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3-2010 Seite 56 verursachende unanständige Benehmen bei Strafe untersagt.“ 2. die Brandbekämpfung Der mangelnde Brandschutz machte sich überall bemerkbar, so dass um 1840 der Berliner Turn-Rat dafür einge treten war, dass Turner durch Bildung von Feuerwehren ihren Dienst der Allgemeinheit zur Verfügung stellen soll ten. Carl Albrecht Delius (06.09.1827 - 29.03.1915) gründete die Seidenweberei C. A. Delius und Söhne und gehörte als preußischer Geheimer Kommerzienrat zur führenden Schicht des Bielefelder Wirtschaftsbürgertums. 1859 kündigte Delius als Vorstandsmitglied der Bielefelder Turngemeinde (BTG) den Bau einer vereinseigenen Turnhalle und im April 1860 die Gründung einer Turnerfeuerwehr (organisierte Feuerwehr auf der Grundlage militärischer Disziplin und praktischer Ausbildung) an. Die Bielefelder Turngemeinde (BTG) beschließt am 4. Januar 1860 die Gründung einer Turnerfeuerwehr. Warum ist es 1860 zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr gekommen, wo es doch seit 1840 eine Pflichtfeuerwehr nach der Feuerpolizeiverordnung mit 447 Mitgliedern gab? Im Sommer 1859 wäre es beinahe zu einer Brandkatastrophe gekommen. Die Häuser des Bäckers Amendt standen in Flammen und drohten, auf benachbarte Gebäude überzugreifen (auf den Bilder rechts der Löschablauf dargestellt von der LA Vilsendorf). Schon damals war es aufgrund der zahlreichen Schaulustigen, die wegen des Läutens der Feuerglocken zur Brandstelle geeilt waren, schwierig zur Brandstelle zu gelangen – so dauerte es bis wirksame Hilfe zur Stelle war. Während die Spritzenleute der Werkfeuerwehr der Ravensberger Spinnerei das Feuer eindämmen konnten, herrschte an der Brandstelle ein wildes Durcheinander, weil es an Disziplin und einer straffen Organisation fehlte. Ebenso war die Wasserversorgung eingeschränkt, weil der Stadtgraben eher einem Sumpf glich als einem Feuerlöschteich. Am 9. Januar 1860 wurde vom Rat der Stadt das formale Genehmigungsgesuch bewilligt und am 30. Mai 1860 genehmigte die Mindener Bezirksregierung die Statuten. Artikel 1
3-2010 Seite 57 legte fest, dass nur „die geeigneten Kräfte der Bielefelder Turngemeinschaft [...] ein Feuerwehr-Corps” bilden konnten. Die Kosten der Erstausrüstung der Turnerfeuerwehr wurden zum größten Teil von Bielefelder Versicherungsanstalten übernommen. Im Sommer 1860 nahm die freiwillige Turnerfeuerwehr ihren regulären Löschdienst auf, bezog 1879 ihr Spritzenhaus und setzte sich unter der Leitung eines Hauptmanns wie folgt zusammen: Steigercorps mit 16 ausgerüsteten Rettern / Steigern in zwei Sektionen von jeweils acht Männern, wobei jeweils einer zum Sektionsführer zu ernennen war, 34 „Spritzenleuten“ unter der Leitung eines Spritzenführers und 12 „Wasserleuten“ mit einem Kommandoführer. Diese hatten für die Beschaffung von Wasser mit Brandeimern / fahrbaren Wasserkübeln zu sorgen, waren an der Spritze einsetzbar und bildeten die Reserve für weitere Arbeiten. Soweit bekannt unterstand in den Städten das Feuerlöschwesen drei Führungsgremien: der unmittelbaren Leitung des Magistrats bzw. des Bürgermeisters mit einer Feuerschau- und Löschkommission sowie für die Bedienung der Spritzen besondere Mannschaften unter Führung des Spritzenmeisters. Gemäß Feuerordnung besaß man zwar die Macht, besondere lokale Löschordnungen mit Strafbestimmungen zu erlassen und eine geregelte Hilfe herbeizuzwingen, aber es fehlte sowohl an den richtigen Helfern - beseelt von Gemeinsinn und Opferwilligkeit – als auch an Gerätschaften, diese waren mitunter fehlerhaft und genügten nicht mehr den Anforderungen. Aurel von Jülich verfasste 1924 in „Geschichte des Feuerschutzes in Rheinland und Westfalen“ zur Pflichtfeuerwehr folgende Zeilen: „Wohl mag schon damals vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts in manchen Herzen auch Rheinlands und Westfalens die Frage erwacht sein, weshalb man einen Dienst zwangsweise verrichtete, dessen freiwillige Erfüllung als Gebot der Menschlichkeit empfunden wurde und zugleich dem Mannesstolz höchste Befriedigung gewährt. Dieser Gedanke war Jahrhunderte lang verschüttet worden unter der papierenen Flut der behördlichen und polizeilichen Löschordnung, er blieb auch jetzt noch verschüttet, weil der Löschdienst nun einmal als Zwangsordnung galt und als solche bezeichnet wurde, weil niemand das rechte Wort fand, um diese Auffassung als gesetzliche Pflicht in die einer Herzenspflicht umzuwandeln. Die Gesinnung der Drückeberger, der Niedrigdenkenden, die sich jedem Opfer für die Allgemeinheit zu entziehen suchen, galt deshalb in mancher Stadt als die wahre Weisheit. Rette sich wer kann! so hieß es wieder wie einst, aber dieses mal fürchtete man nicht vor der entsetzlichen, unüberwindlichen Naturkraft, sondern vor der Erfüllung einer Pflicht des Gemeinsinns und der Nächstenliebe. Die Abneigung und Verachtung gegenüber dem Dienst als Feuerwehrmann verbreitete sich wie eine ansteckende Krankheit in mancher Stadt, und der seichte Spott behäbiger Spießbürgerlichkeit und überschlauer Selbstsucht hatte ein leichtes Spiel, jede edlere Auffassung zu verdrängen, wie das Unkraut der Binsenlilie sich auf den Marschen auf Kosten jedes anderen Pflanzenwuchses in gewaltigen Massen ausbreitet und dort den bezeichnenden Namen "Drückdahl" erhalten hat, weil es alles Höherwachsende niederdrückt.“
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