an</strong>d wird Thema sein.<br />

„Ich verstehe nichts von Fußball, aber meine Söhne sind<br />

begeistert“, erzählt sie. „Wor<strong>an</strong> du dein Herz hängst, <strong>das</strong><br />

ist dein Gott – <strong>das</strong> könnte vielleicht mein Thema sein.“<br />

Aber zum Glück gibt es Kollegen in der Rundfunkarbeit,<br />

die begeisterte F<strong>an</strong>s sind. Es müssten die vorkommen, die<br />

begeistert sind, genauso wie die, die es nicht sind. Und<br />

auch die Gruppen, die feststellen: „Wegen der Fußball-<br />

WM gab es schon im Frühjahr mehr Nutten in Stuttgart.“<br />

Wenn m<strong>an</strong> versuche, etwas für alle zu machen, weiß<br />

Pfarrerin P<strong>an</strong>zer, d<strong>an</strong>n werde es zu allgemein und m<strong>an</strong><br />

treffe keinen wirklich. Und wenn ein Thema einen Hörer<br />

oder eine Hörerin nicht trifft – d<strong>an</strong>n vielleicht die Oma,<br />

die Nachbarin oder so.<br />

Am Weltfrauentag hatte sie zum Beispiel einen Beitrag<br />

über „Die Frau schweige in der Gemeinde“ und erhielt<br />

6 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

sehr große Reson<strong>an</strong>z. Oder sie berichtet von einer<br />

Sendung zur Ausbildungsmisere, in der sie kritisierte,<br />

<strong>das</strong>s Firmen nur ausbilden, wenn sie davon profitierten.<br />

Da hätten sich einige mittlere Unternehmen aufgeregt.<br />

Insgesamt gebe es jedoch sehr viele positive Rückmeldungen.<br />

Ängste und Sorgen aufnehmen<br />

Besonders im Gedächtnis ist uns der Beitrag von Lucie<br />

P<strong>an</strong>zer am Morgen nach dem Anschlag auf <strong>das</strong> World<br />

Trade Center in New York. Wir sprechen sie darauf <strong>an</strong>.<br />

Es sei ihre Aufgabe, die Ängste und Sorgen der Menschen<br />

aufzunehmen und ihnen Worte zu verleihen. Die Kirche<br />

wäre, wie es der Hamburger Religionspädagoge Fulbert<br />

Steffensky ausgedrückt hat, eine „Wortverleih-Anstalt“.<br />

Und immer wieder bekomme sie die Rückmeldung von<br />

Leuten: „Genau so habe ich es auch gedacht, aber ich<br />

hätte es nie so sagen können“. Lucie P<strong>an</strong>zer bietet Formulierungen<br />

<strong>an</strong>. Sie sagt: „So bete ich. Und <strong>an</strong>dere können<br />

diese Worte übernehmen. Wir müssen <strong>das</strong> Rad nicht<br />

immer wieder selbst erfinden. Das Bedürfnis nach religiöser<br />

Bindung ist sehr groß. Es traut sich nur keiner mehr -<br />

d<strong>an</strong>n helfen fremde Worte“.<br />

Zuständig für die geistlichen Sendungen sind im Ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Medienhaus Lucie P<strong>an</strong>zer und ihr Kollege Wolf-<br />

Dieter Steinm<strong>an</strong>n. Außerdem gibt es noch einen Pfarrer<br />

zur Anstellung für <strong>das</strong> Jugendradio „Das Ding“. Lucie<br />

P<strong>an</strong>zer sucht aber auch <strong>an</strong>dere Sprecher und Sprecherinnen<br />

aus. Allerdings ist ein kleines Team wichtig, damit<br />

die Einzelnen als Personen mit je eigenen Schwerpunkten<br />

erkennbar bleiben.<br />

Die Hauptvorgabe im Radio sind die 3 Minuten – darüber<br />

hinaus <strong>geht</strong> nichts. Gesendet wird auch nicht mehr live.<br />

Alles wird vorproduziert, denn die Morgenged<strong>an</strong>ken werden<br />

in acht verschiedenen Studios abgespielt. Nichts <strong>geht</strong><br />

unredigiert über den Sender. Ein Kollege schaut sich den<br />

Text <strong>an</strong>, redigiert und verbessert ihn. Er ist der erste Hörer.<br />

Die Sendung <strong>geht</strong> d<strong>an</strong>n zweimal über den Äther: drei<br />

Minuten vor 6 Uhr und drei Minuten vor 7 Uhr.<br />

Am Donnerstag vor der Sendung werden die Anstöße/<br />

Morgenged<strong>an</strong>ken aufgenommen, entweder im Studio des<br />

Senders in Stuttgart oder in Tübingen. Die Sendepläne<br />

liegen für ein halbes Jahr im Voraus fest, im 14-tägigien<br />

Wechsel mit den katholischen Kollegen.


Wir sind den Leuten schuldig zu sagen,<br />

was wir haben<br />

Natürlich ist die Rundfunkarbeit auch eine Art Öffentlichkeitsarbeit<br />

für die Kirche. Denn die Verkündigung des<br />

Ev<strong>an</strong>geliums ist ja eine ihrer zentralen Aufgaben, die über<br />

den Rundfunk „für alle Welt“ geschieht. Wenn dort der<br />

nichtkirchlichen Öffentlichkeit deutlich wird, <strong>das</strong>s dieses<br />

Ev<strong>an</strong>gelium ihr Leben besser machen k<strong>an</strong>n – d<strong>an</strong>n ist <strong>das</strong><br />

wahrscheinlich sogar so etwas wie Werbung für die Kirche.<br />

Überhaupt müsse sich durch den Rundfunk oder in<br />

der Gemeinde bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen<br />

für die Menschen zeigen, <strong>das</strong>s die Kirche unser Leben<br />

besser mache und Geborgenheit gebe. Die Kirche müsste<br />

mehr als bisher Dienstleisterin für Menschen sein, mithelfen,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Leben besser bewältigt werden könne.<br />

Kirchliche Events seien oft nur Inseln im Alltag. Menschen<br />

sollten aber merken, „was Kirche bringt“, wenn sie wieder<br />

daheim sind.<br />

Das Problem ist, so Lucie P<strong>an</strong>zer, <strong>das</strong>s die Kirche sich<br />

klein redet, statt zu sagen: Schaut her, was wir Tolles<br />

haben! „Denn wir haben, wie Fulbert Steffensky sagt,<br />

‚Geschichten von gelingendem Leben', in denen deutlich<br />

wird: Gott will, <strong>das</strong>s es <strong>an</strong>ders wird. Davon erzählen zum<br />

Beispiel die Heilungsgeschichten. Wir sind es den Leuten<br />

schuldig, ihnen zu sagen, was wir haben“.<br />

Freude am Erzählen<br />

Lucie P<strong>an</strong>zer formuliert es deutlich, wie wichtig ihr diese<br />

Arbeit ist und <strong>das</strong>s sie Freude dar<strong>an</strong> hat, von ihrem Glauben<br />

und ihren Erfahrungen mit biblischen Geschichten zu<br />

reden. Sie möchte Worthülsen, mit denen in der Kirche<br />

m<strong>an</strong>chmal umgeg<strong>an</strong>gen wird, so aufbrechen, <strong>das</strong>s alle sie<br />

verstehen können. Sie findet es g<strong>an</strong>z wichtig, über die<br />

unglaublichen Ch<strong>an</strong>cen, die im Bibelbuch stehen, zu<br />

reden. Nach ihrer Lieblingsgeschichte in der Bibel gefragt<br />

<strong>an</strong>twortet sie: die Geschichte von der blutflüssigen Frau.<br />

Dieser Frau laufe <strong>das</strong> Leben davon und sie werde gesund,<br />

weil sie sich traut, jem<strong>an</strong>den zu berühren und „auf Tuchfühlung“<br />

von ihrer Situation zu reden.<br />

Und was tut der Seele von Lucie P<strong>an</strong>zer gut?<br />

„Wenn jem<strong>an</strong>d mir – in Gottes Namen – gut zuredet, <strong>das</strong><br />

k<strong>an</strong>n sonntags im Gottesdienst sein, <strong>das</strong> k<strong>an</strong>n aber auch<br />

ein Kollege sein. Oder wenn jem<strong>an</strong>d sagt, <strong>das</strong> war schon<br />

gut und <strong>das</strong> schaffen wir auch noch. Und singen tut meiner<br />

Seele gut, etwa mein Lieblingslied ‚Du, meine Seele<br />

singe'.“<br />

Lucie P<strong>an</strong>zer<br />

Text der Sendung am 12. September 2001<br />

nach dem Anschlag auf die USA<br />

Ich bin entsetzt. Ich habe Angst. <strong>Was</strong> soll ich sagen <strong>an</strong>gesichts<br />

der Bilder von gestern? Können Sie Ihr Entsetzen<br />

schon in Worte fassen?<br />

New York in Chaos und Rauch, die Menschen in <strong>Was</strong>hington<br />

voller Angst, Zehntausende von unschuldigen Opfern –<br />

Angst überall in der Welt. Wenn <strong>das</strong> möglich war: was<br />

wird jetzt noch kommen – politisch, wirtschaftlich, für die<br />

Menschen dort in Amerika, aber auch für Sie, für <strong>mich</strong>,<br />

für unsere Kinder? War <strong>das</strong> vielleicht nur der Anf<strong>an</strong>g von<br />

etwas, was jetzt sich noch niem<strong>an</strong>d vorstellen k<strong>an</strong>n?<br />

So wie sich bis gestern niem<strong>an</strong>d vorstellen konnte, was<br />

jetzt geschehen ist?<br />

Gott möge sich der Opfer erbarmen – der unschuldigen<br />

Männer, Frauen und Kinder. Er möge den Angehörigen<br />

nahe sein, möge sie halten, <strong>das</strong>s sie nicht ins Bodenlose<br />

fallen. Mehr k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> wohl kaum sagen.<br />

Gott möge sich auch über uns erbarmen in unserer Angst.<br />

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du <strong>mich</strong> verlassen!“<br />

Das habe ich noch nie so sehr als mein eigenes Wort<br />

gehört: „Mein Gott – warum hast du uns verlassen!“<br />

Die Angst der g<strong>an</strong>zen Welt klingt für <strong>mich</strong> heute in diesem<br />

Schrei des gekreuzigten Jesus. Auch mein Glaube ist verunsichert<br />

– vielleicht käme ich gar nicht darauf, meine Angst<br />

vor Gott auszubreiten. Jesus hat es get<strong>an</strong>. Er schreit für<br />

<strong>mich</strong>. Und: Er glaubt für <strong>mich</strong>.<br />

Jesus schreit seine Angst nicht ziellos heraus, wie ich es<br />

schon m<strong>an</strong>chmal get<strong>an</strong> habe. Seine Angst, sein Schreien<br />

hat ein Ziel: „Mein Gott – warum hast du <strong>mich</strong> verlassen?“<br />

Jesus verliert sich nicht in seiner Angst. Für ihn ist nicht die<br />

Angst <strong>das</strong> Letzte, sondern Gott. Der fängt ihn auf.<br />

„In der Welt habt ihr Angst“, hatte Jesus einmal gesagt,<br />

„aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Glaube<br />

mir, hinter der dunklen W<strong>an</strong>d aus Rauch und Geschrei und<br />

Verzweiflung ist immer noch Gott. Hinter aller Angst ist<br />

immer noch Gott – so verstehe ich <strong>das</strong> <strong>an</strong> diesem fürchterlichen<br />

Morgen.<br />

Ich k<strong>an</strong>n nichts <strong>an</strong>deres sagen. Mir fehlen die Worte. Ich<br />

bin froh, <strong>das</strong>s er für <strong>mich</strong> schreit und glaubt. Und ich<br />

suche meine Zuflucht bei Worten, mit denen Christen seit<br />

1000 Jahren zu diesem Gott beten:<br />

„Verleih uns Frieden, gnädiglich, Herr Gott, zu unsern<br />

Zeiten. Es ist doch ja kein <strong>an</strong>derer nicht, der für uns könnte<br />

streiten, denn du, unser Gott, alleine.“<br />

Die Texte der Sendungen können unter<br />

www.kirche-im-swr.de nachgelesen werden<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

7


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

MARTIN BAUCH<br />

8 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

B E R I C H T E A U S D E<br />

Befiehl du deine Wege . . .<br />

Seelsorge ist bedingungsloses Annehmen<br />

Schneller als für <strong>mich</strong> persönlich habe ich eine<br />

Antwort für einen Arbeitsbereich in dem ich<br />

tätig bin. Ich bin ehrenamtlicher Stiftungsratsvorsitzender<br />

eines der größten diakonischen<br />

Unternehmen in Württemberg, der Bruderhaus<br />

Diakonie. Dabei wird mir in Einrichtungen der<br />

Behindertenhilfe, Jugendhilfe, Sozialpsychiatrie<br />

oder Altenhilfe immer wieder vor Augen<br />

geführt, <strong>das</strong>s den Anforderungen und Sachzwängen<br />

heutiger Zeit und Politik wohl gefolgt<br />

werden muss, <strong>das</strong>s aber nichts die Seelsorge –<br />

als gelebte Haltung gegenüber den Menschen –<br />

ersetzen k<strong>an</strong>n. Wir haben die Gottebenbildlichkeit<br />

und damit den unendlichen Wert jedes<br />

Menschen zu leben. So gilt es auch, sterbende<br />

und verwirrte Menschen zu begleiten und ihnen<br />

zu begegnen im Sinne der Mit-Sorge, nicht der<br />

Für-Sorge. Die Hospizarbeit hat dies in vielen<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>en und Gemeinden engagiert aufgenommen.<br />

<strong>Was</strong> uns Jesus lehrt<br />

In den Worten von Uwe Kynast wird aufgezeigt,<br />

was in schwierigen Situationen gefragt ist.<br />

Sie drücken aus, was Jesus uns gelehrt hat:<br />

Dass wir <strong>an</strong> seinem Beispiel lernen können,<br />

Menschen ohne Vorurteile zu begegnen, gerade<br />

Menschen, die gesellschaftlich nicht geachtet<br />

werden. Jesus hat den Menschen aufmerksam<br />

wahrgenommen und <strong>an</strong>genommen als eigenständiges<br />

Subjekt seines Lebens, seiner Ressourcen<br />

und seiner Grenzen. Diese Haltung gegenüber<br />

dem Anderen nimmt ihn vor Gott ernst.<br />

W<strong>an</strong>n benötigen wir eine solche Haltung?<br />

Eigentlich immer, aber besonders in unterschiedlichen<br />

Krisen. Wie können wir krisenhaften<br />

Ereignissen einen Sinnhorizont zuordnen? Wie<br />

können wir Leben in einem Horizont des Glau-<br />

bens deuten? Das sind Fragen, die uns alle bei<br />

Kr<strong>an</strong>kheit, Abschied oder Krisen beschäftigen.<br />

Vor fast acht Jahren habe ich beim nicht <strong>an</strong>gestrebten<br />

Abschied aus einem Amt eine Vertonung<br />

von „Befiehl du deine Wege und was dein<br />

Herze kränkt . . ." (EG 361) geschenkt und<br />

gespielt bekommen. Auch <strong>das</strong> ist Seelsorge,<br />

weil sich Horizonte auftun, weil nicht <strong>das</strong><br />

Gefühl der Verlassenheit, sondern der bedingungslosen<br />

Annahme ohne Vorbehalt deutlich<br />

wird. Auch <strong>das</strong> gemeinsame Singen k<strong>an</strong>n Seelsorge<br />

sein. Ich denke immer wieder <strong>an</strong> dieses<br />

„Befiehl du deine Wege“ oder „Vertraut den<br />

neuen Wegen“.<br />

Jede und jeder von uns kennt diese Situationen,<br />

in denen vorbehaltlose Wahrnehmung und<br />

Annahme – im Fragen, Zuhören, Sprechen,<br />

Singen, H<strong>an</strong>d halten – unserer Seele gut tut und<br />

unser Leben in einen Horizont stellt und stärkt.<br />

Trösten<br />

Die Situation aufnehmen.<br />

Erkennen, <strong>das</strong>s Du helfen musst.<br />

Einer ruft Dich. Du wirst gebraucht.<br />

Nimm Deine H<strong>an</strong>d zu Hilfe: Streicheln.<br />

Gebrauche Deinen Mund: Fragen.<br />

Benutze Dein Ohr: Zuhören.<br />

Verwende Dein Gehirn:<br />

Zusammenhänge klarmachen.<br />

Setze Dein Herz ein: Alternativen aufzeigen.<br />

Trösten ist Arbeit <strong>an</strong> der Seele des Anderen.<br />

In Zusammenarbeit mit Gott.<br />

Uwe Kynast<br />

Martin Bauch, Süssen<br />

Mitglied der L<strong>an</strong>dessynode<br />

Offene Kirche


R L A N D E S S Y N O D E<br />

BEATE KELLER<br />

Seelsorge – ein Auftrag von Gott<br />

Wir sorgen uns um unsere Kinder, den Arbeitsplatz,<br />

die Schöpfung, <strong>das</strong> Alter, die Gesundheit.<br />

Wer sorgt sich um unser Innerstes, um <strong>das</strong>, was<br />

uns zu dem macht, was wir sind? Wer sorgt<br />

sich um unsere Seele?<br />

Gott sorgt sich um uns vom ersten Tag <strong>an</strong>. Die<br />

g<strong>an</strong>ze Bibel beschreibt <strong>das</strong> Sorgen Gottes um<br />

unsere Seele.<br />

„Meine Seele ist unruhig,<br />

bis sie Ruhe findet in Dir"<br />

Wer die Ruhe in Gott gefunden hat, der<br />

bekommt von ihm die Aufgabe und die Kraft,<br />

für <strong>an</strong>dere Seelen zu sorgen – Seelsorger, Seelsorgerin<br />

zu sein.<br />

Seelsorge ist <strong>das</strong> christlich motivierte Bemühen<br />

um die Seele des Menschen und dessen Beziehung<br />

zu Gott. Viele von unseren haupt– und<br />

ehrenamtlichen Mitarbeitenden in unserer L<strong>an</strong>deskirche<br />

sind zur Seelsorge berufen, befähigt<br />

und orientieren sich <strong>an</strong> dem Leitbild des guten<br />

Hirten (Joh. 10,11). So wie Jesus in seinem<br />

Leben Menschen wahrgenommen, getröstet und<br />

begleitet hat, sind auch Christen und Christinnen<br />

ihren Mitmenschen nach ihren Gaben und<br />

Fähigkeiten nahe.<br />

Kirchliche Seelsorge geschieht heute in den verschiedensten<br />

H<strong>an</strong>dlungsfeldern von Gemeinden,<br />

Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorge, Notfallseelsorge, Psychiatrie,<br />

Telefonseelsorge, Schule, Polizei, Behindertenarbeit,<br />

Jugendarbeit, Beratungsstellen, Internetseelsorge,<br />

Hauskreisen oder auch in der<br />

"Zufallsseelsorge" zwischen Tür und Angel im<br />

nachbarschaftlichen Gespräch.<br />

In allen H<strong>an</strong>dlungsfeldern besteht der Anspruch,<br />

Menschen in Lebens– und Glaubensfragen zu<br />

begleiten. Dies geschieht im persönlichen<br />

Gespräch, durch Gebet und durch soziale Unterstützung.<br />

Seelsorge ist immer wieder neu <strong>an</strong> dem konkreten<br />

Menschen auszurichten.<br />

Der Mensch als Ebenbild Gottes k<strong>an</strong>n sich seines<br />

Angenommenseins durch den Schöpfer<br />

sicher sein.<br />

Seelsorge eine wichtige<br />

Aufgabe der L<strong>an</strong>deskirche<br />

In einer Zeit, in der die Menschen großen<br />

zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sind<br />

(Arbeitslosigkeit, Burning Out, Beziehungsverluste<br />

etc.), ist die Seelsorge eine wichtige Aufgabe<br />

in unserer L<strong>an</strong>deskirche. Hier wird deutlich, <strong>das</strong>s<br />

der Mensch mit seiner Person im Mittelpunkt<br />

steht. Ohne dieses Interesse ist es nicht möglich,<br />

wirksam zu helfen.<br />

Für unsere L<strong>an</strong>deskirche liegt ein großer Reichtum<br />

darin, <strong>das</strong>s wir Räume und Menschen<br />

haben, die sich dieser Aufgabe stellen.<br />

Jeder und jede von uns k<strong>an</strong>n in eine Situation<br />

geraten, in der es für ihn oder sie wichtig ist,<br />

Hilfe zu erfahren, um aus einer auswegslosen<br />

Lage herauszukommen.<br />

Er oder sie braucht einen Menschen, der zuhört,<br />

um Verg<strong>an</strong>genes aufzuarbeiten und abzulegen,<br />

der ihm oder ihr im Namen Jesu die Vergebung<br />

zuspricht.<br />

Ich wünsche allen, <strong>das</strong>s es in ihrer Umgebung<br />

Menschen gibt, die diese Gabe der Seelsorge<br />

haben.<br />

Beate Keller, Süssen<br />

Mitglied der L<strong>an</strong>dessynode<br />

Lebendige Gemeinde<br />

Möge<br />

die<br />

Sonne<br />

in<br />

deinen<br />

Augen<br />

nie<br />

untergehen.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

9


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

St<strong>an</strong>dPunkte<br />

Fr<strong>an</strong>k Otfried July, L<strong>an</strong>desbischof:<br />

Stef<strong>an</strong> Frierdich, Paketzusteller bei DPD:<br />

Wenn ich mit meiner<br />

Freundin zusammen<br />

bin und mit meinem<br />

Freundeskreis die<br />

Freizeit gestalten k<strong>an</strong>n.<br />

Wichtig sind auch<br />

meine Geschwister.<br />

Durch den Tod<br />

meines Vaters<br />

und <strong>das</strong> Kümmern<br />

um unsere Mutter<br />

sind wir<br />

Geschwister zusammen<br />

gerückt.<br />

„Meiner Seele tut gut,<br />

wenn ich <strong>mich</strong> in eine<br />

große, schöne, gotische<br />

Kirche hinein setzen darf,<br />

die mir Luft zum Atmen und<br />

Zeit zum Nachdenken gibt.<br />

Und meiner Seele tut gut,<br />

spät abends in der Sauna<br />

zu sitzen und mit meiner<br />

Frau ein festliches Essen<br />

oder schönes Frühstück<br />

haben zu können.“<br />

Lilli Rogolowski, Leiterin des Schleckermarktes in Süßen:<br />

10 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Ich helfe gern. Wenn ich helfen<br />

k<strong>an</strong>n, macht <strong>mich</strong> <strong>das</strong><br />

zufrieden, z. B. älteren Menschen<br />

im Geschäft. Privat bin<br />

ich gerne Mutter. Meine Kinder<br />

sind mir <strong>das</strong> Wichtigste,<br />

ich bin gerne für sie da. Meine<br />

Lieblingsstunde ist abends:<br />

Wenn ich ins Bett gehe,<br />

nehme ich ein Buch zur H<strong>an</strong>d<br />

und lese. Mindestens eine<br />

halbe Stunde muss drin sein.<br />

Das ist meine Entsp<strong>an</strong>nung<br />

vom Tag, <strong>das</strong> tut mir gut.<br />

„<strong>Was</strong> tut Ihrer Seele gut?“<br />

Seelsorge ist <strong>das</strong> Thema dieser Ausgabe der Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong>s-<br />

Zeitung. Und damit verbunden ist die Überlegung, was der eigenen<br />

Seele gut tut. Das Redaktionsteam hat nachgefragt, was der Seele gut<br />

tut. Lesen Sie hier die Antworten darauf:<br />

Fr<strong>an</strong>z Weber, L<strong>an</strong>drat:<br />

Dass ich Rückhalt verspüre<br />

in der Familie.<br />

Dass ich in einer dörflichen<br />

Umgebung leben k<strong>an</strong>n, wo<br />

m<strong>an</strong> sich kennt. Dass ich<br />

einen L<strong>an</strong>dkreis leiten darf,<br />

der von einem ehemaligen<br />

Ministerpräsidenten als<br />

„idealer" L<strong>an</strong>dkreis bezeichnet<br />

wurde. Dass ich einen guten<br />

Kontakt zu den zwei großen<br />

Kirchen pflegen k<strong>an</strong>n auf der örtlichen Ebene und auf der<br />

Kreisebene bei regelmäßigen Treffen mit den vier Dek<strong>an</strong>en.<br />

Von so etwas wie dem Gottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag<br />

am Abend in der Oberhofen-Kirche zehre ich<br />

einige Wochen. Der Abendgottesdienst wurde musikalisch<br />

umrahmt von der Lumberjack-Bigb<strong>an</strong>d mit der Sängerin<br />

Annette Fr<strong>an</strong>k, die Kirche musste wegen Überfüllung<br />

geschlossen werden.<br />

Dr. Sabine Zeller,<br />

Ärztin <strong>an</strong> der Helfenstein-<br />

Klinik in <strong>Geislingen</strong>:<br />

Meiner Seele tut gut, wenn es<br />

meinem Körper gut <strong>geht</strong>.<br />

Wenn ich Gottes Schöpfung<br />

genießen k<strong>an</strong>n: Raus in die<br />

Berge, wenn ich eine Schneel<strong>an</strong>dschaft<br />

vor mir habe oder<br />

am Meer <strong>das</strong> <strong>Was</strong>ser mit<br />

allen Sinnen genießen k<strong>an</strong>n.<br />

Mit Seelsorge verbinde ich<br />

auch die Geburtshilfe. Ich empfinde dies als kreativen Akt,<br />

weil mit jedem Kind, <strong>das</strong> auf die Welt kommt, etwas<br />

Neues beginnt. Es ist jedes Mal etwas <strong>an</strong>deres.<br />

H<strong>an</strong>s-Eberhard Bratz, Kirchengemeinderat in der<br />

Martinskirchengemeinde <strong>Geislingen</strong>:<br />

Ein Raum der Stille, zum<br />

Beispiel eine offene Kirche.<br />

Es k<strong>an</strong>n auch ein Raum<br />

in einem Museum sein,<br />

etwa der Staatsgalerie in<br />

Stuttgart, vor einem<br />

<strong>an</strong>sprechenden Bild.


Gerlinde Hühn, Dek<strong>an</strong>in in <strong>Geislingen</strong>:<br />

Mit einem guten Freund oder<br />

einer guten Freundin so zu<br />

sprechen, <strong>das</strong>s ich <strong>mich</strong> wirklich<br />

verst<strong>an</strong>den fühle. In Italien im<br />

Urlaub sein und dem Rauschen<br />

des Meeres lauschen. In<br />

einer schönen gotischen oder<br />

rom<strong>an</strong>ischen Kirche sitzen.<br />

Ins Museum gehen, <strong>mich</strong> mit<br />

Kunst ausein<strong>an</strong>dersetzen,<br />

Reisen und Neues besichtigen, Feste feiern mit vielen<br />

Freunden. Gut essen gehen.<br />

Ruth Wittlinger,<br />

Mitarbeiterin im Diakonieladen<br />

in <strong>Geislingen</strong>:<br />

Meiner Seele tut gut, wenn sie<br />

geölt wird. Ein Lob oder ein<br />

D<strong>an</strong>keswort, <strong>das</strong> <strong>an</strong> <strong>mich</strong><br />

gerichtet wird, hat diese Funktion.<br />

M<strong>an</strong>fred Malchow, Leiter des Geislinger Polizeireviers:<br />

Ich setzte <strong>mich</strong> auf<br />

mein Fahrrad oder den<br />

Hometrainer, und d<strong>an</strong>n<br />

muss <strong>das</strong>, was <strong>mich</strong> belastet,<br />

raus. Bei<br />

der Gartenarbeit im<br />

Sommer, führe ich<br />

Selbstgespräche,<br />

<strong>das</strong> tut gut.<br />

Schwester Claudia Günter,<br />

Jugendreferentin im Alb-Distrikt des <strong>Kirchenbezirk</strong>s:<br />

Ein schöner Spazierg<strong>an</strong>g, bei<br />

dem ich mit meinem Herrn ins<br />

Gespräch und zur Ruhe<br />

komme. Ich lasse mir und meiner<br />

Seele auch gerne etwas<br />

sagen und nehme mir Zeit, um<br />

auf Gottes Wort zu hören.<br />

Außer der Freundschaft mit<br />

Jesus schätze ich es sehr, mit<br />

<strong>an</strong>deren Christen zusammen zu<br />

sein, Ged<strong>an</strong>ken auszutauschen,<br />

gemeinsam zu singen.<br />

Schülerinnen und Schüler der Klasse 2a in der<br />

J.G.Fischer-Grundschule in Süßen:<br />

Dass ich Eltern<br />

habe; essen und<br />

trinken; wenn ich<br />

Geburtstag habe;<br />

wenn jem<strong>an</strong>d mir<br />

hilft; wenn ich es<br />

warm habe; meine<br />

Familie; wenn ich<br />

massiert werde;<br />

wenn Weihnachten<br />

ist; <strong>das</strong>s ich versorgt<br />

werde, wenn ich<br />

kr<strong>an</strong>k bin; wenn ich<br />

Wärme in meinem Herzen spüre, d<strong>an</strong>n weiß ich, Jesus ist<br />

da; Lego bauen; mit Freunden spielen; in der Sauna sein;<br />

Ostereier suchen; schlafen; die frische Luft; wenn ich bei<br />

meinem Onkel bin in der Schweiz, im Hallenbad; Ferien!<br />

Gerd Angele, Hausmeister <strong>an</strong> der<br />

Grundschule in Eybach:<br />

Meiner Seele <strong>geht</strong>’s gut, wenn<br />

es den Menschen, die um<br />

<strong>mich</strong> sind, gut <strong>geht</strong>, wenn sie<br />

sich wohlfühlen – <strong>das</strong> tut<br />

meiner Seele gut.<br />

Orh<strong>an</strong> Tosun, Imam in <strong>Geislingen</strong>:<br />

Ottmar Dörrer, Rektor<br />

der Tegelberg-Schule <strong>Geislingen</strong>:<br />

<strong>Was</strong> tut meiner Seele gut?<br />

Innehalten für ein gutes<br />

Gespräch im täglichen Taumel.<br />

Zeit verbringen mit Menschen,<br />

die ich liebe, meine Frau, meine<br />

Kinder. Mein Leben orientieren<br />

<strong>an</strong> dem, der ihm Sinn gibt!<br />

„Ostern feiern“.<br />

Wenn ich einem weinenden Kind<br />

die Tränen abwischen k<strong>an</strong>n,<br />

wenn ich einen Menschen von<br />

seinen Sorgen erlösen k<strong>an</strong>n,<br />

wenn ich einen Streit schlichten<br />

k<strong>an</strong>n, wenn ich sehe, <strong>das</strong>s sich<br />

Menschen lieb haben und wenn<br />

ich sehe, wie die Menschen Gott<br />

<strong>an</strong>beten, <strong>das</strong> tut meiner Seele<br />

gut.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

11


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

12 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Seel“orge in der „guten, alten Zeit ,,<br />

KARL-HEINZ BAUER<br />

Seelsorge war zu allen Zeiten eine hohe, aber<br />

auch eine schwierige Aufgabe. Sie steht in einer<br />

ungewollten Wechselbeziehung zu den Launen<br />

des Zeitgeistes. Die Unterstützung und Begleitung<br />

des einzelnen Menschen in Fragen des<br />

Glaubens und der Lebensführung durch Pfarrer<br />

oder <strong>an</strong>dere entsprechend ausgebildete und von<br />

der Kirche beauftragte Personen stößt heute in<br />

einer säkularisierten Gesellschaft oftmals <strong>an</strong> ihre<br />

Grenzen. Mit traditionellen Formen der Seelsorge<br />

wie Gottesdienst, Predigt, Katechese oder<br />

Spendung von Taufe und Abendmahl werden,<br />

zumal in verstädterten Bereichen, zunehmend<br />

nur noch Minderheiten erreicht.<br />

Die Launen des Zeitgeistes<br />

Heute bestimmen zentrifugale Kräfte den gesellschaftlichen<br />

Prozess, zweifellos auch als Ausfluss<br />

des demokratischen Verständnisses von<br />

Freiheit und Gleichheit, wonach der Einzelne<br />

zwar seinem persönlichen Gewissen folgen, aber<br />

häufiger nach Lust und Laune tun und lassen<br />

k<strong>an</strong>n, was ihm gefällt. In einer pluralistischen<br />

Welt ist vieles beliebig geworden.<br />

Wie einfacher gestaltete sich Seelsorge früher, als<br />

der Einzelne, eingebettet in den Konsens einer<br />

allumfassenden „Ordnung“ (wie m<strong>an</strong> auch diese<br />

heute bewerten mag), seinen g<strong>an</strong>z bestimmten<br />

Platz im gesellschaftlichen Gefüge einnahm. Da<br />

gab es keinen großen Spielraum für persönliche<br />

Meinungen und Sonderwege, wenn m<strong>an</strong> nicht<br />

in den Augen der Anderen ins Abseits geraten<br />

wollte. Auch die Lebenswege waren für die meisten<br />

durch Eltern, Erziehungsinstitutionen und<br />

soziales Umfeld vorgegeben. Von solchen gesellschaftlichen<br />

Strukturen profitierten zweifellos<br />

auch die Obrigkeiten – Staat und Kirche.<br />

Ein scheinbar gottgegebenes Weltbild<br />

Charakteristisch für die „gute, alte Zeit“, die es<br />

selbstverständlich nie gab, war der hierarchische<br />

Aufbau der Gesellschaft. Das öffentliche und<br />

private Leben beruhte auf der Ungleichheit der<br />

Menschen. Das beg<strong>an</strong>n im Ständewesen des<br />

Staates, <strong>das</strong> sich in der Abstufung nach Adel,<br />

Klerus, Bürgertum und Bauern definierte, und<br />

endete in den Familien, wo sich <strong>das</strong> patriarchalische<br />

Raster in der Domin<strong>an</strong>z der Väter zeigte.<br />

Aber auch <strong>das</strong> Bild einer alten Stadt spiegelte in<br />

seiner baulichen Entwicklung und Sozialstruktur<br />

ein scheinbar gottgegebenes Weltbild. Inner-<br />

städtische Bereiche waren privilegiert; die wohlhabenden<br />

Bürgerschichten waren rings um<br />

Markt, Rathaus und Kirche <strong>an</strong>zutreffen. Außerstädtische<br />

Bereiche waren vernachlässigt; gegen<br />

die Stadtmauern zu und in den Vorstädten<br />

wohnte die ärmere Bevölkerung.<br />

Auch <strong>das</strong> alte <strong>Geislingen</strong> bestätigt die überall<br />

zu beobachtende Regel. Im Anf<strong>an</strong>g war der<br />

Straßenmarkt, die heutige Hauptstraße. Schon<br />

seit der Stadtgründung um 1200 siedelten entl<strong>an</strong>g<br />

des Marktes und damit in der günstigsten<br />

Geschäftslage die Familien, aus denen sich später<br />

<strong>das</strong> „ratsfähige“ Bürgertum entwickelte. Es<br />

besetzte die Ämter in Rat und Gericht und griff<br />

h<strong>an</strong>delnd in die Geschichte ein. Die Familien der<br />

„Ehrbarkeit“ waren eng verw<strong>an</strong>dt; so blieben<br />

Besitz und Ämter stets zusammen. In den vom<br />

Markt abgekehrten Quartieren wohnten dagegen<br />

die kleineren H<strong>an</strong>dwerker und die sozial schwächeren<br />

Schichten, die „armen Leute“, die keinen<br />

Einfluss auf die Geschicke der Stadt hatten.<br />

Der soziale Unterschied der Wohnlagen kommt<br />

noch bis heute zum Ausdruck, vergleicht m<strong>an</strong> die<br />

großen, ausladenden Gebäude der Hauptstraße<br />

mit den kleinen, eng <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>der geschmiegten<br />

Häuschen in den hinteren Gassen und in den<br />

beiden schon im 13. Jahrhundert entst<strong>an</strong>denen<br />

Vorstädten (Hauptstraße zwischen Sonne-Center<br />

und Radplatz bzw. zwischen Karlstraße und<br />

Altem Bau).<br />

Bedingt durch die unterschiedliche soziale<br />

Struktur der einzelnen Wohngebiete best<strong>an</strong>d ein<br />

erhebliches Vermögensgefälle zwischen der<br />

Innenstadt und den Vorstädten. Die Steuererträge<br />

bei der Türkensteuer 1544 zeigen, <strong>das</strong>s die<br />

Hälfte der Vermögenslosen in der oberen Vorstadt<br />

(vom Sonne-Center aufwärts) hauste und<br />

die Hauptsteuerkraft auf dem Stadtzentrum<br />

beruhte. Der Geruch sozialer Minderwertigkeit<br />

der Vorstädte wirkt noch bis heute nach, wenn<br />

ältere Mitbürger etwa <strong>das</strong> Gebiet der heutigen<br />

Ledergasse „Rebelleninsel“ nennen.<br />

Die Stadtkirche als Bürgerkirche<br />

Reichtum und Armut waren so sehr die Pole der<br />

Gesellschaft, <strong>das</strong>s sich gerade in der Rechtssprache<br />

die Formel „reich und arm“ durchsetzte,<br />

wenn m<strong>an</strong> von „allen“ oder „jederm<strong>an</strong>n“ im<br />

Sinne von Gleichheit und Gerechtigkeit sprechen<br />

wollte. Das Leitbild des sozialen Ansehens<br />

wirkte selbst tief in die Seelsorge hinein.<br />

Alte Städte hatten in der Regel drei Kirchen:<br />

Pfarrkirche, Arme-Leute-Kirche und Begräbnis


Klause der Fr<strong>an</strong>zisk<strong>an</strong>erinnen, heutiges Pfarrhaus<br />

kirche. Dieser Fall traf auch in <strong>Geislingen</strong> zu. Die<br />

Stadtkirche in der Innenstadt diente vor allem<br />

der Bürgerschaft, die Spitalkirche in der unteren<br />

Vorstadt (ehemals am Wilhelmsplatz gelegen)<br />

den armen Leuten, und bei der (ehemaligen)<br />

Peterskirche in Rorgensteig f<strong>an</strong>den die Geislinger<br />

ihre letzte Ruhe.<br />

In einer glaubensstarken Zeit verhielt sich die<br />

Bevölkerung sehr opferwillig und spendenfreudig.<br />

Dabei profitierte gerade die Stadtkirche<br />

von den betuchten Bürgern der Innenstadt.<br />

Sie trugen maßgeblich <strong>das</strong> Leben der Kirchengemeinde,<br />

und <strong>an</strong> ihrem Wohl und Wehe nahm<br />

auch der Stadtpfarrer regen Anteil. Die Spitalkirche<br />

konnte von ihrer ärmeren Klientel weniger<br />

<strong>an</strong> Zuwendungen erwarten, und ihr fin<strong>an</strong>zieller<br />

Spielraum war entsprechend gering.<br />

Starb ein Geschäftsm<strong>an</strong>n, erhielt er ein ehrendes<br />

Begräbnis, von dem die g<strong>an</strong>ze Stadt sprach.<br />

Starb jedoch ein „Spitalmensch“, brachte m<strong>an</strong><br />

ihn ohne Glockengeläute zum Friedhof.<br />

Nonnen und Spital<br />

betreuen R<strong>an</strong>dgruppen<br />

Eine maßgebliche Rolle in der Seelsorge der<br />

R<strong>an</strong>dgruppen spielten die Nonnen in der Klause<br />

und <strong>das</strong> Spital. Klösterliche Niederlassungen<br />

suchten in alten Städten meist abgeschiedene<br />

Stellen in der Innenstadt, Spitäler findet m<strong>an</strong><br />

eher in den Vorstädten und im Umkreis der<br />

Stadttore.<br />

In <strong>Geislingen</strong> lässt sich seit 1355 eine Klause<br />

der Fr<strong>an</strong>zisk<strong>an</strong>erinnen nachweisen. Es h<strong>an</strong>delt<br />

sich dabei um <strong>das</strong> heutige ev<strong>an</strong>gelische Pfarrhaus<br />

neben der Stadtkirche. Seine Lage in einer<br />

Ecke der Stadtmauer ist charakteristisch für<br />

ein Bettelkloster. Hier wohnten so gen<strong>an</strong>nte<br />

Beginen. Das waren Jungfrauen oder Witwen,<br />

die meist den weniger begüterten Schichten<br />

<strong>an</strong>gehörten und die unter der Leitung einer<br />

„Mutter“ und unter Aufsicht des Stadtpfarrers<br />

in klosterähnlicher Gemeinschaft zusammenwohnten.<br />

Ihre Aufgaben best<strong>an</strong>den in Spinnen und<br />

Weben, Nähen, Kr<strong>an</strong>kenpflege, Dienst <strong>an</strong> Sterbenden<br />

und Toten, Beten für die Seelen Lebender<br />

und Verstorbener. Wegen ihrer Tätigkeit<br />

waren die Nonnen bei der Bevölkerung sehr<br />

geschätzt und beliebt. Im Lauf der Zeit gew<strong>an</strong>nen<br />

die Schwestern m<strong>an</strong>cherlei Einkommen und<br />

Besitz in der Stadt und im Uml<strong>an</strong>d. Sie erwarben<br />

sich diesen Besitz durch ihrer Hände Arbeit,<br />

durch den Bettel und durch fromme Stiftungen<br />

von Seiten der Bürger.<br />

Das beschauliche Dasein im Geislinger Klösterlein<br />

wurde durch die Reformation jäh erschüttert.<br />

Die Schwestern sahen sich in den Glaubenskampf<br />

hineingestellt, wollten aber katholisch bleiben<br />

und zogen 1590 nach Wiesensteig.<br />

Beim Heilig-Geist-Spital, 1351 gegründet,<br />

bestimmte die Aufgabenstellung seinen St<strong>an</strong>dort.<br />

Es lag am heutigen Wilhelmsplatz, unmittelbar<br />

neben dem Stadttor und <strong>an</strong> der Durchg<strong>an</strong>gsstraße,<br />

also <strong>an</strong> der Stelle der Not. Die am<br />

Tor <strong>an</strong>kommenden Armen, Durchreisenden,<br />

Hungernden, Gebärenden konnten dort aufgenommen<br />

und gestärkt werden. M<strong>an</strong> hielt es für<br />

sinnvoll, eine Versorgungs<strong>an</strong>stalt der Armen<br />

und Kr<strong>an</strong>ken vor allem <strong>an</strong> den Stadteing<strong>an</strong>g zu<br />

legen, wo sich unmittelbar die Werke der leiblichen<br />

Barmherzigkeit erfüllen ließen. Damit<br />

erreichte m<strong>an</strong> auch, <strong>das</strong>s die sozial Schwachen<br />

unmittelbar am Stadttor Versorgung erhielten<br />

und gar nicht erst in <strong>das</strong> Zentrum der Bürgerschaft<br />

hereinzukommen brauchten.<br />

Die Ev<strong>an</strong>gelischen<br />

in der Arme-Leute-Kirche<br />

Wegen der schwachen Stellung ihrer Bewohner<br />

steckte in den Vorstädten reichlich sozialer<br />

Zündstoff. Im Zeitalter der Reformation f<strong>an</strong>d die<br />

Lehre Martin Luthers ihre Anhänger besonders<br />

auch in ärmeren Bevölkerungskreisen. Protest<strong>an</strong>ten<br />

findet m<strong>an</strong> oft in Vorstädten. Es ist wohl<br />

kein Zufall, <strong>das</strong>s in <strong>Geislingen</strong> in der Reformationszeit<br />

die Stadtkirche als Bürgerkirche noch<br />

l<strong>an</strong>ge dem katholischen Gottesdienst vorbehalten<br />

blieb, die Spitalkirche in der unteren Vorstadt<br />

als „Arme-Leute-Kirche“ dagegen für den<br />

ev<strong>an</strong>gelischen Gottesdienst zur Verfügung<br />

gestellt wurde. 1526 hatten 39 Geislinger in<br />

einer Bittschrift den Ulmer Rat gebeten, ihrem<br />

Prediger Paulus Beck ein armes Pfründlein mit<br />

einem baufälligen Häuslein zu geben. Der Ulmer<br />

Rat entsprach dieser Bitte und verwies Beck auf<br />

<strong>das</strong> Spitalkirchlein. Die ev<strong>an</strong>gelische Bewegung<br />

setzte sich in <strong>Geislingen</strong> ursprünglich in der<br />

Hauptsache aus kleinen Leuten zusammen, und<br />

es bedurfte Jahrzehnte, bis die neue Lehre die<br />

g<strong>an</strong>ze Bürgerschaft erfasst hatte.<br />

Karlheinz Bauer,<br />

Stadtoberarchivrat i. R.<br />

und Leiter des<br />

Geislinger Kulturamtes<br />

von 1965 bis 1977<br />

Spitaltor und Spital in ursprünglichem<br />

Aussehen (Modell)<br />

Hauptstraße <strong>Geislingen</strong><br />

Kapellmühle von der Rohrach<br />

Spitaltor und Spital<br />

(mit teilweise bereits<br />

abgebrochener Spitalkirche)<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

13


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

FELIX MÜLLER<br />

Anf<strong>an</strong>g der 90er Jahre wurde vielerorts die Lücke zwischen<br />

notärztlicher Versorgung und psychologischer<br />

Betreuung im rettungsdienstlichen Gefüge erk<strong>an</strong>nt – so<br />

auch im L<strong>an</strong>dkreis Göppingen. Auf Initiative von Carsten<br />

Holzapfel, Mitarbeiter vom THW, gibt es seit 1. Oktober<br />

1997 auch in unserem L<strong>an</strong>dkreis die Notfallseelsorge.<br />

Rund um die Uhr bereit<br />

Derzeit stehen 26 Seelsorgerinnen und Seelsorger der<br />

ev<strong>an</strong>gelischen und der katholischen Kirche für jeweils<br />

zwei Wochen pro Jahr rund um die Uhr bereit, damit<br />

sie den Unfallopfern und deren Angehörigen hilfreich und<br />

tröstlich zur Seite stehen können, die durch ein plötzliches<br />

Unglück in eine schwere Notlage geraten sind:<br />

Verkehrsunfälle (durchschnittlich 11 Einsätze im Jahr),<br />

Brände (2), plötzlicher Kindstod (1), Suizidversuche (12),<br />

vergebliche Wiederbelebungsversuche (16) und sonstige<br />

belastende Situationen (3) .<br />

Gerufen von der Rettungsleitstelle, sei es mitten in der<br />

Nacht, am frühen Morgen oder beim Mittagstisch, ergänzen<br />

die Seelsorger/innen die Rettungsdienste und Notärzte<br />

in ihrer Arbeit: Sie suchen erste Kontakte zu weitläufigen<br />

Verw<strong>an</strong>dten, überbringen Todesnachrichten,<br />

haben Ohren für die ersten Versuche, <strong>das</strong> Entsetzen in<br />

Worte zu fassen, nehmen still teil, fühlen mit, sprechen<br />

ein Gebet, helfen mit einem Ritus, einem Segen.<br />

Wie gut <strong>das</strong> tut, <strong>das</strong> haben schon viele Menschen erfahren.<br />

Nicht nur bei großen Schadensereignissen, wofür<br />

Namen wie Donaueschingen, Ramstein, Eschede stehen,<br />

sondern bei etwa 60 Einsätzen pro Jahr in unserem Göppinger<br />

L<strong>an</strong>dkreis, bei denen Einzelne und deren Familien<br />

und Freunde betroffen waren.<br />

Hiobsbotschaften<br />

Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger haben die<br />

Schreckens- oder Hiobsbotschaften im Blick. Der leidende<br />

Hiob, diese Symbolfigur aus dem Alten Testament, ist<br />

seit Menschengedenken überall – heute von einer Lawine<br />

verschüttet, durch einen Verkehrsunfall getötet, von<br />

plötzlichem Kindstod oder schrecklichem Gewaltverbrechen<br />

getroffen.<br />

Es gibt wahrlich Menschen, die aus Leiden lernen, die aus<br />

einer Leidenssituation gestärkt und gewachsen hervorgehen.<br />

Es gibt aber auch <strong>an</strong>dere, die unter dem Übermaß<br />

des Leids zerbrechen, die verbittern und gegen Gott und<br />

die Menschen nur noch Ablehnung haben. Und in der<br />

Tat stehen wir mit unseren Erklärungsversuchen, den<br />

14 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

NOTFALLSEELSORGE<br />

Erste Hilfe für die Seele<br />

theologischen allzumal, immer<br />

auch <strong>an</strong> Grenzen, <strong>an</strong> denen wir<br />

nur noch stumm dabei stehen<br />

können und wo wir sagen müssen:<br />

„Nach menschlichem Ermessen<br />

ist dies ein Zuviel.“ Dennoch<br />

wage ich in aller Vorsicht zu<br />

sagen, es muss Menschen geben,<br />

die dieses Zuviel mittragen helfen,<br />

die den Karfreitag eines Leidenden<br />

mit aufnehmen durch ihr Mitleiden<br />

und durch den Blick, der<br />

Ostern nicht außer Acht lässt.<br />

Trösten heißt begleiten<br />

Das Ausmaß des Entsetzens, die<br />

Unermesslichkeit der Trauer und<br />

Trostlosigkeit, die Vielfalt des Leidens in der großen Welt,<br />

aber auch in unserer nächsten Nähe, scheinen in keinem<br />

Verhältnis zu unseren geringen Möglichkeiten zu stehen,<br />

ein<strong>an</strong>der zu helfen und zu trösten. Wir müssten dennoch<br />

oft unsere Hände sinken lassen, wenn wir nicht getragen<br />

wären von der Hoffnung, <strong>das</strong>s Gott selbst am Ende der<br />

Tage alle Tränen trocknen wird. Diese Hoffnung gibt uns<br />

den Mut und die Ausdauer, leidenschaftlich und nüchtern<br />

zugleich, <strong>das</strong> hier und heute Notwendige zu tun. Gott<br />

will durch unsere Hände, unser Herz, unsere Ph<strong>an</strong>tasie<br />

Leidende trösten und sie nicht nur aufs Jenseits verweisen.<br />

Trösten heißt, dem Leidenden zu verstehen geben, <strong>das</strong>s<br />

er nicht allein ist, <strong>das</strong>s wir mit ihm sind, <strong>das</strong>s wir ihn<br />

begleiten und ihm helfen. Die Geschichte der Seelsorge ist<br />

eine Geschichte der Hinwendung zum Menschen. Dazu<br />

gehört die Notfallseelsorge: Ein neues Arbeitsfeld auf<br />

ökumenischer Ebene der heutigen gesellschaftlichen Diakonie.<br />

Ich bin d<strong>an</strong>kbar für die 26 Notfallseelsorgerinnen<br />

und Notfallseelsorger und ihr gelebtes Glaubenszeugnis.<br />

Die Kosten für die Notfallseelsorge, ca. 3000 Euro im<br />

Jahr (Telefongebühren, Kopien und Vers<strong>an</strong>dkosten,<br />

Fortbildungen und Ausrüstung), werden ausschließlich<br />

durch Spenden fin<strong>an</strong>ziert.<br />

Felix Müller ist Dek<strong>an</strong>atsreferent<br />

im Katholischen Dek<strong>an</strong>at<br />

Göppingen-<strong>Geislingen</strong>


Gute Hoffnung – jähes Ende<br />

Wenn ein Kind noch vor der Geburt oder gleich d<strong>an</strong>ach gestorben ist<br />

HELMUT KIENLE<br />

„Du kamst, du gingst mit leiser Spur,<br />

ein flücht’ger Gast im Erdenl<strong>an</strong>d.<br />

Woher? Wohin?<br />

Wir wissen nur:<br />

aus Gottes H<strong>an</strong>d in Gottes H<strong>an</strong>d.“<br />

Ludwig Uhl<strong>an</strong>d<br />

Den Blick zu schärfen für <strong>das</strong> Leid der Mütter<br />

und Väter, deren Kind tot zur Welt gekommen<br />

oder kurz nach der Entbindung gestorben ist,<br />

haben alle beteiligten Berufsgruppen in der Helfenstein<br />

Klinik <strong>Geislingen</strong> sich vorgenommen.<br />

Über die medizinisch-fachliche Hilfe hinaus soll<br />

den Eltern, so gut es <strong>geht</strong>, in ihrem Schmerz<br />

und ihrer Enttäuschung beigest<strong>an</strong>den werden.<br />

Auch eine kompetente seelsorgerliche Betreuung<br />

– für die Eltern, die es wünschen – ist gewährleistet.<br />

Das Gedicht von Ludwig Uhl<strong>an</strong>d steht<br />

auf dem Faltblatt, <strong>das</strong> alle betroffenen Eltern von<br />

der Klinikseelsorge bekommen, und die Zeile<br />

„aus Gottes H<strong>an</strong>d in Gottes H<strong>an</strong>d“ deutet den<br />

Rahmen <strong>an</strong>, in dem sich die Seelsorge bewegt.<br />

Alsbald stellt sich den Eltern die Frage der<br />

Bestattung ihres Kindes. Für die Kinder, bei<br />

denen eine individuelle Bestattung freigestellt ist<br />

(weil sie vor der Geburt verstorben und unter<br />

einer bestimmten Gewichtsgrenze geblieben<br />

sind), wurde schon vor Längerem die Möglichkeit<br />

einer <strong>an</strong>onymen Sammelbestattung auf dem<br />

Göppinger Friedhof geschaffen; dort befindet<br />

sich ein kleines besonderes Urnenfeld für diese<br />

Kinder; die Bestattung ist<br />

zwei Mal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, im<br />

Rahmen einer ökumenischen kirchlichen Feier.<br />

Auf Wunsch wird mit den Eltern schon in der<br />

Klinik eine kleine Aussegnungsfeier gehalten.<br />

Das folgende Gebet stammt aus der Textsammlung,<br />

die für solche Feiern zusammengestellt<br />

worden ist:<br />

„Gott, Ursprung des Lebens!<br />

Wir sind bestürzt und traurig,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Lebenslicht unseres Kindes so schnell<br />

wieder verloschen ist.<br />

Nun legen wir es zurück in deine Hände<br />

und bitten dich,<br />

<strong>das</strong>s du ihm die Fülle des Lebens schenkst<br />

bei dir.<br />

Gib uns Mut und Kraft für den Weg,<br />

der vor uns liegt.“<br />

Der Text lässt den Sinn und Zweck dieser und<br />

im Grunde aller Seelsorge erkennen: <strong>das</strong>s wir<br />

wahrgenommen werden und uns auch selber<br />

wahrnehmen in unserer Befindlichkeit und <strong>das</strong>s<br />

wir Gott wahrnehmen als Gott des Lebens, der<br />

uns Zukunft und Hoffnung eröffnet.<br />

Helmut Kienle<br />

ist Kr<strong>an</strong>kenhauspfarrer<br />

in der Geislinger<br />

Helfenstein-Klinik<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

15


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

16 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

50 Jahre TelefonSeelsorge<br />

HILFE AM ANDEREN ENDE DER LEITUNG<br />

DR. STEFAN PLÖGER<br />

„Bevor Sie sich umbringen, rufen Sie <strong>mich</strong> <strong>an</strong>.“<br />

Das war die Gründungsidee für TelefonSeelsorge.<br />

In Deutschl<strong>an</strong>d feiert sie in diesem Jahr<br />

ihren 50. Geburtstag. Die erste Stelle wurde<br />

1956 in Berlin eröffnet. Damals war die Zeit reif,<br />

eine solche Idee in die Tat umzusetzen. Hinter<br />

dem wirtschaftlichen Aufschwung wurden<br />

<strong>an</strong>dere Sorgen und Nöte spürbar, die mit<br />

gewohnten Mitteln und im vertrauten Rahmen<br />

nicht <strong>an</strong>gesprochen werden konnten. Es<br />

brauchte den Schutz der Anonymität, aber auch<br />

neue Sichtweisen und Zugänge.<br />

Bis zum heutigen Tag hat sich TelefonSeelsorge<br />

vom Ged<strong>an</strong>ken der Suizidprävention zu einem<br />

niederschwelligen Angebot mit grundsätzlicher<br />

Zuständigkeit für alle Anliegen und Menschen,<br />

unabhängig von ihrer religiösen oder ethnischen<br />

Zugehörigkeit, entwickelt. Vielleicht ist <strong>das</strong> am<br />

beeindruckendsten:<br />

„ die vielfältigen Facetten des Lebens, die sich in<br />

den Anrufen (und Mails) der Ratsuchenden<br />

widerspiegeln<br />

„ die Bereitschaft derer, die den Dienst ehrenamtlich<br />

Tag und Nacht machen und sich<br />

damit dieser Vielfalt immer wieder neu stellen.<br />

<strong>Was</strong> k<strong>an</strong>n TelefonSeelsorge bewirken in einer<br />

Zeit, die voller seelischer, aber auch wirtschaftlicher<br />

Not ist? Ein 54jähriger ruft bei der Telefon-<br />

Seelsorge <strong>an</strong>. Vor zwei Jahren wurde sein<br />

Betrieb geschlossen, in dem er praktisch sein<br />

g<strong>an</strong>zes Berufsleben verbracht hatte. Er hat kaum<br />

Ch<strong>an</strong>cen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.<br />

Viele fin<strong>an</strong>zielle Sorgen belasten ihn. Es wäre so<br />

notwendig, etwas <strong>an</strong> der realen Situation des<br />

Anrufers zu ändern, einzugreifen, etwas zu tun,<br />

aber <strong>das</strong> ist nicht in der Macht der Seelsorger.<br />

Also <strong>geht</strong> es erst einmal darum, da zu sein,<br />

einen Ort zu bieten, wo jem<strong>an</strong>d sich in seinen<br />

Belastungen und Nöten gesehen, erk<strong>an</strong>nt und<br />

<strong>an</strong>genommen fühlt.<br />

Den eigenen Wert erkennen<br />

M<strong>an</strong>chmal <strong>geht</strong> es mehr darum, der Entwertung<br />

(„Du wirst hier nicht mehr gebraucht“) etwas<br />

entgegen zu stellen. Das k<strong>an</strong>n dem Menschen<br />

helfen, seine einmalige persönliche Wichtigkeit<br />

wieder in den Blick zu kriegen. Das Telefon ist<br />

da sehr geeignet. Der <strong>an</strong>onyme Kontakt am<br />

Telefon ist von Vorteil, wenn es darum <strong>geht</strong>,<br />

jem<strong>an</strong>den unabhängig davon zu sehen, wie er<br />

sein soll, was er darstellen soll. Der äußere<br />

Schein k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n nicht <strong>das</strong> Bild dieses Menschen<br />

bestimmen. M<strong>an</strong>chmal <strong>geht</strong> es darum,<br />

über die Verzweiflung des Augenblicks hinaus<br />

wieder Hoffnung zu schöpfen. „Hoffnung ist<br />

nicht der Glaube, <strong>das</strong>s etwas gut aus<strong>geht</strong>, sondern<br />

die Gewissheit, <strong>das</strong>s etwas Sinn hat ohne<br />

Rücksicht darauf, wie es aus<strong>geht</strong>“ (Vaclav<br />

Havel). Diesen Sinn können einige Anrufer in<br />

der Gewissheit finden, <strong>das</strong> Schicksal mit vielen<br />

<strong>an</strong>deren zu teilen. Andere versuchen, in ihrem<br />

Glauben Halt zu finden, und ringen mit dem,<br />

was sie jetzt zu erleiden haben.<br />

Dr. Stef<strong>an</strong> Plöger<br />

TelefonSeelsorge Ulm/Neu-Ulm<br />

TelefonSeelsorge<br />

kostenlose Rufnummern<br />

0800 111 0 111<br />

0800 111 0 222


Bikers Helpline –<br />

Hilfe auf zwei Rädern<br />

GEORG BRAUNMÜLLER<br />

Wenn die Maschine streikt, die Nerven bl<strong>an</strong>k gescheuert<br />

sind oder der Biker durch einen Unfall ausgebremst<br />

wurde – die Bikers Helpline hilft. Sie stellt<br />

Kontakte her zu Versicherungen, regionalen Fachwerkstätten<br />

oder einem Seelsorgeteam, <strong>das</strong> jederzeit <strong>an</strong>sprechbar<br />

ist, wenn der Motorradschuh drückt.<br />

Das Fahren auf zwei Rädern ist schön und verbindend,<br />

fasziniert g<strong>an</strong>z verschiedene Menschen, bringt sie zusammen<br />

und t<strong>an</strong>kt die eigene Seele auf. Aber es ist auch<br />

gefährlich. Ein Unfall kratzt nicht nur <strong>an</strong> der Maschine<br />

und reibt die Kombi auf, sondern auch die Seele. Daraus<br />

entst<strong>an</strong>d der Wunsch, ein Notruftelefon einzurichten.<br />

Kein Mensch soll auf der Strecke bleiben<br />

Schon vielfach teilen in Hamburg Motorradfahrerinnen<br />

und -fahrer Freud und Leid in einem Motorradgottesdienst.<br />

Vor zwei Jahren beg<strong>an</strong>n die Sammlung für eine Helpline,<br />

die sich um die „Bikergemeinde“ kümmert. Motorradfreundliche<br />

Sponsoren mühten sich um fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung<br />

und vom Motorrad faszinierte Seelsorgerinnen<br />

und Seelsorger org<strong>an</strong>isierten einen Bereitschaftsdienst.<br />

Auch die Ev<strong>an</strong>gelische Kirche Nordelbiens beteiligt sich<br />

<strong>an</strong> der Bikers Helpline. D<strong>an</strong>k dieser breiten Unterstützung<br />

entst<strong>an</strong>d ein Netzwerk und die Bikers Helpline ist in g<strong>an</strong>z<br />

Deutschl<strong>an</strong>d durchgehend zu erreichen.<br />

Ziel ist es, <strong>das</strong>s kein Mensch auf der Strecke bleiben soll.<br />

Dafür lohnen sich der Aufw<strong>an</strong>d, die ehrenamtliche Arbeit<br />

und <strong>das</strong> Engagement.<br />

Der Start war gut, aber Bikers Helpline braucht viele<br />

Gehilfen! Wer bereit ist mitzumachen, melde sich bitte!<br />

Gesucht sind Profis, die <strong>an</strong>deren beistehen: Seelsorger,<br />

Ärztinnen, Diakone, Zweiradmech<strong>an</strong>ikerinnen, Profifahrer<br />

etc. Jede und jeder k<strong>an</strong>n sich melden, um sich für eine<br />

Region registrieren zu lassen.<br />

Georg Braunmüller ist Pfarrer<br />

in Unterböhringen-Hausen<br />

Bikers Helpline<br />

bundesweite Rufnummer<br />

01 80 / 44 333 33<br />

oder Buchstabenwahl 01 80 – Helpline<br />

24 Cent pro Anruf<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

17


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Seelsorge mit dem Ev<strong>an</strong>gelischen Ges<strong>an</strong>gbuch<br />

Singen als Salböl der Seele<br />

BERNHARD LEUBE<br />

„So ein 'Befiehl du deine Wege' zum Exempel, <strong>das</strong> m<strong>an</strong> in<br />

der Jugend, in Fällen wo es nicht so war wie's sein sollte,<br />

oft und <strong>an</strong>dächtig mit der Mutter gesungen hat, ist wie<br />

ein alter Freund im Hause, dem m<strong>an</strong> vertraut und bei dem<br />

m<strong>an</strong> in ähnlichen Fällen Rat und Trost sucht.“<br />

In diesen Worten von Matthias Claudius aus dem Jahr<br />

1798 begegnet uns, was für Seelsorge grundlegend ist:<br />

<strong>das</strong> Vertrauensverhältnis zwischen zwei Gesprächspartnern.<br />

Wer bin ich, wenn ich singe? Erst einmal: ich bin ich, und<br />

ich singe ein Lied. Dass aber Singen, selbst wenn ich für<br />

<strong>mich</strong> allein singe, ein Gespräch darstellt, ist vielleicht<br />

nicht sofort hörbar. Schon im Singen für sich allein können<br />

zwei mitein<strong>an</strong>der reden, <strong>das</strong> zeigt zum Beispiel „Du,<br />

meine Seele, singe“ (EG 302). Nach der Vorlage von<br />

Psalm 146,1 redet hier die Seele mit sich selbst, <strong>geht</strong> also<br />

mit Hilfe des Liedes in einer Art Selbstgespräch aus sich<br />

heraus, tritt sich selbst gegenüber und fordert sich selbst<br />

auf zum Singen. 1<br />

Lieder sind wie Gäste<br />

Wenn zwei mitein<strong>an</strong>der reden, muss ein Abst<strong>an</strong>d da sein,<br />

damit sich eine Beziehung einstellen k<strong>an</strong>n. Das fremde<br />

Wort eines Ges<strong>an</strong>gbuchliedes im eigenen Mund stellt<br />

einen solchen Abst<strong>an</strong>d her. M<strong>an</strong>che Lieder verhalten sich<br />

wie ungebetene Gäste und lösen Widerst<strong>an</strong>d aus, der<br />

Abst<strong>an</strong>d wird größer. M<strong>an</strong>che sind ein wenig seltsam<br />

kostümiert und wir lächeln zunächst, dulden aber eine<br />

gewisse Nähe. Andere sind uns auf Anhieb sympathisch,<br />

oder sind interess<strong>an</strong>t, auch wenn sie sich nicht schnell<br />

ergründen lassen. Immer wieder wachsen Freundschaften,<br />

m<strong>an</strong>chmal sogar lebensl<strong>an</strong>ge. Das Lied wird förmlich zu<br />

einer Person, „ein alter Freund im Hause“, der zum Begleiter<br />

und sogar Seelsorger wird. D<strong>an</strong>n singe nicht nur ich<br />

<strong>das</strong> Lied, sondern die Richtung kehrt sich auch um: <strong>das</strong><br />

Lied redet mit mir, ja: es singt <strong>mich</strong>. Diese Umkehrung der<br />

Sprechrichtung erfahren wir zum Beispiel in einem Lied<br />

wie „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ (EG 341),<br />

wenn darin und durch unseren Mund Christus selbst<br />

spricht: „Halt dich <strong>an</strong> <strong>mich</strong>!“ (EG 342,7), oder Jochen<br />

Kleppers „Ja ich will euch tragen“ (EG 380), in dem Gott<br />

selbst redet durch den Mund derer, die singen. Damit sind<br />

wir bei den Ursprüngen des ev<strong>an</strong>gelischen Kirchenliedes<br />

<strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt, wonach <strong>das</strong> Lied, sogar wenn ich für <strong>mich</strong><br />

singe, eine Form des Wortes Gottes darstellt, eine Form<br />

der Anrede Gottes <strong>an</strong> uns.<br />

Du meine Seele, singe<br />

Singen ist selbstgenügsames, nach innen gerichtetes Reden<br />

mit sich selbst, gewiss, aber wer singt, überschreitet Grenzen,<br />

<strong>geht</strong> immer auch über sich hinaus, richtet Wort, Blick<br />

18 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

und Gehör nach außen, tritt in Kontakt<br />

mit Mitsingenden, oder mit Gott<br />

selbst. Singen ist in jedem Fall Kommunikation:<br />

„Du meine Seele, singe,<br />

wohlauf, und singe schön dem, welchem alle Dinge zu<br />

Dienst und Willen stehn.“ Wer singt, <strong>geht</strong> im Grunde immer<br />

auch über seine Möglichkeiten hinaus und nimmt den<br />

Mund zu voll. Das ist in Ordnung – <strong>das</strong> muss so sein. Ich<br />

nenne Gerhard Tersteegens Lied „Nun schläfet m<strong>an</strong>“ (EG<br />

480), <strong>das</strong> einzige ausgesprochene Nachtlied im Ges<strong>an</strong>gbuch,<br />

eine Perle, die schon m<strong>an</strong>cher Seele in einer durchwachten<br />

Nacht Frieden gebracht hat, Selbsttherapie in<br />

schlaflosen Nächten: „Nun schläfet m<strong>an</strong>, und wer nicht<br />

schlafen k<strong>an</strong>n, der bete mit mir <strong>an</strong> den großen Namen . . .“<br />

Selbstgespräch vor Gott und Reden mit Gott gehen inein<strong>an</strong>der<br />

über wie in vielen Psalmen auch.<br />

Lieder geben Sprachhilfe<br />

Zwischen Selbstgespräch und Gottes<strong>an</strong>rede steht <strong>das</strong> Lied<br />

von Mensch zu Mensch. Zu meinen frühesten Seelsorge-<br />

Erfahrungen gehören Besuche bei einer T<strong>an</strong>te, die mit<br />

Multipler Sklerose im Bett lag. Es war nicht leicht, als<br />

Jugendlicher hier Worte zu finden. Mit Ges<strong>an</strong>gbuchliedern<br />

aber konnte ich etwas sagen, meine T<strong>an</strong>te konnte Lieder<br />

noch l<strong>an</strong>ge mitbrummen, und als die Stimme versagte,<br />

bewegte sie die Lippen zu meinem Singen. Das war ein<br />

Fundament, aufgrund dessen wir ohne eigene Worte<br />

dennoch mitein<strong>an</strong>der reden konnten. Dafür bietet <strong>das</strong><br />

Ges<strong>an</strong>gbuch ein fast unerschöpfliches Reservoir. In Situationen,<br />

in denen die eigene Sprache versagt, <strong>an</strong> Kr<strong>an</strong>kenbetten,<br />

<strong>an</strong> Sterbebetten, geben Lieder und Zwischentexte<br />

Sprachhilfe.<br />

M<strong>an</strong> könnte unzählige Beispiele nennen. Immer wieder<br />

ist es Dietrich Bonhoeffer mit seinen beiden Liedern „Von<br />

guten Mächten treu und still umgeben“ (EG 65) und<br />

„Menschen gehen zu Gott in ihrer Not“ (EG 547) und<br />

weiteren Texten, deren Fundstellen im Verzeichnis EG 845<br />

aufgelistet sind.<br />

Allen Unkenrufen zum Trotz, der größte Teil der Ges<strong>an</strong>gbuchlieder<br />

habe abged<strong>an</strong>kt und seine Zeit gehabt, erweist<br />

sich etwa ein Paul Gerhardt, dessen 400. Geburtstag im<br />

kommenden Jahr <strong>an</strong>steht, immer wieder von neuem als<br />

Liederdichter, in dessen abständigen Worten wir uns mit<br />

unseren heutigen und sehr unterschiedlichen Erfahrungen,<br />

Sorgen und Freuden dennoch zusammen bergen und<br />

auch ausdrücken können.<br />

Singen hilft der Seele auf<br />

Ich singe nicht nur für <strong>mich</strong>, nicht nur für <strong>an</strong>dere, sondern<br />

auch mit <strong>an</strong>deren. Ich singe sogar zusammen mit den <strong>an</strong>deren,<br />

die ich gar nicht höre, denn auf der g<strong>an</strong>zen Erde ist<br />

„immer ein Loblied wach, <strong>das</strong> vor dir steht“ (EG 266,3) und<br />

in <strong>das</strong> ich einstimme.


Bernhard Leube singt mit Pfarrerinnen und Pfarrern des <strong>Kirchenbezirk</strong>es<br />

Schließlich: Die <strong>an</strong>deren singen mir, sogar und insbesondere<br />

d<strong>an</strong>n, wenn ich selbst nicht singen k<strong>an</strong>n, zum Beispiel<br />

auf dem Friedhof, bei der Beerdigung eines<br />

Angehörigen. Wenn der Sarg in die Erde gesenkt wird<br />

und ich nichts sagen und schon gar nichts singen k<strong>an</strong>n,<br />

stehen <strong>an</strong>dere um <strong>mich</strong> und – so ist die Perspektive unseres<br />

Gottesdienstbuches Bestattung – singen „Christ ist<br />

erst<strong>an</strong>den von der Marter alle“ (EG 99) und sorgen dafür,<br />

<strong>das</strong>s meine Seele wieder aufkommt.<br />

Lieder öffnen Räume über Generationen<br />

Solche Formen von Seelsorge stoßen bei den jüngeren<br />

Generationen kaum auf Widerhall. Dass Lieder in der<br />

Tiefe etwas <strong>an</strong>rühren, setzt ja voraus, <strong>das</strong>s etwas vorh<strong>an</strong>den<br />

ist, was Reson<strong>an</strong>z geben k<strong>an</strong>n. Wie entstehen diese<br />

Reson<strong>an</strong>zräume? Wir sollten uns, denke ich, systematisch<br />

auf ein gemeinsames Grundrepertoire von Ges<strong>an</strong>gbuchliedern<br />

verständigen, und wo wir mit Kindern zu tun<br />

haben in der Familie, im Kindergarten oder der Schule, im<br />

Konfirm<strong>an</strong>denunterricht oder im Gottesdienst, immer wieder<br />

darauf zurückkommen, um ein Lieder-Repertoire zu<br />

bilden, <strong>das</strong> uns mitein<strong>an</strong>der verbindet, <strong>das</strong> uns in Fragen<br />

des Glaubens sprachfähig und auch <strong>an</strong>sprechbar macht.<br />

Singen ist weissagen und zaubern<br />

Das regelmäßige abendliche Singen, wenn m<strong>an</strong> Kinder<br />

zu Bett bringt, ist ein unverzichtbares Stück musikalischer<br />

Seelsorge. Ihr Trost und Frieden liegt gewiss in der Stimme<br />

der Mutter oder des Vaters. Aber die Worte gehen ja weit<br />

darüber hinaus. Haben Abendlieder ihre Kraft nicht auch<br />

darin, <strong>das</strong>s sie Sterbeübungen sind? Ich tippe nur <strong>an</strong>:<br />

„Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ (EG 511), "Hinunter<br />

ist der Sonnen Schein" (EG 467), „Mit meinem Gott geh ich<br />

zur Ruh“ (EG 474), „Mein schönste Zier und Kleinod bist“<br />

(EG 473) und „Meinem Gott gehört die Welt“ (EG 408).<br />

Das lateinische Wort „c<strong>an</strong>tare“ bedeutet nämlich nicht nur<br />

„singen“, sondern auch „weissagen“ und in seiner Grundbedeutung<br />

sogar „zaubern“. Welch ein Trost, den Tod bei<br />

hereinbrechender Nacht zu benennen und so zu b<strong>an</strong>nen:<br />

„. . . und im Leben und im Tod bin ich dein, du lieber Gott!“<br />

(EG 408,6).<br />

Lieder nehmen <strong>das</strong> Leid in den Blick<br />

Unter den neueren Liedern, die Liederbuch für Liederbuch<br />

ihren Weg machen, finden sich nur wenige Lieder für<br />

Unglück, Kr<strong>an</strong>kheit und Sterben. Gewiss, <strong>das</strong> ist nicht<br />

alles im Leben, zum Glück, und <strong>das</strong> Christentum ist nicht<br />

nur die Religion für die R<strong>an</strong>dsituationen des Lebens! Aber<br />

gerade hier haben wir neue Lieder nötig, nicht allein für<br />

den Lobpreis! Gute neue Passionslieder sind rar. Perlen im<br />

Ev<strong>an</strong>gelischen Ges<strong>an</strong>gbuch sind allerdings: „Holz auf Jesu<br />

Schulter“ (EG 97), „Gott, mein Gott, warum hast du <strong>mich</strong><br />

verlassen?“ (EG 381), auch „Ich steh vor dir mit leeren<br />

Händen, Herr; fremd wie dein Name sind mir deine<br />

Wege“ (EG 382). In dem g<strong>an</strong>z neuen Liederheft „Wo wir<br />

dich loben, wachsen neue Lieder“ finden sich Lieder wie<br />

„Wir wissen nicht, w<strong>an</strong>n diese Zeit zum letzten Ende<br />

<strong>geht</strong>“ von Wilma Klevinghaus und Christoph Lehm<strong>an</strong>n<br />

oder <strong>das</strong> neu von Jürgen Henkys übertragene „Bist du<br />

mein Gott?“ aus den Niederl<strong>an</strong>den, <strong>das</strong> aus der Situation<br />

des Jona heraus, also in der Situation der Entfernung von<br />

Gott um Worte zu Gott ringt. Das sind endlich Lieder, die<br />

die Erfahrung der Abwesenheit Gottes ausdrücklich thematisieren!<br />

In so gut wie allen Liedern des Ges<strong>an</strong>gbuchs<br />

wird Gottes Anwesenheit g<strong>an</strong>z selbstverständlich vorausgesetzt.<br />

Die Abwesenheit Gottes, die heute viele Menschen<br />

erleben, wird damit praktisch nicht ernst genommen.<br />

Die Erfahrung der Abwesenheit Gottes ist in den<br />

gen<strong>an</strong>nten Liedern nun aber bereits in eine Anrede <strong>an</strong><br />

Gott gebracht. Wer diesen Weg gehen k<strong>an</strong>n, hat den<br />

ersten Schritt zu Gesundung schon get<strong>an</strong> oder einem<br />

<strong>an</strong>deren im Singen dazu geholfen und für dessen Seele<br />

gesorgt.<br />

Musik ist Gottes Gabe<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n im Lied mehr sagen, als mit eigenen Worten<br />

möglich ist, und lügt dennoch nicht. Das ist dieser heilsame<br />

Abst<strong>an</strong>d, ohne den wir nur bei uns selbst stehen<br />

bleiben. In diesen Abst<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n sogar Gott selbst eintreten.<br />

Martin Luther hat erfahren: „Musik ist die beste Gottesgabe.<br />

Durch sie werden viele und große Anfechtungen<br />

verjagt. Musik ist der beste Trost für einen verstörten<br />

Menschen, auch wenn er nur ein wenig zu singen vermag.“<br />

(EG Seite 628)<br />

So auch EG 34, 2; 40, 2; 213, 5+6; 278; 289, 1; 303, 1; 327, 3; 333, 2; 451, 1; 504;<br />

517, 3; 524, 1+8.<br />

Bernhard Leube, Süßen<br />

Pfarrer im Amt für Kirchenmusik,<br />

Stuttgart<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

19


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Rastplätze für die Seele<br />

In Saalfeld gibt es seit neuestem eine Radw<strong>an</strong>derkapelle<br />

HENRICH HERBST<br />

Jeder, der schon mal unterwegs war, weiß, wie wichtig es<br />

ist, auf hilfreiche Menschen zu stoßen. Ein orientierendes<br />

Wort, ein Quartier für die Nacht, ein wenig Wärme am<br />

Feuer, vielleicht ein Platz am Tisch. Sinnbild für diese<br />

Lebenssituationen, die wir alle kennen, ist der Bettler am<br />

Wegesr<strong>an</strong>d, der da frierend sitzt und wartet, <strong>das</strong>s jem<strong>an</strong>d<br />

hilft. Zum Glück gibt es den heiligen Martin, der seinen<br />

M<strong>an</strong>tel teilt, zum Glück gibt es Menschen wie Martin,<br />

Menschen, die helfen können.<br />

Menschen auf Reisen begleiten<br />

Die Menschen auf ihren Reisen zu begleiten, gehört seit<br />

uralten Zeiten zur Aufgabe der Kirche. Missionsstationen<br />

und Kr<strong>an</strong>kenhäuser, Hospize und Pflegeheime, Klosterpforten<br />

und Pfarrhäuser oder eben irgendeine Tür, die sich<br />

für den Nächsten öffnet.<br />

Auch Kirchen und Kapellen sind solche Orte, <strong>an</strong> denen<br />

die Kirche dieser ureigensten Aufgabe gerecht wird. Nicht<br />

nur am Sonntagmorgen, sondern auch die g<strong>an</strong>ze Woche<br />

über sind unsere Gotteshäuser Rastplätze für die Seele.<br />

Die Besucher suchen mehr<br />

Über 30.000 Gäste überschreiten jährlich die offenen<br />

Türen der Saalfelder Joh<strong>an</strong>neskirche und machen unser<br />

Gotteshaus zu ihrem. Zunehmend merken wir, <strong>das</strong>s<br />

unsere Gäste nicht nur kunst- und kulturhistorisch interessiert<br />

sind. Sie suchen mehr. Einen Ort zum Beten und<br />

Stille. Sie suchen m<strong>an</strong>chmal sich selbst und fragen nach<br />

Gott. Die Anleitungen zum persönlichen Gebet, die wir in<br />

der Kirche ausgelegt haben, sind auf jeden Fall immer verschwunden.<br />

Inzwischen lassen wir sie drucken, damit wir<br />

immer Nachschub für die Gäste haben. Und wer sich Zeit<br />

nimmt, um die Anliegen am Gebetsglobus zu lesen, der<br />

wird bewegt Anteil nehmen <strong>an</strong> den Sorgen und Nöten<br />

der Menschen, aber auch <strong>an</strong> ihrer D<strong>an</strong>kbarkeit und Freude.<br />

Menschen sind eingeladen<br />

Im J<strong>an</strong>uar 2006 haben wir Saalfelder nach über 50 Jahren<br />

die Tür unserer kleinen Martinskapelle wieder aufgeschlossen.<br />

L<strong>an</strong>ge Jahre war sie nicht benutzbar und baufällig.<br />

Zwei Jahre l<strong>an</strong>g wurde <strong>das</strong> kleinste und älteste Gotteshaus<br />

der Stadt restauriert. In einem Gottesdienst vor<br />

der verschneiten Kapelle, bei dem auch der bek<strong>an</strong>nte<br />

Weltumradler und Autor Axel Brümmer mitwirkte, haben<br />

wir die Martinskapelle, die unweit des rom<strong>an</strong>tischen<br />

Saale-Radw<strong>an</strong>derweges liegt, wieder eingeweiht und zur<br />

Radw<strong>an</strong>derkapelle erklärt. Der Saale-Radw<strong>an</strong>derweg führt<br />

von der Quelle bei Hof bis zur Mündung in die Elbe bei<br />

Barby. Die mittelalterliche Kapelle ist zwar nicht elektrifiziert,<br />

aber sie hat täglich eine offene Tür und ist mit<br />

Fahrradständer, Anleitung zum Gebet, kunsthistorischem<br />

Faltblatt und, <strong>das</strong> war uns wichtig, mit einem Gebets-<br />

20 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Pfarrer Heinrich Herbst vor der Saalfelder Radw<strong>an</strong>derkapelle<br />

leuchter ausgestattet. So wird mit jedem Licht auch etwas<br />

von den Menschen, die hierher mit ihren Anliegen kommen,<br />

dableiben.<br />

Aufbruch in ein besseres Mitein<strong>an</strong>der<br />

Jetzt laden wir Menschen ein, die auf dem Weg sind,<br />

Pause zu machen, inne zu halten und sich <strong>an</strong> den zu<br />

erinnern, der von sich sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit<br />

und <strong>das</strong> Leben. Jeder Halt in der kleinen Kapelle<br />

verweist uns so <strong>an</strong> den großen Gott, der Anf<strong>an</strong>g und<br />

Ziel unseres Weges ist.<br />

Aber damit nicht genug. Jede Rast wird hier <strong>an</strong> den heiligen<br />

Martin erinnern und dar<strong>an</strong>, <strong>das</strong>s er seinen M<strong>an</strong>tel mit dem<br />

Bettler teilte. So k<strong>an</strong>n die Pause auf einer W<strong>an</strong>derung auch<br />

zum Aufbruch in ein besseres Mitein<strong>an</strong>der werden.<br />

Henrich Herbst ist Pfarrer <strong>an</strong> der Joh<strong>an</strong>neskirche in<br />

Saalfeld, Thüringen, Partnergemeinde von <strong>Geislingen</strong>


Hospizarbeit hilft den Wert des letzten Weges erkennen<br />

Tragen und getragen werden<br />

ANGELIKA STAFFHORST<br />

Sterbende auf ihrem letzten Weg zu begleiten, ihnen die<br />

Angst zu nehmen, sie nicht allein zu lassen und ihnen<br />

<strong>das</strong> zu geben, was ihrer Würde entspricht, ist die Aufgabe<br />

für Hospizmitarbeitende.<br />

Im <strong>Kirchenbezirk</strong> wurde die Geislinger Gruppe zuerst<br />

ausgebildet. Sie ist seit 1994 im Einsatz. Weitere Hospizgruppen<br />

gibt es in Deggingen, in Wiesensteig, am Samariterstift<br />

<strong>Geislingen</strong> (Sitzwachengruppe). Die „jüngste“<br />

Gruppe von HospizmitarbeiterInnen wurde zuletzt in<br />

Süßen ausgebildet und in einem ökumenischen Gottesdienst<br />

ausgesendet.<br />

Über die Erfahrungen in der Hospizarbeit berichten zwei<br />

Mitarbeiterinnen:<br />

„Als Mitglied einer Sitzwachengruppe in einem Pflegeheim<br />

in Eislingen habe ich die Sterbebegleitung seit sechs<br />

Jahren auf der aktiven Seite kennen gelernt.<br />

Nun kam vor einigen Wochen auch die Erfahrung auf<br />

dieser passiven, empf<strong>an</strong>genden, Seite hinzu, als ein Angehöriger<br />

meiner Familie verstarb. Um ihm <strong>das</strong> Sterben zu<br />

Hause zu ermöglichen, w<strong>an</strong>dten wir uns <strong>an</strong> Hospizhelfer-<br />

Innen. Etliche Familien<strong>an</strong>gehörige und Freunde im Umfeld<br />

des Sterbenden kamen zum ersten Mal in Berührung mit<br />

diesem Dienst und mit dem Segen, der von ihm aus<strong>geht</strong>.<br />

Als Familien<strong>an</strong>gehörige sind wir emotional beteiligt und<br />

dadurch oftmals mit uns selbst beschäftigt, obwohl doch<br />

die Sterbenden alle Aufmerksamkeit für sich be<strong>an</strong>spruchen,<br />

damit ihre Gefühle den Raum bekommen, den sie brauchen,<br />

um alles loslassen zu können, was ihr Leben ausgemacht<br />

hat. Wir haben es als sehr hilfreich empfunden,<br />

<strong>das</strong>s Außenstehende da waren, mit ihrer Ruhe, mit ihrer<br />

Aufmerksamkeit, mit ihrer Zuwendung und vor allem mit<br />

ihren inneren Wurzeln, die die Begleitung eines Menschen<br />

<strong>an</strong> dieser Nahtstelle unseres Daseins erst ermöglichen.<br />

Und: Der Geist dieses Dienstes hat ausgestrahlt bis in den<br />

Trauergottesdienst hinein, die Botschaft des „Tragen und<br />

getragen werden“ ist in den Herzen der Menschen <strong>an</strong>gekommen.“<br />

Ingrid Schramm<br />

„Jedes Mal wenn ich zu einer Begleitung gerufen werde,<br />

kommt eine gewisse Unruhe in mir auf und ich frage<br />

<strong>mich</strong>, was ist es für eine Person, die ich begleite? Wie<br />

sieht ihre Biographie aus? Ist eine Verständigung zwischen<br />

uns möglich? Ist meine Anwesenheit für sie <strong>an</strong>genehm?<br />

Soll ich reden, beten, singen oder nur da sein?<br />

Tausend Fragen gehen mir in kurzer Zeit durch den Kopf.<br />

Und wenn ich da bin, am Bett sitze, bin ich auf einmal<br />

g<strong>an</strong>z ruhig. Ich spüre eine Vertrautheit zwischen dieser<br />

„fremden Person“ und mir. Ich habe <strong>das</strong> Gefühl, diese Person<br />

schon immer zu kennen und bin ihr sehr nahe. Ich<br />

denke darüber nach, was uns verbindet, was es heißt,<br />

Mensch zu sein.“<br />

Anne Tilger, Hospizgruppe Wiesensteig<br />

Die Begründerin des St. Christopher’s Hospiz in London,<br />

Cicely Saunders, schreibt:<br />

Sie sind wichtig, weil Sie eben Sie sind.<br />

Sie sind bis zum letzten Augenblick Ihres Lebens wichtig,<br />

und wir werden alles tun,<br />

damit Sie nicht nur in Frieden sterben,<br />

sondern auch bis zuletzt leben können.<br />

Hospizgruppe<br />

in Wiesensteig<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

21


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Wir erleben alle<br />

ANITA GRÖH<br />

Die seelsorgerlichen Aufgaben der Polizei<br />

M<strong>an</strong>fred Malchow<br />

Der Erste Polizeihauptkommissar M<strong>an</strong>fred Malchow, Leiter<br />

des Polizeireviers in <strong>Geislingen</strong> berichtet über die Arbeit<br />

Frage: Herr Malchow, hat die Polizei seelsorgerliche Aufgaben?<br />

Malchow: Häufig. Wir haben sehr viele Einsätze wegen<br />

Haus- und Familien- und Partnerschaftsstreitigkeiten<br />

sowie Streit in der Nachbarschaft. Im letzten Jahr waren<br />

wir dazu 328 Mal unterwegs. Diese Konflikte fallen ja<br />

nicht in den strafrechtlichen Bereich. Unsere Aufgabe ist<br />

es, deeskalierend zu wirken. Die Leute sind nicht mehr in<br />

der Lage, ohne fremde Hilfe klar zu kommen. Hier erleben<br />

wir Polizisten alle Tiefen des menschlichen Lebens und<br />

haben Sozialarbeits-Aufgaben. Die Streitigkeiten sind ja in<br />

der Regel in den Abendstunden oder am Wochenende,<br />

wenn soziale Dienste nicht mehr erreichbar sind. Und<br />

meist sind es Konflikte, die sich l<strong>an</strong>gfristig aufbauen und<br />

d<strong>an</strong>n eskalieren und die l<strong>an</strong>gfristige Hilfe bräuchten. Aber<br />

Beratungsdienste werden in aller Regel nicht <strong>an</strong>genommen.<br />

Frage: Gibt es für <strong>das</strong> Eingreifen in solche Konflikte eine<br />

spezielle Ausbildung für die Polizisten?<br />

Malchow: In der Ausbildung wird Wert auf psychologische<br />

Schulung gelegt. Durch Situationsdarstellung und<br />

Rollenspiele wird viel praktisch geübt und durchgespielt.<br />

Auch im täglichen Dienst, insbesondere bei den Kollegen<br />

im Streifendienst, wird situatives Verhalten laufend geübt.<br />

22 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Tiefen<br />

des Menschen<br />

Dazu haben wir in Göppingen Verhaltenstrainer. Sie sind<br />

zuständig für Verhaltensschulung und Schusswaffentraining,<br />

damit nicht voreilig zur Waffe gegriffen wird. Es ist<br />

ein g<strong>an</strong>zheitliches Konzept. Sechs mal im Halbjahr, etwa<br />

drei bis vier Stunden, wird jeder Beamte geschult und es<br />

findet Erfahrungsaustausch im Gruppengespräch statt. In<br />

diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren sehr viel<br />

get<strong>an</strong>. Die Notwendigkeit ist erk<strong>an</strong>nt worden.<br />

Frage: Haben Polisten die Möglichkeiten, bei schwierigen<br />

Ereignissen oder Vorfällen, die sie belasten, Beratung und<br />

Hilfe zu erhalten?<br />

Malchow: In jeder Direktion gibt es Konflikth<strong>an</strong>dlungs-<br />

Beamte, <strong>an</strong> die einzelne Beamte sich wenden können.<br />

Auch stehen Polizei-Psychologen zur Verfügung. Wir<br />

haben auch guten Kontakt zur Polizei-Seelsorge. Für die<br />

katholische Kirche ist Pater Ehrenfried für uns zuständig,<br />

für die ev<strong>an</strong>gelische Kirche Pfarrerin Eva-Maria Agster.<br />

Frau Agster war eine gute Hilfe, als ein Kollege im Dienst<br />

zu Tode kam. M<strong>an</strong>chmal sollten Kollegen solche Angebote<br />

mehr wahrnehmen. Aber die Hemmschwelle, sich<br />

dazu zu bekennen, psychische Probleme zu haben, ist<br />

sehr hoch. Dies ist wohl system-imm<strong>an</strong>ent. Im Einsatz<br />

schaffen die Beamten viel, aber die Probleme kommen<br />

hinterher. Ich habe dies selbst erlebt, als Kollegen<br />

beschuldigt wurden, Asylbewerber missh<strong>an</strong>delt zu haben.<br />

Es hat <strong>mich</strong> sehr belastet und ich war ein Getriebener in<br />

diesem Verfahren. Mit der Polizeipfarrerin, Frau Agster,<br />

habe ich Kontakt aufgenommen. Dies hat mir geholfen.<br />

Wichtig war, <strong>das</strong>s ich dieses Problem aktiv <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen<br />

bin. Bei den Möglichkeiten zur Beratung und Hilfe wurde<br />

viel get<strong>an</strong>, aber es muss jedem einzelnen bewusst werden,<br />

<strong>das</strong>s es kein Zeichen der Schwäche ist, über Erlebnisse<br />

zu reden. Eine gute soziale Einrichtung ist bei uns<br />

noch die gemeinsame halbe Stunde nach Schichtende.<br />

Da sitzen die Beamten zusammen, reden über die Dinge<br />

und bearbeiten die Ereignisse. Das Bedürfnis dazu ist da.<br />

Das Gespräch mit Polizeihauptkommissar Malchow<br />

führte Anita Gröh


AIDS<br />

<strong>Was</strong> <strong>geht</strong> <strong>mich</strong> <strong>das</strong> <strong>an</strong>?<br />

SABINE KLUGER<br />

„AIDS? Selbst schuld. Entweder Schwuler oder Fixer. Oder eben von einem Bett<br />

ins <strong>an</strong>dere gehüpft. <strong>Was</strong> <strong>geht</strong> <strong>mich</strong> <strong>das</strong> <strong>an</strong>? Außerdem: AIDS – <strong>das</strong> heißt doch:<br />

ab in den Sarg. Und Tod, Sterben und diese g<strong>an</strong>ze Thematik, damit will ich nun<br />

wirklich nichts zu tun haben . . .“<br />

So beginnt Michael Steinbrecher sein Geleitwort zu der Autobiographie von<br />

Markus Commercon, die den Titel trägt: „AIDS – mein Weg ins Leben.“<br />

Und er trifft damit den Nagel auf den Kopf. Denn, mal ehrlich, wer will sich<br />

denn schon mit Aids ausein<strong>an</strong>dersetzen? Das ist doch wirklich nicht unser<br />

Thema. Oder? Leider doch.<br />

Die Anzahl von HIV-Infizierten und Aidskr<strong>an</strong>ken in aller Welt steigt <strong>an</strong>, nicht nur<br />

im fernen Afrika, sondern auch in Osteuropa und besonders erschreckend unter<br />

jungen Leuten in Deutschl<strong>an</strong>d. So sehen wir uns als Ev<strong>an</strong>gelische L<strong>an</strong>deskirche<br />

in Württemberg in der Ver<strong>an</strong>twortung – nicht nur weltweit mit Blick auf die<br />

Ökumene der Kirchen, sondern auch hier bei uns.<br />

Aidsseelsorge bietet geschützten Raum<br />

Deshalb machen wir mit der Aidsseelsorge ein Angebot für alle Menschen mit<br />

HIV und Aids, ihre Angehörigen und Zugehörigen, seien sie nun Mitglied einer<br />

Kirche oder nicht. Wir wenden uns damit <strong>an</strong> Menschen, die sich einfach über<br />

HIV und Aids informieren wollen, genauso wie <strong>an</strong> Menschen, die in irgendeiner<br />

Form von HIV oder Aids betroffen sind – ob sie nun Angst haben, selber infiziert<br />

zu sein, oder damit konfrontiert sind, <strong>das</strong>s jem<strong>an</strong>d aus ihrem Umfeld von<br />

einer HIV-Infektion betroffen ist. Wichtig dabei ist vor allem ein geschützter<br />

Raum, in dem es nicht um Schuldzuweisungen <strong>geht</strong>, sondern um die Anerkennung<br />

der Realität und um einen Weg, mit ihr zu leben. Wichtig ist Verschwiegenheit,<br />

auch die Möglichkeit von seelsorgerlichen Gesprächen und Begleitung.<br />

Wichtig ist g<strong>an</strong>z allgemein die Information über HIV und Aids: Ansteckungswege,<br />

Vermeidung von Infizierung, Möglichkeiten der medizinischen Beh<strong>an</strong>dlung.<br />

Als Aidsseelsorgerin des Ev<strong>an</strong>gelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong> komme ich<br />

dazu gern in Gruppen und Kreise in den Gemeinden, auch zur Vorbereitung und<br />

Feier von Gottesdiensten und Gemeindever<strong>an</strong>staltungen zu dieser Thematik.<br />

Bitte wenden Sie sich bei Fragen oder Interesse <strong>an</strong> <strong>mich</strong>.<br />

Sabine Kluger,<br />

Pfarrerin <strong>an</strong> der<br />

Pauluskirche <strong>Geislingen</strong><br />

und Aidsseelsorgerin<br />

des <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen zur Aidsproblematik finden Sie unter „Termine“ auf Seite 27<br />

DIE REDAKTION<br />

In eigener Sache . . .<br />

Sie haben die 9. Ausgabe der Geislinger<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung in den Händen.<br />

Allen Unken-Rufen zum Trotz hat sich<br />

diese Zeitung etabliert. Sie besitzt Erinnerungswert,<br />

obwohl sie nur einmal im<br />

Jahr erscheint und alle Fachleute uns<br />

sagten, eine Publikation, die nicht mindestens<br />

viermal jährlich unter die Leute<br />

kommt, wird vergessen.<br />

Die <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung setzt sich mit<br />

Ihrem Alltag, mit Ihrem Glauben, mit der<br />

Welt und der Kirche ausein<strong>an</strong>der. Der<br />

rote Themen-Faden in dieser 9. Ausgabe<br />

ist „Seelsorge“. Viele Beiträge haben wir<br />

dazu erhalten. Als wir diese in den<br />

Redaktionssitzungen bearbeiteten, sind<br />

wir dabei immer wieder über etwas<br />

gestolpert: Spendenkonten. In vielen<br />

Artikeln wurde auf solche aufmerksam<br />

gemacht. Passt <strong>das</strong> zusammen? Wir<br />

wollen über Seelsorge reden und bitten<br />

dabei um Spenden? Doch, es passt<br />

zusammen. Bis wir zu diesem Ergebnis<br />

gekommen sind, haben wir l<strong>an</strong>ge darüber<br />

nachgedacht und diskutiert.<br />

Die Sorge um die Seele gehört zur Kirche<br />

wie <strong>das</strong> Amen. Es muss gewährleistet<br />

sein, <strong>das</strong>s diese Seelsorge get<strong>an</strong> werden<br />

k<strong>an</strong>n. Und dazu braucht es Bedingungen:<br />

Es müssen Menschen dafür bereit<br />

stehen, Räumlichkeiten dafür vorh<strong>an</strong>den<br />

sein, Telefon und Post benützt werden<br />

können; kurz: es muss fin<strong>an</strong>ziert werden.<br />

Dies ist Aufgabe von uns allen.<br />

Und dazu verhelfen auch Spenden.<br />

Deshalb haben wir uns im Redaktionsteam<br />

entschieden, alle Spendenkonten in<br />

einer Übersicht zusammenzufassen und<br />

Ihnen besonders <strong>an</strong>s Herz zu legen (siehe<br />

Seite 27). Helfen Sie mit, <strong>das</strong>s die Sorge<br />

um die Seele der Menschen so get<strong>an</strong><br />

werden k<strong>an</strong>n, wie sie notwendig ist.<br />

Es grüßt Sie herzlich<br />

Ihr Redaktionsteam<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

23


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

„Ich habe keinen Menschen . . .“<br />

Begleitung auf dem Weg der Kr<strong>an</strong>kheit<br />

CLAUDIA KRÜGER<br />

Mit Blaulicht<br />

und Martinshorn<br />

haben sie <strong>mich</strong> abgeholt.<br />

Angeschlossen<br />

<strong>an</strong> die teuersten Maschinen,<br />

versorgt<br />

mit den besten Medikamenten,<br />

abgesichert<br />

durch die Leistungen der Kasse,<br />

so vergehen meine Tage,<br />

einer wie der <strong>an</strong>dere,<br />

ohne Freude,<br />

ohne Hoffnung.<br />

Seelsorge <strong>an</strong> Kr<strong>an</strong>ken heißt, da zu sein, wieder zu kommen<br />

und spürbar zu machen, <strong>das</strong>s niem<strong>an</strong>d g<strong>an</strong>z allein ist.<br />

Solch eine g<strong>an</strong>z und gar hoffnungslose Klage – „Ich habe<br />

keinen Menschen“ – sollte nach Gottes Willen kein<br />

Mensch aussprechen müssen – nicht im Alltag und auch<br />

nicht im Kr<strong>an</strong>kenhaus. Im Joh<strong>an</strong>nes-Ev<strong>an</strong>gelium Kapitel 5,<br />

Vers 7, sagt ein Kr<strong>an</strong>ker zu Jesus (eben) diesen verzweifelten<br />

Satz: „Herr, ich habe keinen Menschen, keinen, der<br />

<strong>mich</strong>, sobald <strong>das</strong> <strong>Was</strong>ser aufwallt, <strong>an</strong> den Teich trägt.“<br />

Nun können wir im Kr<strong>an</strong>kenhaus zwar nicht wie Jesus<br />

alle Menschen heilen, auch wenn wir uns <strong>das</strong> mitunter<br />

sehnlichst wünschen! Wohl aber können wir in der Seelsorge<br />

und als gemeinsames Team von Pflegenden, Ärzten<br />

und vielen <strong>an</strong>deren Mitarbeitenden dafür sorgen, <strong>das</strong>s<br />

niem<strong>an</strong>d sagen muss: „Ich habe keinen Menschen.“<br />

Existenzielle Ängste<br />

Wenn ein Mensch kr<strong>an</strong>k wird, löst <strong>das</strong> oft einen krisenhaften<br />

Prozess aus. Kr<strong>an</strong>kheit k<strong>an</strong>n dabei ein akutes,<br />

chronisches oder unfallbedingtes Leiden sein und viele<br />

Dimensionen seines Lebens betreffen.<br />

Da ist zunächst die körperliche Schwäche und seelische<br />

Erschütterung. Damit verbunden ist Schmerz, Hinfälligkeit<br />

und Bedürftigkeit. Kr<strong>an</strong>ke erleben Ohnmacht, Angst und<br />

Trauer. Meistens kommt dazu der Verlust <strong>an</strong> Spielraum<br />

und die Einschränkung der gewohnten Freiheit, so <strong>das</strong>s<br />

Kr<strong>an</strong>ke sich ihrer gesunden Umgebung gegenüber ausgeschlossen<br />

fühlen. Die Einschränkungen und Leiden können<br />

dazu führen, <strong>das</strong>s Menschen sich völlig hilflos fühlen.<br />

Ihr Selbstwertgefühl ist bedroht und beeinträchtigt, sie<br />

sind der Kr<strong>an</strong>kheit ausgeliefert, den fremden Menschen<br />

und medizinischen Apparaten. M<strong>an</strong>chmal haben Patienten<br />

seit ihrer Kindheit eine solche Abhängigkeit nicht<br />

mehr erlebt und empfinden es als schier unerträglich, auf<br />

<strong>an</strong>dere <strong>an</strong>gewiesen zu sein, sich etwa nicht selbst<br />

waschen zu können oder warten zu müssen, bis jem<strong>an</strong>d<br />

den Topf bringt.<br />

24 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Ich gehe hier nicht<br />

vor die Hunde.<br />

Ich werde aufgepäppelt,<br />

aufgebaut,<br />

aufgerichtet,<br />

zusammengeflickt,<br />

geschraubt, genäht,<br />

neu eingestellt,<br />

und doch:<br />

Ich habe keinen Menschen,<br />

der <strong>mich</strong> liebt.<br />

Heinz-Günter Beutler-Lotz<br />

Oft löst auch eine heilbare Kr<strong>an</strong>kheit, zum Beispiel ein<br />

neues Kniegelenk, eine heftige Lebenskrise aus – „<strong>Was</strong> ist<br />

aus meinen Lebensplänen geworden, wie <strong>geht</strong> es weiter?<br />

Wer hält eigentlich zu mir, nachdem ich <strong>mich</strong> jahrzehntel<strong>an</strong>g<br />

für meine Familie eingesetzt habe?“<br />

Kr<strong>an</strong>kheit k<strong>an</strong>n auch in religiös-existentieller Hinsicht<br />

bedrohen. M<strong>an</strong> wird sich der Ungesichertheit und Verletzbarkeit<br />

der eigenen Grenzen und seiner Endlichkeit<br />

bewusst.<br />

Die Frage nach Sinn oder Schuld taucht auf. Das bisherige<br />

Sinngefüge und oft auch <strong>das</strong> Gottesverständnis geraten<br />

ins W<strong>an</strong>ken. „Warum gerade ich?“, „Wo ist Gott?“, „<strong>Was</strong><br />

habe ich verbrochen, <strong>das</strong>s er <strong>mich</strong> so straft?“, oder „Straft<br />

er <strong>mich</strong> gar nicht, aber wo ist er d<strong>an</strong>n jetzt, wenn es mir<br />

so schlecht <strong>geht</strong>?“<br />

Wie können wir die scheinbare Verborgenheit Gottes<br />

aushalten und doch wieder spüren, <strong>das</strong>s gerade in den<br />

schwersten menschlichen Tiefen Gott g<strong>an</strong>z nahe ist?<br />

Gerade vielleicht der Gott im Antlitz des leidenden<br />

Sohnes, der selbst die Todes<strong>an</strong>gst durchlitten, aber eben<br />

auch überwunden hat?<br />

Die Last mittragen<br />

Gottesdienste, Andachten, Abendmahlsfeiern oder Kr<strong>an</strong>kenkommunion<br />

werden im Kr<strong>an</strong>kenhaus gefeiert. Und oft<br />

stärkt und ermutigt ein Gebet oder Segenswort die Patienten,<br />

<strong>das</strong> durchzustehen, was auf sie zukommt.<br />

Oft werden Kr<strong>an</strong>kenhaus-Seelsorgerinnen von Pflegenden<br />

oder Ärzten gerufen, mitunter melden sich die Patienten<br />

oder ihre Angehörigen auch selbst und bitten um ein<br />

Gespräch. M<strong>an</strong>chmal finden Begegnungen statt, wenn<br />

m<strong>an</strong> von Zimmer zu Zimmer <strong>geht</strong>, oder m<strong>an</strong> wird nach<br />

Andachten oder Gottesdiensten <strong>an</strong>gesprochen.


Schlimme Diagnosen können leichter mit Außenstehenden<br />

besprochen werden, als mit den Menschen, die einem nahe<br />

sind. Mitunter gilt es auch, die Angst vor der Operation zu<br />

bewältigen, mitein<strong>an</strong>der zu beten, <strong>das</strong>s Gott nun besonders<br />

die Last mittragen und g<strong>an</strong>z nah sein möge. So k<strong>an</strong>n <strong>das</strong><br />

Kommende vertrauensvoller erwartet werden.<br />

Immer wieder brauchen uns auch die Angehörigen, die<br />

ja auch verunsichert und belastet sind. Bisweilen gilt es auch,<br />

die letzte Lebensphase des Kr<strong>an</strong>ken mitein<strong>an</strong>der durchzustehen<br />

und einen würdigen Abschied zu ermöglichen.<br />

Da im Karl-Olga-Kr<strong>an</strong>kenhaus viele ältere Patienten sind,<br />

kommt es häufig vor, <strong>das</strong>s wir mit ihnen überlegen, was<br />

es heißen könnte, wenn m<strong>an</strong> nach dem Kr<strong>an</strong>kenhaus-<br />

Aufenthalt nicht mehr selbständig zu Hause sein k<strong>an</strong>n,<br />

sondern ins Pflegeheim gehen muss. Wie findet m<strong>an</strong><br />

einen Weg aus dieser Krise in den möglichen Neu<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g,<br />

der gerade im hohen Alter unendlich viel Mut und Gottvertrauen<br />

braucht und wer steht einem dabei zur Seite?<br />

Häufig werden Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorgerInnen um Vermittlung<br />

zwischen Pflegenden, Ärzten, Patienten oder Angehörigen<br />

gebeten. Dabei <strong>geht</strong> es um Ängste oder Missverständnisse<br />

wie „Frau Pfarrer, ich trau <strong>mich</strong> nicht zu fragen“<br />

oder „Ich habe gar nicht verst<strong>an</strong>den, was los ist und wie<br />

es weiter <strong>geht</strong> mit mir“.<br />

Ausbildung tut Patienten und SeelsorgerIn gut<br />

In der Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorge sind Pfarrerinnen und Pfarrer<br />

tätig (auf katholischer Seite Priester oder Pastoralreferentinnen),<br />

die von der L<strong>an</strong>deskirche eingesetzt werden,<br />

unabhängig davon, ob es ein kirchliches oder städtisches<br />

Kr<strong>an</strong>kenhaus ist. Wie in der Gemeindeseelsorge wird<br />

auch im Kr<strong>an</strong>kenhaus <strong>das</strong> Seelsorgegeheimnis gewahrt.<br />

Voraussetzung für die Kr<strong>an</strong>kenhaus-Seelsorge ist eine<br />

Klinische Seelsorgeausbildung (KSA) in der m<strong>an</strong> g<strong>an</strong>z<br />

speziell für diese Aufgabe im Kr<strong>an</strong>kenhaus mit Gesprächs<strong>an</strong>alysen,<br />

Rollenspielen, liturgischen Fragen, Predigten<br />

oder medizinisch-ethischen Fragestellungen ausgebildet<br />

wird. Im Blick auf die eigene Seele ist es wichtig, gemeinsam<br />

zu lernen, wie m<strong>an</strong> <strong>das</strong> Erlebte verkraftet und innerlich<br />

heil bleibt. Gut ist auch eine zusätzliche therapeutische<br />

Ausbildung – ich selbst habe zum Beispiel eine<br />

Gestalttherapeutische Ausbildung, meine katholische<br />

Kollegin eine Zusatzausbildung in systemischer Familientherapie.<br />

Nicht <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> wirklich intensiv therapeutisch<br />

Andachtsraum in der Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />

mit den Patienten arbeiten k<strong>an</strong>n, dafür sind sie in der<br />

Regel viel zu kurz da, aber eine solche Ausbildung<br />

kommt einem selbst und auch den Patienten zugute.<br />

Besonders in schweren psychischen Belastungssituationen,<br />

zum Beispiel schwere Krebserkr<strong>an</strong>kung, Depression<br />

oder Suchtproblematik, versuchen wir, eine <strong>an</strong>schließende<br />

Therapie zu vermitteln.<br />

Wir arbeiten für die Patienten auch eng mit dem Sozialdienst,<br />

den Brückenschwestern und den Pflegenden<br />

zusammen oder weisen auf die Möglichkeit von Sitzwachen<br />

hin. Auch für die Mitarbeitenden des Hauses<br />

sind wir <strong>an</strong>sprechbar bei persönlichen Krisen und in<br />

den belastenden Situationen ihrer Arbeit.<br />

In vielen Kr<strong>an</strong>kenhäusern leiten die Seelsorger und Seelsorgerinnen<br />

auch ethische Arbeitskreise oder arbeiten in<br />

Ethikkomitees mit oder in der Fortbildung.<br />

Begleitung auf dem Weg der Kr<strong>an</strong>kheit<br />

Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorger und -seelsorgerinnen gehen auf<br />

dem schweren, so verunsichernden Weg in der Kr<strong>an</strong>kheit<br />

mit. Es ist ein Mitgehen im „Unterwegs-Seins“ von Menschen,<br />

in einer Etappe ihres Lebensweges, auf der sich die<br />

Lebenserfahrung vertieft und intensiviert.<br />

Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorgerinnen suchen gemeinsam mit den<br />

Kr<strong>an</strong>ken nach Hilfen zur Bewältigung der Situation. Sie<br />

ermutigen ausdrücklich zum Klagen, zum Reflektieren,<br />

zum Entwirren und Aussprechen der vielerlei Gefühle.<br />

In g<strong>an</strong>z schweren Momenten k<strong>an</strong>n dies auch bedeuten,<br />

einfach nur da zu sein und <strong>das</strong> Dunkel mit auszuhalten.<br />

Hilfe heißt, <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> da bleibt und wieder kommt und<br />

spürbar macht, <strong>das</strong>s niem<strong>an</strong>d g<strong>an</strong>z allein ist.<br />

Wichtig ist zu trösten und neue Hoffnung aufspüren,<br />

auch schöne Erinnerungen wieder zu wecken und zu<br />

stärken und eigene Kraftquelle neu zu entdecken. Und<br />

immer wieder gilt es, Hoffnungsbilder vor Augen zu<br />

bringen – eigene und unsere christlichen Hoffnungsbilder<br />

durch ermutigende Geschichten und Worte der Bibel.<br />

„Ich habe einen Menschen und erfahre einen Gott, der<br />

mir g<strong>an</strong>z nah ist“. Wenn wir <strong>das</strong> mitein<strong>an</strong>der erleben,<br />

d<strong>an</strong>n ist <strong>das</strong> für <strong>mich</strong> die schönste Erfüllung meiner Aufgabe.<br />

Und es gibt ein Lied in unserem Ges<strong>an</strong>gbuch, <strong>das</strong><br />

für <strong>mich</strong> die Dimensionen unserer Arbeit im Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

am besten beschreibt und unsere gemeinsame Bitte <strong>an</strong><br />

Gott formuliert: „Bewahre uns Gott, behüte uns Gott,<br />

sei mit uns auf unsern Wegen. Sei Quelle und Brot in<br />

Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen“. EG 171, 1-4<br />

Claudia Krüger<br />

ist Klinikseelsorgerin<br />

am Karl-Olga-Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

in Stuttgart<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

25


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Als Pfarrerin <strong>an</strong> der Fachhochschule<br />

<strong>Was</strong> hat Seelsorge mit BWL und Wirtschaftsrecht zu tun?<br />

SABINE KLUGER<br />

Vier Studiengänge gibt es <strong>an</strong> der Geislinger Fachhochschule:<br />

BWL, Wirtschaftrecht, Immobilienwirtschaft und<br />

Energie- und Recycling-M<strong>an</strong>agement. Seit einiger Zeit hat<br />

sie auch einen neuen Namen: Hochschule für Wirtschaft<br />

und Umwelt Nürtingen-<strong>Geislingen</strong>.<br />

Nicht g<strong>an</strong>z so neu ist <strong>das</strong> Angebot des Ev<strong>an</strong>gelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />

<strong>an</strong> der Hochschule. Die Studierendenseelsorge<br />

ist mit 25 % Teil meines Dienstauftrages als Pfarrerin <strong>an</strong><br />

der Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong>.<br />

Begleitung der Studierenden<br />

Eine traditionelle „ESG“ (Ev<strong>an</strong>gelische Studierendengemeinde)<br />

sind wir nicht, dazu ist unsere Hochschule mit<br />

rund 1400 Studierenden vielleicht auch zu klein. Dennoch<br />

– auch unter Studierenden gibt es nicht nur eitel Freude<br />

und Sonnenschein. Und <strong>das</strong> Angebot zu Gesprächen<br />

wird immer mal wieder in Anspruch genommen.<br />

Religiöse oder theologische Fragen stehen dabei weniger<br />

im Mittelpunkt als die Begleitung, m<strong>an</strong>chmal auch die<br />

Beratung bei persönlichen Schwierigkeiten. Häufige Themen<br />

sind Probleme im Studium, Prüfungs<strong>an</strong>gst, Beziehungsschwierigkeiten<br />

oder Trennungen, die Ablösung von<br />

den Eltern, aber auch fin<strong>an</strong>zielle Notlagen. Inzwischen<br />

lasse ich bei jedem Erstgespräch irgendw<strong>an</strong>n eine Bemerkung<br />

fallen, aus der hervor <strong>geht</strong>, <strong>das</strong>s dies nicht mein<br />

erstes Gespräch ist, denn in der Regel folgt d<strong>an</strong>n die<br />

erstaunte Antwort „. . . und ich dachte, ich sei der (oder<br />

die) Einzige <strong>an</strong> der Hochschule mit einem Problem“.<br />

Soziale Kompetenz erwerben<br />

Neben den Gesprächen mache ich in Zusammenarbeit mit<br />

der Agentur Mehrwert in Stuttgart nun schon im dritten<br />

Semester ein Angebot, sich zusätzlich zum Studium<br />

soziale Kompetenz zu erwerben. Wer <strong>an</strong> diesem Projekt<br />

teilnimmt, leistet innerhalb eines Semesters 40 Stunden<br />

ehrenamtliche Arbeit in einer sozialen Einrichtung und<br />

erhält d<strong>an</strong>n ein Zertifikat. Bisher waren Studierende im<br />

Samariterstift, im Diakoniecafé, -laden, in der Ökumenischen<br />

Sozialstation, der Schülerbetreuung in der Uhl<strong>an</strong>dschule,<br />

der Jugendhilfe Göppingen, der DLRG, dem DRK<br />

und der Vesperkirche eingesetzt. Einigen gefiel es so gut,<br />

<strong>das</strong>s sie nach Beendigung des Projekts noch weitermachen<br />

wollten! Und <strong>das</strong>s sich die Einrichtungen darauf<br />

freuen, im nächsten Semester wieder Studentinnen und<br />

Studenten aufzunehmen, ist eine schöne Erfahrung.<br />

26 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Semestereröffnungsgottesdienst in der Stadtkirche<br />

Kirche und FH kooperieren gut<br />

Da die Studierenden einen sehr vollen und engen Stundenpl<strong>an</strong><br />

haben, ist es m<strong>an</strong>chmal nicht so leicht, sie mit<br />

einem Angebot zu erreichen. Auch <strong>das</strong> Sozialprojekt läuft<br />

nur mit persönlicher Werbung. Das wäre nicht möglich<br />

ohne die Unterstützung der Hochschulleitung – Rektor,<br />

Konrektor und der beiden Fachbereichsleiter der Hochschule<br />

– und sämtlicher Dozentinnen, Dozenten und Mitarbeitenden!<br />

Die gute Kooperation mit allen Beschäftigten<br />

<strong>an</strong> der Hochschule trägt viel dazu bei, <strong>das</strong>s es mir Spaß<br />

macht, dort tätig zu sein.<br />

Sabine Kluger ist Pfarrerin<br />

<strong>an</strong> der Pauluskirche <strong>Geislingen</strong><br />

und zuständig für<br />

die Seelsorge <strong>an</strong> der<br />

Fachhochschule


Nachfolgende<br />

vier Seiten<br />

können Sie<br />

aus dem<br />

Heft nehmen<br />

Für einen<br />

guten Zweck . . .<br />

Spenden-Konten<br />

Freundeskreis Jugendwerk<br />

Konto-Nr.: 602 888 000,<br />

BLZ 610 605 00<br />

bei der Volksb<strong>an</strong>k Göppingen<br />

Geislinger Drei-Kirchen-Stiftung<br />

Ev<strong>an</strong>gelische Kirchenpflege:<br />

Volksb<strong>an</strong>k <strong>Geislingen</strong>,<br />

BLZ 610 605 00,<br />

Konto-Nr.: 607 494 000 oder<br />

L<strong>an</strong>desb<strong>an</strong>k Baden-Württemberg,<br />

BLZ 600 501 01,<br />

Konto-Nr.: 8 761 255<br />

Gemeinde Eybach, Dachs<strong>an</strong>ierung<br />

Gemeindezentrum:<br />

Konto: Kirchenpflege Eybach,<br />

Konto-Nr.: 6 003 135,<br />

BLZ 610 500 00,<br />

Kreissparkasse Göppingen<br />

Stichwort: Dachs<strong>an</strong>ierung<br />

Hospizgruppe Wiesensteig<br />

Kreissparkasse Göppingen<br />

Konto-Nr.: 6 025 670,<br />

BLZ 610 500 00<br />

Verwendungszweck:<br />

Hospizgruppe Wiesensteig<br />

Sonderkonto Notfallseelsorge<br />

im L<strong>an</strong>dkreis Göppingen<br />

Konto-Nr.: 144 100,<br />

Kreissparkasse Göppingen<br />

BLZ 610 500 00<br />

Termine und<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

2006/2007<br />

10. Juli, 19.30 Uhr<br />

Kirchenkino in der Martinskirche<br />

„Die syrische Braut“<br />

15. Juli<br />

Aids-Seelsorge: Nacht der Solidarität<br />

(nicht in <strong>Geislingen</strong>, aber l<strong>an</strong>desweit in<br />

vielen Großstädten)<br />

16. Juli, 19 Uhr<br />

Gospelgottesdienst in der Martinskirche<br />

(mit Vorstellung der Konfirm<strong>an</strong>den/<br />

innen)<br />

25. September, 19.30 Uhr<br />

Kirchenkino in der Martinskirche<br />

„Monsieur Ibrahim und die Blumen<br />

des Kor<strong>an</strong>“<br />

25. September, 20 Uhr<br />

Orgelkonzert, Rom<strong>an</strong> Krasnovsky<br />

(Israel), Stadtkirche<br />

30. September, 20 Uhr<br />

Konzert für Ges<strong>an</strong>g und Orgel,<br />

Martinskirche <strong>Geislingen</strong><br />

15. Oktober 2006, 17 Uhr<br />

Orgelvesper, Stadtkirche<br />

21. Oktober, 19.30 Uhr<br />

Elias, Mendelssohn-Bartholdy,<br />

Geislinger Singkreis, Stadtkirche<br />

22. Oktober, 19 Uhr<br />

G-Mail-Gottesdienst,<br />

Martinskirche <strong>Geislingen</strong><br />

23. Oktober, 19.30 Uhr<br />

Kirchenkino in der Martinskirche<br />

„The sixth sense“<br />

5. November, 10.30 Uhr<br />

Segnungsgottesdienst in der Martinskirche;<br />

Gospelchor „No Dist<strong>an</strong>ce"<br />

10. November, 17.30 Uhr<br />

Bezirkssynode,<br />

Martin-Luther-Haus <strong>Geislingen</strong><br />

11. November, 17.30 Uhr<br />

Martinszug in Altenstadt;<br />

Treffpunkt: Schulhof Michelberggymnasium<br />

19. November, 17 Uhr<br />

Konzert der K<strong>an</strong>torei der Martinskirche<br />

„Requiem“ von W. A. Mozart<br />

20. November, 19.30 Uhr<br />

Kirchenkino in der Martinskirche<br />

„Birkenau und Rosenfeld“<br />

26. November, 17 Uhr<br />

Orgelvesper, Stadtkirche<br />

3. Dezember, 10 Uhr<br />

Gottesdienst zum Weltaidstag 2006,<br />

Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong><br />

18 Uhr<br />

Adventsmusik, Stadtkirche<br />

19 Uhr<br />

G-Mail-Gottesdienst,<br />

Martinskirche <strong>Geislingen</strong><br />

7. Dezember, 20 Uhr<br />

„Sweeter th<strong>an</strong> roses“, Blockflötenquartett,<br />

Kulturverein <strong>Geislingen</strong><br />

9. Dezember, 19 Uhr<br />

Konzert des Bezirksposaunenchors,<br />

Martinskirche<br />

11. Dezember, 16 Uhr<br />

Kirchenkino für Kinder, Martinskirche<br />

14.–17. Dezember<br />

Kirchen-Café beim Weihnachtsmarkt,<br />

Stadtkirche<br />

31. Dezember, 22 Uhr<br />

Silvesternachtkonzert<br />

„Orgelfeuerwerke 3“, Martinskirche<br />

ab 15. J<strong>an</strong>uar 2007<br />

Geislinger Vesperkirche, Pauluskirche<br />

21. J<strong>an</strong>uar, 17 Uhr<br />

Orgelvesper, Stadtkirche<br />

22.–25. Februar<br />

Ökumenische Kinder-Bibel-Woche,<br />

Jugendheim, Friedensstraße 44<br />

11. März, 17 Uhr<br />

Orgelvesper, Ev<strong>an</strong>g. Stadtkirchengemeinde,<br />

Stadtkirche<br />

6. April, 19 Uhr<br />

J. S. Bach Joh<strong>an</strong>nespassion,<br />

Geislinger Singkreis, Stadtkirche<br />

22. April, 17 Uhr<br />

Orgelvesper, Stadtkirche<br />

5. Mai, 20 Uhr<br />

Benefizkonzert mit dem<br />

Kammerchor <strong>Geislingen</strong><br />

Lions-Club <strong>Geislingen</strong> und<br />

Rotary-Club <strong>Geislingen</strong><br />

17. Mai Himmelfahrt, 14 Uhr<br />

Stötten-Tag, Fest des <strong>Kirchenbezirk</strong>s,<br />

Jugendheim Stötten<br />

6.–10. Juni<br />

31. Deutscher Kirchentag in Köln<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

27


Aus den Distrikten<br />

Pfarrerin Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf<br />

Yasna Crüsem<strong>an</strong>n der Traum als Königsweg<br />

1. Könige 3 6. August 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />

13. August 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />

20. August 9/10.15 Uhr Stötten/Eybach<br />

17. September 10 Uhr Pauluskirche<br />

Pfarrerin . . . und wenn sie nicht geträumt hätten?!<br />

Judith Heiter Lebensnotwendige Richtungsänderung im Traum<br />

Matthäus 2, 12 10. September 9/10.15 Uhr Stötten/Eybach<br />

3. September 10 Uhr Pauluskirche<br />

17. September 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />

Dek<strong>an</strong>in Der Traum von der Heimat<br />

Gerlinde Hühn 13. August 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />

Psalm 126 20. August 10 Uhr Pauluskirche<br />

27. August 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />

3. September 9/10.15 Uhr Eybach/Stötten<br />

Pfarrerin Von Träumen, Narren und dem wahren Leben<br />

Elisabeth Jooß 27. August 9/10.15 Uhr Stötten/Eybach<br />

Sirach 34, 1–8 10. September 10 Uhr Pauluskirche<br />

Pfarrerin Den Himmel erden –<br />

Sabine Kluger in uns und mit uns und nicht ohne dich<br />

1. Mose 28, 10–22 6. August 9/10.15 Uhr Eybach/Stötten<br />

13. August 10 Uhr Pauluskirche<br />

20. August 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />

27. August 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />

Pfarrerin . . . d<strong>an</strong>n werden eure Alten Träume haben<br />

Ulrike Knapp 6. August 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />

Joel 3, 1–5 13. August 9/10.15 Uhr Eybach/Stötten<br />

20. August 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />

27. August 10 Uhr Pauluskirche<br />

Pfarrer Ein Traum, der Politik machte<br />

Erhard Lerch 6. August 10 Uhr Pauluskirche<br />

1. Mose 41 3. September 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche / Weiler o. H.<br />

10. September 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />

17. September 9 Uhr Stötten<br />

Pfarrer Der Traum von einem neuen Himmel<br />

Christoph Wiborg und einer neuen Erde<br />

Jesaja 65 3. September 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />

10. September 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />

28 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

S O M M E R P R E D I<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

„Träume – Gottes vergessene Sprache?"


G T R E I H E N 2 0 0 6<br />

DISTRIKT OBERE FILS Aufbrüche<br />

Geh, Abraham, geh Pfarrer Georg Braunmüller zu 1. Mose 12<br />

6. August 9 Uhr Bad Überkingen 10 Uhr Deggingen<br />

13. August 10 Uhr Auendorf<br />

3. September 10.30 Uhr beim Gottesdienst im Grünen, Gärtlesacker Hausen<br />

10. September 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Wiesensteig<br />

Zu neuen Ufern Pfarrerin Sus<strong>an</strong>ne Jutz zu Josua 1<br />

30. Juli 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Wiesensteig<br />

3. September 9 Uhr Bad Überkingen 10 Uhr Auendorf<br />

10. September 9 Uhr Hausen<br />

10 Uhr Deggingen 19 Uhr Unterböhringen<br />

Neue alte Heimat Pfarrer Christi<strong>an</strong> Keinath zum Buch Ruth<br />

30. Juli 10 Uhr Deggingen<br />

6. August 9 Uhr Unterböhringen 10 Uhr Oberböhringen<br />

13. August 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Hausen<br />

19 Uhr Wiesensteig<br />

20. August 9 Uhr Auendorf<br />

Nichts wie weg Pfarrerin Joh<strong>an</strong>na Raumer zu Lukas 15,11-32<br />

10. September 9 Uhr Auendorf 10 Uhr Bad Überkingen<br />

17. September 9 Uhr Deggingen 10 Uhr Gruibingen<br />

Der Berufung folgen Pfarrerin Martina Rupp zu Markus 1,16-20<br />

27. August 9 Uhr Auendorf 10 Uhr Deggingen<br />

19 Uhr Bad Überkingen<br />

3. September 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Wiesensteig<br />

17. September 9 Uhr Hausen 10 Uhr Oberböhringen<br />

Verjagt oder befreit? Pfarrer Rudolf Spieth zu 1. Mose 3<br />

30. Juli 10 Uhr Bad Überkingen<br />

6. August 10 Uhr Hausen<br />

20. August 9 Uhr Unterböhringen 10 Uhr Oberböhringen<br />

19 Uhr Deggingen<br />

27. August 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Wiesensteig<br />

S DISTRIKT UNTERES FILSTAL<br />

„Lieder, Lyrik, Liturgien“ – ein Liedsommer<br />

Eröffnungsgottesdienst für alle Gemeinden des Distrikts<br />

am 16. Juli um 10 Uhr in der Ev<strong>an</strong>gelischen Joh<strong>an</strong>neskirche in Gingen<br />

Singen für die g<strong>an</strong>ze Familie Pfarrer 30. Juli: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />

Fr<strong>an</strong>k Bendler (Gottesdienste im Grünen)<br />

13. August: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />

Die Wittenbergisch Nachtigall – Pfarrer 27. August: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />

der Liederschöpfer Martin Luther Alfred Ehm<strong>an</strong>n 3. September: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />

Paul Gerhardt – einem Liederdichter Pfarrer 23. Juli: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />

über die Schulter geschaut Matthias Krauter 6. August: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />

Lieder als Tänze entdecken Pfarrerin 13. August: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />

Annette Leube 20. August: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />

Zwischentöne, Zwischentexte – Pfarrerin 30. Juli: 9 Uhr Süßen<br />

Meditatives mit dem Ges<strong>an</strong>gbuch Friederike Maier 6. August: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />

13. August: 9 Uhr Weißenstein<br />

Ges<strong>an</strong>gbuch visuell – Pfarrer 23. Juli: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />

Meditation zu Bildern von Otto Dix Gerd-Ulrich W<strong>an</strong>zeck 3. September: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

29


Wo finde ich Information und Hilfe?<br />

Ev<strong>an</strong>gelisches Dek<strong>an</strong>atamt<br />

Dek<strong>an</strong>in Gerlinde Hühn<br />

H<strong>an</strong>sengasse 2, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 17 61, Fax (0 73 31) 4 17 51<br />

email: Ev.Dek<strong>an</strong>at.<strong>Geislingen</strong>@t-online.de<br />

www.<strong>Kirchenbezirk</strong>-<strong>Geislingen</strong>.de<br />

Ev<strong>an</strong>gelisches Schuldek<strong>an</strong>at<br />

Schuldek<strong>an</strong> Joh<strong>an</strong>nes Geiger<br />

Bahnhofstr. 33, 89518 Heidenheim<br />

Tel. (0 73 21) 92 49 49, Fax (0 73 21) 92 49 47<br />

Ev<strong>an</strong>gelisches Jugendwerk<br />

Sabine Angnes, Peter Fischer<br />

Steingrubestraße 4, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 28 72, Fax (0 73 31) 4 4712<br />

Diakonische Bezirksstelle<br />

Hospizarbeit im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Ernst-Wilhelm Weid, Doris Ita-Sawall<br />

Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 14 89, Fax (0 73 31) 4 51 46<br />

Diakonieladen „Kunterbunt“<br />

Moltkestraße 25, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 40 05 39<br />

Diakonie-Kaffeehaus<br />

Moltkestraße 27, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 98 48 96<br />

Bikers Helpline<br />

Tel. (01 80) 44 333 33<br />

oder Buchstabenwahl 0180 – Helpline<br />

Pfarrer Georg Braunmüller, 73337 Unterböhringen-Hausen<br />

Tel. (0 73 31) 43 64<br />

Blindenseelsorge<br />

Pfarrerin Friederike Maier<br />

Heidenheimer Straße 59/1, 73079 Süßen<br />

Tel. (0 71 62) 4 40 74<br />

friederike.maier@web.de<br />

Alfred Birker<br />

Gartenstraße 3, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 13 96<br />

Ev<strong>an</strong>gelische Gesellschaft Stuttgart<br />

Dienst am Nächsten<br />

Büchsenstraße 34/36, 70174 Stuttgart<br />

Tel. (07 11) 20 54-0, Fax (07 11) 20 54-327<br />

E-Mail: info@eva-stuttgart.de<br />

Gehörlosenseelsorge<br />

Pfarrerin Edeltraud Meyer<br />

Pfarrweg 2, 73340 Stubersheim<br />

Tel. (0 73 31) 4 15 36, Fax (0 73 31) 44 03 00<br />

30 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Haus der Begegnung<br />

Ev<strong>an</strong>gelische Erwachsenenbildung<br />

und Selbsthilfegruppen<br />

Eberhard Laun<br />

Bahnhofstraße 75, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 21 85, Fax (0 73 31) 44 13 66<br />

HIV-Infizierte und Aidskr<strong>an</strong>ke<br />

Pfarrerin Sabine Kluger<br />

Hohenstaufenstraße 35, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 6 39 60<br />

Pfarrer Eckhard Ulrich<br />

Markusplatz 1, 70180 Stuttgart<br />

Tel. (07 11) 60 38 55<br />

Email: aidsseelsorge@elk-wue.de und<br />

aidsseelsorge_ulrich@yahoo.de<br />

Jugendheim Stötten<br />

Belegung über<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>srechner Klaus Machacek<br />

Tel. (0 73 31) 4 11 54<br />

Kirchenmusik<br />

Gerhard Klumpp, Kirchenmusikdirektor<br />

Staufeneckstraße 7, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel./Fax (0 73 31) 6 13 77<br />

Online-Seelsorge<br />

http://www.ekd.de/internet/internetseelsorge.html<br />

Posaunenchorarbeit<br />

Armin Fischer<br />

Teilwiesenstraße 16, 73079 Süßen<br />

Tel. (0 71 62) 94 81 84<br />

Klinik-Seelsorge<br />

Christophsbad Göppingen<br />

Pfarrer Friedrich Sautter<br />

Tel. (0 71 61) 60 12 14<br />

Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />

Pfarrer Helmut Kienle<br />

Frauenstraße 14, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 6 92 42<br />

Ökumenische Sozialstation <strong>Geislingen</strong><br />

Steingrubestraße 4, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

IAV-Stelle, Tabea Astfalk, Tel. (0 73 31) 93 73-20<br />

Nachbarschaftshilfe, Ute Gröner,<br />

Tel. (0 73 31) 93 73-23<br />

Pflegedienst, Ute Kothe, Tel. (0 73 31) 93 73-21<br />

Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkr<strong>an</strong>ke<br />

und Suchtgefährdete<br />

Klaus Kohle, Madlen Wagner<br />

Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 45 81<br />

TelefonSeelsorge<br />

(kostenlose Rufnummern)<br />

0800 111 0 111 und 0800 111 0 222


Ich weiß nicht,<br />

ob Gott für <strong>mich</strong> noch da ist . . .<br />

Begegnung mit Menschen in Krisen<br />

FRIEDRICH SAUTTER<br />

„Sie sind Pfarrer in der Psychiatrie . . . <strong>das</strong> ist sicher keine<br />

leichte Aufgabe!“ So reagieren immer mal wieder Menschen,<br />

die sich nach der Gemeinde erkundigen, in der ich<br />

arbeite. Ist Klinikseelsorge in der Psychiatrie eine schwere<br />

Aufgabe? Ich empfinde <strong>das</strong> nicht so, sie ist nicht schwerer<br />

und nicht leichter als die eines Gemeindepfarrers, aber<br />

die Gewichte sind <strong>an</strong>ders verteilt.<br />

Das Leben ist schwermütiger<br />

Wir begegnen in unserer Arbeit überwiegend Menschen,<br />

die sich in einer Krise befinden. Die Grundstimmung ist<br />

schwermütiger als im Leben „draußen“. Und unsere Aufgabe<br />

besteht oft im „Mitaushalten“ von Ohnmacht,<br />

wenn Genesung l<strong>an</strong>ge auf sich warten lässt oder noch gar<br />

nicht in Sicht ist. Das braucht Kraft und den Glauben,<br />

<strong>das</strong>s Gott dabei ist und mit trägt.<br />

Einladung <strong>an</strong> den Tisch Jesu<br />

Spürbar wird <strong>das</strong> besonders in unseren Gottesdiensten<br />

am Sonntag in der Kapelle oder auf „geschützten Stationen“<br />

im Christophsheim. Wir feiern in jedem Gottesdienst<br />

Abendmahl und ich bin froh, <strong>das</strong>s wir zum „Tisch<br />

Jesu“ einladen dürfen. Wenn die „Gemeinde aus dem<br />

Christophsheim und Patienten aus der Klinik im Kreis um<br />

den Altar stehen, wird etwas spürbar von Jesu Zusage:<br />

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen<br />

seid, ich will euch erquicken.“ Wenn auch sonst unsere<br />

Gottesdienste nicht immer ruhig vonstatten gehen, und<br />

m<strong>an</strong>cher es nicht schafft, die g<strong>an</strong>ze Zeit über da zu bleiben<br />

– in der Abendmahlsgemeinschaft ist die Unruhe für<br />

einige Augenblicke aufgehoben. Für <strong>mich</strong> ist dies ein<br />

Symbol dafür, <strong>das</strong>s Jesus besonders bei denen ist, die eine<br />

Last zu tragen haben und unruhigen Herzens sind.<br />

Vom Glauben abgeschnitten<br />

Menschen, die <strong>an</strong> einer Depression leiden, erzählen<br />

davon, wie quälend diese Unruhe des Herzens sein k<strong>an</strong>n.<br />

Depression bedeutet ja nicht nur, <strong>das</strong>s jem<strong>an</strong>d niedergeschlagen<br />

ist oder keine Energie hat, seine täglichen<br />

Aufgaben zu meistern. Depression bedeutet auch, <strong>das</strong>s<br />

Gefühle wie versteinert sind und m<strong>an</strong> sich gleichzeitig<br />

innerlich getrieben fühlt. Und so wie die Gefühle abgeschnitten<br />

sind, so fühlen sich nicht wenige auch von<br />

ihrem Glauben abgeschnitten: „Gerade jetzt wo ich Gott<br />

so nötig bräuchte, k<strong>an</strong>n ich nicht mehr beten . . . ich weiß<br />

gar nicht mehr, ob er überhaupt noch für <strong>mich</strong> da ist".<br />

Ernstnehmen und mit Aushalten<br />

Solche Sätze begegnen uns oft in seelsorgerlichen Gesprächen<br />

und <strong>das</strong> sagen gerade Menschen, die bis dahin<br />

einen festen Glauben hatten. Oft sind es auch übergroße<br />

Schuldgefühle und Angst, die jem<strong>an</strong>den überfallen. <strong>Was</strong><br />

braucht ein Patient in dieser Situation von mir als Seelsorger?<br />

Zuallererst, <strong>das</strong>s ich ihn ernst nehme in seiner Not.<br />

Und ernst nehmen heißt, mit aushalten, <strong>das</strong>s er leidet und<br />

noch keinen Ausweg sieht. Wirklich trösten können wir<br />

jem<strong>an</strong>den in dieser Situation nicht. Aber unseren Glauben<br />

zur Verfügung stellen, ihm sagen, <strong>das</strong>s wir für ihn hoffen,<br />

<strong>das</strong> dürfen wir. Und dürfen für ihn beten.<br />

Da sein und wieder kommen<br />

Bei Besserung kommt es auch vor, <strong>das</strong>s gesagt wird: „Es<br />

war gut, <strong>das</strong>s Sie da waren und <strong>das</strong>s Sie wieder gekommen<br />

sind.“ Wie wichtig <strong>das</strong> „Wiederkommen“ ist, merke<br />

ich immer wieder. Und <strong>das</strong> gilt auch für Freunde und<br />

Verw<strong>an</strong>dte eines psychisch erkr<strong>an</strong>kten Menschen. Oft<br />

<strong>geht</strong> ja einem Klinikaufenthalt eine l<strong>an</strong>ge Leidensgeschichte<br />

zuhause voraus. Psychisch erkr<strong>an</strong>kte Menschen<br />

können Familienmitgliedern und Freunden viel abverl<strong>an</strong>gen<br />

und alle Beteiligten müde machen. Trotzdem ist es<br />

ein wichtiger Akt der Nächstenliebe, wenn ein psychisch<br />

erkr<strong>an</strong>kter Mensch erlebt, ich bin nicht allein gelassen.<br />

Es gibt Menschen, die <strong>an</strong> <strong>mich</strong> denken, auch wenn der<br />

Weg durch die Kr<strong>an</strong>kheit ein l<strong>an</strong>ger und mühsamer ist.<br />

Da genügen auch kleinere Zeichen des Dr<strong>an</strong>denkens, ein<br />

Anruf, ein Brief, ein kurzer Besuch. Die Sorge, wir könnten<br />

nicht die richtigen Worte finden, ist unnötig, denn was<br />

von Herzen kommt, kommt <strong>an</strong>.<br />

Friedrich Sautter<br />

ist Klinikseelsorger<br />

im Christophsbad in Göppingen<br />

und versieht die Stelle<br />

gemeinsam mit seiner Frau<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

31


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Wenn Dresden nach Glühwein und Stollen riecht<br />

Die ev<strong>an</strong>gelische Gehörlosengemeinde <strong>Geislingen</strong>/Göppingen unternahm eine Reise<br />

EDELTRAUD MEYER<br />

„Wir wollen einmal Dresden im Advent sehen“, wünschte<br />

sich die Gruppe der Gehörlosen, die zusammen mit mir<br />

die Jahrespl<strong>an</strong>ung für die Gehörlosenseelsorge in den<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>en <strong>Geislingen</strong> und Göppingen erstellt.<br />

16 Personen haben sich d<strong>an</strong>n entschieden, die Studienfahrt<br />

nach Dresden <strong>an</strong>zutreten. Auch der taub-blinde<br />

Thomas Hauser war darunter. Ihn begleitete Frau Kuhn.<br />

Sie studiert Gebärdensprache und will sich auf die Arbeit<br />

mit taub-blinden Menschen spezialisieren.<br />

Mit allen Sinnen hören<br />

Mit Hilfe von Frau Kuhn konnte auch Thomas Hauser mit<br />

allen Teilnehmenden kommunizieren. Gehörlose Menschen<br />

lesen Gespräche von den Lippen ab. Nur ein Teil<br />

der Laute (etwa 30 %) sind dabei eindeutig abzulesen, der<br />

Rest muss aus dem Zusammenh<strong>an</strong>g kombiniert werden.<br />

Unterein<strong>an</strong>der verständigen sich gehörlose Menschen in<br />

der Gebärdensprache. H<strong>an</strong>dzeichen, Mimik und Körpersprache<br />

zusammen bilden eine vollständige Sprache, in<br />

der sie sich unbehindert verständigen können. Die deutsche<br />

Gebärdensprache (DGS) ist als eigenständige Sprache<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Taub-Blinde sind bei der Kommunikation g<strong>an</strong>z<br />

auf ihren Tastsinn <strong>an</strong>gewiesen. Die Worte werden ihnen<br />

sozusagen in die H<strong>an</strong>d „geschrieben“. Der Fachausdruck<br />

dafür heißt „lormen“. Die Hände müssen also die Augen,<br />

die Ohren und die Stimme ersetzen.<br />

Gehörloser schuf neue Zwinger-Krone<br />

Unsere Stadtführerin war eine gehörlose Dresdnerin. Auf<br />

besonderes Interesse stieß die Auskunft: „Ein Gehörloser<br />

schuf die neue Krone auf dem Dresdner Zwinger“. Sie<br />

berichtete: Beim Bomben<strong>an</strong>griff auf Dresden am 14.<br />

Februar 1945 wurde auch der Zwinger zerstört. Doch<br />

schon bald nach dem Krieg ging die Bevölkerung dar<strong>an</strong>,<br />

ihre Stadt wieder aufzubauen. So kam es, <strong>das</strong>s auch eine<br />

Ausschreibung erfolgte, wer die Krone vom Kronentor<br />

des Zwingers nach alten Vorlagen neu schaffen könne.<br />

Der gehörlose Kupferschmied Alfred Hörnig aus Dresden<br />

vollbrachte <strong>das</strong> Werk. Einige Reiseteilnehmer konnten sich<br />

selbst noch gut <strong>an</strong> die Bombennächte in Dresden erinnern,<br />

die sie als Kinder in Kellern miterlebt hatten.<br />

Natürlich besuchten wir auch den berühmten Striezelmarkt.<br />

Hier wurden der schöne Weihnachtsschmuck aus<br />

dem Erzgebirge bewundert und Dresdner Stollen gekauft.<br />

Thomas Hauser genoss die Gerüche und Düfte des Weihnachtsmarktes<br />

und wollte auch Dresdner Kaffeehausatmosphäre<br />

erleben. Wer noch nicht genug hatte,<br />

besuchte noch weitere Weihnachtsmärkte in der Stadt.<br />

Bei der Heimfahrt herrschte die einstimmige Meinung:<br />

Das waren schöne Tage.<br />

32 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Der Alltag ist voller Hindernisse<br />

Öfter wird gefragt: „Lohnt es sich überhaupt, für Gehörlose<br />

Angebote zu machen?“ Meine Antwort: „G<strong>an</strong>z klar!“<br />

Ungefähr jeder tausendste Mensch in Deutschl<strong>an</strong>d ist<br />

gehörlos. Die gehörlosen Menschen können nur eingeschränkt<br />

<strong>an</strong> der täglichen Kommunikation teilnehmen. Sie<br />

können Gesprächen nur schwer folgen, <strong>das</strong> Radio nicht<br />

benutzen und sind beim Fernsehen auf die wenigen Sendungen<br />

mit Untertitel <strong>an</strong>gewiesen.<br />

Nicht nur im Alltag, sondern auch im kirchlichen Leben<br />

sind gehörlose Menschen von der „normalen“ Kommunikation<br />

ausgeschlossen. Sie sind zwar Mitglied der jeweiligen<br />

Kirchengemeinde ihres Wohnortes, doch eine Teilnahme<br />

<strong>an</strong> den Ver<strong>an</strong>staltungen und ein Mitfeiern der<br />

Gottesdienste ist für gehörlose und schwerhörige Menschen<br />

voller Hindernisse, mühsam und unbefriedigend.<br />

In den <strong>Kirchenbezirk</strong>en <strong>Geislingen</strong> und Göppingen sind<br />

etwa 200 bis 300 Menschen gehörlos. Am ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Gottesdienst in Gebärdensprache, der einmal im Monat<br />

gefeiert wird, nehmen durchschnittlich zw<strong>an</strong>zig Gehörlose<br />

teil. Er findet im Gemeindehaus der Oberhofengemeinde<br />

in Göppingen statt. Einen ökumenischen Gottesdienst in<br />

Gebärdensprache feiern wir alle zwei Monate in St. Joh<strong>an</strong>nes<br />

in <strong>Geislingen</strong>. Auch dazu kommen etwa 20 bis 30<br />

Gehörlose.<br />

Edeltraud Meyer ist<br />

Gehörlosen-Seelsorgerin in den<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>en<br />

<strong>Geislingen</strong> und Göppingen<br />

Die aktuellen Termine der Gottesdienste und<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen sind zu finden im Video-Text<br />

von SWR 3, ab Tafel 685 und im Ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Gemeindeblatt für Württemberg


Aus-Sicht<br />

Seelsorge für blinde und sehbehinderte Menschen<br />

FRIEDERIKE MAIER<br />

Aus-Sicht: aus mit der Sicht<br />

„aus:sicht“, so heißt <strong>das</strong> Dunkelrestaur<strong>an</strong>t, <strong>das</strong> ich im<br />

Februar besucht habe. Und drinnen ist es wirklich aus mit<br />

der Sicht: Der Eing<strong>an</strong>g mit schwarzen Tüchern verhängt;<br />

wer durch die „Schleuse“ hindurch ist, steht im Dunkeln.<br />

Stockduster, nichts zu sehen, kein Funken Licht.<br />

Aus-Sicht: aus Sicht von blinden Menschen<br />

Einen Abend l<strong>an</strong>g versuche ich zu erfahren, wie blinde<br />

und sehbehinderte Menschen leben: Ich sehe nicht, wo<br />

ich bin. Wer ist neben mir? Wo steht mein Glas? Habe<br />

ich noch etwas auf meinem Teller? Geräusche und<br />

Gerüche nehme ich deutlich war. Ich bin unsicher.<br />

Aus-Sicht: eine Aussicht haben,<br />

auch wenn ich nichts sehe<br />

Gut, <strong>das</strong>s es den blinden Tischkellner gibt. Er hat <strong>mich</strong><br />

sicher <strong>an</strong> meinen Platz geführt. Wenn ich rufe, ist er da.<br />

Er findet <strong>das</strong> Geldstück, <strong>das</strong> mir unter den Tisch gefallen<br />

ist. Sein hilfreicher Beist<strong>an</strong>d lässt Vertrauen wagen. Meine<br />

Freundin sitzt neben mir. Ihre Nähe gibt mir Sicherheit.<br />

Beide bieten Aussicht im nicht sehen können.<br />

Der Abend im Dunkelrestaur<strong>an</strong>t war eine wichtige Erfahrung<br />

für <strong>mich</strong>.<br />

Genaueres zum Dunkelrestaur<strong>an</strong>t steht im Internet unter<br />

www.aus-sicht.de<br />

Als Pfarrerin im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> bin ich mit der<br />

Blindenseelsorge beauftragt. Blinde, Sehbehinderte und<br />

deren Angehörige und Freunde können sich gerne <strong>an</strong><br />

<strong>mich</strong> wenden – auch Sie!<br />

Sie haben Aussicht auf seelsorgerliche Begleitung,<br />

Kontakt zu <strong>an</strong>deren Betroffenen und Hilfestellung vom<br />

Ev<strong>an</strong>gelischen Blinden- und Sehbehindertendienst in<br />

Württemberg e.V. (EBSD).<br />

In <strong>Geislingen</strong> ist jeden dritten Dienstag im Monat um<br />

14 Uhr im Samariterstift Treffpunkt für Blinde, Sehbehinderte<br />

und deren Angehörige und Freunde.<br />

Friederike Maier<br />

ist Pfarrerin in Süssen<br />

und zuständig für die Seelsorge<br />

<strong>an</strong> Blinden und Sehbehinderten<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

33


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Trotz weniger PfarrerInnen<br />

mehr Zeit für die Gemeinden<br />

Zur Pfarrpl<strong>an</strong>-Runde 2011 im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

GERLINDE HÜHN<br />

Das Wichtigste am Pfarramt ist die Arbeit mit den<br />

Menschen in den Gemeinden vor Ort. Wie k<strong>an</strong>n erreicht<br />

werden, <strong>das</strong>s möglichst viel Zeit für die Basisarbeit –<br />

Seelsorge, Gottesdienste, Besuche, Unterricht – übrig<br />

bleibt, obwohl die Zahl der Pfarrstellen abnimmt? Der<br />

Trend in der L<strong>an</strong>deskirche <strong>geht</strong> in die Richtung: Immer<br />

weniger Pfarrerinnen und Pfarrer für immer mehr Gemeindeglieder.<br />

Derzeit entfallen auf eine Pfarrstelle durchschnittlich<br />

1.800 Gemeindeglieder. Dieser Trend macht<br />

auch vor dem Dek<strong>an</strong>at <strong>Geislingen</strong> nicht halt. Bis 2011<br />

ist eine g<strong>an</strong>ze Pfarrstelle einzusparen.<br />

Methode Rasenmäher reicht nicht<br />

Im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> gibt es viele kleinere Gemeinden<br />

mit ca. 1.000 Gemeindegliedern. Hier einfach die<br />

Pfarrstellen-Prozentsätze zu senken, würde für die Arbeit<br />

mit und <strong>an</strong> den Menschen vor Ort immer weniger Zeit<br />

übrig lassen, während relativ viel Zeit für den Leitungsgrundaufw<strong>an</strong>d<br />

und für Verwaltung gebraucht werden.<br />

Es helfen nur strukturelle Veränderungen, die Synergien<br />

beim Leitungsaufw<strong>an</strong>d zum Ziel haben, damit in der<br />

Gemeinde Basisarbeit mehr <strong>an</strong>kommt.<br />

<strong>Was</strong> hilft es, wenn Gemeinden einen Pfarrer vor Ort<br />

haben, dieser aber keine Zeit für die Menschen hat? <strong>Was</strong><br />

hilft es, wenn eine Gemeinde zwar eine kleine, eigenständige<br />

Pfarrstelle hat, sich aber niem<strong>an</strong>d darauf bewerben<br />

möchte? <strong>Was</strong> hilft es, wenn zwar <strong>das</strong> Pfarrhaus vor Ort<br />

bewohnt werden würde, die Gemeinde sich aber <strong>das</strong><br />

Pfarrhaus bald fin<strong>an</strong>ziell nicht mehr leisten k<strong>an</strong>n?<br />

Die Methode Rasenmäher, überall ein bisschen kürzen,<br />

hilft da nicht weiter.<br />

Die Bezirkssynode hat folgende grundsätzliche<br />

Ziele beschlossen:<br />

1. Die Gemeinden von der Struktur her zukunftsfähig<br />

machen.<br />

Die demographische Abwärtsentwicklung wird weitergehen<br />

und es werden bei den nächsten Pfarrpl<strong>an</strong>runden<br />

immer höher werdende Gemeindegliederzahlen<br />

pro Pfarrstelle in Rechnung gestellt.<br />

2. Die Zahl der Pfarrstellen mit reduziertem Dienstauftrag<br />

in einem vernünftigen Maß halten.<br />

3. Keine isoliert liegende Pfarrstellen mit reduziertem<br />

Dienstauftrag einrichten, sondern diese in einen nachbarschaftlichen<br />

Verbund eingliedern.<br />

4. Keine einzelnen 50 %-Pfarrstellen mit Geschäftsführung.<br />

Das erfordert zuviel Arbeitszeit für die Geschäftsführung.<br />

Bei Teilzeitstellen eine eindeutige Konzentration auf<br />

die pastorale Aufgabe bewirken.<br />

34 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

5. Kommunal zusammengehörende Gemeinden enger<br />

aufein<strong>an</strong>der beziehen<br />

6. Verwaltung straffen, Synergieeffekte nutzen.<br />

7. Die übergemeindliche Kooperation in verlässliche Formen<br />

gießen.<br />

8. Strukturelle Klärung mit Hilfe der Gemeindeberatung<br />

vor der Umsetzung des Pfarrpl<strong>an</strong>s durchführen.<br />

9. Wichtig ist der Gemeindeentwicklungsprozess, die<br />

Rechtsform ist im Prozess zu entwickeln.<br />

10.Gemeinden, die fusionieren, also starke Einschnitte in<br />

ihre Struktur und Gemeindeidentität mit Hilfe einer<br />

Gemeindeberatung bearbeiten müssen, werden bei<br />

dieser Pfarrpl<strong>an</strong>-Runde 2011 übersprungen.<br />

11. Möglichst nicht bei Pfarrstellen kürzen, die bei der<br />

ersten Pfarrpl<strong>an</strong>-Runde gekürzt wurden.<br />

12.Vermutete bessere Besetzbarkeit der Pfarrstelle<br />

erreichen.<br />

Gemeinden entwickeln Ziele<br />

Strukturelle Veränderungen können nicht übergestülpt<br />

werden, sondern müssen von den Beteiligten vor Ort<br />

gemeinsam erarbeitet werden, damit sie auf die Situation<br />

passen und in der Gemeinde <strong>an</strong>genommen werden. Der<br />

neue Pfarrpl<strong>an</strong>-Prozess sieht für den <strong>Kirchenbezirk</strong> Gemeindeberatungs-Prozesse<br />

in großem Stil vor. Wie läuft so ein<br />

Beratungsprozess ab?<br />

Ein Moderator von außen wird mit Vertretern aus den<br />

beteiligten Gemeinden <strong>an</strong> einem Wochenende und in mehreren<br />

folgenden Sitzungen einen Beratungsprozess durchführen.<br />

Dort werden alle Einwände bearbeitet, gemeinsame<br />

Ziele und Visionen entwickelt, mehrere Szenarien mit<br />

Stärken und Schwächen zusammen gestellt, über die d<strong>an</strong>n<br />

in den Kirchengemeinderäten abgestimmt wird.<br />

Die Bezirkssynode hat über den Pfarrpl<strong>an</strong> 2011 entschieden


Ziel ist es, neue Formen der Kooperation zu entwickeln,<br />

die viel Arbeitszeit für die pastoralen Kernaufgaben übrig<br />

lassen, möglichst effektive Verwaltungs- und Leitungsstrukturen<br />

zu entwickeln und möglichst intensive Zusammenarbeit<br />

über Gemeindegrenzen hinweg zu erreichen.<br />

Die Kosten der Beratungsprozesse trägt der Innovationsfonds<br />

des <strong>Kirchenbezirk</strong>s.<br />

Wo liegt der Vorteil? Solch ein Beratungsprozess kostet<br />

zwar viel Zeit, bringt aber den Gewinn, <strong>das</strong>s die gesamte<br />

Gemeindearbeit unter die Lupe genommen wird und die<br />

nachbarschaftlichen Gemeindebeziehungen auf eine tragfähige<br />

Grundlage gestellt werden, so wie es Prediger<br />

4, 12 formuliert: Einer mag überwältigt werden, aber zwei<br />

können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt<br />

nicht leicht entzwei.<br />

Gerlinde Hühn,<br />

Dek<strong>an</strong>in<br />

Im Einzelnen hat die Bezirkssynode zum<br />

Pfarrpl<strong>an</strong> 2011 beschlossen:<br />

Die Gemeinden Bad Überkingen, Hausen und<br />

Unterböhringen werden aufgefordert, sich auf<br />

einen hinsichtlich der Rechtsform ergebnisoffenen<br />

Gemeindeentwicklungsprozess einzulassen mit<br />

dem Ziel, die Zahl der Pfarrstellen von 200 %<br />

auf 175 % zu reduzieren und bei 175 % Pfarrstellen<br />

möglichst intensive Zusammenarbeit zu<br />

erreichen.<br />

Einen dem entsprechenden Gemeindeentwicklungsprozess<br />

müssen auch die Kirchengemeinden<br />

Deggingen-Bad Ditzenbach, Auendorf, Gruibingen<br />

und Wiesensteig beginnen, mit dem Ziel, die<br />

Pfarrstellen von insgesamt 350 % auf 300 % zu<br />

reduzieren.<br />

Die jeweiligen Beratungen müssen nach l<strong>an</strong>deskirchlicher<br />

Vorgabe im März 2007 abgeschlossen<br />

werden.<br />

Die beiden Pfarrstellen Türkheim (derzeit 75 %)<br />

und Aufhausen (derzeit 50 %) werden nach dem<br />

Synodenbeschluss zu einer 100 %-igen Pfarrstelle<br />

zusammengelegt. Die Pfarrstelle Aufhausen wird<br />

aufgehoben und künftig von der Pfarrstelle<br />

Türkheim mit versehen.<br />

Die Geislinger Gemeinden Markuskirche und<br />

Martinskirche bzw. Stadtkirche und Pauluskirche<br />

haben sich jeweils mitein<strong>an</strong>der auf einen Fusionsprozess<br />

eingelassen und werden deshalb bei der<br />

diesmaligen Pfarrstellen-Kürzung übersprungen.<br />

Am Anf<strong>an</strong>g hat <strong>das</strong> Geld<br />

für alle gereicht<br />

Zur allgemeinen Fin<strong>an</strong>zlage im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

GERLINDE HÜHN<br />

Vor sieben Jahren hat die Bezirkssynode einen wegweisenden<br />

Beschluss gefasst: Die Kirchengemeinden erhalten<br />

budgetierte Zuweisungen aus Kirchensteuermitteln zur<br />

Erstellung ihrer Haushaltspläne. Dies geschah auf vielfältigen<br />

Wunsch, denn so weiß m<strong>an</strong> genau und verlässlich,<br />

wie viel Geld der Gemeindearbeit zur Verfügung steht,<br />

und eventuelle Ersparnisse bleiben der Gemeinde erhalten.<br />

Am Anf<strong>an</strong>g hat <strong>das</strong> Geld für alle gereicht. Für die meisten<br />

Gemeinden war <strong>das</strong> Budget zunächst sogar höher als der<br />

Bedarf. So konnten sie gut wirtschaften. Mal etwas<br />

Besonderes <strong>an</strong>schaffen, größere Projekte fin<strong>an</strong>zieren oder<br />

Rücklagen für Gebäude bilden.<br />

Aber wie überall so auch hier: die Kosten steigen und die<br />

Gesamteinnahmen des <strong>Kirchenbezirk</strong>s sinken. Nachdem<br />

eine mittelfristige Fin<strong>an</strong>zpl<strong>an</strong>ung für den <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

längst vorliegt, wurde nun auch eine mittelfristige Fin<strong>an</strong>zpl<strong>an</strong>ung<br />

2006 bis 2011 für die Gemeinden erarbeitet. Sie<br />

zeigt auf, <strong>das</strong>s die meisten Gemeindehaushalte von einer<br />

Überschusslage ins Minus rutschen.<br />

Sachkundig und kreativ<br />

Den Pfarrerinnen und Pfarrern gab ich die Anregung,<br />

einen Fin<strong>an</strong>z- und Strukturausschuss in den Gemeinden<br />

zu gründen, zu dem neben Kirchengemeinderäten auch<br />

<strong>an</strong>dere sachkundige Gemeindeglieder hinzugezogen werden<br />

können. In diesem Ausschuss sollen die Fin<strong>an</strong>zprobleme<br />

gemeinsam gesichtet und Lösungsmöglichkeiten<br />

erarbeitet werden.<br />

Einige Gemeinden sind da auf einem guten Weg. Hilfreich<br />

ist eine Gemeindeversammlung, bei der mit geeigneten<br />

Schaubildern informiert wird und die Kompetenz der<br />

Gemeindeglieder <strong>an</strong>geregt und<br />

einbezogen wird.<br />

Im <strong>Kirchenbezirk</strong> wurden bereits<br />

einige Anregungen für ein<br />

Fundraising entwickelt: Photovoltaik-Anlagen<br />

einrichten auf<br />

den Dächern kirchlicher Gebäude<br />

(siehe Bericht Seite 50),<br />

Immobilienbest<strong>an</strong>d überprüfen.<br />

Gemeinden mit denkmalgeschützten<br />

Kirchen können<br />

darüber nachdenken, eine<br />

Stiftung nach Geislinger Vorbild<br />

zu gründen, die längerfristig<br />

die Erhaltung des Kirchengebäudes sichern hilft.<br />

Der <strong>Kirchenbezirk</strong> fin<strong>an</strong>ziert derzeit die Ausbildung eines<br />

Pfarrers zum Fundraiser. Er wird nach Abschluss dieser<br />

Ausbildung die Gemeinden kostengünstig beraten.<br />

Gerlinde Hühn, Dek<strong>an</strong>in<br />

Die katholische Gesamtkirchengemeinde<br />

<strong>Geislingen</strong> tritt der<br />

Drei-Kirchen-Stiftung bei.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

35


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Ökumene zum Anfassen – Eindrücke eines<br />

Aufenthaltes in der südindischen Partnerkirche<br />

DR. ELFRIEDE NUSSER-ROTHERMUNDT<br />

Direkt nach dem Examen verweilten die beiden Kr<strong>an</strong>kenschwestern<br />

Nadine Kümmel und Dorothee Stegmeyer drei<br />

Monate in unserer Partnerdiözese Nord-Kerala. Wieder<br />

zurück in <strong>Geislingen</strong> erzählten sie über ihren Aufenthalt.<br />

Die Fragen stellte Dr. Elfriede Nusser-Rothermundt,<br />

Vorsitzende des Indien-Partnerschafts-Auschusses des<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s.<br />

<strong>Was</strong> hat Sie bewegt nach Indien zu gehen?<br />

Dorothee: Es war schon immer mein Traum nach Indien<br />

in Zusammenh<strong>an</strong>g mit hum<strong>an</strong>itärer Hilfe zu gehen. Mich<br />

interessiert <strong>das</strong> L<strong>an</strong>d, die Kultur und die Menschen. Ich<br />

habe <strong>mich</strong> deswegen seit Jahren damit beschäftigt und<br />

<strong>mich</strong> darüber informiert. Außerdem wurde mein Interesse<br />

verstärkt durch die beiden Kr<strong>an</strong>kenschwestern T<strong>an</strong>ja Lude<br />

und Yvonne Weigelt, die vor einigen Jahren ebenfalls in<br />

Kerala waren. Somit habe ich <strong>mich</strong> erkundigt und bin<br />

d<strong>an</strong>n bei Ihnen gel<strong>an</strong>det.<br />

Nadine: In mir drin steckte schon l<strong>an</strong>ge der Wunsch ins<br />

Ausl<strong>an</strong>d zu gehen. Einen Aufenthalt dort noch zusätzlich<br />

mit einem Einsatz in einem Kr<strong>an</strong>kenhaus zu verbinden,<br />

war ein Traum. Das Interesse <strong>an</strong> fremden Kulturen, Ländern<br />

und Menschen schlummerte schon l<strong>an</strong>ge in mir.<br />

Zum Ausbruch kam es d<strong>an</strong>n, als ich von T<strong>an</strong>ja Lude und<br />

Yvonne Weigelt einen Vortrag über Kerala hörte. Der<br />

Funke spr<strong>an</strong>g sofort über. Sie als Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses<br />

haben d<strong>an</strong>n die erste Verbindung hergestellt.<br />

Als die Delegation aus Kerala in <strong>Geislingen</strong> zu<br />

Besuch war, konnten wir schon den ersten persönlichen<br />

Kontakt knüpfen.<br />

Sie haben in einem Wohnheim für Kr<strong>an</strong>kenschwesternschülerinnen<br />

gelebt.<br />

<strong>Was</strong> haben Sie über <strong>das</strong> Leben der Schülerinnen<br />

erfahren?<br />

Woher kommen die Schülerinnen, die sich <strong>an</strong> einer<br />

christlichen Kr<strong>an</strong>kenpflegeschule ausbilden lassen?<br />

Dorothee: Die 12 Schülerinnen im Alter von 17 bis 29<br />

Jahren kommen aus sehr armen Gegenden, zum Beispiel<br />

aus der Region Munnar, einer Bergstation mit Teepl<strong>an</strong>tagen.<br />

Weil sie aus sehr armen Verhältnissen kommen, werden<br />

die Schülerinnen von der Kirche dort unterstützt,<br />

zum Teil auch von Ärzten im Hospital in Codacal, damit<br />

sie die zweijährige Ausbildung zur Missionskr<strong>an</strong>kenschwester<br />

absolvieren können. Diese kostet 400 Rupien<br />

pro Monat. Das sind 8 Euro, die für Unterkunft und Verpflegung<br />

zu zahlen sind.<br />

Sie leben alle 12 in 3 Zimmern mit jeweils 2 Stockbetten.<br />

Sie haben 2 Badezimmer mit Dusche und WC zur Verfügung.<br />

Sie haben getrennt von uns gegessen, teilweise<br />

36 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

auch <strong>an</strong>deres Essen bekommen und durften <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />

keinen Kontakt zu uns aufbauen. Die Schülerinnen dürfen<br />

nur zweimal im Jahr für jeweils 10 Tage nach Hause zu<br />

ihren Familien fahren. Die Schülerinnen besitzen nicht<br />

viel, aber mit dem, was sie haben sind sie zufrieden.<br />

Können Sie schildern, welche Art von Ausbildung die<br />

Schwestern dort erhalten?<br />

Dorothee: Die Ausbildung zur Missionskr<strong>an</strong>kenschwester<br />

dauert 2 Jahre, wobei jeweils einmal im Jahr für einen<br />

Monat l<strong>an</strong>g ein Kurs für Anatomie und Kr<strong>an</strong>kheitslehre<br />

stattfindet. Sonst haben sie von morgens bis abends<br />

Bibelstudium, dazu noch Unterricht und Prüfungen über<br />

bestimmte Bibelabschnitte. Der Unterricht erstreckt sich<br />

teilweise sogar bis nachts um 22.30 Uhr. Gearbeitet wird<br />

von Montag bis Samstag, nur der Sonntag ist frei.<br />

Sie haben in einem christlichen Kr<strong>an</strong>kenhaus gearbeitet,<br />

<strong>das</strong> in einer überwiegend muslimischen Gegend von<br />

Nord-Kerala liegt. Wie haben Sie <strong>das</strong> Zusammenleben<br />

von Christen und Muslimen innerhalb und außerhalb<br />

des Kr<strong>an</strong>kenhauses kennen gelernt?<br />

Nadine: Innerhalb der Klinik herrscht unter den Religionen<br />

Frieden, zumal <strong>das</strong> Personal auch aus Angehörigen<br />

verschiedener Religionen besteht. Die Klinik selbst ist<br />

christlich, die Bewohner in Codacal sind zu 90 % Muslime,<br />

zu 9% Hindus und nur zu 1 % Prozent Christen.<br />

Aus diesem Grund sind die meisten Patienten Moslems.<br />

Wir haben jedoch erfahren, <strong>das</strong>s m<strong>an</strong>che Leute ungern<br />

in ein christliches Kr<strong>an</strong>kenhaus gehen. Uns wurde gesagt,<br />

<strong>das</strong>s es ein gelöstes Zusammenleben innerhalb der Religionen<br />

eher in den Städten gibt. Auf dem L<strong>an</strong>d ist m<strong>an</strong><br />

eher kritisch. Diese Meinung hat sich für uns aber nicht<br />

bestätigt.


Einsatz im Kr<strong>an</strong>kenhaus in Nord-Kerala Zusammen mit indischen Kr<strong>an</strong>kenpflegeschülerinnen<br />

Wie unterscheidet sich der Kr<strong>an</strong>kenhausalltag in einem<br />

christlichen Kr<strong>an</strong>kenhaus Indiens von dem Alltag einer<br />

deutschen Klinik?<br />

Dorothee: Um 8.30 Uhr beginnt in der Klinik die morgendliche<br />

Andacht, die für Schülerinnen, egal welcher<br />

Religion, Pflicht ist. Für <strong>das</strong> restliche Personal ist der<br />

Besuch der Andacht freiwillig. Es wird gesungen, aus der<br />

Bibel gelesen und eine kleine Bibelstelle in Form einer<br />

Predigt ausgelegt. Geleitet wird die Andacht vom Klinikdirektor<br />

und der Seelsorgerin.<br />

Im Kr<strong>an</strong>kenhaus herrscht ein Zweischichtenbetrieb. Es<br />

gibt eine Tagschicht von 9.30 bis 17.30 Uhr und eine<br />

Nachtschicht von 17.30 bis 9.30 Uhr. Die Schülerinnen<br />

sind überwiegend für die pflegerischen Arbeiten zuständig.<br />

Um <strong>das</strong> <strong>Was</strong>chen und die Nahrungsaufnahme der<br />

Patienten sorgen sich die jeweiligen Familien<strong>an</strong>gehörigen.<br />

<strong>Was</strong> war für Sie <strong>das</strong> Ereignis, <strong>das</strong> Sie am meisten<br />

befremdet hat?<br />

Nadine: Oh, da hat es nicht nur eines gegeben.<br />

Eines war eine Frau im Kreißsaal, die seit 6 Jahren Witwe,<br />

somit illegal schw<strong>an</strong>ger war. Die Angehörigen haben ihr<br />

gedroht sie zu töten, wenn sie <strong>das</strong> Kind nicht tötet.<br />

So hat diese Frau ihr Baby nach einem Tag erstickt. Die<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaft war nicht legal, dafür aber der Mord,<br />

jedenfalls in den Augen der Angehörigen.<br />

Außerdem war es erschreckend und traurig zu hören,<br />

<strong>das</strong>s die Schülerinnen keinen Kontakt mit ihrer Familie<br />

haben dürfen. Nicht einmal <strong>an</strong> ihrem Geburtstag dürfen<br />

sie <strong>an</strong>gerufen werden.<br />

Befremdet haben uns noch die Ehen, die in Indien unabhängig<br />

von sozialem Niveau und Religionszugehörigkeit<br />

üblicherweise von den Eltern der Heiratenden arr<strong>an</strong>giert<br />

werden. Es wird nach passendem St<strong>an</strong>d, Beruf und Familie,<br />

nicht nach Persönlichkeit ausgesucht. „Die Liebe<br />

kommt erst nach der Hochzeit“, sagen die Inder.<br />

Na ja, hoffentlich!<br />

Hätten Sie Lust auf einen weiteren Aufenthalt?<br />

Dorothee: Ja, auf jeden Fall. Es war trotz erschütternder Erlebnisse<br />

ein fast viermonatiger Aufenthalt voller unvergesslicher<br />

Ereignisse und Lebenserfahrung, die uns keiner mehr<br />

nehmen k<strong>an</strong>n. Wir haben nicht nur Freunde gewonnen,<br />

sondern auch für uns selbst gelernt. Es ist nicht selbstverständlich,<br />

fließend <strong>Was</strong>ser und Strom aus der Steckdose zu<br />

haben. Auch <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> mit Wenigem zufrieden sein und<br />

Mitmenschen offen und herzlich begegnen k<strong>an</strong>n; und <strong>das</strong>s<br />

m<strong>an</strong> nicht zu sehr auf sich selbst bedacht ist.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

37


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

KonfiCamp und Freundeskreis<br />

MARTIN GEIGER<br />

Im letzen Jahr ver<strong>an</strong>staltete <strong>das</strong> ejw zum ersten Mal<br />

ein Wochenende für alle neuen Konfirm<strong>an</strong>den aus dem<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>. Das KonfiCamp unter dem Motto „grenzenlos“<br />

stieß sowohl bei den 200 Konfis als auch bei den<br />

vielen Mitarbeitern aus den Gemeinden auf Begeisterung.<br />

Deshalb waren sich alle einig, <strong>das</strong>s auch im Jahr 2006<br />

wieder ein KonfiCamp <strong>an</strong>geboten werden soll. Die Vorbereitungen<br />

liefen auf Hochtouren und die Reson<strong>an</strong>z aus<br />

den Kirchengemeinden sprach für sich: Fast alle Gemeinden<br />

nahmen geschlossen <strong>an</strong> diesem Wochenende teil.<br />

ERlebtes KonfiCamp<br />

Das Thema des diesjährigen Camps lautete „ERlebt“.<br />

Ob in der Familie, im Freundeskreis, in der Schule oder in<br />

der Freizeit - erlebt haben die Konfirm<strong>an</strong>den schon vieles.<br />

Auf dem KonfiCamp wurde aufgezeigt, <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> mit<br />

Gott auch im Alltag eine Menge erleben k<strong>an</strong>n. Auf dem<br />

Programm st<strong>an</strong>den Angebote wie Workshops, Impulse,<br />

Aktionen in der Großgruppe und ein gemeinsamer Gott-<br />

38 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

esdienst. Aber es gab auch genügend freie Zeit, um sich<br />

unterein<strong>an</strong>der kennen zu lernen.<br />

Das Vorbereitungsteam wird sich in diesem Jahr noch<br />

stärker um die Nacharbeit des Camps kümmern. Die bessere<br />

Verknüpfung und Einbindung in bestehende Gruppen<br />

und Kreise, Jugendgottesdienste, sowie eine spätere Mitarbeit<br />

in der Gemeinde oder im Bezirk ist hier <strong>das</strong> Ziel.<br />

Damit diese Arbeit eine tragfähige Grundlage hat, besteht<br />

seit 2000 der Freundeskreis des Ev<strong>an</strong>gelischen Jugendwerks<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong>. Sein Ziel ist die geistliche,<br />

ideelle und fin<strong>an</strong>zielle Förderung der Kinder- und<br />

Jugendarbeit des ejw.


Die Arbeit im Jugendwerk steht und fällt mit ihren Mitarbeitenden<br />

– junge Leute, die sich in ihrer Freizeit für<br />

<strong>an</strong>dere engagieren. Die Begleitung der ehrenamtlichen<br />

Neue Mitarbeitende gewinnen<br />

BIRGIT ABT<br />

Menschen für die Arbeit mit Jugendlichen zu begeistern,<br />

nicht die Lücken in der Jugendarbeit vor Ort und im EJW<br />

zu füllen, war <strong>das</strong> Ziel von zwei Projekten des Jugendwerks.<br />

Prinzip Sehnsucht<br />

Ein Motivationsseminar mit dem Titel „Prinzip Sehnsucht“<br />

war der Beginn einer dreiteiligen Ver<strong>an</strong>staltungsreihe, bei<br />

der m<strong>an</strong> sich mit der Jugend von heute intensiv befasste.<br />

Wie denkt, fühlt und h<strong>an</strong>delt sie? <strong>Was</strong> gibt es für Erinnerungen<br />

<strong>an</strong> die eigene Jugendzeit? Welche Formen der<br />

Jugendarbeit sind möglich? Welche Rolle spielen Jugendmitarbeitende?<br />

Anschließend wurden für Jugendliche und Erwachsene<br />

einzelne Aktionstage zu bestimmten Themen durchgeführt.<br />

Daraus können sich regelmäßige Gruppenstunden<br />

entwickeln.<br />

Trainee-Programm<br />

Bei dem zweiten Projekt, dem „Trainee-Programm“, werden<br />

gezielt Jugendliche <strong>an</strong>gesprochen. In Kleingruppen<br />

werden mit den Jugendlichen die Inhalte der folgenden<br />

Themenblöcken erarbeitet: Soziale und personale Kompetenz,<br />

Spiritualität, didaktische und methodische Kompetenz,<br />

kommunikative Kompetenz, Schule, org<strong>an</strong>isatorische<br />

und rechtliche Kompetenz.<br />

Am Ende der Ausbildung haben die Jugendlichen eine<br />

Menge gelernt, <strong>das</strong> sie nicht nur als Mitarbeitende in einer<br />

Gruppe nützen können, sondern ihnen auf ihrem weiteren<br />

Mitarbeiter in ihren Gruppen und Kreisen in den einzelnen<br />

Kirchengemeinden gehört zur Alltagsarbeit der<br />

hauptamtlichen Jugendreferenten Sabine Angnes und<br />

Peter Fischer sowie des Praktik<strong>an</strong>ten Sebasti<strong>an</strong> Prass.<br />

Unverzichtbare kirchliche Arbeit<br />

Dieses Angebot sieht der ejw-Freundeskreis als ein<br />

wichtiges und unverzichtbares Element kirchlicher Arbeit.<br />

Nachdem der <strong>Kirchenbezirk</strong> aufgrund der geringeren<br />

Kirchensteuermittel nur noch eine Stelle eines hauptamtlichen<br />

Jugendreferenten fin<strong>an</strong>zieren k<strong>an</strong>n, hat es sich der<br />

Freundeskreis zum Ziel gesetzt, die zweite Stelle eines<br />

Jugendreferenten mitzufin<strong>an</strong>zieren.<br />

Hierzu ist er darauf <strong>an</strong>gewiesen, weitere Mitglieder zu<br />

gewinnen, Opfer von den Kirchengemeinden für die<br />

Jugendarbeit zu bekommen oder Spenden von Menschen,<br />

denen die Jugendarbeit am Herzen liegt.<br />

Walter B<strong>an</strong>tleon<br />

ist Vorsitzender des Freundeskreises<br />

Martin Geiger<br />

ist 2. Vorsitzender des ejw<br />

Lebensweg nützlich ist. Sie wissen, wie m<strong>an</strong> sich streitet,<br />

ohne sich in die Haare zu kommen, und was m<strong>an</strong> bei<br />

Projekten sonst noch beachten muss. Sie bekommen erste<br />

Einblicke in Fin<strong>an</strong>zpl<strong>an</strong>ung, Erste Hilfe und <strong>an</strong>deres.<br />

Den Gemeinden, die eines dieser Projekte umsetzen<br />

wollen, bieten wir inhaltliche und org<strong>an</strong>isatorische Unterstützung<br />

bei den gen<strong>an</strong>nten Themenblöcken <strong>an</strong> und<br />

wir werden die interessierten Gemeinden auch darüber<br />

informieren, welche <strong>an</strong>deren Gemeinden solch ein Projekt<br />

durchführen.<br />

Birgit Abt ist Rechnerin und<br />

Mitarbeiterin im Jugendwerk <strong>Geislingen</strong><br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

39


Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT ALB<br />

Eine Gemeinde baut ihre Ged<strong>an</strong>ken um<br />

Mehr Raum für die Menschen<br />

INGEBORG BRÜNING<br />

In Steinenkirch ist keine Post, keine B<strong>an</strong>k, keine Schule,<br />

kein Einkaufsladen – und als Versammlungsraum im Pfarrhaus<br />

nur ein alter, schmaler Schlauch. Bei 15 Erwachsenen<br />

beginnt er aus den Nähten zu platzen. Und in der Weihnachtszeit<br />

kommen 24 Kinder, die jeweils zu dritt auf<br />

zwei Stühlen sitzen, g<strong>an</strong>z zu schweigen von den MitarbeiterInnen.<br />

Eine Erweiterung des Raumes muss her!<br />

So dachten wir l<strong>an</strong>ge Zeit. Und wir wünschten uns<br />

sehnsüchtig einen etwas größeren, breiteren, gemütlicheren<br />

Raum.<br />

Denkmalgeschütztes Pfarrhaus – was nun?<br />

Aber nun versuche mal einer, in einem denkmalgeschützten,<br />

staatlichen Pfarrhaus etwas umzubauen. Versetzen<br />

der Wände, Verlegen des Treppenhauses – nichts wurde<br />

genehmigt.<br />

Die Idee kam auf, einen kleinen Pavillon in den Garten zu<br />

stellen. Aber <strong>das</strong> Gelände ist auch nicht Eigentum der Kirchengemeinde.<br />

Und für unsere Pläne wurde uns der Garten<br />

nicht zur Verfügung gestellt. Dazu kamen eindringliche<br />

Warnungen unserer Dek<strong>an</strong>in, in der gegenwärtigen<br />

Zeit nicht in Immobilien zu investieren, <strong>das</strong> Geld würde<br />

später für die Gemeindearbeit fehlen.<br />

Beratung von außen – Ged<strong>an</strong>kenumbau<br />

Wir holten uns einen Gemeindeberater, der unseren<br />

Gesprächsprozess begleitete und der auch kompetent in<br />

Fin<strong>an</strong>zfragen war. Mehr und mehr nahmen wir Abst<strong>an</strong>d<br />

vom ursprünglichen Pl<strong>an</strong>. Wir hielten Ausschau nach<br />

Räumen, die wir vielleicht hätten <strong>an</strong>mieten können. Alles<br />

zerschlug sich.<br />

40 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Als einzige Möglichkeit sahen wir einen Umbau g<strong>an</strong>z<br />

<strong>an</strong>derer Art. Wir bauten unsere Ged<strong>an</strong>ken um. Aus „mehr<br />

Raum“ machten wir zunächst „mehr Stauraum, mehr<br />

Schr<strong>an</strong>k“. In die Diele kam ein Riesenschr<strong>an</strong>k mit großen<br />

Fächern. Ins Büro ein Regalsystem mit Schr<strong>an</strong>kelementen.<br />

Und im Gemeinderaum soll <strong>an</strong> der schmalen Seite eine<br />

Schr<strong>an</strong>kw<strong>an</strong>d mit integriertem Stuhl- und Tischlager stehen.<br />

An die <strong>an</strong>dere schmale Seite kommt eine fest montierte<br />

B<strong>an</strong>k. Dazu stellen wir eine tr<strong>an</strong>sportable B<strong>an</strong>k. Die<br />

Kinder können auf den Bänken zusammenrutschen und<br />

haben vor einem großen Tisch viel Bastelfläche. Kleinere<br />

Klapptische und bequeme, aber schmale Stapelstühle,<br />

machen den Raum auch für Erwachsene <strong>an</strong>sprechend und<br />

gemütlich. Aus einem, bisher mit einer Metalltür verschlossenen,<br />

zugemauerten Fenster wird eine nette<br />

Nische. Die Beleuchtung wird etwas verändert, der Raum<br />

frisch gestrichen und mit neuen Gardinen versehen. So<br />

erhält er eine völlig neue Optik und – wie gewünscht –<br />

mehr Platz. Wir haben aus den vorh<strong>an</strong>denen Möglichkeiten<br />

<strong>das</strong> Beste gemacht.<br />

Wir wünschen uns, <strong>das</strong>s alle Gemeindeglieder beim<br />

Ged<strong>an</strong>kenumbau mitmachen. Wir hoffen, <strong>das</strong>s auch die<br />

Steinenkircher die Lutherkirche in Böhmenkirch als<br />

Raumerweiterung verstehen und für sich in Anspruch<br />

nehmen. Wir sind ja eine einzige Kirchengemeinde, aus<br />

Steinenkirch, Böhmenkirch und Treffelhausen.<br />

Ingeborg Brüning<br />

ist Pfarrerin in Steinenkirch,<br />

Böhmenkirch und Treffelhausen<br />

Pfarrhaus Steinenkirch


Alt und neu<br />

gesellt sich gern<br />

Ein Schatz im Pfarrarchiv Aufhausen<br />

KURT VOGELGSANG<br />

Dorothea Reuter, Archivarin der L<strong>an</strong>deskirche<br />

Dieser Grundsatz mag im Blick auf unsere menschlichen<br />

Zusammenkünfte nicht immer g<strong>an</strong>z so zutreffend sein,<br />

aber <strong>das</strong>s Altes und Neues sich auch gut vertragen<br />

können, wurde beim Vortrag von Dorothea Reuter, Mitarbeiterin<br />

des l<strong>an</strong>deskirchlichen Archivs in Stuttgart, deutlich.<br />

Sie sprach im „nagelneuen“ Aufhausener Gemeindehaus<br />

über <strong>das</strong> „uralte“ Ges<strong>an</strong>gbuch, dessen Bedeutung<br />

und Wert erst vor wenigen Jahren entdeckt wurde. Unter<br />

vielen <strong>an</strong>deren alten Kirchenbüchern hielt sich dieser<br />

wertvolle Schatz bis dahin versteckt. Irgendw<strong>an</strong>n hat<br />

irgendwer – vermutlich einer der früheren Aufhausener<br />

Pfarrer – eine h<strong>an</strong>dschriftliche Notiz <strong>an</strong> <strong>das</strong> ziemlich in<br />

Mitleidenschaft gezogene Buch <strong>an</strong>gebracht: 1655. Dies<br />

gab den Experten ein Rätsel auf, denn mit dieser Jahreszahl<br />

konnten sie nichts <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen. Im Laufe der Nachforschungen<br />

stellte sich heraus, <strong>das</strong>s es sich dabei nicht um<br />

<strong>das</strong> Druckdatum, sondern um <strong>das</strong> Kaufdatum h<strong>an</strong>deln<br />

musste. (Sinnigerweise wurde dieses Kaufdatum in einer<br />

Geislinger Publikation – vermutlich gut christlich gemeint<br />

– einmal als „Taufdatum“ bezeichnet.)<br />

Noch älter als gedacht<br />

Nachdem sich verschiedene Ges<strong>an</strong>gbuch-Experten damit<br />

befasst hatten, stellte sich heraus, <strong>das</strong>s es sich um eine<br />

Ausgabe des so gen<strong>an</strong>nten Straßburger Ges<strong>an</strong>gbuches<br />

aus dem Jahr 1616 h<strong>an</strong>deln muss. Neben dem Aufhausener<br />

Exemplar ist nur noch ein weiteres bek<strong>an</strong>nt, <strong>das</strong> im<br />

Archiv der L<strong>an</strong>deskirche aufbewahrt wird. Die relativ<br />

kostspielige Restaurierung, die nun in der Werkstatt von<br />

Restaurator Helmut Raum in Römerstein durchgeführt<br />

wurde, war lohnenswert, da sich <strong>das</strong> Buch in einem<br />

„beneidenswerten Zust<strong>an</strong>d“ bef<strong>an</strong>d. Dass es sich nun in<br />

einem noch wesentlich „beneidenswerterem“ Zust<strong>an</strong>d<br />

befindet, ist keine Frage. Das konnten auch die zahlreichen<br />

Aufhausener Gemeindeglieder bei der Vorstellung<br />

des restaurierten Buches feststellen. Aufgrund der Lichtempfindlichkeit<br />

des alten Drucks ist es nun leider nicht –<br />

wie ursprünglich gepl<strong>an</strong>t – möglich, diesen wertvollen<br />

Schatz in einer Vitrine im neuen Gemeindehaus stets<br />

sichtbar zu halten. Sonst würde die alte Schrift zu schnell<br />

verblassen und <strong>das</strong> fast 400 Jahre alte Papier Schaden<br />

nehmen. Es wird im dunklen, feuerfesten P<strong>an</strong>zerschr<strong>an</strong>k<br />

im Aufhausener Pfarrhaus aufbewahrt. Es soll aber immer<br />

wieder <strong>das</strong> „Licht der Welt“ erblicken und der interessierten<br />

Öffentlichkeit vorgeführt werden.<br />

Singet und spielet dem Herren<br />

in eweren Hertzen 1<br />

Wie <strong>das</strong> Singen in alter Zeit gelernt und geübt wurde,<br />

erläuterte die Referentin in ihrem interess<strong>an</strong>ten Vortrag.<br />

Sie kam auch auf <strong>das</strong> Aufhausener Salbüchlein zu sprechen,<br />

<strong>das</strong> im Jahr 1607 <strong>an</strong>gelegt wurde. Dies ist ein<br />

weiteres Kleinod im Pfarrarchiv von Aufhausen. Das<br />

Salbüchlein ist eine Art Einkommensverzeichnis und listet<br />

alle Einkünfte der Pfarrei auf, also Zinsen, Gülten und<br />

sonstige Abgaben. Das Büchlein ist g<strong>an</strong>z aus Pergament,<br />

es war für die Ewigkeit gedacht – zumindest sollte es<br />

l<strong>an</strong>ge Zeit benutzt werden können.<br />

Möge der Blick zurück in die Geschichte uns auch heute<br />

neu ermutigen, Gott mit unseren Liedern, mit alten<br />

ebenso wie mit neuen, fröhlich zu loben, denn für alle<br />

Christen gilt: „Gott loben <strong>das</strong> ist unser Amt.“<br />

1 Altes Deutsch für: „in euren Herzen“<br />

Kurt Vogelgs<strong>an</strong>g<br />

ist Pfarrer in Aufhausen<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

41


Aus den Distrikten<br />

Am 4. November 2006 wird sie fünfzig Jahre alt: unsere<br />

Geislinger Pauluskirche! Gerade in einer Zeit der Entwicklungen,<br />

in der wir in der Gesamtkirchengemeinde <strong>Geislingen</strong><br />

über den Verkauf von Gebäuden entscheiden müssen<br />

und in der wir uns als Paulusgemeinde auf den Weg<br />

machen, mit der Stadtkirchengemeinde in naher Zukunft<br />

zu einer Einheit zu werden, feiern wir dieses Jubiläum.<br />

Eine Gemeinde feiert<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

Die Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong> wird 50<br />

SABINE KLUGER<br />

Wir feiern in der D<strong>an</strong>kbarkeit gegenüber denen, die diese<br />

Kirche erbaut haben, die jetzt ein halbes Jahrhundert l<strong>an</strong>g<br />

unserer Gemeinde Heimat gewesen ist. Wir feiern in der<br />

Freude darüber, <strong>das</strong>s sie uns Raum ist für unser gemeinsames<br />

Beten und Singen und Nachdenken – über Gott<br />

und die Welt und vielleicht am meisten über uns selbst.<br />

Wir feiern in der Hoffnung, <strong>das</strong>s die Pauluskirche auch in<br />

Zukunft ein Haus Gottes bleiben wird und wir in ihr ein<br />

warmes Willkommen haben für unsere Andachten und<br />

Gottesdienste.<br />

Wir haben uns im Kirchengemeinderat und mit den<br />

Leitern und Leiterinnen der Gruppen und Kreise überlegt:<br />

Wie können wir all dem Ausdruck geben in einer Form,<br />

die uns und unserer Gemeinde entspricht? So pl<strong>an</strong>en wir<br />

ein Jubiläumsjahr, <strong>das</strong> am 4. November 2006 mit einem<br />

Pauluskirche <strong>Geislingen</strong><br />

42 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Konzert eröffnet wird, einen ersten Höhepunkt am Reformationsfest<br />

erfährt und von kleineren Highlights jeweils<br />

am 1. Sonntag im Monat gefolgt wird – dazwischen ein<br />

paar lockende Unregelmäßigkeiten – bis es Ende Oktober<br />

2007 endet.<br />

Folgende Programmpunkte sind bisher für 2006/2007<br />

gepl<strong>an</strong>t – alle in der Pauluskirche oder im Paulusgemeindezentrum<br />

Hohenstaufenstr. 35, <strong>Geislingen</strong>:<br />

Samstag, 4. November: Konzert mit<br />

Kirchenmusikdirektor Gerhard Klumpp<br />

Sonntag, 5. November: (Reformationsfest):<br />

10 Uhr Gottesdienst zum Jubiläum „50 Jahre<br />

Pauluskirche“ mit Prälatin Gabriele Wulz, Orgel KMD<br />

Gerhard Klumpp, <strong>an</strong>schließend Gemeindefest<br />

Sonntag, 3. Dezember: 8.30 Uhr Adventsfrühstück<br />

(Männerkreis), 10 Uhr Gottesdienst zum Weltaidstag<br />

Sonntag, 14. J<strong>an</strong>uar: 10 Uhr Gottesdienst<br />

zur Eröffnung der zweiten Geislinger Vesperkirche,<br />

<strong>an</strong>schließend drei Wochen Vesperkirche<br />

Sonntag, 4. Februar: 10 Uhr Gottesdienst zum<br />

Abschluss der Vesperkirche<br />

Sonntag, 4. März: 11.15 Uhr Eröffnung einer Ausstellung<br />

mit Geislinger Künstlerinnen und Künstlern<br />

(Ausstellungsdauer bis einschließlich 15. April)<br />

Sonntag, 1. Juli: 10 Uhr Familiengottesdienst<br />

mit dem Kindergarten, der Kinderkirche und dem<br />

Paulinchen-Chor, <strong>an</strong>schließend Gemeindefest<br />

Wir laden alle jetzigen und ehemaligen Mitglieder,<br />

Freunde und Freundinnen der Pauluskirche g<strong>an</strong>z herzlich<br />

ein, dieses Jubiläum mit uns zu feiern!<br />

Sabine Kluger ist Pfarrerin<br />

<strong>an</strong> der Pauluskirche <strong>Geislingen</strong>


Ein Abschied und ein Neubeginn<br />

Zwei Mesnerinnen in Stötten<br />

JUDITH HEITER<br />

20 Jahre l<strong>an</strong>g hat Maria Buck als Mesnerin eine besondere<br />

Bindung <strong>an</strong> die Michaelskirche in Stötten gehabt. Vor zwei<br />

Jahrzehnten hat sie die Aufgabe als Mesnerin mehr oder<br />

weniger von heute auf morgen übernommen und es ist zu<br />

spüren, wie sehr ihr dieser Beruf und „ihre“ Kirche im Laufe<br />

der Zeit <strong>an</strong>s Herz gewachsen sind. Anf<strong>an</strong>g März 2006 ist sie<br />

– nachdem sie sich selbst noch einige Monate vertreten hat<br />

– in den Ruhest<strong>an</strong>d geg<strong>an</strong>gen. Am 26. Februar wurde Maria<br />

Buck schweren Herzens im Gottesdienst aus dem Amt der<br />

Mesnerin verabschiedet – dennoch gab es in diesem Gottesdienst<br />

auch Grund zur Freude, da Frau Annette Mühleisen<br />

als neue Mesnerin in ihr Amt eingesetzt und eingesegnet<br />

wurde. Obwohl Frau Mühleisen erst seit kurzem in Stötten<br />

wohnt, bringt sie sich bereits mit viel Engagement und<br />

Herzlichkeit in der Kirchengemeinde ein.<br />

Frau Buck, wenn Sie auf die 20 Jahre als Mesnerin in<br />

Stötten zurück blicken, was hat Ihnen bei dieser Arbeit<br />

Freude gemacht, was war für Sie eher beschwerlich?<br />

MB: Das Vorbereiten von Festgottesdiensten und <strong>das</strong><br />

Blumenstecken hat mir Freude bereitet. Beschwerlich<br />

waren die Zeiten, in denen viel Schnee lag.<br />

Erinnern Sie sich <strong>an</strong> ein besonders lustiges Erlebnis?<br />

MB: Ja, einmal war eine Katze bei einem Konzert mit<br />

dabei. Sie saß über zwei Stunden g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dächtig da und<br />

horchte auf die Musik.<br />

Und ein Erlebnis, <strong>das</strong> Ihnen un<strong>an</strong>genehm in Erinnerung<br />

geblieben ist?<br />

MB: Einmal, da war eine Beerdigung, sie sollte in fünf<br />

Minuten beginnen, aber der Pfarrer war nicht da. Da<br />

erfuhren wir, <strong>das</strong>s er ohne Benzin im T<strong>an</strong>k auf der Steige<br />

mit seinem Auto stehen geblieben war. Dieses ungewisse<br />

Warten war schwer.<br />

Wenn Sie jetzt im Ruhest<strong>an</strong>d sind, wo sind Sie zu finden,<br />

wenn nicht mehr in der Kirche?<br />

MB: Dort, wo es „brennt“, dort, wo m<strong>an</strong> <strong>mich</strong> braucht.<br />

Das hört sich nicht nach einem untätigen Ruhest<strong>an</strong>d <strong>an</strong>.<br />

Verraten Sie uns, was Ihrer Seele gut tut?<br />

MB: Ja, Singen und Lesen tut meiner Seele gut.<br />

Frau Buck, was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin Frau<br />

Mühleisen, und was wünschen Sie der Kirchengemeinde<br />

in Stötten?<br />

MB: Frau Mühleisen wünsche ich viel Ausdauer, Freude,<br />

Kraft und Weisheit von Gott. Und der Kirchengemeinde,<br />

<strong>das</strong>s sie nie ohne Mesnerin <strong>das</strong>teht.<br />

Frau Mühleisen, was hat Sie dazu bewogen, sich für diese<br />

Stelle der Mesnerin in Stötten zu bewerben?<br />

AM: Zum einen meine religiöse Einstellung und<br />

zum <strong>an</strong>deren die Tatsache, <strong>das</strong>s ich direkt gegenüber der<br />

Michaelskirche in Stötten wohne.<br />

Können Sie schon nach der kurzen Zeit sagen, was Ihnen<br />

bei der Arbeit Freude macht, bzw. was Ihnen im Moment<br />

noch schwer fällt?<br />

AM: Ich freue <strong>mich</strong>, diesen „heiligen Ort“ betreuen zu<br />

dürfen und dabei merke ich, <strong>das</strong>s ich viele Eigenarten und<br />

„Rituale“ von Stötten noch kennen lernen muß.<br />

Und wo sind Sie <strong>an</strong>zutreffen, wenn Sie nicht in der Kirche<br />

sind? <strong>Was</strong> machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?<br />

AM: Ich bin ein absoluter Tier- und Natur-Narr. Den<br />

Tieren zu helfen, ist mir mit in die Wiege gelegt. Auch<br />

w<strong>an</strong>dere ich viel mit meinen Hunden.<br />

Verraten auch Sie uns noch, was Ihrer Seele gut tut?<br />

AM: Lesen, Ruhe und <strong>das</strong> Bibelstudium mit <strong>an</strong>deren.<br />

Frau Mühleisen, was wünschen Sie der Kirchengemeinde<br />

in Stötten?<br />

AM: Eine gute Zusammenarbeit, <strong>das</strong>s wir offen mitein<strong>an</strong>der<br />

umgehen und <strong>das</strong>s die Kirche sonntags voll ist.<br />

Vielen D<strong>an</strong>k und Ihnen alles Gute für den Ruhest<strong>an</strong>d<br />

bzw. für Ihre Arbeit in der Kirche.<br />

Das Interview führte<br />

Judith Heiter.<br />

Sie ist Pfarrerin<br />

in Eybach und Stötten<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

43


Aus den Distrikten<br />

Geislinger Vesperkirche – ein Ort der Seelsorge<br />

CHRISTOPH WIBORG<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

<strong>Was</strong> hat Essen und Trinken mit Seelsorge zu tun, mag der<br />

eine oder die <strong>an</strong>dere sich fragen. Wie soll m<strong>an</strong> Seelsorge<br />

betreiben, wenn m<strong>an</strong> umsetzt, was m<strong>an</strong> als Kind noch<br />

gelernt hat: "Mit vollem Munde spricht m<strong>an</strong> nicht!" hieß<br />

es immer und so kaute m<strong>an</strong> schweigend auf seinem<br />

Roschtbrota oder Ripple herum. Einzig und allein die<br />

Menge, die m<strong>an</strong> zu sich nahm, gab darüber Aufschluss,<br />

wie es in einem aussah. „Iss, <strong>das</strong>s du zu Kräften<br />

kommst!“ war d<strong>an</strong>n <strong>das</strong> Nächste.<br />

Hier lässt sich <strong>an</strong>setzen. In der Vesperkirche <strong>Geislingen</strong><br />

sind viele Menschen zu Kräften gekommen. Natürlich<br />

zunächst durch die drei Gänge, die m<strong>an</strong> dort zu essen<br />

bekam. Und hinterher noch <strong>das</strong> süße Stückle . . . Für viele<br />

war es wie im Urlaub, diese drei Wochen in der Pauluskirche.<br />

Das Essen war fertig, der Tisch war gedeckt und es<br />

gab immer jem<strong>an</strong>den, mit dem m<strong>an</strong> reden konnte, wenn<br />

m<strong>an</strong> es wollte.<br />

Heilsames Essen<br />

mit unterschiedlichsten Menschen<br />

"Dass Essen so schön sein k<strong>an</strong>n!" hat eine gesagt. Es war<br />

dieser Geist des Angenommenseins, der dieses Essen zu<br />

etwas Besonderem, zu etwas Heilsamem machte. Und<br />

<strong>das</strong> unterschied die Vesperkirche auch von einem einfachen<br />

Gemeindemittagessen! Dort sitzt zumeist der harte<br />

Kern zusammen, der sich schon l<strong>an</strong>ge kennt und trifft.<br />

Hier in der Vesperkirche aßen Menschen zusammen, die<br />

sich vorher höchstens einmal von ferne auf der Straße<br />

gesehen hatten. Menschen aus allen Richtungen, aus allen<br />

fünf Tälern <strong>Geislingen</strong>s, aus allen Bevölkerungsschichten.<br />

Und der Mund konnte noch so voll sein: Die unterschiedlichsten<br />

Lebensgeschichten w<strong>an</strong>derten über die liebevoll<br />

geschmückten Tische. M<strong>an</strong> nahm <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>der Anteil in<br />

einer Art und Weise, wie ich es bisher nur selten erlebt<br />

habe. So gab es kaum einen, der nicht beim Hinausgehen<br />

zufrieden aussah.<br />

44 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Unser täglich’ Brot<br />

Unsere Geislinger Vesperkirche<br />

war tatsächlich mehr<br />

als nur ein Ort des Essens.<br />

Die, die hungrig waren,<br />

haben hier Brot bekommen,<br />

echtes Brot. Und ich glaube<br />

die meisten haben gespürt,<br />

<strong>das</strong>s sie mit diesem Brot<br />

auch ein Stück von Gott<br />

mitbekommen haben.<br />

Dass in der Zuwendung<br />

zum Anderen etwas spürbar<br />

wurde von der Annahme<br />

jedes Einzelnen durch Gott.<br />

Mit der Vesperkirche in einem Kirchenraum wurde den<br />

Menschen <strong>das</strong> gegeben, was „unser tägliches Brot“ ist,<br />

so wie Luther es im Katechismus formuliert hat: „Alles,<br />

was Not tut für Leib und Leben, wie … Essen, Trinken,<br />

Kleider, . . . Friede, . . . gute Freunde, getreue Nachbarn und<br />

desgleichen.“


Auch die Satten, die hierher kamen, die dies „gar nicht<br />

nötig“ hatten, haben gespürt, <strong>das</strong>s hier mehr ist als nur<br />

Essen und Trinken. Sie sind hierher gekommen, weil sie<br />

bei aller Sattheit gespürt haben, <strong>das</strong>s es zum Leben noch<br />

mehr braucht.<br />

„Und sie waren täglich einmütig beiein<strong>an</strong>der . . . und brachen<br />

<strong>das</strong> Brot hier und dort in den Häusern, hielten die<br />

Mahlzeiten mit Freude . . . und lobten Gott." Diese Worte<br />

aus der Apostelgeschichte wurden in der Vesperkirche mit<br />

Leben gefüllt.<br />

Wenn <strong>das</strong> Brot als Rose blüht<br />

In einem Lied, <strong>das</strong> in unser „Neue Lieder“-Buch aufgenommen<br />

wurde, heißt es:<br />

„Wenn <strong>das</strong> Brot, <strong>das</strong> wir teilen, als Rose blüht und <strong>das</strong><br />

Wort, <strong>das</strong> wir sprechen, als Lied erklingt, d<strong>an</strong>n hat Gott<br />

unter uns schon sein Haus gebaut, d<strong>an</strong>n wohnt er schon<br />

in unserer Welt. Ja, d<strong>an</strong>n schauen wir heut schon sein<br />

Angesicht, in der Liebe, die alles umfängt.“<br />

Ich denke, alle Besucherinnen und Mitarbeiter der<br />

Geislinger Vesperkirche glauben fest dar<strong>an</strong>: Gott hat in<br />

diesen drei J<strong>an</strong>uarwochen sein Haus in der Pauluskirche<br />

gebaut, dort hat er Herberge gefunden: zwischen Tellern<br />

YASNA CRÜSEMANN<br />

„Wir sind seit 20 Jahren hier und in dieser Zeit hat uns<br />

nie jem<strong>an</strong>d gefragt, wie es uns hier <strong>geht</strong>!“ Es gibt Sätze,<br />

die hängen bleiben. Für <strong>mich</strong> war <strong>das</strong> so ein Satz. Die ihn<br />

gesagt hat, ist türkische Muslima. Sie trägt in der Öffentlichkeit<br />

ein Kopftuch. „Liegt es wirklich nur am Kopftuch?“<br />

fragt sie verzweifelt. An der Sprache liegt es jedenfalls<br />

nicht, denn Frau B. spricht perfekt deutsch, ihre<br />

Kinder machen Abitur und mittlere Reife. Sie selbst ist<br />

vielfältig engagiert. Sie weiß viel von deutscher Kultur,<br />

deutschem Lebensstil und vom christlichen Glauben.<br />

Niem<strong>an</strong>d wird ihr unterstellen können, sie bemühe sich<br />

nicht um Integration und dennoch fragt sie: „<strong>Was</strong> muss<br />

ich noch alles tun, um integriert zu sein?“<br />

Ich bin bei ihr zu Hause und wir trinken Tee. Ich denke<br />

dar<strong>an</strong>, <strong>das</strong>s wir seit 2 1 ⁄2 Jahren in <strong>Geislingen</strong> sind, und in<br />

dieser Zeit wurden wir – Gott sei D<strong>an</strong>k! – schon oft<br />

gefragt, wie es uns hier <strong>geht</strong>, auch, wie wir zu recht<br />

kämen, da in der Oberen Stadt „mit den vielen Türken“.<br />

und Tassen, Messern und Gabeln, zwischen Lachen<br />

und Singen, zwischen Zuhören und mitein<strong>an</strong>der beten.<br />

Und wo Gott sein Haus baut, wird für die Seele gesorgt.<br />

Auch beim Essen und Trinken.<br />

Christoph Wiborg<br />

ist Diakoniepfarrer<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Fragt dich ein Hungernder:<br />

Wo ist Gott?<br />

D<strong>an</strong>n gib ihm ein Brot<br />

Und sage: Hier.<br />

Fragt dich ein Satter:<br />

Wo ist Brot?<br />

D<strong>an</strong>n gib ihm Gott<br />

Und sage: Hier.<br />

Eine persönliche<br />

R<strong>an</strong>dbemerkung zu den<br />

christlich-islamischen<br />

Gesprächen in <strong>Geislingen</strong><br />

Es hat uns nie jem<strong>an</strong>d gefragt<br />

Viel Unmut ist mir in dieser Zeit begegnet: „Die wollen<br />

sich nicht integrieren!“ heißt es oft. Oder, wenn es um<br />

Muslime <strong>geht</strong>: „Die werden doch alle vom Ausl<strong>an</strong>d<br />

gesteuert!“ Und immer wieder: die Türken, die Muslime.<br />

Als ob m<strong>an</strong> sie alle über einen Kamm scheren könnte.<br />

D<strong>an</strong>n höre ich diesen Satz von Frau B., die sagt: „In 20<br />

Jahren hat uns nie jem<strong>an</strong>d gefragt, wie es uns <strong>geht</strong>!“ Und<br />

ich bekomme eine Ahnung davon, was es für Menschen<br />

aus einer Kultur, in der Gastfreundlichkeit ein so hohes<br />

und wichtiges Gut ist, bedeuten muss, nicht willkommen<br />

und eingeladen zu sein, sondern abgelehnt und <strong>an</strong>gefeindet<br />

zu werden. Wie viele solcher Leidensgeschichten, wie<br />

viel Schmerz, wie viele Verletzungen mag da hinter den<br />

lästigen Problemen in unserem Stadtteil verborgen liegen,<br />

auch und gerade da, wo es einen guten Willen gibt oder<br />

mal gegeben hat.<br />

Begegnungen helfen, Vorurteile abzubauen<br />

Vielleicht sind solche Begegnungen und Gespräche am<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

45


Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

R<strong>an</strong>de der christlich-islamischen Gespräche noch<br />

wichtiger als die eigentlichen Themenabende, die seit<br />

Anf<strong>an</strong>g 2005 regelmäßig in <strong>Geislingen</strong> stattfinden und die<br />

wir als ev<strong>an</strong>gelische und katholische Christinnen und<br />

Christen gemeinsam mit den Musliminnen und Muslimen<br />

der DITIB-Moschee ver<strong>an</strong>stalten. An jedem Abend bearbeiten<br />

wir seither ein religiöses Thema: Angef<strong>an</strong>gen von<br />

den Heiligen Büchern, dem Kor<strong>an</strong>, über Feste und Spiritualität,<br />

die Rolle der Frau, unsere Vorstellungen von Gott<br />

bis hin zum Thema Tod und Auferstehung haben wir so<br />

m<strong>an</strong>ches religiöse Themenfeld bereits „beackert“. „Wie ist<br />

<strong>das</strong> bei euch? Wie bei uns?“ Muslime erklären uns, wie<br />

sie ihren Glauben verstehen und leben, und wir versuchen<br />

ihnen unseren christlichen Glauben zu erklären. Dabei<br />

entsteht m<strong>an</strong>ches Mal eine lebhafte Diskussion: „Wie sollen<br />

wir uns <strong>das</strong> vorstellen, <strong>das</strong>s Jesus ein Mensch ist und<br />

zugleich Gott sein soll?“ werden wir etwa gefragt. Ja, sind<br />

wir als ChristInnen so sprachfähig in Bezug auf unseren<br />

eigenen Glauben, <strong>das</strong>s wir <strong>das</strong> <strong>an</strong>dern erklären können?<br />

„Ich habe auch viel über unseren eigenen Glauben<br />

gelernt. M<strong>an</strong>ches wusste ich gar nicht.“ sagt eine Teilnehmerin.<br />

Eine <strong>an</strong>dere meint: „Ich sehe die Muslime jetzt mit<br />

<strong>an</strong>deren Augen. Ich sehe jetzt nicht mehr nur <strong>das</strong> Kopftuch.<br />

Mich interessiert jetzt, was der Kopf darunter denkt.“<br />

Begegnungen mit konkreten Menschen können helfen<br />

eigene Vorurteile abzubauen, Feindbildern entgegenzuwirken:<br />

„Wer eine Sache nicht kennt, steht ihr alsbald<br />

feindlich gegenüber!“ heißt es in einem Sprichwort und<br />

<strong>das</strong>selbe gilt wohl von Menschen <strong>an</strong>derer Kulturen oder<br />

Religionen. Das heißt nicht, <strong>das</strong>s ich alles gut heißen<br />

muss oder keine Enttäuschungen mehr erlebe. Aber konkrete<br />

Begegnungen helfen, <strong>das</strong>s „die Türken“ oder „die<br />

Muslime“ ein konkretes Gesicht bekommen, viele Gesichter<br />

– Gesichter, hinter denen jeweils eine eigene Lebensund<br />

m<strong>an</strong>chmal Leidensgeschichte verborgen ist, Gesichter<br />

und Lebensentwürfe, die unterschiedlicher nicht sein<br />

können. Hinter der Etikettierung „Muslime“ entdecken wir<br />

d<strong>an</strong>n Mütter und Väter, die wie wir Probleme mit ihren<br />

pubertierenden Söhnen haben oder sich um die Zukunft<br />

ihrer Kinder sorgen. Arbeitende, die wie viele von uns<br />

Christlich-islamische Gesprächsrunde in <strong>Geislingen</strong><br />

46 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

um ihren Arbeitsplatz fürchten. Gläubige, die eine <strong>an</strong>dere<br />

Glaubenssprache sprechen und sich dennoch wie wir<br />

Ged<strong>an</strong>ken darüber machen, <strong>das</strong>s religiöse Feste durch<br />

Vermarktung und Konsumverhalten immer sinnentleerter<br />

werden. Und Gläubige, die in Krieg und Gewalt einen<br />

politischen Missbrauch ihrer Religion sehen.<br />

Begegnungen verändern<br />

Auf meine Frage, wie in seiner Gemeinde der Karikaturenstreit<br />

aufgenommen wurde, gab Imam Orh<strong>an</strong> Tosun eine<br />

bemerkenswerte Antwort: Die Karikaturen, so sagte er,<br />

haben ihn verletzt, er habe aber seiner Gemeinde gesagt,<br />

der Prophet Mohammed bräuchte keine Rechts<strong>an</strong>wälte.<br />

Dieser habe zu Lebzeiten schlimmeres erlebt und soll<br />

damals den Menschen über seine Verfolger gesagt haben:<br />

„Vergebt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“<br />

Und so sollten sie es heute auch halten.<br />

Wer eigene Berührungsängste überwindet, k<strong>an</strong>n überraschende<br />

Begegnungen erleben.<br />

Als Jesus einmal einer ausländischen Frau begegnet und<br />

ihre Bitte um die Heilung ihrer Tochter zunächst ablehnt,<br />

weil sie eine Heidin ist, bleibt diese dennoch hartnäckig. In<br />

ihrer Sorge um <strong>das</strong> kr<strong>an</strong>ke Kind überwindet sie nationale,<br />

soziale und religiöse Grenzen. Eine Begegnung, die nicht<br />

nur Heilung bewirkt, sondern die auch beide Gesprächspartner<br />

verändert und ihnen neue Horizonte eröffnet.<br />

Sich begegnen, ein<strong>an</strong>der zuhören, den Anderen kennen<br />

lernen, <strong>das</strong> Fremde verstehen zu suchen, die Ängste und<br />

Sorgen der <strong>an</strong>deren ernst nehmen, Respekt und Achtung<br />

– <strong>das</strong> sind die Voraussetzungen für jedes gelingende<br />

Gespräch – auch <strong>das</strong> zwischen den Religionen. Und für<br />

den Frieden – auch den zwischen den Religionen.<br />

Yasna Crüsem<strong>an</strong>n ist Pfarrerin<br />

<strong>an</strong> der Stadtkirche <strong>Geislingen</strong>


20 Jahre Markuskirche <strong>Geislingen</strong><br />

MARTIN BREITLING<br />

Einen guten Grund zum Feiern gab es am zweiten Advent<br />

in der Markusgemeinde: 20 Jahre Markuskirche. Nichts<br />

besonderes, was sind bei einer Kirche denn schon 20<br />

Jahre, mögen m<strong>an</strong>che vielleicht denken. Stimmt, 20 Jahre<br />

sind für eine Kirche nicht viel. Aber dafür haben bei diesem<br />

Jubiläum viele Menschen mitgefeiert, welche die Entstehung<br />

der Markusgemeinde und den Bau der Kirche<br />

miterlebt und mitgestaltet haben. Sie konnten noch aus<br />

der Zeit berichten, als es die Markuskirche noch nicht gab<br />

und die Gemeinde sich in einem Ladengeschäft zu den<br />

Gottesdiensten traf, in der so gen<strong>an</strong>nten „Ladenkirche“.<br />

Seit 20 Jahren steht die Markuskirche nun in einem<br />

Gebiet, <strong>das</strong> als sozialer Brennpunkt bezeichnet wird, in<br />

der ehemaligen Bergarbeitersiedlung in Altenstadt. Hier<br />

vor Ort zu sein, ist für die Gemeinde eine wichtige Aufgabe.<br />

Das zeigt auch der Niemöller-Kindergarten, der<br />

ebenfalls seit 20 Jahren in der Markuskirche beheimatet<br />

ist. Er erfreut sich großer Beliebtheit bei den Eltern,<br />

vielleicht gerade wegen seines ev<strong>an</strong>gelischen Profils.<br />

„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte<br />

werden nicht vergehen.“ Dieser Vers ist auf dem Grundstein<br />

im Kirchengebäude eingemauert. Auch am Jubiläum<br />

wurde darüber gepredigt. Diese Worte erinnern beständig<br />

dar<strong>an</strong>, <strong>das</strong>s es nicht um <strong>das</strong> Gebäude <strong>geht</strong>, sondern darum,<br />

<strong>das</strong>s Menschen mit dem einen Wort Gottes in Berührung<br />

kommen. Wenn <strong>das</strong> kein Grund zum Feiern ist!<br />

Martin Breitling<br />

ist Pfarrer<br />

<strong>an</strong> der Markuskirche<br />

in <strong>Geislingen</strong><br />

Ernste Fin<strong>an</strong>zsituation in Eybach<br />

Die Gemeinde ist zum Aufbruch bereit<br />

PETER HEITER<br />

In den Wintermonaten f<strong>an</strong>d der Gottesdienst der Eybacher<br />

Kirchengemeinde nicht wie bisher in der Kirche, sondern im<br />

Gemeindesaal statt. Nicht etwa deshalb, damit die Gottesdienstatmosphäre<br />

familiärer wird, nein: Anlass dafür war ein<br />

Loch, <strong>das</strong> im Eybacher Haushalt klafft und <strong>das</strong> unter <strong>an</strong>derem<br />

die Reduzierung der Heizkosten erforderlich macht.<br />

<strong>Was</strong> sind die Ursachen dieses Loches?<br />

Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben dazu<br />

geführt, <strong>das</strong>s u. a. durch notwendige Renovierungen <strong>das</strong><br />

Vermögen der Kirchengemeinde immer stärker zurückgeg<strong>an</strong>gen<br />

ist. Dieser Umst<strong>an</strong>d und die generell zurückgehenden<br />

Zuschüsse führen dazu, <strong>das</strong>s die Einnahmen für<br />

den Haushalt immer weiter sinken werden. Dem stehen<br />

steigende Unterhalts- und Energiekosten für unsere Gebäude<br />

gegenüber. Zu diesem seit Jahren <strong>an</strong>haltenden Trend<br />

gesellt sich auch noch eine in diesem Jahr notwendige<br />

Dachs<strong>an</strong>ierung mit geschätzten Kosten von ca. 70.000 €.<br />

Zur Information über diese unerfreuliche Entwicklung zu<br />

informieren und um ihr entgegenzutreten, versammelten<br />

sich ca. 30 Gemeindeglieder. Pfarrer Peter Heiter machte mit<br />

Kirchenpflegerin Silvia Reimer deutlich, <strong>das</strong>s dieses Problem<br />

nicht erst seit ein paar Jahren besteht, und zeigte auf, wie<br />

im letzten Jahr durch Spendenaktionen, Konzerte, Gemeindeessen<br />

und Feste nicht nur ein reges Gemeindeleben<br />

herrschte, sondern auch ein unerwartet hohes Spendenergebnis<br />

erzielt wurde.<br />

Dem Schock der Erkenntnis, <strong>das</strong>s trotz dieser Anstrengungen<br />

<strong>das</strong> fin<strong>an</strong>zielle Problem weiter besteht und <strong>das</strong> Loch sogar<br />

noch größer werden wird, wenn nichts passiert, folgten bald<br />

entschlossene Vorschläge und Ideen, wie z. B. ein Oster-<br />

Bazar, eine Wunschlieder-Auktion für einen Sing-Gottes-<br />

dienst am Muttertag, ein WM-Gottesdienst mit Gemeindeessen<br />

und Gewinnspiel, Übertragung der WM-Spiele mit<br />

Getränkeaussch<strong>an</strong>k, ein Gemeindenachmittag mit Filmen,<br />

der Versuch, die Gemeinderäume zu vermieten etc.<br />

Ein neu gegründeter Fin<strong>an</strong>z- und Strukturausschuss wird die<br />

Ergebnisse regelmäßig überprüfen und sich Ged<strong>an</strong>ken machen,<br />

wie es weitergehen k<strong>an</strong>n. Eines aber ist uns allen klar:<br />

Wir brauchen Sie!<br />

Viele haben schon reagiert und uns für den Haushalt und<br />

speziell für die <strong>an</strong>stehende Dachs<strong>an</strong>ierung viel gespendet.<br />

G<strong>an</strong>z herzlichen D<strong>an</strong>k allen, die uns damit, aber auch mit<br />

Ged<strong>an</strong>ken, Wünschen und Händen begleiten. Dennoch:<br />

Das Jahr ist noch jung und die <strong>an</strong>stehenden Baumaßnahmen<br />

liegen fin<strong>an</strong>ziell weit über dem, was wir uns leisten<br />

können. Wir brauchen nach wie vor Spenden, aber auch<br />

helfende Hände, mitdenkende Köpfe und offene Herzen,<br />

um die Fin<strong>an</strong>zsorgen in den Griff zu bekommen.<br />

Wir brauchen Sie aber auch, weil ohne Sie Gemeinde<br />

nicht gelebt werden k<strong>an</strong>n. Unsere Kirchengemeinde<br />

besteht nicht in erster Linie aus Zahlen, Fin<strong>an</strong>zen und<br />

Strukturproblemen, sondern aus Menschen, die mit uns<br />

als Gemeinde Jesu Christi leben. Aus der lebendigen<br />

Hoffnung auf ihn leben wir und in dieser Hoffnung<br />

wagen wir mutige Aufbrüche gegen die Fin<strong>an</strong>zsorgen.<br />

Brechen Sie mit auf!<br />

Peter Heiter ist Pfarrer<br />

in Eybach und Stötten<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

47


Aus den Distrikten<br />

Um beim ökumenischen Bezirks-Chortreffen fit zu sein,<br />

waren zweiundfünfzig Chormitglieder der ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Kirchengemeinden Bad Überkingen, Deggingen-Bad<br />

Ditzenbach, Hausen und Unterböhringen zusammen mit<br />

Pfarrerin Martina Rupp bei einem intensiven Proben-<br />

Wochenende im Kloster Kirchberg.<br />

Gemeindeübergreifend mitein<strong>an</strong>der zu singen hat im Täle<br />

schon Tradition. So beim jährlichen Distriktsgottesdienst<br />

und in diesem Jahr beim Stöttentag. Dieses Wochenende<br />

im Kloster Kirchberg sollte dazu dienen, ein gemeinsames<br />

Repertoire zu erarbeiten. Unterstützt wurde <strong>das</strong> Wochenende<br />

vom Innovationsfond des <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong>.<br />

Die begleitenden Chorleiterinnen, Christine Wilms,<br />

Leonore D<strong>an</strong>gelmaier, Katharina Wolfinger und Ulrich<br />

Nachbauer wechselten sich beim Einstudieren des umf<strong>an</strong>greichen<br />

Liedprogramms ab. Trotz unterschiedlicher<br />

Arbeitsweisen brachten alle vier es fertig, die Chöre unter<br />

einen Hut, sprich in Einkl<strong>an</strong>g, zu bringen.<br />

Ein besonderes Zuckerle hatten die Dirigenten für den<br />

Samstag vorgesehen. Die Stimmbildnerin Katharina<br />

Weißenborn aus Göppingen brachte durch gezielte Techniken<br />

alle dazu, auch die höchsten oder tiefsten Töne<br />

aus sich herauszuholen.<br />

Am Abend trafen sich alle nach dem letzten Gebet um<br />

21 Uhr völlig geschafft, aber höchst zufrieden zu einem<br />

sehr gemütlichen Beisammensein, natürlich auch hierbei<br />

mit viel, diesmal fröhlichem Ges<strong>an</strong>g.<br />

Singen tut gut<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

„Singen macht Spaß und Singen tut gut!“<br />

Gemeinden vernetzen – mit Musik<br />

ULRIKE HILBMANN-FITZ, ERIKA MATHEIS<br />

Am Sonntagmorgen durfte der „Täleschor“ den Gottesdienst<br />

mitgestalten. So wurde unter <strong>an</strong>derem <strong>das</strong> eher<br />

unbek<strong>an</strong>nte aber wunderschöne „Ave Maria“ von Rachm<strong>an</strong>inov<br />

und als besonderer Beitrag „Die Himmel<br />

erzählen“ aus der „Schöpfung“ von Haydn mit viel Konzentration<br />

und Freude gesungen. Dies wurde von den<br />

48 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Gottesdienstbesuchern positiv aufgenommen. Ergreifend<br />

war der Reisesegen, der allen persönlich zugesprochen<br />

wurde.<br />

Nach diesen zweieinhalb arbeitsreichen Tagen ist uns<br />

bewusst geworden, wie bereichernd solch intensive<br />

Probearbeit ist und <strong>das</strong>s sich die vielen Mühen auf jeden<br />

Fall lohnen.<br />

Am Ende waren sich alle einig, solch ein Wochenende<br />

zu wiederholen.<br />

Ulrike Hilbm<strong>an</strong>n-Fitz und Erika Matheis, Deggingen<br />

Schöpfung erleben – Schöpfung bewahren<br />

Gruibinger Gemeindefreizeit auf der Insel Spiekeroog<br />

HARTMUT HOLDER, CHRISTIAN KEINATH<br />

S<strong>an</strong>d so weit <strong>das</strong> Auge reicht, der Himmel endlos, <strong>das</strong><br />

Meer bewegt sich bis zum Horizont – so k<strong>an</strong>n die Natur<br />

zu einer Erfahrung von Schöpfung und zur Ahnung von<br />

einer <strong>an</strong>deren Dimension menschlichen Lebens werden.<br />

Mit der Gemeindefreizeit wollen wir dies im Herbst auch<br />

für uns in Erfahrung bringen: „Schöpfung erleben –<br />

Schöpfung bewahren“, so lautet <strong>das</strong> Thema der Freizeit.<br />

Seit 1986 ist Spiekeroog, mit Ausnahme des bewohnten<br />

Inselkerns, Teil des Nationalparks Niedersächsisches<br />

Wattenmeer.<br />

Die Chöre beim Proben-Wochenende im Kloster Kirchberg<br />

Bei Erkundungen der autofreien Insel mit ihrer Natur<br />

und Kulturl<strong>an</strong>dschaft (Wattw<strong>an</strong>derung, Bernsteinsuche<br />

etc.) gibt es viel zu entdecken und zu erleben. Die<br />

täglichen Besinnungen werden <strong>das</strong> Thema der Freizeit<br />

aufgreifen.<br />

Für die Gemeindefreizeit haben wir die ev<strong>an</strong>gelische Ferienstätte<br />

Haus Wolfg<strong>an</strong>g ausgesucht. Die Insel Spiekeroog ist<br />

ein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>ntes Nordseeheilbad. Sie verfügt über ein Kurmittelhaus,<br />

ein Meerwasserhallenbad und bietet ein traditionell<br />

gewachsenes Ortschaftsbild ohne Hochhäuser und<br />

betonierte Einkaufspassagen. Auch die älteste ostfriesische<br />

Inselkirche auf Spiekeroog wird mit einer speziellen Andacht<br />

für unsere Gruppe mit einbezogen.


Männervesper<br />

in Gruibingen<br />

CHRISTIAN KEINATH<br />

Nach mehrmonatiger vorausgeg<strong>an</strong>gener Pl<strong>an</strong>ung f<strong>an</strong>d am<br />

18. November 2005 zum ersten Mal <strong>das</strong> Männervesper<br />

im Martinshaus in Gruibingen statt. Im Einladungsfoyer<br />

hieß es: „Das Männervesper ist eine neue ökumenisch<br />

offene Ver<strong>an</strong>staltung für Männer im oberen Filstal. Es<br />

möchte dazu beitragen, mehrmals im Jahr Themen aus<br />

Religion und Kultur in der Perspektive von Männern aufgreifen.<br />

An den Abenden gibt es zwar immer ein Referat,<br />

wichtig ist aber genauso der Austausch unterein<strong>an</strong>der<br />

im <strong>an</strong>schließenden Gespräch.“<br />

Der Auftaktabend mit Diakon Steph<strong>an</strong> Burghardt vom<br />

Männerwerk der Ev<strong>an</strong>gelischen L<strong>an</strong>deskirche unter dem<br />

Thema „Wie Männer eben so sind – wie sind denn die<br />

Männer so?“ war für alle Beteiligten gut und eindrücklich.<br />

Entl<strong>an</strong>g einer EKD-Umfrage hat Burghardt klassische<br />

männliche Lebensweisen in den Bereichen Arbeit, Familie,<br />

Partnerschaft, Gesundheit, Glaube und Kirche aufgezeigt.<br />

Am 31. März 2006 wurde <strong>das</strong> Männervesper fortgesetzt.<br />

Der Historiker Dr. Theodor Straub, durch intensive Familienforschung<br />

mit Gruibingen und der Region sehr gut<br />

vertraut, referierte zum Thema „Jeder M<strong>an</strong>n ein Amtm<strong>an</strong>n?<br />

(Nicht nur) historische Erinnerungen <strong>an</strong> <strong>das</strong><br />

Ämterwesen“. <strong>Was</strong> heute wieder eingefordert wird und –<br />

so Straub – auch von der Politik wieder zunehmend<br />

erk<strong>an</strong>nt wird: <strong>das</strong>s ein Gemeinwohl nur durch <strong>das</strong> Engagement<br />

der Bürger leben k<strong>an</strong>n, war bereits im verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahrhundert Realität. Straub zeigte die Vielfalt von<br />

über 60 verschiedenen Ämtern auf, die es im kleinen Dorf<br />

Gruibingen Mitte des 18. Jahrhunderts gab.<br />

Für 2006 gibt es zwei weitere Termine des Männervespers:<br />

Am 20. Mai 2006 findet eine Exkursion nach Weinsberg<br />

statt. Neben der Besichtigung von Burg, Kirche und Stadt<br />

(Führungen durch Walter Kuhn und Dek<strong>an</strong> Otto Friedrich)<br />

wird es eine biblische Weinprobe geben. Die Hin- und<br />

Rückfahrt erfolgt mit dem Bus.<br />

Ein Tipp: Haus Wolfg<strong>an</strong>g ist eines von vielen Häusern der<br />

Ev<strong>an</strong>gelischen Familienerholung<br />

(www.ev-familienerholung.de), die in den verschiedenen<br />

Regionen Deutschl<strong>an</strong>ds vertreten sind. Als Reisegruppe<br />

aber auch als einzelne Familie ist m<strong>an</strong> dort herzlich<br />

willkommen.<br />

Hartmut Holder ist Kirchengemeinderat,<br />

Christi<strong>an</strong> Keinath Pfarrer in Gruibingen<br />

Am 20. Oktober 2006 ist wieder ein „klassisches“ Männervesper<br />

im Martinshaus in Gruibingen. „M<strong>an</strong>n oder<br />

Memme: Männer in der Bibel“ – unter dieser Überschrift<br />

wird Pfarrer Christi<strong>an</strong> Keinath verschiedene Männergestalten<br />

der Bibel vorstellen. Dabei sollen verschiedene Facetten,<br />

von „M<strong>an</strong>n sein“ deutlich werden. Im Anschluss<br />

wird wieder ausreichend Zeit zum Gespräch sein.<br />

Das „Vesper“ liegt nicht nur im Namen der Ver<strong>an</strong>staltung.<br />

An den Abenden wird auch gevespert. Jeweils zu Beginn<br />

der Ver<strong>an</strong>staltung besteht die Gelegenheit zur Stärkung<br />

bei Fleischkäse oder Rippchen und Getränken.<br />

Das Männervesper findet in Gruibingen statt, ist aber offen<br />

für Männer aus dem oberen Filstal und natürlich darüber<br />

hinaus. Bei der letzten Ver<strong>an</strong>staltung hat sich die Runde der<br />

Männer auch schon über Gruibingen hinaus erweitert. Mit<br />

Rudolf Härle, Hartmut Holder, Walter Kuhn sowie Pfarrer<br />

Christi<strong>an</strong> Keinath ist <strong>das</strong> Vorbereitungsteam aus der ev<strong>an</strong>gelischen<br />

und katholischen Kirchengemeinde besetzt.<br />

Wer Informationen wünscht, k<strong>an</strong>n sich gerne <strong>an</strong> <strong>das</strong> Pfarramt<br />

Gruibingen (0 73 35 / 52 00) wenden.<br />

Herzliche Einladung <strong>an</strong> „jederM<strong>an</strong>n“<br />

zum Männervesper in Gruibingen!<br />

Pfarrer Christi<strong>an</strong> Keinath<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

49


Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

Kirchengemeinden bauen für die Zukunft<br />

GEORG BRAUNMÜLLER<br />

Mit dem Bau von insgesamt drei Photovoltaik<strong>an</strong>lagen<br />

wollen die Kirchengemeinden Unterböhringen und Hausen<br />

ein Beispiel für erneuerbare Energien geben und für<br />

die Gemeinde sparen. Die Anlagen wurden auf den<br />

Gemeindehäusern in Hausen und Unterböhringen und auf<br />

der Kirche in Oberböhringen errichtet.<br />

Dem Auftrag, die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren,<br />

sind die Kirchengemeinden durch diese Maßnahme<br />

zur nachhaltigen Energiegewinnung nachgekommen. Es<br />

werden weniger fossile Brennstoffe verbraucht und damit<br />

der CO2-Ausstoß verringert. Bei der Anlage in Hausen<br />

sind es ca. 7000 kg CO2 im Jahr. Die Anlage produziert<br />

jährlich etwa 10 000 kW Strom, <strong>das</strong> entspricht ungefähr<br />

dem vierfachen Stromverbrauch des Gemeindehauses.<br />

Die Erlöse des eingespeisten Stromes tragen zudem zur<br />

Fin<strong>an</strong>zierung des Gemeindehauses bei.<br />

Technische Daten: Größe der Photovoltaik<strong>an</strong>lagen in<br />

Hausen 11,1 KW, in Oberböhringen 6,4 KW und in<br />

Unterböhringen 6,2 KW.<br />

Die Anlage in Hausen zum Beispiel besteht aus 60 Modulen<br />

und 4 Wechselrichtern auf 78,6 m 2 Dachfläche. Die<br />

Gesamtkosten betrugen hier 57.812,78 €.<br />

Die Ev<strong>an</strong>gelische L<strong>an</strong>deskirche in Württemberg hat aus<br />

dem Förderprogramm für Energiesparmaßnahmen einen<br />

Zuschuss von je 15 000 € für die Anlagen gewährt.<br />

Fin<strong>an</strong>ziert wird die Anlage über einen Zeitraum von 20<br />

Jahren mit einem Darlehen. Der l<strong>an</strong>ge Fin<strong>an</strong>zierungszeit-<br />

IRIS GOEBEL, ANGELIKA WAGNER<br />

50 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

raum wurde gewählt, damit vom ersten Jahr <strong>an</strong> ein Überschuss<br />

für die Kirchengemeinde erfolgen k<strong>an</strong>n.<br />

Die steigenden Energiepreise und der weltweit ras<strong>an</strong>te<br />

Anstieg des Verbrauches von Energie unterstreichen nochmals,<br />

<strong>das</strong>s die Kirchengemeinden eine richtige Entscheidung<br />

getroffen haben: erneuerbare Energien sind ein richtiger<br />

Schritt in die Zukunft.<br />

Georg Braunmüller ist Pfarrer<br />

in Unterböhringen und Hausen<br />

Frauen 30 plus – Frauenpower in Auendorf<br />

Es braucht: Eine ausreichende Anzahl von Frauen mit<br />

Engagement und Esprit, eine <strong>an</strong>genehme Atmosphäre, interess<strong>an</strong>te<br />

Themen – fertig ist der „Frauentreff 30 plus“ in<br />

Auendorf.<br />

Genau nach diesem Motto treffen sich seit Herbst letzten<br />

Jahres regelmäßig einmal monatlich Frauen im Ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Gemeindezentrum in Auendorf. Sie lachen, kochen,<br />

reden – sind mitein<strong>an</strong>der.<br />

Das Themenspektrum ist sehr bunt gefächert: Vom Frauenfilm<br />

mit <strong>an</strong>schließendem Austausch von kuriosen Episoden,<br />

über <strong>das</strong> Eintauchen in fernöstliche Gefilde, zum Beispiel<br />

durch <strong>das</strong> Kochen mit dem Wok, bis hin zum Erfahren<br />

von Körperbewusstsein beim Baucht<strong>an</strong>zschnupperkurs.<br />

Bonhoeffer-Gemeindehaus in Hausen<br />

Der Weltgebetstag nimmt einen besonderen Platz ein.<br />

Die Vorbereitung und Durchführung zusammen mit <strong>an</strong>deren<br />

Frauen macht nicht nur Spaß, sondern zeigt auch, wie<br />

wichtig es ist Ereignisse zu begehen und zu feiern, die<br />

mehr als die eigene Gemeinde betreffen.<br />

Auch die Kultur in Form von Theaterbesuch, Frauenstadtführung<br />

in <strong>Geislingen</strong> und Buchlesungen findet ihren Platz.<br />

M<strong>an</strong>chmal ist es auch einfach nur ein meditativer Spazierg<strong>an</strong>g<br />

durch Gottes schöne Schöpfung.<br />

Dieser neue Frauentreff macht Lust und Neugier auf die<br />

nächsten Termine. Es ist interess<strong>an</strong>t, wie die unterschiedlichen<br />

Charaktere bei einem gemeinsamen Abend zuein<strong>an</strong>der<br />

finden und neue Ideen wachsen können.<br />

Die Nähe oder Dist<strong>an</strong>z zur Kirche und zum Glauben sind<br />

bei den Einzelnen durchaus unterschiedlich. Und <strong>das</strong><br />

darf so sein. Bei uns stehen die Förderung von sozialen<br />

Kontakten und <strong>das</strong> Treffen mit <strong>an</strong>deren Frauen im Vordergrund.<br />

Wir bieten neben dem aktuellen Thema Raum für Gespräch<br />

und Erfahrungsaustausch.<br />

Iris Goebel<br />

Angelika Wagner


S DISTRIKT UNTERES FILSTAL<br />

Cake-City<br />

Jugendkreis Kuchen<br />

FRIDOLIN EISELE<br />

Jeden Mittwochabend um 19.30 Uhr treffen sich ca. 10<br />

Jugendliche im Alter von 16 oder 17 Jahren im ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Gemeindehaus in Kuchen. M<strong>an</strong>che kommen regelmäßig,<br />

<strong>an</strong>dere schauen nur gelegentlich vorbei. Frido und<br />

Beate, die den Jugendkreis leiten, sorgen für ein abwechslungsreiches<br />

Programm, mit dem alle zufrieden sind, wie<br />

zum Beispiel gemeinsam kochen, Fußball spielen oder<br />

einen Film <strong>an</strong>schauen. Dieses Programm wird je nach Jahreszeit<br />

gestaltet. So wird im Sommer auch mal ein Grillfest<br />

ver<strong>an</strong>staltet oder ein Poolabend bei Frido verbracht.<br />

Zusätzlich geben die beiden Leiter einen geistigen Impuls<br />

<strong>an</strong> die Jugendlichen weiter und regen damit auch m<strong>an</strong>chmal<br />

zum Nachdenken <strong>an</strong>.<br />

Alles in allem ist der Jugendkreis eine coole Sache und<br />

alle kommen immer gerne wieder.<br />

Fridolin Eisele ist Jugendmitarbeiter in Kuchen<br />

C<strong>an</strong>dle-Light-Dinner und Bibelarbeit<br />

10 Jahre Ev<strong>an</strong>gelisches Gemeindehaus<br />

MATTHIAS KRAUTER<br />

Am 28. J<strong>an</strong>uar 2006 feierte <strong>das</strong> Ev<strong>an</strong>gelische Gemeindehaus<br />

in Gingen seinen zehnten Geburtstag. Es ist heute kaum<br />

mehr vorstellbar, wie ein Gemeindeleben in den sehr begrenzten<br />

Möglichkeiten des Vorgänger-Gemeindehauses<br />

möglich war, denn neben den ca. 25 regelmäßigen Gruppen<br />

und Kreisen – von der Kinder- und Jugendarbeit über die<br />

Erwachsenenbildung bis hin zu den verschiedenen kirchen-<br />

Gemeindehaus in Gingen<br />

musikalischen Angeboten – werden die Räumlichkeiten<br />

immer wieder zu Gemeindeabenden, C<strong>an</strong>dle-Light-Dinner,<br />

Frauenfrühstückstreffen, Bibelwochen oder Gemeindefesten<br />

und vielem <strong>an</strong>derem genutzt. Nicht zuletzt wird im Winterhalbjahr<br />

im Rahmen der lokalen Agenda einmal im Monat<br />

ein Mittagessen <strong>an</strong>geboten, <strong>das</strong> vor allem von älteren<br />

Gemeindegliedern gerne benutzt wird. Außerdem findet<br />

jeden Sonntag nach dem Gottesdienst ein Kaffeeständerling<br />

im Foyer statt, der nicht mehr wegzudenken ist.<br />

Für Ordnung und Sauberkeit im Gemeindehaus sorgt <strong>das</strong><br />

Hausmeisterehepaar Marion und Joachim Holstein. Als<br />

gute Seele des Hauses legen sie Wert auf eine offene und<br />

herzliche Atmosphäre. Marion Holstein versteht es, mit<br />

viel Geschick und Liebe <strong>das</strong> Haus jeweils entsprechend<br />

der Jahreszeit zu schmücken und zu dekorieren. Die beiden<br />

Hausmeisterleute wurden beim Neujahrsempf<strong>an</strong>g der<br />

Mitarbeiter für ihre 10-jährige gute und treue Arbeit<br />

geehrt. Ohne sie wäre ein reibungsloses und gedeihliches<br />

Mitein<strong>an</strong>der so vieler Gruppen und Kreise unter einem<br />

Dach nicht möglich.<br />

Matthias Krauter<br />

ist Pfarrer in Gingen<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

51


Aus den Distrikten<br />

Besuchsdienst in Donzdorf –<br />

Brückenbauerinnen der Gemeinde<br />

ANNETTE LEUBE<br />

„Reden zwei Menschen mitein<strong>an</strong>der,<br />

müssen sie zu Weltreisenden werden,<br />

von ihrer eigenen Welt zu der des Gegenübers gel<strong>an</strong>gen.<br />

Auf diese Weise beginnen sie, eine Brücke<br />

zwischen zwei sich scheinbar fremd gegenüberstehenden<br />

Welten zu bauen.“ (Heiderose Gärtner)<br />

Wenn dies schon für die Kommunikation zwischen zwei<br />

Menschen gilt, wie viel mehr gilt es d<strong>an</strong>n für die Frauen des<br />

Besuchsdienstes unserer Kirchengemeinde.<br />

Jede trägt ihr eigenes Bild von Seelsorge in sich, viele verstehen<br />

sich als Brückenbauerinnen, <strong>an</strong>dere als Gärtnerinnen,<br />

vielen ist <strong>das</strong> „g<strong>an</strong>z Ohr sein“ wichtig, aber alle kommen zu<br />

den Besuchten nicht privat, sondern im Auftrag der Gemeinde<br />

und letztlich im Auftrag Jesu, wie Paulus schreibt:<br />

„Nehmt ein<strong>an</strong>der <strong>an</strong>, wie Christus euch <strong>an</strong>genommen<br />

hat zu Gottes Lob.“ (Römer 15,7).<br />

Diese Liebe Gottes hilft, immer wieder neu <strong>das</strong> aktive<br />

Zuhören als innere Haltung einzuüben, die Bedürfnisse der<br />

Besuchten zu spüren, sie wertzuschätzen und ein kleines<br />

Wegstück mitein<strong>an</strong>der zu gehen, eben: Brückenbauen.<br />

Sorgen für die eigene Seele<br />

Wer in der Seelsorge tätig ist, muss gut für die eigene Seele<br />

sorgen.<br />

Das wissen die Besuchsdienstfrauen. Deshalb beginnen die<br />

regelmäßigen Treffen mit einer Andacht, um der eigenen<br />

Seele mit Bibeltexten, Bildern, und Ges<strong>an</strong>gbuchliedern Nahrung<br />

zu schenken. Außerdem ist nach dem Verteilen der<br />

Arbeit viel Platz fürs Gespräch, um aktuelle Fragen einzubringen<br />

und mitein<strong>an</strong>der zu klären, um Dinge loszuwerden,<br />

die einem auf dem Herzen liegen, um neue Perspektiven<br />

und Verhaltensmöglichkeiten zu entdecken.<br />

Einmal im Jahr gönnt sich die Gruppe einen Fortbildungstag<br />

mit kompetenten ReferentInnen und die Palette der Themen<br />

ist groß: „Mit Verlusten leben“, „Leibhaftig glauben“, „Regeln<br />

der Gesprächsführung“, „Trauer-Trauerphasen-Trauerwege“,<br />

„Verwundeten Seelen begegnen“, „Kriegsbiografien“.<br />

Seit 26 Jahren besteht der Besuchsdienst in Donzdorf, zurzeit<br />

tun 15 Frauen diesen seelsorgerlichen Dienst der Gemeinde.<br />

Der Kreis wird von Pfarrerin Annette Leube geleitet<br />

und begleitet. So werden quer durchs Jahr rund 250 Gemeindeglieder<br />

besucht.<br />

Nicht spektakulär, aber wichtig<br />

Dabei gibt es natürlich eine Fülle unterschiedlichster Begegnungen:<br />

m<strong>an</strong>chmal ist der Besuch kurz und findet <strong>an</strong><br />

der Haustür statt, ein <strong>an</strong>deres mal wird es ein intensives<br />

Gespräch im Wohnzimmer oder eine gute Begegnung am<br />

Kr<strong>an</strong>kenbett, mit den Jahren wächst Vertrauen, viele Jubilare<br />

freuen sich auf den Besuch „ihrer“ Frau aus der Kirchengemeinde.<br />

Wünsche der Jubilare und Jubilarinnen <strong>an</strong> die Pfarrer werden<br />

selbstverständlich weitergegeben. Wieder: Brückenbau.<br />

Immer gilt es dabei, sorgfältig wahrzunehmen, welche<br />

konkrete Situation m<strong>an</strong> <strong>an</strong>trifft, ob ein Besuch erwünscht<br />

und <strong>an</strong>genehm ist, welche Hürden überwunden werden<br />

können und wo Dist<strong>an</strong>z <strong>an</strong>gesagt ist.<br />

52 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

All dies braucht Zeit, ein gutes Gehör, Gespür und große<br />

Aufmerksamkeit für die Vielschichtigkeit von Besuchssituationen,<br />

aber nicht selten gehen die Besuchsdienstfrauen<br />

als Beschenkte nach Hause: beschenkt durch <strong>das</strong><br />

Hören von Lebensgeschichten, höchst individuell und<br />

einmalig, beschenkt durch erfahrenes Vertrauen, beschenkt<br />

durch gelungenen Brückenbau.<br />

Diese wichtige Seelsorge-Arbeit ist nicht spektakulär,<br />

nicht öffentlichkeitswirksam, sie geschieht im Verborgenen<br />

und Stillen. Schweigepflicht ist für alle Frauen selbstverständlich.<br />

Auch Brüchiges, Nicht-Gelungenes gehört zu dieser Arbeit,<br />

z. B. <strong>das</strong> Gefühl, als Vertreterin der Kirche unerwünscht zu<br />

sein oder zum falschen Zeitpunkt <strong>an</strong>geklopft zu haben.<br />

Beim Versuch, neu zugezogene Gemeindeglieder persönlich<br />

zu besuchen, waren die Mühe und die Frustration so groß,<br />

<strong>das</strong>s wir zwischenzeitlich auf einen Begrüßungs- und Infobrief<br />

umgestiegen sind.<br />

Ob der Besuchsdienst auch etwas mitbringt?<br />

Zeit und Offenheit für die Jubilarinnen und Jubilare, einen<br />

Kartengruß der zuständigen Pfarrerin/des zuständigen<br />

Pfarrers und ein Geburtstagsbuch mit Bildern und Segenswünschen.<br />

Das ist sicherlich noch ausbaubar. Bei den<br />

runden Geburtstagen gibt es ein Glas Donzdorfer Honig<br />

und Tee aus dem Weltladen.<br />

Auch hier: Brückenbauen. Samenstreuen.<br />

Ob die Besuchsdienstfrauen auch beten oder <strong>das</strong> Ges<strong>an</strong>gbuch<br />

dabei haben?<br />

Auch <strong>das</strong> ist sehr unterschiedlich. Eine erfahrene Besuchsdienstfrau<br />

hat es kürzlich so zusammengefasst: „Ich bete<br />

vor den Besuchen für <strong>mich</strong>, um ruhig zu werden und Kraft<br />

zu schöpfen, um <strong>mich</strong> zu öffnen für den Mensch, dem ich<br />

gleich begegne und ihn – wie immer er auch sein mag –<br />

als Geschöpf Gottes <strong>an</strong>zunehmen. Bei den Besuchen bete<br />

ich nur auf ausdrücklichen Wunsch. Beten ist etwas<br />

sehr persönliches, <strong>das</strong> will ich niem<strong>an</strong>d aufzwingen oder<br />

überstülpen. Aber für <strong>mich</strong> selbst ist <strong>das</strong> Gebet durch<br />

nichts zu ersetzen.“<br />

Obwohl viele Besuchsdienstfrauen auch <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren Stellen<br />

in der Kirchengemeinde aktiv sind, stimmen sie dem Satz<br />

von Mirella Abate-Leibbr<strong>an</strong>d, einer der Leiterinnen des Seelsorgeseminars<br />

der württembergischen L<strong>an</strong>deskirche, zu:<br />

„Seelsorge ist <strong>das</strong> Herzstück der Gemeinde.“<br />

Annette Leube<br />

ist Pfarrerin in Donzdorf


VON MENSCHEN, BEGEGNUNGEN UND JUBILÄEN<br />

Alfred Birker – 60 Jahre ehrenamtlich<br />

für seine Kirche aktiv<br />

„Ich tue es gern, <strong>das</strong> ist die Hauptsache“,<br />

sagt Alfred Birker, wenn er auf<br />

sein kirchliches Engagement <strong>an</strong>gesprochen<br />

wird. Und <strong>das</strong> beg<strong>an</strong>n vor 60<br />

Jahren, im Mai 1946, als Kinderkirchhelfer<br />

<strong>an</strong> der Stadtkirche in <strong>Geislingen</strong>.<br />

80 Kinder kamen regelmäßig in den<br />

Kindergottesdienst und 16 Helferinnen<br />

und Helfer betreuten diese. Zwei<br />

Jahre später übernahm Alfred Birker d<strong>an</strong>n die Leitung der<br />

Kinderkirche. Und diese hatte er inne bis 1986, als er die<br />

Kinderkirche in jüngere Hände übergab. In den Kirchengemeinderat<br />

der Stadtkirche wurde er 1959 gewählt, ab<br />

1977 war er Laienvorsitzender. Für die Stadtkirchengemeinde<br />

war er im Engeren Rat der Gesamtkirchengemeinde<br />

und Mitglied der Bezirkssynode bis ins Jahr 1995, als er<br />

sich nicht mehr in den Kirchengemeinderat wählen ließ. Mit<br />

dem Lektorendienst wurde er 1986 beauftragt. Dies ist ein<br />

Ehrenamt, <strong>das</strong> er gerne macht. Denn, so sagt Alfred Birker,<br />

mit diesem Dienst komme er in viele Gemeinden und erhalte<br />

den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus. Aktiv ist er<br />

auch in der Blinden- und Sehbehindertenarbeit. Seine verstorbene<br />

Frau, Otti Birker, die selbst blind war, hat ihn in<br />

diese Arbeit mitgenommen. Er leitet den Treffpunkt für Blinde<br />

und Sehbehinderte im Geislinger Samariterstift. Sp<strong>an</strong>nend<br />

waren für Alfred Birker auch die vier Gemeindefreizeiten<br />

in Südtirol, die er ver<strong>an</strong>twortlich org<strong>an</strong>isiert hat. Und<br />

von den zur DDR-Zeit stattgefundenen Begegnungstreffen<br />

mit der Thüringer Partnergemeinde in Saalfeld erzählt er interess<strong>an</strong>te<br />

Begebenheiten, die m<strong>an</strong> eben nur erleben k<strong>an</strong>n,<br />

wenn m<strong>an</strong> ehrenamtlich engagiert ist – so wie Alfred Birker.<br />

Diakonin Dagmar Völskow<br />

in Donzdorf verabschiedet<br />

Vier Jahre l<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>d der Name<br />

„Dagmar Völskow“ für die<br />

Jugendarbeit in der Donzdorfer<br />

Kirchengemeinde.<br />

Die Liste der Dinge, die durch<br />

ihre Hände und ihr Herz gingen,<br />

ist l<strong>an</strong>g: Mädchentage und Stabpuppenspiele,<br />

Jungscharstunden<br />

und Aktionen, Saftbar und Boys-Club, Zirkus und<br />

Kasperltheater etc. Die Jugendräume trugen zusehends<br />

ihre H<strong>an</strong>dschrift und füllten sich mit Leben.<br />

Nach den ersten zwei Jahren war der Kirchengemeinderat<br />

so beflügelt, <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> sich entschloss, die Stelle zu verlängern<br />

und weiterhin aus eigenen Mitteln und vielen<br />

Spenden zu fin<strong>an</strong>zieren.<br />

Und nun am Ende? Eine große Jungschar ist übrig geblieben.<br />

So dynamisch ist Jugendarbeit! So schnell werden<br />

aus Mitarbeiterinnen junge Leute, die wegziehen und<br />

eigene Wege in <strong>an</strong>deren Gemeinden gehen.<br />

Aber wir sind nicht frustriert, sondern d<strong>an</strong>kbar für die<br />

zurückliegenden Jahre, und wer weiß schon, w<strong>an</strong>n<br />

gestreute Samen aufgehen (Markus 4).<br />

Der Jugendausschuss überlegt sich, wie nun die Jugendarbeit<br />

wieder auf ehrenamtliche Schultern verteilt werden<br />

k<strong>an</strong>n und hat schon viele Ideen.<br />

<strong>Geislingen</strong> beg<strong>an</strong>n <strong>das</strong> Jahr mit dem<br />

L<strong>an</strong>desbischof<br />

Der große Saal im<br />

Martin-Luther-Haus<br />

in <strong>Geislingen</strong> war<br />

überfüllt. Viele<br />

wollten L<strong>an</strong>desbischof<br />

Fr<strong>an</strong>k-<br />

Otfried July hören,<br />

der zum Neujahrs-<br />

Empf<strong>an</strong>g nach<br />

<strong>Geislingen</strong> gekommen war und über „Im Umbruch Aufbruch<br />

– Zukunft von Kirche und Gesellschaft aus Gottes<br />

H<strong>an</strong>d“ sprach. „Wenn der July im J<strong>an</strong>uar nach <strong>Geislingen</strong><br />

kommt, k<strong>an</strong>n <strong>das</strong> fürs Klima und Wetter nur gut sein“,<br />

meinte Dek<strong>an</strong>in Gerlinde Hühn zur Begrüßung.<br />

Das Mesnerinnen-<br />

Dream-Team in Gingen<br />

Viereinhalb Jahre hat die Kirchengemeinde<br />

Gingen gesucht,<br />

bis sie ihre Mesnerstelle wieder<br />

vollständig besetzten konnte.<br />

In dieser Zeit wurden 50 % der<br />

Mesnertätigkeit ehrenamtlich<br />

von den Mitgliedern des<br />

Kirchengemeinderats erledigt,<br />

die <strong>an</strong>dere Hälfte wurde von<br />

Christa B<strong>an</strong>tleon versorgt. Das mag ja <strong>das</strong> Modell der<br />

Zukunft sein, wenn die Gelder knapper werden, dennoch<br />

sind die Gingener froh, in Brigitte Obermaier eine zweite<br />

Mesnerin gefunden zu haben. Die beiden sehr engagierten<br />

Frauen sind ein echtes Dream-Team und ein Glücksfall für<br />

die Gingener Kirchengemeinde.<br />

Wechsel in der Süßener Kirchenpflege<br />

Mit Ingolf Schlechter hat die Kirchengemeinde Süßen<br />

seit J<strong>an</strong>uar 2006 einen neuen Kirchenpfleger.<br />

Seine Vorgängerin<br />

Claudia Hahn hatte<br />

<strong>das</strong> Amt mit Ende<br />

des Jahres niedergelegt.<br />

Ingolf Schlechter ist<br />

verheiratet, hat drei<br />

Kinder und wohnt<br />

mit seiner Familie in<br />

<strong>Geislingen</strong>.<br />

Claudia Hahn Ingolf Schlechter<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

53


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Neue Pfarrerin zur Anstellung<br />

in <strong>Geislingen</strong><br />

Neue Pfarrerin zur Anstellung bei der<br />

Dek<strong>an</strong>in in <strong>Geislingen</strong> ist Elisabeth<br />

Jooß. Ihre Heimatstadt Esslingen hat<br />

sie nach dem Abitur verlassen, um<br />

zunächst ein soziales Jahr in Paris zu<br />

absolvieren. Anschließend studierte<br />

sie Theologie in Tübingen, Jerusalem<br />

und Marburg, wo sie im Jahr 2003 mit einer Arbeit zum<br />

„Raum“ promoviert hat. Ihr Ausbildungsvikariat machte<br />

sie in Lauchringen, einem Ort in der badischen L<strong>an</strong>deskirche,<br />

nahe der Schweizer Grenze. Ihr Ehem<strong>an</strong>n Stef<strong>an</strong>,<br />

der bis jetzt Assistent in Zürich gewesen ist, wird im<br />

September hier im Bezirk sein Vikariat beginnen. Ehepaar<br />

Jooß hat einen einjährigen Sohn - und sie freuen sich sehr<br />

auf die Begegnungen und Gespräche mit Ihnen allen!<br />

Abschied von<br />

Pfarrerin D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke<br />

Knapp zwei Jahre war D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke<br />

Pfarrerin zur Dienstaushilfe bei der<br />

Geislinger Dek<strong>an</strong>in. Aber trotz dieser<br />

kurzen Zeit hat sie Akzente gesetzt.<br />

Das Abendgebet in der Geislinger<br />

Stadtkirche wurde von ihr gestaltet<br />

und aufrecht erhalten. Sie übernahm<br />

in der Vakaturzeit den Konfirm<strong>an</strong>denunterricht und die<br />

Konfirmationen in Unterböhringen und Hausen, war in<br />

den meisten Gemeinden im <strong>Kirchenbezirk</strong> um Gottesdienste<br />

zu feiern, beteiligte sich <strong>an</strong> der Notfall-Seelsorge<br />

und ist noch Mitglied im Redaktionsteam der Geislinger<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung. Seit März ist D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke in<br />

Stuttgart am Karl-Olga-Hospital. Sie macht dort eine Zusatzausbildung<br />

zur Kr<strong>an</strong>kenhausseelorgerin.<br />

Bike und Bibel<br />

Wer hat Interesse sich zu treffen, um<br />

gemeinsam Motorrad zu fahren und<br />

sich über die Bibel und Gott und die<br />

Welt zu unterhalten?<br />

Treffpunkt ist im Sommer, jeden ersten<br />

und dritten Donnerstag im Monat,<br />

um 18 Uhr, 73337 Unterböhringen,<br />

Ortstraße 21, vorm Pfarrhaus. Ansprechpartner:<br />

Georg Braunmüller, Telefon: 0 73 34 / 43 64,<br />

E-mail: pfarramt.unterboehringen@gmx.de<br />

20 Jahre <strong>an</strong> der Pauluskirche<br />

<strong>Geislingen</strong>: Walter Glatz<br />

Im Frühjahr 1986 trat Walter Glatz<br />

seinen Dienst als Mesner und Hausmeister<br />

<strong>an</strong> der Pauluskirche <strong>an</strong>. Noch<br />

heute wird beim Erzählen spürbar, mit<br />

welch gemischten Gefühlen diese Zeit<br />

durchsetzt war. Walter Glatz war neu<br />

in <strong>Geislingen</strong>, seine Familie damals noch in Siebenbürgen.<br />

Zwei Jahre voller Unsicherheit folgten, bis Maria Glatz<br />

mit den drei Töchtern Christa, Ute und Elke nachkommen<br />

konnte. Nicht nur der Ehem<strong>an</strong>n und Vater hieß die<br />

Familie in <strong>Geislingen</strong> willkommen, auch die Paulusgemeinde<br />

begrüßte sie mit Wärme und freute sich mit<br />

54 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

allen Glatzens darüber, <strong>das</strong>s sie wieder zusammen waren.<br />

Sehr bald übernahm Maria Glatz von ihrem M<strong>an</strong>n <strong>das</strong><br />

Mesner- und Hausmeisteramt, während er eine Anstellung<br />

außerhalb der Kirchengemeinde f<strong>an</strong>d. Nach der Arbeit<br />

ging er seiner Frau zur H<strong>an</strong>d, pflegte die Grün<strong>an</strong>lagen,<br />

kümmerte sich um die Heizung und reparierte allerh<strong>an</strong>d<br />

Kleinigkeiten. D<strong>an</strong>eben übernahm Walter Glatz im Jahr<br />

2000 die Leitung des Paulus-Chores.<br />

Nichts ist Walter und Maria Glatz zuviel, wenn es<br />

darum <strong>geht</strong>, einen Rahmen für <strong>das</strong> gottesdienstliche und<br />

gemeindliche Leben in der Pauluskirche zu schaffen. Mit<br />

Humor und Herzenswärme sind beide aktiv. Die Paulusgemeinde<br />

gratuliert zum Jubiläum.<br />

Neue Jugendreferentin im Alb-Distrikt<br />

Im J<strong>an</strong>uar ist Schwester Claudia<br />

Günther in die Amstetter Dienstwohnung<br />

eingezogen. Sie ist als<br />

Jugendreferentin für die Gemeinden<br />

im Alb-Distrikt tätig. Geboren ist sie<br />

1967 in Stuttgart und aufgewachsen<br />

in Bernhausen. Zwei Tage nach ihrem<br />

15. Geburtstag lernte sie Jesus als<br />

ihren persönlichen Herrn und Erlöser<br />

kennen. Nach der Schule machte sie eine Lehre als Bauzeichnerin<br />

und wechselte d<strong>an</strong>n ins Mutterhaus Aidlingen.<br />

Nach der Ausbildung dort war sie in der Gemeindearbeit<br />

in Esslingen tätig. Sechs Jahre später bekam sie vorübergehend<br />

eine g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Aufgabe im Verlag in Döffingen.<br />

Seit J<strong>an</strong>uar ist sie Amstetter Bürgerin und als Jugendreferentin<br />

im Alb-Distrikt tätig.<br />

Viel zu tun auf der Stubersheimer Alb<br />

Mit dem Einzug von Eva und Holger<br />

Platz ins Pfarrhaus in Schalkstetten ist<br />

die geschäftsführende Pfarrstelle der<br />

Gesamtkirchengemeinde Stubersheimer<br />

Alb seit März wieder besetzt. Das<br />

Theologen-Ehepaar ist mit seinen zwei<br />

Kindern Jonas und Leonie zunächst für<br />

drei Jahre dort tätig. Holger Platz hat<br />

vorerst die Pfarrstelle alleine inne, denn<br />

Eva Platz ist in Elternzeit. Der Vorsitzende<br />

der Stubersheimer Gesamtkirchengemeinde,<br />

Herm<strong>an</strong>n Frieß, begrüßte<br />

<strong>das</strong> Ehepaar herzlich und versprach<br />

ihnen, <strong>das</strong>s es mit den fünf Gemeinden<br />

sicher nicht l<strong>an</strong>gweilig werde.<br />

Kurt Vogelgs<strong>an</strong>g verlässt Aufhausen<br />

Ins Dek<strong>an</strong>at Böblingen, nach Weil im Schönbuch,<br />

wechselt Pfarrer Kurt Vogelgs<strong>an</strong>g im August. Auf<br />

1. September 1996 hat der damalige L<strong>an</strong>desbischof Renz<br />

Pfarrer Vogelgs<strong>an</strong>g zum Pfarrer von<br />

Aufhausen ern<strong>an</strong>nt. Sein Dienstauftrag<br />

betrug 50 % Gemeindepfarramt,<br />

hinzu kamen 50 % für die<br />

Missionsleitung der Missionsm<strong>an</strong>nschaft<br />

Rotes Meer (MRM).<br />

Im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> arbeitete<br />

er im <strong>Kirchenbezirk</strong>sausschuss mit,<br />

war Kontaktperson zur Ev<strong>an</strong>gelischen


Alli<strong>an</strong>z, war Mitglied im Redaktionsteam der <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />

und Dek<strong>an</strong>sstellvertreter. Das Gemeindehaus<br />

in Aufhausen wurde in seinem letzten Amtsjahr<br />

in Aufhausen umgebaut und im verg<strong>an</strong>genen Oktober<br />

feierlich eingeweiht.<br />

Wechsel auf der<br />

Türkheimer<br />

Pfarrstelle<br />

Am 1. März 1997<br />

wurde Edeltraud<br />

Meyer Pfarrerin in<br />

Türkheim. Die in<br />

Crailsheim geborene<br />

Theologin<br />

übernahm mit<br />

Edeltraud Meyer Helga Striebel<br />

diesem Gemeindepfarramt<br />

auch die Seelsorge bei Gehörlosen in den<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>en <strong>Geislingen</strong> und Göppingen.<br />

Als sie nun nach neun Jahren auf die Pfarrstelle Stubersheim/Hofstett-Emerbuch,<br />

ebenfalls im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong>, wechselte, behielt sie diesen Zusatzauftrag<br />

der Gehörlosen-Seelsorge. Weiterhin ist Edeltraud Meyer<br />

für die Konfirm<strong>an</strong>denarbeit im Bezirk zuständig. Abgegeben<br />

hat sie bei dem Wechsel <strong>das</strong> Jugendpfarramt, <strong>das</strong><br />

sie sich mit Rudolf Spieth, Pfarrer in Wiesensteig, teilte.<br />

Dieses doch sehr zeitaufwändige Bezirksamt ist mit der<br />

50 %-Pfarrstelle in Stubersheim nicht mehr vereinbar.<br />

Bereits auf 1. Februar konnte die Pfarrstelle in Türkheim<br />

wieder besetzt werden. Helga Striebel ist vom Ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Oberkirchenrat beauftragt worden, mit einem<br />

halben Dienstauftrag die Kirchengemeinde Türkheim zu<br />

versehen. Die in Rottenacker geborene Pfarrerin wird vorerst<br />

bis Sommer in Türkheim sein und ihre Ausbildungszeit<br />

vollenden, die sie aus familiären Gründen unterbrochen hat.<br />

Ob sie ab Sommer weiterhin Pfarrerin in Türkheim bleibt,<br />

wird sich d<strong>an</strong>n entscheiden. Bis dahin bleibt Pfarrerin<br />

Striebel mit ihrer Familie in Dornstadt wohnen.<br />

„Ikonen – Fenster zur himmlischen Wirklichkeit“<br />

Eine <strong>an</strong>dere Art<br />

der Kunst bot die<br />

Ikonen-Ausstellung<br />

im Frühjahr<br />

in <strong>Geislingen</strong>. Sie<br />

erwies sich als<br />

Publikumsmagnet.<br />

Ikonen sind gemalte<br />

Frömmigkeit<br />

und Fenster zur<br />

himmlischen<br />

Wirklichkeit. Seit Jahrhunderten werden sie nach dem<br />

strengen Regelwerk der Symbol- und Bilddarstellung gemalt.<br />

Die Technik der „umgekehrten Perspektive“ der Bilder<br />

erlaubt eine Einbeziehung der Betrachter ins Bild, sie werden<br />

quasi direkt <strong>an</strong>geschaut, was bei einer räumlichen Perspektive<br />

nicht zu erreichen ist. Zu beachten ist auch die Bedeutungsperspektive,<br />

nach der <strong>das</strong> Wichtigste im Bild am<br />

größten dargestellt wird. Jedes Detail hat hier seine besondere<br />

Bedeutung. Die Ausstellung wurde vom ökumenischen<br />

Arbeitskreis <strong>Geislingen</strong>-Altenstadt in Zusammenarbeit<br />

mit der Kreissparkasse <strong>Geislingen</strong> ver<strong>an</strong>staltet.<br />

Der Neue ist da<br />

„Der Neue ist jetzt da“, diesen Satz<br />

hat Eberhard Schmid in letzter Zeit<br />

öfters gehört.<br />

Seit April diesen Jahres arbeitet er als<br />

Nachfolger von Bärbel Hartm<strong>an</strong>n bei<br />

der Kirchlichen Verwaltungsstelle<br />

Göppingen. Eberhard Schmid ist<br />

46 Jahre alt, verheiratet und hat drei<br />

Kinder im Alter von 15, 13 und 9 Jahren. Mit ihren drei<br />

Schildkröten und einem Hamster wohnen sie in Eislingen.<br />

Nach dem Abitur und dem Grundwehrdienst beg<strong>an</strong>n<br />

Eberhard Schmid seine Ausbildung zum gehobenen Dienst<br />

in der Kommunalverwaltung, die er im November 1984 als<br />

Diplom-Verwaltungswirt (FH) abschloss. Ab J<strong>an</strong>uar 1985<br />

war er in der Kirchlichen Verwaltungsstelle Stuttgart tätig.<br />

Nach deren Neustrukturierung ging er als stellvertretender<br />

Leiter zur Verwaltungsstelle Esslingen und war zuständig<br />

für <strong>das</strong> Fin<strong>an</strong>zwesen der <strong>Kirchenbezirk</strong>e Bernhausen und<br />

Esslingen.<br />

Bei der Kirchlichen Verwaltungsstelle Göppingen gehört<br />

zu seinem Zuständigkeitsbereich insbesondere: die Stellvertretung<br />

der Leiterin der Verwaltungsstelle, <strong>das</strong> Anstellungsrecht<br />

und die Bau- und Fin<strong>an</strong>z<strong>an</strong>gelegenheiten der<br />

Kirchengemeinden des <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong>, weiter<br />

ist er Ansprechpartner für die Kirchenpflegen, die mit<br />

CuZea-K arbeiten.<br />

In der Freizeit spielt Eberhard Schmid gerne Volleyball,<br />

fährt mit dem Fahrrad und, was ihm besonders am<br />

Herzen liegt, gestaltet zusammen mit 70 Kindern und<br />

20 Betreuern eine Stadtr<strong>an</strong>derholung in Eislingen.<br />

Früh aufstehen ist kein Problem:<br />

Martin Breitling<br />

Seit September letzten Jahres ist er<br />

Pfarrer in <strong>Geislingen</strong> in der Markusgemeinde:<br />

Martin Breitling. Theologie<br />

hat er in Tübingen und Bern studiert.<br />

Während der Wartezeit auf <strong>das</strong><br />

Vikariat war er für zweieinhalb Jahre<br />

als Jugendreferent im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Göppingen tätig. Sein Ausbildungsvikariat<br />

verbrachte er in Faurndau. Nun hat er in der Geislinger<br />

Markusgemeinde sein erstes Pfarramt übernommen.<br />

Und <strong>das</strong>s er zu den Frühaufstehern gehört, bewies Martin<br />

Breitling in der verg<strong>an</strong>genen Karwoche: Er lud die Gemeinde<br />

jeden Morgen auf 6 Uhr ein zu einem Morgengebet.<br />

Rundfunk übertrug Gottesdienst<br />

Großes Interesse f<strong>an</strong>d der<br />

Gottesdienst am 26. März<br />

in der Geislinger Stadtkirche,<br />

der vom Deutschl<strong>an</strong>dfunk<br />

und SWR-Contra<br />

in die g<strong>an</strong>ze Welt übertragen<br />

wurde. Viele Rückmeldungen<br />

von Hörerinnen<br />

und Hörer bestätigten, <strong>das</strong>s Predigt und Musik sich<br />

gegenseitig ergänzten. Die Predigt hielt Dek<strong>an</strong>in Gerlinde<br />

Hühn. Der Text der Predigt zu Phil. 1,12-21 k<strong>an</strong>n auf der<br />

Internetseite des <strong>Kirchenbezirk</strong>s nachgelesen werden.<br />

Die musikalische Leitung hatte KMD Gerhard Klumpp.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

55


Das tut ihrer Seele gut ...<br />

Das tut ihrer Seele gut ...<br />

Friederike Maier, Süssen<br />

Gerlinde Hühn, <strong>Geislingen</strong><br />

Judith Heiter, Eybach/Stötten<br />

Matthias Krauter, Gingen<br />

Christoph Wiborg, <strong>Geislingen</strong><br />

Annette und Bernhard Leube<br />

Donzdorf/Süssen<br />

Martin Breitling, <strong>Geislingen</strong><br />

Peter Heiter, Eybach/Stötten<br />

Ingeborg Brüning, Steinenkirch<br />

Fr<strong>an</strong>k Bendler, Kuchen<br />

Georg Braunmüller<br />

Unterböhringen/Hausen<br />

Sabine Kluger, <strong>Geislingen</strong>

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