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Internet - Feuerwehrchronik

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er hatte ein eigenes Gaspedal.<br />

3-2010 Seite 53<br />

Es kam wie es kommen musste, nach 30<br />

Minuten konnte ich nicht mehr fahren und bat<br />

den Fahrlehrer, er möge doch bitte weiter fahren.<br />

Die Antwort lautete nur: „Nö, du willst den<br />

Schein, also musst du fahren lernen und mit<br />

einem breiten Grinsen im Gesicht: „Also gut,<br />

das Kuppeln, Bremsen und Gasgeben übernehme<br />

ich für eine Weile, lenken, schalten,<br />

blinken ist deine Aufgabe.“<br />

Beim TÜV angekommen, meinte der Prüfer,<br />

was wir mit dem Oldtimer denn wollten. Das<br />

Fahrzeug gehöre ins Museum - der Fahrlehrer<br />

sei dasselbe Baujahr, und ich müsste ja verrückt<br />

sein, mich in so etwas überhaupt hineinzusetzen.<br />

Dennoch haben wir die 70 Kilometer über Ortschaften<br />

bzw. Landstraßen bis zum TÜV und<br />

zurück bewerkstelligt.<br />

Noch etwas zur damaligen Technik:<br />

Der Schminkspiegel meines heutigen „Passat“<br />

ist größer, als es die damaligen Außenspiegel<br />

waren. Abblendlicht gab es nur bei Vollgas.<br />

Sprichwörtlich „blind“ war man, ging man vom<br />

Gas. Ob die Scheibenwischer betätigt wurden<br />

oder nicht, fuhr man im Regen trotzdem ohne<br />

Sicht. Heizung mit Scheibendefroster, was für<br />

ein Fremdwort. Lenkhilfe oder gar vernünftige<br />

Bremsen standen noch in der Entwicklungsphase.<br />

Ergo – unser Oldie war immer für eine<br />

Überraschung gut.<br />

Bei einer nächtlichen Fahrt bei strömendem<br />

Regen ging das Scheibenwischergestänge<br />

kaputt. Da standen wir nun mit unserem<br />

Löschfahrzeug (LF 16) - bestückt mit Spaten,<br />

Beil, Hacke, Kaminkehrerwerkzeug - hatten<br />

aber für die Reparatur keinen passenden<br />

Schraubendreher oder Maulschlüssel dabei.<br />

Mal fiel das Licht aus oder der Außenspiegel<br />

wollte nicht mehr dort bleiben, wo er sollte. Für<br />

den Kabelbrand im Armaturenbrett war zum<br />

Glück eine gefüllte Kübelspritze an Bord.<br />

Meist musste ich die Eintragungen im Werkstattbuch<br />

vornehmen, weil die anderen Kameraden<br />

wohl die Reaktion der Werkstatt<br />

fürchteten. Wieder und wieder richteten unsere<br />

Jungs von der Werkstatt das Fahrzeug her<br />

und nach zwei Wochen Fahrschule gab es<br />

auch keine Pannen mehr. Unser LF lief sogar<br />

wieder 80 km/h (wenn man sich traute). Die<br />

Reifen hatten keinen Standplatten mehr, d. h.<br />

wenn ein Fahrzeug längere Zeit steht, werden<br />

die Reifen an dieser Stelle eckig, bei 50 km/h<br />

fängt das Fahrzeug an zu „hüpfen“ und das<br />

Lenkrad „flattert“.<br />

So gingen die Tage ins Land und wir fuhren<br />

und fuhren in der Hoffnung, bald zur Prüfung<br />

zugelassen zu werden. Unser Fahrlehrer fuhr<br />

mit uns an alle erdenklichen Stellen. Er zeigte<br />

uns, wo es für eine Prüfung schwierig werden<br />

könnte und worauf wir achten müssten.<br />

Eine Besonderheit mit diesem alten Fahrzeug<br />

war das Befahren von steilen Bergabfahrtstellen<br />

– hier muss man an die Stellen im mittleren<br />

Gang anfahren, dann den Fuß vom Gas nehmen,<br />

den Handhebel der Motorbremse nach<br />

unten ziehen, die Handbremse anziehen, den<br />

Handhebel der Motorbremse lösen, in den kleineren<br />

Gang mit viel Zwischengas runterschalten,<br />

den Handhebel der Motorbremse wieder<br />

ziehen und die Handbremse lösen. War es<br />

eine längere Steigung, so musste man das<br />

Ganze wiederholen bis man unten war. Es war<br />

einfach nicht möglich, ein so schweres Fahrzeug<br />

über einen längeren Zeitraum mit der<br />

Bremse zu bremsen, da diese sonst heißlief<br />

und sich festfraß.<br />

Hier „beim Sattlersbuckel helfe nur noch beten“<br />

meinte der Fahrlehrer. Unten hatte auch<br />

noch der Querverkehr Vorfahrt, also musste<br />

man zu stehen kommen und durfte, wenn man<br />

unten war, das Blinken mittels Hupenringblinker<br />

nicht vergessen.<br />

Dann kam der Tag der Prüfung. Ein junger<br />

Prüfer stieg hinten ein und wir fuhren los. Mein<br />

Fahrlehrer meinte es sicherlich gut mit mir und<br />

verwickelte den Prüfer gleich in ein Gespräch,<br />

sicherlich um ihn abzulenken. Dieser meinte<br />

dann auch -zwischendurch mal links und<br />

rechts- „wie hinten nur Holzbänke und mit so<br />

was fahrt ihr zum Einsatz? Na ja, wenigstens<br />

vorne habt ihr es ja gut. Blinken Sie denn auch<br />

immer richtig? Ich sehe keinen Hebel. (Hallo,<br />

was mache ich denn die ganze Zeit? Sieht der<br />

den Hupenringblinker nicht, doch das hat ihm<br />

der Fahrlehren dann gleich mal erklärt.) Ich<br />

musste mich aufs Fahren und die Kommandos<br />

„links“ und „rechts“ konzentrieren.<br />

Dann wurde mein Fahrlehrer immer wortkarger,<br />

ich wunderte mich schon, doch dann wurde<br />

es mir klar: Jetzt muss die Anweisung vom<br />

Prüfer kommen: „links oder rechts“ - sieht er<br />

es denn nicht, wenn wir so weiter fahren müssen<br />

wir den Sattlersbuckel runter. Links Sackgasse<br />

rechts ging’s ins beengte Wohngebiet<br />

und nun?<br />

Blick zum Fahrlehrer, der nickte nur, was sollte<br />

er denn auch machen (seine Gedanken sagten<br />

wohl: „Das schaffst du schon.“). Also - wie ge-

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