Internet - Feuerwehrchronik

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3-2010 Seite 58 Das Fehlen einer gut organisierten motivierten Löschmannschaft (nicht als zwangsrekrutierte Pflichtfeuerwehr) führte nach dem Großbrand 1856 in der Spinnerei „Vorwärts“ zur Gründung einer Werkfeuerwehr. 1857 wurden 60 Mann für die Ravensberger Spinnerei im Zuge der Gründung einer Werkfeuerwehr eingestellt und nach dem Reglement der Berliner Berufsfeuerwehr ausgebildet. Die Form der Unterweisung war mit dem Königlichen Branddirektor, Chef der Berliner Feuerwehr von 1851 bis 1875 in Berlin, Herrn Branddirektor und Geheimrath Ludwig Carl Scabell eigens beraten worden. (Scabell hatte vom Polizeipräsidium in Berlin den Auftrag zum Aufbau einer Berufsfeuerwehr mit militärmethodi scher Ausbildung und Disziplin. Zunächst übernahm er für die neue Feuerwehr die Aufgabenbereiche des Einwohnerlöschaufgebots:Handwerksabteilung, Rettungsmannschaft, Schlauchführer sowie Wassertransportkolonne und baute diese zu selb ständigen Einheiten aus. Er schuf den Beruf des Feuerwehrbeamten, gab Instruktionen heraus und organisierte die „Bekämpfung jedes Feuers noch in der Entstehungsphase“ unter dem noch heute angewandten Prinzip des „Innenangriff“. Ebenso veranlaßte Scabell die neue Form der Alarmierung der Löschkräfte durch eine elektromagnetische Telegrafenanlage ((Vertrag mit Siemens und Halske am 20. Juni 1851 – unterirdische Kabelverlegung)) und die Fertigstellung des Berliner Rohrnetzes u. a. für die Löschwasserversorgung. Nun endlich konnten die fachlich gut ausgebildeten und trainierten Feuerwehrmänner wirksam den »Roten Hahn« bekämpfen. Scabell stand für Mut, Sachkenntnis und Sicherheit - „Gebrochen ist des Feuers Macht, seit dem Scabell darüber wacht!“ - und das „Berliner System“ wurde als Beispiel übernommen. Jedoch jeder Reform abgeneigt, passte er sein Werk den Erfordernissen nicht mehr an. Die Feuerwehrleute der Werkfeuerwehr (Ravensberger Spinnerei) arbeiteten im Betrieb, wurden für den Branddienst ausdrücklich freigestellt und auch für das Löschen bezahlt. Im Zuge der Industrialisierung wurden Be- triebsfeuerwehren in den großen Fabriken eingerichtet, diese wurden in das Löschsystem eingegliedert und erhielten mehrfach sogar Prämien für die Spritze, weil die zuerst an der Einsatzstelle eintraf. Wie ein Phoenix aus der Asche Großbrände zerstörten 1879 und 1910 die Produktionsräume der Nähmaschinenfabrik Baer & Rempel in Bielefeld. Wohl auch in Anspielung auf den letzten Brand wurden die Nähmaschinen fortan „Phoenix” genannt. Um sich trotz der Satzung/Statut der Turnerfeuerwehr zu engagieren, gründete sich 1880 eine Bürgerwehr: In der Altstadt „Abteilung I der Freiwilligen Feuerwehr”, in der Neustadt „Abteilung II der Freiwilligen Feuerwehr“ und dann gab es 1894 die „Abteilung III der Freiwilligen Feuerwehr“ in Bielefeld … Für die 1899 durch Ratsbeschluss eingesetzte Berufsfeuerwehr wurden vier Männer aus der freiwilligen Feuerwehr eingestellt, die man zunächst im Keller des Alten Rathauses unterbrachte. Damit wurden aber die freiwilligen Feuerwehren und mit ihnen die Turnbrüder der BTG nicht aus ihrer Pflicht entlassen. Im Zuge der Umstrukturierung der freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1932, verlor die Turnerfeuerwehr ihre formale Unabhängigkeit. Sie fungierte in den folgenden Jahren bis nach dem zweiten Weltkrieg nur noch als „Halbzug Turner” innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr.

3-2010 Seite 59 Die Feuerwehr Bielefeld gliedert sich in die Berufs- und die Freiwillige Feuerwehr. Stellvertretend, um nicht alle Freiwilligen Feuerwehren zu nennen, möchte ich hier auf einige eingehen: Aus der freiwilligen Anstaltsfeuerwehr entwikkelte sich eine Retter- und Spritzenkompanie, die dann 1879 zur Freiwilligen Feuerwehr Gadderbaum wurde. Wie man der Wasser- und Feuerwehrgeschichte in Bethel entnehmen kann, führte der Diakon Adam Nispel seit 1880 die Betheler Feuerwehrmänner. Die Freiwillige Feuerwehr Isselhorst, die damals zur Zentrale in Senne-Windelsbleiche (heute Feuerwache Süd) gehörte, versah über die alte Meldestelle in der Gaststätte Ortmeyer ihren Dienst. Nach einer Inspektion löste sich die Freiwillige Feuerwehr Isselhorst 1899 auf und versteigerte ihre Vereinsfahne – zwei Tage später wurde eine Zwangsfeuerwehr von 33 Mann gegründet, um den Löschdienst aufrechterhalten zu können. Am 14. Juli 1895 richtete die Feuerwehr Brackwede den Verbandstag des Minden-Ravensberg-Lippischen Feuerwehrverbandes aus. Im April 1911 wurde der Amts-Feuerwehrverband Brackwede mit den Freiwilligen Feuerwehren von Brackwede, Senne 1, Senne 2, Ummeln, Isselhorst und Quelle sowie den Betriebsfeuerwehren Spinnerei Vorwärts, Friedrich Möller GmbH und Hermann Windel gegründet. Am 1. Januar 1973 wurde Brackwede im Rahmen der Gebietsreform der Stadt Bielefeld angegliedert. Aus der Freiwilligen Feuerwehr Brackwede wurde die Löschabteilung Brackwede der Freiwilligen Feuerwehr Bielefeld. LA Milse – 1912 auf dem Gelände der Weberei A. W. Kisker gegründet, wobei es sich zunächst um eine reine Werkfeuerwehr handelte. Mit der Zeit entstand neben der Werkfeuerwehr eine freiwillige Wehr – nach außen gab es jedoch nur eine Feuerwehr Milse. Die Werkfeuerwehr Feldmühle rief 1973 einen „neuen Typ Feuerwehrmann“ aus, was auch bedeuten sollte, Frauen über kurz und lang in die Kameradschaft der Feuerwehrleute zu integrieren. Um dieser Geschichte zu gedenken veranstaltete die Bielefelder Feuerwehr mehrere Aktionstage. Neben dem großen Festakt am 16. April 2010 gab es einen „Aktionstag“ am 8. Mai 2010. In der Zeit von 10 bis 16 Uhr fanden auf mehreren Flächen Vorführungen zum Thema Brandschutz, Gefahrgut, Technische Hilfeleistung und eine Fahrzeugausstellung moderner Hilfeleistungs- und Löschfahrzeuge statt. Bei der Fahrzeugschau am 16. Mai 2010 wurden Oldtimer der Feuerwehr vorgestellt. So war es möglich Fahrzeuge, wie sie u. a. auch in Bielefeld im Einsatz waren, zu besichtigen. Werkfeuerwehr Mitsubishi HiTec Paper Bielefeld (ehem. Feldmühle) LF8 TS, Bj. 1958, Fahrgestell: Adam Opel, Aufbau: Klöckner-Humboldt-Deutz, Vorbaupumpe: FPV 8/8, 800 l/min, TS8/8 800 l/min Magirus. Das Fahrzeug wurde 1959 für die WF Feldmühle angeschafft und war im Werk sowie für das damalige Amt Heepen im Einsatz. Nach der Eingemeindung in die Stadt Bielefeld war der Einsatzbereich der Stadtbezirk Stieghorst und die BAB A2 - heute wird das LF8 noch im Werk eingesetzt. Gerätewagen - Opel Blitz 1,75 t, Bj. 1959, Aufbauhersteller: Christian Miesen. Das Fahrzeug war zunächst in feuerwehrrot und wurde anlässlich des Deutschen Feuerwehrtages 1970 in Münster als erstes Fahrzeug im nordwestdeutschen Raum in RAL 3024 tagesleuchtrot lackiert. nächste Seite: Löschfahrzeug TroTLF16, Bj. 1967, Magirus 150 D 11 A, Aufbau: Magirus/Total, Besatzung: 1:5, Pumpenleistung 2400 l/min, Löschmittel: Wasser 2100 l-Tank, Schaum 5x20 l, Pulver 750kg Tank bei der Werkfeuerwehr Windel 1984-1998

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Die Feuerwehr Bielefeld gliedert sich in die<br />

Berufs- und die Freiwillige Feuerwehr. Stellvertretend,<br />

um nicht alle Freiwilligen Feuerwehren<br />

zu nennen, möchte ich hier auf einige eingehen:<br />

Aus der freiwilligen Anstaltsfeuerwehr entwikkelte<br />

sich eine Retter- und Spritzenkompanie,<br />

die dann 1879 zur Freiwilligen Feuerwehr Gadderbaum<br />

wurde. Wie man der Wasser- und<br />

Feuerwehrgeschichte in Bethel entnehmen<br />

kann, führte der Diakon Adam Nispel seit 1880<br />

die Betheler Feuerwehrmänner.<br />

Die Freiwillige Feuerwehr Isselhorst, die damals<br />

zur Zentrale in Senne-Windelsbleiche<br />

(heute Feuerwache Süd) gehörte, versah über<br />

die alte Meldestelle in der Gaststätte Ortmeyer<br />

ihren Dienst.<br />

Nach einer Inspektion löste sich die Freiwillige<br />

Feuerwehr Isselhorst 1899 auf und versteigerte<br />

ihre Vereinsfahne – zwei Tage später wurde<br />

eine Zwangsfeuerwehr von 33 Mann gegründet,<br />

um den Löschdienst aufrechterhalten zu<br />

können.<br />

Am 14. Juli 1895 richtete die Feuerwehr Brackwede<br />

den Verbandstag des Minden-Ravensberg-Lippischen<br />

Feuerwehrverbandes aus. Im<br />

April 1911 wurde der Amts-Feuerwehrverband<br />

Brackwede mit den Freiwilligen Feuerwehren<br />

von Brackwede, Senne 1, Senne 2, Ummeln,<br />

Isselhorst und Quelle sowie den Betriebsfeuerwehren<br />

Spinnerei Vorwärts, Friedrich Möller<br />

GmbH und Hermann Windel gegründet. Am 1.<br />

Januar 1973 wurde Brackwede im Rahmen<br />

der Gebietsreform der Stadt Bielefeld angegliedert.<br />

Aus der Freiwilligen Feuerwehr Brackwede<br />

wurde die Löschabteilung Brackwede der<br />

Freiwilligen Feuerwehr Bielefeld.<br />

LA Milse – 1912 auf dem Gelände der Weberei<br />

A. W. Kisker gegründet, wobei es sich zunächst<br />

um eine reine Werkfeuerwehr handelte.<br />

Mit der Zeit entstand neben der Werkfeuerwehr<br />

eine freiwillige Wehr – nach außen gab<br />

es jedoch nur eine Feuerwehr Milse.<br />

Die Werkfeuerwehr Feldmühle rief 1973 einen<br />

„neuen Typ Feuerwehrmann“ aus, was auch<br />

bedeuten sollte, Frauen über kurz und lang in<br />

die Kameradschaft der Feuerwehrleute zu<br />

integrieren.<br />

Um dieser Geschichte zu gedenken veranstaltete<br />

die Bielefelder Feuerwehr mehrere Aktionstage.<br />

Neben dem großen Festakt am 16.<br />

April 2010 gab es einen „Aktionstag“ am 8. Mai<br />

2010. In der Zeit von 10 bis 16 Uhr fanden auf<br />

mehreren Flächen Vorführungen zum Thema<br />

Brandschutz, Gefahrgut, Technische Hilfeleistung<br />

und eine Fahrzeugausstellung moderner<br />

Hilfeleistungs- und Löschfahrzeuge statt.<br />

Bei der Fahrzeugschau am 16. Mai 2010 wurden<br />

Oldtimer der Feuerwehr vorgestellt. So<br />

war es möglich Fahrzeuge, wie sie u. a. auch<br />

in Bielefeld im Einsatz waren, zu besichtigen.<br />

Werkfeuerwehr Mitsubishi HiTec Paper Bielefeld<br />

(ehem. Feldmühle) LF8 TS, Bj. 1958, Fahrgestell:<br />

Adam Opel, Aufbau: Klöckner-Humboldt-Deutz, Vorbaupumpe:<br />

FPV 8/8, 800 l/min, TS8/8 800 l/min<br />

Magirus. Das Fahrzeug wurde 1959 für die WF Feldmühle<br />

angeschafft und war im Werk sowie für das damalige<br />

Amt Heepen im Einsatz. Nach der Eingemeindung<br />

in die Stadt Bielefeld war der Einsatzbereich<br />

der Stadtbezirk Stieghorst und die BAB A2 - heute<br />

wird das LF8 noch im Werk eingesetzt.<br />

Gerätewagen - Opel Blitz 1,75 t, Bj. 1959, Aufbauhersteller:<br />

Christian Miesen. Das Fahrzeug war zunächst<br />

in feuerwehrrot und wurde anlässlich des Deutschen<br />

Feuerwehrtages 1970 in Münster als erstes Fahrzeug<br />

im nordwestdeutschen Raum in RAL 3024 tagesleuchtrot<br />

lackiert.<br />

nächste Seite:<br />

Löschfahrzeug TroTLF16, Bj. 1967, Magirus 150 D 11<br />

A, Aufbau: Magirus/Total, Besatzung: 1:5, Pumpenleistung<br />

2400 l/min, Löschmittel: Wasser 2100 l-Tank,<br />

Schaum 5x20 l, Pulver 750kg Tank bei der Werkfeuerwehr<br />

Windel 1984-1998

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