Internet - Feuerwehrchronik
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3-2010 Seite 65<br />
Einrichtungsgegenstände. Wegen der Frontnähe<br />
konnte aber der Schulbetrieb in Celle<br />
nicht mehr aufgenommen werden. Der wertvollere<br />
Teil der Bücherei, das persönliche Gepäck<br />
der Schulangehörigen und feuertechnisches<br />
Gerät wurde im Raum Waren und Kölpin<br />
eingelagert.<br />
Am 09.04.1945 kam der Befehl, die Reichsfeuerwehrschule<br />
„vorläufig still zu legen“. Bis<br />
auf ein Restkommando rückten die Schulangehörigen<br />
mit ihren Fahrzeugen, Geräten,<br />
Lehrmaterial, Inventar, Bücherei und persönlichem<br />
Eigentum in Richtung Schwerin ab.<br />
Nachdem sich die Hauptkampflinie (HKL) der<br />
Russen am 20.04.1945 bis auf einen Kilometer<br />
der Stadtgrenze von Eberswalde genähert hatte,<br />
verließ das Restkommando der Reichsfeuerwehrschule<br />
am 21.04.1945 um 1.30 Uhr die<br />
Stadt ebenfalls in Richtung Schwerin und traf<br />
auch nach wenigen Tagen dort ein. Wegen<br />
fehlender Transportkapazitäten mussten die<br />
Schlauchwerkstatt und das Schlauchlager in<br />
Eberswalde zurückgelassen werden.<br />
Schwerin wurde am 02.05.1945 von US-Truppen<br />
besetzt. Vom 01.06. - 01.07.1945 gehörte<br />
es zur britischen Besatzungszone. Am<br />
04.06.1945 befahl die britische Militärbehörde,<br />
dass einige Feuerlöschfahrzeuge nach Leipzig<br />
und Stuttgart, die Mehrheit der Fahrzeuge aber<br />
in die Hauptfeuerwache nach Hamburg zu verbringen<br />
seien.<br />
Auf Grund des Abkommens der Alliierten USA,<br />
Großbritannien und der UdSSR vom<br />
12.09.1944 und 14.11.1944 über die Aufteilung<br />
Deutschlands wurde die Stadt Schwerin am<br />
01.07.1945 in die Sowjetische Besatzungszone<br />
(SBZ) eingegliedert. Alle Feuerwehrfahrzeuge<br />
wurden von den Briten am 07.06.1945<br />
den jeweiligen Berufsfeuerwehren übergeben.<br />
Nach Aussagen des letzten Oberbranddirektors<br />
der Reichsfeuerwehrschule, Dr. Friedrich<br />
Kaufhold, der am 27.12.1989 in Berlin verstarb,<br />
ging das gesamte Aktenmaterial, die<br />
Bücher und das Lehrmaterial unwiederbringlich<br />
verloren.<br />
Das Hauptgebäude der Reichsfeuerwehrschule<br />
in Eberswalde, Brunnenstraße 2, ist wahrscheinlich<br />
durch Brandstiftung in den letzten<br />
Kriegstagen abgebrannt. Die abziehenden<br />
Offiziere der Reichsfeuerwehrschule hatten<br />
keinen Befehl, das Gebäude anzuzünden.<br />
Die abgebrochenen Steine wurden 1947 für<br />
den Bau der Pionierrepublik „Wilhelm Pieck“<br />
am Werbellinsee und für das neue Gerätehaus<br />
der FFW in der Pfeilstrasse verwendet. 1959<br />
wurde das Gerätehaus übergeben. Das parallel<br />
zum Fließ Königsquelle stehende Nebengebäude<br />
nutzte man in den 50er und 60er<br />
Jahren als Warmbadeanstalt.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass in<br />
Eberswalde zehn Jahre lang ein Stück gesamtdeutsche<br />
Geschichte, nämlich die Planung<br />
und Errichtung der Reichsfeuerwehrschule mit<br />
fast siebenjährigem Schulbetrieb geschrieben<br />
wurde. Heute ist das gesamte Gelände eingezäunt<br />
und zur Vermeidung von Unfällen ist das<br />
Betreten verboten.<br />
Der Verein für Heimatkunde zu Eberswalde<br />
e.V. unterstützt gegenwärtig Bemühungen, die<br />
auf diesem Territorium entspringende Königsquelle<br />
einer touristischen Nutzung zuzuführen.<br />
Quellen<br />
Werner Seewald, handschriftliche Aufzeichnungen<br />
und Fotosammlung. // Kreisarchiv<br />
Barnim, Hist. AE 7049, Bauplan A.II.<br />
Literatur<br />
Naacke, Günther (1994): Die Verbandstage<br />
des Brandenburgischen Provinzial-Feuerwehrverbandes<br />
1877 – 1938. Feuerwehr Kurier<br />
Verlag GmbH // Naacke, Günther (2000):<br />
Geschichte des Feuerlöschwesens von 1938<br />
bis 1941. Durm Verlag GmbH, Berlin // Rösler,<br />
Günter (2000): Festschrift 125 Jahre Freiwillige<br />
Feuerwehr in Eberswalde. Eberswalde //<br />
Schmidt, Rudolf (1941): Geschichte der Stadt<br />
Eberswalde. Bd. 2. Eberswalde (Seiten 38, 41,<br />
265 und 404)<br />
Anmerkung der Redaktion<br />
Das Thema der Feuerwehrschulen soll natürlich<br />
weiter bearbeitet werden. Für diesen ersten<br />
Bericht, über die Reichsfeuerwehrschule<br />
Eberswalde danken wir Eberhard Wühle. Wir<br />
suchen aber weiter nach Material zur Eberswalder<br />
Feuerwehrschule, aber auch zu allen<br />
anderen Feuerwehrschulen, aus dem damaligem<br />
Reichsgebiet oder aus der heutigen Bundesrepublik.<br />
Gesucht werden Lehrgangspläne, Teilnehmer,<br />
Fotos, Grundrisspläne, Lehrpersonal, Unterlagen<br />
zur Entstehung der Schulen und deren<br />
Geschichte und vieles weitere mehr. Wer uns<br />
keine Originalunterlagen zusenden möchte,<br />
kann uns natürlich auch gute Scans (mit mind.<br />
300 dpi) unter der Mailadresse:<br />
Rundbrief@FW-Chronik.de zusenden. Danke.