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Internet - Feuerwehrchronik

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2-2010 Herausgeber Seite 19<br />

Bernd Klaedtke & Michael Thissen<br />

<strong>Feuerwehrchronik</strong><br />

6. Jahrgang 31.05.2010 Nr. 3<br />

CTIF<br />

Definition Feuerwehrmuseum<br />

Seite 42<br />

Hans-Dieter Unkenstein<br />

Garnisonsspritze<br />

Seite 45<br />

Peter Snellen<br />

Feuerwehrmuseum Kirchheim unter Teck<br />

Seite 46<br />

Bernd Klaedtke, Dr. Klaus<br />

Schneider und Michael Thissen<br />

Erstes Seminar zur “Feuerwehrgeschichte”<br />

auf Landesebene erfolgreich durchgeführt<br />

Seite 48<br />

Jakob Manz<br />

Seite 66<br />

Termin?<br />

Seite 67<br />

<strong>Internet</strong><br />

Seite 68<br />

Impressum<br />

Seite 68<br />

Dr. Klaus Schneider<br />

Zweites Seminar “Feuerwehrgeschichte”<br />

geplant<br />

Seite 50<br />

Horst Lefèvre<br />

Ein denkwürdiger Tag !<br />

Seite 51<br />

Klaus Riedel<br />

Der Führerschein<br />

Seite 52<br />

Angela Damaschke<br />

Alarm freiwillig 150 - Die Freiwillige Feuerwehr<br />

in Bielefeld<br />

150 Jahre Wettlauf gegen die Zeit<br />

Seite 54<br />

Eberhard Wühle<br />

Die Reichsfeuerwehrschule in Eberswalde<br />

Seite 61


3-2010 Seite 42<br />

INTERNATIONALE VEREINIGUNG DES FEUER-<br />

WEHR- UND RETTUNGSWESENS<br />

CTIF-Kommission „Feuerwehr- und CTIF-Geschichte,<br />

Museen und Dokumentation“<br />

Definition<br />

FEUERWEHRMUSEUM<br />

1. Vorbemerkungen<br />

1.1 Bedeutung von Geschichte und Tradition<br />

Nur wer seine Wurzeln kennt, kann die gegenwärtige<br />

Situation verstehen und Perspektiven<br />

für die künftige Entwicklung finden – das gilt<br />

auch für die Feuerwehr. Naturgemäß hat bei<br />

dieser das Hauptaugenmerk dem aktuellen<br />

Einsatzgeschehen, der Ausbildung und den<br />

Einsatzgeräten zu gelten. Jede Feuerwehr,<br />

aber auch Feuerwehrverbände, die daneben in<br />

irgend einer Form die eigene Entstehung und<br />

Entwicklung bis in die Gegenwart dokumentieren<br />

und zeigen können, sind zu beglückwünschen.<br />

Geschichtsdarstellung und Traditionspflege<br />

in Verbindung mit der modernen Einsatztechnik<br />

ergeben ein öffentlichkeitswirksames<br />

„Schaufenster“. Es ist für jede Feuerwehrgeneration<br />

eine sinnvolle Aufgabe, technisch<br />

überholte Gegenstände und Geräte als materielles<br />

Gedächtnis der Feuerwehrgeschichte<br />

zu erhalten und aufzubewahren.<br />

Ein Feuerwehrmuseum ist eine Einrichtung,<br />

welche die Bedeutung und Leistung der<br />

Feuerwehr in Vergangenheit und Gegenwart<br />

darstellt, in dem Bewusstsein, dass die organisierte<br />

Hilfeleistung, erwachsen aus dem<br />

Willen, dem Nächsten in der Not beizustehen,<br />

eine wesentliche Voraussetzung für das Zusammenleben<br />

von Menschen in der Gemeinschaft<br />

bildet.<br />

1.2 Zum Begriff Feuerwehrmuseum<br />

Die Aufgaben eines Museums sind vielfältig<br />

und es muss verschiedene Voraussetzungen<br />

erfüllen. Es gibt eine Reihe großer Feuerwehrmuseen<br />

mit überregionaler Bedeutung und<br />

unter professioneller Führung. Daneben haben<br />

sich Kleinmuseen, Schauräume und Spezialsammlungen<br />

entwickelt. Man kann aber nicht<br />

immer gleich von einem „Museum“ sprechen.<br />

Wenn sich auch eine allgemeine Sprachregelung<br />

kaum durchsetzten wird, soll aus den festgelegten<br />

Begriffsbestimmungen in Zukunft ein<br />

Besucher erkennen können, um welche Art<br />

und Größe einer Schau es sich handelt. Dies<br />

bedeutet keinesfalls eine Abwertung der Kleinsammlungen<br />

– ganz im Gegenteil. Gemeinsames<br />

und wichtigstes Ziel bleibt der Erhalt<br />

und die Bekanntmachung der Geschichte der<br />

Feuerwehren und ihres Kulturgutes. Sie sollten<br />

den natürlichen Gegebenheiten bei der kleinsten<br />

Feuerwehr bis zu den regionalen und<br />

überregionalen Feuerwehrverbänden Rechnung<br />

tragen. Ihre Gesamtheit ergibt einen<br />

kaum abschätzbaren Wert.<br />

Zu berücksichtigen sind auch die in den einzelnen<br />

Mitgliedsländern gegebenen Voraussetzungen,<br />

die von der Regelung durch staatliche<br />

Ministerien bis zur „Privatsache“ der Feuerwehren<br />

reichen.<br />

Die umfassendste und international anerkannte<br />

Definition des Begriffes „Museum“ stammt<br />

vom Internationalen Council of Museums<br />

ICOM (Satzungen, angenommen von der 11.<br />

Generalversammlung in Kopenhagen, 14. Juni<br />

1974, in der Fassung vom 4. November 1986,<br />

Artikel 3 und 4):<br />

„Das Museum ist eine nicht gewinnbringende,<br />

ständige Einrichtung im Dienste der<br />

Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die für<br />

die Öffentlichkeit zugänglich ist und materielle<br />

Belege des Menschen und seiner<br />

Umwelt zum Zwecke des Studiums, der<br />

Erziehung und der Freude erwirbt, erhält,<br />

erforscht, vermittelt und ausstellt.“<br />

2. In diesem Sinne gelten für die Feuerwehren<br />

nachstehende Definitionen:<br />

2.1 Archiv / Depot<br />

Eine Sammlung ergibt sich aus dem<br />

Zusammentragen und Aufbewahren von Exponaten<br />

zu einem bestimmten Thema, in diesem<br />

Falle zum Thema Feuerwehr. Selbst die<br />

kleinste Sammlung einer Feuerwehr erfordert<br />

das Anlegen eines Archivs bzw. Depots.<br />

Im Archiv werden die zweidimensionalen<br />

Belege, wie Dokumente, Protokollbücher, Literatur,<br />

Fotografien usw. fachgerecht geordnet<br />

und registriert aufbewahrt. Es ist eine wichtige<br />

Forschungsquelle und wird von einem geschulten<br />

Archivar verwaltet. Nach Vereinbarung<br />

wird Forschern die Einsichtnahme ermöglicht.<br />

Im Depot verwahren Feuerwehren, welche


3-2010 Seite 43<br />

keine Möglichkeit zur Schaustellung ihrer aus<br />

der Vergangenheit stammenden dreidimensionalen<br />

Objekte haben, diese sorgfältig und<br />

gesichert. Dasselbe gilt auch für einzelne Oldtimer<br />

und historische Großgeräte. Diese registrierten<br />

Objekte werden von einer geschulten<br />

Person gewartet. Bei einem bestimmten Anlass<br />

(Jubiläum) stehen dann die gepflegten<br />

Schätze der Feuerwehr zur Verfügung und<br />

können an einem geeigneten Ort aufgestellt<br />

und der Öffentlichkeit präsentiert werden.<br />

2.2 Traditionsraum / Vitrinen<br />

Ein Ort des Bewahrens, Gedenkens und<br />

Erinnerns.<br />

Im Traditionsraum (bzw. Räumen) oder in<br />

Vitrinen einer einzelnen Feuerwehr oder eines<br />

einzelnen Verbandes werden nur technische<br />

Geräte, Uniformen, Dokumente, Fahnen, Bilder<br />

und Druckwerke gezeigt, welche bei der<br />

betreffenden Einheit angelegt bzw. verwendet<br />

wurden. Der Raum wird zu bestimmten Anlässen<br />

und auf besonderen Wunsch geöffnet.<br />

Nicht ausgestellte Objekte befinden sich im<br />

Archiv und Depot.<br />

Alle Exponate werden in einem Inventar registriert.<br />

Die Betreuung liegt in Händen sachkundiger<br />

Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen.<br />

2.3 Sammlung / Schausammlung / Ständige<br />

Ausstellung<br />

Spezialsammlungen von Helmen, Distinktionen,<br />

Abzeichen, Auszeichnungen, Briefmarken,<br />

Spritzen, Oldtimern usw. werden als solche<br />

bezeichnet. Diese enthalten Objekte, die<br />

über eine einzelne Wehr, Gemeinde oder Region<br />

hinausgehen. Die Sammler verfügen über<br />

ein Spezialwissen und Literatur zu ihren Objekten.<br />

Besichtigungsmöglichkeiten werden zu<br />

bestimmten Anlässen und auf Vereinbarung<br />

geboten.<br />

Ist eine bestimmte Sammlung dauernd der<br />

Öffentlichkeit zugänglich, spricht man von<br />

einer Schausammlung oder Ständigen Ausstellung.<br />

Die Sammlung kann bei einer Feuerwehr oder<br />

privat bestehen.<br />

2.4 Feuerwehrmuseum<br />

Der Name Feuerwehrmuseum muss ein<br />

Qualitätsbegriff sein und soll gemäß der ICOM-<br />

Definition die klassischen Anforderungen<br />

1. Sammeln,<br />

2. Bewahren,<br />

3. Forschen und Erschließen,<br />

4. Vermitteln<br />

erfüllen.<br />

Das Feuerwehrmuseum ist eine spezielle<br />

Institution (Einrichtung), die über Epochen hinweg<br />

und überregional zielbewusst Realien<br />

sammelt, diese sachkundig verwaltet und daraus<br />

mit wissenschaftlichen Methoden die technische<br />

Entwicklung und humanistische Aufgabe<br />

der Feuerwehren erforscht und darstellt.<br />

Weiters sammelt es Dokumente über das gesellschaftliche,<br />

ökonomische und soziale Umfeld,<br />

in welchem sich die Feuerwehrbewegung<br />

entwickeln konnte und in dem sie heute ihre<br />

Aufgabe zu erfüllen hat.<br />

Es zeigt die Entwicklung der Feuerwehrtechnik<br />

in ihren wesentlichen Elementen von den Anfängen<br />

bis zur Gegenwart. Es dokumentiert die<br />

ganze Bandbreite der feuerwehrlichen Tätigkeiten<br />

des Einzelnen, der Gruppen und Verbände,<br />

in der Gemeinde, im Bezirk, in der<br />

Region, im Land. Diese Komplexität bietet dem<br />

Besucher und Forscher entsprechende Vergleichsmöglichkeiten.<br />

Ein Team von Mitarbeitern leitet das Museum<br />

und widmet sich der Forschung. Ihre Arbeit<br />

mündet in entsprechenden Veröffentlichungen<br />

der gewonnen Erkenntnisse und in Sonderschauen.<br />

Neben Sammeln, Katalogisieren, Bewahren,<br />

Restaurieren und Forschen steht vordergründig<br />

der Aspekt des Vermittelns und Lernens im<br />

Museum. Nach der neueren Museumsphilosophie<br />

gilt der Grundsatz „Weniger ist oft<br />

mehr“. Das heißt, ein ausgewähltes Exponat<br />

kann dem Besucher mitunter mehr sagen als<br />

eine massierte Ansammlung gleicher oder<br />

ähnlicher Gegenstände. Die Möglichkeit des<br />

Lernens bedingt eine verständliche Aufbereitung<br />

und prägnante Erklärung des Gezeigten.<br />

Nach Möglichkeit sollen auch einige Exponate<br />

bereitgestellt werden, welche von den Besuchern<br />

angefasst und ausprobiert werden<br />

können.<br />

Die nicht ausgestellten Exponate werden in<br />

einem Depot gesichert aufbewahrt.<br />

Rechtsträger (gesetzlicher Eigentümer) eines<br />

Museums kann ein Staat, eine Kommune, eine<br />

öffentlich-rechtliche Körperschaft, eine Feuerwehr,<br />

ein privatrechtlicher Verein oder eine Privatperson<br />

sein.<br />

Die Idealvoraussetzung für die Bezeichnung<br />

Museum wären:<br />

· Führung durch professionelles Personal<br />

(mindestens eine hauptberufliche


3-2010 Seite 44<br />

Person),<br />

· Fixe (regelmäßige) Öffnungszeiten,<br />

· Systematische Aufarbeitung der Bestände,<br />

· Umsetzung der musealen Zielsetzung<br />

in wissenschaftlicher Arbeit bzw. Publikationstätigkeit,<br />

· Zugang für Forschende zum Archiv.<br />

Zur weiteren Entwicklung wird empfohlen,<br />

dass die verschiedenen Feuerwehrsammlungen<br />

und Museen einen Verbund bilden und<br />

eine elektronisch unterstützte Kommunikationsebene<br />

aufbauen. Sie sollten sich damit<br />

untereinander ergänzen und einen ständigen<br />

Erfahrungsaustausch pflegen.<br />

3. Zertifizierung<br />

3.1 Jury<br />

Die Kommission ernennt eine Jury und bestimmt<br />

einen Vorsitzenden, der für die fachliche<br />

Ausbildung aller Jurymitglieder und gleiche,<br />

das heißt einheitliche Handhabung der<br />

Definition sorgt. Die Jury setzt sich aus Mitgliedern<br />

verschiedener nationaler CTIF-Komitees<br />

zusammen. Die Zertifizierung erfolgt jeweils<br />

durch zwei Jurymitglieder.<br />

3.2 Bewerbung<br />

Für die Bewerbung um Zertifizierung sind<br />

Richtlinien zu erstellen und ein Bewerbungsformular<br />

aufzulegen.<br />

3.3 Zertifikat<br />

Die Zertifizierung ist mit einer vom Präsidenten<br />

des CTIF, dem Vorsitzenden der Kommission<br />

und den beiden Juroren unterzeichneten Urkunde<br />

zu bestätigen.<br />

Mit der Urkunde wird eine Plakette zur öffentlichen<br />

Anbringung am Eingang der jeweiligen<br />

Sammlung übergeben.<br />

Urkunde und Plakette sind von der Kommission<br />

aufzulegen.<br />

Die Zertifizierung hat eine Gültigkeitsdauer von<br />

10 Jahren, danach kann um eine neuerliche<br />

Zertifizierung eingereicht werden.<br />

3.4 Kosten<br />

Die Reisespesen und festgelegten Pauschalen<br />

der Jurymitglieder, sowie die Kosten für die<br />

Urkunde sind vom Einreicher zu tragen.<br />

Werdegang dieser Definition:<br />

7. Tagung 1999 in PRIBYSLAV:<br />

Vorlage durch die Vorsitzenden der Internationalen<br />

Arbeitsgemeinschaft:<br />

Entwurf von Dr. Jaromir Tausch, Tschechien;<br />

Bearbeitung und Ergänzung von BR Adolf<br />

Schinnerl, Österreich.<br />

Dazu schriftliche Stellungnahmen im Jahr<br />

2000 von:<br />

Dr. Agnes Váry, Ungarn;<br />

Mag. Hannes Weinelt, Österreich.<br />

8. Tagung 2000 in FELDKIRCH:<br />

Diskussion im Forum unter der Leitung von<br />

Mag. Hannes Weinelt, Österreich.<br />

9. Tagung 2001 in KURORT JONSDORF:<br />

Diskussion der überarbeiteten Vorlage unter<br />

der Leitung von Dr. Jaromír Tausch, Tschechien,<br />

und Hannes Weinelt, Österreich.<br />

Protokollierung und Weiterleitung zur Beschlussfassung<br />

an die CTIF-Geschichte-Kommission<br />

durch BR Adolf Schinnerl.<br />

4. Sitzung der CTIF-Kommission „Feuerwehrund<br />

CTIF-Geschichte, Museen und Dokumentation“<br />

am 13. Oktober 2001 in KURORT<br />

JONSDORF, Deutschland, Vorsitz Dipl. Ing.<br />

Gunnar Haurum.<br />

Vorschlag eine Zertifizierungsrichtlinie zu erarbeiten.<br />

Weiterleitung an den Exekutiven Rat des CTIF<br />

mit der Empfehlung, die Definition anzunehmen.<br />

3.-4. Mai 2002 Sitzung des Exekutiven Rates<br />

in GUEBERSCHWIHR (bei Colmar), Frankreich,<br />

Vorsitz Präsident François Maurer,<br />

Frankreich.<br />

Zustimmung und Weiterleitung an die Delegiertenversammlung.<br />

19. September 2002 Delegiertenversammlung<br />

in WIEN, Österreich, Vorsitz Präsident<br />

François Maurer, Frankreich:<br />

Endgültige Annahme durch das höchste Organ<br />

des CTIF.<br />

-x-x-x-x-x-x-x-<br />

18. September 2003 Beratung in der 6. Kommissionssitzung<br />

unter dem Vorsitz von Adolf<br />

Schinnerl in BUDAPEST, Ungarn, von Zertifizierungsrichtlinien<br />

analog des von ICOM<br />

Österreich aufgelegten und Mag. Hannes Weinelt<br />

bereitgestellten Bewerbungsformulares.<br />

9. Oktober 2004, weiterführende Beratungen<br />

im Rahmen der 7. Kommissionssitzung in<br />

FULDA, Deutschland.<br />

1. Juni 2005 Übermittlung der von Adolf Schinnerl<br />

und Dr. Alfred Zeilmayr überarbeiteten<br />

Richtlinien und Formulare an die Kommissionsmitglieder.<br />

5. Oktober 2005 neuerliche Beratung in der 8.<br />

Kommissionssitzung in PRIBYSLAV, Tschechien.<br />

Über Vermittlung von Präsident Walter<br />

Egger ermöglichte Herr Julian Wagner; Firma<br />

Rosenbauer und Vorsitzender der „Angeschlossenen<br />

Mitglieder, die Erstellung von Entwürfen<br />

einer Plakette durch die Werbeagentur<br />

Conquest GmbH in Leondig, Österreich.


3-2010 Seite 45<br />

27. September 2006 Beschlussfassung in der<br />

9. Kommissionssitzung in KURORT JONS-<br />

DORF, Deutschland:<br />

a) Richtlinien für die Bewerbung um eine<br />

Zertifizierung<br />

b) Bewerbungsformular um eine Zertifizierung<br />

c) Zertifikat<br />

d) Plakette<br />

Weiterleitung an den Exekutiven Rat des CTIF<br />

durch Adolf Schinnerl.<br />

19. Februar 2007 Sitzung des Exekutiven<br />

Rates in ATHEN, Griechenland, Vorsitz Präsident<br />

Walter Egger, Schweiz:<br />

Zustimmung und Weiterleitung an die Delegiertenversammlung.<br />

20. September 2007 Delegiertenversammlung<br />

in Mondorf, Luxemburg, Vorsitz Präsident<br />

Walter Egger, Schweiz:<br />

Endgültige Annahme durch das höchste Organ<br />

des CTIF.<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

In der Ausgabe 1-2010 wurde leider eine alte<br />

Museumsdefinition abgedruckt. Vorliegend ist<br />

nun die aktuelle Version abgedruckt. Auf unserer<br />

<strong>Internet</strong>seite www.fw-chronik.de sind die<br />

anderen Unterlagen zur Museumsdefinition<br />

unter der Rubrik “Download” ebenfalls abgelegt.<br />

Garnisonsspritze<br />

* HANS-DIETER UNKENSTEIN<br />

Wer kann helfen?<br />

Im Feuerwehrmuseum der Sängerstadt Finsterwalde<br />

befindet sich eine Handdruckspritze,<br />

Hersteller: Hermann Koebe, Feuerlöschgerätefabrik,<br />

Luckenwalde; Fabriknummer?; Baujahr?,<br />

über deren Geschichte, Verwendung<br />

und Herkunft wir gern mehr erfahren möchten.<br />

Ab 1996 ist diese Schubkarren-Handdruck-<br />

spritze ein Exponat im Feuerwehrmuseum<br />

Finsterwalde. Es ist eine sogenannte SCHUB-<br />

KARREN – HANDDRUCKSPRITZE, auch als<br />

Garnisonsspritze bezeichnet. Leider sind bisher<br />

zu diesem Modell keine Abbildungen in<br />

Katalogen und Herstellungsunterlagen sowie<br />

Bauzeichnungen, gefertigte Stückzahlen usw.<br />

bekannt. Unsere Handdruckspritze entspricht<br />

in etwa der im KOEBE-Katalog abgebildeten<br />

Schubkarren-Handruckspritze, Modell BEL-<br />

GRAD. Jedoch sind bautechnische Unterschiede<br />

sichtbar. Siehe dazu die Kopie aus<br />

dem Katalog der Firma KOEBE und unsere<br />

Fotos. Trotz intensiver Suche konnte am Gerät<br />

weder eine Fabrik-Nummer noch das Baujahr<br />

ermittelt werden. Lediglich das Schild des Herstellers<br />

ist vorhanden. Die Ausführung jedoch<br />

nicht in Messing, sondern als Grauguss. Das<br />

gesamte Pumpwerk einschließlich Windkessel<br />

usw. ist auch in der Ausführung Grauguss, also<br />

kein Rot- und Messingguss, gefertigt. Man<br />

könnte sagen, eine billige (Armee)version...<br />

Durch unsere Nachforschungen wurde uns bekannt,<br />

dass sie als Sonderserie vor dem 1.<br />

Weltkrieg für das preußische kaiserliche Heer<br />

in Luckenwalde gefertigt wurde. Damit waren<br />

die damaligen Militär-Feuerwehren in den Kasernen<br />

mit Löschtechnik ausgerüstet. Nach<br />

Beendigung des 1. Weltkrieges wurden durch<br />

die festgelegten Abrüstungen von der deutschen<br />

Regierung diese Geräte an private<br />

Nutzer verkauft. Entsprechende Zeitungsko-


3-2010 Seite 46<br />

pien über die Angebote dieser Handdruckspritze<br />

stellte uns freundlicherweise Wolfgang<br />

Kreter zur Verfügung.<br />

Diese Schubkarren-Handdruckspritze kaufte<br />

die Firma A. Thierack, Seifen- und Parfümeriefabrik,<br />

Finsterwalde, für ihre Fabrikfeuerwehr<br />

nach dem Ende des 1. Weltkrieges.<br />

Im Jahre 1970 bekam die FF Finsterwalde von<br />

obiger Firma dieses Gerät in Vorbereitung auf<br />

die 100 Jahrfeier für die historische Sammlung<br />

geschenkt. Durch Kameraden einer Betriebsfeuerwehr<br />

wurde das Gerät damals wieder<br />

funktionstüchtig aufgearbeitet. Dabei wurde<br />

auch der durchgerostete Wasserkasten erneuert.<br />

Die Farbgebung erfolgte dann durch fehlende<br />

historische Kenntnisse in „feuerwehrrot“,<br />

weil es ja eine Feuerwehrspritze ist! Bei der<br />

100 Jahrfeier wurde diese Spritze in die His-<br />

torischen Löschübungen einbezogen.<br />

Beim Museumstag 1995 in Fulda unter dem<br />

Motto „KOEBE Löschtechnik“ nahmen wir vom<br />

Feuerwehr Museum Finsterwalde daran teil<br />

und führten auch eine Historikübung damit<br />

durch. Während der Festtage wurden die Historiker<br />

der FF Finsterwalde durch die beiden<br />

Feuerwehrhistoriker Wolfgang Kreter und Gerd<br />

Schrammen auf den eigentlichen Verwendungszweck<br />

der Handdruckspritze und die ursprüngliche<br />

Farbgebung hingewiesen. Die daraufhin<br />

eingeleitete Suche nach alten Farbresten<br />

erbrachte den heutigen Farbton in „mili-<br />

tärgrün matt ohne Glanz“. Diese Schubkarren-<br />

Handdruckspritze ist ein Exponat im Feuerwehr<br />

Museum Finsterwalde.<br />

Technische Daten:<br />

Fahrgestell: Länge 2,16 m,<br />

Bodenfreiheit 41 cm,<br />

Holmhöhe 63 cm<br />

Pumpwerk: Saug- und Druckwerk,<br />

2 Zylinder, Durchmesser 80 mm, Hub 210 mm,<br />

Leistung ca. 116 Liter/min bei 55 Doppelhüben<br />

pro Minute,<br />

Druckbalken Länge 2,17 m<br />

Wasserkasten: ca. 150 Liter Inhalt,<br />

Kastenmaße Höhe 43 cm, Länge 73 cm,<br />

Holzkasten (Werkzeugkasten) Außenmaße =<br />

Länge 64 cm, Breite 25 cm, Höhe 26 cm<br />

Farbe: militärgrün ohne Glanz – matt<br />

Kopie: Schubkarrenhanddruckspritze, Modell<br />

BELGRAD / Fotos Unkenstein<br />

Hinweise bitte über<br />

feuerwehrhistorik.fiwa.hdu@arcor.de<br />

mitteilen.<br />

Feuerwehrmuseum Kirchheim<br />

unter Teck<br />

* Peter Snellen<br />

Wenn auch Baden-Württemberg schon seit<br />

Jahrzehnten ein richtiges Eldorado für Feuerwehrhistoriker<br />

ist, wird es immer besser. Denn<br />

vor kurzem (November 2009) wurde das Feuerwehrmuseum<br />

in Kirchheim unter Teck (Kreis<br />

Esslingen/Neckar) offiziell eröffnet.<br />

Dieses Museum kann als eine wahre Fundgrube<br />

betrachtet werden, vor allem was einige<br />

Unikate der Feuerwehrtechnik betreffen. Auf<br />

einer Nutzfläche von 780 Quadratmetern findet<br />

man historisch wichtige Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände.


3-2010 Seite 47<br />

Jahrzehnte ständiger Arbeit<br />

Das heißt aber nicht, das erst vor kurzem begonnen<br />

wurde. Bereits seit zwanzig Jahren<br />

sammelt und restauriert der “Verein der Freunde<br />

und Förderer der historischen Feuerwehrtechnik<br />

der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim<br />

/Teck” schon ihre Feuerwehrfahrzeuge. Nachdem<br />

die Exponate (zum Teil sehr wertvolle<br />

Ausstellungsstücke) in dieser Zeit im ganzen<br />

Stadtgebiet und teilweise bei den verschiedenen<br />

Ortsfeuerwehren der Freiwilligen Feuerwehr<br />

Kirchheim Unterkunft gefunden hatten,<br />

fasste der Verein unter Federführung seines<br />

Vorsitzenden Herrn Norbert Kugel den Entschluss,<br />

nach einem Bauplatz zu suchen. Mit<br />

Unterstützung der Stadtverwaltung und des<br />

Gemeinderates konnte ein Grundstück neben<br />

der Feuerwache in der Stadtmitte im Erbbaurecht<br />

erworben werden. Zwei Jahre dauerte<br />

es, bevor das Museumsgebäude stand, aber<br />

jetzt kann es sich sehen lassen.<br />

Bereits 1990 hatte alles anlässlich des 300.<br />

Jahrestages des Stadtbrandes begonnen. In<br />

1991 hatten sich 28 Mitglieder das Ziel gesetzt,<br />

die Erhaltung von feuerwehrtechnischem Kulturgut<br />

zu meistern, als sie den Verein aus der<br />

Taufe hoben. Heute ist der Verein auf 172 Mitglieder<br />

angewachsen. Ihnen gelang es die<br />

enormen finanziellen Aufwendungen ohne<br />

Fremdmittel selbst aufzubringen. Immerhin hat<br />

auch das Restaurationsteam schon mehr als<br />

19.000 ehrenamtliche Arbeitstunden in die Instandsetzung<br />

der alten Fahrzeuge gesteckt.<br />

Das die Stadt Kirchheim also Stolz ist auf diesen<br />

Verein, darf nicht als Wunder bezeichnet<br />

werden.<br />

Exponate<br />

Die Ausstellungsgegenstände kommen erst<br />

jetzt in dem neuen Museumsgebäude völlig<br />

zur Geltung. Es würde diesen Artikel sprengen,<br />

eine Auflistung aller Ausstellungsgegenstände<br />

zu machen, aber einige Ausnahmen sollen hier<br />

aufgeführt werden.<br />

So befindet sich im Museum die als einzige<br />

übergebliebene Dampfspritze (Baujahr 1908)<br />

aus dem Werk Conrads Magirus, mitsamt den<br />

Unterlagen wie z. B. eine Werbebroschüre.<br />

Die Magiruswerke haben nur rund 20 Dampfspritzen<br />

gebaut, umso erstaunlicher ist es, das<br />

eine davon die Jahrzehnte überlebte. Der<br />

Verein hat diese Dampfspritze komplett restauriert<br />

und wieder funktionsfähig gemacht, und<br />

mit der alljährlichen Überprüfung durch den<br />

TÜV kann sie jetzt ohne Schwierigkeiten aus<br />

acht Strahlrohren eine Menge Wasser auf –<br />

zwar fingierte - Feuer spritzen. Zwar ist Vorsicht<br />

geboten beim Heizen des Kessels, aber<br />

wenn er einmal unter Druck steht, funktioniert<br />

die Spritze wie neu.<br />

Ein zweites Unikat dieses Museums ist das<br />

wohl einmalige Hansa-Lloyd Löschfahrzeug,<br />

das in einem anderen Museum ein recht tristes<br />

Dasein fristete. Kurz nach der Vereinsgründung<br />

wurde dieses LF (Baujahr 1937) erworben.<br />

Einst stand es bei der Bahnfeuerwehr Oldenburg<br />

im Einsatzdienst (bis 1972), damals<br />

war es ein Geschenk für diese Bahnfeuerwehr<br />

anlässlich ihr 50-jährigen Bestehen.<br />

In rund 2.500 Arbeitsstunden wurde das Fahrzeug<br />

komplett zerlegt, aufwendig restauriert<br />

und bereits im Oktober 1995 einer breiten Öffentlichkeit<br />

im „Originalzustand“ vorgestellt.<br />

Das nächste Projekt war die Restauration einer<br />

Magirus Kraftspritze (LF 20), Baujahr


3-2010 Seite 48<br />

1923, welche bis 1965 ihren Dienst bei einer<br />

Werkfeuerwehr in Kirchheim unter Teck versah.<br />

Auch hier stand eine weitaus umfangreichere<br />

Restauration an, als man ursprünglich<br />

erwartet hatte. Vor dem Erwerb durch den<br />

Verein stand diese Kraftspitze in Schloss<br />

Waldmannshofen. Die Vereinsmitglieder trauten<br />

sich sogar, eine Mauer des Schlosses teilweise<br />

abzureißen, das Fahrzeug hinauszuziehen<br />

und danach die Mauer wieder herzustellen!<br />

Im Anschluss daran konnte erst mit der<br />

Restauration des Fahrzeugs begonnen werden.<br />

Als dritte Auflistungsausnahme soll die leichte<br />

Drehleiter (LDL 17) genannt werden. Die Restauration<br />

dieses Fahrzeuges, ein Mercedes<br />

Fahrgestell mit Magirus Aufbau und Drehleiter,<br />

wurde 2002 übernommen. Bis auf die Blaulichter<br />

(schade!) befindet sich auch dieses<br />

Fahrzeug (1941) in nahezu Originalzustand –<br />

in Feuerlöschpolizeigrüner Lackierung – in der<br />

Sammlung des Museums.<br />

Man gibt sich sehr viel Mühe bei der Präsentation.<br />

So sind die Besatzungen der Fahrzeuge<br />

bei Feuerwehroldtimerveranstaltungen in zeitgemäßen<br />

Uniformen gekleidet. Die Originalhelme<br />

wurden erworben, die noch vorhandenen<br />

Uniformen, waren alle zu klein. Dieses<br />

stellte jedoch kein Problem dar, neue Uniformen<br />

wurden nach Originalmuster geschneidert.<br />

Zum Schluß<br />

Ein Besuch des Feuerwehrmuseums Kirchheim<br />

unter Teck lohnt sich, nicht nur für Feuerwehrbegeisterte,<br />

sondern auch für Feuerwehrhistoriker.<br />

Dass man sich dort bemüht alles<br />

richtig und vor allem historisch korrekt darzustellen,<br />

zeigt sich darin das sie jetzt auch Mitglied<br />

der „Arbeitsgemeinschaft der Feuerwehrmuseen<br />

Deutschlands“ sind.<br />

Das Museum befindet sich in der Henriettenstraße<br />

84 in 73230 Kirchheim unter Teck. Der<br />

Ansprechpartner ist Herrn Norbert Kugel<br />

(vfhki@web.de)<br />

Öffnungszeiten von April bis Oktober jeden<br />

Samstag von 9.30 bis 12.30 Uhr, oder nach<br />

Vereinbarung. Der Eintritt ist frei.<br />

Nähere Informationen unter<br />

www.feuerwehroldtimer-vfh-kirchheim.de.<br />

Quellen:<br />

Mehrere Zeitungsartikel aus dem Süddeutschem<br />

Raum<br />

· Unterlagen des Museums Kirchheim<br />

unter Teck<br />

Erstes Seminar zur „Feuerwehrgeschichte“<br />

auf Landesebene erfolgreich<br />

durchgeführt<br />

* Bernd Klaedtke, Dr. Klaus Schneider und<br />

Michael Thissen<br />

Ende November 2009 trafen sich 23 Feuerwehrkameraden<br />

auf Einladung des Landesfeuerwehrverbandes<br />

Nordrhein-Westfalen im<br />

Hotel „Phönix“ in Bergneustadt zu einem Seminar<br />

„Feuerwehrgeschichte“. Dieses durch den<br />

Fachausschuss „Ehrenabteilung und Feuerwehrgeschichte“<br />

im LFV NRW seit fast zwei<br />

Jahren geplante und intensiv vorbereitete<br />

Seminar war auf Landesebene in NRW eine<br />

„Neuheit“ und wurde in dieser Form zum<br />

ersten Mal durchgeführt. Vorbilder dieser<br />

Seminaridee waren zum einen die Archivarlehrgänge<br />

im benachbarten Österreich zum<br />

anderen die vorbildliche Arbeit in anderen, insbesondere<br />

den neuen Bundesländern. Auch<br />

die zusätzliche Aufgabenstellung des Fachausschusses,<br />

der seit fast zwei Jahren das<br />

Aufgabengebiet der Bearbeitung der Brandschutz-<br />

und Feuerwehrgeschichte mit übernommen<br />

hat, führte dazu, ein solches Seminar<br />

in Nordrhein Westfalen anzubieten.<br />

Eröffnet wurde das Seminar am Samstag, den<br />

28. November 2009 durch den Vorsitzenden<br />

des Fachausschusses, Ltd. Branddirektor a. D.<br />

Alfred Schmölders. Er moderierte in einer lokkeren<br />

Art eine Vorstellungsrunde aller Teilnehmer,<br />

worin sich schon die ersten Überraschungen<br />

ergaben. Einige Seminarteilnehmer stellten<br />

mit Erstaunen fest, das im nahen Umkreis<br />

ihrer Heimat bzw. Wohnortes „Gleichgesinnte“<br />

existieren, die sich mit den gleichen feuerwehrgeschichtlichen<br />

Themen beschäftigen wie sie<br />

es selber seit Jahren schon getan haben.<br />

Als erster Referent konnten die Teilnehmer<br />

den Leiter des Deutschen Feuerwehrmuseums<br />

in Fulda, Mag. Rolf Schamberger, begrüßen.


3-2010 Seite 49<br />

Teilnehmer des Historiker - Seminars aus allen 5 Regierungsbezirken<br />

Er hatte es in einem Grundsatzreferat übernommen,<br />

die Seminarteilnehmer in die Aufgaben<br />

der Feuerwehrgeschichte einzuführen.<br />

Anhand eines aktuellen Forschungsprojektes<br />

um den ehemaligen Branddirektor Bernhard<br />

Reddemann aus Leipzig zeigte Rolf Schamberger<br />

das gesamte Spektrum der Feuerwehrgeschichte<br />

auf. Zeitzeugeninterviews,<br />

Archivkunde, Quellenforschung, Ordenskunde<br />

aber auch das Sammeln, Erforschen und Bewahren<br />

von Exponaten konnten anhand des<br />

Beispiels Reddemann deutlich vermittelt werden.<br />

Nachmittags startete Dr. Daniel Leupold von<br />

der Berufsfeuerwehr Köln mit seinen Ausführungen<br />

zu der Entwicklung der Freiwilligen<br />

Feuerwehren auf dem heutigen Gebiet von<br />

Die Referenten des 1. Historiker - Seminars auf Landesebene.<br />

Vlnr.: Michael Thissen, Rolf Schamberger, Dr. Daniel Leupold, Dr. Klaus Schneider und Bernd Klaedtke


3-2010 Seite 50<br />

Nordrhein-Westfalen. In seinem lebendigen<br />

Vortrag ging Dr. Leupold auf die geschichtliche<br />

Entwicklung in der Rheinprovinz ein und zeigte<br />

im Anschluss daran auf, wie es zur Gründung<br />

der ersten Feuerwehren in diesem Gebiet<br />

gekommen war. Waren es am Anfang ausschließlich<br />

die Turner, welche die ersten<br />

Feuerwehren nach süddeutschem Vorbild im<br />

Ruhrgebiet gründeten, so kamen in den folgenden<br />

Jahren auch Freiwillige Feuerwehren<br />

zur Gründung. Bei diesem Vortrag konnte Dr.<br />

Leupold viele Informationen und Darstellungen<br />

aus seiner 2003 veröffentlichten Dissertation<br />

„Die Freiwilligen Feuerwehren in der Rheinprovinz<br />

bis 1918“ mit in den Vortrag einbinden.<br />

So waren nach dem Vortrag die Diskussionen<br />

zur Altersbestimmung einer Feuerwehr unter<br />

den Seminarteilnehmern sehr lebhaft. Zum<br />

Schluss verwies Dr. Leupold noch auf seine<br />

Funktion als Referatsleiter im Referat 11 der<br />

vfdb und gab den Hinweis, dass von der<br />

Homepage der vfdb Merkblätter zur Altersbestimmung<br />

einer Feuerwehr sowie detaillierte<br />

Biografien zu ausgewählten Feuerwehrpersönlichkeiten<br />

heruntergeladen werden können.<br />

Der frühe Nachmittag stand ganz im Zeichen<br />

der Uniformierung der Feuerwehren auf dem<br />

heutigen Gebiet von Nordrhein-Westfalen.<br />

Bernd Klaedtke, ebenfalls von der Berufsfeuerwehr<br />

Köln, zeigte anhand von Verordnungen<br />

und Gesetzestexten wie sich die Uniformierung<br />

von 1894 bis zur heutigen Zeit entwickelt<br />

hat. Spezialthemen in diesem Vortrag waren<br />

neben den Uniformen insbesondere die<br />

Dienstgrad- und Funktionsabzeichen sowie die<br />

Ehrenzeichen. In Vitrinen und Bilderrahmen<br />

waren Uniformen, Helme, Dienstgradabzeichen<br />

und Ehrenzeichen der Feuerwehr ausgestellt.<br />

Die Seminarteilnehmer konnten sich<br />

einen genauen Überblick über die historischen<br />

Exponate verschaffen. Feuerwehrgeschichte<br />

zum anfassen.<br />

Am Abend des ersten Seminartages nutzen<br />

die Teilnehmer noch die Möglichkeit, anhand<br />

von mitgebrachten Exponaten einen Erfahrungstausch<br />

durchzuführen. Fast bis Mitternacht<br />

wurde über Feuerwehrhelme, Ehren-zeichen<br />

und Schriftgut der Feuerwehr gefachsimpelt.<br />

Dabei wurde neben Informationen auch<br />

das ein oder andere historische Objekt getauscht.<br />

Am folgendem Tag eröffnete Dr. Klaus<br />

Schneider die weitere Vortragsreihe. Sein<br />

Vortrag über „Das Archiv des Landesfeuerwehrverbandes<br />

in NRW, Aufbau, Inventarisie-<br />

rung und Dokumentation“ zeigte auf, wie man<br />

aus dem „Nichts“ ein derartiges Archiv aufbauen<br />

kann. Anhand zahlreicher Beispiele dokumentierte<br />

er den Teilnehmern, wie ein solches<br />

Archiv angelegt und gepflegt werden kann. Dr.<br />

Klaus Schneider, Ehrenvorsitzender des<br />

Landesfeuerwehrverbandes, hat in wenigen<br />

Jahren ein umfangreiches Archiv „aus dem<br />

Boden gestampft“. Er gab den Teilnehmern mit<br />

der Gliederungsübersicht des Archivs ein entsprechendes<br />

Hilfsmittel mit auf den Weg.<br />

Gleichzeitig spornte er sie zur eigenen Forschungsarbeit<br />

an. Dazu legte er eine Liste der<br />

im Archiv noch fehlenden Jahresberichte des<br />

Westfälischen Feuerwehrverbandes vor.<br />

Den letzten Vortrag des Seminars hielt Michael<br />

Thissen über „Die Arbeit der Feuerwehrverbände,<br />

ihre Publikationen und deren Auswertung“.<br />

Dabei ging er noch einmal gezielt auf die<br />

Altersbestimmung der Feuerwehren ein und<br />

band die Teilnehmer in einer Diskussion zu<br />

diesem Thema ein. In seinem Vortrag erläuterte<br />

er, dass der „Rheinisch-Westfälische Feuerwehrverband“<br />

1862 gegründet wurde und der<br />

Vorgänger unseres heutigen Landesfeuerwehrverbandes<br />

ist, der damit im Jahr 2012<br />

sein 150-jähriges Bestehen feiern kann. Des<br />

weiteren ging er auf die anderen Feuerwehrverbände<br />

ein, die gleichzeitig oder in der<br />

Folgezeit existiert haben.<br />

In einer abschließenden Runde erklärten die<br />

Teilnehmer einhellig, dass sie wünschten weitere<br />

Seminare dieser Art besuchen zu können.<br />

KBM a. D. Heinz-Josef Dreßen beendete die<br />

Tagung mit einem Dank an die „Ausrichter“ und<br />

Teilnehmer.<br />

Anmerkung der Redaktion: Auch in 2010 findet<br />

wieder ein Historiker-Seminar statt. Dazu<br />

haben wir folgenden Beitrag aus der Zeitschrift<br />

“Der Feuerwehrmann”, Ausgabe 6-7 2010,<br />

übernommen.<br />

Zweites Seminar “Feuerwehrgeschichte”<br />

geplant<br />

* Dr. h.c. Klaus Schneider<br />

Bergneustadt. Der Verband der Feuerwehren<br />

in Nordrhein-Westfalen (NRW) plant, am 20.<br />

und 21. November 2010 nach der guten Resonanz<br />

im Vorjahr das zweite Seminar “Feuerwehrgeschichte”<br />

im Haus Phönix in Bergneustadt<br />

durchzuführen. Das Seminar richtet sich<br />

an alle Feuerwehrangehörigen, die sich für die<br />

Geschichte der Feuerwehren und des Feuer-


wehrwesens interessieren.<br />

3-2010 Seite 51<br />

Das Seminar soll einerseits auf die Feuerwehrhistorie<br />

in unserem Bundesland NRW eingehen,<br />

andererseits den Seimnarteilnehmern<br />

aber auch Hilfestellung geben, wie mit Archivmaterial,<br />

Oldtimern und anderen Exponaten<br />

umzugehen ist. Weiteres Ziel des Seminars ist<br />

es, Hinweise zu geben, wo bereits Feuerwehrgeschichte<br />

bearbeitet und erforscht wird. Letztendlich<br />

eröffnet das Seminar auch die Möglichkeit,<br />

mitgebrachte Exponate zu demonstrieren<br />

bzw. auch zu tauschen.<br />

Dem ersten Ziel dienen zum Beispiel Referate<br />

über die Geschichte des Rheinisch-Westfälischen<br />

Feuerwehrverbandes von 1862 und<br />

über die Entwicklung der Berufsfeuerwehren in<br />

NRW. Berichte über die Arbeit in den Feuerwehrarchiven<br />

von Mönchengladbach und Datteln<br />

sollen Möglichkeiten, aber auch Grenzen<br />

der Feuerwehrarchivarbeit darstellen. Ein Referat<br />

über die Restaurierung von Feuerwehr-<br />

Oldtimern soll die Schwierigkeiten aufzeigen,<br />

historisch getreu und technisch einwandfrei<br />

solche “Schätze” für die Nachwelt zu erhalten.<br />

Dass auch durch heutige Modellautos historische<br />

Vorbilder erhalten werden können, ist<br />

Schwerpunkt eines weiteren Seminarteils.<br />

Meldungen für dieses Seminar können auf<br />

dem Dienstweg an den jeweiligen Bezirksbrandmeister<br />

erfolgen. Aus jedem Regierungsbezirk<br />

(NRW) können fünf Teilnehmer gemeldet<br />

werden. Die Frist für die Meldung der Bezirksbrandmeister<br />

an den VdF NRW ist auf den<br />

1. Oktober 2010 festgesetzt worden. Die dann<br />

gemeldeten Teilnehmer werden vom VdF<br />

NRW persönlich eingeladen.<br />

Ein denkwürdiger Tag !<br />

* Horst Lefèvre<br />

Walter Egger, Präsident des CTIF (Comité<br />

Technique International de prévention et d’extinction<br />

du Feu) und der International Association<br />

of Fire and Rescue Services - ein hoch geachteter<br />

Bürger seiner Schweizer Heimat - besuchte<br />

vom 23. bis zum 27. April 2010 die im<br />

Landkreis Mainz-Bingen (Rheinland-Pfalz) gelegene<br />

Gemeinde Nierstein, deren Ortsteil<br />

Schwabsburg, die Stadt Oppenheim sowie die<br />

Landeshauptstadt Mainz.<br />

Eingeladen hatten die Gemeinden, deren<br />

Feuerwehren, und Bürger, denen es am Her-<br />

Das Foto zeigt - umringt von Ehrengästen - CTIF -<br />

Präsident Egger (graue Uniform) nach der<br />

Dankmesse im Gespräch mit dem Mainzer<br />

Domdekan Heckwolf<br />

zen lag, an die großen Einsätze der Feuerwehren<br />

aus dem Landkreis zu erinnern, die<br />

während der Bombenangriffe am 12. August<br />

1942 und im Februar 1945 wesentlich dazu<br />

beitrugen, den Mainzer Dom vor dem Abbrennen<br />

zu bewahren. Zu den eingesetzt gewesenen<br />

Wehren der jetzt besuchten Gemeinden<br />

zählten damals auch die aus Guntersblum und<br />

Gernsheim.<br />

Egger befand sich in Begleitung seiner Lebensgefährtin,<br />

Frau Regula Montepeloso, und<br />

des Ältestenrates der Arbeitsgemeinschaft für<br />

Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte im<br />

CTIF, Horst Lefèvre aus der Pfalz. Zu den geladenen<br />

Gästen aus Feuerwehrkreisen zählten<br />

Persönlichkeiten, wie John Brown - ein verdienstvoller<br />

Feuerwehroffizier a. D. aus England<br />

mit seiner Gattin, eine Delegation hochrangiger<br />

Feuerwehr-Führungskräfte aus den<br />

Österreichischen Bundesländern unter Leitung<br />

des CTIF-Generalsekretärs a. D. Dr. Alfred<br />

Zeilmayr und des Vorsitzenden der CTIF-AG<br />

für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte,<br />

Brandrat Adolf Schinnerl, und - nicht zu vergessen<br />

- die Wehrleiter, Wehrführer, Männer<br />

und Frauen aus den oben genannten Wehren<br />

sowie die Kameraden der Ehrenabteilungen,<br />

die “damals” schon irgendwie dabei waren und<br />

denen es nun besonders um ihre nach dem<br />

Kriege angegriffene Ehre als Feuerwehrangehörige<br />

ging.<br />

Die ehemaligen Kommandanten und jetzigen<br />

Chronisten der Feuerwehr Nierstein Paul Laun<br />

und Rudi Schott machten sich mit Unterstützung<br />

ihres Kollegen Horst Schmidt aus<br />

Pfungstadt-Eschollbrücken viel Mühe, um die<br />

Veranstaltung zu planen und durchzuziehen.<br />

Diesen Männern und allen beteiligten Bürgern<br />

der Gemeinden gehört ein großes “Dankeschön”.


3-2010 Seite 52<br />

Doch nun kurz zum Anlass des Treffens:<br />

Schon am 12. August 1942 mussten die Feuerwehren<br />

des Kreises zusammen mit der Mainzer<br />

Feuerwehr nach einem Bombenangriff<br />

einen Brand im Dom löschen. Schlimmer traf<br />

es Mainz aber im Februar 1945, als um den<br />

Dom herum die Altstadt lichterloh brannte und<br />

die Flammen auch den Dom zu zerstören<br />

drohten. Ein Bombentreffer verhinderte das<br />

schnelle Ausrücken der näher gelegenen<br />

Mainzer Feuerwehr und so wurde Hilfe aus<br />

dem Umland dringend benötigt.<br />

Unter der Leitung des damaligen Niersteiner<br />

Feuerwehrführers Carl Wernher, der auch die<br />

Funktion des Feuerwehrtechnischen Aufsichtsbeamten<br />

beim Landrat innehatte - rückten die<br />

Feuerwehren aus Nierstein, Oppenheim,<br />

Guntersblum und Gernsheim an um zu retten,<br />

was noch zu retten war. Nicht nur Männer,<br />

auch Frauen und Jungen, die in den Feuerwehrscharen<br />

der HJ organisiert waren, setzte<br />

man zur Bekämpfung der Brände ein. Die<br />

Führungsqualitäten von Carl Wernher sollen in<br />

dem Flammenmeer rundherum entscheidend<br />

für den schnellen und wirksamen Schutz des<br />

Domes vor seiner Vernichtung gewesen sein.<br />

Drei Monate später war der Krieg zu Ende.<br />

Wernher wurde wegen seines Engagements<br />

für das bis dahin herrschende Regime angefeindet<br />

und abgestraft. Seine Verdienste um<br />

den Erhalt des Mainzer Doms zählten nicht<br />

mehr.<br />

Am Sonntag, den 25. April 2010 trafen sich die<br />

noch lebenden Zeitzeugen mit Abordnungen<br />

der damals beteiligten Feuerwehren, dem<br />

Rheinland-Pfälzischen Landesfeuerwehrinspekteur,<br />

Ministerialrat Hans-Peter Plattner<br />

vom Ministerium des Innern und für Sport mit<br />

Politikern und Bürgermeistern, den vorgenannten<br />

Gästen mit Präsident Egger an der Spitze<br />

und unter großer Beteiligung der Mainzer Bevölkerung<br />

zu einem ganz besonderen Gottesdienst<br />

im Mainzer Dom. Domdekan Heinz<br />

Heckwolf zelebrierte die Dankmesse, hob dabei<br />

die damaligen Verdienste von Carl<br />

Wernher besonders hervor und betonte, dass<br />

durch das hier konkrete Beispiel auch generell<br />

die Einsätze aller Feuerwehren gewürdigt werden<br />

sollen, die sie in den Kriegsjahren während<br />

und nach Bombenangriffen leisteten und<br />

die vielen Helfern das Leben oder die Gesundheit<br />

kosteten.<br />

Heckwolf betonte, dass die Bürger glücklich<br />

sein könnten, die in solchen Notfällen über<br />

eine funktionierende Feuerwehr verfügten.<br />

Dem schon lange verstorbenen Carl Wernher<br />

und seinen Einsatzkräften wurde so nach weit<br />

mehr als einem halben Jahrhundert durch diese<br />

Predigt die verdiente Ehre erwiesen.<br />

Der Führerschein<br />

* Klaus Riedel<br />

Ja lang lang ist’s her ... natürlich wollte ich als<br />

junger Mann, ein richtiger Feuerwehrmann<br />

werden – ein Held, der im schönen roten Auto<br />

mit Martinshorn und Blaulicht durch die Stadt<br />

eilt und nicht nur Schläuche ausrollt. Als die<br />

Stadt dann mal wieder ein paar weitere Maschinisten<br />

benötigte und sogar ein Zuschuss<br />

zum Führerschein bereitstellte, habe ich mich<br />

gemeldet.<br />

Eine entsprechende Fahrschule ward bald<br />

gefunden, die uns Anfänger ausbilden wollte.<br />

Um die Kosten zu verringern und eine fahrzeugspezifische<br />

Ausbildung zu gewährleisten,<br />

stellte die Stadt ein entsprechendes Feuerwehrauto<br />

zur Verfügung. In froher Erwartung,<br />

dann der Schock – es war nicht, wie von mir<br />

erhofft, das schöne neue rote Auto, sondern<br />

der älteste Bock im Stall, mit dem eh keiner<br />

mehr fahren wollte. (War es Angst, dass wir<br />

etwas kaputt machen könnten?)<br />

Die Vorschrift, dass Fahrschulfahrzeuge mit<br />

doppelten Pedalen sowohl für Schüler als auch<br />

Fahrlehrer ausgerüstet sein müssen, führte<br />

dazu, dass unsere Jungs von der Werkstatt ein<br />

Satz Pedale einbauten, die sie irgendwo aufgetrieben<br />

hatten – vermutlich aus einen Fahrzeug,<br />

dass schon lange nicht mehr existierte.<br />

Die Abnahme des Fahrzeuges durfte nicht vom<br />

örtlichen TÜV erfolgen, sondern hier musste<br />

der TÜV in der 70 Kilometer entfernten Landeshauptstadt<br />

überprüfen. Nun sollte ich diese<br />

Fahrt gleich als erste Übungsstunde nutzen.<br />

Die zusätzlichen Pedale wurden über eine<br />

Stange mit jeweils einer Rückholfeder mit den<br />

Originalpedalen gekoppelt, dass heißt beim<br />

Kuppeln und Bremsen wurde das Pedal durch<br />

eine weitere Feder zurückgezogen und man<br />

musste stärker auf das Pedal treten, um es<br />

niederzudrücken. (Servobremsen oder Lenkhilfe<br />

- wie heute üblich - gab es damals noch<br />

nicht). Kuppeln und bremsen musste man damals<br />

nicht so oft, dass war nicht das Problem -<br />

das Gaspedal war aber auch mit dieser Feder<br />

ausgestattet und man musste zu jener Zeit<br />

noch mit Zwischengas schalten. Der Fahrleh-


er hatte ein eigenes Gaspedal.<br />

3-2010 Seite 53<br />

Es kam wie es kommen musste, nach 30<br />

Minuten konnte ich nicht mehr fahren und bat<br />

den Fahrlehrer, er möge doch bitte weiter fahren.<br />

Die Antwort lautete nur: „Nö, du willst den<br />

Schein, also musst du fahren lernen und mit<br />

einem breiten Grinsen im Gesicht: „Also gut,<br />

das Kuppeln, Bremsen und Gasgeben übernehme<br />

ich für eine Weile, lenken, schalten,<br />

blinken ist deine Aufgabe.“<br />

Beim TÜV angekommen, meinte der Prüfer,<br />

was wir mit dem Oldtimer denn wollten. Das<br />

Fahrzeug gehöre ins Museum - der Fahrlehrer<br />

sei dasselbe Baujahr, und ich müsste ja verrückt<br />

sein, mich in so etwas überhaupt hineinzusetzen.<br />

Dennoch haben wir die 70 Kilometer über Ortschaften<br />

bzw. Landstraßen bis zum TÜV und<br />

zurück bewerkstelligt.<br />

Noch etwas zur damaligen Technik:<br />

Der Schminkspiegel meines heutigen „Passat“<br />

ist größer, als es die damaligen Außenspiegel<br />

waren. Abblendlicht gab es nur bei Vollgas.<br />

Sprichwörtlich „blind“ war man, ging man vom<br />

Gas. Ob die Scheibenwischer betätigt wurden<br />

oder nicht, fuhr man im Regen trotzdem ohne<br />

Sicht. Heizung mit Scheibendefroster, was für<br />

ein Fremdwort. Lenkhilfe oder gar vernünftige<br />

Bremsen standen noch in der Entwicklungsphase.<br />

Ergo – unser Oldie war immer für eine<br />

Überraschung gut.<br />

Bei einer nächtlichen Fahrt bei strömendem<br />

Regen ging das Scheibenwischergestänge<br />

kaputt. Da standen wir nun mit unserem<br />

Löschfahrzeug (LF 16) - bestückt mit Spaten,<br />

Beil, Hacke, Kaminkehrerwerkzeug - hatten<br />

aber für die Reparatur keinen passenden<br />

Schraubendreher oder Maulschlüssel dabei.<br />

Mal fiel das Licht aus oder der Außenspiegel<br />

wollte nicht mehr dort bleiben, wo er sollte. Für<br />

den Kabelbrand im Armaturenbrett war zum<br />

Glück eine gefüllte Kübelspritze an Bord.<br />

Meist musste ich die Eintragungen im Werkstattbuch<br />

vornehmen, weil die anderen Kameraden<br />

wohl die Reaktion der Werkstatt<br />

fürchteten. Wieder und wieder richteten unsere<br />

Jungs von der Werkstatt das Fahrzeug her<br />

und nach zwei Wochen Fahrschule gab es<br />

auch keine Pannen mehr. Unser LF lief sogar<br />

wieder 80 km/h (wenn man sich traute). Die<br />

Reifen hatten keinen Standplatten mehr, d. h.<br />

wenn ein Fahrzeug längere Zeit steht, werden<br />

die Reifen an dieser Stelle eckig, bei 50 km/h<br />

fängt das Fahrzeug an zu „hüpfen“ und das<br />

Lenkrad „flattert“.<br />

So gingen die Tage ins Land und wir fuhren<br />

und fuhren in der Hoffnung, bald zur Prüfung<br />

zugelassen zu werden. Unser Fahrlehrer fuhr<br />

mit uns an alle erdenklichen Stellen. Er zeigte<br />

uns, wo es für eine Prüfung schwierig werden<br />

könnte und worauf wir achten müssten.<br />

Eine Besonderheit mit diesem alten Fahrzeug<br />

war das Befahren von steilen Bergabfahrtstellen<br />

– hier muss man an die Stellen im mittleren<br />

Gang anfahren, dann den Fuß vom Gas nehmen,<br />

den Handhebel der Motorbremse nach<br />

unten ziehen, die Handbremse anziehen, den<br />

Handhebel der Motorbremse lösen, in den kleineren<br />

Gang mit viel Zwischengas runterschalten,<br />

den Handhebel der Motorbremse wieder<br />

ziehen und die Handbremse lösen. War es<br />

eine längere Steigung, so musste man das<br />

Ganze wiederholen bis man unten war. Es war<br />

einfach nicht möglich, ein so schweres Fahrzeug<br />

über einen längeren Zeitraum mit der<br />

Bremse zu bremsen, da diese sonst heißlief<br />

und sich festfraß.<br />

Hier „beim Sattlersbuckel helfe nur noch beten“<br />

meinte der Fahrlehrer. Unten hatte auch<br />

noch der Querverkehr Vorfahrt, also musste<br />

man zu stehen kommen und durfte, wenn man<br />

unten war, das Blinken mittels Hupenringblinker<br />

nicht vergessen.<br />

Dann kam der Tag der Prüfung. Ein junger<br />

Prüfer stieg hinten ein und wir fuhren los. Mein<br />

Fahrlehrer meinte es sicherlich gut mit mir und<br />

verwickelte den Prüfer gleich in ein Gespräch,<br />

sicherlich um ihn abzulenken. Dieser meinte<br />

dann auch -zwischendurch mal links und<br />

rechts- „wie hinten nur Holzbänke und mit so<br />

was fahrt ihr zum Einsatz? Na ja, wenigstens<br />

vorne habt ihr es ja gut. Blinken Sie denn auch<br />

immer richtig? Ich sehe keinen Hebel. (Hallo,<br />

was mache ich denn die ganze Zeit? Sieht der<br />

den Hupenringblinker nicht, doch das hat ihm<br />

der Fahrlehren dann gleich mal erklärt.) Ich<br />

musste mich aufs Fahren und die Kommandos<br />

„links“ und „rechts“ konzentrieren.<br />

Dann wurde mein Fahrlehrer immer wortkarger,<br />

ich wunderte mich schon, doch dann wurde<br />

es mir klar: Jetzt muss die Anweisung vom<br />

Prüfer kommen: „links oder rechts“ - sieht er<br />

es denn nicht, wenn wir so weiter fahren müssen<br />

wir den Sattlersbuckel runter. Links Sackgasse<br />

rechts ging’s ins beengte Wohngebiet<br />

und nun?<br />

Blick zum Fahrlehrer, der nickte nur, was sollte<br />

er denn auch machen (seine Gedanken sagten<br />

wohl: „Das schaffst du schon.“). Also - wie ge-


3-2010 Seite 54<br />

lernt - an den Hang ran und - wie oben beschrieben<br />

- versucht den Hang hinunter zu fahren.<br />

Unten schon fast angekommen, sah ich<br />

von links ein Vorfahrt berechtigtes Auto kommen.<br />

„Das schaffe ich nie!“ Doch der Wagen<br />

blinkt und hält an. „Will der mich vorbei lassen?<br />

Ist es Einer, der es gut mit der Feuerwehr<br />

meint?“ Ich stand leicht auf, kurbelte wie wild<br />

am Lenkrad und im Vorbeifahren sah ich es:<br />

Es war Werner vom 2. Zug, der angehalten<br />

hatte, mich vorbei lies - aber es gab für mich<br />

keine Möglichkeit zum Winken.<br />

Unten angekommen fuhr ich weiter und wartete<br />

auf weitere Anweisung des Prüfers, der blieb<br />

aber stumm. Mein Fahrlehrer und ich drehten<br />

uns zur Rückbank um und sahen in das fahle<br />

Gesicht. „Durchgefallen, alles umsonst oder<br />

was?“, dies war mein erster Gedanke. Der<br />

Fahrlehrer ergriff nun das Wort und meinte:<br />

„Mit dem Fahrzeug fährt man nun mal so den<br />

Berg runter.“<br />

Der Prüfer meinte nur noch: „Wenn Sie das<br />

können, ist der Rest ein Kinderspiel für Sie.<br />

Hätten Sie doch bloß etwas gesagt, dann hätte<br />

ich Sie nie hier runter geschickt.“ Das war<br />

das Ende meiner Fahrprüfung und ich erhielt<br />

endlich den lang ersehnten „Lappen“.<br />

Das gute alte Löschfahrzeug steht heute in unserem<br />

Museum. Ab und an kann man uns<br />

noch den Sattlersbuckel runterfahren sehen -<br />

das schöne alte rote Feuerwehrfahrzeug und<br />

ich - der Held jener Zeit.<br />

Alarm freiwillig 150 - Die Freiwillige<br />

Feuerwehr in Bielefeld<br />

150 Jahre Wettlauf gegen die Zeit<br />

* Angela Damaschke<br />

Die Grafschaft Ravensberg war ein Territorium<br />

des Heiligen Römischen Reiches, gelegen im<br />

Osten des Niederrheinisch-Westfälischen<br />

Reichskreises, mit der Stadt Bielefeld als<br />

Hauptort. Bielefeld entstand um das Jahr<br />

1214. Es gab zunächst zwei Städte "Bielefeld",<br />

die im Jahr 1520 endgültig zu einer Stadt vereinigt<br />

wurden.<br />

Zur damaligen Zeit war die Leiter zum Erobern<br />

einer Festung ein wichtiges mittelalterliches<br />

Kriegsgerät, woraus sich später die Arbeit der<br />

Steiger mit der Hakenleiter ableiten lässt (z. B.<br />

zwei Steighaken im Wappen derer von<br />

Bredow).<br />

So berichtet die Brandchronik Bielefeld, dass<br />

am 9. April 1673 die Stadt vom Bischof Bernhard<br />

mit 3.000 Mann Münsterscher Truppen<br />

belagert und 84 Bomben in die Stadt geworfen<br />

worden. Eine davon schlug in das Rathaus ein.<br />

Franziskanermönche, die in Bielefeld ihre Niederlassung<br />

hatten, sollen dann mit nassen<br />

Kuhhäuten überall die niederfallenden Bomben<br />

gedämpft haben. Zum Dank wurde ihnen<br />

die Erlaubnis gegeben, wöchentlich in der<br />

Stadt Semmeln sowie jährlich zur Weihnachtszeit<br />

Lichte zu sammeln.<br />

Ab 1713 wurde Bielefeld Garnisonsstadt und<br />

der Kesselbrink – zunächst Viehweide - wurde<br />

zum Exerzierplatz. 1813 führte Preußen die<br />

Wehrpflicht ein, wobei die Wehrpflicht die<br />

Landwehr (17.03.1813 eingeführt) für die Heimatverteidigung<br />

umfasste. Dort dienten alle 25<br />

- 45jährigen Männer, die nicht zu einer regulären<br />

Einheit eingezogen wurden - hinzu kam<br />

der Landsturm für die 45 - 60jährigen. Der be-


3-2010 Seite 55<br />

kannteste Landwehrmann (1813 in Berlin) war<br />

wohl Johann Gottlieb Fichte (hielt u. a. Vorlesungen<br />

in der Preußischen Akademie der Wissenschaften<br />

in Berlin). Fichtes Grundgedanke<br />

leitete Friedrich Ludwig Jahn: Konzept eines<br />

„Deutschen Volkstums“ (1810) und einer<br />

„Deutschen Turnkunst“ (1817). In Bielefeld ist<br />

1860 aus dem Turnverein heraus eine Turnerfeuerwehr<br />

gegründet worden.<br />

Im 17. Jahrhundert war Bielefeld Zentrum der<br />

Leinenindustrie, wobei die Produktion von<br />

Garn und Leinwand im Umland stattfand. Die<br />

Industriealisierung begann mit dem Eisenbahnanschluss<br />

im Jahr 1847, denn damit war<br />

die preisgünstige Lieferung von Kohle aus dem<br />

Ruhrgebiet, die für den Betrieb der Dampfmaschinen<br />

benötigt wurde, möglich. 1851<br />

gründeten die Gebrüder Bozi die erste Fabrik,<br />

und zwar die Spinnerei Vorwärts direkt an der<br />

Linie der Köln-Mindener-Eisenbahn. 1854 entstand<br />

durch Hermann Delius die Ravensberger<br />

Spinnerei. Dann kamen eine Glashütte,<br />

Kesselschmiede, Eisengießerei sowie diverse<br />

Maschinenfabriken hinzu und viele Menschen<br />

zogen in die Stadt, wo sie eher Arbeit fanden.<br />

Im 17. Jahrhundert soll es 2 Glockengießer in<br />

Bielefeld gegeben haben. Kirchenglocken -<br />

interessant sind die Standorte der Geläute,<br />

nämlich die Kirchtürme sowie Dachreiter und<br />

die mit den Glocken eng zusammenhängenden<br />

Turmuhren. Sie läuten neben den religiösen<br />

Anlässen auch bei außerordentlichen Ereignissen<br />

und Gefahren - Unwetter, Brandkatastrophen,<br />

Krieg. Vivos voco, mortuos plango,<br />

fulgura frango – „Ich rufe die Lebenden. Ich<br />

beklage die Toten. Ich breche die Blitze“. Diese<br />

Glockeninschrift hat Friedrich Schiller als<br />

Motto über sein "Lied von der Glocke“ gesetzt<br />

und so beschrieb 1924 Aurel von Jülich, die<br />

„Geschichte des Feuerschutzes in Rheinland<br />

und Westfalen“:<br />

„Es ist klar, dass, wenn in solcher Stadt der<br />

Feuerdrache einmal erwachte, er sich blitzschnell<br />

von Dach zu Dach schwingen, blitzschnell<br />

ganze Häuserviertel umringeln konnte,<br />

dass in dieser schauerlichen Umschlingung<br />

die Häuser zusammenstürzten und Menschen,<br />

wie Vieh, Hab und Gut unter ihren glutenden<br />

Trümmern begruben.“<br />

Der Feuerschutz hatte demnach folgende Aufgabenbereiche:<br />

1. Brände verhüten und die Brandausbreitung<br />

durch zweckmäßigen Wohnungsbau<br />

zu erschweren.<br />

Im Jahre 1858 führten zahlreiche<br />

Schornsteinbrände, die häufig von beheizten<br />

Wohnküchen ausgingen, dazu,<br />

dass vor dem Neu- bzw. Umbau eines<br />

Hauses eine Zeichnung eingereicht<br />

werden musste, die von einem Baubeamten<br />

auf Feuersicherheit geprüft wur<br />

de - vorher wurde die Baugenehmigung<br />

nicht erteilt.<br />

Fabrikordnungen, wie das „Fabrikreglement<br />

für die Ravensberger Spinnerei“,<br />

1857, wurden erlassen mit Regelungen,<br />

wie z. B.<br />

§ 10 „Zur Verhütung von Unglücksfällen<br />

darf außer dem Aufseher und den<br />

dafür bestimmten Personen niemand<br />

Lampen anzünden, oder auslöschen,<br />

die Heizung regulieren wollen, die<br />

Dampfröhren, Betriebswellen oder<br />

Räder berühren, noch Fenster öffnen<br />

oder schließen.“<br />

§ 12 „Das Tabakrauchen und der Genuss<br />

geistiger Getränke ist in der Fabrik<br />

und ihrer Umgebung bei Strafe von<br />

10 Sgr. bis 1 Thlr. verboten, ebenso ist<br />

dem Arbeiter unnützes Plaudern, Fluchen,<br />

Streiten, Singen unanständiger<br />

Lieder und überhaupt jedes Störung


3-2010 Seite 56<br />

verursachende unanständige Benehmen<br />

bei Strafe untersagt.“<br />

2. die Brandbekämpfung<br />

Der mangelnde Brandschutz machte<br />

sich überall bemerkbar, so dass um<br />

1840 der Berliner Turn-Rat dafür einge<br />

treten war, dass Turner durch Bildung<br />

von Feuerwehren ihren Dienst der Allgemeinheit<br />

zur Verfügung stellen soll<br />

ten.<br />

Carl Albrecht Delius<br />

(06.09.1827 - 29.03.1915) gründete die Seidenweberei<br />

C. A. Delius und Söhne und gehörte<br />

als preußischer Geheimer Kommerzienrat<br />

zur führenden Schicht des Bielefelder Wirtschaftsbürgertums.<br />

1859 kündigte Delius als<br />

Vorstandsmitglied der Bielefelder Turngemeinde<br />

(BTG) den Bau einer vereinseigenen Turnhalle<br />

und im April 1860 die Gründung einer<br />

Turnerfeuerwehr (organisierte Feuerwehr auf<br />

der Grundlage militärischer Disziplin und praktischer<br />

Ausbildung) an.<br />

Die Bielefelder Turngemeinde (BTG) beschließt<br />

am 4. Januar 1860 die Gründung<br />

einer Turnerfeuerwehr.<br />

Warum ist es 1860 zur Gründung einer freiwilligen<br />

Feuerwehr gekommen, wo es doch seit<br />

1840 eine Pflichtfeuerwehr nach der Feuerpolizeiverordnung<br />

mit 447 Mitgliedern gab?<br />

Im Sommer 1859 wäre es beinahe zu einer<br />

Brandkatastrophe gekommen. Die Häuser des<br />

Bäckers Amendt standen in Flammen und<br />

drohten, auf benachbarte Gebäude überzugreifen<br />

(auf den Bilder rechts der Löschablauf<br />

dargestellt von der LA Vilsendorf).<br />

Schon damals war es aufgrund der zahlreichen<br />

Schaulustigen, die wegen des Läutens<br />

der Feuerglocken zur Brandstelle geeilt waren,<br />

schwierig zur Brandstelle zu gelangen – so<br />

dauerte es bis wirksame Hilfe zur Stelle war.<br />

Während die Spritzenleute der Werkfeuerwehr<br />

der Ravensberger Spinnerei das Feuer eindämmen<br />

konnten, herrschte an der Brandstelle<br />

ein wildes Durcheinander, weil es an Disziplin<br />

und einer straffen Organisation fehlte.<br />

Ebenso war die Wasserversorgung eingeschränkt,<br />

weil der Stadtgraben eher einem<br />

Sumpf glich als einem Feuerlöschteich.<br />

Am 9. Januar 1860 wurde vom Rat der Stadt<br />

das formale Genehmigungsgesuch bewilligt<br />

und am 30. Mai 1860 genehmigte die Mindener<br />

Bezirksregierung die Statuten. Artikel 1


3-2010 Seite 57<br />

legte fest, dass nur „die geeigneten Kräfte der<br />

Bielefelder Turngemeinschaft [...] ein Feuerwehr-Corps”<br />

bilden konnten.<br />

Die Kosten der Erstausrüstung der Turnerfeuerwehr<br />

wurden zum größten Teil von Bielefelder<br />

Versicherungsanstalten übernommen.<br />

Im Sommer 1860 nahm die freiwillige Turnerfeuerwehr<br />

ihren regulären Löschdienst auf, bezog<br />

1879 ihr Spritzenhaus und setzte sich<br />

unter der Leitung eines Hauptmanns wie folgt<br />

zusammen:<br />

Steigercorps mit 16 ausgerüsteten Rettern /<br />

Steigern in zwei Sektionen von jeweils acht<br />

Männern, wobei jeweils einer zum Sektionsführer<br />

zu ernennen war,<br />

34 „Spritzenleuten“ unter der Leitung<br />

eines Spritzenführers und<br />

12 „Wasserleuten“ mit einem Kommandoführer.<br />

Diese hatten für die Beschaffung<br />

von Wasser mit Brandeimern /<br />

fahrbaren Wasserkübeln zu sorgen,<br />

waren an der Spritze einsetzbar und<br />

bildeten die Reserve für weitere Arbeiten.<br />

Soweit bekannt unterstand in den Städten das<br />

Feuerlöschwesen drei Führungsgremien: der<br />

unmittelbaren Leitung des Magistrats bzw. des<br />

Bürgermeisters mit einer Feuerschau- und<br />

Löschkommission sowie für die Bedienung der<br />

Spritzen besondere Mannschaften unter Führung<br />

des Spritzenmeisters.<br />

Gemäß Feuerordnung besaß man zwar die<br />

Macht, besondere lokale Löschordnungen mit<br />

Strafbestimmungen zu erlassen und eine geregelte<br />

Hilfe herbeizuzwingen, aber es fehlte sowohl<br />

an den richtigen Helfern - beseelt von Gemeinsinn<br />

und Opferwilligkeit – als auch an<br />

Gerätschaften, diese waren mitunter fehlerhaft<br />

und genügten nicht mehr den Anforderungen.<br />

Aurel von Jülich verfasste 1924 in „Geschichte<br />

des Feuerschutzes in Rheinland und Westfalen“<br />

zur Pflichtfeuerwehr folgende Zeilen:<br />

„Wohl mag schon damals vor der Mitte des<br />

vorigen Jahrhunderts in manchen Herzen auch<br />

Rheinlands und Westfalens die Frage erwacht<br />

sein, weshalb man einen Dienst zwangsweise<br />

verrichtete, dessen freiwillige Erfüllung als<br />

Gebot der Menschlichkeit empfunden wurde<br />

und zugleich dem Mannesstolz höchste Befriedigung<br />

gewährt. Dieser Gedanke war Jahrhunderte<br />

lang verschüttet worden unter der papierenen<br />

Flut der behördlichen und polizeilichen<br />

Löschordnung, er blieb auch jetzt noch verschüttet,<br />

weil der Löschdienst nun einmal als<br />

Zwangsordnung galt und als solche bezeichnet<br />

wurde, weil niemand das rechte Wort fand,<br />

um diese Auffassung als gesetzliche Pflicht in<br />

die einer Herzenspflicht umzuwandeln. Die<br />

Gesinnung der Drückeberger, der Niedrigdenkenden,<br />

die sich jedem Opfer für die Allgemeinheit<br />

zu entziehen suchen, galt deshalb in<br />

mancher Stadt als die wahre Weisheit.<br />

Rette sich wer kann! so hieß es wieder wie<br />

einst, aber dieses mal fürchtete man nicht vor<br />

der entsetzlichen, unüberwindlichen Naturkraft,<br />

sondern vor der Erfüllung einer Pflicht<br />

des Gemeinsinns und der Nächstenliebe.<br />

Die Abneigung und Verachtung gegenüber<br />

dem Dienst als Feuerwehrmann verbreitete<br />

sich wie eine ansteckende Krankheit in mancher<br />

Stadt, und der seichte Spott behäbiger<br />

Spießbürgerlichkeit und überschlauer Selbstsucht<br />

hatte ein leichtes Spiel, jede edlere Auffassung<br />

zu verdrängen, wie das Unkraut der<br />

Binsenlilie sich auf den Marschen auf Kosten<br />

jedes anderen Pflanzenwuchses in gewaltigen<br />

Massen ausbreitet und dort den bezeichnenden<br />

Namen "Drückdahl" erhalten hat, weil es<br />

alles Höherwachsende niederdrückt.“


3-2010 Seite 58<br />

Das Fehlen einer gut organisierten motivierten<br />

Löschmannschaft (nicht als zwangsrekrutierte<br />

Pflichtfeuerwehr) führte nach dem Großbrand<br />

1856 in der Spinnerei „Vorwärts“ zur Gründung<br />

einer Werkfeuerwehr.<br />

1857 wurden 60 Mann für die Ravensberger<br />

Spinnerei im Zuge der Gründung einer Werkfeuerwehr<br />

eingestellt und nach dem Reglement<br />

der Berliner Berufsfeuerwehr ausgebildet.<br />

Die Form der Unterweisung war mit dem<br />

Königlichen Branddirektor, Chef der Berliner<br />

Feuerwehr von 1851 bis 1875 in Berlin, Herrn<br />

Branddirektor und Geheimrath Ludwig Carl<br />

Scabell eigens beraten worden.<br />

(Scabell hatte vom Polizeipräsidium in<br />

Berlin den Auftrag zum Aufbau einer<br />

Berufsfeuerwehr mit militärmethodi<br />

scher Ausbildung und Disziplin. Zunächst<br />

übernahm er für die neue Feuerwehr<br />

die Aufgabenbereiche des Einwohnerlöschaufgebots:Handwerksabteilung,<br />

Rettungsmannschaft,<br />

Schlauchführer sowie Wassertransportkolonne<br />

und baute diese zu selb<br />

ständigen Einheiten aus. Er schuf den<br />

Beruf des Feuerwehrbeamten, gab Instruktionen<br />

heraus und organisierte die<br />

„Bekämpfung jedes Feuers noch in der<br />

Entstehungsphase“ unter dem noch<br />

heute angewandten Prinzip des „Innenangriff“.<br />

Ebenso veranlaßte Scabell die<br />

neue Form der Alarmierung der Löschkräfte<br />

durch eine elektromagnetische<br />

Telegrafenanlage ((Vertrag mit Siemens<br />

und Halske am 20. Juni 1851 –<br />

unterirdische Kabelverlegung)) und die<br />

Fertigstellung des Berliner Rohrnetzes<br />

u. a. für die Löschwasserversorgung.<br />

Nun endlich konnten die fachlich gut<br />

ausgebildeten und trainierten Feuerwehrmänner<br />

wirksam den »Roten<br />

Hahn« bekämpfen. Scabell stand für<br />

Mut, Sachkenntnis und Sicherheit -<br />

„Gebrochen ist des Feuers Macht, seit<br />

dem Scabell darüber wacht!“ - und das<br />

„Berliner System“ wurde als Beispiel<br />

übernommen. Jedoch jeder Reform abgeneigt,<br />

passte er sein Werk den Erfordernissen<br />

nicht mehr an.<br />

Die Feuerwehrleute der Werkfeuerwehr (Ravensberger<br />

Spinnerei) arbeiteten im Betrieb,<br />

wurden für den Branddienst ausdrücklich freigestellt<br />

und auch für das Löschen bezahlt.<br />

Im Zuge der Industrialisierung wurden Be-<br />

triebsfeuerwehren in den großen Fabriken eingerichtet,<br />

diese wurden in das Löschsystem<br />

eingegliedert und erhielten mehrfach sogar<br />

Prämien für die Spritze, weil die zuerst an der<br />

Einsatzstelle eintraf.<br />

Wie ein Phoenix aus der Asche<br />

Großbrände zerstörten 1879 und 1910 die Produktionsräume<br />

der Nähmaschinenfabrik Baer<br />

& Rempel in Bielefeld. Wohl auch in Anspielung<br />

auf den letzten Brand wurden die Nähmaschinen<br />

fortan „Phoenix” genannt.<br />

Um sich trotz der Satzung/Statut der Turnerfeuerwehr<br />

zu engagieren, gründete sich 1880<br />

eine Bürgerwehr: In der Altstadt „Abteilung I<br />

der Freiwilligen Feuerwehr”, in der Neustadt<br />

„Abteilung II der Freiwilligen Feuerwehr“ und<br />

dann gab es 1894 die „Abteilung III der Freiwilligen<br />

Feuerwehr“ in Bielefeld …<br />

Für die 1899 durch Ratsbeschluss eingesetzte<br />

Berufsfeuerwehr wurden vier Männer aus der<br />

freiwilligen Feuerwehr eingestellt, die man zunächst<br />

im Keller des Alten Rathauses unterbrachte.<br />

Damit wurden aber die freiwilligen<br />

Feuerwehren und mit ihnen die Turnbrüder der<br />

BTG nicht aus ihrer Pflicht entlassen.<br />

Im Zuge der Umstrukturierung der freiwilligen<br />

Feuerwehr im Jahre 1932, verlor die Turnerfeuerwehr<br />

ihre formale Unabhängigkeit. Sie<br />

fungierte in den folgenden Jahren bis nach<br />

dem zweiten Weltkrieg nur noch als „Halbzug<br />

Turner” innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr.


3-2010 Seite 59<br />

Die Feuerwehr Bielefeld gliedert sich in die<br />

Berufs- und die Freiwillige Feuerwehr. Stellvertretend,<br />

um nicht alle Freiwilligen Feuerwehren<br />

zu nennen, möchte ich hier auf einige eingehen:<br />

Aus der freiwilligen Anstaltsfeuerwehr entwikkelte<br />

sich eine Retter- und Spritzenkompanie,<br />

die dann 1879 zur Freiwilligen Feuerwehr Gadderbaum<br />

wurde. Wie man der Wasser- und<br />

Feuerwehrgeschichte in Bethel entnehmen<br />

kann, führte der Diakon Adam Nispel seit 1880<br />

die Betheler Feuerwehrmänner.<br />

Die Freiwillige Feuerwehr Isselhorst, die damals<br />

zur Zentrale in Senne-Windelsbleiche<br />

(heute Feuerwache Süd) gehörte, versah über<br />

die alte Meldestelle in der Gaststätte Ortmeyer<br />

ihren Dienst.<br />

Nach einer Inspektion löste sich die Freiwillige<br />

Feuerwehr Isselhorst 1899 auf und versteigerte<br />

ihre Vereinsfahne – zwei Tage später wurde<br />

eine Zwangsfeuerwehr von 33 Mann gegründet,<br />

um den Löschdienst aufrechterhalten zu<br />

können.<br />

Am 14. Juli 1895 richtete die Feuerwehr Brackwede<br />

den Verbandstag des Minden-Ravensberg-Lippischen<br />

Feuerwehrverbandes aus. Im<br />

April 1911 wurde der Amts-Feuerwehrverband<br />

Brackwede mit den Freiwilligen Feuerwehren<br />

von Brackwede, Senne 1, Senne 2, Ummeln,<br />

Isselhorst und Quelle sowie den Betriebsfeuerwehren<br />

Spinnerei Vorwärts, Friedrich Möller<br />

GmbH und Hermann Windel gegründet. Am 1.<br />

Januar 1973 wurde Brackwede im Rahmen<br />

der Gebietsreform der Stadt Bielefeld angegliedert.<br />

Aus der Freiwilligen Feuerwehr Brackwede<br />

wurde die Löschabteilung Brackwede der<br />

Freiwilligen Feuerwehr Bielefeld.<br />

LA Milse – 1912 auf dem Gelände der Weberei<br />

A. W. Kisker gegründet, wobei es sich zunächst<br />

um eine reine Werkfeuerwehr handelte.<br />

Mit der Zeit entstand neben der Werkfeuerwehr<br />

eine freiwillige Wehr – nach außen gab<br />

es jedoch nur eine Feuerwehr Milse.<br />

Die Werkfeuerwehr Feldmühle rief 1973 einen<br />

„neuen Typ Feuerwehrmann“ aus, was auch<br />

bedeuten sollte, Frauen über kurz und lang in<br />

die Kameradschaft der Feuerwehrleute zu<br />

integrieren.<br />

Um dieser Geschichte zu gedenken veranstaltete<br />

die Bielefelder Feuerwehr mehrere Aktionstage.<br />

Neben dem großen Festakt am 16.<br />

April 2010 gab es einen „Aktionstag“ am 8. Mai<br />

2010. In der Zeit von 10 bis 16 Uhr fanden auf<br />

mehreren Flächen Vorführungen zum Thema<br />

Brandschutz, Gefahrgut, Technische Hilfeleistung<br />

und eine Fahrzeugausstellung moderner<br />

Hilfeleistungs- und Löschfahrzeuge statt.<br />

Bei der Fahrzeugschau am 16. Mai 2010 wurden<br />

Oldtimer der Feuerwehr vorgestellt. So<br />

war es möglich Fahrzeuge, wie sie u. a. auch<br />

in Bielefeld im Einsatz waren, zu besichtigen.<br />

Werkfeuerwehr Mitsubishi HiTec Paper Bielefeld<br />

(ehem. Feldmühle) LF8 TS, Bj. 1958, Fahrgestell:<br />

Adam Opel, Aufbau: Klöckner-Humboldt-Deutz, Vorbaupumpe:<br />

FPV 8/8, 800 l/min, TS8/8 800 l/min<br />

Magirus. Das Fahrzeug wurde 1959 für die WF Feldmühle<br />

angeschafft und war im Werk sowie für das damalige<br />

Amt Heepen im Einsatz. Nach der Eingemeindung<br />

in die Stadt Bielefeld war der Einsatzbereich<br />

der Stadtbezirk Stieghorst und die BAB A2 - heute<br />

wird das LF8 noch im Werk eingesetzt.<br />

Gerätewagen - Opel Blitz 1,75 t, Bj. 1959, Aufbauhersteller:<br />

Christian Miesen. Das Fahrzeug war zunächst<br />

in feuerwehrrot und wurde anlässlich des Deutschen<br />

Feuerwehrtages 1970 in Münster als erstes Fahrzeug<br />

im nordwestdeutschen Raum in RAL 3024 tagesleuchtrot<br />

lackiert.<br />

nächste Seite:<br />

Löschfahrzeug TroTLF16, Bj. 1967, Magirus 150 D 11<br />

A, Aufbau: Magirus/Total, Besatzung: 1:5, Pumpenleistung<br />

2400 l/min, Löschmittel: Wasser 2100 l-Tank,<br />

Schaum 5x20 l, Pulver 750kg Tank bei der Werkfeuerwehr<br />

Windel 1984-1998


3-2010 Seite 60<br />

Drehleiter DL 37, Bj. 1957, Fahrgestell: Dennis, Aufbau:<br />

Metz, Besatzung 1:5, Wasserwerfer fest montiert,<br />

Löschmittel: Wasser, Schaum, Pulver verwendet<br />

bei der Fw Rockdale in Großbritannien von 1957-<br />

1976<br />

Vorführung einer von Pferden gezogenen Dampfspritze,<br />

Bj. 1901, Hersteller: Firma R. A. Smekal,<br />

Smichov, Tschechien<br />

Die Fachausstellung im Historischen Museum zeigt<br />

Exponate (siehe Bilder unten) aus dem Feuerwehr-<br />

Museums-Cafe sowie dem Museum der Feuerwehr<br />

Bielefeld zu folgenden Themen:<br />

- Rauchmelder<br />

- Werkfeuerwehrgeschichte<br />

- Fahnen, Urkunden, Orden etc. (so wurde<br />

u. a. 1960 in Rottweil das Deutsche Feuerwehrehrenkreuz<br />

2. Stufe vom Präsidenten<br />

des DFV 1960 an Oberbrandmeister Jacob<br />

Camen aus Isselhorst verliehen)<br />

- Atemschutztechnik u. a. König´scher<br />

Rauchschutzhelm, Gasjäckchen<br />

- Brandmelde- und Alarmierungsanlagen -<br />

Funktechnik<br />

- Feuerlöschgeräte<br />

- Technische Hilfe/Umweltschutz<br />

- Rettungsdienst<br />

- Fotografien<br />

- Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) VW-Bully<br />

der Freiwilligen Feuerwehr des Amtes Anröchte<br />

- Handdruck- und Tragkraftspritzen<br />

Die Ausstellung findet noch bis zum 29. August<br />

2010 statt!<br />

Quellen: „Alarm 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bielefeld“,<br />

sowie Heimatmuseum/Stadtarchiv Bielefeld und<br />

„Der Feuerwehrhistoriker“ (Berlin)


3-2010 Seite 61<br />

Die Reichsfeuerwehrschule in<br />

Eberswalde<br />

* Eberhard Wühle<br />

1. Vorbemerkungen<br />

Der Eberswalder Stadtbrandamtmann Werner<br />

Seewald bat mich, auf Grund seiner umfangreichen<br />

Recherchen das von ihm zusammengetragene<br />

Material für das Eberswalder Jahrbuch<br />

aufzuarbeiten. Mit Freude kam ich seiner<br />

Bitte nach, denn schon lange interessierten<br />

mich Einzelheiten und Hintergründe zur<br />

Reichsfeuerwehrschule in Eberswalde. An dieser<br />

Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei<br />

Herrn Seewald bedanken, denn ohne seine<br />

jahrelangen und tiefgründigen Nachforschungen<br />

zu diesem Thema wäre dieser Artikel nicht<br />

entstanden. Sowohl im Bundesarchiv als auch<br />

im Kreisarchiv gibt es nur wenige Unterlagen<br />

über die Reichsfeuerwehrschule, dies wurde<br />

bereits mit Schreiben des Bundesarchivs vom<br />

27.10.2005 an Herrn Seewald mitgeteilt.<br />

Die Reichsfeuerwehrschule war die einzige<br />

Einrichtung dieser Art im Deutschen Reich. Sie<br />

befand sich in der Brunnenstraße 2 (Abb.1)<br />

und wurde durch Umbau des Kurhauses Gesundbrunnen<br />

(Abb. 2) sowie durch Errichtung<br />

weiterer Nebengebäude (Abb. 3) und des Luftschutzbunkers<br />

(Abb. 4) errichtet.<br />

Abb. 1: Reichs-Feuerwehr-Schule in der Brunnenstraße<br />

2, 1938-1945. (Sammlung Wühle)<br />

Das alte Kurhaus brannte 1889 vollständig ab<br />

und wurde danach neu aufgebaut und am<br />

01.06.1891 eingeweiht (siehe Abb. 2). Mit<br />

Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der<br />

Niedergang des Bäderbetriebes in Eberswalde<br />

eingeleitet und mit Beendigung der Monarchie<br />

am Ende des Krieges stellte man den Kurbetrieb<br />

in Eberswalde endgültig ein.<br />

1921 kaufte die Stadt Eberswalde das leerstehende<br />

Gebäude an und baute es zu einer<br />

Schule um. Hier wurde eine Katholische<br />

Privatschule untergebracht. Ab 1931 beherbergte<br />

das Haus eine Berufs- und Handelsschule.<br />

Am 30.04.1935 kaufte die Stiftung „Preußische<br />

Feuerlöschkasse“ für 90.000 Reichsmark das<br />

Grundstück von der Stadt Eberswalde, um hier<br />

eine Reichsfeuerwehrschule zu errichten. Am<br />

10.05.1935 fand in der Feuerwehrschule „Kurmark“<br />

in Beeskow-Bahrensdorf eine Beratung<br />

unter Leitung von Regierungsbaurat Waade<br />

aus Bad Freienwalde im Auftrag von Ministerialrat<br />

Dr. Kerstins zum Thema „Errichtung der<br />

Reichsfeuerwehrschule in Eberswalde“ statt.<br />

Anlässlich des 60-jährigen Gründungsfestes<br />

der Freiwilligen Feuerwehr von Eberswalde<br />

am 29.07.1935 erfolgte eine erste Begehung<br />

der Baustelle in der Brunnenstraße 2.<br />

Das Richtfest am 23.07.1936 wurde zum Anlass<br />

genommen, um den Landesbranddirektor<br />

und Inspekteur des Feuerlöschwesens, Dr.-<br />

Ing. Johannes Meyer, zum Generalmajor und<br />

Kommandeur der neuen Reichsfeuerwehrschule<br />

zu ernennen.<br />

Abb. 2: Kurhaus Gesundbrunnen, um 1910.<br />

(Sammlung Wühle)<br />

Im Hauptgebäude des ehemaligen Kurhauses<br />

entstanden im Erdgeschoss ein Leseraum,<br />

zwei Hörsäle, ein Bildwerferraum, ein Geräteraum,<br />

ein Planspielraum mit 125 Sitzplätzen,<br />

ein Tagesraum für Offiziere, ein Lehrmittelsaal,<br />

die Lehrmittelsammlung sowie die Garderobe<br />

und WC. Im 1. Obergeschoss befanden sich<br />

die Seminarräume und WC. Im 2. Obergeschoss<br />

wohnte der Schuldirektor.<br />

Neben dem Luftschutzbunker, dessen Überreste<br />

trotz einiger Sprengungen der Roten<br />

Armee heute noch teilweise vorhanden sind,<br />

entstand hinter der Schule der Übungshof I mit<br />

der Fahrzeughalle und dem Geräteturm.<br />

Rechts daneben, parallel zu dem heute noch<br />

vorhandenen Fließ Königsquelle, befand sich<br />

der Übungshof II mit einem separaten Quergebäude.<br />

Zu ihm gelangte man durch die heute<br />

noch bestehende, aber verschlossene Toreinfahrt.<br />

Hier waren im Erdgeschoss die<br />

Lackiererei, Tischlerei, Reparaturwerkstatt,


3-2010 Seite 62<br />

Schlosserei, Schmiede, Werkzeugausgabe,<br />

Wasserversorgung, der Pumpenprüfstand und<br />

das WC untergebracht. Im Obergeschoss befanden<br />

sich die Werkstätten für Schneider,<br />

Schuhmacher und Sattler, ein WC sowie in drei<br />

Räumen die Handfeuerlöschprüfstelle.<br />

Die Lehrgangsteilnehmer wohnten an folgenden<br />

vier unterschiedlichen Orten:<br />

1. Die Baracke auf dem Luftschutzbunker<br />

hinter der Schule (Abb. 4), heute nicht<br />

mehr vorhanden<br />

2. Brunnenstraße 8<br />

3. Langemarckstraße 2, heutige Georg-<br />

Herwegh-Straße<br />

4. Kaiser-Friedrich-Straße 81, heutige<br />

Rudolf-Breitscheid-Straße<br />

Alle drei Häuser stehen heute noch und haben<br />

den damaligen Grundriss beibehalten. Sie<br />

wurden zwischen 1936 und 1938 gebaut.<br />

Abb. 3: Übungshof I, im Vordergrund der<br />

Geräteturm. (Sammlung Museum Eberswalde)<br />

2. Die Aufgaben der Reichsfeuerwehrschule<br />

In der Zeitschrift „Die Feuerlösch-Polizei“ Nr. 1<br />

vom 01.10.1937 wurde über die Fertigstellung<br />

der Reichsfeuerwehrschule berichtet und die<br />

Einweihung für 1938 vorbereitet. So kam es<br />

endlich zur Durchführung des 1. Lehrganges<br />

vom 18.07. - 23.07.1938. Erstmalig waren hier<br />

alle 18 Leiter der deutschen Gaufeuerwehrschulen<br />

als Lehrgangsteilnehmer versammelt.<br />

Auf dem Lehrplan standen die Fächer Geräteexerzieren,<br />

Fußdienst, Luftschutz, Körperschulung,<br />

Weltanschaulicher Unterricht, Vorbeugung<br />

und Bekämpfung von Waldbränden,<br />

Pflege und Behandlung der Feuerwehrschläuche<br />

sowie der Katastrophenschutz.<br />

Als Dozenten wirkten der Kommandeur, Generalmajor<br />

Dr. Meyer, Vertreter des Forstamtes<br />

Joachimsthal, Offiziere der Feuerlösch-<br />

polizei Berlin und des Kommandoamtes<br />

Feuerwehr beim Chef der Ordnungspolizei im<br />

Reichsministerium des Inneren, SS-Obergruppenführer<br />

General Daluege.<br />

Der Lehrgang endete mit einer Abschlussprüfung,<br />

bei der jeder Teilnehmer vor allem seine<br />

pädagogische Eignung nachweisen musste.<br />

Ziel war es, u. a. alle Leiter der Gaufeuerwehrschulen<br />

nach einheitlichen Gesichtspunkten<br />

auszurichten, die Stundenpläne abzustimmen<br />

sowie Lehrgangsstärken und Prüfungsverfahren<br />

zu koordinieren.<br />

Im Ergebnis dieses 1. Lehrganges wurde eine<br />

Empfehlung an den Gesetzgeber erarbeitet,<br />

dass es ein „Reichsgesetz zur Ausbildung<br />

eines Einheitsfeuerwehrmannes“ geben müsse,<br />

wie es bereits im Freistaat Preußen vorhanden<br />

war. Außerdem wurde beschlossen,<br />

dass die Lehrgänge für die 18 Leiter der<br />

Gaufeuerwehrschulen in Eberswalde regelmäßig<br />

stattfinden sollten.<br />

Die gültigen Richtlinien für die höhere Feuerwehrlaufbahn<br />

sahen eine 9-monatige Volontärszeit<br />

vor, nach deren Abschluss eine 3-monatige<br />

Ausbildung an der Reichfeuerwehrschule<br />

in Eberswalde folgen sollte. Erst danach<br />

konnten die Diplomingenieure mit einer<br />

feuerwehrtechnischen Ausbildung als Offiziere<br />

in die Feuerschutzpolizei übernommen werden.<br />

Dieser 3-Monats-Lehrgang in Eberswalde<br />

für die Diplomingenieure erfolgte nach den<br />

„Leitsätzen für die Annahme, Ausbildung und<br />

Prüfung der Feuerwehringenieuranwärter des<br />

Deutschen Gemeindetages vom 20.06.1934“.<br />

Abb. 4: Behelfsunterkunft bzw. Ausbildungsobjekt,<br />

darunter Luftschutzbunker. (Sammlung Seewald)<br />

Am 01.08.1938 hat der Reichsführer SS und<br />

Chef der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler,<br />

den bisherigen Kommandeur der Reichsfeuerwehrschule,<br />

Dr.-Ing. Meyer, mit Rücksicht auf<br />

das umfangreiche Aufgabengebiet als Inspekteur<br />

des Feuerwehrwesens für das gesamte<br />

Reichsgebiet von dieser Funktion entbunden.


3-2010 Seite 63<br />

Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter,<br />

Oberbaurat Dipl.-Ing. Mikus.<br />

Am 26.10.1938 erhielten die neuen einheitlichen<br />

Ausbildungsvorschriften für den Feuerwehrdienst<br />

(die Kurzform lautete PDV-23),<br />

Gesetzeskraft. Sie brachten eine beträchtliche<br />

Vermehrung der Offiziersstellen für die Feuerschutzpolizei<br />

(Berufsfeuerwehr) mit sich. In<br />

Betracht kommende Kandidaten, die die allgemeinen<br />

Voraussetzungen für die Beamtenlaufbahn<br />

erfüllten, konnten sich beim Deutschen<br />

Gemeindetag in Berlin bewerben.<br />

Im Gesetz über das Feuerlöschwesen vom<br />

23.11.1938 mit seinen nachfolgenden fünf<br />

Durchführungsverordnungen (DVO) wurde im<br />

§ 6 die Auflösung der freiwilligen Feuerwehr<br />

(FFW) befohlen. An Stelle der FFW-Vereine<br />

trat eine nach Löscheinheiten gegliederte<br />

Hilfspolizeitruppe unter Leitung des Reichsministers<br />

des Inneren. Das führte auch an der<br />

Reichsfeuerwehrschule zur Aktualisierung des<br />

Lehrplanes und förderte ihre weitere Aufwertung.<br />

Der Zustrom an den Gaufeuerwehrschulen<br />

nahm zu, denn der anschließende Besuch der<br />

Reichsfeuerwehrschule in Eberswalde ermöglichte<br />

den Offizieren den Eintritt in die Reihen<br />

der beiden vom Chef der Deutschen Polizei,<br />

Heinrich Himmler, 1936 gegründeten Hauptämter,<br />

der alle Polizei-Verbände unterstanden:<br />

1. Reichssicherheitshauptamt<br />

(RSHA) unter Leitung von Reinhard<br />

Heydrich. Zu diesem Bereich<br />

gehörten auch die Geheime<br />

Staatspolizei (Gestapo) und<br />

die Kriminalpolizei (Kripo).<br />

2. Das Hauptamt Ordnungspolizei<br />

wurde vom 01.09.1939 -<br />

31.08.1943 vom SS-Oberst-<br />

Gruppenführer und Generaloberst<br />

der Polizei, Kurt Daluege,<br />

geleitet. Sein Nachfolger<br />

war bis Kriegsende der SS-<br />

Obergruppenführer und General<br />

der Polizei, Alfred Wunneberg.<br />

Diesem Amt unterstand<br />

auch das gesamte Feuerwehrwesen,<br />

an der Spitze der frühere<br />

Kommandant der Reichsfeuerwehrschule<br />

und ab<br />

01.09.1939 als Generalinspekteur<br />

des Feuerlöschwesens ein<br />

gesetzte Generalleutnant Dr.-<br />

Ing. Johannes Meyer.<br />

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges am<br />

01.09.1939 bedeutete der Eintritt in diese bei-<br />

den Hauptämter automatisch die Befreiung<br />

vom aktiven Wehrdienst. Das wurde nach Einführung<br />

der allgemeinen Wehrpflicht 1935 von<br />

Himmler 1936 verkündet und machte den<br />

Dienst in den Hauptämtern besonders begehrenswert.<br />

Im Mittelpunkt eines dreitägigen Lehrganges<br />

für die 18 Leiter der Gaufeuerwehrschulen<br />

vom 05.12. - 07.12.1938 stand die neue „Ausbildungsvorschrift<br />

für den Feuerwehrdienst”<br />

(AVF), die auch als „Polizei-Dienstvorschrift“<br />

(PDV-23) erschienen ist. Den Lehrgang eröffnete<br />

der Direktor der Schule, Oberbaurat Dipl.-<br />

Ing. Mikus. Zur praktischen Ausbildung standen<br />

zwei Gruppen der FFW von Eberswalde<br />

zur Verfügung. Gelehrt wurden auch die neuen<br />

Führungs-Zeichen (AVF I E) sowie der ministerielle<br />

Runderlass zum Tragen von Seitenwaffen<br />

zur Dienstkleidung.<br />

Bestandteil der 1938/1939 stattgefundenen<br />

Lehrgänge waren auch Besichtigungsfahrten<br />

wie z. B.<br />

· zur Zentralwerkstatt der Feuerschutzpolizei<br />

in Berlin,<br />

· zu einer Berliner Feuerwache,<br />

· zum Tanklager in einem Mineralölwerk,<br />

· zur Schorfheide zum Thema „Waldbrandbekämpfung<br />

und Vorbeugung“,<br />

· zur Brandstelle und Ursachenanalyse<br />

des am 27.06.1938 abgebrannten<br />

Holzbearbeitungswerkes „Hermann<br />

Seifert“ in Schiffmühle bei Bad Freienwalde,<br />

wo durch eine Staubexplosion<br />

zwei Feuerwehrleute zu beklagen war.<br />

3. Die Veränderungen mit Beginn des<br />

Zweiten Weltkrieges ab 01.09.1939<br />

Die erste Veränderung war die Einstellung der<br />

Herausgabe der Zeitung „Die Feuerlösch-<br />

Polizei“(Abb. 5). Sie ging aus der 1890 gegründeten<br />

„Feuerwehrzeitung“ hervor, die für die<br />

Provinz Brandenburg vom Verlag Albert Heine<br />

in Cottbus gedruckt wurde. Hauptschriftleiter<br />

war der bekannte Kreishistoriker Rudolf<br />

Schmidt aus Eberswalde. Die Nachfolgezeitung<br />

hieß ab 01.11.1939 mit der Nr. 21 „Deutscher<br />

Feuerschutz“. Die Auflage betrug 15.000<br />

Exemplare. Unter Leitung von Rudolf Schmidt<br />

(bis zu seinem Tod 1943) wurde sie ebenfalls<br />

im Verlag Albert Heine in Cottbus gedruckt.<br />

Am 24.10.1939 erschien die dritte DVO zum<br />

Gesetz über das Feuerlöschwesen vom<br />

23.11.1938. Sie regelte die Auflösung der<br />

FFW. Es blieben nur noch die Löschtrupps der<br />

Ardeltwerke und der Landesklinik. Das endgültige<br />

Aus für die letzten Strukturen der FFW<br />

kam für Eberswalde am 08.03.1940. Der Kreis-


3-2010 Seite 64<br />

führer der FFW in Eberswalde, Oppermann,<br />

löste feierlich in Anwesenheit des Oberbürgermeisters,<br />

Dr. Rudolf Schwalbe, die letzten Einheiten<br />

auf. 40 Angehörige der FFW wurden<br />

von Oppermann festlich zum Heeresdienst<br />

entlassen. An ihre Stelle trat eine 60-köpfige<br />

„HJ-Feuerschar“.<br />

Abb. 5: „Die Feuerlösch-Polizei“ vom 1. August<br />

1938. (Sammlung Seewald)<br />

Der Zweite Weltkrieg veränderte zunehmend<br />

auch die Lehrpläne an der Reichsfeuerwehrschule.<br />

Sie wurden immer stärker den Kriegseinwirkungen<br />

angepasst. Einige Fächer wurden<br />

gestrichen oder auf ein Mindestmaß reduziert,<br />

andere kamen neu hinzu und nahmen<br />

einen breiten Raum bei der Ausbildung ein, wie<br />

z. B. das Fach „Aufbau und Organisation der<br />

Luftschutzorte“. Alle deutschen Städte wurden<br />

in Luftschutzorte I., II. oder III. Ordnung eingeteilt.<br />

Zur I. Ordnung gehörten z.B. Potsdam,<br />

Brandenburg, Oranienburg, Cottbus, Frankfurt<br />

an der Oder und Küstrin. Orte II. Ordnung waren<br />

u.a. Eberswalde, Fürstenwalde, Landsberg<br />

a. d. Warthe, Guben, Fürstenberg/Oder und<br />

Forst. Entsprechend dieser Einteilung wurde<br />

auch der „Sicherheits- und Hilfsdienst“ (SHD)<br />

organisiert und eingerichtet. Für die jeweilige<br />

Ausrüstung mit Fahrzeugen und den entsprechenden<br />

Kraftstoff-Kontingenten war der<br />

Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber<br />

der Luftwaffe, Marschall Herrmann<br />

Göring, verantwortlich. Zum SHD gehörten<br />

weiterhin der Freuerlöschdienst, der Instandsetzungsdienst,<br />

der Entgiftungsdienst, der<br />

Sanitätsdienst, der Veterinärdienst, der Selbstschutz,<br />

der Werkluftschutz und der Luftschutz<br />

der „Besonderen Verwaltungen“.<br />

Als weiteres neues Ausbildungsfach wurde der<br />

„Luftschutzwarndienst“ (LSWD) aufgenommen.<br />

Zu ihm gehörten der allgemeine Luftschutz,<br />

die Bekämpfung von Gasangriffen und<br />

die kriegsbedingte Brandbekämpfung. Für die<br />

Fächer SHD und LSWD wurden bereits die<br />

gesetzlichen Grundlagen mit dem deutschen<br />

Luftschutzgesetz vom 26.06.1935 und seiner I.<br />

DVO vom 4.05.1937 geschaffen.<br />

Der hinter der Reichsfeuerwehrschule angelegte<br />

große Luftschutzbunker (Abb. 4) wurde<br />

nicht nur zum Schutz vor möglichen Luftangriffen<br />

für die eigenen Leute angelegt, sondern<br />

er diente vor allem als Lehr- und Aus-bildungsobjekt.<br />

Die bereits erwähnten Wohnobjekte<br />

2 - 4 enthielten ebenfalls Luftschutzkeller,<br />

die aber nur im Bedarfsfall zur eigenen<br />

Sicherheit der dort wohnenden Lehrgangsteilnehmer<br />

vorgesehen waren.<br />

Ein neues Ausbildungsfach war im Gegensatz<br />

zur Brandbekämpfung „Das Feuer als Kriegswaffe“.<br />

Im Heft 1/41 der Zeitschrift „Deutscher<br />

Feuerschutz“ schrieb der Generalinspekteur<br />

des Feuerlöschwesens, Generalmajor der<br />

Polizei Dr.-Ing. Johannes Meyer: „Vielleicht<br />

wird sogar die Geschichte des gewaltigen Völkerringens<br />

später einmal beweisen, dass das<br />

Feuer nicht nur von Bedeutung, sondern mitentscheidend<br />

für den Ausgang des Krieges<br />

gewesen ist“. Dr. Meyer meinte damit die Möglichkeit<br />

des Einsatzes von Feuer als Kriegswaffe,<br />

wie z. B. Brandbomben, Feuerwerfer im<br />

Bodenkrieg usw. 1941 wurden u. a. im Raum<br />

Eberswalde zwei Brände bekämpft, die durch<br />

den Abwurf von Brandplättchen aus feindlichen<br />

Flugzeugen entstanden sind. Das waren<br />

Plättchen, die ein Phosphorpräparat enthielten,<br />

das sich durch Sonneneinstrahlung selbst<br />

entzündete.<br />

4. Das Ende der Reichsfeuerwehrschule<br />

Anfang Februar 1945 erteilte der Inspektionschef<br />

der Feuerwehrschutzpolizei, Oberst Hans<br />

Schmidt den Befehl, die Reichsfeuerwehrschule<br />

zur Provinzial-Feuerwehrschule nach<br />

Celle zu verlegen und dort die Fortführung des<br />

Lehrbetriebes vorzubereiten. Noch im gleichen<br />

Monat verließ ein Vorauskommando Eberswalde<br />

in Richtung Celle mit einem Teil der<br />

schuleigenen Fahrzeuge, Lehrmaterial und


3-2010 Seite 65<br />

Einrichtungsgegenstände. Wegen der Frontnähe<br />

konnte aber der Schulbetrieb in Celle<br />

nicht mehr aufgenommen werden. Der wertvollere<br />

Teil der Bücherei, das persönliche Gepäck<br />

der Schulangehörigen und feuertechnisches<br />

Gerät wurde im Raum Waren und Kölpin<br />

eingelagert.<br />

Am 09.04.1945 kam der Befehl, die Reichsfeuerwehrschule<br />

„vorläufig still zu legen“. Bis<br />

auf ein Restkommando rückten die Schulangehörigen<br />

mit ihren Fahrzeugen, Geräten,<br />

Lehrmaterial, Inventar, Bücherei und persönlichem<br />

Eigentum in Richtung Schwerin ab.<br />

Nachdem sich die Hauptkampflinie (HKL) der<br />

Russen am 20.04.1945 bis auf einen Kilometer<br />

der Stadtgrenze von Eberswalde genähert hatte,<br />

verließ das Restkommando der Reichsfeuerwehrschule<br />

am 21.04.1945 um 1.30 Uhr die<br />

Stadt ebenfalls in Richtung Schwerin und traf<br />

auch nach wenigen Tagen dort ein. Wegen<br />

fehlender Transportkapazitäten mussten die<br />

Schlauchwerkstatt und das Schlauchlager in<br />

Eberswalde zurückgelassen werden.<br />

Schwerin wurde am 02.05.1945 von US-Truppen<br />

besetzt. Vom 01.06. - 01.07.1945 gehörte<br />

es zur britischen Besatzungszone. Am<br />

04.06.1945 befahl die britische Militärbehörde,<br />

dass einige Feuerlöschfahrzeuge nach Leipzig<br />

und Stuttgart, die Mehrheit der Fahrzeuge aber<br />

in die Hauptfeuerwache nach Hamburg zu verbringen<br />

seien.<br />

Auf Grund des Abkommens der Alliierten USA,<br />

Großbritannien und der UdSSR vom<br />

12.09.1944 und 14.11.1944 über die Aufteilung<br />

Deutschlands wurde die Stadt Schwerin am<br />

01.07.1945 in die Sowjetische Besatzungszone<br />

(SBZ) eingegliedert. Alle Feuerwehrfahrzeuge<br />

wurden von den Briten am 07.06.1945<br />

den jeweiligen Berufsfeuerwehren übergeben.<br />

Nach Aussagen des letzten Oberbranddirektors<br />

der Reichsfeuerwehrschule, Dr. Friedrich<br />

Kaufhold, der am 27.12.1989 in Berlin verstarb,<br />

ging das gesamte Aktenmaterial, die<br />

Bücher und das Lehrmaterial unwiederbringlich<br />

verloren.<br />

Das Hauptgebäude der Reichsfeuerwehrschule<br />

in Eberswalde, Brunnenstraße 2, ist wahrscheinlich<br />

durch Brandstiftung in den letzten<br />

Kriegstagen abgebrannt. Die abziehenden<br />

Offiziere der Reichsfeuerwehrschule hatten<br />

keinen Befehl, das Gebäude anzuzünden.<br />

Die abgebrochenen Steine wurden 1947 für<br />

den Bau der Pionierrepublik „Wilhelm Pieck“<br />

am Werbellinsee und für das neue Gerätehaus<br />

der FFW in der Pfeilstrasse verwendet. 1959<br />

wurde das Gerätehaus übergeben. Das parallel<br />

zum Fließ Königsquelle stehende Nebengebäude<br />

nutzte man in den 50er und 60er<br />

Jahren als Warmbadeanstalt.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass in<br />

Eberswalde zehn Jahre lang ein Stück gesamtdeutsche<br />

Geschichte, nämlich die Planung<br />

und Errichtung der Reichsfeuerwehrschule mit<br />

fast siebenjährigem Schulbetrieb geschrieben<br />

wurde. Heute ist das gesamte Gelände eingezäunt<br />

und zur Vermeidung von Unfällen ist das<br />

Betreten verboten.<br />

Der Verein für Heimatkunde zu Eberswalde<br />

e.V. unterstützt gegenwärtig Bemühungen, die<br />

auf diesem Territorium entspringende Königsquelle<br />

einer touristischen Nutzung zuzuführen.<br />

Quellen<br />

Werner Seewald, handschriftliche Aufzeichnungen<br />

und Fotosammlung. // Kreisarchiv<br />

Barnim, Hist. AE 7049, Bauplan A.II.<br />

Literatur<br />

Naacke, Günther (1994): Die Verbandstage<br />

des Brandenburgischen Provinzial-Feuerwehrverbandes<br />

1877 – 1938. Feuerwehr Kurier<br />

Verlag GmbH // Naacke, Günther (2000):<br />

Geschichte des Feuerlöschwesens von 1938<br />

bis 1941. Durm Verlag GmbH, Berlin // Rösler,<br />

Günter (2000): Festschrift 125 Jahre Freiwillige<br />

Feuerwehr in Eberswalde. Eberswalde //<br />

Schmidt, Rudolf (1941): Geschichte der Stadt<br />

Eberswalde. Bd. 2. Eberswalde (Seiten 38, 41,<br />

265 und 404)<br />

Anmerkung der Redaktion<br />

Das Thema der Feuerwehrschulen soll natürlich<br />

weiter bearbeitet werden. Für diesen ersten<br />

Bericht, über die Reichsfeuerwehrschule<br />

Eberswalde danken wir Eberhard Wühle. Wir<br />

suchen aber weiter nach Material zur Eberswalder<br />

Feuerwehrschule, aber auch zu allen<br />

anderen Feuerwehrschulen, aus dem damaligem<br />

Reichsgebiet oder aus der heutigen Bundesrepublik.<br />

Gesucht werden Lehrgangspläne, Teilnehmer,<br />

Fotos, Grundrisspläne, Lehrpersonal, Unterlagen<br />

zur Entstehung der Schulen und deren<br />

Geschichte und vieles weitere mehr. Wer uns<br />

keine Originalunterlagen zusenden möchte,<br />

kann uns natürlich auch gute Scans (mit mind.<br />

300 dpi) unter der Mailadresse:<br />

Rundbrief@FW-Chronik.de zusenden. Danke.


Jakob Manz<br />

3-2010 Seite 66<br />

Im Feuerwehrmuseum in Riedlingen (Kreis<br />

Biberach, Baden-Württemberg) ist eine Handdruckspritze<br />

vom Erbauer Jakob Manz untergestellt.<br />

Die Spritze wurde für die Feuerwehr<br />

Riedlingen gebaut. Viele Fragen zum Hersteller<br />

Jakob Manz sind noch unbeantwortet.<br />

Winfried Aßfalg aus Riedlingen konnte einige<br />

Grunddaten von Jakob Manz recherchieren.<br />

So wurde er am 7. oder 29. Juli 1811 geboren,<br />

sein Sterbedatum ist unbekannt. Er heiratete<br />

am 25. Februar 1840 Theresia Aloysia Maichle<br />

aus Buchau, zusammen haben sie 7 Kinder<br />

die alle in Riedlingen getauft worden. Zwei<br />

Kinder starben bereits im Geburtsjahr. Mit den<br />

verbliebenen 5 Kindern und seiner Ehefrau<br />

wanderte Jakob Manz 1854 nach Amerika aus.<br />

Die Not in Deutschland, seine Familie nicht<br />

mehr ernähren zu können, zwang ihn zu diesem<br />

Schritt. Danach verliert sich seine Spur.<br />

Im Riedlinger Feuerwehrmuseum soll eine<br />

spezielle “Manz-Ausstellung” entstehen. Bis<br />

dahin stehen noch viele Fragen im Raum, vielleicht<br />

kann jemand weiter helfen.<br />

Hat Manz in Deutschland weitere Handdruckspritzen<br />

geschaffen und/oder war er auch ein<br />

Glockengießer?<br />

Ist Jakob Manz wirklich nach Amerika ausgewandert<br />

und wenn ja, ist er dort mit seiner<br />

Familie angekommen?<br />

Wurde er dort evtl. ein bedeutender Feuerwehrtechniker?<br />

In welchem Bereich von Amerika ist er gelandet?<br />

Gibt es weitere Hinweise auf sein Schaffen<br />

und Wirken in Deutschland?<br />

Hatte er noch Geschwister die evtl. in der selben<br />

Branche tätig waren?<br />

Gibt es Unterlagen, Fotos oder Dokumente, zu<br />

Jakob Manz?<br />

Wer einer dieser Fragen auch nur ansatzweise<br />

beantworten kann, wird gebeten sich mit<br />

Günther Hübler, Betreiber des Feuerwehrmuseums,<br />

in Verbindung zu setzen. Er ist für jeden<br />

Hinweis dankbar. Er ist unter der Mailadresse<br />

info@feuerwehrmuseum-riedlingen.de<br />

zu erreichen. Und wer einmal in der Nähe von<br />

Riedlingen ist, sollte das Museum besuchen,<br />

es lohnt sich.


3-2010 Seite 67<br />

Samstag, 21. August 2010<br />

1. Internationale Feuerwehr-<br />

Oldtimertreffen<br />

Falls Sie Interesse an einer Teilnahme haben<br />

oder weitere Informationen benötigen, bitte<br />

nehmen Sie Kontakt mit uns auf über<br />

info@musikzug-oldi-rocherath.be<br />

Freitag, 20. August bis zum<br />

Samstag, 21. August 2010<br />

150 Jahre FW Bitterfeld<br />

Freitag 20.08.2010<br />

18.00 Uhr Eröffnung durch die<br />

Oberbürgermeisterin Petra Wust<br />

Präsentation der Technik der FW Bitterfeld<br />

Kirmes am Festgelände<br />

18.30 Uhr Auftritt des Feuerwehrchores<br />

Hinsdorf<br />

20.00 Uhr Unterhaltungsprogramm mit dem<br />

Duo "Anne und Falk"<br />

Samstag, 21.08.2010<br />

09.30 Uhr Abfahrt des Oldtimercorsos vom<br />

Gerätehaus in der Mittelstraße zum<br />

Festgelände<br />

10.00 Uhr Ausstellung der Feuerwehroldtimer<br />

ab 11.00 Uhr Technikschau auf dem<br />

Festgelände<br />

Mal- und Bastelstraße der Jugendfeuerwehr<br />

Kinderschminken durch das<br />

Berufsschulzentrum<br />

Fahrten mit Motorbooten der DLRG auf dem<br />

Goitzschesee<br />

Beteiligung von Polizei, THW und DRK<br />

Kirmes am Festgelände<br />

11.00 Uhr "Dancing Firefighters" aus<br />

Jütrichau<br />

11.30 Uhr Erbsen aus dem Feldkochherd der<br />

Feuerwehr<br />

13.30 Uhr Auftritt der Entertainerin Judith<br />

Hermann<br />

15.00 Uhr Präsentation des Kinder- und<br />

Jugendballetts Bitterfeld-Wolfen<br />

15.30 Uhr Bewertung und Auszeichnung der<br />

besten Feuerwehroldtimer durch die Kfz-<br />

Innung Bitterfeld-Wolfen<br />

16.30 Uhr Musik und Tanz mit "Friendship<br />

United"<br />

18.00 Uhr Schlagersänger André Peickert<br />

"Grenzenlos Frei"<br />

19.00 Uhr Tanz in die Nacht mit Ulli Schwinge<br />

und Band<br />

Freitag, 3. September bis zum<br />

Sonntag, 5. September 2010<br />

6. Int. Hunsrücker Feuerwehr-Oldtimertreffen<br />

und 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr<br />

Dill<br />

in 55487 Dill<br />

...WELTREKORDVERSUCH...<br />

"Die längste Feuerwehrlöschfahrzeugkolonne<br />

der WELT.!" für Feuerwehrlöschfahrzeuge von<br />

heute... bis vor 75 Jahre und älter...<br />

macht mit, meldet Euch an und werdet mit<br />

uns "WELTREKORDLER"<br />

Info: www.Feuerwehr-Dill.de<br />

Freitag, 10. September bis zum<br />

Montag, 13. September 2010<br />

150 Jahre Freiwillige Feuerwehr<br />

Backnang (71522 Backnang)<br />

Die Freiwillige Feuerwehr Backnang wurde<br />

am 14.Septemper 1860 gegründet und kann<br />

deshalb dieses Jahr auf eine 150-jährige<br />

Geschichte zurückblicken.<br />

Von Freitag 10. September bis Montag 13.<br />

September 2010 feiern wir dieses Ereignis<br />

rund ums Feuerwehrhaus in Backnang.<br />

Auftakt am Freitag gibt ein „Bunter Abend“ mit<br />

allerlei Kurzweiligem und Unterhaltsamen.<br />

Am Samstag kämpfen die Jugendfeuerwehren<br />

beim traditionellen Feuerwehrbootrennen<br />

auf der Murr um die besten Plätze,<br />

bevor „Die Auenwälder“ den Tag mit einer<br />

Party der Spitzenklasse ausklingen lassen.<br />

Den ganzen Tag über können rund ums<br />

Feuerwehrhaus moderne und historische<br />

Fahrzeuge und Geräte der Feuerwehr besichtigt<br />

werden.<br />

Sonntags startet der Tag mit einem ökumenischen<br />

Gottesdienst. Am Nachmittag führt ein<br />

Festzug durch die Stadt - vorbei am historischen<br />

Rathaus in Richtung Feuerwehrhaus.<br />

Bei zünftiger Musik klingt der Tag dann aus.<br />

Unsere kleinen Gäste kommen am Montag<br />

beim Kindernachmittag auf ihre Kosten und<br />

können sich mal so richtig austoben.<br />

Einen krönenden Abschluss gibt am Abend<br />

das Konzert mit den Schwabenrockern<br />

„Wendrsonn“ gefolgt von einem klassischen<br />

Zapfenstreich, gespielt von unserem<br />

Schlauchturm aus.


3-2010 Seite 68<br />

Sonntag, 10. April 2011<br />

von 9.00 - 15.00 Uhr<br />

5. Rheinische Feuerwehr Tausch- und<br />

Sammlerbörse<br />

im Rheinischen Feuerwehr-Museum,<br />

41812 Erkelenz-Lövenich, Hauptstraße 23<br />

(Nordrhein-Westfalen), Angeboten werden:<br />

Uniformen, Orden und Ehrenzeichen, Festschriften,<br />

Bücher, Anstecker, Gläser, Helme,<br />

Ärmelabzeichen, Zeitschriften und vieles<br />

andere mehr.<br />

Freier Eintritt zur Tauschbörse und zusätzlich<br />

freier Eintritt ins Feuerwehr-Museum.<br />

Für Verpflegung (Brötchen, Kaffee, Kuchen,<br />

Getränke) wird gesorgt.<br />

Standgebühr je Stand (3m Breite) 10,- Euro<br />

Anmeldung ist nur für Aussteller / Anbieter<br />

erforderlich bei: Michael Thissen, Telefon<br />

02182 - 82 43 86, Fax 02182 - 82 43 85<br />

oder eMail M.Thissen@FW-Chronik.de<br />

<strong>Internet</strong><br />

Wir möchten Euch auf einige interessante<br />

<strong>Internet</strong>seiten aufmerksam machen und zwar:<br />

www.feuerloeschbootfieber.de/fb/<br />

www.rlb.de<br />

www.feuerwehr-bielefeld.de<br />

www.n-v-g.de<br />

www.bdos.de/home/<br />

www.zur-linde-isselhorst.de<br />

www.euntz.com<br />

www.unfallkasse-nrw.de<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/RAL-Farbe<br />

http://feuerwehrmuseum-berlin.de/index2.html<br />

www.ofv-112.de/ofv/ofv_inhalte/historie.php<br />

http://vdf-nrw.de<br />

http://webmuseen.de/<br />

www.tuermermuseum.de<br />

www.bochumer-bunker.de<br />

www.bunker-siegen.de/hp/<br />

www.flaggenkunde.de<br />

www.dr-herzfeld.de/kennzeichengeschichte<br />

www.ma-vex.de/circle/Landkreise.html<br />

www.statistik.at<br />

www.fw-chronik.de<br />

Herausgeber:<br />

Impressum:<br />

Michael Thissen<br />

Landstr. 25,<br />

41516 Grevenbroich<br />

M.Thissen@FW-Chronik.de<br />

www.FW-Chronik.de<br />

und<br />

***<br />

Zum Gelingen dieser<br />

Ausgabe haben folgende<br />

Personen beigetragen:<br />

Angela Damaschke,<br />

Günther Hübler,<br />

Bernd Klaedtke,<br />

Horst Lefèvre,<br />

Klaus Riedel,<br />

Dr. Klaus Schneider,<br />

Peter Snellen,<br />

Michael Thissen,<br />

Hans-Dieter Unkenstein<br />

und<br />

Eberhard Wühle<br />

***<br />

Bernd Klaedtke<br />

Vanikumer Str. 44,<br />

41569 Rommerskirchen<br />

BKlaedtke@aol.com

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