Was geht mich das an? - Kirchenbezirk Geislingen
Was geht mich das an? - Kirchenbezirk Geislingen
Was geht mich das an? - Kirchenbezirk Geislingen
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Ev<strong>an</strong>gelische<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />
<strong>Geislingen</strong><br />
2006/2007<br />
Nachrichten aus dem Filstal<br />
und dem Helfensteiner L<strong>an</strong>d
Inhalt<br />
Impressum<br />
Zeitung des<br />
Ev<strong>an</strong>gelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />
<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />
Nr. 9 – 2006/2007<br />
vom 1. Juli 2006<br />
Herausgeber:<br />
Ev<strong>an</strong>gelischer <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />
H<strong>an</strong>sengasse 2,<br />
73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige),<br />
Tel. (0 73 31) 4 17 61<br />
Email:<br />
Ev.Dek<strong>an</strong>at.<strong>Geislingen</strong>@t-online.de<br />
www.kirchenberzirk-geislingen.de<br />
Redaktion:<br />
Anita Gröh, Judith Heiter,<br />
D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke, Sus<strong>an</strong>ne Jutz,<br />
Friederike Maier<br />
Titelbild:<br />
Arthur Goldgräbe, Türkheim<br />
Druck:<br />
C. Maurer, Druck und Verlag,<br />
<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />
Layout, Repro, Satz:<br />
Typografie + Medienwerkstatt<br />
Herm<strong>an</strong>n, Schlat<br />
Auflage: 20.000<br />
Vertrieb:<br />
Ev<strong>an</strong>gelischer <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />
Fotos:<br />
Gröh: 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,<br />
10, 11, 13, 15, 17, 19,<br />
22, 23, 25, 26, 33, 34,<br />
35, 45, 53, 54, 55, 56<br />
Privat: 10, 11, 14, 16, 17,<br />
20, 21, 31, 32, 36, 37,<br />
38, 39, 40, 41, 42, 43,<br />
44, 46, 47, 48, 49, 50,<br />
51, 52, 53, 56<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Dek<strong>an</strong>in Gerlinde Hühn,<br />
H<strong>an</strong>sengasse 2,<br />
73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />
2 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
3 Editorial Gerlinde Hühn<br />
23 In eigener Sache . . .<br />
27 Termine<br />
27 Für einen guten Zweck . . . Spenden-Konten<br />
28Sommer 2006: Predigtreihen in den Distrikten<br />
30 Wo finde ich Information und Hilfe<br />
53 Von Menschen, Begegnungen und Jubiläen<br />
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
4 Impuls<br />
Sus<strong>an</strong>ne Jutz, Bad Überkingen<br />
5 Portrait Lucie P<strong>an</strong>zer<br />
D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke, Anita Gröh<br />
8Berichte aus der L<strong>an</strong>dessynode<br />
Martin Bauch, Süssen, Beate Keller, Süssen<br />
10 St<strong>an</strong>dPunkte<br />
<strong>Was</strong> tut Ihrer Seele gut?<br />
12 Seelsorge in der „guten, alten Zeit“<br />
Karl-Heinz Bauer, Amstetten<br />
14 Notfallseelsorge – Erste Hilfe für die Seele<br />
Felix Müller, Göppingen<br />
15 Gute Hoffnung – jähes Ende<br />
Helmut Kienle, <strong>Geislingen</strong><br />
16 Hilfe am <strong>an</strong>deren Ende der Leitung<br />
Dr. Stef<strong>an</strong> Plöger, Ulm<br />
17 Bikers Helpline – Hilfe auf zwei Rädern<br />
Georg Braunmüller, Unterböhringen<br />
18Singen als Salböl der Seele<br />
Bernhard Leube, Süssen<br />
20 Rastplätze für die Seele<br />
Henrich Herbst, Saalfeld<br />
21 Tragen und getragen werden – Hospizarbeit<br />
Angelika Staffhorst, Kuchen<br />
22 Wir erleben alle Tiefen des Menschen<br />
Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong><br />
23 Aids – was <strong>geht</strong> <strong>mich</strong> <strong>das</strong> <strong>an</strong>?<br />
Sabine Kluger, <strong>Geislingen</strong><br />
24 Begleitung auf dem Weg der Kr<strong>an</strong>kheit<br />
Claudia Krüger, Stuttgart<br />
26 Als Pfarrerin <strong>an</strong> der Fachhochschule<br />
Sabine Kluger, <strong>Geislingen</strong><br />
31 Ich weiß nicht, ob Gott für <strong>mich</strong> noch da ist<br />
Friedrich Sautter, Göppingen<br />
32 Wenn Dresden nach Glühwein und<br />
Stollen riecht<br />
Edeltraud Meyer, Stubersheim<br />
33 Aus-Sicht – Seelsorge für blinde und<br />
sehbehinderte Menschen<br />
Friederike Maier, Süssen<br />
Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
34 Trotz weniger PfarrerInnen mehr Zeit<br />
für die Gemeinden<br />
Dek<strong>an</strong>in Gerlinde Hühn<br />
35 Am Anf<strong>an</strong>g hat <strong>das</strong> Geld für alle gereicht...<br />
Gerlinde Hühn<br />
36 Eindrücke eines Aufenthaltes in der<br />
südindischen Partnerkirche<br />
Dr. Elfriede Nusser-Rothermundt<br />
38KonfiCamp und Freundeskreis<br />
Martin Geiger, <strong>Geislingen</strong><br />
39 Neue Mitarbeitende gewinnen...<br />
Birgit Abt, Donzdorf<br />
Aus den Distrikten<br />
DISTRIKT ALB<br />
40 Eine Gemeinde baut ihre Ged<strong>an</strong>ken um<br />
Ingeborg Brüning, Steinenkirch<br />
41 Alt und neu gesellt sich gern<br />
Kurt Vogelgs<strong>an</strong>g, Aufhausen<br />
DISTRIKT GEISLINGEN<br />
42 Die Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong> wird 50<br />
Sabine Kluger, <strong>Geislingen</strong><br />
43 Ein Abschied und ein Neubeginn<br />
Judith Heiter, Eybach/Stötten<br />
44 Geislinger Vesperkirche –<br />
ein Ort der Seelsorge<br />
Christoph Wiborg, <strong>Geislingen</strong><br />
45 Weißt du, wer ich bin?<br />
Christlich-islamische Gespräche<br />
in <strong>Geislingen</strong><br />
Yasna Crüsem<strong>an</strong>n, <strong>Geislingen</strong><br />
47 20 Jahre Markuskirche <strong>Geislingen</strong><br />
Martin Breitling, <strong>Geislingen</strong><br />
47 Ernste Fin<strong>an</strong>zsituation in Eybach<br />
Peter Heiter, Eybach/Stötten<br />
DISTRIKT OBERE FILS<br />
48Singen macht Spaß und Singen tut gut<br />
Ulrike Hilbm<strong>an</strong>n-Fitz und Erika Matheis,<br />
Deggingen<br />
48Schöpfung erleben...<br />
Christi<strong>an</strong> Keinath, Gruibingen<br />
49 Männervesper in Gruibingen<br />
Christi<strong>an</strong> Keinath, Gruibingen<br />
50 Kirchengemeinden bauen für die Zukunft<br />
Georg Braunmüller, Unterböhringen<br />
50 Frauen 30 plus – Frauenpower in Auendorf<br />
Iris Goebel, Angelika Wagner, Auendorf<br />
DISTRIKT UNTERES FILSTAL<br />
51 Cake-City<br />
Fridolin Eisele, Kuchen<br />
51 C<strong>an</strong>dle-Light-Dinner und Bibelarbeit<br />
Matthias Krauter, Gingen<br />
52 Brückenbauerinnen der Gemeinde<br />
Annette Leube
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
unserer <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung!<br />
Vor einiger Zeit hat die L<strong>an</strong>deskirche eine<br />
Internet-Umfrage durchgeführt: „Schwerpunkte<br />
im Pfarrberuf". Von den Beteiligten<br />
haben die meisten, immerhin 37,8 %, auf<br />
„Seelsorge“ geklickt. Seelsorge wird also<br />
als wichtigste Kernaufgabe der Kirche<br />
betrachtet.<br />
Seelsorge ist auch <strong>das</strong> Hauptthema der<br />
diesjährigen <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung. In<br />
ihren vielfältigen Facetten von A und B bis<br />
V und Z, von Aidsseelsorge und Blindenseelsorge<br />
bis Vesperkirche und HospiZarbeit.<br />
Viele Antworten auf die Frage,<br />
„<strong>Was</strong> tut Ihrer Seele gut?“ wurden gesammelt.<br />
D<strong>an</strong>eben gibt es natürlich auch wieder<br />
Artikel zu aktuellen Themen, vom Pfarrpl<strong>an</strong><br />
bis zu Fin<strong>an</strong>zproblemen.<br />
Seelsorgearbeit ist Hirtenarbeit. „Jesus ging<br />
umher in alle Städte und Dörfer und lehrte<br />
in ihren Synagogen und predigte <strong>das</strong> Ev<strong>an</strong>gelium<br />
vom Reich und heilte alle Kr<strong>an</strong>kheiten<br />
und Gebrechen. Und da er <strong>das</strong> Volk sah,<br />
hatte er Mitleid mit ihm, denn sie waren . . .<br />
zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten<br />
haben.“ (Matth. 9)<br />
Die Kirche folgt ihrem Herrn, Jesus Christus,<br />
der auch der „große Hirte“ (Hebr. 13) gen<strong>an</strong>nt<br />
wird, darin, <strong>das</strong>s sie auf ph<strong>an</strong>tasievolle<br />
Weise für <strong>an</strong>dere da ist und ihnen<br />
nach<strong>geht</strong> in die entlegensten und traurigsten<br />
Winkel ihres Daseins.<br />
Seelsorge arbeitet mit dem Wort:<br />
Sprechen, Hören, Zuhören, Trösten, Wegweisen<br />
sind die Kommunikationsformen,<br />
die verwendet werden. „Zuhören ist eine<br />
Metapher für die Offenheit, <strong>das</strong> Offenstehen<br />
der Person, die innere Gastfreundschaft“<br />
(Christina Thürmer-Rohr).<br />
Die L<strong>an</strong>deskirche bietet mit der Klinischen-<br />
Seelsorge-Ausbildung (KSA) für Pfarrerinnen<br />
und Pfarrer und mit den Kursen für ehrenamtliche<br />
Seelsorgerinnen und Seelsorger<br />
(KESS) Ausbildungsgänge <strong>an</strong>, um die Fähigkeit<br />
des Zuhörens weiter zu entwickeln.<br />
Das Titelbild – wieder von Arthur Goldgräbe<br />
aus Türkheim – zeigt Menschen in<br />
Beziehung zuein<strong>an</strong>der: Gespräch – sich<br />
<strong>an</strong>lehnen – sich ein<strong>an</strong>der zuwenden – Umarmung.<br />
Eine nackte Frau kauert im Vordergrund,<br />
sie legt einem Andern den Arm auf<br />
die Schulter. Das Bild erinnert <strong>mich</strong> <strong>an</strong> die<br />
Werke der Barmherzigkeit, wie sie in Matthäus<br />
25 geschildert werden. „Ich war<br />
hungrig, und ihr habt <strong>mich</strong> gespeist. Ich war<br />
durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben.<br />
Ich war fremd, und ihr habt mir Gastfreundschaft<br />
erwiesen. Ich war nackt, und<br />
ihr habt <strong>mich</strong> bekleidet, ich war kr<strong>an</strong>k, und<br />
ihr habt <strong>mich</strong> besucht, ich war im Gefängnis,<br />
und ihr seid zu mir gekommen. <strong>Was</strong> ihr<br />
get<strong>an</strong> habt einem von diesen meinen geringsten<br />
Brüdern, <strong>das</strong> habt ihr mir get<strong>an</strong>.“<br />
Seelsorge, <strong>das</strong> heißt zu einem <strong>an</strong>dern Menschen<br />
so in Beziehung zu treten, <strong>das</strong>s es für<br />
den <strong>an</strong>dern heilend und heilsam ist. Damit<br />
geben wir die Menschenfreundlichkeit<br />
Gottes weiter.<br />
An dieser Stelle D<strong>an</strong>k <strong>an</strong> <strong>das</strong> Redaktionsteam,<br />
<strong>das</strong> in mühevoller Kleinarbeit Artikel<br />
sammelt, sie redigiert und korrigiert und mit<br />
seinen Ideen die <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung zu<br />
einem Qualitätsprodukt macht. D<strong>an</strong>k auch<br />
den vielen Austrägerinnen und Austrägern,<br />
die in den Gemeinden die <strong>Kirchenbezirk</strong>s-<br />
Zeitung verteilen.<br />
Ihre<br />
Dek<strong>an</strong>in<br />
Gerlinde Hühn<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
3
impuls<br />
SUSANNE JUTZ<br />
4 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Wir haben’s versucht, im Spiel in einer Gruppe:<br />
Wenn einer da liegt und keine Motivation hat<br />
auf die Beine zu kommen,<br />
schafft es kein Mensch, auch nicht zu zweit,<br />
ihn aufzurichten.<br />
Wir haben’s noch einmal versucht,<br />
haben den, der da lag, <strong>an</strong>geschaut,<br />
haben gefragt: „Willst du?“.<br />
D<strong>an</strong>n haben wir erst einmal, im Liegen,<br />
seine Füße berührt<br />
und aufgestellt.<br />
Dass er ein Gefühl dafür bekommt,<br />
wie es ist, Boden unter den Füßen zu haben.<br />
Wenn da mit einem Mal<br />
etwas in Bewegung kommt,<br />
wenn der Blick des Menschen am Boden<br />
sich sichtbar konzentriert<br />
und er l<strong>an</strong>gsam sich aufzurichten beginnt,<br />
erleben diejenigen, die dar<strong>an</strong> (mit-)arbeiten,<br />
geradezu eine Erlösung.<br />
Jesus war auf dem Weg gewesen<br />
hinauf nach Jerusalem<br />
zu einem Fest der Juden.<br />
So wird erzählt im Joh<strong>an</strong>nesev<strong>an</strong>gelium,<br />
Kapitel 5, ab Vers 1.<br />
Hinauf! Ein Fest!<br />
Aber, wir kennen <strong>das</strong>,<br />
in der Hochstimmung vor einem Fest<br />
meldet sich oft <strong>das</strong> Leid zu Wort.<br />
Da war auf dem Weg ein Teich,<br />
der heißt auf hebräisch Bethesda.<br />
Fünf Hallen gab es dort.<br />
In diesen lagen viele Kr<strong>an</strong>ke, Blinde, Lahme,<br />
Ausgezehrte.<br />
Es war aber dort ein Mensch,<br />
der lag achtunddreißig Jahre kr<strong>an</strong>k.<br />
Als Jesus den liegen sah<br />
und vernahm, <strong>das</strong>s er schon<br />
so l<strong>an</strong>ge gelegen hatte,<br />
spricht er zu ihm:<br />
Willst du gesund werden?<br />
In dieser <strong>Kirchenbezirk</strong>szeitung wenden wir uns<br />
dem Thema „Seelsorge“ zu.<br />
Dafür ist interess<strong>an</strong>t zu sehen,<br />
was zwischen Jesus und dem Kr<strong>an</strong>ken<br />
vor sich <strong>geht</strong>.<br />
?<br />
Körperlich gearbeitet mit diesem Menschen<br />
hat Jesus nicht in dem Sinn,<br />
wie ich es eing<strong>an</strong>gs von unserem „Spiel“<br />
berichtet habe.<br />
Aber Sehen und Vernehmen sind für ihn<br />
wichtig.<br />
Und eine entscheidende Frage:<br />
„Willst du gesund werden?“<br />
Und wiederum sehen und vernehmen,<br />
was der Kr<strong>an</strong>ke zu sagen hat:<br />
„Herr, ich habe keinen Menschen,<br />
der <strong>mich</strong> in den Teich bringt,<br />
wenn <strong>das</strong> <strong>Was</strong>ser sich bewegt“.<br />
Willst du gesund<br />
werden<br />
Jesus hat diesen Menschen nicht <strong>an</strong>gefasst<br />
und mit körperlichem Einsatz hochgezogen.<br />
Aber eine Kraft<strong>an</strong>strengung<br />
war es sicherlich doch.<br />
In Jesus lebte eine besondere Kraft.<br />
<strong>Was</strong> aber ist unsere Kraft,<br />
mit der wir <strong>an</strong>deren helfen können?<br />
Ich habe gelernt, <strong>das</strong>s Jesus-Worte dazu helfen.<br />
Nicht <strong>das</strong>s wir dem Gegenüber diese Worte<br />
sagen müssen!<br />
Das wäre oftmals zu unvermittelt.<br />
Vielmehr <strong>das</strong>s wir ein Jesus-Wort<br />
eine Zeitl<strong>an</strong>g in uns tragen,<br />
in uns bewegen,<br />
mit ihm uns selber nachspüren,<br />
mit ihm uns sehen und vernehmen,<br />
die Kraft dieses Wortes in uns aufgehen lassen,<br />
wirken lassen.<br />
Und mit diesem Wort in uns<br />
den <strong>an</strong>deren wahrnehmen, vernehmen.<br />
Zum Beispiel dieses: „Hebe deine Matte auf<br />
und geh umher“.<br />
Da <strong>geht</strong> es auch um unsere Festlegungen,<br />
unsere Prägungen,<br />
auf <strong>das</strong>s wir damit umgehen lernen.<br />
Das <strong>geht</strong> die Seelsorgerin, den Seelsorger <strong>an</strong><br />
und <strong>das</strong> Gegenüber, <strong>das</strong> Hilfe braucht,<br />
entsprechend.<br />
Sus<strong>an</strong>ne Jutz ist Pfarrerin in Bad Überkingen
P O R T R A I T<br />
Lucie P<strong>an</strong>zer<br />
Die Kirche ist eine Wortverleih-Anstalt<br />
Rundfunkpfarrerin Lucie P<strong>an</strong>zer bietet Formulierungen <strong>an</strong> und erzählt Geschichten von gelingendem Leben<br />
DANIELA JANKE, ANITA GRÖH<br />
Die Stimme ist uns wohl bek<strong>an</strong>nt und nun sitzen wir<br />
ihr gegenüber in ihrem Büro im Medienhaus in der<br />
Augustenstraße in Stuttgart: Lucie P<strong>an</strong>zer, seit 10 Jahren<br />
Rundfunkpfarrerin der Württembergischen Ev<strong>an</strong>gelischen<br />
L<strong>an</strong>deskirche. Regelmäßig ist sie im Radio zu hören, in<br />
verschiedensten Sendungen, so etwa in den „Anstößen“,<br />
morgens, 3 Minuten vor 6 bzw. 7 Uhr in SWR 1 und den<br />
Morgenged<strong>an</strong>ken zur gleichen Zeit auf SWR 4.<br />
Von der Mutter beten gelernt<br />
Ursprünglich wollte sie Journalistin werden, erzählt uns<br />
Lucie P<strong>an</strong>zer. Der Wunsch, Pfarrerin zu sein, kam erst später.<br />
Die Kirche habe aber schon immer eine große Rolle<br />
für sie gespielt. Geboren ist Lucie P<strong>an</strong>zer 1955 im Weserbergl<strong>an</strong>d,<br />
seit 1976 lebt sie in Tübingen. Sie ist verheiratet<br />
und hat vier Kinder. Die für Schwaben typische kirchliche<br />
Sozialisation hat sie nicht. Ihre Bindung zur Kirche verd<strong>an</strong>kt<br />
sie ihrer Mutter. „Von ihr habe ich beten gelernt.“<br />
Auf die Württembergische L<strong>an</strong>deskirche <strong>an</strong>gesprochen<br />
meint sie, <strong>das</strong>s sie den schwäbischen Pietismus entsp<strong>an</strong>nter<br />
sieht als viele Schwaben. Im Pietismus werde g<strong>an</strong>z<br />
viel Gutes gewollt, leider würde es nicht immer so formuliert,<br />
<strong>das</strong>s die Menschen heute es verstehen könnten.<br />
Lucie P<strong>an</strong>zer empfindet hier die Sprache als Problem.<br />
Anstöße für Hörerinnen und Hörer<br />
Gerade die Sprache ist im Rundfunk wohl <strong>das</strong> Wichtigste.<br />
Rund 800.000 Menschen hören morgens die Sendungen<br />
„Anstöße“ und „Morgenged<strong>an</strong>ken“.<br />
Die Themen, die dabei besprochen werden, sucht Lucie<br />
P<strong>an</strong>zer selbst aus. Orientierung bei der Auswahl gibt teilweise<br />
<strong>das</strong> Hörerprofil von SWR 1 und 4. Denn während<br />
die Gottesdienste in den Gemeinden sehr auf den Predigttext<br />
ausgerichtet sind, und die Leute bewusst und aus<br />
Interesse dorthin gehen, wollen die Leute im Radio eher<br />
Nachrichten hören. Die Morgen<strong>an</strong>dacht direkt vor den<br />
Nachrichten nehmen die meisten mehr so nebenbei mit.<br />
Deshalb stehen im Radio der Adressat und seine Fragen<br />
im Mittelpunkt.<br />
Die Menschen, die SWR 1 hören, sind zwischen 35 und<br />
50 Jahre alt – gehören also in die Altersgruppe von Lucie<br />
P<strong>an</strong>zer: Sie mögen dieselbe Musik wie sie, hören gerne<br />
Beatles und stehen am oberen R<strong>an</strong>d der Gesellschaft.<br />
M<strong>an</strong> könnte sagen, die Entscheider und Macher in Baden-<br />
Württemberg hören SWR1.<br />
Die Hörerinnen und Hörer von SWR 4 sind älter und traditioneller.<br />
Hier, erzählt Lucie P<strong>an</strong>zer, stehen Überlegungen<br />
<strong>an</strong> wie: „<strong>Was</strong> würde ich meinen Eltern sagen, was würde<br />
sie interessieren?“ M<strong>an</strong>chmal liegt der Focus mehr auf den<br />
SWR 1-Hörern und Hörerinnen, d<strong>an</strong>n wieder auf denen<br />
von SWR 4.<br />
So überlegt sich Lucie P<strong>an</strong>zer zum Beispiel kurz vor<br />
Weihnachten, was den Leuten in diesen Tagen wohl im<br />
Kopf herum <strong>geht</strong>. Oder sie weiß, in 14 Tagen ist Bundestagswahl<br />
und sie denkt darüber nach, was die Menschen<br />
beschäftigt. Und daraus ergibt sich d<strong>an</strong>n die Frage, was<br />
sie den Hörerinnen und Hörern als Pfarrerin dazu sagen<br />
will.<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
5
M<strong>an</strong>chmal greifen die Sendungen auch spezielle Themen<br />
auf, zum Beispiel den Kinderm<strong>an</strong>gel in Deutschl<strong>an</strong>d. Nach<br />
dieser Sendung habe sie viele Protestbriefe von Kinderlosen<br />
bekommen, berichtet die Rundfunkpfarrerin, die<br />
habe d<strong>an</strong>n der Kollege im nächsten Morgenged<strong>an</strong>ken<br />
aufgenommen.<br />
Lebensnachrichten<br />
G<strong>an</strong>z wichtig sind ihr auch Themen zu Sterben und<br />
Kr<strong>an</strong>kheit. Das sei nichts Schlimmes, darüber könne m<strong>an</strong><br />
reden und wäre es den Leuten auch schuldig. Auch wenn<br />
es der Sender nicht so gerne habe, sagt sie leicht schmunzelnd,<br />
denn dort bevorzuge m<strong>an</strong> natürlich die „Gute-<br />
Laune-Themen“.<br />
Oft bekommt Lucie P<strong>an</strong>zer auch von ihrer Familie Anregungen,<br />
worüber sie sprechen könne. Der einzelne<br />
Mensch dürfe aber nicht persönlich erkennbar gemacht<br />
werden. Und sie darf dabei nicht wie eine Blinde von der<br />
Farbe reden. Es gelte, die Aussage „Gott liebt dich“ auf<br />
die verschiedenen Hörerprofile zuzuspitzen. Und wenn<br />
sie ein Thema habe, d<strong>an</strong>n denke sie so l<strong>an</strong>ge weiter, bis<br />
sie selber etwas davon habe. „Relativ nah <strong>an</strong> den Lebensnachrichten<br />
müssen wir sein“, meint Lucie P<strong>an</strong>zer.<br />
Auch die Fußball-WM in Deutschl<strong>an</strong>d wird Thema sein.<br />
„Ich verstehe nichts von Fußball, aber meine Söhne sind<br />
begeistert“, erzählt sie. „Wor<strong>an</strong> du dein Herz hängst, <strong>das</strong><br />
ist dein Gott – <strong>das</strong> könnte vielleicht mein Thema sein.“<br />
Aber zum Glück gibt es Kollegen in der Rundfunkarbeit,<br />
die begeisterte F<strong>an</strong>s sind. Es müssten die vorkommen, die<br />
begeistert sind, genauso wie die, die es nicht sind. Und<br />
auch die Gruppen, die feststellen: „Wegen der Fußball-<br />
WM gab es schon im Frühjahr mehr Nutten in Stuttgart.“<br />
Wenn m<strong>an</strong> versuche, etwas für alle zu machen, weiß<br />
Pfarrerin P<strong>an</strong>zer, d<strong>an</strong>n werde es zu allgemein und m<strong>an</strong><br />
treffe keinen wirklich. Und wenn ein Thema einen Hörer<br />
oder eine Hörerin nicht trifft – d<strong>an</strong>n vielleicht die Oma,<br />
die Nachbarin oder so.<br />
Am Weltfrauentag hatte sie zum Beispiel einen Beitrag<br />
über „Die Frau schweige in der Gemeinde“ und erhielt<br />
6 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
sehr große Reson<strong>an</strong>z. Oder sie berichtet von einer<br />
Sendung zur Ausbildungsmisere, in der sie kritisierte,<br />
<strong>das</strong>s Firmen nur ausbilden, wenn sie davon profitierten.<br />
Da hätten sich einige mittlere Unternehmen aufgeregt.<br />
Insgesamt gebe es jedoch sehr viele positive Rückmeldungen.<br />
Ängste und Sorgen aufnehmen<br />
Besonders im Gedächtnis ist uns der Beitrag von Lucie<br />
P<strong>an</strong>zer am Morgen nach dem Anschlag auf <strong>das</strong> World<br />
Trade Center in New York. Wir sprechen sie darauf <strong>an</strong>.<br />
Es sei ihre Aufgabe, die Ängste und Sorgen der Menschen<br />
aufzunehmen und ihnen Worte zu verleihen. Die Kirche<br />
wäre, wie es der Hamburger Religionspädagoge Fulbert<br />
Steffensky ausgedrückt hat, eine „Wortverleih-Anstalt“.<br />
Und immer wieder bekomme sie die Rückmeldung von<br />
Leuten: „Genau so habe ich es auch gedacht, aber ich<br />
hätte es nie so sagen können“. Lucie P<strong>an</strong>zer bietet Formulierungen<br />
<strong>an</strong>. Sie sagt: „So bete ich. Und <strong>an</strong>dere können<br />
diese Worte übernehmen. Wir müssen <strong>das</strong> Rad nicht<br />
immer wieder selbst erfinden. Das Bedürfnis nach religiöser<br />
Bindung ist sehr groß. Es traut sich nur keiner mehr -<br />
d<strong>an</strong>n helfen fremde Worte“.<br />
Zuständig für die geistlichen Sendungen sind im Ev<strong>an</strong>gelischen<br />
Medienhaus Lucie P<strong>an</strong>zer und ihr Kollege Wolf-<br />
Dieter Steinm<strong>an</strong>n. Außerdem gibt es noch einen Pfarrer<br />
zur Anstellung für <strong>das</strong> Jugendradio „Das Ding“. Lucie<br />
P<strong>an</strong>zer sucht aber auch <strong>an</strong>dere Sprecher und Sprecherinnen<br />
aus. Allerdings ist ein kleines Team wichtig, damit<br />
die Einzelnen als Personen mit je eigenen Schwerpunkten<br />
erkennbar bleiben.<br />
Die Hauptvorgabe im Radio sind die 3 Minuten – darüber<br />
hinaus <strong>geht</strong> nichts. Gesendet wird auch nicht mehr live.<br />
Alles wird vorproduziert, denn die Morgenged<strong>an</strong>ken werden<br />
in acht verschiedenen Studios abgespielt. Nichts <strong>geht</strong><br />
unredigiert über den Sender. Ein Kollege schaut sich den<br />
Text <strong>an</strong>, redigiert und verbessert ihn. Er ist der erste Hörer.<br />
Die Sendung <strong>geht</strong> d<strong>an</strong>n zweimal über den Äther: drei<br />
Minuten vor 6 Uhr und drei Minuten vor 7 Uhr.<br />
Am Donnerstag vor der Sendung werden die Anstöße/<br />
Morgenged<strong>an</strong>ken aufgenommen, entweder im Studio des<br />
Senders in Stuttgart oder in Tübingen. Die Sendepläne<br />
liegen für ein halbes Jahr im Voraus fest, im 14-tägigien<br />
Wechsel mit den katholischen Kollegen.
Wir sind den Leuten schuldig zu sagen,<br />
was wir haben<br />
Natürlich ist die Rundfunkarbeit auch eine Art Öffentlichkeitsarbeit<br />
für die Kirche. Denn die Verkündigung des<br />
Ev<strong>an</strong>geliums ist ja eine ihrer zentralen Aufgaben, die über<br />
den Rundfunk „für alle Welt“ geschieht. Wenn dort der<br />
nichtkirchlichen Öffentlichkeit deutlich wird, <strong>das</strong>s dieses<br />
Ev<strong>an</strong>gelium ihr Leben besser machen k<strong>an</strong>n – d<strong>an</strong>n ist <strong>das</strong><br />
wahrscheinlich sogar so etwas wie Werbung für die Kirche.<br />
Überhaupt müsse sich durch den Rundfunk oder in<br />
der Gemeinde bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen<br />
für die Menschen zeigen, <strong>das</strong>s die Kirche unser Leben<br />
besser mache und Geborgenheit gebe. Die Kirche müsste<br />
mehr als bisher Dienstleisterin für Menschen sein, mithelfen,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Leben besser bewältigt werden könne.<br />
Kirchliche Events seien oft nur Inseln im Alltag. Menschen<br />
sollten aber merken, „was Kirche bringt“, wenn sie wieder<br />
daheim sind.<br />
Das Problem ist, so Lucie P<strong>an</strong>zer, <strong>das</strong>s die Kirche sich<br />
klein redet, statt zu sagen: Schaut her, was wir Tolles<br />
haben! „Denn wir haben, wie Fulbert Steffensky sagt,<br />
‚Geschichten von gelingendem Leben', in denen deutlich<br />
wird: Gott will, <strong>das</strong>s es <strong>an</strong>ders wird. Davon erzählen zum<br />
Beispiel die Heilungsgeschichten. Wir sind es den Leuten<br />
schuldig, ihnen zu sagen, was wir haben“.<br />
Freude am Erzählen<br />
Lucie P<strong>an</strong>zer formuliert es deutlich, wie wichtig ihr diese<br />
Arbeit ist und <strong>das</strong>s sie Freude dar<strong>an</strong> hat, von ihrem Glauben<br />
und ihren Erfahrungen mit biblischen Geschichten zu<br />
reden. Sie möchte Worthülsen, mit denen in der Kirche<br />
m<strong>an</strong>chmal umgeg<strong>an</strong>gen wird, so aufbrechen, <strong>das</strong>s alle sie<br />
verstehen können. Sie findet es g<strong>an</strong>z wichtig, über die<br />
unglaublichen Ch<strong>an</strong>cen, die im Bibelbuch stehen, zu<br />
reden. Nach ihrer Lieblingsgeschichte in der Bibel gefragt<br />
<strong>an</strong>twortet sie: die Geschichte von der blutflüssigen Frau.<br />
Dieser Frau laufe <strong>das</strong> Leben davon und sie werde gesund,<br />
weil sie sich traut, jem<strong>an</strong>den zu berühren und „auf Tuchfühlung“<br />
von ihrer Situation zu reden.<br />
Und was tut der Seele von Lucie P<strong>an</strong>zer gut?<br />
„Wenn jem<strong>an</strong>d mir – in Gottes Namen – gut zuredet, <strong>das</strong><br />
k<strong>an</strong>n sonntags im Gottesdienst sein, <strong>das</strong> k<strong>an</strong>n aber auch<br />
ein Kollege sein. Oder wenn jem<strong>an</strong>d sagt, <strong>das</strong> war schon<br />
gut und <strong>das</strong> schaffen wir auch noch. Und singen tut meiner<br />
Seele gut, etwa mein Lieblingslied ‚Du, meine Seele<br />
singe'.“<br />
Lucie P<strong>an</strong>zer<br />
Text der Sendung am 12. September 2001<br />
nach dem Anschlag auf die USA<br />
Ich bin entsetzt. Ich habe Angst. <strong>Was</strong> soll ich sagen <strong>an</strong>gesichts<br />
der Bilder von gestern? Können Sie Ihr Entsetzen<br />
schon in Worte fassen?<br />
New York in Chaos und Rauch, die Menschen in <strong>Was</strong>hington<br />
voller Angst, Zehntausende von unschuldigen Opfern –<br />
Angst überall in der Welt. Wenn <strong>das</strong> möglich war: was<br />
wird jetzt noch kommen – politisch, wirtschaftlich, für die<br />
Menschen dort in Amerika, aber auch für Sie, für <strong>mich</strong>,<br />
für unsere Kinder? War <strong>das</strong> vielleicht nur der Anf<strong>an</strong>g von<br />
etwas, was jetzt sich noch niem<strong>an</strong>d vorstellen k<strong>an</strong>n?<br />
So wie sich bis gestern niem<strong>an</strong>d vorstellen konnte, was<br />
jetzt geschehen ist?<br />
Gott möge sich der Opfer erbarmen – der unschuldigen<br />
Männer, Frauen und Kinder. Er möge den Angehörigen<br />
nahe sein, möge sie halten, <strong>das</strong>s sie nicht ins Bodenlose<br />
fallen. Mehr k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> wohl kaum sagen.<br />
Gott möge sich auch über uns erbarmen in unserer Angst.<br />
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du <strong>mich</strong> verlassen!“<br />
Das habe ich noch nie so sehr als mein eigenes Wort<br />
gehört: „Mein Gott – warum hast du uns verlassen!“<br />
Die Angst der g<strong>an</strong>zen Welt klingt für <strong>mich</strong> heute in diesem<br />
Schrei des gekreuzigten Jesus. Auch mein Glaube ist verunsichert<br />
– vielleicht käme ich gar nicht darauf, meine Angst<br />
vor Gott auszubreiten. Jesus hat es get<strong>an</strong>. Er schreit für<br />
<strong>mich</strong>. Und: Er glaubt für <strong>mich</strong>.<br />
Jesus schreit seine Angst nicht ziellos heraus, wie ich es<br />
schon m<strong>an</strong>chmal get<strong>an</strong> habe. Seine Angst, sein Schreien<br />
hat ein Ziel: „Mein Gott – warum hast du <strong>mich</strong> verlassen?“<br />
Jesus verliert sich nicht in seiner Angst. Für ihn ist nicht die<br />
Angst <strong>das</strong> Letzte, sondern Gott. Der fängt ihn auf.<br />
„In der Welt habt ihr Angst“, hatte Jesus einmal gesagt,<br />
„aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Glaube<br />
mir, hinter der dunklen W<strong>an</strong>d aus Rauch und Geschrei und<br />
Verzweiflung ist immer noch Gott. Hinter aller Angst ist<br />
immer noch Gott – so verstehe ich <strong>das</strong> <strong>an</strong> diesem fürchterlichen<br />
Morgen.<br />
Ich k<strong>an</strong>n nichts <strong>an</strong>deres sagen. Mir fehlen die Worte. Ich<br />
bin froh, <strong>das</strong>s er für <strong>mich</strong> schreit und glaubt. Und ich<br />
suche meine Zuflucht bei Worten, mit denen Christen seit<br />
1000 Jahren zu diesem Gott beten:<br />
„Verleih uns Frieden, gnädiglich, Herr Gott, zu unsern<br />
Zeiten. Es ist doch ja kein <strong>an</strong>derer nicht, der für uns könnte<br />
streiten, denn du, unser Gott, alleine.“<br />
Die Texte der Sendungen können unter<br />
www.kirche-im-swr.de nachgelesen werden<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
7
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
MARTIN BAUCH<br />
8 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
B E R I C H T E A U S D E<br />
Befiehl du deine Wege . . .<br />
Seelsorge ist bedingungsloses Annehmen<br />
Schneller als für <strong>mich</strong> persönlich habe ich eine<br />
Antwort für einen Arbeitsbereich in dem ich<br />
tätig bin. Ich bin ehrenamtlicher Stiftungsratsvorsitzender<br />
eines der größten diakonischen<br />
Unternehmen in Württemberg, der Bruderhaus<br />
Diakonie. Dabei wird mir in Einrichtungen der<br />
Behindertenhilfe, Jugendhilfe, Sozialpsychiatrie<br />
oder Altenhilfe immer wieder vor Augen<br />
geführt, <strong>das</strong>s den Anforderungen und Sachzwängen<br />
heutiger Zeit und Politik wohl gefolgt<br />
werden muss, <strong>das</strong>s aber nichts die Seelsorge –<br />
als gelebte Haltung gegenüber den Menschen –<br />
ersetzen k<strong>an</strong>n. Wir haben die Gottebenbildlichkeit<br />
und damit den unendlichen Wert jedes<br />
Menschen zu leben. So gilt es auch, sterbende<br />
und verwirrte Menschen zu begleiten und ihnen<br />
zu begegnen im Sinne der Mit-Sorge, nicht der<br />
Für-Sorge. Die Hospizarbeit hat dies in vielen<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>en und Gemeinden engagiert aufgenommen.<br />
<strong>Was</strong> uns Jesus lehrt<br />
In den Worten von Uwe Kynast wird aufgezeigt,<br />
was in schwierigen Situationen gefragt ist.<br />
Sie drücken aus, was Jesus uns gelehrt hat:<br />
Dass wir <strong>an</strong> seinem Beispiel lernen können,<br />
Menschen ohne Vorurteile zu begegnen, gerade<br />
Menschen, die gesellschaftlich nicht geachtet<br />
werden. Jesus hat den Menschen aufmerksam<br />
wahrgenommen und <strong>an</strong>genommen als eigenständiges<br />
Subjekt seines Lebens, seiner Ressourcen<br />
und seiner Grenzen. Diese Haltung gegenüber<br />
dem Anderen nimmt ihn vor Gott ernst.<br />
W<strong>an</strong>n benötigen wir eine solche Haltung?<br />
Eigentlich immer, aber besonders in unterschiedlichen<br />
Krisen. Wie können wir krisenhaften<br />
Ereignissen einen Sinnhorizont zuordnen? Wie<br />
können wir Leben in einem Horizont des Glau-<br />
bens deuten? Das sind Fragen, die uns alle bei<br />
Kr<strong>an</strong>kheit, Abschied oder Krisen beschäftigen.<br />
Vor fast acht Jahren habe ich beim nicht <strong>an</strong>gestrebten<br />
Abschied aus einem Amt eine Vertonung<br />
von „Befiehl du deine Wege und was dein<br />
Herze kränkt . . ." (EG 361) geschenkt und<br />
gespielt bekommen. Auch <strong>das</strong> ist Seelsorge,<br />
weil sich Horizonte auftun, weil nicht <strong>das</strong><br />
Gefühl der Verlassenheit, sondern der bedingungslosen<br />
Annahme ohne Vorbehalt deutlich<br />
wird. Auch <strong>das</strong> gemeinsame Singen k<strong>an</strong>n Seelsorge<br />
sein. Ich denke immer wieder <strong>an</strong> dieses<br />
„Befiehl du deine Wege“ oder „Vertraut den<br />
neuen Wegen“.<br />
Jede und jeder von uns kennt diese Situationen,<br />
in denen vorbehaltlose Wahrnehmung und<br />
Annahme – im Fragen, Zuhören, Sprechen,<br />
Singen, H<strong>an</strong>d halten – unserer Seele gut tut und<br />
unser Leben in einen Horizont stellt und stärkt.<br />
Trösten<br />
Die Situation aufnehmen.<br />
Erkennen, <strong>das</strong>s Du helfen musst.<br />
Einer ruft Dich. Du wirst gebraucht.<br />
Nimm Deine H<strong>an</strong>d zu Hilfe: Streicheln.<br />
Gebrauche Deinen Mund: Fragen.<br />
Benutze Dein Ohr: Zuhören.<br />
Verwende Dein Gehirn:<br />
Zusammenhänge klarmachen.<br />
Setze Dein Herz ein: Alternativen aufzeigen.<br />
Trösten ist Arbeit <strong>an</strong> der Seele des Anderen.<br />
In Zusammenarbeit mit Gott.<br />
Uwe Kynast<br />
Martin Bauch, Süssen<br />
Mitglied der L<strong>an</strong>dessynode<br />
Offene Kirche
R L A N D E S S Y N O D E<br />
BEATE KELLER<br />
Seelsorge – ein Auftrag von Gott<br />
Wir sorgen uns um unsere Kinder, den Arbeitsplatz,<br />
die Schöpfung, <strong>das</strong> Alter, die Gesundheit.<br />
Wer sorgt sich um unser Innerstes, um <strong>das</strong>, was<br />
uns zu dem macht, was wir sind? Wer sorgt<br />
sich um unsere Seele?<br />
Gott sorgt sich um uns vom ersten Tag <strong>an</strong>. Die<br />
g<strong>an</strong>ze Bibel beschreibt <strong>das</strong> Sorgen Gottes um<br />
unsere Seele.<br />
„Meine Seele ist unruhig,<br />
bis sie Ruhe findet in Dir"<br />
Wer die Ruhe in Gott gefunden hat, der<br />
bekommt von ihm die Aufgabe und die Kraft,<br />
für <strong>an</strong>dere Seelen zu sorgen – Seelsorger, Seelsorgerin<br />
zu sein.<br />
Seelsorge ist <strong>das</strong> christlich motivierte Bemühen<br />
um die Seele des Menschen und dessen Beziehung<br />
zu Gott. Viele von unseren haupt– und<br />
ehrenamtlichen Mitarbeitenden in unserer L<strong>an</strong>deskirche<br />
sind zur Seelsorge berufen, befähigt<br />
und orientieren sich <strong>an</strong> dem Leitbild des guten<br />
Hirten (Joh. 10,11). So wie Jesus in seinem<br />
Leben Menschen wahrgenommen, getröstet und<br />
begleitet hat, sind auch Christen und Christinnen<br />
ihren Mitmenschen nach ihren Gaben und<br />
Fähigkeiten nahe.<br />
Kirchliche Seelsorge geschieht heute in den verschiedensten<br />
H<strong>an</strong>dlungsfeldern von Gemeinden,<br />
Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorge, Notfallseelsorge, Psychiatrie,<br />
Telefonseelsorge, Schule, Polizei, Behindertenarbeit,<br />
Jugendarbeit, Beratungsstellen, Internetseelsorge,<br />
Hauskreisen oder auch in der<br />
"Zufallsseelsorge" zwischen Tür und Angel im<br />
nachbarschaftlichen Gespräch.<br />
In allen H<strong>an</strong>dlungsfeldern besteht der Anspruch,<br />
Menschen in Lebens– und Glaubensfragen zu<br />
begleiten. Dies geschieht im persönlichen<br />
Gespräch, durch Gebet und durch soziale Unterstützung.<br />
Seelsorge ist immer wieder neu <strong>an</strong> dem konkreten<br />
Menschen auszurichten.<br />
Der Mensch als Ebenbild Gottes k<strong>an</strong>n sich seines<br />
Angenommenseins durch den Schöpfer<br />
sicher sein.<br />
Seelsorge eine wichtige<br />
Aufgabe der L<strong>an</strong>deskirche<br />
In einer Zeit, in der die Menschen großen<br />
zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sind<br />
(Arbeitslosigkeit, Burning Out, Beziehungsverluste<br />
etc.), ist die Seelsorge eine wichtige Aufgabe<br />
in unserer L<strong>an</strong>deskirche. Hier wird deutlich, <strong>das</strong>s<br />
der Mensch mit seiner Person im Mittelpunkt<br />
steht. Ohne dieses Interesse ist es nicht möglich,<br />
wirksam zu helfen.<br />
Für unsere L<strong>an</strong>deskirche liegt ein großer Reichtum<br />
darin, <strong>das</strong>s wir Räume und Menschen<br />
haben, die sich dieser Aufgabe stellen.<br />
Jeder und jede von uns k<strong>an</strong>n in eine Situation<br />
geraten, in der es für ihn oder sie wichtig ist,<br />
Hilfe zu erfahren, um aus einer auswegslosen<br />
Lage herauszukommen.<br />
Er oder sie braucht einen Menschen, der zuhört,<br />
um Verg<strong>an</strong>genes aufzuarbeiten und abzulegen,<br />
der ihm oder ihr im Namen Jesu die Vergebung<br />
zuspricht.<br />
Ich wünsche allen, <strong>das</strong>s es in ihrer Umgebung<br />
Menschen gibt, die diese Gabe der Seelsorge<br />
haben.<br />
Beate Keller, Süssen<br />
Mitglied der L<strong>an</strong>dessynode<br />
Lebendige Gemeinde<br />
Möge<br />
die<br />
Sonne<br />
in<br />
deinen<br />
Augen<br />
nie<br />
untergehen.<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
9
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
St<strong>an</strong>dPunkte<br />
Fr<strong>an</strong>k Otfried July, L<strong>an</strong>desbischof:<br />
Stef<strong>an</strong> Frierdich, Paketzusteller bei DPD:<br />
Wenn ich mit meiner<br />
Freundin zusammen<br />
bin und mit meinem<br />
Freundeskreis die<br />
Freizeit gestalten k<strong>an</strong>n.<br />
Wichtig sind auch<br />
meine Geschwister.<br />
Durch den Tod<br />
meines Vaters<br />
und <strong>das</strong> Kümmern<br />
um unsere Mutter<br />
sind wir<br />
Geschwister zusammen<br />
gerückt.<br />
„Meiner Seele tut gut,<br />
wenn ich <strong>mich</strong> in eine<br />
große, schöne, gotische<br />
Kirche hinein setzen darf,<br />
die mir Luft zum Atmen und<br />
Zeit zum Nachdenken gibt.<br />
Und meiner Seele tut gut,<br />
spät abends in der Sauna<br />
zu sitzen und mit meiner<br />
Frau ein festliches Essen<br />
oder schönes Frühstück<br />
haben zu können.“<br />
Lilli Rogolowski, Leiterin des Schleckermarktes in Süßen:<br />
10 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Ich helfe gern. Wenn ich helfen<br />
k<strong>an</strong>n, macht <strong>mich</strong> <strong>das</strong><br />
zufrieden, z. B. älteren Menschen<br />
im Geschäft. Privat bin<br />
ich gerne Mutter. Meine Kinder<br />
sind mir <strong>das</strong> Wichtigste,<br />
ich bin gerne für sie da. Meine<br />
Lieblingsstunde ist abends:<br />
Wenn ich ins Bett gehe,<br />
nehme ich ein Buch zur H<strong>an</strong>d<br />
und lese. Mindestens eine<br />
halbe Stunde muss drin sein.<br />
Das ist meine Entsp<strong>an</strong>nung<br />
vom Tag, <strong>das</strong> tut mir gut.<br />
„<strong>Was</strong> tut Ihrer Seele gut?“<br />
Seelsorge ist <strong>das</strong> Thema dieser Ausgabe der Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong>s-<br />
Zeitung. Und damit verbunden ist die Überlegung, was der eigenen<br />
Seele gut tut. Das Redaktionsteam hat nachgefragt, was der Seele gut<br />
tut. Lesen Sie hier die Antworten darauf:<br />
Fr<strong>an</strong>z Weber, L<strong>an</strong>drat:<br />
Dass ich Rückhalt verspüre<br />
in der Familie.<br />
Dass ich in einer dörflichen<br />
Umgebung leben k<strong>an</strong>n, wo<br />
m<strong>an</strong> sich kennt. Dass ich<br />
einen L<strong>an</strong>dkreis leiten darf,<br />
der von einem ehemaligen<br />
Ministerpräsidenten als<br />
„idealer" L<strong>an</strong>dkreis bezeichnet<br />
wurde. Dass ich einen guten<br />
Kontakt zu den zwei großen<br />
Kirchen pflegen k<strong>an</strong>n auf der örtlichen Ebene und auf der<br />
Kreisebene bei regelmäßigen Treffen mit den vier Dek<strong>an</strong>en.<br />
Von so etwas wie dem Gottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag<br />
am Abend in der Oberhofen-Kirche zehre ich<br />
einige Wochen. Der Abendgottesdienst wurde musikalisch<br />
umrahmt von der Lumberjack-Bigb<strong>an</strong>d mit der Sängerin<br />
Annette Fr<strong>an</strong>k, die Kirche musste wegen Überfüllung<br />
geschlossen werden.<br />
Dr. Sabine Zeller,<br />
Ärztin <strong>an</strong> der Helfenstein-<br />
Klinik in <strong>Geislingen</strong>:<br />
Meiner Seele tut gut, wenn es<br />
meinem Körper gut <strong>geht</strong>.<br />
Wenn ich Gottes Schöpfung<br />
genießen k<strong>an</strong>n: Raus in die<br />
Berge, wenn ich eine Schneel<strong>an</strong>dschaft<br />
vor mir habe oder<br />
am Meer <strong>das</strong> <strong>Was</strong>ser mit<br />
allen Sinnen genießen k<strong>an</strong>n.<br />
Mit Seelsorge verbinde ich<br />
auch die Geburtshilfe. Ich empfinde dies als kreativen Akt,<br />
weil mit jedem Kind, <strong>das</strong> auf die Welt kommt, etwas<br />
Neues beginnt. Es ist jedes Mal etwas <strong>an</strong>deres.<br />
H<strong>an</strong>s-Eberhard Bratz, Kirchengemeinderat in der<br />
Martinskirchengemeinde <strong>Geislingen</strong>:<br />
Ein Raum der Stille, zum<br />
Beispiel eine offene Kirche.<br />
Es k<strong>an</strong>n auch ein Raum<br />
in einem Museum sein,<br />
etwa der Staatsgalerie in<br />
Stuttgart, vor einem<br />
<strong>an</strong>sprechenden Bild.
Gerlinde Hühn, Dek<strong>an</strong>in in <strong>Geislingen</strong>:<br />
Mit einem guten Freund oder<br />
einer guten Freundin so zu<br />
sprechen, <strong>das</strong>s ich <strong>mich</strong> wirklich<br />
verst<strong>an</strong>den fühle. In Italien im<br />
Urlaub sein und dem Rauschen<br />
des Meeres lauschen. In<br />
einer schönen gotischen oder<br />
rom<strong>an</strong>ischen Kirche sitzen.<br />
Ins Museum gehen, <strong>mich</strong> mit<br />
Kunst ausein<strong>an</strong>dersetzen,<br />
Reisen und Neues besichtigen, Feste feiern mit vielen<br />
Freunden. Gut essen gehen.<br />
Ruth Wittlinger,<br />
Mitarbeiterin im Diakonieladen<br />
in <strong>Geislingen</strong>:<br />
Meiner Seele tut gut, wenn sie<br />
geölt wird. Ein Lob oder ein<br />
D<strong>an</strong>keswort, <strong>das</strong> <strong>an</strong> <strong>mich</strong><br />
gerichtet wird, hat diese Funktion.<br />
M<strong>an</strong>fred Malchow, Leiter des Geislinger Polizeireviers:<br />
Ich setzte <strong>mich</strong> auf<br />
mein Fahrrad oder den<br />
Hometrainer, und d<strong>an</strong>n<br />
muss <strong>das</strong>, was <strong>mich</strong> belastet,<br />
raus. Bei<br />
der Gartenarbeit im<br />
Sommer, führe ich<br />
Selbstgespräche,<br />
<strong>das</strong> tut gut.<br />
Schwester Claudia Günter,<br />
Jugendreferentin im Alb-Distrikt des <strong>Kirchenbezirk</strong>s:<br />
Ein schöner Spazierg<strong>an</strong>g, bei<br />
dem ich mit meinem Herrn ins<br />
Gespräch und zur Ruhe<br />
komme. Ich lasse mir und meiner<br />
Seele auch gerne etwas<br />
sagen und nehme mir Zeit, um<br />
auf Gottes Wort zu hören.<br />
Außer der Freundschaft mit<br />
Jesus schätze ich es sehr, mit<br />
<strong>an</strong>deren Christen zusammen zu<br />
sein, Ged<strong>an</strong>ken auszutauschen,<br />
gemeinsam zu singen.<br />
Schülerinnen und Schüler der Klasse 2a in der<br />
J.G.Fischer-Grundschule in Süßen:<br />
Dass ich Eltern<br />
habe; essen und<br />
trinken; wenn ich<br />
Geburtstag habe;<br />
wenn jem<strong>an</strong>d mir<br />
hilft; wenn ich es<br />
warm habe; meine<br />
Familie; wenn ich<br />
massiert werde;<br />
wenn Weihnachten<br />
ist; <strong>das</strong>s ich versorgt<br />
werde, wenn ich<br />
kr<strong>an</strong>k bin; wenn ich<br />
Wärme in meinem Herzen spüre, d<strong>an</strong>n weiß ich, Jesus ist<br />
da; Lego bauen; mit Freunden spielen; in der Sauna sein;<br />
Ostereier suchen; schlafen; die frische Luft; wenn ich bei<br />
meinem Onkel bin in der Schweiz, im Hallenbad; Ferien!<br />
Gerd Angele, Hausmeister <strong>an</strong> der<br />
Grundschule in Eybach:<br />
Meiner Seele <strong>geht</strong>’s gut, wenn<br />
es den Menschen, die um<br />
<strong>mich</strong> sind, gut <strong>geht</strong>, wenn sie<br />
sich wohlfühlen – <strong>das</strong> tut<br />
meiner Seele gut.<br />
Orh<strong>an</strong> Tosun, Imam in <strong>Geislingen</strong>:<br />
Ottmar Dörrer, Rektor<br />
der Tegelberg-Schule <strong>Geislingen</strong>:<br />
<strong>Was</strong> tut meiner Seele gut?<br />
Innehalten für ein gutes<br />
Gespräch im täglichen Taumel.<br />
Zeit verbringen mit Menschen,<br />
die ich liebe, meine Frau, meine<br />
Kinder. Mein Leben orientieren<br />
<strong>an</strong> dem, der ihm Sinn gibt!<br />
„Ostern feiern“.<br />
Wenn ich einem weinenden Kind<br />
die Tränen abwischen k<strong>an</strong>n,<br />
wenn ich einen Menschen von<br />
seinen Sorgen erlösen k<strong>an</strong>n,<br />
wenn ich einen Streit schlichten<br />
k<strong>an</strong>n, wenn ich sehe, <strong>das</strong>s sich<br />
Menschen lieb haben und wenn<br />
ich sehe, wie die Menschen Gott<br />
<strong>an</strong>beten, <strong>das</strong> tut meiner Seele<br />
gut.<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
11
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
12 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Seel“orge in der „guten, alten Zeit ,,<br />
KARL-HEINZ BAUER<br />
Seelsorge war zu allen Zeiten eine hohe, aber<br />
auch eine schwierige Aufgabe. Sie steht in einer<br />
ungewollten Wechselbeziehung zu den Launen<br />
des Zeitgeistes. Die Unterstützung und Begleitung<br />
des einzelnen Menschen in Fragen des<br />
Glaubens und der Lebensführung durch Pfarrer<br />
oder <strong>an</strong>dere entsprechend ausgebildete und von<br />
der Kirche beauftragte Personen stößt heute in<br />
einer säkularisierten Gesellschaft oftmals <strong>an</strong> ihre<br />
Grenzen. Mit traditionellen Formen der Seelsorge<br />
wie Gottesdienst, Predigt, Katechese oder<br />
Spendung von Taufe und Abendmahl werden,<br />
zumal in verstädterten Bereichen, zunehmend<br />
nur noch Minderheiten erreicht.<br />
Die Launen des Zeitgeistes<br />
Heute bestimmen zentrifugale Kräfte den gesellschaftlichen<br />
Prozess, zweifellos auch als Ausfluss<br />
des demokratischen Verständnisses von<br />
Freiheit und Gleichheit, wonach der Einzelne<br />
zwar seinem persönlichen Gewissen folgen, aber<br />
häufiger nach Lust und Laune tun und lassen<br />
k<strong>an</strong>n, was ihm gefällt. In einer pluralistischen<br />
Welt ist vieles beliebig geworden.<br />
Wie einfacher gestaltete sich Seelsorge früher, als<br />
der Einzelne, eingebettet in den Konsens einer<br />
allumfassenden „Ordnung“ (wie m<strong>an</strong> auch diese<br />
heute bewerten mag), seinen g<strong>an</strong>z bestimmten<br />
Platz im gesellschaftlichen Gefüge einnahm. Da<br />
gab es keinen großen Spielraum für persönliche<br />
Meinungen und Sonderwege, wenn m<strong>an</strong> nicht<br />
in den Augen der Anderen ins Abseits geraten<br />
wollte. Auch die Lebenswege waren für die meisten<br />
durch Eltern, Erziehungsinstitutionen und<br />
soziales Umfeld vorgegeben. Von solchen gesellschaftlichen<br />
Strukturen profitierten zweifellos<br />
auch die Obrigkeiten – Staat und Kirche.<br />
Ein scheinbar gottgegebenes Weltbild<br />
Charakteristisch für die „gute, alte Zeit“, die es<br />
selbstverständlich nie gab, war der hierarchische<br />
Aufbau der Gesellschaft. Das öffentliche und<br />
private Leben beruhte auf der Ungleichheit der<br />
Menschen. Das beg<strong>an</strong>n im Ständewesen des<br />
Staates, <strong>das</strong> sich in der Abstufung nach Adel,<br />
Klerus, Bürgertum und Bauern definierte, und<br />
endete in den Familien, wo sich <strong>das</strong> patriarchalische<br />
Raster in der Domin<strong>an</strong>z der Väter zeigte.<br />
Aber auch <strong>das</strong> Bild einer alten Stadt spiegelte in<br />
seiner baulichen Entwicklung und Sozialstruktur<br />
ein scheinbar gottgegebenes Weltbild. Inner-<br />
städtische Bereiche waren privilegiert; die wohlhabenden<br />
Bürgerschichten waren rings um<br />
Markt, Rathaus und Kirche <strong>an</strong>zutreffen. Außerstädtische<br />
Bereiche waren vernachlässigt; gegen<br />
die Stadtmauern zu und in den Vorstädten<br />
wohnte die ärmere Bevölkerung.<br />
Auch <strong>das</strong> alte <strong>Geislingen</strong> bestätigt die überall<br />
zu beobachtende Regel. Im Anf<strong>an</strong>g war der<br />
Straßenmarkt, die heutige Hauptstraße. Schon<br />
seit der Stadtgründung um 1200 siedelten entl<strong>an</strong>g<br />
des Marktes und damit in der günstigsten<br />
Geschäftslage die Familien, aus denen sich später<br />
<strong>das</strong> „ratsfähige“ Bürgertum entwickelte. Es<br />
besetzte die Ämter in Rat und Gericht und griff<br />
h<strong>an</strong>delnd in die Geschichte ein. Die Familien der<br />
„Ehrbarkeit“ waren eng verw<strong>an</strong>dt; so blieben<br />
Besitz und Ämter stets zusammen. In den vom<br />
Markt abgekehrten Quartieren wohnten dagegen<br />
die kleineren H<strong>an</strong>dwerker und die sozial schwächeren<br />
Schichten, die „armen Leute“, die keinen<br />
Einfluss auf die Geschicke der Stadt hatten.<br />
Der soziale Unterschied der Wohnlagen kommt<br />
noch bis heute zum Ausdruck, vergleicht m<strong>an</strong> die<br />
großen, ausladenden Gebäude der Hauptstraße<br />
mit den kleinen, eng <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>der geschmiegten<br />
Häuschen in den hinteren Gassen und in den<br />
beiden schon im 13. Jahrhundert entst<strong>an</strong>denen<br />
Vorstädten (Hauptstraße zwischen Sonne-Center<br />
und Radplatz bzw. zwischen Karlstraße und<br />
Altem Bau).<br />
Bedingt durch die unterschiedliche soziale<br />
Struktur der einzelnen Wohngebiete best<strong>an</strong>d ein<br />
erhebliches Vermögensgefälle zwischen der<br />
Innenstadt und den Vorstädten. Die Steuererträge<br />
bei der Türkensteuer 1544 zeigen, <strong>das</strong>s die<br />
Hälfte der Vermögenslosen in der oberen Vorstadt<br />
(vom Sonne-Center aufwärts) hauste und<br />
die Hauptsteuerkraft auf dem Stadtzentrum<br />
beruhte. Der Geruch sozialer Minderwertigkeit<br />
der Vorstädte wirkt noch bis heute nach, wenn<br />
ältere Mitbürger etwa <strong>das</strong> Gebiet der heutigen<br />
Ledergasse „Rebelleninsel“ nennen.<br />
Die Stadtkirche als Bürgerkirche<br />
Reichtum und Armut waren so sehr die Pole der<br />
Gesellschaft, <strong>das</strong>s sich gerade in der Rechtssprache<br />
die Formel „reich und arm“ durchsetzte,<br />
wenn m<strong>an</strong> von „allen“ oder „jederm<strong>an</strong>n“ im<br />
Sinne von Gleichheit und Gerechtigkeit sprechen<br />
wollte. Das Leitbild des sozialen Ansehens<br />
wirkte selbst tief in die Seelsorge hinein.<br />
Alte Städte hatten in der Regel drei Kirchen:<br />
Pfarrkirche, Arme-Leute-Kirche und Begräbnis
Klause der Fr<strong>an</strong>zisk<strong>an</strong>erinnen, heutiges Pfarrhaus<br />
kirche. Dieser Fall traf auch in <strong>Geislingen</strong> zu. Die<br />
Stadtkirche in der Innenstadt diente vor allem<br />
der Bürgerschaft, die Spitalkirche in der unteren<br />
Vorstadt (ehemals am Wilhelmsplatz gelegen)<br />
den armen Leuten, und bei der (ehemaligen)<br />
Peterskirche in Rorgensteig f<strong>an</strong>den die Geislinger<br />
ihre letzte Ruhe.<br />
In einer glaubensstarken Zeit verhielt sich die<br />
Bevölkerung sehr opferwillig und spendenfreudig.<br />
Dabei profitierte gerade die Stadtkirche<br />
von den betuchten Bürgern der Innenstadt.<br />
Sie trugen maßgeblich <strong>das</strong> Leben der Kirchengemeinde,<br />
und <strong>an</strong> ihrem Wohl und Wehe nahm<br />
auch der Stadtpfarrer regen Anteil. Die Spitalkirche<br />
konnte von ihrer ärmeren Klientel weniger<br />
<strong>an</strong> Zuwendungen erwarten, und ihr fin<strong>an</strong>zieller<br />
Spielraum war entsprechend gering.<br />
Starb ein Geschäftsm<strong>an</strong>n, erhielt er ein ehrendes<br />
Begräbnis, von dem die g<strong>an</strong>ze Stadt sprach.<br />
Starb jedoch ein „Spitalmensch“, brachte m<strong>an</strong><br />
ihn ohne Glockengeläute zum Friedhof.<br />
Nonnen und Spital<br />
betreuen R<strong>an</strong>dgruppen<br />
Eine maßgebliche Rolle in der Seelsorge der<br />
R<strong>an</strong>dgruppen spielten die Nonnen in der Klause<br />
und <strong>das</strong> Spital. Klösterliche Niederlassungen<br />
suchten in alten Städten meist abgeschiedene<br />
Stellen in der Innenstadt, Spitäler findet m<strong>an</strong><br />
eher in den Vorstädten und im Umkreis der<br />
Stadttore.<br />
In <strong>Geislingen</strong> lässt sich seit 1355 eine Klause<br />
der Fr<strong>an</strong>zisk<strong>an</strong>erinnen nachweisen. Es h<strong>an</strong>delt<br />
sich dabei um <strong>das</strong> heutige ev<strong>an</strong>gelische Pfarrhaus<br />
neben der Stadtkirche. Seine Lage in einer<br />
Ecke der Stadtmauer ist charakteristisch für<br />
ein Bettelkloster. Hier wohnten so gen<strong>an</strong>nte<br />
Beginen. Das waren Jungfrauen oder Witwen,<br />
die meist den weniger begüterten Schichten<br />
<strong>an</strong>gehörten und die unter der Leitung einer<br />
„Mutter“ und unter Aufsicht des Stadtpfarrers<br />
in klosterähnlicher Gemeinschaft zusammenwohnten.<br />
Ihre Aufgaben best<strong>an</strong>den in Spinnen und<br />
Weben, Nähen, Kr<strong>an</strong>kenpflege, Dienst <strong>an</strong> Sterbenden<br />
und Toten, Beten für die Seelen Lebender<br />
und Verstorbener. Wegen ihrer Tätigkeit<br />
waren die Nonnen bei der Bevölkerung sehr<br />
geschätzt und beliebt. Im Lauf der Zeit gew<strong>an</strong>nen<br />
die Schwestern m<strong>an</strong>cherlei Einkommen und<br />
Besitz in der Stadt und im Uml<strong>an</strong>d. Sie erwarben<br />
sich diesen Besitz durch ihrer Hände Arbeit,<br />
durch den Bettel und durch fromme Stiftungen<br />
von Seiten der Bürger.<br />
Das beschauliche Dasein im Geislinger Klösterlein<br />
wurde durch die Reformation jäh erschüttert.<br />
Die Schwestern sahen sich in den Glaubenskampf<br />
hineingestellt, wollten aber katholisch bleiben<br />
und zogen 1590 nach Wiesensteig.<br />
Beim Heilig-Geist-Spital, 1351 gegründet,<br />
bestimmte die Aufgabenstellung seinen St<strong>an</strong>dort.<br />
Es lag am heutigen Wilhelmsplatz, unmittelbar<br />
neben dem Stadttor und <strong>an</strong> der Durchg<strong>an</strong>gsstraße,<br />
also <strong>an</strong> der Stelle der Not. Die am<br />
Tor <strong>an</strong>kommenden Armen, Durchreisenden,<br />
Hungernden, Gebärenden konnten dort aufgenommen<br />
und gestärkt werden. M<strong>an</strong> hielt es für<br />
sinnvoll, eine Versorgungs<strong>an</strong>stalt der Armen<br />
und Kr<strong>an</strong>ken vor allem <strong>an</strong> den Stadteing<strong>an</strong>g zu<br />
legen, wo sich unmittelbar die Werke der leiblichen<br />
Barmherzigkeit erfüllen ließen. Damit<br />
erreichte m<strong>an</strong> auch, <strong>das</strong>s die sozial Schwachen<br />
unmittelbar am Stadttor Versorgung erhielten<br />
und gar nicht erst in <strong>das</strong> Zentrum der Bürgerschaft<br />
hereinzukommen brauchten.<br />
Die Ev<strong>an</strong>gelischen<br />
in der Arme-Leute-Kirche<br />
Wegen der schwachen Stellung ihrer Bewohner<br />
steckte in den Vorstädten reichlich sozialer<br />
Zündstoff. Im Zeitalter der Reformation f<strong>an</strong>d die<br />
Lehre Martin Luthers ihre Anhänger besonders<br />
auch in ärmeren Bevölkerungskreisen. Protest<strong>an</strong>ten<br />
findet m<strong>an</strong> oft in Vorstädten. Es ist wohl<br />
kein Zufall, <strong>das</strong>s in <strong>Geislingen</strong> in der Reformationszeit<br />
die Stadtkirche als Bürgerkirche noch<br />
l<strong>an</strong>ge dem katholischen Gottesdienst vorbehalten<br />
blieb, die Spitalkirche in der unteren Vorstadt<br />
als „Arme-Leute-Kirche“ dagegen für den<br />
ev<strong>an</strong>gelischen Gottesdienst zur Verfügung<br />
gestellt wurde. 1526 hatten 39 Geislinger in<br />
einer Bittschrift den Ulmer Rat gebeten, ihrem<br />
Prediger Paulus Beck ein armes Pfründlein mit<br />
einem baufälligen Häuslein zu geben. Der Ulmer<br />
Rat entsprach dieser Bitte und verwies Beck auf<br />
<strong>das</strong> Spitalkirchlein. Die ev<strong>an</strong>gelische Bewegung<br />
setzte sich in <strong>Geislingen</strong> ursprünglich in der<br />
Hauptsache aus kleinen Leuten zusammen, und<br />
es bedurfte Jahrzehnte, bis die neue Lehre die<br />
g<strong>an</strong>ze Bürgerschaft erfasst hatte.<br />
Karlheinz Bauer,<br />
Stadtoberarchivrat i. R.<br />
und Leiter des<br />
Geislinger Kulturamtes<br />
von 1965 bis 1977<br />
Spitaltor und Spital in ursprünglichem<br />
Aussehen (Modell)<br />
Hauptstraße <strong>Geislingen</strong><br />
Kapellmühle von der Rohrach<br />
Spitaltor und Spital<br />
(mit teilweise bereits<br />
abgebrochener Spitalkirche)<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
13
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
FELIX MÜLLER<br />
Anf<strong>an</strong>g der 90er Jahre wurde vielerorts die Lücke zwischen<br />
notärztlicher Versorgung und psychologischer<br />
Betreuung im rettungsdienstlichen Gefüge erk<strong>an</strong>nt – so<br />
auch im L<strong>an</strong>dkreis Göppingen. Auf Initiative von Carsten<br />
Holzapfel, Mitarbeiter vom THW, gibt es seit 1. Oktober<br />
1997 auch in unserem L<strong>an</strong>dkreis die Notfallseelsorge.<br />
Rund um die Uhr bereit<br />
Derzeit stehen 26 Seelsorgerinnen und Seelsorger der<br />
ev<strong>an</strong>gelischen und der katholischen Kirche für jeweils<br />
zwei Wochen pro Jahr rund um die Uhr bereit, damit<br />
sie den Unfallopfern und deren Angehörigen hilfreich und<br />
tröstlich zur Seite stehen können, die durch ein plötzliches<br />
Unglück in eine schwere Notlage geraten sind:<br />
Verkehrsunfälle (durchschnittlich 11 Einsätze im Jahr),<br />
Brände (2), plötzlicher Kindstod (1), Suizidversuche (12),<br />
vergebliche Wiederbelebungsversuche (16) und sonstige<br />
belastende Situationen (3) .<br />
Gerufen von der Rettungsleitstelle, sei es mitten in der<br />
Nacht, am frühen Morgen oder beim Mittagstisch, ergänzen<br />
die Seelsorger/innen die Rettungsdienste und Notärzte<br />
in ihrer Arbeit: Sie suchen erste Kontakte zu weitläufigen<br />
Verw<strong>an</strong>dten, überbringen Todesnachrichten,<br />
haben Ohren für die ersten Versuche, <strong>das</strong> Entsetzen in<br />
Worte zu fassen, nehmen still teil, fühlen mit, sprechen<br />
ein Gebet, helfen mit einem Ritus, einem Segen.<br />
Wie gut <strong>das</strong> tut, <strong>das</strong> haben schon viele Menschen erfahren.<br />
Nicht nur bei großen Schadensereignissen, wofür<br />
Namen wie Donaueschingen, Ramstein, Eschede stehen,<br />
sondern bei etwa 60 Einsätzen pro Jahr in unserem Göppinger<br />
L<strong>an</strong>dkreis, bei denen Einzelne und deren Familien<br />
und Freunde betroffen waren.<br />
Hiobsbotschaften<br />
Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger haben die<br />
Schreckens- oder Hiobsbotschaften im Blick. Der leidende<br />
Hiob, diese Symbolfigur aus dem Alten Testament, ist<br />
seit Menschengedenken überall – heute von einer Lawine<br />
verschüttet, durch einen Verkehrsunfall getötet, von<br />
plötzlichem Kindstod oder schrecklichem Gewaltverbrechen<br />
getroffen.<br />
Es gibt wahrlich Menschen, die aus Leiden lernen, die aus<br />
einer Leidenssituation gestärkt und gewachsen hervorgehen.<br />
Es gibt aber auch <strong>an</strong>dere, die unter dem Übermaß<br />
des Leids zerbrechen, die verbittern und gegen Gott und<br />
die Menschen nur noch Ablehnung haben. Und in der<br />
Tat stehen wir mit unseren Erklärungsversuchen, den<br />
14 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
NOTFALLSEELSORGE<br />
Erste Hilfe für die Seele<br />
theologischen allzumal, immer<br />
auch <strong>an</strong> Grenzen, <strong>an</strong> denen wir<br />
nur noch stumm dabei stehen<br />
können und wo wir sagen müssen:<br />
„Nach menschlichem Ermessen<br />
ist dies ein Zuviel.“ Dennoch<br />
wage ich in aller Vorsicht zu<br />
sagen, es muss Menschen geben,<br />
die dieses Zuviel mittragen helfen,<br />
die den Karfreitag eines Leidenden<br />
mit aufnehmen durch ihr Mitleiden<br />
und durch den Blick, der<br />
Ostern nicht außer Acht lässt.<br />
Trösten heißt begleiten<br />
Das Ausmaß des Entsetzens, die<br />
Unermesslichkeit der Trauer und<br />
Trostlosigkeit, die Vielfalt des Leidens in der großen Welt,<br />
aber auch in unserer nächsten Nähe, scheinen in keinem<br />
Verhältnis zu unseren geringen Möglichkeiten zu stehen,<br />
ein<strong>an</strong>der zu helfen und zu trösten. Wir müssten dennoch<br />
oft unsere Hände sinken lassen, wenn wir nicht getragen<br />
wären von der Hoffnung, <strong>das</strong>s Gott selbst am Ende der<br />
Tage alle Tränen trocknen wird. Diese Hoffnung gibt uns<br />
den Mut und die Ausdauer, leidenschaftlich und nüchtern<br />
zugleich, <strong>das</strong> hier und heute Notwendige zu tun. Gott<br />
will durch unsere Hände, unser Herz, unsere Ph<strong>an</strong>tasie<br />
Leidende trösten und sie nicht nur aufs Jenseits verweisen.<br />
Trösten heißt, dem Leidenden zu verstehen geben, <strong>das</strong>s<br />
er nicht allein ist, <strong>das</strong>s wir mit ihm sind, <strong>das</strong>s wir ihn<br />
begleiten und ihm helfen. Die Geschichte der Seelsorge ist<br />
eine Geschichte der Hinwendung zum Menschen. Dazu<br />
gehört die Notfallseelsorge: Ein neues Arbeitsfeld auf<br />
ökumenischer Ebene der heutigen gesellschaftlichen Diakonie.<br />
Ich bin d<strong>an</strong>kbar für die 26 Notfallseelsorgerinnen<br />
und Notfallseelsorger und ihr gelebtes Glaubenszeugnis.<br />
Die Kosten für die Notfallseelsorge, ca. 3000 Euro im<br />
Jahr (Telefongebühren, Kopien und Vers<strong>an</strong>dkosten,<br />
Fortbildungen und Ausrüstung), werden ausschließlich<br />
durch Spenden fin<strong>an</strong>ziert.<br />
Felix Müller ist Dek<strong>an</strong>atsreferent<br />
im Katholischen Dek<strong>an</strong>at<br />
Göppingen-<strong>Geislingen</strong>
Gute Hoffnung – jähes Ende<br />
Wenn ein Kind noch vor der Geburt oder gleich d<strong>an</strong>ach gestorben ist<br />
HELMUT KIENLE<br />
„Du kamst, du gingst mit leiser Spur,<br />
ein flücht’ger Gast im Erdenl<strong>an</strong>d.<br />
Woher? Wohin?<br />
Wir wissen nur:<br />
aus Gottes H<strong>an</strong>d in Gottes H<strong>an</strong>d.“<br />
Ludwig Uhl<strong>an</strong>d<br />
Den Blick zu schärfen für <strong>das</strong> Leid der Mütter<br />
und Väter, deren Kind tot zur Welt gekommen<br />
oder kurz nach der Entbindung gestorben ist,<br />
haben alle beteiligten Berufsgruppen in der Helfenstein<br />
Klinik <strong>Geislingen</strong> sich vorgenommen.<br />
Über die medizinisch-fachliche Hilfe hinaus soll<br />
den Eltern, so gut es <strong>geht</strong>, in ihrem Schmerz<br />
und ihrer Enttäuschung beigest<strong>an</strong>den werden.<br />
Auch eine kompetente seelsorgerliche Betreuung<br />
– für die Eltern, die es wünschen – ist gewährleistet.<br />
Das Gedicht von Ludwig Uhl<strong>an</strong>d steht<br />
auf dem Faltblatt, <strong>das</strong> alle betroffenen Eltern von<br />
der Klinikseelsorge bekommen, und die Zeile<br />
„aus Gottes H<strong>an</strong>d in Gottes H<strong>an</strong>d“ deutet den<br />
Rahmen <strong>an</strong>, in dem sich die Seelsorge bewegt.<br />
Alsbald stellt sich den Eltern die Frage der<br />
Bestattung ihres Kindes. Für die Kinder, bei<br />
denen eine individuelle Bestattung freigestellt ist<br />
(weil sie vor der Geburt verstorben und unter<br />
einer bestimmten Gewichtsgrenze geblieben<br />
sind), wurde schon vor Längerem die Möglichkeit<br />
einer <strong>an</strong>onymen Sammelbestattung auf dem<br />
Göppinger Friedhof geschaffen; dort befindet<br />
sich ein kleines besonderes Urnenfeld für diese<br />
Kinder; die Bestattung ist<br />
zwei Mal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, im<br />
Rahmen einer ökumenischen kirchlichen Feier.<br />
Auf Wunsch wird mit den Eltern schon in der<br />
Klinik eine kleine Aussegnungsfeier gehalten.<br />
Das folgende Gebet stammt aus der Textsammlung,<br />
die für solche Feiern zusammengestellt<br />
worden ist:<br />
„Gott, Ursprung des Lebens!<br />
Wir sind bestürzt und traurig,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Lebenslicht unseres Kindes so schnell<br />
wieder verloschen ist.<br />
Nun legen wir es zurück in deine Hände<br />
und bitten dich,<br />
<strong>das</strong>s du ihm die Fülle des Lebens schenkst<br />
bei dir.<br />
Gib uns Mut und Kraft für den Weg,<br />
der vor uns liegt.“<br />
Der Text lässt den Sinn und Zweck dieser und<br />
im Grunde aller Seelsorge erkennen: <strong>das</strong>s wir<br />
wahrgenommen werden und uns auch selber<br />
wahrnehmen in unserer Befindlichkeit und <strong>das</strong>s<br />
wir Gott wahrnehmen als Gott des Lebens, der<br />
uns Zukunft und Hoffnung eröffnet.<br />
Helmut Kienle<br />
ist Kr<strong>an</strong>kenhauspfarrer<br />
in der Geislinger<br />
Helfenstein-Klinik<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
15
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
16 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
50 Jahre TelefonSeelsorge<br />
HILFE AM ANDEREN ENDE DER LEITUNG<br />
DR. STEFAN PLÖGER<br />
„Bevor Sie sich umbringen, rufen Sie <strong>mich</strong> <strong>an</strong>.“<br />
Das war die Gründungsidee für TelefonSeelsorge.<br />
In Deutschl<strong>an</strong>d feiert sie in diesem Jahr<br />
ihren 50. Geburtstag. Die erste Stelle wurde<br />
1956 in Berlin eröffnet. Damals war die Zeit reif,<br />
eine solche Idee in die Tat umzusetzen. Hinter<br />
dem wirtschaftlichen Aufschwung wurden<br />
<strong>an</strong>dere Sorgen und Nöte spürbar, die mit<br />
gewohnten Mitteln und im vertrauten Rahmen<br />
nicht <strong>an</strong>gesprochen werden konnten. Es<br />
brauchte den Schutz der Anonymität, aber auch<br />
neue Sichtweisen und Zugänge.<br />
Bis zum heutigen Tag hat sich TelefonSeelsorge<br />
vom Ged<strong>an</strong>ken der Suizidprävention zu einem<br />
niederschwelligen Angebot mit grundsätzlicher<br />
Zuständigkeit für alle Anliegen und Menschen,<br />
unabhängig von ihrer religiösen oder ethnischen<br />
Zugehörigkeit, entwickelt. Vielleicht ist <strong>das</strong> am<br />
beeindruckendsten:<br />
„ die vielfältigen Facetten des Lebens, die sich in<br />
den Anrufen (und Mails) der Ratsuchenden<br />
widerspiegeln<br />
„ die Bereitschaft derer, die den Dienst ehrenamtlich<br />
Tag und Nacht machen und sich<br />
damit dieser Vielfalt immer wieder neu stellen.<br />
<strong>Was</strong> k<strong>an</strong>n TelefonSeelsorge bewirken in einer<br />
Zeit, die voller seelischer, aber auch wirtschaftlicher<br />
Not ist? Ein 54jähriger ruft bei der Telefon-<br />
Seelsorge <strong>an</strong>. Vor zwei Jahren wurde sein<br />
Betrieb geschlossen, in dem er praktisch sein<br />
g<strong>an</strong>zes Berufsleben verbracht hatte. Er hat kaum<br />
Ch<strong>an</strong>cen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.<br />
Viele fin<strong>an</strong>zielle Sorgen belasten ihn. Es wäre so<br />
notwendig, etwas <strong>an</strong> der realen Situation des<br />
Anrufers zu ändern, einzugreifen, etwas zu tun,<br />
aber <strong>das</strong> ist nicht in der Macht der Seelsorger.<br />
Also <strong>geht</strong> es erst einmal darum, da zu sein,<br />
einen Ort zu bieten, wo jem<strong>an</strong>d sich in seinen<br />
Belastungen und Nöten gesehen, erk<strong>an</strong>nt und<br />
<strong>an</strong>genommen fühlt.<br />
Den eigenen Wert erkennen<br />
M<strong>an</strong>chmal <strong>geht</strong> es mehr darum, der Entwertung<br />
(„Du wirst hier nicht mehr gebraucht“) etwas<br />
entgegen zu stellen. Das k<strong>an</strong>n dem Menschen<br />
helfen, seine einmalige persönliche Wichtigkeit<br />
wieder in den Blick zu kriegen. Das Telefon ist<br />
da sehr geeignet. Der <strong>an</strong>onyme Kontakt am<br />
Telefon ist von Vorteil, wenn es darum <strong>geht</strong>,<br />
jem<strong>an</strong>den unabhängig davon zu sehen, wie er<br />
sein soll, was er darstellen soll. Der äußere<br />
Schein k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n nicht <strong>das</strong> Bild dieses Menschen<br />
bestimmen. M<strong>an</strong>chmal <strong>geht</strong> es darum,<br />
über die Verzweiflung des Augenblicks hinaus<br />
wieder Hoffnung zu schöpfen. „Hoffnung ist<br />
nicht der Glaube, <strong>das</strong>s etwas gut aus<strong>geht</strong>, sondern<br />
die Gewissheit, <strong>das</strong>s etwas Sinn hat ohne<br />
Rücksicht darauf, wie es aus<strong>geht</strong>“ (Vaclav<br />
Havel). Diesen Sinn können einige Anrufer in<br />
der Gewissheit finden, <strong>das</strong> Schicksal mit vielen<br />
<strong>an</strong>deren zu teilen. Andere versuchen, in ihrem<br />
Glauben Halt zu finden, und ringen mit dem,<br />
was sie jetzt zu erleiden haben.<br />
Dr. Stef<strong>an</strong> Plöger<br />
TelefonSeelsorge Ulm/Neu-Ulm<br />
TelefonSeelsorge<br />
kostenlose Rufnummern<br />
0800 111 0 111<br />
0800 111 0 222
Bikers Helpline –<br />
Hilfe auf zwei Rädern<br />
GEORG BRAUNMÜLLER<br />
Wenn die Maschine streikt, die Nerven bl<strong>an</strong>k gescheuert<br />
sind oder der Biker durch einen Unfall ausgebremst<br />
wurde – die Bikers Helpline hilft. Sie stellt<br />
Kontakte her zu Versicherungen, regionalen Fachwerkstätten<br />
oder einem Seelsorgeteam, <strong>das</strong> jederzeit <strong>an</strong>sprechbar<br />
ist, wenn der Motorradschuh drückt.<br />
Das Fahren auf zwei Rädern ist schön und verbindend,<br />
fasziniert g<strong>an</strong>z verschiedene Menschen, bringt sie zusammen<br />
und t<strong>an</strong>kt die eigene Seele auf. Aber es ist auch<br />
gefährlich. Ein Unfall kratzt nicht nur <strong>an</strong> der Maschine<br />
und reibt die Kombi auf, sondern auch die Seele. Daraus<br />
entst<strong>an</strong>d der Wunsch, ein Notruftelefon einzurichten.<br />
Kein Mensch soll auf der Strecke bleiben<br />
Schon vielfach teilen in Hamburg Motorradfahrerinnen<br />
und -fahrer Freud und Leid in einem Motorradgottesdienst.<br />
Vor zwei Jahren beg<strong>an</strong>n die Sammlung für eine Helpline,<br />
die sich um die „Bikergemeinde“ kümmert. Motorradfreundliche<br />
Sponsoren mühten sich um fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung<br />
und vom Motorrad faszinierte Seelsorgerinnen<br />
und Seelsorger org<strong>an</strong>isierten einen Bereitschaftsdienst.<br />
Auch die Ev<strong>an</strong>gelische Kirche Nordelbiens beteiligt sich<br />
<strong>an</strong> der Bikers Helpline. D<strong>an</strong>k dieser breiten Unterstützung<br />
entst<strong>an</strong>d ein Netzwerk und die Bikers Helpline ist in g<strong>an</strong>z<br />
Deutschl<strong>an</strong>d durchgehend zu erreichen.<br />
Ziel ist es, <strong>das</strong>s kein Mensch auf der Strecke bleiben soll.<br />
Dafür lohnen sich der Aufw<strong>an</strong>d, die ehrenamtliche Arbeit<br />
und <strong>das</strong> Engagement.<br />
Der Start war gut, aber Bikers Helpline braucht viele<br />
Gehilfen! Wer bereit ist mitzumachen, melde sich bitte!<br />
Gesucht sind Profis, die <strong>an</strong>deren beistehen: Seelsorger,<br />
Ärztinnen, Diakone, Zweiradmech<strong>an</strong>ikerinnen, Profifahrer<br />
etc. Jede und jeder k<strong>an</strong>n sich melden, um sich für eine<br />
Region registrieren zu lassen.<br />
Georg Braunmüller ist Pfarrer<br />
in Unterböhringen-Hausen<br />
Bikers Helpline<br />
bundesweite Rufnummer<br />
01 80 / 44 333 33<br />
oder Buchstabenwahl 01 80 – Helpline<br />
24 Cent pro Anruf<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
17
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Seelsorge mit dem Ev<strong>an</strong>gelischen Ges<strong>an</strong>gbuch<br />
Singen als Salböl der Seele<br />
BERNHARD LEUBE<br />
„So ein 'Befiehl du deine Wege' zum Exempel, <strong>das</strong> m<strong>an</strong> in<br />
der Jugend, in Fällen wo es nicht so war wie's sein sollte,<br />
oft und <strong>an</strong>dächtig mit der Mutter gesungen hat, ist wie<br />
ein alter Freund im Hause, dem m<strong>an</strong> vertraut und bei dem<br />
m<strong>an</strong> in ähnlichen Fällen Rat und Trost sucht.“<br />
In diesen Worten von Matthias Claudius aus dem Jahr<br />
1798 begegnet uns, was für Seelsorge grundlegend ist:<br />
<strong>das</strong> Vertrauensverhältnis zwischen zwei Gesprächspartnern.<br />
Wer bin ich, wenn ich singe? Erst einmal: ich bin ich, und<br />
ich singe ein Lied. Dass aber Singen, selbst wenn ich für<br />
<strong>mich</strong> allein singe, ein Gespräch darstellt, ist vielleicht<br />
nicht sofort hörbar. Schon im Singen für sich allein können<br />
zwei mitein<strong>an</strong>der reden, <strong>das</strong> zeigt zum Beispiel „Du,<br />
meine Seele, singe“ (EG 302). Nach der Vorlage von<br />
Psalm 146,1 redet hier die Seele mit sich selbst, <strong>geht</strong> also<br />
mit Hilfe des Liedes in einer Art Selbstgespräch aus sich<br />
heraus, tritt sich selbst gegenüber und fordert sich selbst<br />
auf zum Singen. 1<br />
Lieder sind wie Gäste<br />
Wenn zwei mitein<strong>an</strong>der reden, muss ein Abst<strong>an</strong>d da sein,<br />
damit sich eine Beziehung einstellen k<strong>an</strong>n. Das fremde<br />
Wort eines Ges<strong>an</strong>gbuchliedes im eigenen Mund stellt<br />
einen solchen Abst<strong>an</strong>d her. M<strong>an</strong>che Lieder verhalten sich<br />
wie ungebetene Gäste und lösen Widerst<strong>an</strong>d aus, der<br />
Abst<strong>an</strong>d wird größer. M<strong>an</strong>che sind ein wenig seltsam<br />
kostümiert und wir lächeln zunächst, dulden aber eine<br />
gewisse Nähe. Andere sind uns auf Anhieb sympathisch,<br />
oder sind interess<strong>an</strong>t, auch wenn sie sich nicht schnell<br />
ergründen lassen. Immer wieder wachsen Freundschaften,<br />
m<strong>an</strong>chmal sogar lebensl<strong>an</strong>ge. Das Lied wird förmlich zu<br />
einer Person, „ein alter Freund im Hause“, der zum Begleiter<br />
und sogar Seelsorger wird. D<strong>an</strong>n singe nicht nur ich<br />
<strong>das</strong> Lied, sondern die Richtung kehrt sich auch um: <strong>das</strong><br />
Lied redet mit mir, ja: es singt <strong>mich</strong>. Diese Umkehrung der<br />
Sprechrichtung erfahren wir zum Beispiel in einem Lied<br />
wie „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ (EG 341),<br />
wenn darin und durch unseren Mund Christus selbst<br />
spricht: „Halt dich <strong>an</strong> <strong>mich</strong>!“ (EG 342,7), oder Jochen<br />
Kleppers „Ja ich will euch tragen“ (EG 380), in dem Gott<br />
selbst redet durch den Mund derer, die singen. Damit sind<br />
wir bei den Ursprüngen des ev<strong>an</strong>gelischen Kirchenliedes<br />
<strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt, wonach <strong>das</strong> Lied, sogar wenn ich für <strong>mich</strong><br />
singe, eine Form des Wortes Gottes darstellt, eine Form<br />
der Anrede Gottes <strong>an</strong> uns.<br />
Du meine Seele, singe<br />
Singen ist selbstgenügsames, nach innen gerichtetes Reden<br />
mit sich selbst, gewiss, aber wer singt, überschreitet Grenzen,<br />
<strong>geht</strong> immer auch über sich hinaus, richtet Wort, Blick<br />
18 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
und Gehör nach außen, tritt in Kontakt<br />
mit Mitsingenden, oder mit Gott<br />
selbst. Singen ist in jedem Fall Kommunikation:<br />
„Du meine Seele, singe,<br />
wohlauf, und singe schön dem, welchem alle Dinge zu<br />
Dienst und Willen stehn.“ Wer singt, <strong>geht</strong> im Grunde immer<br />
auch über seine Möglichkeiten hinaus und nimmt den<br />
Mund zu voll. Das ist in Ordnung – <strong>das</strong> muss so sein. Ich<br />
nenne Gerhard Tersteegens Lied „Nun schläfet m<strong>an</strong>“ (EG<br />
480), <strong>das</strong> einzige ausgesprochene Nachtlied im Ges<strong>an</strong>gbuch,<br />
eine Perle, die schon m<strong>an</strong>cher Seele in einer durchwachten<br />
Nacht Frieden gebracht hat, Selbsttherapie in<br />
schlaflosen Nächten: „Nun schläfet m<strong>an</strong>, und wer nicht<br />
schlafen k<strong>an</strong>n, der bete mit mir <strong>an</strong> den großen Namen . . .“<br />
Selbstgespräch vor Gott und Reden mit Gott gehen inein<strong>an</strong>der<br />
über wie in vielen Psalmen auch.<br />
Lieder geben Sprachhilfe<br />
Zwischen Selbstgespräch und Gottes<strong>an</strong>rede steht <strong>das</strong> Lied<br />
von Mensch zu Mensch. Zu meinen frühesten Seelsorge-<br />
Erfahrungen gehören Besuche bei einer T<strong>an</strong>te, die mit<br />
Multipler Sklerose im Bett lag. Es war nicht leicht, als<br />
Jugendlicher hier Worte zu finden. Mit Ges<strong>an</strong>gbuchliedern<br />
aber konnte ich etwas sagen, meine T<strong>an</strong>te konnte Lieder<br />
noch l<strong>an</strong>ge mitbrummen, und als die Stimme versagte,<br />
bewegte sie die Lippen zu meinem Singen. Das war ein<br />
Fundament, aufgrund dessen wir ohne eigene Worte<br />
dennoch mitein<strong>an</strong>der reden konnten. Dafür bietet <strong>das</strong><br />
Ges<strong>an</strong>gbuch ein fast unerschöpfliches Reservoir. In Situationen,<br />
in denen die eigene Sprache versagt, <strong>an</strong> Kr<strong>an</strong>kenbetten,<br />
<strong>an</strong> Sterbebetten, geben Lieder und Zwischentexte<br />
Sprachhilfe.<br />
M<strong>an</strong> könnte unzählige Beispiele nennen. Immer wieder<br />
ist es Dietrich Bonhoeffer mit seinen beiden Liedern „Von<br />
guten Mächten treu und still umgeben“ (EG 65) und<br />
„Menschen gehen zu Gott in ihrer Not“ (EG 547) und<br />
weiteren Texten, deren Fundstellen im Verzeichnis EG 845<br />
aufgelistet sind.<br />
Allen Unkenrufen zum Trotz, der größte Teil der Ges<strong>an</strong>gbuchlieder<br />
habe abged<strong>an</strong>kt und seine Zeit gehabt, erweist<br />
sich etwa ein Paul Gerhardt, dessen 400. Geburtstag im<br />
kommenden Jahr <strong>an</strong>steht, immer wieder von neuem als<br />
Liederdichter, in dessen abständigen Worten wir uns mit<br />
unseren heutigen und sehr unterschiedlichen Erfahrungen,<br />
Sorgen und Freuden dennoch zusammen bergen und<br />
auch ausdrücken können.<br />
Singen hilft der Seele auf<br />
Ich singe nicht nur für <strong>mich</strong>, nicht nur für <strong>an</strong>dere, sondern<br />
auch mit <strong>an</strong>deren. Ich singe sogar zusammen mit den <strong>an</strong>deren,<br />
die ich gar nicht höre, denn auf der g<strong>an</strong>zen Erde ist<br />
„immer ein Loblied wach, <strong>das</strong> vor dir steht“ (EG 266,3) und<br />
in <strong>das</strong> ich einstimme.
Bernhard Leube singt mit Pfarrerinnen und Pfarrern des <strong>Kirchenbezirk</strong>es<br />
Schließlich: Die <strong>an</strong>deren singen mir, sogar und insbesondere<br />
d<strong>an</strong>n, wenn ich selbst nicht singen k<strong>an</strong>n, zum Beispiel<br />
auf dem Friedhof, bei der Beerdigung eines<br />
Angehörigen. Wenn der Sarg in die Erde gesenkt wird<br />
und ich nichts sagen und schon gar nichts singen k<strong>an</strong>n,<br />
stehen <strong>an</strong>dere um <strong>mich</strong> und – so ist die Perspektive unseres<br />
Gottesdienstbuches Bestattung – singen „Christ ist<br />
erst<strong>an</strong>den von der Marter alle“ (EG 99) und sorgen dafür,<br />
<strong>das</strong>s meine Seele wieder aufkommt.<br />
Lieder öffnen Räume über Generationen<br />
Solche Formen von Seelsorge stoßen bei den jüngeren<br />
Generationen kaum auf Widerhall. Dass Lieder in der<br />
Tiefe etwas <strong>an</strong>rühren, setzt ja voraus, <strong>das</strong>s etwas vorh<strong>an</strong>den<br />
ist, was Reson<strong>an</strong>z geben k<strong>an</strong>n. Wie entstehen diese<br />
Reson<strong>an</strong>zräume? Wir sollten uns, denke ich, systematisch<br />
auf ein gemeinsames Grundrepertoire von Ges<strong>an</strong>gbuchliedern<br />
verständigen, und wo wir mit Kindern zu tun<br />
haben in der Familie, im Kindergarten oder der Schule, im<br />
Konfirm<strong>an</strong>denunterricht oder im Gottesdienst, immer wieder<br />
darauf zurückkommen, um ein Lieder-Repertoire zu<br />
bilden, <strong>das</strong> uns mitein<strong>an</strong>der verbindet, <strong>das</strong> uns in Fragen<br />
des Glaubens sprachfähig und auch <strong>an</strong>sprechbar macht.<br />
Singen ist weissagen und zaubern<br />
Das regelmäßige abendliche Singen, wenn m<strong>an</strong> Kinder<br />
zu Bett bringt, ist ein unverzichtbares Stück musikalischer<br />
Seelsorge. Ihr Trost und Frieden liegt gewiss in der Stimme<br />
der Mutter oder des Vaters. Aber die Worte gehen ja weit<br />
darüber hinaus. Haben Abendlieder ihre Kraft nicht auch<br />
darin, <strong>das</strong>s sie Sterbeübungen sind? Ich tippe nur <strong>an</strong>:<br />
„Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ (EG 511), "Hinunter<br />
ist der Sonnen Schein" (EG 467), „Mit meinem Gott geh ich<br />
zur Ruh“ (EG 474), „Mein schönste Zier und Kleinod bist“<br />
(EG 473) und „Meinem Gott gehört die Welt“ (EG 408).<br />
Das lateinische Wort „c<strong>an</strong>tare“ bedeutet nämlich nicht nur<br />
„singen“, sondern auch „weissagen“ und in seiner Grundbedeutung<br />
sogar „zaubern“. Welch ein Trost, den Tod bei<br />
hereinbrechender Nacht zu benennen und so zu b<strong>an</strong>nen:<br />
„. . . und im Leben und im Tod bin ich dein, du lieber Gott!“<br />
(EG 408,6).<br />
Lieder nehmen <strong>das</strong> Leid in den Blick<br />
Unter den neueren Liedern, die Liederbuch für Liederbuch<br />
ihren Weg machen, finden sich nur wenige Lieder für<br />
Unglück, Kr<strong>an</strong>kheit und Sterben. Gewiss, <strong>das</strong> ist nicht<br />
alles im Leben, zum Glück, und <strong>das</strong> Christentum ist nicht<br />
nur die Religion für die R<strong>an</strong>dsituationen des Lebens! Aber<br />
gerade hier haben wir neue Lieder nötig, nicht allein für<br />
den Lobpreis! Gute neue Passionslieder sind rar. Perlen im<br />
Ev<strong>an</strong>gelischen Ges<strong>an</strong>gbuch sind allerdings: „Holz auf Jesu<br />
Schulter“ (EG 97), „Gott, mein Gott, warum hast du <strong>mich</strong><br />
verlassen?“ (EG 381), auch „Ich steh vor dir mit leeren<br />
Händen, Herr; fremd wie dein Name sind mir deine<br />
Wege“ (EG 382). In dem g<strong>an</strong>z neuen Liederheft „Wo wir<br />
dich loben, wachsen neue Lieder“ finden sich Lieder wie<br />
„Wir wissen nicht, w<strong>an</strong>n diese Zeit zum letzten Ende<br />
<strong>geht</strong>“ von Wilma Klevinghaus und Christoph Lehm<strong>an</strong>n<br />
oder <strong>das</strong> neu von Jürgen Henkys übertragene „Bist du<br />
mein Gott?“ aus den Niederl<strong>an</strong>den, <strong>das</strong> aus der Situation<br />
des Jona heraus, also in der Situation der Entfernung von<br />
Gott um Worte zu Gott ringt. Das sind endlich Lieder, die<br />
die Erfahrung der Abwesenheit Gottes ausdrücklich thematisieren!<br />
In so gut wie allen Liedern des Ges<strong>an</strong>gbuchs<br />
wird Gottes Anwesenheit g<strong>an</strong>z selbstverständlich vorausgesetzt.<br />
Die Abwesenheit Gottes, die heute viele Menschen<br />
erleben, wird damit praktisch nicht ernst genommen.<br />
Die Erfahrung der Abwesenheit Gottes ist in den<br />
gen<strong>an</strong>nten Liedern nun aber bereits in eine Anrede <strong>an</strong><br />
Gott gebracht. Wer diesen Weg gehen k<strong>an</strong>n, hat den<br />
ersten Schritt zu Gesundung schon get<strong>an</strong> oder einem<br />
<strong>an</strong>deren im Singen dazu geholfen und für dessen Seele<br />
gesorgt.<br />
Musik ist Gottes Gabe<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n im Lied mehr sagen, als mit eigenen Worten<br />
möglich ist, und lügt dennoch nicht. Das ist dieser heilsame<br />
Abst<strong>an</strong>d, ohne den wir nur bei uns selbst stehen<br />
bleiben. In diesen Abst<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n sogar Gott selbst eintreten.<br />
Martin Luther hat erfahren: „Musik ist die beste Gottesgabe.<br />
Durch sie werden viele und große Anfechtungen<br />
verjagt. Musik ist der beste Trost für einen verstörten<br />
Menschen, auch wenn er nur ein wenig zu singen vermag.“<br />
(EG Seite 628)<br />
So auch EG 34, 2; 40, 2; 213, 5+6; 278; 289, 1; 303, 1; 327, 3; 333, 2; 451, 1; 504;<br />
517, 3; 524, 1+8.<br />
Bernhard Leube, Süßen<br />
Pfarrer im Amt für Kirchenmusik,<br />
Stuttgart<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
19
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Rastplätze für die Seele<br />
In Saalfeld gibt es seit neuestem eine Radw<strong>an</strong>derkapelle<br />
HENRICH HERBST<br />
Jeder, der schon mal unterwegs war, weiß, wie wichtig es<br />
ist, auf hilfreiche Menschen zu stoßen. Ein orientierendes<br />
Wort, ein Quartier für die Nacht, ein wenig Wärme am<br />
Feuer, vielleicht ein Platz am Tisch. Sinnbild für diese<br />
Lebenssituationen, die wir alle kennen, ist der Bettler am<br />
Wegesr<strong>an</strong>d, der da frierend sitzt und wartet, <strong>das</strong>s jem<strong>an</strong>d<br />
hilft. Zum Glück gibt es den heiligen Martin, der seinen<br />
M<strong>an</strong>tel teilt, zum Glück gibt es Menschen wie Martin,<br />
Menschen, die helfen können.<br />
Menschen auf Reisen begleiten<br />
Die Menschen auf ihren Reisen zu begleiten, gehört seit<br />
uralten Zeiten zur Aufgabe der Kirche. Missionsstationen<br />
und Kr<strong>an</strong>kenhäuser, Hospize und Pflegeheime, Klosterpforten<br />
und Pfarrhäuser oder eben irgendeine Tür, die sich<br />
für den Nächsten öffnet.<br />
Auch Kirchen und Kapellen sind solche Orte, <strong>an</strong> denen<br />
die Kirche dieser ureigensten Aufgabe gerecht wird. Nicht<br />
nur am Sonntagmorgen, sondern auch die g<strong>an</strong>ze Woche<br />
über sind unsere Gotteshäuser Rastplätze für die Seele.<br />
Die Besucher suchen mehr<br />
Über 30.000 Gäste überschreiten jährlich die offenen<br />
Türen der Saalfelder Joh<strong>an</strong>neskirche und machen unser<br />
Gotteshaus zu ihrem. Zunehmend merken wir, <strong>das</strong>s<br />
unsere Gäste nicht nur kunst- und kulturhistorisch interessiert<br />
sind. Sie suchen mehr. Einen Ort zum Beten und<br />
Stille. Sie suchen m<strong>an</strong>chmal sich selbst und fragen nach<br />
Gott. Die Anleitungen zum persönlichen Gebet, die wir in<br />
der Kirche ausgelegt haben, sind auf jeden Fall immer verschwunden.<br />
Inzwischen lassen wir sie drucken, damit wir<br />
immer Nachschub für die Gäste haben. Und wer sich Zeit<br />
nimmt, um die Anliegen am Gebetsglobus zu lesen, der<br />
wird bewegt Anteil nehmen <strong>an</strong> den Sorgen und Nöten<br />
der Menschen, aber auch <strong>an</strong> ihrer D<strong>an</strong>kbarkeit und Freude.<br />
Menschen sind eingeladen<br />
Im J<strong>an</strong>uar 2006 haben wir Saalfelder nach über 50 Jahren<br />
die Tür unserer kleinen Martinskapelle wieder aufgeschlossen.<br />
L<strong>an</strong>ge Jahre war sie nicht benutzbar und baufällig.<br />
Zwei Jahre l<strong>an</strong>g wurde <strong>das</strong> kleinste und älteste Gotteshaus<br />
der Stadt restauriert. In einem Gottesdienst vor<br />
der verschneiten Kapelle, bei dem auch der bek<strong>an</strong>nte<br />
Weltumradler und Autor Axel Brümmer mitwirkte, haben<br />
wir die Martinskapelle, die unweit des rom<strong>an</strong>tischen<br />
Saale-Radw<strong>an</strong>derweges liegt, wieder eingeweiht und zur<br />
Radw<strong>an</strong>derkapelle erklärt. Der Saale-Radw<strong>an</strong>derweg führt<br />
von der Quelle bei Hof bis zur Mündung in die Elbe bei<br />
Barby. Die mittelalterliche Kapelle ist zwar nicht elektrifiziert,<br />
aber sie hat täglich eine offene Tür und ist mit<br />
Fahrradständer, Anleitung zum Gebet, kunsthistorischem<br />
Faltblatt und, <strong>das</strong> war uns wichtig, mit einem Gebets-<br />
20 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Pfarrer Heinrich Herbst vor der Saalfelder Radw<strong>an</strong>derkapelle<br />
leuchter ausgestattet. So wird mit jedem Licht auch etwas<br />
von den Menschen, die hierher mit ihren Anliegen kommen,<br />
dableiben.<br />
Aufbruch in ein besseres Mitein<strong>an</strong>der<br />
Jetzt laden wir Menschen ein, die auf dem Weg sind,<br />
Pause zu machen, inne zu halten und sich <strong>an</strong> den zu<br />
erinnern, der von sich sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit<br />
und <strong>das</strong> Leben. Jeder Halt in der kleinen Kapelle<br />
verweist uns so <strong>an</strong> den großen Gott, der Anf<strong>an</strong>g und<br />
Ziel unseres Weges ist.<br />
Aber damit nicht genug. Jede Rast wird hier <strong>an</strong> den heiligen<br />
Martin erinnern und dar<strong>an</strong>, <strong>das</strong>s er seinen M<strong>an</strong>tel mit dem<br />
Bettler teilte. So k<strong>an</strong>n die Pause auf einer W<strong>an</strong>derung auch<br />
zum Aufbruch in ein besseres Mitein<strong>an</strong>der werden.<br />
Henrich Herbst ist Pfarrer <strong>an</strong> der Joh<strong>an</strong>neskirche in<br />
Saalfeld, Thüringen, Partnergemeinde von <strong>Geislingen</strong>
Hospizarbeit hilft den Wert des letzten Weges erkennen<br />
Tragen und getragen werden<br />
ANGELIKA STAFFHORST<br />
Sterbende auf ihrem letzten Weg zu begleiten, ihnen die<br />
Angst zu nehmen, sie nicht allein zu lassen und ihnen<br />
<strong>das</strong> zu geben, was ihrer Würde entspricht, ist die Aufgabe<br />
für Hospizmitarbeitende.<br />
Im <strong>Kirchenbezirk</strong> wurde die Geislinger Gruppe zuerst<br />
ausgebildet. Sie ist seit 1994 im Einsatz. Weitere Hospizgruppen<br />
gibt es in Deggingen, in Wiesensteig, am Samariterstift<br />
<strong>Geislingen</strong> (Sitzwachengruppe). Die „jüngste“<br />
Gruppe von HospizmitarbeiterInnen wurde zuletzt in<br />
Süßen ausgebildet und in einem ökumenischen Gottesdienst<br />
ausgesendet.<br />
Über die Erfahrungen in der Hospizarbeit berichten zwei<br />
Mitarbeiterinnen:<br />
„Als Mitglied einer Sitzwachengruppe in einem Pflegeheim<br />
in Eislingen habe ich die Sterbebegleitung seit sechs<br />
Jahren auf der aktiven Seite kennen gelernt.<br />
Nun kam vor einigen Wochen auch die Erfahrung auf<br />
dieser passiven, empf<strong>an</strong>genden, Seite hinzu, als ein Angehöriger<br />
meiner Familie verstarb. Um ihm <strong>das</strong> Sterben zu<br />
Hause zu ermöglichen, w<strong>an</strong>dten wir uns <strong>an</strong> Hospizhelfer-<br />
Innen. Etliche Familien<strong>an</strong>gehörige und Freunde im Umfeld<br />
des Sterbenden kamen zum ersten Mal in Berührung mit<br />
diesem Dienst und mit dem Segen, der von ihm aus<strong>geht</strong>.<br />
Als Familien<strong>an</strong>gehörige sind wir emotional beteiligt und<br />
dadurch oftmals mit uns selbst beschäftigt, obwohl doch<br />
die Sterbenden alle Aufmerksamkeit für sich be<strong>an</strong>spruchen,<br />
damit ihre Gefühle den Raum bekommen, den sie brauchen,<br />
um alles loslassen zu können, was ihr Leben ausgemacht<br />
hat. Wir haben es als sehr hilfreich empfunden,<br />
<strong>das</strong>s Außenstehende da waren, mit ihrer Ruhe, mit ihrer<br />
Aufmerksamkeit, mit ihrer Zuwendung und vor allem mit<br />
ihren inneren Wurzeln, die die Begleitung eines Menschen<br />
<strong>an</strong> dieser Nahtstelle unseres Daseins erst ermöglichen.<br />
Und: Der Geist dieses Dienstes hat ausgestrahlt bis in den<br />
Trauergottesdienst hinein, die Botschaft des „Tragen und<br />
getragen werden“ ist in den Herzen der Menschen <strong>an</strong>gekommen.“<br />
Ingrid Schramm<br />
„Jedes Mal wenn ich zu einer Begleitung gerufen werde,<br />
kommt eine gewisse Unruhe in mir auf und ich frage<br />
<strong>mich</strong>, was ist es für eine Person, die ich begleite? Wie<br />
sieht ihre Biographie aus? Ist eine Verständigung zwischen<br />
uns möglich? Ist meine Anwesenheit für sie <strong>an</strong>genehm?<br />
Soll ich reden, beten, singen oder nur da sein?<br />
Tausend Fragen gehen mir in kurzer Zeit durch den Kopf.<br />
Und wenn ich da bin, am Bett sitze, bin ich auf einmal<br />
g<strong>an</strong>z ruhig. Ich spüre eine Vertrautheit zwischen dieser<br />
„fremden Person“ und mir. Ich habe <strong>das</strong> Gefühl, diese Person<br />
schon immer zu kennen und bin ihr sehr nahe. Ich<br />
denke darüber nach, was uns verbindet, was es heißt,<br />
Mensch zu sein.“<br />
Anne Tilger, Hospizgruppe Wiesensteig<br />
Die Begründerin des St. Christopher’s Hospiz in London,<br />
Cicely Saunders, schreibt:<br />
Sie sind wichtig, weil Sie eben Sie sind.<br />
Sie sind bis zum letzten Augenblick Ihres Lebens wichtig,<br />
und wir werden alles tun,<br />
damit Sie nicht nur in Frieden sterben,<br />
sondern auch bis zuletzt leben können.<br />
Hospizgruppe<br />
in Wiesensteig<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
21
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Wir erleben alle<br />
ANITA GRÖH<br />
Die seelsorgerlichen Aufgaben der Polizei<br />
M<strong>an</strong>fred Malchow<br />
Der Erste Polizeihauptkommissar M<strong>an</strong>fred Malchow, Leiter<br />
des Polizeireviers in <strong>Geislingen</strong> berichtet über die Arbeit<br />
Frage: Herr Malchow, hat die Polizei seelsorgerliche Aufgaben?<br />
Malchow: Häufig. Wir haben sehr viele Einsätze wegen<br />
Haus- und Familien- und Partnerschaftsstreitigkeiten<br />
sowie Streit in der Nachbarschaft. Im letzten Jahr waren<br />
wir dazu 328 Mal unterwegs. Diese Konflikte fallen ja<br />
nicht in den strafrechtlichen Bereich. Unsere Aufgabe ist<br />
es, deeskalierend zu wirken. Die Leute sind nicht mehr in<br />
der Lage, ohne fremde Hilfe klar zu kommen. Hier erleben<br />
wir Polizisten alle Tiefen des menschlichen Lebens und<br />
haben Sozialarbeits-Aufgaben. Die Streitigkeiten sind ja in<br />
der Regel in den Abendstunden oder am Wochenende,<br />
wenn soziale Dienste nicht mehr erreichbar sind. Und<br />
meist sind es Konflikte, die sich l<strong>an</strong>gfristig aufbauen und<br />
d<strong>an</strong>n eskalieren und die l<strong>an</strong>gfristige Hilfe bräuchten. Aber<br />
Beratungsdienste werden in aller Regel nicht <strong>an</strong>genommen.<br />
Frage: Gibt es für <strong>das</strong> Eingreifen in solche Konflikte eine<br />
spezielle Ausbildung für die Polizisten?<br />
Malchow: In der Ausbildung wird Wert auf psychologische<br />
Schulung gelegt. Durch Situationsdarstellung und<br />
Rollenspiele wird viel praktisch geübt und durchgespielt.<br />
Auch im täglichen Dienst, insbesondere bei den Kollegen<br />
im Streifendienst, wird situatives Verhalten laufend geübt.<br />
22 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Tiefen<br />
des Menschen<br />
Dazu haben wir in Göppingen Verhaltenstrainer. Sie sind<br />
zuständig für Verhaltensschulung und Schusswaffentraining,<br />
damit nicht voreilig zur Waffe gegriffen wird. Es ist<br />
ein g<strong>an</strong>zheitliches Konzept. Sechs mal im Halbjahr, etwa<br />
drei bis vier Stunden, wird jeder Beamte geschult und es<br />
findet Erfahrungsaustausch im Gruppengespräch statt. In<br />
diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren sehr viel<br />
get<strong>an</strong>. Die Notwendigkeit ist erk<strong>an</strong>nt worden.<br />
Frage: Haben Polisten die Möglichkeiten, bei schwierigen<br />
Ereignissen oder Vorfällen, die sie belasten, Beratung und<br />
Hilfe zu erhalten?<br />
Malchow: In jeder Direktion gibt es Konflikth<strong>an</strong>dlungs-<br />
Beamte, <strong>an</strong> die einzelne Beamte sich wenden können.<br />
Auch stehen Polizei-Psychologen zur Verfügung. Wir<br />
haben auch guten Kontakt zur Polizei-Seelsorge. Für die<br />
katholische Kirche ist Pater Ehrenfried für uns zuständig,<br />
für die ev<strong>an</strong>gelische Kirche Pfarrerin Eva-Maria Agster.<br />
Frau Agster war eine gute Hilfe, als ein Kollege im Dienst<br />
zu Tode kam. M<strong>an</strong>chmal sollten Kollegen solche Angebote<br />
mehr wahrnehmen. Aber die Hemmschwelle, sich<br />
dazu zu bekennen, psychische Probleme zu haben, ist<br />
sehr hoch. Dies ist wohl system-imm<strong>an</strong>ent. Im Einsatz<br />
schaffen die Beamten viel, aber die Probleme kommen<br />
hinterher. Ich habe dies selbst erlebt, als Kollegen<br />
beschuldigt wurden, Asylbewerber missh<strong>an</strong>delt zu haben.<br />
Es hat <strong>mich</strong> sehr belastet und ich war ein Getriebener in<br />
diesem Verfahren. Mit der Polizeipfarrerin, Frau Agster,<br />
habe ich Kontakt aufgenommen. Dies hat mir geholfen.<br />
Wichtig war, <strong>das</strong>s ich dieses Problem aktiv <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen<br />
bin. Bei den Möglichkeiten zur Beratung und Hilfe wurde<br />
viel get<strong>an</strong>, aber es muss jedem einzelnen bewusst werden,<br />
<strong>das</strong>s es kein Zeichen der Schwäche ist, über Erlebnisse<br />
zu reden. Eine gute soziale Einrichtung ist bei uns<br />
noch die gemeinsame halbe Stunde nach Schichtende.<br />
Da sitzen die Beamten zusammen, reden über die Dinge<br />
und bearbeiten die Ereignisse. Das Bedürfnis dazu ist da.<br />
Das Gespräch mit Polizeihauptkommissar Malchow<br />
führte Anita Gröh
AIDS<br />
<strong>Was</strong> <strong>geht</strong> <strong>mich</strong> <strong>das</strong> <strong>an</strong>?<br />
SABINE KLUGER<br />
„AIDS? Selbst schuld. Entweder Schwuler oder Fixer. Oder eben von einem Bett<br />
ins <strong>an</strong>dere gehüpft. <strong>Was</strong> <strong>geht</strong> <strong>mich</strong> <strong>das</strong> <strong>an</strong>? Außerdem: AIDS – <strong>das</strong> heißt doch:<br />
ab in den Sarg. Und Tod, Sterben und diese g<strong>an</strong>ze Thematik, damit will ich nun<br />
wirklich nichts zu tun haben . . .“<br />
So beginnt Michael Steinbrecher sein Geleitwort zu der Autobiographie von<br />
Markus Commercon, die den Titel trägt: „AIDS – mein Weg ins Leben.“<br />
Und er trifft damit den Nagel auf den Kopf. Denn, mal ehrlich, wer will sich<br />
denn schon mit Aids ausein<strong>an</strong>dersetzen? Das ist doch wirklich nicht unser<br />
Thema. Oder? Leider doch.<br />
Die Anzahl von HIV-Infizierten und Aidskr<strong>an</strong>ken in aller Welt steigt <strong>an</strong>, nicht nur<br />
im fernen Afrika, sondern auch in Osteuropa und besonders erschreckend unter<br />
jungen Leuten in Deutschl<strong>an</strong>d. So sehen wir uns als Ev<strong>an</strong>gelische L<strong>an</strong>deskirche<br />
in Württemberg in der Ver<strong>an</strong>twortung – nicht nur weltweit mit Blick auf die<br />
Ökumene der Kirchen, sondern auch hier bei uns.<br />
Aidsseelsorge bietet geschützten Raum<br />
Deshalb machen wir mit der Aidsseelsorge ein Angebot für alle Menschen mit<br />
HIV und Aids, ihre Angehörigen und Zugehörigen, seien sie nun Mitglied einer<br />
Kirche oder nicht. Wir wenden uns damit <strong>an</strong> Menschen, die sich einfach über<br />
HIV und Aids informieren wollen, genauso wie <strong>an</strong> Menschen, die in irgendeiner<br />
Form von HIV oder Aids betroffen sind – ob sie nun Angst haben, selber infiziert<br />
zu sein, oder damit konfrontiert sind, <strong>das</strong>s jem<strong>an</strong>d aus ihrem Umfeld von<br />
einer HIV-Infektion betroffen ist. Wichtig dabei ist vor allem ein geschützter<br />
Raum, in dem es nicht um Schuldzuweisungen <strong>geht</strong>, sondern um die Anerkennung<br />
der Realität und um einen Weg, mit ihr zu leben. Wichtig ist Verschwiegenheit,<br />
auch die Möglichkeit von seelsorgerlichen Gesprächen und Begleitung.<br />
Wichtig ist g<strong>an</strong>z allgemein die Information über HIV und Aids: Ansteckungswege,<br />
Vermeidung von Infizierung, Möglichkeiten der medizinischen Beh<strong>an</strong>dlung.<br />
Als Aidsseelsorgerin des Ev<strong>an</strong>gelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong> komme ich<br />
dazu gern in Gruppen und Kreise in den Gemeinden, auch zur Vorbereitung und<br />
Feier von Gottesdiensten und Gemeindever<strong>an</strong>staltungen zu dieser Thematik.<br />
Bitte wenden Sie sich bei Fragen oder Interesse <strong>an</strong> <strong>mich</strong>.<br />
Sabine Kluger,<br />
Pfarrerin <strong>an</strong> der<br />
Pauluskirche <strong>Geislingen</strong><br />
und Aidsseelsorgerin<br />
des <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen zur Aidsproblematik finden Sie unter „Termine“ auf Seite 27<br />
DIE REDAKTION<br />
In eigener Sache . . .<br />
Sie haben die 9. Ausgabe der Geislinger<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung in den Händen.<br />
Allen Unken-Rufen zum Trotz hat sich<br />
diese Zeitung etabliert. Sie besitzt Erinnerungswert,<br />
obwohl sie nur einmal im<br />
Jahr erscheint und alle Fachleute uns<br />
sagten, eine Publikation, die nicht mindestens<br />
viermal jährlich unter die Leute<br />
kommt, wird vergessen.<br />
Die <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung setzt sich mit<br />
Ihrem Alltag, mit Ihrem Glauben, mit der<br />
Welt und der Kirche ausein<strong>an</strong>der. Der<br />
rote Themen-Faden in dieser 9. Ausgabe<br />
ist „Seelsorge“. Viele Beiträge haben wir<br />
dazu erhalten. Als wir diese in den<br />
Redaktionssitzungen bearbeiteten, sind<br />
wir dabei immer wieder über etwas<br />
gestolpert: Spendenkonten. In vielen<br />
Artikeln wurde auf solche aufmerksam<br />
gemacht. Passt <strong>das</strong> zusammen? Wir<br />
wollen über Seelsorge reden und bitten<br />
dabei um Spenden? Doch, es passt<br />
zusammen. Bis wir zu diesem Ergebnis<br />
gekommen sind, haben wir l<strong>an</strong>ge darüber<br />
nachgedacht und diskutiert.<br />
Die Sorge um die Seele gehört zur Kirche<br />
wie <strong>das</strong> Amen. Es muss gewährleistet<br />
sein, <strong>das</strong>s diese Seelsorge get<strong>an</strong> werden<br />
k<strong>an</strong>n. Und dazu braucht es Bedingungen:<br />
Es müssen Menschen dafür bereit<br />
stehen, Räumlichkeiten dafür vorh<strong>an</strong>den<br />
sein, Telefon und Post benützt werden<br />
können; kurz: es muss fin<strong>an</strong>ziert werden.<br />
Dies ist Aufgabe von uns allen.<br />
Und dazu verhelfen auch Spenden.<br />
Deshalb haben wir uns im Redaktionsteam<br />
entschieden, alle Spendenkonten in<br />
einer Übersicht zusammenzufassen und<br />
Ihnen besonders <strong>an</strong>s Herz zu legen (siehe<br />
Seite 27). Helfen Sie mit, <strong>das</strong>s die Sorge<br />
um die Seele der Menschen so get<strong>an</strong><br />
werden k<strong>an</strong>n, wie sie notwendig ist.<br />
Es grüßt Sie herzlich<br />
Ihr Redaktionsteam<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
23
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
„Ich habe keinen Menschen . . .“<br />
Begleitung auf dem Weg der Kr<strong>an</strong>kheit<br />
CLAUDIA KRÜGER<br />
Mit Blaulicht<br />
und Martinshorn<br />
haben sie <strong>mich</strong> abgeholt.<br />
Angeschlossen<br />
<strong>an</strong> die teuersten Maschinen,<br />
versorgt<br />
mit den besten Medikamenten,<br />
abgesichert<br />
durch die Leistungen der Kasse,<br />
so vergehen meine Tage,<br />
einer wie der <strong>an</strong>dere,<br />
ohne Freude,<br />
ohne Hoffnung.<br />
Seelsorge <strong>an</strong> Kr<strong>an</strong>ken heißt, da zu sein, wieder zu kommen<br />
und spürbar zu machen, <strong>das</strong>s niem<strong>an</strong>d g<strong>an</strong>z allein ist.<br />
Solch eine g<strong>an</strong>z und gar hoffnungslose Klage – „Ich habe<br />
keinen Menschen“ – sollte nach Gottes Willen kein<br />
Mensch aussprechen müssen – nicht im Alltag und auch<br />
nicht im Kr<strong>an</strong>kenhaus. Im Joh<strong>an</strong>nes-Ev<strong>an</strong>gelium Kapitel 5,<br />
Vers 7, sagt ein Kr<strong>an</strong>ker zu Jesus (eben) diesen verzweifelten<br />
Satz: „Herr, ich habe keinen Menschen, keinen, der<br />
<strong>mich</strong>, sobald <strong>das</strong> <strong>Was</strong>ser aufwallt, <strong>an</strong> den Teich trägt.“<br />
Nun können wir im Kr<strong>an</strong>kenhaus zwar nicht wie Jesus<br />
alle Menschen heilen, auch wenn wir uns <strong>das</strong> mitunter<br />
sehnlichst wünschen! Wohl aber können wir in der Seelsorge<br />
und als gemeinsames Team von Pflegenden, Ärzten<br />
und vielen <strong>an</strong>deren Mitarbeitenden dafür sorgen, <strong>das</strong>s<br />
niem<strong>an</strong>d sagen muss: „Ich habe keinen Menschen.“<br />
Existenzielle Ängste<br />
Wenn ein Mensch kr<strong>an</strong>k wird, löst <strong>das</strong> oft einen krisenhaften<br />
Prozess aus. Kr<strong>an</strong>kheit k<strong>an</strong>n dabei ein akutes,<br />
chronisches oder unfallbedingtes Leiden sein und viele<br />
Dimensionen seines Lebens betreffen.<br />
Da ist zunächst die körperliche Schwäche und seelische<br />
Erschütterung. Damit verbunden ist Schmerz, Hinfälligkeit<br />
und Bedürftigkeit. Kr<strong>an</strong>ke erleben Ohnmacht, Angst und<br />
Trauer. Meistens kommt dazu der Verlust <strong>an</strong> Spielraum<br />
und die Einschränkung der gewohnten Freiheit, so <strong>das</strong>s<br />
Kr<strong>an</strong>ke sich ihrer gesunden Umgebung gegenüber ausgeschlossen<br />
fühlen. Die Einschränkungen und Leiden können<br />
dazu führen, <strong>das</strong>s Menschen sich völlig hilflos fühlen.<br />
Ihr Selbstwertgefühl ist bedroht und beeinträchtigt, sie<br />
sind der Kr<strong>an</strong>kheit ausgeliefert, den fremden Menschen<br />
und medizinischen Apparaten. M<strong>an</strong>chmal haben Patienten<br />
seit ihrer Kindheit eine solche Abhängigkeit nicht<br />
mehr erlebt und empfinden es als schier unerträglich, auf<br />
<strong>an</strong>dere <strong>an</strong>gewiesen zu sein, sich etwa nicht selbst<br />
waschen zu können oder warten zu müssen, bis jem<strong>an</strong>d<br />
den Topf bringt.<br />
24 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Ich gehe hier nicht<br />
vor die Hunde.<br />
Ich werde aufgepäppelt,<br />
aufgebaut,<br />
aufgerichtet,<br />
zusammengeflickt,<br />
geschraubt, genäht,<br />
neu eingestellt,<br />
und doch:<br />
Ich habe keinen Menschen,<br />
der <strong>mich</strong> liebt.<br />
Heinz-Günter Beutler-Lotz<br />
Oft löst auch eine heilbare Kr<strong>an</strong>kheit, zum Beispiel ein<br />
neues Kniegelenk, eine heftige Lebenskrise aus – „<strong>Was</strong> ist<br />
aus meinen Lebensplänen geworden, wie <strong>geht</strong> es weiter?<br />
Wer hält eigentlich zu mir, nachdem ich <strong>mich</strong> jahrzehntel<strong>an</strong>g<br />
für meine Familie eingesetzt habe?“<br />
Kr<strong>an</strong>kheit k<strong>an</strong>n auch in religiös-existentieller Hinsicht<br />
bedrohen. M<strong>an</strong> wird sich der Ungesichertheit und Verletzbarkeit<br />
der eigenen Grenzen und seiner Endlichkeit<br />
bewusst.<br />
Die Frage nach Sinn oder Schuld taucht auf. Das bisherige<br />
Sinngefüge und oft auch <strong>das</strong> Gottesverständnis geraten<br />
ins W<strong>an</strong>ken. „Warum gerade ich?“, „Wo ist Gott?“, „<strong>Was</strong><br />
habe ich verbrochen, <strong>das</strong>s er <strong>mich</strong> so straft?“, oder „Straft<br />
er <strong>mich</strong> gar nicht, aber wo ist er d<strong>an</strong>n jetzt, wenn es mir<br />
so schlecht <strong>geht</strong>?“<br />
Wie können wir die scheinbare Verborgenheit Gottes<br />
aushalten und doch wieder spüren, <strong>das</strong>s gerade in den<br />
schwersten menschlichen Tiefen Gott g<strong>an</strong>z nahe ist?<br />
Gerade vielleicht der Gott im Antlitz des leidenden<br />
Sohnes, der selbst die Todes<strong>an</strong>gst durchlitten, aber eben<br />
auch überwunden hat?<br />
Die Last mittragen<br />
Gottesdienste, Andachten, Abendmahlsfeiern oder Kr<strong>an</strong>kenkommunion<br />
werden im Kr<strong>an</strong>kenhaus gefeiert. Und oft<br />
stärkt und ermutigt ein Gebet oder Segenswort die Patienten,<br />
<strong>das</strong> durchzustehen, was auf sie zukommt.<br />
Oft werden Kr<strong>an</strong>kenhaus-Seelsorgerinnen von Pflegenden<br />
oder Ärzten gerufen, mitunter melden sich die Patienten<br />
oder ihre Angehörigen auch selbst und bitten um ein<br />
Gespräch. M<strong>an</strong>chmal finden Begegnungen statt, wenn<br />
m<strong>an</strong> von Zimmer zu Zimmer <strong>geht</strong>, oder m<strong>an</strong> wird nach<br />
Andachten oder Gottesdiensten <strong>an</strong>gesprochen.
Schlimme Diagnosen können leichter mit Außenstehenden<br />
besprochen werden, als mit den Menschen, die einem nahe<br />
sind. Mitunter gilt es auch, die Angst vor der Operation zu<br />
bewältigen, mitein<strong>an</strong>der zu beten, <strong>das</strong>s Gott nun besonders<br />
die Last mittragen und g<strong>an</strong>z nah sein möge. So k<strong>an</strong>n <strong>das</strong><br />
Kommende vertrauensvoller erwartet werden.<br />
Immer wieder brauchen uns auch die Angehörigen, die<br />
ja auch verunsichert und belastet sind. Bisweilen gilt es auch,<br />
die letzte Lebensphase des Kr<strong>an</strong>ken mitein<strong>an</strong>der durchzustehen<br />
und einen würdigen Abschied zu ermöglichen.<br />
Da im Karl-Olga-Kr<strong>an</strong>kenhaus viele ältere Patienten sind,<br />
kommt es häufig vor, <strong>das</strong>s wir mit ihnen überlegen, was<br />
es heißen könnte, wenn m<strong>an</strong> nach dem Kr<strong>an</strong>kenhaus-<br />
Aufenthalt nicht mehr selbständig zu Hause sein k<strong>an</strong>n,<br />
sondern ins Pflegeheim gehen muss. Wie findet m<strong>an</strong><br />
einen Weg aus dieser Krise in den möglichen Neu<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g,<br />
der gerade im hohen Alter unendlich viel Mut und Gottvertrauen<br />
braucht und wer steht einem dabei zur Seite?<br />
Häufig werden Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorgerInnen um Vermittlung<br />
zwischen Pflegenden, Ärzten, Patienten oder Angehörigen<br />
gebeten. Dabei <strong>geht</strong> es um Ängste oder Missverständnisse<br />
wie „Frau Pfarrer, ich trau <strong>mich</strong> nicht zu fragen“<br />
oder „Ich habe gar nicht verst<strong>an</strong>den, was los ist und wie<br />
es weiter <strong>geht</strong> mit mir“.<br />
Ausbildung tut Patienten und SeelsorgerIn gut<br />
In der Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorge sind Pfarrerinnen und Pfarrer<br />
tätig (auf katholischer Seite Priester oder Pastoralreferentinnen),<br />
die von der L<strong>an</strong>deskirche eingesetzt werden,<br />
unabhängig davon, ob es ein kirchliches oder städtisches<br />
Kr<strong>an</strong>kenhaus ist. Wie in der Gemeindeseelsorge wird<br />
auch im Kr<strong>an</strong>kenhaus <strong>das</strong> Seelsorgegeheimnis gewahrt.<br />
Voraussetzung für die Kr<strong>an</strong>kenhaus-Seelsorge ist eine<br />
Klinische Seelsorgeausbildung (KSA) in der m<strong>an</strong> g<strong>an</strong>z<br />
speziell für diese Aufgabe im Kr<strong>an</strong>kenhaus mit Gesprächs<strong>an</strong>alysen,<br />
Rollenspielen, liturgischen Fragen, Predigten<br />
oder medizinisch-ethischen Fragestellungen ausgebildet<br />
wird. Im Blick auf die eigene Seele ist es wichtig, gemeinsam<br />
zu lernen, wie m<strong>an</strong> <strong>das</strong> Erlebte verkraftet und innerlich<br />
heil bleibt. Gut ist auch eine zusätzliche therapeutische<br />
Ausbildung – ich selbst habe zum Beispiel eine<br />
Gestalttherapeutische Ausbildung, meine katholische<br />
Kollegin eine Zusatzausbildung in systemischer Familientherapie.<br />
Nicht <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> wirklich intensiv therapeutisch<br />
Andachtsraum in der Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />
mit den Patienten arbeiten k<strong>an</strong>n, dafür sind sie in der<br />
Regel viel zu kurz da, aber eine solche Ausbildung<br />
kommt einem selbst und auch den Patienten zugute.<br />
Besonders in schweren psychischen Belastungssituationen,<br />
zum Beispiel schwere Krebserkr<strong>an</strong>kung, Depression<br />
oder Suchtproblematik, versuchen wir, eine <strong>an</strong>schließende<br />
Therapie zu vermitteln.<br />
Wir arbeiten für die Patienten auch eng mit dem Sozialdienst,<br />
den Brückenschwestern und den Pflegenden<br />
zusammen oder weisen auf die Möglichkeit von Sitzwachen<br />
hin. Auch für die Mitarbeitenden des Hauses<br />
sind wir <strong>an</strong>sprechbar bei persönlichen Krisen und in<br />
den belastenden Situationen ihrer Arbeit.<br />
In vielen Kr<strong>an</strong>kenhäusern leiten die Seelsorger und Seelsorgerinnen<br />
auch ethische Arbeitskreise oder arbeiten in<br />
Ethikkomitees mit oder in der Fortbildung.<br />
Begleitung auf dem Weg der Kr<strong>an</strong>kheit<br />
Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorger und -seelsorgerinnen gehen auf<br />
dem schweren, so verunsichernden Weg in der Kr<strong>an</strong>kheit<br />
mit. Es ist ein Mitgehen im „Unterwegs-Seins“ von Menschen,<br />
in einer Etappe ihres Lebensweges, auf der sich die<br />
Lebenserfahrung vertieft und intensiviert.<br />
Kr<strong>an</strong>kenhausseelsorgerinnen suchen gemeinsam mit den<br />
Kr<strong>an</strong>ken nach Hilfen zur Bewältigung der Situation. Sie<br />
ermutigen ausdrücklich zum Klagen, zum Reflektieren,<br />
zum Entwirren und Aussprechen der vielerlei Gefühle.<br />
In g<strong>an</strong>z schweren Momenten k<strong>an</strong>n dies auch bedeuten,<br />
einfach nur da zu sein und <strong>das</strong> Dunkel mit auszuhalten.<br />
Hilfe heißt, <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> da bleibt und wieder kommt und<br />
spürbar macht, <strong>das</strong>s niem<strong>an</strong>d g<strong>an</strong>z allein ist.<br />
Wichtig ist zu trösten und neue Hoffnung aufspüren,<br />
auch schöne Erinnerungen wieder zu wecken und zu<br />
stärken und eigene Kraftquelle neu zu entdecken. Und<br />
immer wieder gilt es, Hoffnungsbilder vor Augen zu<br />
bringen – eigene und unsere christlichen Hoffnungsbilder<br />
durch ermutigende Geschichten und Worte der Bibel.<br />
„Ich habe einen Menschen und erfahre einen Gott, der<br />
mir g<strong>an</strong>z nah ist“. Wenn wir <strong>das</strong> mitein<strong>an</strong>der erleben,<br />
d<strong>an</strong>n ist <strong>das</strong> für <strong>mich</strong> die schönste Erfüllung meiner Aufgabe.<br />
Und es gibt ein Lied in unserem Ges<strong>an</strong>gbuch, <strong>das</strong><br />
für <strong>mich</strong> die Dimensionen unserer Arbeit im Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />
am besten beschreibt und unsere gemeinsame Bitte <strong>an</strong><br />
Gott formuliert: „Bewahre uns Gott, behüte uns Gott,<br />
sei mit uns auf unsern Wegen. Sei Quelle und Brot in<br />
Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen“. EG 171, 1-4<br />
Claudia Krüger<br />
ist Klinikseelsorgerin<br />
am Karl-Olga-Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />
in Stuttgart<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
25
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Als Pfarrerin <strong>an</strong> der Fachhochschule<br />
<strong>Was</strong> hat Seelsorge mit BWL und Wirtschaftsrecht zu tun?<br />
SABINE KLUGER<br />
Vier Studiengänge gibt es <strong>an</strong> der Geislinger Fachhochschule:<br />
BWL, Wirtschaftrecht, Immobilienwirtschaft und<br />
Energie- und Recycling-M<strong>an</strong>agement. Seit einiger Zeit hat<br />
sie auch einen neuen Namen: Hochschule für Wirtschaft<br />
und Umwelt Nürtingen-<strong>Geislingen</strong>.<br />
Nicht g<strong>an</strong>z so neu ist <strong>das</strong> Angebot des Ev<strong>an</strong>gelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />
<strong>an</strong> der Hochschule. Die Studierendenseelsorge<br />
ist mit 25 % Teil meines Dienstauftrages als Pfarrerin <strong>an</strong><br />
der Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong>.<br />
Begleitung der Studierenden<br />
Eine traditionelle „ESG“ (Ev<strong>an</strong>gelische Studierendengemeinde)<br />
sind wir nicht, dazu ist unsere Hochschule mit<br />
rund 1400 Studierenden vielleicht auch zu klein. Dennoch<br />
– auch unter Studierenden gibt es nicht nur eitel Freude<br />
und Sonnenschein. Und <strong>das</strong> Angebot zu Gesprächen<br />
wird immer mal wieder in Anspruch genommen.<br />
Religiöse oder theologische Fragen stehen dabei weniger<br />
im Mittelpunkt als die Begleitung, m<strong>an</strong>chmal auch die<br />
Beratung bei persönlichen Schwierigkeiten. Häufige Themen<br />
sind Probleme im Studium, Prüfungs<strong>an</strong>gst, Beziehungsschwierigkeiten<br />
oder Trennungen, die Ablösung von<br />
den Eltern, aber auch fin<strong>an</strong>zielle Notlagen. Inzwischen<br />
lasse ich bei jedem Erstgespräch irgendw<strong>an</strong>n eine Bemerkung<br />
fallen, aus der hervor <strong>geht</strong>, <strong>das</strong>s dies nicht mein<br />
erstes Gespräch ist, denn in der Regel folgt d<strong>an</strong>n die<br />
erstaunte Antwort „. . . und ich dachte, ich sei der (oder<br />
die) Einzige <strong>an</strong> der Hochschule mit einem Problem“.<br />
Soziale Kompetenz erwerben<br />
Neben den Gesprächen mache ich in Zusammenarbeit mit<br />
der Agentur Mehrwert in Stuttgart nun schon im dritten<br />
Semester ein Angebot, sich zusätzlich zum Studium<br />
soziale Kompetenz zu erwerben. Wer <strong>an</strong> diesem Projekt<br />
teilnimmt, leistet innerhalb eines Semesters 40 Stunden<br />
ehrenamtliche Arbeit in einer sozialen Einrichtung und<br />
erhält d<strong>an</strong>n ein Zertifikat. Bisher waren Studierende im<br />
Samariterstift, im Diakoniecafé, -laden, in der Ökumenischen<br />
Sozialstation, der Schülerbetreuung in der Uhl<strong>an</strong>dschule,<br />
der Jugendhilfe Göppingen, der DLRG, dem DRK<br />
und der Vesperkirche eingesetzt. Einigen gefiel es so gut,<br />
<strong>das</strong>s sie nach Beendigung des Projekts noch weitermachen<br />
wollten! Und <strong>das</strong>s sich die Einrichtungen darauf<br />
freuen, im nächsten Semester wieder Studentinnen und<br />
Studenten aufzunehmen, ist eine schöne Erfahrung.<br />
26 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Semestereröffnungsgottesdienst in der Stadtkirche<br />
Kirche und FH kooperieren gut<br />
Da die Studierenden einen sehr vollen und engen Stundenpl<strong>an</strong><br />
haben, ist es m<strong>an</strong>chmal nicht so leicht, sie mit<br />
einem Angebot zu erreichen. Auch <strong>das</strong> Sozialprojekt läuft<br />
nur mit persönlicher Werbung. Das wäre nicht möglich<br />
ohne die Unterstützung der Hochschulleitung – Rektor,<br />
Konrektor und der beiden Fachbereichsleiter der Hochschule<br />
– und sämtlicher Dozentinnen, Dozenten und Mitarbeitenden!<br />
Die gute Kooperation mit allen Beschäftigten<br />
<strong>an</strong> der Hochschule trägt viel dazu bei, <strong>das</strong>s es mir Spaß<br />
macht, dort tätig zu sein.<br />
Sabine Kluger ist Pfarrerin<br />
<strong>an</strong> der Pauluskirche <strong>Geislingen</strong><br />
und zuständig für<br />
die Seelsorge <strong>an</strong> der<br />
Fachhochschule
Nachfolgende<br />
vier Seiten<br />
können Sie<br />
aus dem<br />
Heft nehmen<br />
Für einen<br />
guten Zweck . . .<br />
Spenden-Konten<br />
Freundeskreis Jugendwerk<br />
Konto-Nr.: 602 888 000,<br />
BLZ 610 605 00<br />
bei der Volksb<strong>an</strong>k Göppingen<br />
Geislinger Drei-Kirchen-Stiftung<br />
Ev<strong>an</strong>gelische Kirchenpflege:<br />
Volksb<strong>an</strong>k <strong>Geislingen</strong>,<br />
BLZ 610 605 00,<br />
Konto-Nr.: 607 494 000 oder<br />
L<strong>an</strong>desb<strong>an</strong>k Baden-Württemberg,<br />
BLZ 600 501 01,<br />
Konto-Nr.: 8 761 255<br />
Gemeinde Eybach, Dachs<strong>an</strong>ierung<br />
Gemeindezentrum:<br />
Konto: Kirchenpflege Eybach,<br />
Konto-Nr.: 6 003 135,<br />
BLZ 610 500 00,<br />
Kreissparkasse Göppingen<br />
Stichwort: Dachs<strong>an</strong>ierung<br />
Hospizgruppe Wiesensteig<br />
Kreissparkasse Göppingen<br />
Konto-Nr.: 6 025 670,<br />
BLZ 610 500 00<br />
Verwendungszweck:<br />
Hospizgruppe Wiesensteig<br />
Sonderkonto Notfallseelsorge<br />
im L<strong>an</strong>dkreis Göppingen<br />
Konto-Nr.: 144 100,<br />
Kreissparkasse Göppingen<br />
BLZ 610 500 00<br />
Termine und<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
2006/2007<br />
10. Juli, 19.30 Uhr<br />
Kirchenkino in der Martinskirche<br />
„Die syrische Braut“<br />
15. Juli<br />
Aids-Seelsorge: Nacht der Solidarität<br />
(nicht in <strong>Geislingen</strong>, aber l<strong>an</strong>desweit in<br />
vielen Großstädten)<br />
16. Juli, 19 Uhr<br />
Gospelgottesdienst in der Martinskirche<br />
(mit Vorstellung der Konfirm<strong>an</strong>den/<br />
innen)<br />
25. September, 19.30 Uhr<br />
Kirchenkino in der Martinskirche<br />
„Monsieur Ibrahim und die Blumen<br />
des Kor<strong>an</strong>“<br />
25. September, 20 Uhr<br />
Orgelkonzert, Rom<strong>an</strong> Krasnovsky<br />
(Israel), Stadtkirche<br />
30. September, 20 Uhr<br />
Konzert für Ges<strong>an</strong>g und Orgel,<br />
Martinskirche <strong>Geislingen</strong><br />
15. Oktober 2006, 17 Uhr<br />
Orgelvesper, Stadtkirche<br />
21. Oktober, 19.30 Uhr<br />
Elias, Mendelssohn-Bartholdy,<br />
Geislinger Singkreis, Stadtkirche<br />
22. Oktober, 19 Uhr<br />
G-Mail-Gottesdienst,<br />
Martinskirche <strong>Geislingen</strong><br />
23. Oktober, 19.30 Uhr<br />
Kirchenkino in der Martinskirche<br />
„The sixth sense“<br />
5. November, 10.30 Uhr<br />
Segnungsgottesdienst in der Martinskirche;<br />
Gospelchor „No Dist<strong>an</strong>ce"<br />
10. November, 17.30 Uhr<br />
Bezirkssynode,<br />
Martin-Luther-Haus <strong>Geislingen</strong><br />
11. November, 17.30 Uhr<br />
Martinszug in Altenstadt;<br />
Treffpunkt: Schulhof Michelberggymnasium<br />
19. November, 17 Uhr<br />
Konzert der K<strong>an</strong>torei der Martinskirche<br />
„Requiem“ von W. A. Mozart<br />
20. November, 19.30 Uhr<br />
Kirchenkino in der Martinskirche<br />
„Birkenau und Rosenfeld“<br />
26. November, 17 Uhr<br />
Orgelvesper, Stadtkirche<br />
3. Dezember, 10 Uhr<br />
Gottesdienst zum Weltaidstag 2006,<br />
Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong><br />
18 Uhr<br />
Adventsmusik, Stadtkirche<br />
19 Uhr<br />
G-Mail-Gottesdienst,<br />
Martinskirche <strong>Geislingen</strong><br />
7. Dezember, 20 Uhr<br />
„Sweeter th<strong>an</strong> roses“, Blockflötenquartett,<br />
Kulturverein <strong>Geislingen</strong><br />
9. Dezember, 19 Uhr<br />
Konzert des Bezirksposaunenchors,<br />
Martinskirche<br />
11. Dezember, 16 Uhr<br />
Kirchenkino für Kinder, Martinskirche<br />
14.–17. Dezember<br />
Kirchen-Café beim Weihnachtsmarkt,<br />
Stadtkirche<br />
31. Dezember, 22 Uhr<br />
Silvesternachtkonzert<br />
„Orgelfeuerwerke 3“, Martinskirche<br />
ab 15. J<strong>an</strong>uar 2007<br />
Geislinger Vesperkirche, Pauluskirche<br />
21. J<strong>an</strong>uar, 17 Uhr<br />
Orgelvesper, Stadtkirche<br />
22.–25. Februar<br />
Ökumenische Kinder-Bibel-Woche,<br />
Jugendheim, Friedensstraße 44<br />
11. März, 17 Uhr<br />
Orgelvesper, Ev<strong>an</strong>g. Stadtkirchengemeinde,<br />
Stadtkirche<br />
6. April, 19 Uhr<br />
J. S. Bach Joh<strong>an</strong>nespassion,<br />
Geislinger Singkreis, Stadtkirche<br />
22. April, 17 Uhr<br />
Orgelvesper, Stadtkirche<br />
5. Mai, 20 Uhr<br />
Benefizkonzert mit dem<br />
Kammerchor <strong>Geislingen</strong><br />
Lions-Club <strong>Geislingen</strong> und<br />
Rotary-Club <strong>Geislingen</strong><br />
17. Mai Himmelfahrt, 14 Uhr<br />
Stötten-Tag, Fest des <strong>Kirchenbezirk</strong>s,<br />
Jugendheim Stötten<br />
6.–10. Juni<br />
31. Deutscher Kirchentag in Köln<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
27
Aus den Distrikten<br />
Pfarrerin Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf<br />
Yasna Crüsem<strong>an</strong>n der Traum als Königsweg<br />
1. Könige 3 6. August 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />
13. August 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />
20. August 9/10.15 Uhr Stötten/Eybach<br />
17. September 10 Uhr Pauluskirche<br />
Pfarrerin . . . und wenn sie nicht geträumt hätten?!<br />
Judith Heiter Lebensnotwendige Richtungsänderung im Traum<br />
Matthäus 2, 12 10. September 9/10.15 Uhr Stötten/Eybach<br />
3. September 10 Uhr Pauluskirche<br />
17. September 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />
Dek<strong>an</strong>in Der Traum von der Heimat<br />
Gerlinde Hühn 13. August 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />
Psalm 126 20. August 10 Uhr Pauluskirche<br />
27. August 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />
3. September 9/10.15 Uhr Eybach/Stötten<br />
Pfarrerin Von Träumen, Narren und dem wahren Leben<br />
Elisabeth Jooß 27. August 9/10.15 Uhr Stötten/Eybach<br />
Sirach 34, 1–8 10. September 10 Uhr Pauluskirche<br />
Pfarrerin Den Himmel erden –<br />
Sabine Kluger in uns und mit uns und nicht ohne dich<br />
1. Mose 28, 10–22 6. August 9/10.15 Uhr Eybach/Stötten<br />
13. August 10 Uhr Pauluskirche<br />
20. August 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />
27. August 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />
Pfarrerin . . . d<strong>an</strong>n werden eure Alten Träume haben<br />
Ulrike Knapp 6. August 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />
Joel 3, 1–5 13. August 9/10.15 Uhr Eybach/Stötten<br />
20. August 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />
27. August 10 Uhr Pauluskirche<br />
Pfarrer Ein Traum, der Politik machte<br />
Erhard Lerch 6. August 10 Uhr Pauluskirche<br />
1. Mose 41 3. September 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche / Weiler o. H.<br />
10. September 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />
17. September 9 Uhr Stötten<br />
Pfarrer Der Traum von einem neuen Himmel<br />
Christoph Wiborg und einer neuen Erde<br />
Jesaja 65 3. September 9.30/10.30 Uhr Martinskirche/Markuskirche<br />
10. September 9.30/10.30 Uhr Stadtkirche/Weiler o. H.<br />
28 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
S O M M E R P R E D I<br />
DISTRIKT GEISLINGEN<br />
„Träume – Gottes vergessene Sprache?"
G T R E I H E N 2 0 0 6<br />
DISTRIKT OBERE FILS Aufbrüche<br />
Geh, Abraham, geh Pfarrer Georg Braunmüller zu 1. Mose 12<br />
6. August 9 Uhr Bad Überkingen 10 Uhr Deggingen<br />
13. August 10 Uhr Auendorf<br />
3. September 10.30 Uhr beim Gottesdienst im Grünen, Gärtlesacker Hausen<br />
10. September 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Wiesensteig<br />
Zu neuen Ufern Pfarrerin Sus<strong>an</strong>ne Jutz zu Josua 1<br />
30. Juli 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Wiesensteig<br />
3. September 9 Uhr Bad Überkingen 10 Uhr Auendorf<br />
10. September 9 Uhr Hausen<br />
10 Uhr Deggingen 19 Uhr Unterböhringen<br />
Neue alte Heimat Pfarrer Christi<strong>an</strong> Keinath zum Buch Ruth<br />
30. Juli 10 Uhr Deggingen<br />
6. August 9 Uhr Unterböhringen 10 Uhr Oberböhringen<br />
13. August 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Hausen<br />
19 Uhr Wiesensteig<br />
20. August 9 Uhr Auendorf<br />
Nichts wie weg Pfarrerin Joh<strong>an</strong>na Raumer zu Lukas 15,11-32<br />
10. September 9 Uhr Auendorf 10 Uhr Bad Überkingen<br />
17. September 9 Uhr Deggingen 10 Uhr Gruibingen<br />
Der Berufung folgen Pfarrerin Martina Rupp zu Markus 1,16-20<br />
27. August 9 Uhr Auendorf 10 Uhr Deggingen<br />
19 Uhr Bad Überkingen<br />
3. September 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Wiesensteig<br />
17. September 9 Uhr Hausen 10 Uhr Oberböhringen<br />
Verjagt oder befreit? Pfarrer Rudolf Spieth zu 1. Mose 3<br />
30. Juli 10 Uhr Bad Überkingen<br />
6. August 10 Uhr Hausen<br />
20. August 9 Uhr Unterböhringen 10 Uhr Oberböhringen<br />
19 Uhr Deggingen<br />
27. August 9 Uhr Gruibingen 10 Uhr Wiesensteig<br />
S DISTRIKT UNTERES FILSTAL<br />
„Lieder, Lyrik, Liturgien“ – ein Liedsommer<br />
Eröffnungsgottesdienst für alle Gemeinden des Distrikts<br />
am 16. Juli um 10 Uhr in der Ev<strong>an</strong>gelischen Joh<strong>an</strong>neskirche in Gingen<br />
Singen für die g<strong>an</strong>ze Familie Pfarrer 30. Juli: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />
Fr<strong>an</strong>k Bendler (Gottesdienste im Grünen)<br />
13. August: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />
Die Wittenbergisch Nachtigall – Pfarrer 27. August: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />
der Liederschöpfer Martin Luther Alfred Ehm<strong>an</strong>n 3. September: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />
Paul Gerhardt – einem Liederdichter Pfarrer 23. Juli: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />
über die Schulter geschaut Matthias Krauter 6. August: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />
Lieder als Tänze entdecken Pfarrerin 13. August: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />
Annette Leube 20. August: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />
Zwischentöne, Zwischentexte – Pfarrerin 30. Juli: 9 Uhr Süßen<br />
Meditatives mit dem Ges<strong>an</strong>gbuch Friederike Maier 6. August: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />
13. August: 9 Uhr Weißenstein<br />
Ges<strong>an</strong>gbuch visuell – Pfarrer 23. Juli: 9 Uhr Süßen, 10 Uhr Donzdorf<br />
Meditation zu Bildern von Otto Dix Gerd-Ulrich W<strong>an</strong>zeck 3. September: 9 Uhr Kuchen, 10 Uhr Gingen<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
29
Wo finde ich Information und Hilfe?<br />
Ev<strong>an</strong>gelisches Dek<strong>an</strong>atamt<br />
Dek<strong>an</strong>in Gerlinde Hühn<br />
H<strong>an</strong>sengasse 2, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 17 61, Fax (0 73 31) 4 17 51<br />
email: Ev.Dek<strong>an</strong>at.<strong>Geislingen</strong>@t-online.de<br />
www.<strong>Kirchenbezirk</strong>-<strong>Geislingen</strong>.de<br />
Ev<strong>an</strong>gelisches Schuldek<strong>an</strong>at<br />
Schuldek<strong>an</strong> Joh<strong>an</strong>nes Geiger<br />
Bahnhofstr. 33, 89518 Heidenheim<br />
Tel. (0 73 21) 92 49 49, Fax (0 73 21) 92 49 47<br />
Ev<strong>an</strong>gelisches Jugendwerk<br />
Sabine Angnes, Peter Fischer<br />
Steingrubestraße 4, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 28 72, Fax (0 73 31) 4 4712<br />
Diakonische Bezirksstelle<br />
Hospizarbeit im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
Ernst-Wilhelm Weid, Doris Ita-Sawall<br />
Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 14 89, Fax (0 73 31) 4 51 46<br />
Diakonieladen „Kunterbunt“<br />
Moltkestraße 25, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 40 05 39<br />
Diakonie-Kaffeehaus<br />
Moltkestraße 27, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 98 48 96<br />
Bikers Helpline<br />
Tel. (01 80) 44 333 33<br />
oder Buchstabenwahl 0180 – Helpline<br />
Pfarrer Georg Braunmüller, 73337 Unterböhringen-Hausen<br />
Tel. (0 73 31) 43 64<br />
Blindenseelsorge<br />
Pfarrerin Friederike Maier<br />
Heidenheimer Straße 59/1, 73079 Süßen<br />
Tel. (0 71 62) 4 40 74<br />
friederike.maier@web.de<br />
Alfred Birker<br />
Gartenstraße 3, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 13 96<br />
Ev<strong>an</strong>gelische Gesellschaft Stuttgart<br />
Dienst am Nächsten<br />
Büchsenstraße 34/36, 70174 Stuttgart<br />
Tel. (07 11) 20 54-0, Fax (07 11) 20 54-327<br />
E-Mail: info@eva-stuttgart.de<br />
Gehörlosenseelsorge<br />
Pfarrerin Edeltraud Meyer<br />
Pfarrweg 2, 73340 Stubersheim<br />
Tel. (0 73 31) 4 15 36, Fax (0 73 31) 44 03 00<br />
30 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Haus der Begegnung<br />
Ev<strong>an</strong>gelische Erwachsenenbildung<br />
und Selbsthilfegruppen<br />
Eberhard Laun<br />
Bahnhofstraße 75, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 21 85, Fax (0 73 31) 44 13 66<br />
HIV-Infizierte und Aidskr<strong>an</strong>ke<br />
Pfarrerin Sabine Kluger<br />
Hohenstaufenstraße 35, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 6 39 60<br />
Pfarrer Eckhard Ulrich<br />
Markusplatz 1, 70180 Stuttgart<br />
Tel. (07 11) 60 38 55<br />
Email: aidsseelsorge@elk-wue.de und<br />
aidsseelsorge_ulrich@yahoo.de<br />
Jugendheim Stötten<br />
Belegung über<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>srechner Klaus Machacek<br />
Tel. (0 73 31) 4 11 54<br />
Kirchenmusik<br />
Gerhard Klumpp, Kirchenmusikdirektor<br />
Staufeneckstraße 7, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel./Fax (0 73 31) 6 13 77<br />
Online-Seelsorge<br />
http://www.ekd.de/internet/internetseelsorge.html<br />
Posaunenchorarbeit<br />
Armin Fischer<br />
Teilwiesenstraße 16, 73079 Süßen<br />
Tel. (0 71 62) 94 81 84<br />
Klinik-Seelsorge<br />
Christophsbad Göppingen<br />
Pfarrer Friedrich Sautter<br />
Tel. (0 71 61) 60 12 14<br />
Helfenstein-Klinik <strong>Geislingen</strong><br />
Pfarrer Helmut Kienle<br />
Frauenstraße 14, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 6 92 42<br />
Ökumenische Sozialstation <strong>Geislingen</strong><br />
Steingrubestraße 4, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
IAV-Stelle, Tabea Astfalk, Tel. (0 73 31) 93 73-20<br />
Nachbarschaftshilfe, Ute Gröner,<br />
Tel. (0 73 31) 93 73-23<br />
Pflegedienst, Ute Kothe, Tel. (0 73 31) 93 73-21<br />
Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkr<strong>an</strong>ke<br />
und Suchtgefährdete<br />
Klaus Kohle, Madlen Wagner<br />
Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Tel. (0 73 31) 4 45 81<br />
TelefonSeelsorge<br />
(kostenlose Rufnummern)<br />
0800 111 0 111 und 0800 111 0 222
Ich weiß nicht,<br />
ob Gott für <strong>mich</strong> noch da ist . . .<br />
Begegnung mit Menschen in Krisen<br />
FRIEDRICH SAUTTER<br />
„Sie sind Pfarrer in der Psychiatrie . . . <strong>das</strong> ist sicher keine<br />
leichte Aufgabe!“ So reagieren immer mal wieder Menschen,<br />
die sich nach der Gemeinde erkundigen, in der ich<br />
arbeite. Ist Klinikseelsorge in der Psychiatrie eine schwere<br />
Aufgabe? Ich empfinde <strong>das</strong> nicht so, sie ist nicht schwerer<br />
und nicht leichter als die eines Gemeindepfarrers, aber<br />
die Gewichte sind <strong>an</strong>ders verteilt.<br />
Das Leben ist schwermütiger<br />
Wir begegnen in unserer Arbeit überwiegend Menschen,<br />
die sich in einer Krise befinden. Die Grundstimmung ist<br />
schwermütiger als im Leben „draußen“. Und unsere Aufgabe<br />
besteht oft im „Mitaushalten“ von Ohnmacht,<br />
wenn Genesung l<strong>an</strong>ge auf sich warten lässt oder noch gar<br />
nicht in Sicht ist. Das braucht Kraft und den Glauben,<br />
<strong>das</strong>s Gott dabei ist und mit trägt.<br />
Einladung <strong>an</strong> den Tisch Jesu<br />
Spürbar wird <strong>das</strong> besonders in unseren Gottesdiensten<br />
am Sonntag in der Kapelle oder auf „geschützten Stationen“<br />
im Christophsheim. Wir feiern in jedem Gottesdienst<br />
Abendmahl und ich bin froh, <strong>das</strong>s wir zum „Tisch<br />
Jesu“ einladen dürfen. Wenn die „Gemeinde aus dem<br />
Christophsheim und Patienten aus der Klinik im Kreis um<br />
den Altar stehen, wird etwas spürbar von Jesu Zusage:<br />
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen<br />
seid, ich will euch erquicken.“ Wenn auch sonst unsere<br />
Gottesdienste nicht immer ruhig vonstatten gehen, und<br />
m<strong>an</strong>cher es nicht schafft, die g<strong>an</strong>ze Zeit über da zu bleiben<br />
– in der Abendmahlsgemeinschaft ist die Unruhe für<br />
einige Augenblicke aufgehoben. Für <strong>mich</strong> ist dies ein<br />
Symbol dafür, <strong>das</strong>s Jesus besonders bei denen ist, die eine<br />
Last zu tragen haben und unruhigen Herzens sind.<br />
Vom Glauben abgeschnitten<br />
Menschen, die <strong>an</strong> einer Depression leiden, erzählen<br />
davon, wie quälend diese Unruhe des Herzens sein k<strong>an</strong>n.<br />
Depression bedeutet ja nicht nur, <strong>das</strong>s jem<strong>an</strong>d niedergeschlagen<br />
ist oder keine Energie hat, seine täglichen<br />
Aufgaben zu meistern. Depression bedeutet auch, <strong>das</strong>s<br />
Gefühle wie versteinert sind und m<strong>an</strong> sich gleichzeitig<br />
innerlich getrieben fühlt. Und so wie die Gefühle abgeschnitten<br />
sind, so fühlen sich nicht wenige auch von<br />
ihrem Glauben abgeschnitten: „Gerade jetzt wo ich Gott<br />
so nötig bräuchte, k<strong>an</strong>n ich nicht mehr beten . . . ich weiß<br />
gar nicht mehr, ob er überhaupt noch für <strong>mich</strong> da ist".<br />
Ernstnehmen und mit Aushalten<br />
Solche Sätze begegnen uns oft in seelsorgerlichen Gesprächen<br />
und <strong>das</strong> sagen gerade Menschen, die bis dahin<br />
einen festen Glauben hatten. Oft sind es auch übergroße<br />
Schuldgefühle und Angst, die jem<strong>an</strong>den überfallen. <strong>Was</strong><br />
braucht ein Patient in dieser Situation von mir als Seelsorger?<br />
Zuallererst, <strong>das</strong>s ich ihn ernst nehme in seiner Not.<br />
Und ernst nehmen heißt, mit aushalten, <strong>das</strong>s er leidet und<br />
noch keinen Ausweg sieht. Wirklich trösten können wir<br />
jem<strong>an</strong>den in dieser Situation nicht. Aber unseren Glauben<br />
zur Verfügung stellen, ihm sagen, <strong>das</strong>s wir für ihn hoffen,<br />
<strong>das</strong> dürfen wir. Und dürfen für ihn beten.<br />
Da sein und wieder kommen<br />
Bei Besserung kommt es auch vor, <strong>das</strong>s gesagt wird: „Es<br />
war gut, <strong>das</strong>s Sie da waren und <strong>das</strong>s Sie wieder gekommen<br />
sind.“ Wie wichtig <strong>das</strong> „Wiederkommen“ ist, merke<br />
ich immer wieder. Und <strong>das</strong> gilt auch für Freunde und<br />
Verw<strong>an</strong>dte eines psychisch erkr<strong>an</strong>kten Menschen. Oft<br />
<strong>geht</strong> ja einem Klinikaufenthalt eine l<strong>an</strong>ge Leidensgeschichte<br />
zuhause voraus. Psychisch erkr<strong>an</strong>kte Menschen<br />
können Familienmitgliedern und Freunden viel abverl<strong>an</strong>gen<br />
und alle Beteiligten müde machen. Trotzdem ist es<br />
ein wichtiger Akt der Nächstenliebe, wenn ein psychisch<br />
erkr<strong>an</strong>kter Mensch erlebt, ich bin nicht allein gelassen.<br />
Es gibt Menschen, die <strong>an</strong> <strong>mich</strong> denken, auch wenn der<br />
Weg durch die Kr<strong>an</strong>kheit ein l<strong>an</strong>ger und mühsamer ist.<br />
Da genügen auch kleinere Zeichen des Dr<strong>an</strong>denkens, ein<br />
Anruf, ein Brief, ein kurzer Besuch. Die Sorge, wir könnten<br />
nicht die richtigen Worte finden, ist unnötig, denn was<br />
von Herzen kommt, kommt <strong>an</strong>.<br />
Friedrich Sautter<br />
ist Klinikseelsorger<br />
im Christophsbad in Göppingen<br />
und versieht die Stelle<br />
gemeinsam mit seiner Frau<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
31
Aus Kirche und Gesellschaft<br />
Wenn Dresden nach Glühwein und Stollen riecht<br />
Die ev<strong>an</strong>gelische Gehörlosengemeinde <strong>Geislingen</strong>/Göppingen unternahm eine Reise<br />
EDELTRAUD MEYER<br />
„Wir wollen einmal Dresden im Advent sehen“, wünschte<br />
sich die Gruppe der Gehörlosen, die zusammen mit mir<br />
die Jahrespl<strong>an</strong>ung für die Gehörlosenseelsorge in den<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>en <strong>Geislingen</strong> und Göppingen erstellt.<br />
16 Personen haben sich d<strong>an</strong>n entschieden, die Studienfahrt<br />
nach Dresden <strong>an</strong>zutreten. Auch der taub-blinde<br />
Thomas Hauser war darunter. Ihn begleitete Frau Kuhn.<br />
Sie studiert Gebärdensprache und will sich auf die Arbeit<br />
mit taub-blinden Menschen spezialisieren.<br />
Mit allen Sinnen hören<br />
Mit Hilfe von Frau Kuhn konnte auch Thomas Hauser mit<br />
allen Teilnehmenden kommunizieren. Gehörlose Menschen<br />
lesen Gespräche von den Lippen ab. Nur ein Teil<br />
der Laute (etwa 30 %) sind dabei eindeutig abzulesen, der<br />
Rest muss aus dem Zusammenh<strong>an</strong>g kombiniert werden.<br />
Unterein<strong>an</strong>der verständigen sich gehörlose Menschen in<br />
der Gebärdensprache. H<strong>an</strong>dzeichen, Mimik und Körpersprache<br />
zusammen bilden eine vollständige Sprache, in<br />
der sie sich unbehindert verständigen können. Die deutsche<br />
Gebärdensprache (DGS) ist als eigenständige Sprache<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Taub-Blinde sind bei der Kommunikation g<strong>an</strong>z<br />
auf ihren Tastsinn <strong>an</strong>gewiesen. Die Worte werden ihnen<br />
sozusagen in die H<strong>an</strong>d „geschrieben“. Der Fachausdruck<br />
dafür heißt „lormen“. Die Hände müssen also die Augen,<br />
die Ohren und die Stimme ersetzen.<br />
Gehörloser schuf neue Zwinger-Krone<br />
Unsere Stadtführerin war eine gehörlose Dresdnerin. Auf<br />
besonderes Interesse stieß die Auskunft: „Ein Gehörloser<br />
schuf die neue Krone auf dem Dresdner Zwinger“. Sie<br />
berichtete: Beim Bomben<strong>an</strong>griff auf Dresden am 14.<br />
Februar 1945 wurde auch der Zwinger zerstört. Doch<br />
schon bald nach dem Krieg ging die Bevölkerung dar<strong>an</strong>,<br />
ihre Stadt wieder aufzubauen. So kam es, <strong>das</strong>s auch eine<br />
Ausschreibung erfolgte, wer die Krone vom Kronentor<br />
des Zwingers nach alten Vorlagen neu schaffen könne.<br />
Der gehörlose Kupferschmied Alfred Hörnig aus Dresden<br />
vollbrachte <strong>das</strong> Werk. Einige Reiseteilnehmer konnten sich<br />
selbst noch gut <strong>an</strong> die Bombennächte in Dresden erinnern,<br />
die sie als Kinder in Kellern miterlebt hatten.<br />
Natürlich besuchten wir auch den berühmten Striezelmarkt.<br />
Hier wurden der schöne Weihnachtsschmuck aus<br />
dem Erzgebirge bewundert und Dresdner Stollen gekauft.<br />
Thomas Hauser genoss die Gerüche und Düfte des Weihnachtsmarktes<br />
und wollte auch Dresdner Kaffeehausatmosphäre<br />
erleben. Wer noch nicht genug hatte,<br />
besuchte noch weitere Weihnachtsmärkte in der Stadt.<br />
Bei der Heimfahrt herrschte die einstimmige Meinung:<br />
Das waren schöne Tage.<br />
32 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Der Alltag ist voller Hindernisse<br />
Öfter wird gefragt: „Lohnt es sich überhaupt, für Gehörlose<br />
Angebote zu machen?“ Meine Antwort: „G<strong>an</strong>z klar!“<br />
Ungefähr jeder tausendste Mensch in Deutschl<strong>an</strong>d ist<br />
gehörlos. Die gehörlosen Menschen können nur eingeschränkt<br />
<strong>an</strong> der täglichen Kommunikation teilnehmen. Sie<br />
können Gesprächen nur schwer folgen, <strong>das</strong> Radio nicht<br />
benutzen und sind beim Fernsehen auf die wenigen Sendungen<br />
mit Untertitel <strong>an</strong>gewiesen.<br />
Nicht nur im Alltag, sondern auch im kirchlichen Leben<br />
sind gehörlose Menschen von der „normalen“ Kommunikation<br />
ausgeschlossen. Sie sind zwar Mitglied der jeweiligen<br />
Kirchengemeinde ihres Wohnortes, doch eine Teilnahme<br />
<strong>an</strong> den Ver<strong>an</strong>staltungen und ein Mitfeiern der<br />
Gottesdienste ist für gehörlose und schwerhörige Menschen<br />
voller Hindernisse, mühsam und unbefriedigend.<br />
In den <strong>Kirchenbezirk</strong>en <strong>Geislingen</strong> und Göppingen sind<br />
etwa 200 bis 300 Menschen gehörlos. Am ev<strong>an</strong>gelischen<br />
Gottesdienst in Gebärdensprache, der einmal im Monat<br />
gefeiert wird, nehmen durchschnittlich zw<strong>an</strong>zig Gehörlose<br />
teil. Er findet im Gemeindehaus der Oberhofengemeinde<br />
in Göppingen statt. Einen ökumenischen Gottesdienst in<br />
Gebärdensprache feiern wir alle zwei Monate in St. Joh<strong>an</strong>nes<br />
in <strong>Geislingen</strong>. Auch dazu kommen etwa 20 bis 30<br />
Gehörlose.<br />
Edeltraud Meyer ist<br />
Gehörlosen-Seelsorgerin in den<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>en<br />
<strong>Geislingen</strong> und Göppingen<br />
Die aktuellen Termine der Gottesdienste und<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen sind zu finden im Video-Text<br />
von SWR 3, ab Tafel 685 und im Ev<strong>an</strong>gelischen<br />
Gemeindeblatt für Württemberg
Aus-Sicht<br />
Seelsorge für blinde und sehbehinderte Menschen<br />
FRIEDERIKE MAIER<br />
Aus-Sicht: aus mit der Sicht<br />
„aus:sicht“, so heißt <strong>das</strong> Dunkelrestaur<strong>an</strong>t, <strong>das</strong> ich im<br />
Februar besucht habe. Und drinnen ist es wirklich aus mit<br />
der Sicht: Der Eing<strong>an</strong>g mit schwarzen Tüchern verhängt;<br />
wer durch die „Schleuse“ hindurch ist, steht im Dunkeln.<br />
Stockduster, nichts zu sehen, kein Funken Licht.<br />
Aus-Sicht: aus Sicht von blinden Menschen<br />
Einen Abend l<strong>an</strong>g versuche ich zu erfahren, wie blinde<br />
und sehbehinderte Menschen leben: Ich sehe nicht, wo<br />
ich bin. Wer ist neben mir? Wo steht mein Glas? Habe<br />
ich noch etwas auf meinem Teller? Geräusche und<br />
Gerüche nehme ich deutlich war. Ich bin unsicher.<br />
Aus-Sicht: eine Aussicht haben,<br />
auch wenn ich nichts sehe<br />
Gut, <strong>das</strong>s es den blinden Tischkellner gibt. Er hat <strong>mich</strong><br />
sicher <strong>an</strong> meinen Platz geführt. Wenn ich rufe, ist er da.<br />
Er findet <strong>das</strong> Geldstück, <strong>das</strong> mir unter den Tisch gefallen<br />
ist. Sein hilfreicher Beist<strong>an</strong>d lässt Vertrauen wagen. Meine<br />
Freundin sitzt neben mir. Ihre Nähe gibt mir Sicherheit.<br />
Beide bieten Aussicht im nicht sehen können.<br />
Der Abend im Dunkelrestaur<strong>an</strong>t war eine wichtige Erfahrung<br />
für <strong>mich</strong>.<br />
Genaueres zum Dunkelrestaur<strong>an</strong>t steht im Internet unter<br />
www.aus-sicht.de<br />
Als Pfarrerin im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> bin ich mit der<br />
Blindenseelsorge beauftragt. Blinde, Sehbehinderte und<br />
deren Angehörige und Freunde können sich gerne <strong>an</strong><br />
<strong>mich</strong> wenden – auch Sie!<br />
Sie haben Aussicht auf seelsorgerliche Begleitung,<br />
Kontakt zu <strong>an</strong>deren Betroffenen und Hilfestellung vom<br />
Ev<strong>an</strong>gelischen Blinden- und Sehbehindertendienst in<br />
Württemberg e.V. (EBSD).<br />
In <strong>Geislingen</strong> ist jeden dritten Dienstag im Monat um<br />
14 Uhr im Samariterstift Treffpunkt für Blinde, Sehbehinderte<br />
und deren Angehörige und Freunde.<br />
Friederike Maier<br />
ist Pfarrerin in Süssen<br />
und zuständig für die Seelsorge<br />
<strong>an</strong> Blinden und Sehbehinderten<br />
im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
33
Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
Trotz weniger PfarrerInnen<br />
mehr Zeit für die Gemeinden<br />
Zur Pfarrpl<strong>an</strong>-Runde 2011 im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
GERLINDE HÜHN<br />
Das Wichtigste am Pfarramt ist die Arbeit mit den<br />
Menschen in den Gemeinden vor Ort. Wie k<strong>an</strong>n erreicht<br />
werden, <strong>das</strong>s möglichst viel Zeit für die Basisarbeit –<br />
Seelsorge, Gottesdienste, Besuche, Unterricht – übrig<br />
bleibt, obwohl die Zahl der Pfarrstellen abnimmt? Der<br />
Trend in der L<strong>an</strong>deskirche <strong>geht</strong> in die Richtung: Immer<br />
weniger Pfarrerinnen und Pfarrer für immer mehr Gemeindeglieder.<br />
Derzeit entfallen auf eine Pfarrstelle durchschnittlich<br />
1.800 Gemeindeglieder. Dieser Trend macht<br />
auch vor dem Dek<strong>an</strong>at <strong>Geislingen</strong> nicht halt. Bis 2011<br />
ist eine g<strong>an</strong>ze Pfarrstelle einzusparen.<br />
Methode Rasenmäher reicht nicht<br />
Im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> gibt es viele kleinere Gemeinden<br />
mit ca. 1.000 Gemeindegliedern. Hier einfach die<br />
Pfarrstellen-Prozentsätze zu senken, würde für die Arbeit<br />
mit und <strong>an</strong> den Menschen vor Ort immer weniger Zeit<br />
übrig lassen, während relativ viel Zeit für den Leitungsgrundaufw<strong>an</strong>d<br />
und für Verwaltung gebraucht werden.<br />
Es helfen nur strukturelle Veränderungen, die Synergien<br />
beim Leitungsaufw<strong>an</strong>d zum Ziel haben, damit in der<br />
Gemeinde Basisarbeit mehr <strong>an</strong>kommt.<br />
<strong>Was</strong> hilft es, wenn Gemeinden einen Pfarrer vor Ort<br />
haben, dieser aber keine Zeit für die Menschen hat? <strong>Was</strong><br />
hilft es, wenn eine Gemeinde zwar eine kleine, eigenständige<br />
Pfarrstelle hat, sich aber niem<strong>an</strong>d darauf bewerben<br />
möchte? <strong>Was</strong> hilft es, wenn zwar <strong>das</strong> Pfarrhaus vor Ort<br />
bewohnt werden würde, die Gemeinde sich aber <strong>das</strong><br />
Pfarrhaus bald fin<strong>an</strong>ziell nicht mehr leisten k<strong>an</strong>n?<br />
Die Methode Rasenmäher, überall ein bisschen kürzen,<br />
hilft da nicht weiter.<br />
Die Bezirkssynode hat folgende grundsätzliche<br />
Ziele beschlossen:<br />
1. Die Gemeinden von der Struktur her zukunftsfähig<br />
machen.<br />
Die demographische Abwärtsentwicklung wird weitergehen<br />
und es werden bei den nächsten Pfarrpl<strong>an</strong>runden<br />
immer höher werdende Gemeindegliederzahlen<br />
pro Pfarrstelle in Rechnung gestellt.<br />
2. Die Zahl der Pfarrstellen mit reduziertem Dienstauftrag<br />
in einem vernünftigen Maß halten.<br />
3. Keine isoliert liegende Pfarrstellen mit reduziertem<br />
Dienstauftrag einrichten, sondern diese in einen nachbarschaftlichen<br />
Verbund eingliedern.<br />
4. Keine einzelnen 50 %-Pfarrstellen mit Geschäftsführung.<br />
Das erfordert zuviel Arbeitszeit für die Geschäftsführung.<br />
Bei Teilzeitstellen eine eindeutige Konzentration auf<br />
die pastorale Aufgabe bewirken.<br />
34 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
5. Kommunal zusammengehörende Gemeinden enger<br />
aufein<strong>an</strong>der beziehen<br />
6. Verwaltung straffen, Synergieeffekte nutzen.<br />
7. Die übergemeindliche Kooperation in verlässliche Formen<br />
gießen.<br />
8. Strukturelle Klärung mit Hilfe der Gemeindeberatung<br />
vor der Umsetzung des Pfarrpl<strong>an</strong>s durchführen.<br />
9. Wichtig ist der Gemeindeentwicklungsprozess, die<br />
Rechtsform ist im Prozess zu entwickeln.<br />
10.Gemeinden, die fusionieren, also starke Einschnitte in<br />
ihre Struktur und Gemeindeidentität mit Hilfe einer<br />
Gemeindeberatung bearbeiten müssen, werden bei<br />
dieser Pfarrpl<strong>an</strong>-Runde 2011 übersprungen.<br />
11. Möglichst nicht bei Pfarrstellen kürzen, die bei der<br />
ersten Pfarrpl<strong>an</strong>-Runde gekürzt wurden.<br />
12.Vermutete bessere Besetzbarkeit der Pfarrstelle<br />
erreichen.<br />
Gemeinden entwickeln Ziele<br />
Strukturelle Veränderungen können nicht übergestülpt<br />
werden, sondern müssen von den Beteiligten vor Ort<br />
gemeinsam erarbeitet werden, damit sie auf die Situation<br />
passen und in der Gemeinde <strong>an</strong>genommen werden. Der<br />
neue Pfarrpl<strong>an</strong>-Prozess sieht für den <strong>Kirchenbezirk</strong> Gemeindeberatungs-Prozesse<br />
in großem Stil vor. Wie läuft so ein<br />
Beratungsprozess ab?<br />
Ein Moderator von außen wird mit Vertretern aus den<br />
beteiligten Gemeinden <strong>an</strong> einem Wochenende und in mehreren<br />
folgenden Sitzungen einen Beratungsprozess durchführen.<br />
Dort werden alle Einwände bearbeitet, gemeinsame<br />
Ziele und Visionen entwickelt, mehrere Szenarien mit<br />
Stärken und Schwächen zusammen gestellt, über die d<strong>an</strong>n<br />
in den Kirchengemeinderäten abgestimmt wird.<br />
Die Bezirkssynode hat über den Pfarrpl<strong>an</strong> 2011 entschieden
Ziel ist es, neue Formen der Kooperation zu entwickeln,<br />
die viel Arbeitszeit für die pastoralen Kernaufgaben übrig<br />
lassen, möglichst effektive Verwaltungs- und Leitungsstrukturen<br />
zu entwickeln und möglichst intensive Zusammenarbeit<br />
über Gemeindegrenzen hinweg zu erreichen.<br />
Die Kosten der Beratungsprozesse trägt der Innovationsfonds<br />
des <strong>Kirchenbezirk</strong>s.<br />
Wo liegt der Vorteil? Solch ein Beratungsprozess kostet<br />
zwar viel Zeit, bringt aber den Gewinn, <strong>das</strong>s die gesamte<br />
Gemeindearbeit unter die Lupe genommen wird und die<br />
nachbarschaftlichen Gemeindebeziehungen auf eine tragfähige<br />
Grundlage gestellt werden, so wie es Prediger<br />
4, 12 formuliert: Einer mag überwältigt werden, aber zwei<br />
können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt<br />
nicht leicht entzwei.<br />
Gerlinde Hühn,<br />
Dek<strong>an</strong>in<br />
Im Einzelnen hat die Bezirkssynode zum<br />
Pfarrpl<strong>an</strong> 2011 beschlossen:<br />
Die Gemeinden Bad Überkingen, Hausen und<br />
Unterböhringen werden aufgefordert, sich auf<br />
einen hinsichtlich der Rechtsform ergebnisoffenen<br />
Gemeindeentwicklungsprozess einzulassen mit<br />
dem Ziel, die Zahl der Pfarrstellen von 200 %<br />
auf 175 % zu reduzieren und bei 175 % Pfarrstellen<br />
möglichst intensive Zusammenarbeit zu<br />
erreichen.<br />
Einen dem entsprechenden Gemeindeentwicklungsprozess<br />
müssen auch die Kirchengemeinden<br />
Deggingen-Bad Ditzenbach, Auendorf, Gruibingen<br />
und Wiesensteig beginnen, mit dem Ziel, die<br />
Pfarrstellen von insgesamt 350 % auf 300 % zu<br />
reduzieren.<br />
Die jeweiligen Beratungen müssen nach l<strong>an</strong>deskirchlicher<br />
Vorgabe im März 2007 abgeschlossen<br />
werden.<br />
Die beiden Pfarrstellen Türkheim (derzeit 75 %)<br />
und Aufhausen (derzeit 50 %) werden nach dem<br />
Synodenbeschluss zu einer 100 %-igen Pfarrstelle<br />
zusammengelegt. Die Pfarrstelle Aufhausen wird<br />
aufgehoben und künftig von der Pfarrstelle<br />
Türkheim mit versehen.<br />
Die Geislinger Gemeinden Markuskirche und<br />
Martinskirche bzw. Stadtkirche und Pauluskirche<br />
haben sich jeweils mitein<strong>an</strong>der auf einen Fusionsprozess<br />
eingelassen und werden deshalb bei der<br />
diesmaligen Pfarrstellen-Kürzung übersprungen.<br />
Am Anf<strong>an</strong>g hat <strong>das</strong> Geld<br />
für alle gereicht<br />
Zur allgemeinen Fin<strong>an</strong>zlage im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
GERLINDE HÜHN<br />
Vor sieben Jahren hat die Bezirkssynode einen wegweisenden<br />
Beschluss gefasst: Die Kirchengemeinden erhalten<br />
budgetierte Zuweisungen aus Kirchensteuermitteln zur<br />
Erstellung ihrer Haushaltspläne. Dies geschah auf vielfältigen<br />
Wunsch, denn so weiß m<strong>an</strong> genau und verlässlich,<br />
wie viel Geld der Gemeindearbeit zur Verfügung steht,<br />
und eventuelle Ersparnisse bleiben der Gemeinde erhalten.<br />
Am Anf<strong>an</strong>g hat <strong>das</strong> Geld für alle gereicht. Für die meisten<br />
Gemeinden war <strong>das</strong> Budget zunächst sogar höher als der<br />
Bedarf. So konnten sie gut wirtschaften. Mal etwas<br />
Besonderes <strong>an</strong>schaffen, größere Projekte fin<strong>an</strong>zieren oder<br />
Rücklagen für Gebäude bilden.<br />
Aber wie überall so auch hier: die Kosten steigen und die<br />
Gesamteinnahmen des <strong>Kirchenbezirk</strong>s sinken. Nachdem<br />
eine mittelfristige Fin<strong>an</strong>zpl<strong>an</strong>ung für den <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
längst vorliegt, wurde nun auch eine mittelfristige Fin<strong>an</strong>zpl<strong>an</strong>ung<br />
2006 bis 2011 für die Gemeinden erarbeitet. Sie<br />
zeigt auf, <strong>das</strong>s die meisten Gemeindehaushalte von einer<br />
Überschusslage ins Minus rutschen.<br />
Sachkundig und kreativ<br />
Den Pfarrerinnen und Pfarrern gab ich die Anregung,<br />
einen Fin<strong>an</strong>z- und Strukturausschuss in den Gemeinden<br />
zu gründen, zu dem neben Kirchengemeinderäten auch<br />
<strong>an</strong>dere sachkundige Gemeindeglieder hinzugezogen werden<br />
können. In diesem Ausschuss sollen die Fin<strong>an</strong>zprobleme<br />
gemeinsam gesichtet und Lösungsmöglichkeiten<br />
erarbeitet werden.<br />
Einige Gemeinden sind da auf einem guten Weg. Hilfreich<br />
ist eine Gemeindeversammlung, bei der mit geeigneten<br />
Schaubildern informiert wird und die Kompetenz der<br />
Gemeindeglieder <strong>an</strong>geregt und<br />
einbezogen wird.<br />
Im <strong>Kirchenbezirk</strong> wurden bereits<br />
einige Anregungen für ein<br />
Fundraising entwickelt: Photovoltaik-Anlagen<br />
einrichten auf<br />
den Dächern kirchlicher Gebäude<br />
(siehe Bericht Seite 50),<br />
Immobilienbest<strong>an</strong>d überprüfen.<br />
Gemeinden mit denkmalgeschützten<br />
Kirchen können<br />
darüber nachdenken, eine<br />
Stiftung nach Geislinger Vorbild<br />
zu gründen, die längerfristig<br />
die Erhaltung des Kirchengebäudes sichern hilft.<br />
Der <strong>Kirchenbezirk</strong> fin<strong>an</strong>ziert derzeit die Ausbildung eines<br />
Pfarrers zum Fundraiser. Er wird nach Abschluss dieser<br />
Ausbildung die Gemeinden kostengünstig beraten.<br />
Gerlinde Hühn, Dek<strong>an</strong>in<br />
Die katholische Gesamtkirchengemeinde<br />
<strong>Geislingen</strong> tritt der<br />
Drei-Kirchen-Stiftung bei.<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
35
Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
Ökumene zum Anfassen – Eindrücke eines<br />
Aufenthaltes in der südindischen Partnerkirche<br />
DR. ELFRIEDE NUSSER-ROTHERMUNDT<br />
Direkt nach dem Examen verweilten die beiden Kr<strong>an</strong>kenschwestern<br />
Nadine Kümmel und Dorothee Stegmeyer drei<br />
Monate in unserer Partnerdiözese Nord-Kerala. Wieder<br />
zurück in <strong>Geislingen</strong> erzählten sie über ihren Aufenthalt.<br />
Die Fragen stellte Dr. Elfriede Nusser-Rothermundt,<br />
Vorsitzende des Indien-Partnerschafts-Auschusses des<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>s.<br />
<strong>Was</strong> hat Sie bewegt nach Indien zu gehen?<br />
Dorothee: Es war schon immer mein Traum nach Indien<br />
in Zusammenh<strong>an</strong>g mit hum<strong>an</strong>itärer Hilfe zu gehen. Mich<br />
interessiert <strong>das</strong> L<strong>an</strong>d, die Kultur und die Menschen. Ich<br />
habe <strong>mich</strong> deswegen seit Jahren damit beschäftigt und<br />
<strong>mich</strong> darüber informiert. Außerdem wurde mein Interesse<br />
verstärkt durch die beiden Kr<strong>an</strong>kenschwestern T<strong>an</strong>ja Lude<br />
und Yvonne Weigelt, die vor einigen Jahren ebenfalls in<br />
Kerala waren. Somit habe ich <strong>mich</strong> erkundigt und bin<br />
d<strong>an</strong>n bei Ihnen gel<strong>an</strong>det.<br />
Nadine: In mir drin steckte schon l<strong>an</strong>ge der Wunsch ins<br />
Ausl<strong>an</strong>d zu gehen. Einen Aufenthalt dort noch zusätzlich<br />
mit einem Einsatz in einem Kr<strong>an</strong>kenhaus zu verbinden,<br />
war ein Traum. Das Interesse <strong>an</strong> fremden Kulturen, Ländern<br />
und Menschen schlummerte schon l<strong>an</strong>ge in mir.<br />
Zum Ausbruch kam es d<strong>an</strong>n, als ich von T<strong>an</strong>ja Lude und<br />
Yvonne Weigelt einen Vortrag über Kerala hörte. Der<br />
Funke spr<strong>an</strong>g sofort über. Sie als Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses<br />
haben d<strong>an</strong>n die erste Verbindung hergestellt.<br />
Als die Delegation aus Kerala in <strong>Geislingen</strong> zu<br />
Besuch war, konnten wir schon den ersten persönlichen<br />
Kontakt knüpfen.<br />
Sie haben in einem Wohnheim für Kr<strong>an</strong>kenschwesternschülerinnen<br />
gelebt.<br />
<strong>Was</strong> haben Sie über <strong>das</strong> Leben der Schülerinnen<br />
erfahren?<br />
Woher kommen die Schülerinnen, die sich <strong>an</strong> einer<br />
christlichen Kr<strong>an</strong>kenpflegeschule ausbilden lassen?<br />
Dorothee: Die 12 Schülerinnen im Alter von 17 bis 29<br />
Jahren kommen aus sehr armen Gegenden, zum Beispiel<br />
aus der Region Munnar, einer Bergstation mit Teepl<strong>an</strong>tagen.<br />
Weil sie aus sehr armen Verhältnissen kommen, werden<br />
die Schülerinnen von der Kirche dort unterstützt,<br />
zum Teil auch von Ärzten im Hospital in Codacal, damit<br />
sie die zweijährige Ausbildung zur Missionskr<strong>an</strong>kenschwester<br />
absolvieren können. Diese kostet 400 Rupien<br />
pro Monat. Das sind 8 Euro, die für Unterkunft und Verpflegung<br />
zu zahlen sind.<br />
Sie leben alle 12 in 3 Zimmern mit jeweils 2 Stockbetten.<br />
Sie haben 2 Badezimmer mit Dusche und WC zur Verfügung.<br />
Sie haben getrennt von uns gegessen, teilweise<br />
36 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
auch <strong>an</strong>deres Essen bekommen und durften <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />
keinen Kontakt zu uns aufbauen. Die Schülerinnen dürfen<br />
nur zweimal im Jahr für jeweils 10 Tage nach Hause zu<br />
ihren Familien fahren. Die Schülerinnen besitzen nicht<br />
viel, aber mit dem, was sie haben sind sie zufrieden.<br />
Können Sie schildern, welche Art von Ausbildung die<br />
Schwestern dort erhalten?<br />
Dorothee: Die Ausbildung zur Missionskr<strong>an</strong>kenschwester<br />
dauert 2 Jahre, wobei jeweils einmal im Jahr für einen<br />
Monat l<strong>an</strong>g ein Kurs für Anatomie und Kr<strong>an</strong>kheitslehre<br />
stattfindet. Sonst haben sie von morgens bis abends<br />
Bibelstudium, dazu noch Unterricht und Prüfungen über<br />
bestimmte Bibelabschnitte. Der Unterricht erstreckt sich<br />
teilweise sogar bis nachts um 22.30 Uhr. Gearbeitet wird<br />
von Montag bis Samstag, nur der Sonntag ist frei.<br />
Sie haben in einem christlichen Kr<strong>an</strong>kenhaus gearbeitet,<br />
<strong>das</strong> in einer überwiegend muslimischen Gegend von<br />
Nord-Kerala liegt. Wie haben Sie <strong>das</strong> Zusammenleben<br />
von Christen und Muslimen innerhalb und außerhalb<br />
des Kr<strong>an</strong>kenhauses kennen gelernt?<br />
Nadine: Innerhalb der Klinik herrscht unter den Religionen<br />
Frieden, zumal <strong>das</strong> Personal auch aus Angehörigen<br />
verschiedener Religionen besteht. Die Klinik selbst ist<br />
christlich, die Bewohner in Codacal sind zu 90 % Muslime,<br />
zu 9% Hindus und nur zu 1 % Prozent Christen.<br />
Aus diesem Grund sind die meisten Patienten Moslems.<br />
Wir haben jedoch erfahren, <strong>das</strong>s m<strong>an</strong>che Leute ungern<br />
in ein christliches Kr<strong>an</strong>kenhaus gehen. Uns wurde gesagt,<br />
<strong>das</strong>s es ein gelöstes Zusammenleben innerhalb der Religionen<br />
eher in den Städten gibt. Auf dem L<strong>an</strong>d ist m<strong>an</strong><br />
eher kritisch. Diese Meinung hat sich für uns aber nicht<br />
bestätigt.
Einsatz im Kr<strong>an</strong>kenhaus in Nord-Kerala Zusammen mit indischen Kr<strong>an</strong>kenpflegeschülerinnen<br />
Wie unterscheidet sich der Kr<strong>an</strong>kenhausalltag in einem<br />
christlichen Kr<strong>an</strong>kenhaus Indiens von dem Alltag einer<br />
deutschen Klinik?<br />
Dorothee: Um 8.30 Uhr beginnt in der Klinik die morgendliche<br />
Andacht, die für Schülerinnen, egal welcher<br />
Religion, Pflicht ist. Für <strong>das</strong> restliche Personal ist der<br />
Besuch der Andacht freiwillig. Es wird gesungen, aus der<br />
Bibel gelesen und eine kleine Bibelstelle in Form einer<br />
Predigt ausgelegt. Geleitet wird die Andacht vom Klinikdirektor<br />
und der Seelsorgerin.<br />
Im Kr<strong>an</strong>kenhaus herrscht ein Zweischichtenbetrieb. Es<br />
gibt eine Tagschicht von 9.30 bis 17.30 Uhr und eine<br />
Nachtschicht von 17.30 bis 9.30 Uhr. Die Schülerinnen<br />
sind überwiegend für die pflegerischen Arbeiten zuständig.<br />
Um <strong>das</strong> <strong>Was</strong>chen und die Nahrungsaufnahme der<br />
Patienten sorgen sich die jeweiligen Familien<strong>an</strong>gehörigen.<br />
<strong>Was</strong> war für Sie <strong>das</strong> Ereignis, <strong>das</strong> Sie am meisten<br />
befremdet hat?<br />
Nadine: Oh, da hat es nicht nur eines gegeben.<br />
Eines war eine Frau im Kreißsaal, die seit 6 Jahren Witwe,<br />
somit illegal schw<strong>an</strong>ger war. Die Angehörigen haben ihr<br />
gedroht sie zu töten, wenn sie <strong>das</strong> Kind nicht tötet.<br />
So hat diese Frau ihr Baby nach einem Tag erstickt. Die<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaft war nicht legal, dafür aber der Mord,<br />
jedenfalls in den Augen der Angehörigen.<br />
Außerdem war es erschreckend und traurig zu hören,<br />
<strong>das</strong>s die Schülerinnen keinen Kontakt mit ihrer Familie<br />
haben dürfen. Nicht einmal <strong>an</strong> ihrem Geburtstag dürfen<br />
sie <strong>an</strong>gerufen werden.<br />
Befremdet haben uns noch die Ehen, die in Indien unabhängig<br />
von sozialem Niveau und Religionszugehörigkeit<br />
üblicherweise von den Eltern der Heiratenden arr<strong>an</strong>giert<br />
werden. Es wird nach passendem St<strong>an</strong>d, Beruf und Familie,<br />
nicht nach Persönlichkeit ausgesucht. „Die Liebe<br />
kommt erst nach der Hochzeit“, sagen die Inder.<br />
Na ja, hoffentlich!<br />
Hätten Sie Lust auf einen weiteren Aufenthalt?<br />
Dorothee: Ja, auf jeden Fall. Es war trotz erschütternder Erlebnisse<br />
ein fast viermonatiger Aufenthalt voller unvergesslicher<br />
Ereignisse und Lebenserfahrung, die uns keiner mehr<br />
nehmen k<strong>an</strong>n. Wir haben nicht nur Freunde gewonnen,<br />
sondern auch für uns selbst gelernt. Es ist nicht selbstverständlich,<br />
fließend <strong>Was</strong>ser und Strom aus der Steckdose zu<br />
haben. Auch <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> mit Wenigem zufrieden sein und<br />
Mitmenschen offen und herzlich begegnen k<strong>an</strong>n; und <strong>das</strong>s<br />
m<strong>an</strong> nicht zu sehr auf sich selbst bedacht ist.<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
37
Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
KonfiCamp und Freundeskreis<br />
MARTIN GEIGER<br />
Im letzen Jahr ver<strong>an</strong>staltete <strong>das</strong> ejw zum ersten Mal<br />
ein Wochenende für alle neuen Konfirm<strong>an</strong>den aus dem<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>. Das KonfiCamp unter dem Motto „grenzenlos“<br />
stieß sowohl bei den 200 Konfis als auch bei den<br />
vielen Mitarbeitern aus den Gemeinden auf Begeisterung.<br />
Deshalb waren sich alle einig, <strong>das</strong>s auch im Jahr 2006<br />
wieder ein KonfiCamp <strong>an</strong>geboten werden soll. Die Vorbereitungen<br />
liefen auf Hochtouren und die Reson<strong>an</strong>z aus<br />
den Kirchengemeinden sprach für sich: Fast alle Gemeinden<br />
nahmen geschlossen <strong>an</strong> diesem Wochenende teil.<br />
ERlebtes KonfiCamp<br />
Das Thema des diesjährigen Camps lautete „ERlebt“.<br />
Ob in der Familie, im Freundeskreis, in der Schule oder in<br />
der Freizeit - erlebt haben die Konfirm<strong>an</strong>den schon vieles.<br />
Auf dem KonfiCamp wurde aufgezeigt, <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> mit<br />
Gott auch im Alltag eine Menge erleben k<strong>an</strong>n. Auf dem<br />
Programm st<strong>an</strong>den Angebote wie Workshops, Impulse,<br />
Aktionen in der Großgruppe und ein gemeinsamer Gott-<br />
38 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
esdienst. Aber es gab auch genügend freie Zeit, um sich<br />
unterein<strong>an</strong>der kennen zu lernen.<br />
Das Vorbereitungsteam wird sich in diesem Jahr noch<br />
stärker um die Nacharbeit des Camps kümmern. Die bessere<br />
Verknüpfung und Einbindung in bestehende Gruppen<br />
und Kreise, Jugendgottesdienste, sowie eine spätere Mitarbeit<br />
in der Gemeinde oder im Bezirk ist hier <strong>das</strong> Ziel.<br />
Damit diese Arbeit eine tragfähige Grundlage hat, besteht<br />
seit 2000 der Freundeskreis des Ev<strong>an</strong>gelischen Jugendwerks<br />
im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong>. Sein Ziel ist die geistliche,<br />
ideelle und fin<strong>an</strong>zielle Förderung der Kinder- und<br />
Jugendarbeit des ejw.
Die Arbeit im Jugendwerk steht und fällt mit ihren Mitarbeitenden<br />
– junge Leute, die sich in ihrer Freizeit für<br />
<strong>an</strong>dere engagieren. Die Begleitung der ehrenamtlichen<br />
Neue Mitarbeitende gewinnen<br />
BIRGIT ABT<br />
Menschen für die Arbeit mit Jugendlichen zu begeistern,<br />
nicht die Lücken in der Jugendarbeit vor Ort und im EJW<br />
zu füllen, war <strong>das</strong> Ziel von zwei Projekten des Jugendwerks.<br />
Prinzip Sehnsucht<br />
Ein Motivationsseminar mit dem Titel „Prinzip Sehnsucht“<br />
war der Beginn einer dreiteiligen Ver<strong>an</strong>staltungsreihe, bei<br />
der m<strong>an</strong> sich mit der Jugend von heute intensiv befasste.<br />
Wie denkt, fühlt und h<strong>an</strong>delt sie? <strong>Was</strong> gibt es für Erinnerungen<br />
<strong>an</strong> die eigene Jugendzeit? Welche Formen der<br />
Jugendarbeit sind möglich? Welche Rolle spielen Jugendmitarbeitende?<br />
Anschließend wurden für Jugendliche und Erwachsene<br />
einzelne Aktionstage zu bestimmten Themen durchgeführt.<br />
Daraus können sich regelmäßige Gruppenstunden<br />
entwickeln.<br />
Trainee-Programm<br />
Bei dem zweiten Projekt, dem „Trainee-Programm“, werden<br />
gezielt Jugendliche <strong>an</strong>gesprochen. In Kleingruppen<br />
werden mit den Jugendlichen die Inhalte der folgenden<br />
Themenblöcken erarbeitet: Soziale und personale Kompetenz,<br />
Spiritualität, didaktische und methodische Kompetenz,<br />
kommunikative Kompetenz, Schule, org<strong>an</strong>isatorische<br />
und rechtliche Kompetenz.<br />
Am Ende der Ausbildung haben die Jugendlichen eine<br />
Menge gelernt, <strong>das</strong> sie nicht nur als Mitarbeitende in einer<br />
Gruppe nützen können, sondern ihnen auf ihrem weiteren<br />
Mitarbeiter in ihren Gruppen und Kreisen in den einzelnen<br />
Kirchengemeinden gehört zur Alltagsarbeit der<br />
hauptamtlichen Jugendreferenten Sabine Angnes und<br />
Peter Fischer sowie des Praktik<strong>an</strong>ten Sebasti<strong>an</strong> Prass.<br />
Unverzichtbare kirchliche Arbeit<br />
Dieses Angebot sieht der ejw-Freundeskreis als ein<br />
wichtiges und unverzichtbares Element kirchlicher Arbeit.<br />
Nachdem der <strong>Kirchenbezirk</strong> aufgrund der geringeren<br />
Kirchensteuermittel nur noch eine Stelle eines hauptamtlichen<br />
Jugendreferenten fin<strong>an</strong>zieren k<strong>an</strong>n, hat es sich der<br />
Freundeskreis zum Ziel gesetzt, die zweite Stelle eines<br />
Jugendreferenten mitzufin<strong>an</strong>zieren.<br />
Hierzu ist er darauf <strong>an</strong>gewiesen, weitere Mitglieder zu<br />
gewinnen, Opfer von den Kirchengemeinden für die<br />
Jugendarbeit zu bekommen oder Spenden von Menschen,<br />
denen die Jugendarbeit am Herzen liegt.<br />
Walter B<strong>an</strong>tleon<br />
ist Vorsitzender des Freundeskreises<br />
Martin Geiger<br />
ist 2. Vorsitzender des ejw<br />
Lebensweg nützlich ist. Sie wissen, wie m<strong>an</strong> sich streitet,<br />
ohne sich in die Haare zu kommen, und was m<strong>an</strong> bei<br />
Projekten sonst noch beachten muss. Sie bekommen erste<br />
Einblicke in Fin<strong>an</strong>zpl<strong>an</strong>ung, Erste Hilfe und <strong>an</strong>deres.<br />
Den Gemeinden, die eines dieser Projekte umsetzen<br />
wollen, bieten wir inhaltliche und org<strong>an</strong>isatorische Unterstützung<br />
bei den gen<strong>an</strong>nten Themenblöcken <strong>an</strong> und<br />
wir werden die interessierten Gemeinden auch darüber<br />
informieren, welche <strong>an</strong>deren Gemeinden solch ein Projekt<br />
durchführen.<br />
Birgit Abt ist Rechnerin und<br />
Mitarbeiterin im Jugendwerk <strong>Geislingen</strong><br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
39
Aus den Distrikten<br />
DISTRIKT ALB<br />
Eine Gemeinde baut ihre Ged<strong>an</strong>ken um<br />
Mehr Raum für die Menschen<br />
INGEBORG BRÜNING<br />
In Steinenkirch ist keine Post, keine B<strong>an</strong>k, keine Schule,<br />
kein Einkaufsladen – und als Versammlungsraum im Pfarrhaus<br />
nur ein alter, schmaler Schlauch. Bei 15 Erwachsenen<br />
beginnt er aus den Nähten zu platzen. Und in der Weihnachtszeit<br />
kommen 24 Kinder, die jeweils zu dritt auf<br />
zwei Stühlen sitzen, g<strong>an</strong>z zu schweigen von den MitarbeiterInnen.<br />
Eine Erweiterung des Raumes muss her!<br />
So dachten wir l<strong>an</strong>ge Zeit. Und wir wünschten uns<br />
sehnsüchtig einen etwas größeren, breiteren, gemütlicheren<br />
Raum.<br />
Denkmalgeschütztes Pfarrhaus – was nun?<br />
Aber nun versuche mal einer, in einem denkmalgeschützten,<br />
staatlichen Pfarrhaus etwas umzubauen. Versetzen<br />
der Wände, Verlegen des Treppenhauses – nichts wurde<br />
genehmigt.<br />
Die Idee kam auf, einen kleinen Pavillon in den Garten zu<br />
stellen. Aber <strong>das</strong> Gelände ist auch nicht Eigentum der Kirchengemeinde.<br />
Und für unsere Pläne wurde uns der Garten<br />
nicht zur Verfügung gestellt. Dazu kamen eindringliche<br />
Warnungen unserer Dek<strong>an</strong>in, in der gegenwärtigen<br />
Zeit nicht in Immobilien zu investieren, <strong>das</strong> Geld würde<br />
später für die Gemeindearbeit fehlen.<br />
Beratung von außen – Ged<strong>an</strong>kenumbau<br />
Wir holten uns einen Gemeindeberater, der unseren<br />
Gesprächsprozess begleitete und der auch kompetent in<br />
Fin<strong>an</strong>zfragen war. Mehr und mehr nahmen wir Abst<strong>an</strong>d<br />
vom ursprünglichen Pl<strong>an</strong>. Wir hielten Ausschau nach<br />
Räumen, die wir vielleicht hätten <strong>an</strong>mieten können. Alles<br />
zerschlug sich.<br />
40 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Als einzige Möglichkeit sahen wir einen Umbau g<strong>an</strong>z<br />
<strong>an</strong>derer Art. Wir bauten unsere Ged<strong>an</strong>ken um. Aus „mehr<br />
Raum“ machten wir zunächst „mehr Stauraum, mehr<br />
Schr<strong>an</strong>k“. In die Diele kam ein Riesenschr<strong>an</strong>k mit großen<br />
Fächern. Ins Büro ein Regalsystem mit Schr<strong>an</strong>kelementen.<br />
Und im Gemeinderaum soll <strong>an</strong> der schmalen Seite eine<br />
Schr<strong>an</strong>kw<strong>an</strong>d mit integriertem Stuhl- und Tischlager stehen.<br />
An die <strong>an</strong>dere schmale Seite kommt eine fest montierte<br />
B<strong>an</strong>k. Dazu stellen wir eine tr<strong>an</strong>sportable B<strong>an</strong>k. Die<br />
Kinder können auf den Bänken zusammenrutschen und<br />
haben vor einem großen Tisch viel Bastelfläche. Kleinere<br />
Klapptische und bequeme, aber schmale Stapelstühle,<br />
machen den Raum auch für Erwachsene <strong>an</strong>sprechend und<br />
gemütlich. Aus einem, bisher mit einer Metalltür verschlossenen,<br />
zugemauerten Fenster wird eine nette<br />
Nische. Die Beleuchtung wird etwas verändert, der Raum<br />
frisch gestrichen und mit neuen Gardinen versehen. So<br />
erhält er eine völlig neue Optik und – wie gewünscht –<br />
mehr Platz. Wir haben aus den vorh<strong>an</strong>denen Möglichkeiten<br />
<strong>das</strong> Beste gemacht.<br />
Wir wünschen uns, <strong>das</strong>s alle Gemeindeglieder beim<br />
Ged<strong>an</strong>kenumbau mitmachen. Wir hoffen, <strong>das</strong>s auch die<br />
Steinenkircher die Lutherkirche in Böhmenkirch als<br />
Raumerweiterung verstehen und für sich in Anspruch<br />
nehmen. Wir sind ja eine einzige Kirchengemeinde, aus<br />
Steinenkirch, Böhmenkirch und Treffelhausen.<br />
Ingeborg Brüning<br />
ist Pfarrerin in Steinenkirch,<br />
Böhmenkirch und Treffelhausen<br />
Pfarrhaus Steinenkirch
Alt und neu<br />
gesellt sich gern<br />
Ein Schatz im Pfarrarchiv Aufhausen<br />
KURT VOGELGSANG<br />
Dorothea Reuter, Archivarin der L<strong>an</strong>deskirche<br />
Dieser Grundsatz mag im Blick auf unsere menschlichen<br />
Zusammenkünfte nicht immer g<strong>an</strong>z so zutreffend sein,<br />
aber <strong>das</strong>s Altes und Neues sich auch gut vertragen<br />
können, wurde beim Vortrag von Dorothea Reuter, Mitarbeiterin<br />
des l<strong>an</strong>deskirchlichen Archivs in Stuttgart, deutlich.<br />
Sie sprach im „nagelneuen“ Aufhausener Gemeindehaus<br />
über <strong>das</strong> „uralte“ Ges<strong>an</strong>gbuch, dessen Bedeutung<br />
und Wert erst vor wenigen Jahren entdeckt wurde. Unter<br />
vielen <strong>an</strong>deren alten Kirchenbüchern hielt sich dieser<br />
wertvolle Schatz bis dahin versteckt. Irgendw<strong>an</strong>n hat<br />
irgendwer – vermutlich einer der früheren Aufhausener<br />
Pfarrer – eine h<strong>an</strong>dschriftliche Notiz <strong>an</strong> <strong>das</strong> ziemlich in<br />
Mitleidenschaft gezogene Buch <strong>an</strong>gebracht: 1655. Dies<br />
gab den Experten ein Rätsel auf, denn mit dieser Jahreszahl<br />
konnten sie nichts <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen. Im Laufe der Nachforschungen<br />
stellte sich heraus, <strong>das</strong>s es sich dabei nicht um<br />
<strong>das</strong> Druckdatum, sondern um <strong>das</strong> Kaufdatum h<strong>an</strong>deln<br />
musste. (Sinnigerweise wurde dieses Kaufdatum in einer<br />
Geislinger Publikation – vermutlich gut christlich gemeint<br />
– einmal als „Taufdatum“ bezeichnet.)<br />
Noch älter als gedacht<br />
Nachdem sich verschiedene Ges<strong>an</strong>gbuch-Experten damit<br />
befasst hatten, stellte sich heraus, <strong>das</strong>s es sich um eine<br />
Ausgabe des so gen<strong>an</strong>nten Straßburger Ges<strong>an</strong>gbuches<br />
aus dem Jahr 1616 h<strong>an</strong>deln muss. Neben dem Aufhausener<br />
Exemplar ist nur noch ein weiteres bek<strong>an</strong>nt, <strong>das</strong> im<br />
Archiv der L<strong>an</strong>deskirche aufbewahrt wird. Die relativ<br />
kostspielige Restaurierung, die nun in der Werkstatt von<br />
Restaurator Helmut Raum in Römerstein durchgeführt<br />
wurde, war lohnenswert, da sich <strong>das</strong> Buch in einem<br />
„beneidenswerten Zust<strong>an</strong>d“ bef<strong>an</strong>d. Dass es sich nun in<br />
einem noch wesentlich „beneidenswerterem“ Zust<strong>an</strong>d<br />
befindet, ist keine Frage. Das konnten auch die zahlreichen<br />
Aufhausener Gemeindeglieder bei der Vorstellung<br />
des restaurierten Buches feststellen. Aufgrund der Lichtempfindlichkeit<br />
des alten Drucks ist es nun leider nicht –<br />
wie ursprünglich gepl<strong>an</strong>t – möglich, diesen wertvollen<br />
Schatz in einer Vitrine im neuen Gemeindehaus stets<br />
sichtbar zu halten. Sonst würde die alte Schrift zu schnell<br />
verblassen und <strong>das</strong> fast 400 Jahre alte Papier Schaden<br />
nehmen. Es wird im dunklen, feuerfesten P<strong>an</strong>zerschr<strong>an</strong>k<br />
im Aufhausener Pfarrhaus aufbewahrt. Es soll aber immer<br />
wieder <strong>das</strong> „Licht der Welt“ erblicken und der interessierten<br />
Öffentlichkeit vorgeführt werden.<br />
Singet und spielet dem Herren<br />
in eweren Hertzen 1<br />
Wie <strong>das</strong> Singen in alter Zeit gelernt und geübt wurde,<br />
erläuterte die Referentin in ihrem interess<strong>an</strong>ten Vortrag.<br />
Sie kam auch auf <strong>das</strong> Aufhausener Salbüchlein zu sprechen,<br />
<strong>das</strong> im Jahr 1607 <strong>an</strong>gelegt wurde. Dies ist ein<br />
weiteres Kleinod im Pfarrarchiv von Aufhausen. Das<br />
Salbüchlein ist eine Art Einkommensverzeichnis und listet<br />
alle Einkünfte der Pfarrei auf, also Zinsen, Gülten und<br />
sonstige Abgaben. Das Büchlein ist g<strong>an</strong>z aus Pergament,<br />
es war für die Ewigkeit gedacht – zumindest sollte es<br />
l<strong>an</strong>ge Zeit benutzt werden können.<br />
Möge der Blick zurück in die Geschichte uns auch heute<br />
neu ermutigen, Gott mit unseren Liedern, mit alten<br />
ebenso wie mit neuen, fröhlich zu loben, denn für alle<br />
Christen gilt: „Gott loben <strong>das</strong> ist unser Amt.“<br />
1 Altes Deutsch für: „in euren Herzen“<br />
Kurt Vogelgs<strong>an</strong>g<br />
ist Pfarrer in Aufhausen<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
41
Aus den Distrikten<br />
Am 4. November 2006 wird sie fünfzig Jahre alt: unsere<br />
Geislinger Pauluskirche! Gerade in einer Zeit der Entwicklungen,<br />
in der wir in der Gesamtkirchengemeinde <strong>Geislingen</strong><br />
über den Verkauf von Gebäuden entscheiden müssen<br />
und in der wir uns als Paulusgemeinde auf den Weg<br />
machen, mit der Stadtkirchengemeinde in naher Zukunft<br />
zu einer Einheit zu werden, feiern wir dieses Jubiläum.<br />
Eine Gemeinde feiert<br />
DISTRIKT GEISLINGEN<br />
Die Pauluskirche in <strong>Geislingen</strong> wird 50<br />
SABINE KLUGER<br />
Wir feiern in der D<strong>an</strong>kbarkeit gegenüber denen, die diese<br />
Kirche erbaut haben, die jetzt ein halbes Jahrhundert l<strong>an</strong>g<br />
unserer Gemeinde Heimat gewesen ist. Wir feiern in der<br />
Freude darüber, <strong>das</strong>s sie uns Raum ist für unser gemeinsames<br />
Beten und Singen und Nachdenken – über Gott<br />
und die Welt und vielleicht am meisten über uns selbst.<br />
Wir feiern in der Hoffnung, <strong>das</strong>s die Pauluskirche auch in<br />
Zukunft ein Haus Gottes bleiben wird und wir in ihr ein<br />
warmes Willkommen haben für unsere Andachten und<br />
Gottesdienste.<br />
Wir haben uns im Kirchengemeinderat und mit den<br />
Leitern und Leiterinnen der Gruppen und Kreise überlegt:<br />
Wie können wir all dem Ausdruck geben in einer Form,<br />
die uns und unserer Gemeinde entspricht? So pl<strong>an</strong>en wir<br />
ein Jubiläumsjahr, <strong>das</strong> am 4. November 2006 mit einem<br />
Pauluskirche <strong>Geislingen</strong><br />
42 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Konzert eröffnet wird, einen ersten Höhepunkt am Reformationsfest<br />
erfährt und von kleineren Highlights jeweils<br />
am 1. Sonntag im Monat gefolgt wird – dazwischen ein<br />
paar lockende Unregelmäßigkeiten – bis es Ende Oktober<br />
2007 endet.<br />
Folgende Programmpunkte sind bisher für 2006/2007<br />
gepl<strong>an</strong>t – alle in der Pauluskirche oder im Paulusgemeindezentrum<br />
Hohenstaufenstr. 35, <strong>Geislingen</strong>:<br />
Samstag, 4. November: Konzert mit<br />
Kirchenmusikdirektor Gerhard Klumpp<br />
Sonntag, 5. November: (Reformationsfest):<br />
10 Uhr Gottesdienst zum Jubiläum „50 Jahre<br />
Pauluskirche“ mit Prälatin Gabriele Wulz, Orgel KMD<br />
Gerhard Klumpp, <strong>an</strong>schließend Gemeindefest<br />
Sonntag, 3. Dezember: 8.30 Uhr Adventsfrühstück<br />
(Männerkreis), 10 Uhr Gottesdienst zum Weltaidstag<br />
Sonntag, 14. J<strong>an</strong>uar: 10 Uhr Gottesdienst<br />
zur Eröffnung der zweiten Geislinger Vesperkirche,<br />
<strong>an</strong>schließend drei Wochen Vesperkirche<br />
Sonntag, 4. Februar: 10 Uhr Gottesdienst zum<br />
Abschluss der Vesperkirche<br />
Sonntag, 4. März: 11.15 Uhr Eröffnung einer Ausstellung<br />
mit Geislinger Künstlerinnen und Künstlern<br />
(Ausstellungsdauer bis einschließlich 15. April)<br />
Sonntag, 1. Juli: 10 Uhr Familiengottesdienst<br />
mit dem Kindergarten, der Kinderkirche und dem<br />
Paulinchen-Chor, <strong>an</strong>schließend Gemeindefest<br />
Wir laden alle jetzigen und ehemaligen Mitglieder,<br />
Freunde und Freundinnen der Pauluskirche g<strong>an</strong>z herzlich<br />
ein, dieses Jubiläum mit uns zu feiern!<br />
Sabine Kluger ist Pfarrerin<br />
<strong>an</strong> der Pauluskirche <strong>Geislingen</strong>
Ein Abschied und ein Neubeginn<br />
Zwei Mesnerinnen in Stötten<br />
JUDITH HEITER<br />
20 Jahre l<strong>an</strong>g hat Maria Buck als Mesnerin eine besondere<br />
Bindung <strong>an</strong> die Michaelskirche in Stötten gehabt. Vor zwei<br />
Jahrzehnten hat sie die Aufgabe als Mesnerin mehr oder<br />
weniger von heute auf morgen übernommen und es ist zu<br />
spüren, wie sehr ihr dieser Beruf und „ihre“ Kirche im Laufe<br />
der Zeit <strong>an</strong>s Herz gewachsen sind. Anf<strong>an</strong>g März 2006 ist sie<br />
– nachdem sie sich selbst noch einige Monate vertreten hat<br />
– in den Ruhest<strong>an</strong>d geg<strong>an</strong>gen. Am 26. Februar wurde Maria<br />
Buck schweren Herzens im Gottesdienst aus dem Amt der<br />
Mesnerin verabschiedet – dennoch gab es in diesem Gottesdienst<br />
auch Grund zur Freude, da Frau Annette Mühleisen<br />
als neue Mesnerin in ihr Amt eingesetzt und eingesegnet<br />
wurde. Obwohl Frau Mühleisen erst seit kurzem in Stötten<br />
wohnt, bringt sie sich bereits mit viel Engagement und<br />
Herzlichkeit in der Kirchengemeinde ein.<br />
Frau Buck, wenn Sie auf die 20 Jahre als Mesnerin in<br />
Stötten zurück blicken, was hat Ihnen bei dieser Arbeit<br />
Freude gemacht, was war für Sie eher beschwerlich?<br />
MB: Das Vorbereiten von Festgottesdiensten und <strong>das</strong><br />
Blumenstecken hat mir Freude bereitet. Beschwerlich<br />
waren die Zeiten, in denen viel Schnee lag.<br />
Erinnern Sie sich <strong>an</strong> ein besonders lustiges Erlebnis?<br />
MB: Ja, einmal war eine Katze bei einem Konzert mit<br />
dabei. Sie saß über zwei Stunden g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dächtig da und<br />
horchte auf die Musik.<br />
Und ein Erlebnis, <strong>das</strong> Ihnen un<strong>an</strong>genehm in Erinnerung<br />
geblieben ist?<br />
MB: Einmal, da war eine Beerdigung, sie sollte in fünf<br />
Minuten beginnen, aber der Pfarrer war nicht da. Da<br />
erfuhren wir, <strong>das</strong>s er ohne Benzin im T<strong>an</strong>k auf der Steige<br />
mit seinem Auto stehen geblieben war. Dieses ungewisse<br />
Warten war schwer.<br />
Wenn Sie jetzt im Ruhest<strong>an</strong>d sind, wo sind Sie zu finden,<br />
wenn nicht mehr in der Kirche?<br />
MB: Dort, wo es „brennt“, dort, wo m<strong>an</strong> <strong>mich</strong> braucht.<br />
Das hört sich nicht nach einem untätigen Ruhest<strong>an</strong>d <strong>an</strong>.<br />
Verraten Sie uns, was Ihrer Seele gut tut?<br />
MB: Ja, Singen und Lesen tut meiner Seele gut.<br />
Frau Buck, was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin Frau<br />
Mühleisen, und was wünschen Sie der Kirchengemeinde<br />
in Stötten?<br />
MB: Frau Mühleisen wünsche ich viel Ausdauer, Freude,<br />
Kraft und Weisheit von Gott. Und der Kirchengemeinde,<br />
<strong>das</strong>s sie nie ohne Mesnerin <strong>das</strong>teht.<br />
Frau Mühleisen, was hat Sie dazu bewogen, sich für diese<br />
Stelle der Mesnerin in Stötten zu bewerben?<br />
AM: Zum einen meine religiöse Einstellung und<br />
zum <strong>an</strong>deren die Tatsache, <strong>das</strong>s ich direkt gegenüber der<br />
Michaelskirche in Stötten wohne.<br />
Können Sie schon nach der kurzen Zeit sagen, was Ihnen<br />
bei der Arbeit Freude macht, bzw. was Ihnen im Moment<br />
noch schwer fällt?<br />
AM: Ich freue <strong>mich</strong>, diesen „heiligen Ort“ betreuen zu<br />
dürfen und dabei merke ich, <strong>das</strong>s ich viele Eigenarten und<br />
„Rituale“ von Stötten noch kennen lernen muß.<br />
Und wo sind Sie <strong>an</strong>zutreffen, wenn Sie nicht in der Kirche<br />
sind? <strong>Was</strong> machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?<br />
AM: Ich bin ein absoluter Tier- und Natur-Narr. Den<br />
Tieren zu helfen, ist mir mit in die Wiege gelegt. Auch<br />
w<strong>an</strong>dere ich viel mit meinen Hunden.<br />
Verraten auch Sie uns noch, was Ihrer Seele gut tut?<br />
AM: Lesen, Ruhe und <strong>das</strong> Bibelstudium mit <strong>an</strong>deren.<br />
Frau Mühleisen, was wünschen Sie der Kirchengemeinde<br />
in Stötten?<br />
AM: Eine gute Zusammenarbeit, <strong>das</strong>s wir offen mitein<strong>an</strong>der<br />
umgehen und <strong>das</strong>s die Kirche sonntags voll ist.<br />
Vielen D<strong>an</strong>k und Ihnen alles Gute für den Ruhest<strong>an</strong>d<br />
bzw. für Ihre Arbeit in der Kirche.<br />
Das Interview führte<br />
Judith Heiter.<br />
Sie ist Pfarrerin<br />
in Eybach und Stötten<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
43
Aus den Distrikten<br />
Geislinger Vesperkirche – ein Ort der Seelsorge<br />
CHRISTOPH WIBORG<br />
DISTRIKT GEISLINGEN<br />
<strong>Was</strong> hat Essen und Trinken mit Seelsorge zu tun, mag der<br />
eine oder die <strong>an</strong>dere sich fragen. Wie soll m<strong>an</strong> Seelsorge<br />
betreiben, wenn m<strong>an</strong> umsetzt, was m<strong>an</strong> als Kind noch<br />
gelernt hat: "Mit vollem Munde spricht m<strong>an</strong> nicht!" hieß<br />
es immer und so kaute m<strong>an</strong> schweigend auf seinem<br />
Roschtbrota oder Ripple herum. Einzig und allein die<br />
Menge, die m<strong>an</strong> zu sich nahm, gab darüber Aufschluss,<br />
wie es in einem aussah. „Iss, <strong>das</strong>s du zu Kräften<br />
kommst!“ war d<strong>an</strong>n <strong>das</strong> Nächste.<br />
Hier lässt sich <strong>an</strong>setzen. In der Vesperkirche <strong>Geislingen</strong><br />
sind viele Menschen zu Kräften gekommen. Natürlich<br />
zunächst durch die drei Gänge, die m<strong>an</strong> dort zu essen<br />
bekam. Und hinterher noch <strong>das</strong> süße Stückle . . . Für viele<br />
war es wie im Urlaub, diese drei Wochen in der Pauluskirche.<br />
Das Essen war fertig, der Tisch war gedeckt und es<br />
gab immer jem<strong>an</strong>den, mit dem m<strong>an</strong> reden konnte, wenn<br />
m<strong>an</strong> es wollte.<br />
Heilsames Essen<br />
mit unterschiedlichsten Menschen<br />
"Dass Essen so schön sein k<strong>an</strong>n!" hat eine gesagt. Es war<br />
dieser Geist des Angenommenseins, der dieses Essen zu<br />
etwas Besonderem, zu etwas Heilsamem machte. Und<br />
<strong>das</strong> unterschied die Vesperkirche auch von einem einfachen<br />
Gemeindemittagessen! Dort sitzt zumeist der harte<br />
Kern zusammen, der sich schon l<strong>an</strong>ge kennt und trifft.<br />
Hier in der Vesperkirche aßen Menschen zusammen, die<br />
sich vorher höchstens einmal von ferne auf der Straße<br />
gesehen hatten. Menschen aus allen Richtungen, aus allen<br />
fünf Tälern <strong>Geislingen</strong>s, aus allen Bevölkerungsschichten.<br />
Und der Mund konnte noch so voll sein: Die unterschiedlichsten<br />
Lebensgeschichten w<strong>an</strong>derten über die liebevoll<br />
geschmückten Tische. M<strong>an</strong> nahm <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>der Anteil in<br />
einer Art und Weise, wie ich es bisher nur selten erlebt<br />
habe. So gab es kaum einen, der nicht beim Hinausgehen<br />
zufrieden aussah.<br />
44 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Unser täglich’ Brot<br />
Unsere Geislinger Vesperkirche<br />
war tatsächlich mehr<br />
als nur ein Ort des Essens.<br />
Die, die hungrig waren,<br />
haben hier Brot bekommen,<br />
echtes Brot. Und ich glaube<br />
die meisten haben gespürt,<br />
<strong>das</strong>s sie mit diesem Brot<br />
auch ein Stück von Gott<br />
mitbekommen haben.<br />
Dass in der Zuwendung<br />
zum Anderen etwas spürbar<br />
wurde von der Annahme<br />
jedes Einzelnen durch Gott.<br />
Mit der Vesperkirche in einem Kirchenraum wurde den<br />
Menschen <strong>das</strong> gegeben, was „unser tägliches Brot“ ist,<br />
so wie Luther es im Katechismus formuliert hat: „Alles,<br />
was Not tut für Leib und Leben, wie … Essen, Trinken,<br />
Kleider, . . . Friede, . . . gute Freunde, getreue Nachbarn und<br />
desgleichen.“
Auch die Satten, die hierher kamen, die dies „gar nicht<br />
nötig“ hatten, haben gespürt, <strong>das</strong>s hier mehr ist als nur<br />
Essen und Trinken. Sie sind hierher gekommen, weil sie<br />
bei aller Sattheit gespürt haben, <strong>das</strong>s es zum Leben noch<br />
mehr braucht.<br />
„Und sie waren täglich einmütig beiein<strong>an</strong>der . . . und brachen<br />
<strong>das</strong> Brot hier und dort in den Häusern, hielten die<br />
Mahlzeiten mit Freude . . . und lobten Gott." Diese Worte<br />
aus der Apostelgeschichte wurden in der Vesperkirche mit<br />
Leben gefüllt.<br />
Wenn <strong>das</strong> Brot als Rose blüht<br />
In einem Lied, <strong>das</strong> in unser „Neue Lieder“-Buch aufgenommen<br />
wurde, heißt es:<br />
„Wenn <strong>das</strong> Brot, <strong>das</strong> wir teilen, als Rose blüht und <strong>das</strong><br />
Wort, <strong>das</strong> wir sprechen, als Lied erklingt, d<strong>an</strong>n hat Gott<br />
unter uns schon sein Haus gebaut, d<strong>an</strong>n wohnt er schon<br />
in unserer Welt. Ja, d<strong>an</strong>n schauen wir heut schon sein<br />
Angesicht, in der Liebe, die alles umfängt.“<br />
Ich denke, alle Besucherinnen und Mitarbeiter der<br />
Geislinger Vesperkirche glauben fest dar<strong>an</strong>: Gott hat in<br />
diesen drei J<strong>an</strong>uarwochen sein Haus in der Pauluskirche<br />
gebaut, dort hat er Herberge gefunden: zwischen Tellern<br />
YASNA CRÜSEMANN<br />
„Wir sind seit 20 Jahren hier und in dieser Zeit hat uns<br />
nie jem<strong>an</strong>d gefragt, wie es uns hier <strong>geht</strong>!“ Es gibt Sätze,<br />
die hängen bleiben. Für <strong>mich</strong> war <strong>das</strong> so ein Satz. Die ihn<br />
gesagt hat, ist türkische Muslima. Sie trägt in der Öffentlichkeit<br />
ein Kopftuch. „Liegt es wirklich nur am Kopftuch?“<br />
fragt sie verzweifelt. An der Sprache liegt es jedenfalls<br />
nicht, denn Frau B. spricht perfekt deutsch, ihre<br />
Kinder machen Abitur und mittlere Reife. Sie selbst ist<br />
vielfältig engagiert. Sie weiß viel von deutscher Kultur,<br />
deutschem Lebensstil und vom christlichen Glauben.<br />
Niem<strong>an</strong>d wird ihr unterstellen können, sie bemühe sich<br />
nicht um Integration und dennoch fragt sie: „<strong>Was</strong> muss<br />
ich noch alles tun, um integriert zu sein?“<br />
Ich bin bei ihr zu Hause und wir trinken Tee. Ich denke<br />
dar<strong>an</strong>, <strong>das</strong>s wir seit 2 1 ⁄2 Jahren in <strong>Geislingen</strong> sind, und in<br />
dieser Zeit wurden wir – Gott sei D<strong>an</strong>k! – schon oft<br />
gefragt, wie es uns hier <strong>geht</strong>, auch, wie wir zu recht<br />
kämen, da in der Oberen Stadt „mit den vielen Türken“.<br />
und Tassen, Messern und Gabeln, zwischen Lachen<br />
und Singen, zwischen Zuhören und mitein<strong>an</strong>der beten.<br />
Und wo Gott sein Haus baut, wird für die Seele gesorgt.<br />
Auch beim Essen und Trinken.<br />
Christoph Wiborg<br />
ist Diakoniepfarrer<br />
im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
<strong>Geislingen</strong><br />
Fragt dich ein Hungernder:<br />
Wo ist Gott?<br />
D<strong>an</strong>n gib ihm ein Brot<br />
Und sage: Hier.<br />
Fragt dich ein Satter:<br />
Wo ist Brot?<br />
D<strong>an</strong>n gib ihm Gott<br />
Und sage: Hier.<br />
Eine persönliche<br />
R<strong>an</strong>dbemerkung zu den<br />
christlich-islamischen<br />
Gesprächen in <strong>Geislingen</strong><br />
Es hat uns nie jem<strong>an</strong>d gefragt<br />
Viel Unmut ist mir in dieser Zeit begegnet: „Die wollen<br />
sich nicht integrieren!“ heißt es oft. Oder, wenn es um<br />
Muslime <strong>geht</strong>: „Die werden doch alle vom Ausl<strong>an</strong>d<br />
gesteuert!“ Und immer wieder: die Türken, die Muslime.<br />
Als ob m<strong>an</strong> sie alle über einen Kamm scheren könnte.<br />
D<strong>an</strong>n höre ich diesen Satz von Frau B., die sagt: „In 20<br />
Jahren hat uns nie jem<strong>an</strong>d gefragt, wie es uns <strong>geht</strong>!“ Und<br />
ich bekomme eine Ahnung davon, was es für Menschen<br />
aus einer Kultur, in der Gastfreundlichkeit ein so hohes<br />
und wichtiges Gut ist, bedeuten muss, nicht willkommen<br />
und eingeladen zu sein, sondern abgelehnt und <strong>an</strong>gefeindet<br />
zu werden. Wie viele solcher Leidensgeschichten, wie<br />
viel Schmerz, wie viele Verletzungen mag da hinter den<br />
lästigen Problemen in unserem Stadtteil verborgen liegen,<br />
auch und gerade da, wo es einen guten Willen gibt oder<br />
mal gegeben hat.<br />
Begegnungen helfen, Vorurteile abzubauen<br />
Vielleicht sind solche Begegnungen und Gespräche am<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
45
Aus den Distrikten<br />
DISTRIKT GEISLINGEN<br />
R<strong>an</strong>de der christlich-islamischen Gespräche noch<br />
wichtiger als die eigentlichen Themenabende, die seit<br />
Anf<strong>an</strong>g 2005 regelmäßig in <strong>Geislingen</strong> stattfinden und die<br />
wir als ev<strong>an</strong>gelische und katholische Christinnen und<br />
Christen gemeinsam mit den Musliminnen und Muslimen<br />
der DITIB-Moschee ver<strong>an</strong>stalten. An jedem Abend bearbeiten<br />
wir seither ein religiöses Thema: Angef<strong>an</strong>gen von<br />
den Heiligen Büchern, dem Kor<strong>an</strong>, über Feste und Spiritualität,<br />
die Rolle der Frau, unsere Vorstellungen von Gott<br />
bis hin zum Thema Tod und Auferstehung haben wir so<br />
m<strong>an</strong>ches religiöse Themenfeld bereits „beackert“. „Wie ist<br />
<strong>das</strong> bei euch? Wie bei uns?“ Muslime erklären uns, wie<br />
sie ihren Glauben verstehen und leben, und wir versuchen<br />
ihnen unseren christlichen Glauben zu erklären. Dabei<br />
entsteht m<strong>an</strong>ches Mal eine lebhafte Diskussion: „Wie sollen<br />
wir uns <strong>das</strong> vorstellen, <strong>das</strong>s Jesus ein Mensch ist und<br />
zugleich Gott sein soll?“ werden wir etwa gefragt. Ja, sind<br />
wir als ChristInnen so sprachfähig in Bezug auf unseren<br />
eigenen Glauben, <strong>das</strong>s wir <strong>das</strong> <strong>an</strong>dern erklären können?<br />
„Ich habe auch viel über unseren eigenen Glauben<br />
gelernt. M<strong>an</strong>ches wusste ich gar nicht.“ sagt eine Teilnehmerin.<br />
Eine <strong>an</strong>dere meint: „Ich sehe die Muslime jetzt mit<br />
<strong>an</strong>deren Augen. Ich sehe jetzt nicht mehr nur <strong>das</strong> Kopftuch.<br />
Mich interessiert jetzt, was der Kopf darunter denkt.“<br />
Begegnungen mit konkreten Menschen können helfen<br />
eigene Vorurteile abzubauen, Feindbildern entgegenzuwirken:<br />
„Wer eine Sache nicht kennt, steht ihr alsbald<br />
feindlich gegenüber!“ heißt es in einem Sprichwort und<br />
<strong>das</strong>selbe gilt wohl von Menschen <strong>an</strong>derer Kulturen oder<br />
Religionen. Das heißt nicht, <strong>das</strong>s ich alles gut heißen<br />
muss oder keine Enttäuschungen mehr erlebe. Aber konkrete<br />
Begegnungen helfen, <strong>das</strong>s „die Türken“ oder „die<br />
Muslime“ ein konkretes Gesicht bekommen, viele Gesichter<br />
– Gesichter, hinter denen jeweils eine eigene Lebensund<br />
m<strong>an</strong>chmal Leidensgeschichte verborgen ist, Gesichter<br />
und Lebensentwürfe, die unterschiedlicher nicht sein<br />
können. Hinter der Etikettierung „Muslime“ entdecken wir<br />
d<strong>an</strong>n Mütter und Väter, die wie wir Probleme mit ihren<br />
pubertierenden Söhnen haben oder sich um die Zukunft<br />
ihrer Kinder sorgen. Arbeitende, die wie viele von uns<br />
Christlich-islamische Gesprächsrunde in <strong>Geislingen</strong><br />
46 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
um ihren Arbeitsplatz fürchten. Gläubige, die eine <strong>an</strong>dere<br />
Glaubenssprache sprechen und sich dennoch wie wir<br />
Ged<strong>an</strong>ken darüber machen, <strong>das</strong>s religiöse Feste durch<br />
Vermarktung und Konsumverhalten immer sinnentleerter<br />
werden. Und Gläubige, die in Krieg und Gewalt einen<br />
politischen Missbrauch ihrer Religion sehen.<br />
Begegnungen verändern<br />
Auf meine Frage, wie in seiner Gemeinde der Karikaturenstreit<br />
aufgenommen wurde, gab Imam Orh<strong>an</strong> Tosun eine<br />
bemerkenswerte Antwort: Die Karikaturen, so sagte er,<br />
haben ihn verletzt, er habe aber seiner Gemeinde gesagt,<br />
der Prophet Mohammed bräuchte keine Rechts<strong>an</strong>wälte.<br />
Dieser habe zu Lebzeiten schlimmeres erlebt und soll<br />
damals den Menschen über seine Verfolger gesagt haben:<br />
„Vergebt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“<br />
Und so sollten sie es heute auch halten.<br />
Wer eigene Berührungsängste überwindet, k<strong>an</strong>n überraschende<br />
Begegnungen erleben.<br />
Als Jesus einmal einer ausländischen Frau begegnet und<br />
ihre Bitte um die Heilung ihrer Tochter zunächst ablehnt,<br />
weil sie eine Heidin ist, bleibt diese dennoch hartnäckig. In<br />
ihrer Sorge um <strong>das</strong> kr<strong>an</strong>ke Kind überwindet sie nationale,<br />
soziale und religiöse Grenzen. Eine Begegnung, die nicht<br />
nur Heilung bewirkt, sondern die auch beide Gesprächspartner<br />
verändert und ihnen neue Horizonte eröffnet.<br />
Sich begegnen, ein<strong>an</strong>der zuhören, den Anderen kennen<br />
lernen, <strong>das</strong> Fremde verstehen zu suchen, die Ängste und<br />
Sorgen der <strong>an</strong>deren ernst nehmen, Respekt und Achtung<br />
– <strong>das</strong> sind die Voraussetzungen für jedes gelingende<br />
Gespräch – auch <strong>das</strong> zwischen den Religionen. Und für<br />
den Frieden – auch den zwischen den Religionen.<br />
Yasna Crüsem<strong>an</strong>n ist Pfarrerin<br />
<strong>an</strong> der Stadtkirche <strong>Geislingen</strong>
20 Jahre Markuskirche <strong>Geislingen</strong><br />
MARTIN BREITLING<br />
Einen guten Grund zum Feiern gab es am zweiten Advent<br />
in der Markusgemeinde: 20 Jahre Markuskirche. Nichts<br />
besonderes, was sind bei einer Kirche denn schon 20<br />
Jahre, mögen m<strong>an</strong>che vielleicht denken. Stimmt, 20 Jahre<br />
sind für eine Kirche nicht viel. Aber dafür haben bei diesem<br />
Jubiläum viele Menschen mitgefeiert, welche die Entstehung<br />
der Markusgemeinde und den Bau der Kirche<br />
miterlebt und mitgestaltet haben. Sie konnten noch aus<br />
der Zeit berichten, als es die Markuskirche noch nicht gab<br />
und die Gemeinde sich in einem Ladengeschäft zu den<br />
Gottesdiensten traf, in der so gen<strong>an</strong>nten „Ladenkirche“.<br />
Seit 20 Jahren steht die Markuskirche nun in einem<br />
Gebiet, <strong>das</strong> als sozialer Brennpunkt bezeichnet wird, in<br />
der ehemaligen Bergarbeitersiedlung in Altenstadt. Hier<br />
vor Ort zu sein, ist für die Gemeinde eine wichtige Aufgabe.<br />
Das zeigt auch der Niemöller-Kindergarten, der<br />
ebenfalls seit 20 Jahren in der Markuskirche beheimatet<br />
ist. Er erfreut sich großer Beliebtheit bei den Eltern,<br />
vielleicht gerade wegen seines ev<strong>an</strong>gelischen Profils.<br />
„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte<br />
werden nicht vergehen.“ Dieser Vers ist auf dem Grundstein<br />
im Kirchengebäude eingemauert. Auch am Jubiläum<br />
wurde darüber gepredigt. Diese Worte erinnern beständig<br />
dar<strong>an</strong>, <strong>das</strong>s es nicht um <strong>das</strong> Gebäude <strong>geht</strong>, sondern darum,<br />
<strong>das</strong>s Menschen mit dem einen Wort Gottes in Berührung<br />
kommen. Wenn <strong>das</strong> kein Grund zum Feiern ist!<br />
Martin Breitling<br />
ist Pfarrer<br />
<strong>an</strong> der Markuskirche<br />
in <strong>Geislingen</strong><br />
Ernste Fin<strong>an</strong>zsituation in Eybach<br />
Die Gemeinde ist zum Aufbruch bereit<br />
PETER HEITER<br />
In den Wintermonaten f<strong>an</strong>d der Gottesdienst der Eybacher<br />
Kirchengemeinde nicht wie bisher in der Kirche, sondern im<br />
Gemeindesaal statt. Nicht etwa deshalb, damit die Gottesdienstatmosphäre<br />
familiärer wird, nein: Anlass dafür war ein<br />
Loch, <strong>das</strong> im Eybacher Haushalt klafft und <strong>das</strong> unter <strong>an</strong>derem<br />
die Reduzierung der Heizkosten erforderlich macht.<br />
<strong>Was</strong> sind die Ursachen dieses Loches?<br />
Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben dazu<br />
geführt, <strong>das</strong>s u. a. durch notwendige Renovierungen <strong>das</strong><br />
Vermögen der Kirchengemeinde immer stärker zurückgeg<strong>an</strong>gen<br />
ist. Dieser Umst<strong>an</strong>d und die generell zurückgehenden<br />
Zuschüsse führen dazu, <strong>das</strong>s die Einnahmen für<br />
den Haushalt immer weiter sinken werden. Dem stehen<br />
steigende Unterhalts- und Energiekosten für unsere Gebäude<br />
gegenüber. Zu diesem seit Jahren <strong>an</strong>haltenden Trend<br />
gesellt sich auch noch eine in diesem Jahr notwendige<br />
Dachs<strong>an</strong>ierung mit geschätzten Kosten von ca. 70.000 €.<br />
Zur Information über diese unerfreuliche Entwicklung zu<br />
informieren und um ihr entgegenzutreten, versammelten<br />
sich ca. 30 Gemeindeglieder. Pfarrer Peter Heiter machte mit<br />
Kirchenpflegerin Silvia Reimer deutlich, <strong>das</strong>s dieses Problem<br />
nicht erst seit ein paar Jahren besteht, und zeigte auf, wie<br />
im letzten Jahr durch Spendenaktionen, Konzerte, Gemeindeessen<br />
und Feste nicht nur ein reges Gemeindeleben<br />
herrschte, sondern auch ein unerwartet hohes Spendenergebnis<br />
erzielt wurde.<br />
Dem Schock der Erkenntnis, <strong>das</strong>s trotz dieser Anstrengungen<br />
<strong>das</strong> fin<strong>an</strong>zielle Problem weiter besteht und <strong>das</strong> Loch sogar<br />
noch größer werden wird, wenn nichts passiert, folgten bald<br />
entschlossene Vorschläge und Ideen, wie z. B. ein Oster-<br />
Bazar, eine Wunschlieder-Auktion für einen Sing-Gottes-<br />
dienst am Muttertag, ein WM-Gottesdienst mit Gemeindeessen<br />
und Gewinnspiel, Übertragung der WM-Spiele mit<br />
Getränkeaussch<strong>an</strong>k, ein Gemeindenachmittag mit Filmen,<br />
der Versuch, die Gemeinderäume zu vermieten etc.<br />
Ein neu gegründeter Fin<strong>an</strong>z- und Strukturausschuss wird die<br />
Ergebnisse regelmäßig überprüfen und sich Ged<strong>an</strong>ken machen,<br />
wie es weitergehen k<strong>an</strong>n. Eines aber ist uns allen klar:<br />
Wir brauchen Sie!<br />
Viele haben schon reagiert und uns für den Haushalt und<br />
speziell für die <strong>an</strong>stehende Dachs<strong>an</strong>ierung viel gespendet.<br />
G<strong>an</strong>z herzlichen D<strong>an</strong>k allen, die uns damit, aber auch mit<br />
Ged<strong>an</strong>ken, Wünschen und Händen begleiten. Dennoch:<br />
Das Jahr ist noch jung und die <strong>an</strong>stehenden Baumaßnahmen<br />
liegen fin<strong>an</strong>ziell weit über dem, was wir uns leisten<br />
können. Wir brauchen nach wie vor Spenden, aber auch<br />
helfende Hände, mitdenkende Köpfe und offene Herzen,<br />
um die Fin<strong>an</strong>zsorgen in den Griff zu bekommen.<br />
Wir brauchen Sie aber auch, weil ohne Sie Gemeinde<br />
nicht gelebt werden k<strong>an</strong>n. Unsere Kirchengemeinde<br />
besteht nicht in erster Linie aus Zahlen, Fin<strong>an</strong>zen und<br />
Strukturproblemen, sondern aus Menschen, die mit uns<br />
als Gemeinde Jesu Christi leben. Aus der lebendigen<br />
Hoffnung auf ihn leben wir und in dieser Hoffnung<br />
wagen wir mutige Aufbrüche gegen die Fin<strong>an</strong>zsorgen.<br />
Brechen Sie mit auf!<br />
Peter Heiter ist Pfarrer<br />
in Eybach und Stötten<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
47
Aus den Distrikten<br />
Um beim ökumenischen Bezirks-Chortreffen fit zu sein,<br />
waren zweiundfünfzig Chormitglieder der ev<strong>an</strong>gelischen<br />
Kirchengemeinden Bad Überkingen, Deggingen-Bad<br />
Ditzenbach, Hausen und Unterböhringen zusammen mit<br />
Pfarrerin Martina Rupp bei einem intensiven Proben-<br />
Wochenende im Kloster Kirchberg.<br />
Gemeindeübergreifend mitein<strong>an</strong>der zu singen hat im Täle<br />
schon Tradition. So beim jährlichen Distriktsgottesdienst<br />
und in diesem Jahr beim Stöttentag. Dieses Wochenende<br />
im Kloster Kirchberg sollte dazu dienen, ein gemeinsames<br />
Repertoire zu erarbeiten. Unterstützt wurde <strong>das</strong> Wochenende<br />
vom Innovationsfond des <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong>.<br />
Die begleitenden Chorleiterinnen, Christine Wilms,<br />
Leonore D<strong>an</strong>gelmaier, Katharina Wolfinger und Ulrich<br />
Nachbauer wechselten sich beim Einstudieren des umf<strong>an</strong>greichen<br />
Liedprogramms ab. Trotz unterschiedlicher<br />
Arbeitsweisen brachten alle vier es fertig, die Chöre unter<br />
einen Hut, sprich in Einkl<strong>an</strong>g, zu bringen.<br />
Ein besonderes Zuckerle hatten die Dirigenten für den<br />
Samstag vorgesehen. Die Stimmbildnerin Katharina<br />
Weißenborn aus Göppingen brachte durch gezielte Techniken<br />
alle dazu, auch die höchsten oder tiefsten Töne<br />
aus sich herauszuholen.<br />
Am Abend trafen sich alle nach dem letzten Gebet um<br />
21 Uhr völlig geschafft, aber höchst zufrieden zu einem<br />
sehr gemütlichen Beisammensein, natürlich auch hierbei<br />
mit viel, diesmal fröhlichem Ges<strong>an</strong>g.<br />
Singen tut gut<br />
DISTRIKT OBERE FILS<br />
„Singen macht Spaß und Singen tut gut!“<br />
Gemeinden vernetzen – mit Musik<br />
ULRIKE HILBMANN-FITZ, ERIKA MATHEIS<br />
Am Sonntagmorgen durfte der „Täleschor“ den Gottesdienst<br />
mitgestalten. So wurde unter <strong>an</strong>derem <strong>das</strong> eher<br />
unbek<strong>an</strong>nte aber wunderschöne „Ave Maria“ von Rachm<strong>an</strong>inov<br />
und als besonderer Beitrag „Die Himmel<br />
erzählen“ aus der „Schöpfung“ von Haydn mit viel Konzentration<br />
und Freude gesungen. Dies wurde von den<br />
48 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
Gottesdienstbesuchern positiv aufgenommen. Ergreifend<br />
war der Reisesegen, der allen persönlich zugesprochen<br />
wurde.<br />
Nach diesen zweieinhalb arbeitsreichen Tagen ist uns<br />
bewusst geworden, wie bereichernd solch intensive<br />
Probearbeit ist und <strong>das</strong>s sich die vielen Mühen auf jeden<br />
Fall lohnen.<br />
Am Ende waren sich alle einig, solch ein Wochenende<br />
zu wiederholen.<br />
Ulrike Hilbm<strong>an</strong>n-Fitz und Erika Matheis, Deggingen<br />
Schöpfung erleben – Schöpfung bewahren<br />
Gruibinger Gemeindefreizeit auf der Insel Spiekeroog<br />
HARTMUT HOLDER, CHRISTIAN KEINATH<br />
S<strong>an</strong>d so weit <strong>das</strong> Auge reicht, der Himmel endlos, <strong>das</strong><br />
Meer bewegt sich bis zum Horizont – so k<strong>an</strong>n die Natur<br />
zu einer Erfahrung von Schöpfung und zur Ahnung von<br />
einer <strong>an</strong>deren Dimension menschlichen Lebens werden.<br />
Mit der Gemeindefreizeit wollen wir dies im Herbst auch<br />
für uns in Erfahrung bringen: „Schöpfung erleben –<br />
Schöpfung bewahren“, so lautet <strong>das</strong> Thema der Freizeit.<br />
Seit 1986 ist Spiekeroog, mit Ausnahme des bewohnten<br />
Inselkerns, Teil des Nationalparks Niedersächsisches<br />
Wattenmeer.<br />
Die Chöre beim Proben-Wochenende im Kloster Kirchberg<br />
Bei Erkundungen der autofreien Insel mit ihrer Natur<br />
und Kulturl<strong>an</strong>dschaft (Wattw<strong>an</strong>derung, Bernsteinsuche<br />
etc.) gibt es viel zu entdecken und zu erleben. Die<br />
täglichen Besinnungen werden <strong>das</strong> Thema der Freizeit<br />
aufgreifen.<br />
Für die Gemeindefreizeit haben wir die ev<strong>an</strong>gelische Ferienstätte<br />
Haus Wolfg<strong>an</strong>g ausgesucht. Die Insel Spiekeroog ist<br />
ein <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>ntes Nordseeheilbad. Sie verfügt über ein Kurmittelhaus,<br />
ein Meerwasserhallenbad und bietet ein traditionell<br />
gewachsenes Ortschaftsbild ohne Hochhäuser und<br />
betonierte Einkaufspassagen. Auch die älteste ostfriesische<br />
Inselkirche auf Spiekeroog wird mit einer speziellen Andacht<br />
für unsere Gruppe mit einbezogen.
Männervesper<br />
in Gruibingen<br />
CHRISTIAN KEINATH<br />
Nach mehrmonatiger vorausgeg<strong>an</strong>gener Pl<strong>an</strong>ung f<strong>an</strong>d am<br />
18. November 2005 zum ersten Mal <strong>das</strong> Männervesper<br />
im Martinshaus in Gruibingen statt. Im Einladungsfoyer<br />
hieß es: „Das Männervesper ist eine neue ökumenisch<br />
offene Ver<strong>an</strong>staltung für Männer im oberen Filstal. Es<br />
möchte dazu beitragen, mehrmals im Jahr Themen aus<br />
Religion und Kultur in der Perspektive von Männern aufgreifen.<br />
An den Abenden gibt es zwar immer ein Referat,<br />
wichtig ist aber genauso der Austausch unterein<strong>an</strong>der<br />
im <strong>an</strong>schließenden Gespräch.“<br />
Der Auftaktabend mit Diakon Steph<strong>an</strong> Burghardt vom<br />
Männerwerk der Ev<strong>an</strong>gelischen L<strong>an</strong>deskirche unter dem<br />
Thema „Wie Männer eben so sind – wie sind denn die<br />
Männer so?“ war für alle Beteiligten gut und eindrücklich.<br />
Entl<strong>an</strong>g einer EKD-Umfrage hat Burghardt klassische<br />
männliche Lebensweisen in den Bereichen Arbeit, Familie,<br />
Partnerschaft, Gesundheit, Glaube und Kirche aufgezeigt.<br />
Am 31. März 2006 wurde <strong>das</strong> Männervesper fortgesetzt.<br />
Der Historiker Dr. Theodor Straub, durch intensive Familienforschung<br />
mit Gruibingen und der Region sehr gut<br />
vertraut, referierte zum Thema „Jeder M<strong>an</strong>n ein Amtm<strong>an</strong>n?<br />
(Nicht nur) historische Erinnerungen <strong>an</strong> <strong>das</strong><br />
Ämterwesen“. <strong>Was</strong> heute wieder eingefordert wird und –<br />
so Straub – auch von der Politik wieder zunehmend<br />
erk<strong>an</strong>nt wird: <strong>das</strong>s ein Gemeinwohl nur durch <strong>das</strong> Engagement<br />
der Bürger leben k<strong>an</strong>n, war bereits im verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahrhundert Realität. Straub zeigte die Vielfalt von<br />
über 60 verschiedenen Ämtern auf, die es im kleinen Dorf<br />
Gruibingen Mitte des 18. Jahrhunderts gab.<br />
Für 2006 gibt es zwei weitere Termine des Männervespers:<br />
Am 20. Mai 2006 findet eine Exkursion nach Weinsberg<br />
statt. Neben der Besichtigung von Burg, Kirche und Stadt<br />
(Führungen durch Walter Kuhn und Dek<strong>an</strong> Otto Friedrich)<br />
wird es eine biblische Weinprobe geben. Die Hin- und<br />
Rückfahrt erfolgt mit dem Bus.<br />
Ein Tipp: Haus Wolfg<strong>an</strong>g ist eines von vielen Häusern der<br />
Ev<strong>an</strong>gelischen Familienerholung<br />
(www.ev-familienerholung.de), die in den verschiedenen<br />
Regionen Deutschl<strong>an</strong>ds vertreten sind. Als Reisegruppe<br />
aber auch als einzelne Familie ist m<strong>an</strong> dort herzlich<br />
willkommen.<br />
Hartmut Holder ist Kirchengemeinderat,<br />
Christi<strong>an</strong> Keinath Pfarrer in Gruibingen<br />
Am 20. Oktober 2006 ist wieder ein „klassisches“ Männervesper<br />
im Martinshaus in Gruibingen. „M<strong>an</strong>n oder<br />
Memme: Männer in der Bibel“ – unter dieser Überschrift<br />
wird Pfarrer Christi<strong>an</strong> Keinath verschiedene Männergestalten<br />
der Bibel vorstellen. Dabei sollen verschiedene Facetten,<br />
von „M<strong>an</strong>n sein“ deutlich werden. Im Anschluss<br />
wird wieder ausreichend Zeit zum Gespräch sein.<br />
Das „Vesper“ liegt nicht nur im Namen der Ver<strong>an</strong>staltung.<br />
An den Abenden wird auch gevespert. Jeweils zu Beginn<br />
der Ver<strong>an</strong>staltung besteht die Gelegenheit zur Stärkung<br />
bei Fleischkäse oder Rippchen und Getränken.<br />
Das Männervesper findet in Gruibingen statt, ist aber offen<br />
für Männer aus dem oberen Filstal und natürlich darüber<br />
hinaus. Bei der letzten Ver<strong>an</strong>staltung hat sich die Runde der<br />
Männer auch schon über Gruibingen hinaus erweitert. Mit<br />
Rudolf Härle, Hartmut Holder, Walter Kuhn sowie Pfarrer<br />
Christi<strong>an</strong> Keinath ist <strong>das</strong> Vorbereitungsteam aus der ev<strong>an</strong>gelischen<br />
und katholischen Kirchengemeinde besetzt.<br />
Wer Informationen wünscht, k<strong>an</strong>n sich gerne <strong>an</strong> <strong>das</strong> Pfarramt<br />
Gruibingen (0 73 35 / 52 00) wenden.<br />
Herzliche Einladung <strong>an</strong> „jederM<strong>an</strong>n“<br />
zum Männervesper in Gruibingen!<br />
Pfarrer Christi<strong>an</strong> Keinath<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
49
Aus den Distrikten<br />
DISTRIKT OBERE FILS<br />
Kirchengemeinden bauen für die Zukunft<br />
GEORG BRAUNMÜLLER<br />
Mit dem Bau von insgesamt drei Photovoltaik<strong>an</strong>lagen<br />
wollen die Kirchengemeinden Unterböhringen und Hausen<br />
ein Beispiel für erneuerbare Energien geben und für<br />
die Gemeinde sparen. Die Anlagen wurden auf den<br />
Gemeindehäusern in Hausen und Unterböhringen und auf<br />
der Kirche in Oberböhringen errichtet.<br />
Dem Auftrag, die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren,<br />
sind die Kirchengemeinden durch diese Maßnahme<br />
zur nachhaltigen Energiegewinnung nachgekommen. Es<br />
werden weniger fossile Brennstoffe verbraucht und damit<br />
der CO2-Ausstoß verringert. Bei der Anlage in Hausen<br />
sind es ca. 7000 kg CO2 im Jahr. Die Anlage produziert<br />
jährlich etwa 10 000 kW Strom, <strong>das</strong> entspricht ungefähr<br />
dem vierfachen Stromverbrauch des Gemeindehauses.<br />
Die Erlöse des eingespeisten Stromes tragen zudem zur<br />
Fin<strong>an</strong>zierung des Gemeindehauses bei.<br />
Technische Daten: Größe der Photovoltaik<strong>an</strong>lagen in<br />
Hausen 11,1 KW, in Oberböhringen 6,4 KW und in<br />
Unterböhringen 6,2 KW.<br />
Die Anlage in Hausen zum Beispiel besteht aus 60 Modulen<br />
und 4 Wechselrichtern auf 78,6 m 2 Dachfläche. Die<br />
Gesamtkosten betrugen hier 57.812,78 €.<br />
Die Ev<strong>an</strong>gelische L<strong>an</strong>deskirche in Württemberg hat aus<br />
dem Förderprogramm für Energiesparmaßnahmen einen<br />
Zuschuss von je 15 000 € für die Anlagen gewährt.<br />
Fin<strong>an</strong>ziert wird die Anlage über einen Zeitraum von 20<br />
Jahren mit einem Darlehen. Der l<strong>an</strong>ge Fin<strong>an</strong>zierungszeit-<br />
IRIS GOEBEL, ANGELIKA WAGNER<br />
50 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
raum wurde gewählt, damit vom ersten Jahr <strong>an</strong> ein Überschuss<br />
für die Kirchengemeinde erfolgen k<strong>an</strong>n.<br />
Die steigenden Energiepreise und der weltweit ras<strong>an</strong>te<br />
Anstieg des Verbrauches von Energie unterstreichen nochmals,<br />
<strong>das</strong>s die Kirchengemeinden eine richtige Entscheidung<br />
getroffen haben: erneuerbare Energien sind ein richtiger<br />
Schritt in die Zukunft.<br />
Georg Braunmüller ist Pfarrer<br />
in Unterböhringen und Hausen<br />
Frauen 30 plus – Frauenpower in Auendorf<br />
Es braucht: Eine ausreichende Anzahl von Frauen mit<br />
Engagement und Esprit, eine <strong>an</strong>genehme Atmosphäre, interess<strong>an</strong>te<br />
Themen – fertig ist der „Frauentreff 30 plus“ in<br />
Auendorf.<br />
Genau nach diesem Motto treffen sich seit Herbst letzten<br />
Jahres regelmäßig einmal monatlich Frauen im Ev<strong>an</strong>gelischen<br />
Gemeindezentrum in Auendorf. Sie lachen, kochen,<br />
reden – sind mitein<strong>an</strong>der.<br />
Das Themenspektrum ist sehr bunt gefächert: Vom Frauenfilm<br />
mit <strong>an</strong>schließendem Austausch von kuriosen Episoden,<br />
über <strong>das</strong> Eintauchen in fernöstliche Gefilde, zum Beispiel<br />
durch <strong>das</strong> Kochen mit dem Wok, bis hin zum Erfahren<br />
von Körperbewusstsein beim Baucht<strong>an</strong>zschnupperkurs.<br />
Bonhoeffer-Gemeindehaus in Hausen<br />
Der Weltgebetstag nimmt einen besonderen Platz ein.<br />
Die Vorbereitung und Durchführung zusammen mit <strong>an</strong>deren<br />
Frauen macht nicht nur Spaß, sondern zeigt auch, wie<br />
wichtig es ist Ereignisse zu begehen und zu feiern, die<br />
mehr als die eigene Gemeinde betreffen.<br />
Auch die Kultur in Form von Theaterbesuch, Frauenstadtführung<br />
in <strong>Geislingen</strong> und Buchlesungen findet ihren Platz.<br />
M<strong>an</strong>chmal ist es auch einfach nur ein meditativer Spazierg<strong>an</strong>g<br />
durch Gottes schöne Schöpfung.<br />
Dieser neue Frauentreff macht Lust und Neugier auf die<br />
nächsten Termine. Es ist interess<strong>an</strong>t, wie die unterschiedlichen<br />
Charaktere bei einem gemeinsamen Abend zuein<strong>an</strong>der<br />
finden und neue Ideen wachsen können.<br />
Die Nähe oder Dist<strong>an</strong>z zur Kirche und zum Glauben sind<br />
bei den Einzelnen durchaus unterschiedlich. Und <strong>das</strong><br />
darf so sein. Bei uns stehen die Förderung von sozialen<br />
Kontakten und <strong>das</strong> Treffen mit <strong>an</strong>deren Frauen im Vordergrund.<br />
Wir bieten neben dem aktuellen Thema Raum für Gespräch<br />
und Erfahrungsaustausch.<br />
Iris Goebel<br />
Angelika Wagner
S DISTRIKT UNTERES FILSTAL<br />
Cake-City<br />
Jugendkreis Kuchen<br />
FRIDOLIN EISELE<br />
Jeden Mittwochabend um 19.30 Uhr treffen sich ca. 10<br />
Jugendliche im Alter von 16 oder 17 Jahren im ev<strong>an</strong>gelischen<br />
Gemeindehaus in Kuchen. M<strong>an</strong>che kommen regelmäßig,<br />
<strong>an</strong>dere schauen nur gelegentlich vorbei. Frido und<br />
Beate, die den Jugendkreis leiten, sorgen für ein abwechslungsreiches<br />
Programm, mit dem alle zufrieden sind, wie<br />
zum Beispiel gemeinsam kochen, Fußball spielen oder<br />
einen Film <strong>an</strong>schauen. Dieses Programm wird je nach Jahreszeit<br />
gestaltet. So wird im Sommer auch mal ein Grillfest<br />
ver<strong>an</strong>staltet oder ein Poolabend bei Frido verbracht.<br />
Zusätzlich geben die beiden Leiter einen geistigen Impuls<br />
<strong>an</strong> die Jugendlichen weiter und regen damit auch m<strong>an</strong>chmal<br />
zum Nachdenken <strong>an</strong>.<br />
Alles in allem ist der Jugendkreis eine coole Sache und<br />
alle kommen immer gerne wieder.<br />
Fridolin Eisele ist Jugendmitarbeiter in Kuchen<br />
C<strong>an</strong>dle-Light-Dinner und Bibelarbeit<br />
10 Jahre Ev<strong>an</strong>gelisches Gemeindehaus<br />
MATTHIAS KRAUTER<br />
Am 28. J<strong>an</strong>uar 2006 feierte <strong>das</strong> Ev<strong>an</strong>gelische Gemeindehaus<br />
in Gingen seinen zehnten Geburtstag. Es ist heute kaum<br />
mehr vorstellbar, wie ein Gemeindeleben in den sehr begrenzten<br />
Möglichkeiten des Vorgänger-Gemeindehauses<br />
möglich war, denn neben den ca. 25 regelmäßigen Gruppen<br />
und Kreisen – von der Kinder- und Jugendarbeit über die<br />
Erwachsenenbildung bis hin zu den verschiedenen kirchen-<br />
Gemeindehaus in Gingen<br />
musikalischen Angeboten – werden die Räumlichkeiten<br />
immer wieder zu Gemeindeabenden, C<strong>an</strong>dle-Light-Dinner,<br />
Frauenfrühstückstreffen, Bibelwochen oder Gemeindefesten<br />
und vielem <strong>an</strong>derem genutzt. Nicht zuletzt wird im Winterhalbjahr<br />
im Rahmen der lokalen Agenda einmal im Monat<br />
ein Mittagessen <strong>an</strong>geboten, <strong>das</strong> vor allem von älteren<br />
Gemeindegliedern gerne benutzt wird. Außerdem findet<br />
jeden Sonntag nach dem Gottesdienst ein Kaffeeständerling<br />
im Foyer statt, der nicht mehr wegzudenken ist.<br />
Für Ordnung und Sauberkeit im Gemeindehaus sorgt <strong>das</strong><br />
Hausmeisterehepaar Marion und Joachim Holstein. Als<br />
gute Seele des Hauses legen sie Wert auf eine offene und<br />
herzliche Atmosphäre. Marion Holstein versteht es, mit<br />
viel Geschick und Liebe <strong>das</strong> Haus jeweils entsprechend<br />
der Jahreszeit zu schmücken und zu dekorieren. Die beiden<br />
Hausmeisterleute wurden beim Neujahrsempf<strong>an</strong>g der<br />
Mitarbeiter für ihre 10-jährige gute und treue Arbeit<br />
geehrt. Ohne sie wäre ein reibungsloses und gedeihliches<br />
Mitein<strong>an</strong>der so vieler Gruppen und Kreise unter einem<br />
Dach nicht möglich.<br />
Matthias Krauter<br />
ist Pfarrer in Gingen<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
51
Aus den Distrikten<br />
Besuchsdienst in Donzdorf –<br />
Brückenbauerinnen der Gemeinde<br />
ANNETTE LEUBE<br />
„Reden zwei Menschen mitein<strong>an</strong>der,<br />
müssen sie zu Weltreisenden werden,<br />
von ihrer eigenen Welt zu der des Gegenübers gel<strong>an</strong>gen.<br />
Auf diese Weise beginnen sie, eine Brücke<br />
zwischen zwei sich scheinbar fremd gegenüberstehenden<br />
Welten zu bauen.“ (Heiderose Gärtner)<br />
Wenn dies schon für die Kommunikation zwischen zwei<br />
Menschen gilt, wie viel mehr gilt es d<strong>an</strong>n für die Frauen des<br />
Besuchsdienstes unserer Kirchengemeinde.<br />
Jede trägt ihr eigenes Bild von Seelsorge in sich, viele verstehen<br />
sich als Brückenbauerinnen, <strong>an</strong>dere als Gärtnerinnen,<br />
vielen ist <strong>das</strong> „g<strong>an</strong>z Ohr sein“ wichtig, aber alle kommen zu<br />
den Besuchten nicht privat, sondern im Auftrag der Gemeinde<br />
und letztlich im Auftrag Jesu, wie Paulus schreibt:<br />
„Nehmt ein<strong>an</strong>der <strong>an</strong>, wie Christus euch <strong>an</strong>genommen<br />
hat zu Gottes Lob.“ (Römer 15,7).<br />
Diese Liebe Gottes hilft, immer wieder neu <strong>das</strong> aktive<br />
Zuhören als innere Haltung einzuüben, die Bedürfnisse der<br />
Besuchten zu spüren, sie wertzuschätzen und ein kleines<br />
Wegstück mitein<strong>an</strong>der zu gehen, eben: Brückenbauen.<br />
Sorgen für die eigene Seele<br />
Wer in der Seelsorge tätig ist, muss gut für die eigene Seele<br />
sorgen.<br />
Das wissen die Besuchsdienstfrauen. Deshalb beginnen die<br />
regelmäßigen Treffen mit einer Andacht, um der eigenen<br />
Seele mit Bibeltexten, Bildern, und Ges<strong>an</strong>gbuchliedern Nahrung<br />
zu schenken. Außerdem ist nach dem Verteilen der<br />
Arbeit viel Platz fürs Gespräch, um aktuelle Fragen einzubringen<br />
und mitein<strong>an</strong>der zu klären, um Dinge loszuwerden,<br />
die einem auf dem Herzen liegen, um neue Perspektiven<br />
und Verhaltensmöglichkeiten zu entdecken.<br />
Einmal im Jahr gönnt sich die Gruppe einen Fortbildungstag<br />
mit kompetenten ReferentInnen und die Palette der Themen<br />
ist groß: „Mit Verlusten leben“, „Leibhaftig glauben“, „Regeln<br />
der Gesprächsführung“, „Trauer-Trauerphasen-Trauerwege“,<br />
„Verwundeten Seelen begegnen“, „Kriegsbiografien“.<br />
Seit 26 Jahren besteht der Besuchsdienst in Donzdorf, zurzeit<br />
tun 15 Frauen diesen seelsorgerlichen Dienst der Gemeinde.<br />
Der Kreis wird von Pfarrerin Annette Leube geleitet<br />
und begleitet. So werden quer durchs Jahr rund 250 Gemeindeglieder<br />
besucht.<br />
Nicht spektakulär, aber wichtig<br />
Dabei gibt es natürlich eine Fülle unterschiedlichster Begegnungen:<br />
m<strong>an</strong>chmal ist der Besuch kurz und findet <strong>an</strong><br />
der Haustür statt, ein <strong>an</strong>deres mal wird es ein intensives<br />
Gespräch im Wohnzimmer oder eine gute Begegnung am<br />
Kr<strong>an</strong>kenbett, mit den Jahren wächst Vertrauen, viele Jubilare<br />
freuen sich auf den Besuch „ihrer“ Frau aus der Kirchengemeinde.<br />
Wünsche der Jubilare und Jubilarinnen <strong>an</strong> die Pfarrer werden<br />
selbstverständlich weitergegeben. Wieder: Brückenbau.<br />
Immer gilt es dabei, sorgfältig wahrzunehmen, welche<br />
konkrete Situation m<strong>an</strong> <strong>an</strong>trifft, ob ein Besuch erwünscht<br />
und <strong>an</strong>genehm ist, welche Hürden überwunden werden<br />
können und wo Dist<strong>an</strong>z <strong>an</strong>gesagt ist.<br />
52 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
All dies braucht Zeit, ein gutes Gehör, Gespür und große<br />
Aufmerksamkeit für die Vielschichtigkeit von Besuchssituationen,<br />
aber nicht selten gehen die Besuchsdienstfrauen<br />
als Beschenkte nach Hause: beschenkt durch <strong>das</strong><br />
Hören von Lebensgeschichten, höchst individuell und<br />
einmalig, beschenkt durch erfahrenes Vertrauen, beschenkt<br />
durch gelungenen Brückenbau.<br />
Diese wichtige Seelsorge-Arbeit ist nicht spektakulär,<br />
nicht öffentlichkeitswirksam, sie geschieht im Verborgenen<br />
und Stillen. Schweigepflicht ist für alle Frauen selbstverständlich.<br />
Auch Brüchiges, Nicht-Gelungenes gehört zu dieser Arbeit,<br />
z. B. <strong>das</strong> Gefühl, als Vertreterin der Kirche unerwünscht zu<br />
sein oder zum falschen Zeitpunkt <strong>an</strong>geklopft zu haben.<br />
Beim Versuch, neu zugezogene Gemeindeglieder persönlich<br />
zu besuchen, waren die Mühe und die Frustration so groß,<br />
<strong>das</strong>s wir zwischenzeitlich auf einen Begrüßungs- und Infobrief<br />
umgestiegen sind.<br />
Ob der Besuchsdienst auch etwas mitbringt?<br />
Zeit und Offenheit für die Jubilarinnen und Jubilare, einen<br />
Kartengruß der zuständigen Pfarrerin/des zuständigen<br />
Pfarrers und ein Geburtstagsbuch mit Bildern und Segenswünschen.<br />
Das ist sicherlich noch ausbaubar. Bei den<br />
runden Geburtstagen gibt es ein Glas Donzdorfer Honig<br />
und Tee aus dem Weltladen.<br />
Auch hier: Brückenbauen. Samenstreuen.<br />
Ob die Besuchsdienstfrauen auch beten oder <strong>das</strong> Ges<strong>an</strong>gbuch<br />
dabei haben?<br />
Auch <strong>das</strong> ist sehr unterschiedlich. Eine erfahrene Besuchsdienstfrau<br />
hat es kürzlich so zusammengefasst: „Ich bete<br />
vor den Besuchen für <strong>mich</strong>, um ruhig zu werden und Kraft<br />
zu schöpfen, um <strong>mich</strong> zu öffnen für den Mensch, dem ich<br />
gleich begegne und ihn – wie immer er auch sein mag –<br />
als Geschöpf Gottes <strong>an</strong>zunehmen. Bei den Besuchen bete<br />
ich nur auf ausdrücklichen Wunsch. Beten ist etwas<br />
sehr persönliches, <strong>das</strong> will ich niem<strong>an</strong>d aufzwingen oder<br />
überstülpen. Aber für <strong>mich</strong> selbst ist <strong>das</strong> Gebet durch<br />
nichts zu ersetzen.“<br />
Obwohl viele Besuchsdienstfrauen auch <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren Stellen<br />
in der Kirchengemeinde aktiv sind, stimmen sie dem Satz<br />
von Mirella Abate-Leibbr<strong>an</strong>d, einer der Leiterinnen des Seelsorgeseminars<br />
der württembergischen L<strong>an</strong>deskirche, zu:<br />
„Seelsorge ist <strong>das</strong> Herzstück der Gemeinde.“<br />
Annette Leube<br />
ist Pfarrerin in Donzdorf
VON MENSCHEN, BEGEGNUNGEN UND JUBILÄEN<br />
Alfred Birker – 60 Jahre ehrenamtlich<br />
für seine Kirche aktiv<br />
„Ich tue es gern, <strong>das</strong> ist die Hauptsache“,<br />
sagt Alfred Birker, wenn er auf<br />
sein kirchliches Engagement <strong>an</strong>gesprochen<br />
wird. Und <strong>das</strong> beg<strong>an</strong>n vor 60<br />
Jahren, im Mai 1946, als Kinderkirchhelfer<br />
<strong>an</strong> der Stadtkirche in <strong>Geislingen</strong>.<br />
80 Kinder kamen regelmäßig in den<br />
Kindergottesdienst und 16 Helferinnen<br />
und Helfer betreuten diese. Zwei<br />
Jahre später übernahm Alfred Birker d<strong>an</strong>n die Leitung der<br />
Kinderkirche. Und diese hatte er inne bis 1986, als er die<br />
Kinderkirche in jüngere Hände übergab. In den Kirchengemeinderat<br />
der Stadtkirche wurde er 1959 gewählt, ab<br />
1977 war er Laienvorsitzender. Für die Stadtkirchengemeinde<br />
war er im Engeren Rat der Gesamtkirchengemeinde<br />
und Mitglied der Bezirkssynode bis ins Jahr 1995, als er<br />
sich nicht mehr in den Kirchengemeinderat wählen ließ. Mit<br />
dem Lektorendienst wurde er 1986 beauftragt. Dies ist ein<br />
Ehrenamt, <strong>das</strong> er gerne macht. Denn, so sagt Alfred Birker,<br />
mit diesem Dienst komme er in viele Gemeinden und erhalte<br />
den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus. Aktiv ist er<br />
auch in der Blinden- und Sehbehindertenarbeit. Seine verstorbene<br />
Frau, Otti Birker, die selbst blind war, hat ihn in<br />
diese Arbeit mitgenommen. Er leitet den Treffpunkt für Blinde<br />
und Sehbehinderte im Geislinger Samariterstift. Sp<strong>an</strong>nend<br />
waren für Alfred Birker auch die vier Gemeindefreizeiten<br />
in Südtirol, die er ver<strong>an</strong>twortlich org<strong>an</strong>isiert hat. Und<br />
von den zur DDR-Zeit stattgefundenen Begegnungstreffen<br />
mit der Thüringer Partnergemeinde in Saalfeld erzählt er interess<strong>an</strong>te<br />
Begebenheiten, die m<strong>an</strong> eben nur erleben k<strong>an</strong>n,<br />
wenn m<strong>an</strong> ehrenamtlich engagiert ist – so wie Alfred Birker.<br />
Diakonin Dagmar Völskow<br />
in Donzdorf verabschiedet<br />
Vier Jahre l<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>d der Name<br />
„Dagmar Völskow“ für die<br />
Jugendarbeit in der Donzdorfer<br />
Kirchengemeinde.<br />
Die Liste der Dinge, die durch<br />
ihre Hände und ihr Herz gingen,<br />
ist l<strong>an</strong>g: Mädchentage und Stabpuppenspiele,<br />
Jungscharstunden<br />
und Aktionen, Saftbar und Boys-Club, Zirkus und<br />
Kasperltheater etc. Die Jugendräume trugen zusehends<br />
ihre H<strong>an</strong>dschrift und füllten sich mit Leben.<br />
Nach den ersten zwei Jahren war der Kirchengemeinderat<br />
so beflügelt, <strong>das</strong>s m<strong>an</strong> sich entschloss, die Stelle zu verlängern<br />
und weiterhin aus eigenen Mitteln und vielen<br />
Spenden zu fin<strong>an</strong>zieren.<br />
Und nun am Ende? Eine große Jungschar ist übrig geblieben.<br />
So dynamisch ist Jugendarbeit! So schnell werden<br />
aus Mitarbeiterinnen junge Leute, die wegziehen und<br />
eigene Wege in <strong>an</strong>deren Gemeinden gehen.<br />
Aber wir sind nicht frustriert, sondern d<strong>an</strong>kbar für die<br />
zurückliegenden Jahre, und wer weiß schon, w<strong>an</strong>n<br />
gestreute Samen aufgehen (Markus 4).<br />
Der Jugendausschuss überlegt sich, wie nun die Jugendarbeit<br />
wieder auf ehrenamtliche Schultern verteilt werden<br />
k<strong>an</strong>n und hat schon viele Ideen.<br />
<strong>Geislingen</strong> beg<strong>an</strong>n <strong>das</strong> Jahr mit dem<br />
L<strong>an</strong>desbischof<br />
Der große Saal im<br />
Martin-Luther-Haus<br />
in <strong>Geislingen</strong> war<br />
überfüllt. Viele<br />
wollten L<strong>an</strong>desbischof<br />
Fr<strong>an</strong>k-<br />
Otfried July hören,<br />
der zum Neujahrs-<br />
Empf<strong>an</strong>g nach<br />
<strong>Geislingen</strong> gekommen war und über „Im Umbruch Aufbruch<br />
– Zukunft von Kirche und Gesellschaft aus Gottes<br />
H<strong>an</strong>d“ sprach. „Wenn der July im J<strong>an</strong>uar nach <strong>Geislingen</strong><br />
kommt, k<strong>an</strong>n <strong>das</strong> fürs Klima und Wetter nur gut sein“,<br />
meinte Dek<strong>an</strong>in Gerlinde Hühn zur Begrüßung.<br />
Das Mesnerinnen-<br />
Dream-Team in Gingen<br />
Viereinhalb Jahre hat die Kirchengemeinde<br />
Gingen gesucht,<br />
bis sie ihre Mesnerstelle wieder<br />
vollständig besetzten konnte.<br />
In dieser Zeit wurden 50 % der<br />
Mesnertätigkeit ehrenamtlich<br />
von den Mitgliedern des<br />
Kirchengemeinderats erledigt,<br />
die <strong>an</strong>dere Hälfte wurde von<br />
Christa B<strong>an</strong>tleon versorgt. Das mag ja <strong>das</strong> Modell der<br />
Zukunft sein, wenn die Gelder knapper werden, dennoch<br />
sind die Gingener froh, in Brigitte Obermaier eine zweite<br />
Mesnerin gefunden zu haben. Die beiden sehr engagierten<br />
Frauen sind ein echtes Dream-Team und ein Glücksfall für<br />
die Gingener Kirchengemeinde.<br />
Wechsel in der Süßener Kirchenpflege<br />
Mit Ingolf Schlechter hat die Kirchengemeinde Süßen<br />
seit J<strong>an</strong>uar 2006 einen neuen Kirchenpfleger.<br />
Seine Vorgängerin<br />
Claudia Hahn hatte<br />
<strong>das</strong> Amt mit Ende<br />
des Jahres niedergelegt.<br />
Ingolf Schlechter ist<br />
verheiratet, hat drei<br />
Kinder und wohnt<br />
mit seiner Familie in<br />
<strong>Geislingen</strong>.<br />
Claudia Hahn Ingolf Schlechter<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
53
Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
Neue Pfarrerin zur Anstellung<br />
in <strong>Geislingen</strong><br />
Neue Pfarrerin zur Anstellung bei der<br />
Dek<strong>an</strong>in in <strong>Geislingen</strong> ist Elisabeth<br />
Jooß. Ihre Heimatstadt Esslingen hat<br />
sie nach dem Abitur verlassen, um<br />
zunächst ein soziales Jahr in Paris zu<br />
absolvieren. Anschließend studierte<br />
sie Theologie in Tübingen, Jerusalem<br />
und Marburg, wo sie im Jahr 2003 mit einer Arbeit zum<br />
„Raum“ promoviert hat. Ihr Ausbildungsvikariat machte<br />
sie in Lauchringen, einem Ort in der badischen L<strong>an</strong>deskirche,<br />
nahe der Schweizer Grenze. Ihr Ehem<strong>an</strong>n Stef<strong>an</strong>,<br />
der bis jetzt Assistent in Zürich gewesen ist, wird im<br />
September hier im Bezirk sein Vikariat beginnen. Ehepaar<br />
Jooß hat einen einjährigen Sohn - und sie freuen sich sehr<br />
auf die Begegnungen und Gespräche mit Ihnen allen!<br />
Abschied von<br />
Pfarrerin D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke<br />
Knapp zwei Jahre war D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke<br />
Pfarrerin zur Dienstaushilfe bei der<br />
Geislinger Dek<strong>an</strong>in. Aber trotz dieser<br />
kurzen Zeit hat sie Akzente gesetzt.<br />
Das Abendgebet in der Geislinger<br />
Stadtkirche wurde von ihr gestaltet<br />
und aufrecht erhalten. Sie übernahm<br />
in der Vakaturzeit den Konfirm<strong>an</strong>denunterricht und die<br />
Konfirmationen in Unterböhringen und Hausen, war in<br />
den meisten Gemeinden im <strong>Kirchenbezirk</strong> um Gottesdienste<br />
zu feiern, beteiligte sich <strong>an</strong> der Notfall-Seelsorge<br />
und ist noch Mitglied im Redaktionsteam der Geislinger<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung. Seit März ist D<strong>an</strong>iela J<strong>an</strong>ke in<br />
Stuttgart am Karl-Olga-Hospital. Sie macht dort eine Zusatzausbildung<br />
zur Kr<strong>an</strong>kenhausseelorgerin.<br />
Bike und Bibel<br />
Wer hat Interesse sich zu treffen, um<br />
gemeinsam Motorrad zu fahren und<br />
sich über die Bibel und Gott und die<br />
Welt zu unterhalten?<br />
Treffpunkt ist im Sommer, jeden ersten<br />
und dritten Donnerstag im Monat,<br />
um 18 Uhr, 73337 Unterböhringen,<br />
Ortstraße 21, vorm Pfarrhaus. Ansprechpartner:<br />
Georg Braunmüller, Telefon: 0 73 34 / 43 64,<br />
E-mail: pfarramt.unterboehringen@gmx.de<br />
20 Jahre <strong>an</strong> der Pauluskirche<br />
<strong>Geislingen</strong>: Walter Glatz<br />
Im Frühjahr 1986 trat Walter Glatz<br />
seinen Dienst als Mesner und Hausmeister<br />
<strong>an</strong> der Pauluskirche <strong>an</strong>. Noch<br />
heute wird beim Erzählen spürbar, mit<br />
welch gemischten Gefühlen diese Zeit<br />
durchsetzt war. Walter Glatz war neu<br />
in <strong>Geislingen</strong>, seine Familie damals noch in Siebenbürgen.<br />
Zwei Jahre voller Unsicherheit folgten, bis Maria Glatz<br />
mit den drei Töchtern Christa, Ute und Elke nachkommen<br />
konnte. Nicht nur der Ehem<strong>an</strong>n und Vater hieß die<br />
Familie in <strong>Geislingen</strong> willkommen, auch die Paulusgemeinde<br />
begrüßte sie mit Wärme und freute sich mit<br />
54 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
allen Glatzens darüber, <strong>das</strong>s sie wieder zusammen waren.<br />
Sehr bald übernahm Maria Glatz von ihrem M<strong>an</strong>n <strong>das</strong><br />
Mesner- und Hausmeisteramt, während er eine Anstellung<br />
außerhalb der Kirchengemeinde f<strong>an</strong>d. Nach der Arbeit<br />
ging er seiner Frau zur H<strong>an</strong>d, pflegte die Grün<strong>an</strong>lagen,<br />
kümmerte sich um die Heizung und reparierte allerh<strong>an</strong>d<br />
Kleinigkeiten. D<strong>an</strong>eben übernahm Walter Glatz im Jahr<br />
2000 die Leitung des Paulus-Chores.<br />
Nichts ist Walter und Maria Glatz zuviel, wenn es<br />
darum <strong>geht</strong>, einen Rahmen für <strong>das</strong> gottesdienstliche und<br />
gemeindliche Leben in der Pauluskirche zu schaffen. Mit<br />
Humor und Herzenswärme sind beide aktiv. Die Paulusgemeinde<br />
gratuliert zum Jubiläum.<br />
Neue Jugendreferentin im Alb-Distrikt<br />
Im J<strong>an</strong>uar ist Schwester Claudia<br />
Günther in die Amstetter Dienstwohnung<br />
eingezogen. Sie ist als<br />
Jugendreferentin für die Gemeinden<br />
im Alb-Distrikt tätig. Geboren ist sie<br />
1967 in Stuttgart und aufgewachsen<br />
in Bernhausen. Zwei Tage nach ihrem<br />
15. Geburtstag lernte sie Jesus als<br />
ihren persönlichen Herrn und Erlöser<br />
kennen. Nach der Schule machte sie eine Lehre als Bauzeichnerin<br />
und wechselte d<strong>an</strong>n ins Mutterhaus Aidlingen.<br />
Nach der Ausbildung dort war sie in der Gemeindearbeit<br />
in Esslingen tätig. Sechs Jahre später bekam sie vorübergehend<br />
eine g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Aufgabe im Verlag in Döffingen.<br />
Seit J<strong>an</strong>uar ist sie Amstetter Bürgerin und als Jugendreferentin<br />
im Alb-Distrikt tätig.<br />
Viel zu tun auf der Stubersheimer Alb<br />
Mit dem Einzug von Eva und Holger<br />
Platz ins Pfarrhaus in Schalkstetten ist<br />
die geschäftsführende Pfarrstelle der<br />
Gesamtkirchengemeinde Stubersheimer<br />
Alb seit März wieder besetzt. Das<br />
Theologen-Ehepaar ist mit seinen zwei<br />
Kindern Jonas und Leonie zunächst für<br />
drei Jahre dort tätig. Holger Platz hat<br />
vorerst die Pfarrstelle alleine inne, denn<br />
Eva Platz ist in Elternzeit. Der Vorsitzende<br />
der Stubersheimer Gesamtkirchengemeinde,<br />
Herm<strong>an</strong>n Frieß, begrüßte<br />
<strong>das</strong> Ehepaar herzlich und versprach<br />
ihnen, <strong>das</strong>s es mit den fünf Gemeinden<br />
sicher nicht l<strong>an</strong>gweilig werde.<br />
Kurt Vogelgs<strong>an</strong>g verlässt Aufhausen<br />
Ins Dek<strong>an</strong>at Böblingen, nach Weil im Schönbuch,<br />
wechselt Pfarrer Kurt Vogelgs<strong>an</strong>g im August. Auf<br />
1. September 1996 hat der damalige L<strong>an</strong>desbischof Renz<br />
Pfarrer Vogelgs<strong>an</strong>g zum Pfarrer von<br />
Aufhausen ern<strong>an</strong>nt. Sein Dienstauftrag<br />
betrug 50 % Gemeindepfarramt,<br />
hinzu kamen 50 % für die<br />
Missionsleitung der Missionsm<strong>an</strong>nschaft<br />
Rotes Meer (MRM).<br />
Im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> arbeitete<br />
er im <strong>Kirchenbezirk</strong>sausschuss mit,<br />
war Kontaktperson zur Ev<strong>an</strong>gelischen
Alli<strong>an</strong>z, war Mitglied im Redaktionsteam der <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />
und Dek<strong>an</strong>sstellvertreter. Das Gemeindehaus<br />
in Aufhausen wurde in seinem letzten Amtsjahr<br />
in Aufhausen umgebaut und im verg<strong>an</strong>genen Oktober<br />
feierlich eingeweiht.<br />
Wechsel auf der<br />
Türkheimer<br />
Pfarrstelle<br />
Am 1. März 1997<br />
wurde Edeltraud<br />
Meyer Pfarrerin in<br />
Türkheim. Die in<br />
Crailsheim geborene<br />
Theologin<br />
übernahm mit<br />
Edeltraud Meyer Helga Striebel<br />
diesem Gemeindepfarramt<br />
auch die Seelsorge bei Gehörlosen in den<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong>en <strong>Geislingen</strong> und Göppingen.<br />
Als sie nun nach neun Jahren auf die Pfarrstelle Stubersheim/Hofstett-Emerbuch,<br />
ebenfalls im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
<strong>Geislingen</strong>, wechselte, behielt sie diesen Zusatzauftrag<br />
der Gehörlosen-Seelsorge. Weiterhin ist Edeltraud Meyer<br />
für die Konfirm<strong>an</strong>denarbeit im Bezirk zuständig. Abgegeben<br />
hat sie bei dem Wechsel <strong>das</strong> Jugendpfarramt, <strong>das</strong><br />
sie sich mit Rudolf Spieth, Pfarrer in Wiesensteig, teilte.<br />
Dieses doch sehr zeitaufwändige Bezirksamt ist mit der<br />
50 %-Pfarrstelle in Stubersheim nicht mehr vereinbar.<br />
Bereits auf 1. Februar konnte die Pfarrstelle in Türkheim<br />
wieder besetzt werden. Helga Striebel ist vom Ev<strong>an</strong>gelischen<br />
Oberkirchenrat beauftragt worden, mit einem<br />
halben Dienstauftrag die Kirchengemeinde Türkheim zu<br />
versehen. Die in Rottenacker geborene Pfarrerin wird vorerst<br />
bis Sommer in Türkheim sein und ihre Ausbildungszeit<br />
vollenden, die sie aus familiären Gründen unterbrochen hat.<br />
Ob sie ab Sommer weiterhin Pfarrerin in Türkheim bleibt,<br />
wird sich d<strong>an</strong>n entscheiden. Bis dahin bleibt Pfarrerin<br />
Striebel mit ihrer Familie in Dornstadt wohnen.<br />
„Ikonen – Fenster zur himmlischen Wirklichkeit“<br />
Eine <strong>an</strong>dere Art<br />
der Kunst bot die<br />
Ikonen-Ausstellung<br />
im Frühjahr<br />
in <strong>Geislingen</strong>. Sie<br />
erwies sich als<br />
Publikumsmagnet.<br />
Ikonen sind gemalte<br />
Frömmigkeit<br />
und Fenster zur<br />
himmlischen<br />
Wirklichkeit. Seit Jahrhunderten werden sie nach dem<br />
strengen Regelwerk der Symbol- und Bilddarstellung gemalt.<br />
Die Technik der „umgekehrten Perspektive“ der Bilder<br />
erlaubt eine Einbeziehung der Betrachter ins Bild, sie werden<br />
quasi direkt <strong>an</strong>geschaut, was bei einer räumlichen Perspektive<br />
nicht zu erreichen ist. Zu beachten ist auch die Bedeutungsperspektive,<br />
nach der <strong>das</strong> Wichtigste im Bild am<br />
größten dargestellt wird. Jedes Detail hat hier seine besondere<br />
Bedeutung. Die Ausstellung wurde vom ökumenischen<br />
Arbeitskreis <strong>Geislingen</strong>-Altenstadt in Zusammenarbeit<br />
mit der Kreissparkasse <strong>Geislingen</strong> ver<strong>an</strong>staltet.<br />
Der Neue ist da<br />
„Der Neue ist jetzt da“, diesen Satz<br />
hat Eberhard Schmid in letzter Zeit<br />
öfters gehört.<br />
Seit April diesen Jahres arbeitet er als<br />
Nachfolger von Bärbel Hartm<strong>an</strong>n bei<br />
der Kirchlichen Verwaltungsstelle<br />
Göppingen. Eberhard Schmid ist<br />
46 Jahre alt, verheiratet und hat drei<br />
Kinder im Alter von 15, 13 und 9 Jahren. Mit ihren drei<br />
Schildkröten und einem Hamster wohnen sie in Eislingen.<br />
Nach dem Abitur und dem Grundwehrdienst beg<strong>an</strong>n<br />
Eberhard Schmid seine Ausbildung zum gehobenen Dienst<br />
in der Kommunalverwaltung, die er im November 1984 als<br />
Diplom-Verwaltungswirt (FH) abschloss. Ab J<strong>an</strong>uar 1985<br />
war er in der Kirchlichen Verwaltungsstelle Stuttgart tätig.<br />
Nach deren Neustrukturierung ging er als stellvertretender<br />
Leiter zur Verwaltungsstelle Esslingen und war zuständig<br />
für <strong>das</strong> Fin<strong>an</strong>zwesen der <strong>Kirchenbezirk</strong>e Bernhausen und<br />
Esslingen.<br />
Bei der Kirchlichen Verwaltungsstelle Göppingen gehört<br />
zu seinem Zuständigkeitsbereich insbesondere: die Stellvertretung<br />
der Leiterin der Verwaltungsstelle, <strong>das</strong> Anstellungsrecht<br />
und die Bau- und Fin<strong>an</strong>z<strong>an</strong>gelegenheiten der<br />
Kirchengemeinden des <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong>, weiter<br />
ist er Ansprechpartner für die Kirchenpflegen, die mit<br />
CuZea-K arbeiten.<br />
In der Freizeit spielt Eberhard Schmid gerne Volleyball,<br />
fährt mit dem Fahrrad und, was ihm besonders am<br />
Herzen liegt, gestaltet zusammen mit 70 Kindern und<br />
20 Betreuern eine Stadtr<strong>an</strong>derholung in Eislingen.<br />
Früh aufstehen ist kein Problem:<br />
Martin Breitling<br />
Seit September letzten Jahres ist er<br />
Pfarrer in <strong>Geislingen</strong> in der Markusgemeinde:<br />
Martin Breitling. Theologie<br />
hat er in Tübingen und Bern studiert.<br />
Während der Wartezeit auf <strong>das</strong><br />
Vikariat war er für zweieinhalb Jahre<br />
als Jugendreferent im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />
Göppingen tätig. Sein Ausbildungsvikariat<br />
verbrachte er in Faurndau. Nun hat er in der Geislinger<br />
Markusgemeinde sein erstes Pfarramt übernommen.<br />
Und <strong>das</strong>s er zu den Frühaufstehern gehört, bewies Martin<br />
Breitling in der verg<strong>an</strong>genen Karwoche: Er lud die Gemeinde<br />
jeden Morgen auf 6 Uhr ein zu einem Morgengebet.<br />
Rundfunk übertrug Gottesdienst<br />
Großes Interesse f<strong>an</strong>d der<br />
Gottesdienst am 26. März<br />
in der Geislinger Stadtkirche,<br />
der vom Deutschl<strong>an</strong>dfunk<br />
und SWR-Contra<br />
in die g<strong>an</strong>ze Welt übertragen<br />
wurde. Viele Rückmeldungen<br />
von Hörerinnen<br />
und Hörer bestätigten, <strong>das</strong>s Predigt und Musik sich<br />
gegenseitig ergänzten. Die Predigt hielt Dek<strong>an</strong>in Gerlinde<br />
Hühn. Der Text der Predigt zu Phil. 1,12-21 k<strong>an</strong>n auf der<br />
Internetseite des <strong>Kirchenbezirk</strong>s nachgelesen werden.<br />
Die musikalische Leitung hatte KMD Gerhard Klumpp.<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
55
Das tut ihrer Seele gut ...<br />
Das tut ihrer Seele gut ...<br />
Friederike Maier, Süssen<br />
Gerlinde Hühn, <strong>Geislingen</strong><br />
Judith Heiter, Eybach/Stötten<br />
Matthias Krauter, Gingen<br />
Christoph Wiborg, <strong>Geislingen</strong><br />
Annette und Bernhard Leube<br />
Donzdorf/Süssen<br />
Martin Breitling, <strong>Geislingen</strong><br />
Peter Heiter, Eybach/Stötten<br />
Ingeborg Brüning, Steinenkirch<br />
Fr<strong>an</strong>k Bendler, Kuchen<br />
Georg Braunmüller<br />
Unterböhringen/Hausen<br />
Sabine Kluger, <strong>Geislingen</strong>