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Alte Liebe rostet nicht: 1971 reisten Björn Waldegård und Porsche ...

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Start <strong>und</strong> Ziel East African Safari Classic<br />

Der Unentwegte<br />

<strong>Alte</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>rostet</strong> <strong>nicht</strong>: <strong>1971</strong> <strong>reisten</strong> Björn Waldegård <strong>und</strong> <strong>Porsche</strong> erstmals nach Kenia,<br />

um die East African Safari Rallye zu gewinnen – aber das Paar scheiterte, so wie bei<br />

sechs weiteren Anläufen. 2011 versuchten sie’s bei der historischen Safari erneut…<br />

Im <strong>Alte</strong>r von 24 Jahren lernte Björn Waldegård<br />

seine Jugendliebe kennen: eine<br />

zierliche Dame aus Zuffenhausen, die auf<br />

den Namen <strong>Porsche</strong> 911 hörte. Björn verliebte<br />

sich sofort in ihren galanten Hüftschwung<br />

<strong>und</strong> schon bald eroberte das Paar<br />

die große weite Welt. Waldegård/<strong>Porsche</strong><br />

gewannen im heimischen Karlstad, in Monte<br />

Carlo <strong>und</strong> in den österreichischen Alpen.<br />

Danach entdeckte die schwäbisch-schwedische<br />

Liaison ihre Vorliebe für Kenia <strong>und</strong> die<br />

East African Safari Rallye. Vier Mal rollte<br />

Waldegård auf einem <strong>Porsche</strong> an den Start<br />

der härtesten aller WM-Rallyes, ein Sieg<br />

blieb dem Traumpaar allerdings verwehrt.<br />

Besonders dramatisch war das Duell um<br />

den Sieg <strong>1971</strong>. Waldegård hatte nach 3.800<br />

von 6.400 Kilometern eine St<strong>und</strong>e Vorsprung<br />

auf seinen Teamkollegen Sobieslaw Zasada.<br />

Auf der Strecke fuhr jedoch der Pole vorweg<br />

<strong>und</strong> hatte Waldegård bald in seinem Staub.<br />

Da war die Welt<br />

noch in Ordnung:<br />

500 Wertungs-<br />

Kilometer vorm Ziel<br />

führte das Vater-<br />

Sohn-Duo<br />

Waldegård<br />

souverän<br />

52<br />

OLDTIMER MARKT 3/2012


East African Safari Classic<br />

Start <strong>und</strong> Ziel<br />

Erste Versuche...<br />

Erstversuch <strong>1971</strong>: In Führung liegend,<br />

flog Waldegård bei dem Versuch ab,<br />

seinen Teamkollegen zu überholen<br />

Datsun im Anflug auf ein Dorf: Auch die Klassik-Variante der Safari-Rallye bemüht sich erfolgreich<br />

um den Ruf als härteste Rallye der Welt, die Mensch <strong>und</strong> Material aufs Äußerste strapaziert<br />

1974: Waldegård lag wieder in Führung,<br />

als ihn eine gebrochene Radaufhängung<br />

auf den zweiten Platz zurückwarf<br />

1978: Geschichte wiederholt sich als<br />

Blaupause der 74er Safari. Nach Platz vier<br />

zieht <strong>Porsche</strong> sich aus Afrika zurück<br />

Zasada ignorierte alle Funksprüche der<br />

Teamleitung, so dass sich Waldegård irgendwann<br />

gezwungen sah, den Polen mit Gewalt<br />

zu überholen. Dabei geschah das Unvermeidbare:<br />

Waldegård segelte von der Strecke <strong>und</strong><br />

war draußen. Zasada fiel kurz darauf durch<br />

technische Probleme zurück, <strong>und</strong> so verpasste<br />

<strong>Porsche</strong> den Sieg. 1974 <strong>und</strong> 1978 lag Waldegård<br />

ebenfalls in Führung, als die <strong>Porsche</strong>-<br />

Hinterradaufhängung ihren Dienst quittierte<br />

<strong>und</strong> ihn auf die Positionen zwei beziehungsweise<br />

vier zurückwarf.<br />

Trotz aller Bemühungen <strong>Porsche</strong>s wollte<br />

es einfach <strong>nicht</strong>s werden mit dem heiß begehrten<br />

Safari-Sieg, <strong>und</strong> so zog sich die<br />

Zuffenhausener Lady nach 1978 ins stille<br />

schwäbische Kämmerlein zurück. Björns Safari-Karriere<br />

nahm einen ganz anderen Verlauf:<br />

Der Schwede gewann die Rallye vier<br />

Mal (1977, 1984, 1986, 1990) <strong>und</strong> wurde zu<br />

einem der großen Stars. Noch heute kann<br />

jeder kenianische Taxifahrer etwas mit dem<br />

Namen Waldegård anfangen. Und noch heute<br />

kehrt Björn bei jeder Gelegenheit in das<br />

Land seiner großen Triumphe zurück.<br />

Kein W<strong>und</strong>er also, dass „Walle“ seit der<br />

Gründung der East African Safari Classic<br />

Rallye im Jahr 2003 zu den Stammgästen<br />

zählt, wo er auch wieder auf seine Jugendliebe<br />

<strong>Porsche</strong> trifft. Björn verpasste nur die<br />

erste der alle zwei Jahre stattfindenden Histo-Safaris.<br />

2005 <strong>und</strong> 2009 saß er jeweils im<br />

911. Der erste <strong>Porsche</strong> war in Hommage an<br />

die Werkswagen von 1978 mit Martini-Streifen<br />

beklebt, allerdings liegt der Verdacht<br />

nahe, dass auch die Technik seither <strong>nicht</strong><br />

revidiert wurde. Im Rückwärtsgang schleppte<br />

Björn den Sportwagen schließlich als<br />

Siebter über die Zielrampe. Das Modell von<br />

2009 war robust wie ein Nashorn, lag mangels<br />

Testfahrten zur Fahrwerksabstimmung<br />

aber auch ähnlich tumb auf der Piste. Björn<br />

kämpfte die ganze Rallye mit dem Ford Mustang<br />

von Lokalmatador Ian Duncan um den<br />

Sieg <strong>und</strong> musste sich nach 18 St<strong>und</strong>en Fahrtzeit<br />

mit gut zehn Minuten Rückstand geschlagen<br />

geben.<br />

Im November 2011 folgte schließlich der<br />

insgesamt siebte Anlauf für das Paar Wal-<br />

Stau an Schlammloch Nummer 837:<br />

Multiple Tiefdruckgebiete mit ergiebigem<br />

Regen gaben Fahrer <strong>und</strong> Pisten den Rest<br />

OLDTIMER MARKT 3/2012<br />

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Start <strong>und</strong> Ziel East African Safari Classic<br />

Ford – die können was: Die zähen H<strong>und</strong>eknochen-Escort waren dank ihrer simplen Technik <strong>und</strong> robusten starren Hinterachse in Afrika immer schon<br />

Ankommer, 1972 stellten Mikkola/Palm ihren RS 1600 sogar ganz oben aufs Podest. Hier steuert Richard Arrowsmith mit dem Heck durch eine WP<br />

degård/<strong>Porsche</strong>, <strong>und</strong> selten standen die<br />

Vorzeichen so gut: Der 911, mit dem nun der<br />

Schwede starten sollte, hatte bei der Histo-<br />

Rallye bereits drei Mal auf dem Podium gestanden,<br />

es gab genug Zeit für Testfahrten,<br />

<strong>und</strong> Björn hatte seinen Sohn Mathias auf<br />

dem Beifahrersitz, der ihn schon 2007 in<br />

einem Ford Escort Mk1 zum Sieg gelesen<br />

hatte. Was konnte ihm da noch in die Quere<br />

kommen<br />

Eine ganze Menge, denn die Safari verteidigt<br />

ihren Ruf als absoluter<br />

Härtetest auch in der Klassik-Variante. Die<br />

Veranstalter suchen die miesesten Straßen<br />

Ostafrikas <strong>und</strong> verknüpfen sie zu einer 4000<br />

Kilometer langen Route durch Kenia <strong>und</strong><br />

Tansania. R<strong>und</strong> die Hälfte der Strecke wird<br />

auf Bestzeit gefahren. Und als wäre das noch<br />

<strong>nicht</strong> genug, steuerte Petrus 2011 auch noch<br />

ein Konglomerat an Tiefdruckgebieten bei,<br />

das die Rallye ein paar Mal fast absaufen<br />

ließ. In so manchem Schlammloch ging es zu<br />

wie auf einem Supermarkt-Parkplatz am<br />

Samstagmittag kurz vor<br />

Weihnachten…<br />

Schraubergötter: Der Lkw hatte sich bis in den<br />

Überrollkäfig abgeformt. Für die Mechaniker<br />

bedeutete das Nachtschichten<br />

Waldegård schien all das herzlich wenig<br />

zu interessieren. Er fuhr mit dem<br />

Speed eines 22-Jährigen <strong>und</strong> der<br />

Weisheit eines 22-maligen Safari-Teilnehmers.<br />

Die Waldegårds<br />

absolvierten die<br />

erste Rallyehälfte ohne ein<br />

nennenswertes Problem,<br />

während sich die ernsthaften<br />

Vorschlaghammer, Schweißgerät, ein<br />

Spenderauto <strong>und</strong> viel Tape später war<br />

Waldegårds 911 wieder in Form<br />

54 OLDTIMER MARKT 3/2012


Mitbewerber um den Gesamtsieg nach <strong>und</strong><br />

nach verabschiedeten: Stig Blomqvist (Ford<br />

Escort Mk2) durch einen Differenzialschaden,<br />

Ian Duncan (Ford Capri) wegen gebrochener<br />

Radbolzen <strong>und</strong> Kardanwellen <strong>und</strong><br />

Grégoire de Mévius (<strong>Porsche</strong> 911) mit einem<br />

defekten Dreieckslenker.<br />

Genau wie <strong>1971</strong>, 1974 <strong>und</strong> 1978 lag der<br />

Waldegård-<strong>Porsche</strong> komfortabel in Führung,<br />

<strong>und</strong> genau wie früher war das ein schlechtes<br />

Omen. An Tag Sechs steckte ein Lastwagen<br />

mitten auf der Straße fest. Björn wollte links<br />

vorbeifahren, blieb aber in den Spurrillen<br />

Die Kenianer Minesh<br />

Rathod <strong>und</strong> Sachin<br />

Sumaria vertrauen<br />

auf einen Mitsubishi<br />

Lancer. Kompakt,<br />

heckgetrieben <strong>und</strong><br />

solide wie ein<br />

Panzernashorn, ist<br />

er der ideale<br />

Safari-Untersatz<br />

Sekt, Marsch:<br />

Vierzig Jahre<br />

nach seinem<br />

ersten <strong>Porsche</strong>befeuerten<br />

Sturm<br />

auf Afrika schaffte<br />

es Björn Waldegård<br />

zusammen mit<br />

seinem Sohn<br />

Mathias, ganz oben<br />

aufs Podest zu fahren<br />

hängen <strong>und</strong> krachte breitseits gegen das<br />

Hindernis. Doch anders als früher hatte Waldegård<br />

diesmal Glück. Hatte ihm <strong>1971</strong> noch<br />

der Teamkollege den möglichen Sieg geraubt,<br />

gab es nun unverhoffte Unterstützung<br />

von einem anderen <strong>Porsche</strong>-Fahrer. Der<br />

Schweizer Thomas Flohr war nach einem<br />

Überschlag hastig abgereist <strong>und</strong> hatte seinen<br />

<strong>Porsche</strong>, obwohl mechanisch unversehrt,<br />

zurückgelassen. Dieser 911 fand jetzt<br />

eine neue Bestimmung – als Ersatzteilspender<br />

von Front- <strong>und</strong> Heckscheibe sowie der<br />

gebrochenen Überrollkäfigstrebe auf der<br />

Beifahrerseite. Die Mechaniker schweißten<br />

den angeknacksten Traum vom Sieg zusammen,<br />

<strong>und</strong> nach 41 Strafminuten waren die<br />

Waldegårds wieder auf der Bahn.<br />

Am Abend wurden die Rechenschieber<br />

bemüht. Das Ergebnis: 6,39 Minuten Rückstand<br />

auf den Führenden Geoff Bell im Datsun<br />

260Z. Bei einer verbleibenden Distanz<br />

von 492 Bestzeit-Kilometern hoffte der Südafrikaner<br />

auf ein Geschenk der Organisatoren:<br />

„Ich denke, wir sollten die Rallye sofort<br />

beenden“, sagte Bell. „Ich fürchte, dass<br />

die Legende noch einmal zurückkommen<br />

wird!“ Der Gentlemen-Driver sollte Recht<br />

behalten, konnte sich im Ziel aber auch mit<br />

Platz Zwei anfre<strong>und</strong>en.<br />

Waldegård <strong>und</strong> seine Jugendliebe <strong>Porsche</strong><br />

fanden währenddessen endlich Versöhnung<br />

mit der Safari. 40 Jahre nach dem<br />

ersten gemeinsamen Versuch gab es nun<br />

den lang ersehnten Siegerchampagner. Für<br />

<strong>Porsche</strong> war es übrigens der erste Safari-<br />

Sieg überhaupt – nachdem die Zuffenhausener<br />

Sportwagen insgesamt sieben Mal<br />

den zweiten Platz belegt hatten…<br />

Text: Sebastian Klein<br />

Fotos: McKlein<br />

redaktion@oldtimer-markt.de<br />

Du bist <strong>nicht</strong> allein: Helfende Hände schieben<br />

Arron Banks aus dem Graben, Copilot Tim<br />

Chesser wippt für mehr Traktion<br />

OLDTIMER MARKT 3/2012<br />

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