Fachkunde Fahrradtechnik - Europa-Lehrmittel
Fachkunde Fahrradtechnik - Europa-Lehrmittel
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<strong>Fachkunde</strong><br />
<strong>Fahrradtechnik</strong><br />
4. Auflage<br />
Bearbeitet von Gewerbelehrern, Ingenieuren, Sachverständigen und<br />
Zweiradmechanikermeistern<br />
Lektorat: Dipl. Ing. Michael Gressmann, Borken (He)<br />
VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL · Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG<br />
Düsselberger Straße 23 · 42781 Haan-Gruiten<br />
<strong>Europa</strong>-Nr.: 22917<br />
EUROPA-FACHBUCHREIHE<br />
für Kraftfahrzeugtechnik
2 Impressum<br />
Autoren der <strong>Fachkunde</strong> <strong>Fahrradtechnik</strong><br />
Artmann, Ulrich Köln<br />
Beck, Franz Telgte<br />
Bellersheim, Rüdiger Ibbenbüren<br />
Brust, Ernst Schweinfurt<br />
Gressmann, Michael Borken (He)<br />
Hertel, Dietmar Erftstadt<br />
Koslar, Franz Bonn<br />
Smolik, Hans Christian (†) Freinberg<br />
Leitung des Arbeitskreises und Lektorat<br />
Michael Gressmann<br />
Bildbearbeitung<br />
Zeichenbüro des Verlags <strong>Europa</strong>-<strong>Lehrmittel</strong>, 73760 Ostfildern<br />
Grafische Produktionen Jürgen Neumann, 97222 Rimpar<br />
Der Verlag und die Autoren bedanken sich beim Bundesinnungsverband für das Deutsche Zweiradmechaniker-Handwerk<br />
für die Hilfe zur Erstellung des Fach buches.<br />
Weiterer Dank gebührt Herrn Wolfgang Röckle (Leonberg), Herrn Jürgen Worch (Freiburg) und Herrn<br />
Thomas Veidt (Hettenhain) für Text- und Bildbeiträge sowie hilfreiche Korrekturhinweise.<br />
Das vorliegende Buch wurde auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibung erstellt. Es richtet<br />
sich selbstverständlich an Mechanikerinnen und Mechaniker – allerdings haben die Autoren aus<br />
Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form gewählt.<br />
4. Auflage 2011<br />
Druck 5 4 3 2 1<br />
Alle Drucke derselben Auflage sind parallel einsetzbar, da sie bis auf die Behebung von Druckfehlern<br />
untereinander unverändert sind.<br />
ISBN 978-3-8085-2294-3<br />
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich<br />
geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.<br />
© 2011 by Verlag <strong>Europa</strong>-<strong>Lehrmittel</strong>, Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gruiten<br />
© 2006 by http://www.europa-lehrmittel.de<br />
Umschlaggestaltung: braunwerbeagentur, 42477 Radevormwald<br />
Satz und Layout: Grafische Produktionen Jürgen Neumann, 97222 Rimpar<br />
Druck: M. P. Media-Print Informationstechnologie GmbH, 33100 Paderborn
Vorwort<br />
Das <strong>Fachkunde</strong>buch „<strong>Fahrradtechnik</strong>“ vermittelt die notwendigen Fachkenntnisse, die im Ausbildungsrahmenplan<br />
für die betriebliche Ausbildung und im Rahmenlehrplan für die Ausbildung in der<br />
Fachstufe der Berufsschule aufgeführt sind. Daneben dient das Tabellenbuch <strong>Fahrradtechnik</strong> aus dem<br />
gleichen Verlag als Nachschlagewerk von Daten und Fakten rund um alle Fahrrad-Sachgebiete.<br />
Der Ausbildungsberuf „Zweiradmechaniker(in) – Fachrichtung <strong>Fahrradtechnik</strong>“ ist innerhalb des Berufsfeldes<br />
Fahrzeugtechnik ein neu geschaffener Beruf mit hohen fachspezifischen Anforderungen.<br />
Die technische Komplexität des Produktes Fahrrad und die Innovation, die das Fahrrad als Verkehrs-<br />
und Transportmittel und als Hightech-Sportgerät erfährt, erforderte eine Trennung in eine eigenständige<br />
Berufsfachrichtung.<br />
Neue Fahrradbauarten, die Verwendung neuer Werkstoffe, neue Leichtbaukontruktionen, der Einzug<br />
der Elektronik in Komponenten der Kraftübertragung und Bremssysteme, gestiegene Anforderungen<br />
an Produktsicherheit, Service und Kundenwünsche prägen das Berufsbild des Zweiradmechanikers<br />
der Fachrichtung <strong>Fahrradtechnik</strong>.<br />
Viele Betriebe, die neben Fahrrädern und verwandten Produkten auch Pedelecs und Kleinkrafträder<br />
(Schnelle Pedelecs, Mofas, Mopeds) vertreiben, warten und reparieren, sind daran interessiert, dass<br />
ihre Auszubildenden auch Grundkenntnisse in der Elektrotechnik und Motorentechnik erhalten. Dem<br />
entspricht im vorliegenden <strong>Fachkunde</strong>buch das Grundstufen-Kapitel „Elektrotechnik/Elektronik“, das<br />
umfassende Kapitel „Elektrofahrräder“ und „Antriebssysteme mit Verbrennungsmotoren“.<br />
Dem Wunsch vieler Auszubildender, Lehrkräfte und Mitglieder der Prüfungskommissionen nach Aufnahme<br />
der fahrradspezifischen Grundstufeninhalte in das <strong>Fachkunde</strong>buch wurde entsprochen. Neu<br />
hinzugekommen sind die Kapitel Prüfen und Messen, Maschinenelemente, Fertigungsverfahren, Werkstofftechnik,<br />
Grundlagen der Elektrotechnik und Elektronik und Steuer- und Regelungstechnik. Die Fügetechniken<br />
„Schweißen, Löten und Kleben“ sind in dem Kapitel „Rahmen“ enthalten.<br />
Eine vertiefte Behandlung erfahren in der vorliegenden 4. Auflage die Themen Tribologie, Reibung,<br />
Verschleiß, Schmierung und Schmierstoffe und die Herstellung und Prüfung von Carbon-Bauteilen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt sind Inhalte mit rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Anteilen:<br />
Präsentation und Kundenberatung,<br />
Verkauf und Kalkulation,<br />
Produktsicherheit,<br />
Haftung und Gewährleistung.<br />
Das vorliegende Fachbuch begleitet den Auszubildenden im Betrieb, in der überbetrieblichen Ausbildung<br />
und in der Berufsschule und leistet wertvolle Hilfe bei der Vorbereitung auf die Zwischen- und<br />
Abschlussprüfungen.<br />
Es ist ebenso für den Fahrradmonteur, der eine verkürzte Ausbildung durchläuft, als auch für den zukünftigen<br />
Meister und Servicetechniker ein wichtiger Begleiter in Theorie und Praxis.<br />
Es sollte als Nachschlagewerk in keiner Werkstattbibliothek des Zweiradhandwerks fehlen. Aber auch<br />
Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen, an denen das Fahrrad oft Gegenstand von Unterrichtsinhalten<br />
ist und als Projekt in vielfältiger Form auftaucht, können von diesem Buch profitieren.<br />
Das Autorenteam wünscht Ihnen Freude am Lesen, Lernen und Arbeiten mit der neuen „<strong>Fahrradtechnik</strong>“.<br />
Hinweise und Verbesserungsvorschläge können dem Verlag und damit den Autoren unter der<br />
E-Mail-Adresse lektorat@europa-lehrmittel.de gerne mitgeteilt werden.<br />
Winter 2011 Autoren und Verlag<br />
3
4<br />
Firmenverzeichnis und Bildnachweis<br />
Die nachfolgend aufgeführten Firmen haben die Autoren durch fachliche Beratung, durch Informations-<br />
und Bildmaterial unterstützt. Es wird ihnen hierfür herzlich gedankt.<br />
Abus AG, Wetter<br />
ADFC, Bremen<br />
Airwings Hillreiner, Hirtlbach<br />
Alex Moulton Bicycles,<br />
Bradford o.A., GB<br />
Alligator Ventilfabrik GmbH,<br />
Giengen<br />
AT-Zweirad, Altenberge<br />
AVK Industrievereinigung,<br />
verstärkte Kunststoffe e.V. Frankfurt<br />
Baringo Barometerfabrik, Villingen-<br />
Schwenningen<br />
Basta, Schwerte<br />
Bionicon-Inwall AG, Rottach-Weissach<br />
Birkhold GmbH, Steinheim/Albuch<br />
Britax Römer<br />
Busch und Müller, Meinerzhagen<br />
Campagnolo, Leverkusen<br />
Cannondale B.V., Allschwil<br />
(Schweiz)<br />
Continental AG, Korbach<br />
Dipl.-Ing. Robert Bastian, Aachen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Mertin (THM),<br />
Alt Duvenstedt<br />
Derby Cycle, Cloppenburg<br />
DT Swiss, Schönaich<br />
edevis GmbH, Stuttgart<br />
Fachhandelszentrum, Oldenburg<br />
Freudenberg Simrit GmbH & Co.<br />
KG, Weinheim<br />
Gates Carbon Drive, Lübbrechtsen<br />
GfT Gesellschaft für Tribologie e.V.,<br />
Aachen<br />
GMA-Werkstoffprüfung GmbH,<br />
CFK-Prüfzentrum Stade<br />
Grofa GmbH, Bad Camberg<br />
Hartje GmbH & Co.KG, Hoya<br />
Hebie GmbH, Bielefeld<br />
Heinzmann, Schönau<br />
Hercules, Neuhof a.d. Zenn<br />
Kindersicherheit GmbH, Ulm<br />
Klüber Lubrication KG, München<br />
Kreidler, Oldenburg<br />
M. Schulte Söhne GmbH & Co. KG,<br />
Linz/Rhein<br />
Magura (G. Magenwirth GmbH),<br />
Bad Urach<br />
Michelin, Karlsruhe<br />
Modolo, San Vendemiano (Italien)<br />
NC-17 Europe GmbH, Frechen<br />
P&K Lie GmbH, Hamburg<br />
Pantherwerke AG, Löhne<br />
Paul engineering, Coventry (GB)<br />
Philip Douglas,<br />
Maschwanden (Schweiz)<br />
Pletscher, Marthalen (Schweiz)<br />
Polar, Büttelborn<br />
Prophete, Rheda-Wiedendrück<br />
RA-CO GmbH, Kerspleben<br />
Riese und Müller, Darmstadt<br />
Rohloff AG, Fuldatal<br />
Sachs Fahrzeuge und<br />
Motorentechnik, Nürnberg<br />
SAPIM (Sandmann), Hagen<br />
schaeffler technologies GmbH & Co<br />
KG, Herzogenaurach<br />
Schindelhauer, Magdeburg<br />
Schmidt Maschinenbau, Tübingen<br />
Schwalbe (R. Bohle), Reichshof<br />
Scott Robertson, Culver City (USA)<br />
Selle Royal, Pozzoleone (Italien)<br />
Shimano (Paul Lange), Stuttgart<br />
Sigma-Elektro GmbH,<br />
Neustadt/Weinstraße<br />
SRAM Deutschland GmbH,<br />
Schweinfurt<br />
SRAM Europe,<br />
Nijkerk (Niederlande)<br />
Stahlwille, Wuppertal<br />
Stolz Rahmenbau, Zürich (Schweiz)<br />
Sturmey-Archer <strong>Europa</strong> N.V.,<br />
Amsterdam<br />
Toho Tenax Europe GmbH,<br />
Wuppertal<br />
TPW ROWO Material Testing GmbH,<br />
Neuss<br />
UVEX-Sports GmbH, Fürth<br />
Veidt Rahmenbau, Marburg<br />
Velocity Stahlroß GmbH, Bonn<br />
velotech.de, Schweinfurt<br />
Weber Technik Werkzeugbau<br />
GmbH, Breitbrunn<br />
Wulfhorst, Gütersloh<br />
Zedler Institut für <strong>Fahrradtechnik</strong><br />
und -Sicherheit GmbH,<br />
Ludwigsburg<br />
Zefal, Winnenden<br />
ZF Sachs AG, Schweinfurt<br />
Zopf Biegemaschinen GmbH,<br />
Haldenwang<br />
Zweirad Röckle, Leonberg<br />
Verlag und Autoren bedanken sich für besondere Unterstützung bei der Herstellung des <strong>Fachkunde</strong>buchs<br />
<strong>Fahrradtechnik</strong>.<br />
Stahlwille, Wuppertal<br />
Focus-bikes (Derby Cycle),<br />
Cloppenburg<br />
Busch + Müller, Meinerzhagen<br />
ADFC, Bremen<br />
Shimano (Paul Lange), Stuttgart<br />
Velotech.de, Schweinfurt<br />
SRAM, Schweinfurt<br />
Schwalbe (R. Bohle), Reichshof<br />
GROFA (Park Tool), Bad Camberg<br />
Rohloff, Fuldatal<br />
Handwerkskammer Rhein-Main,<br />
Frankfurt<br />
Bundesinnungsverband Zweiradmechaniker-Handwerk,<br />
Bonn<br />
Verlag Delius Klasing, Bielefeld<br />
VSF-Akademie, Aurich
Inhalt 5<br />
1 Grundstufe <strong>Fahrradtechnik</strong> 9<br />
1.1 Prüfen und Messen ________________ 9<br />
1.1.1 Grundbegriffe und Definitionen _____ 9<br />
1.1.2 Messen ___________________________ 10<br />
1.1.3 Messabweichungen ________________ 10<br />
1.1.4 Prüfmittel _________________________ 11<br />
1.2 Maschinenelemente ________________ 14<br />
1.2.1 Schraubverbindungen und Gewinde 14<br />
1.2.2 Nietverbindungen __________________ 22<br />
1.2.3 Bolzen und Stifte ___________________ 23<br />
1.2.4 Lager _____________________________ 24<br />
1.2.5 Dichtungen ________________________ 26<br />
1.3 Fertigungsverfahren _______________ 28<br />
1.3.1 Grundlagen des Spanens ___________ 28<br />
1.3.2 Sägen _____________________________ 29<br />
1.3.3 Feilen _____________________________ 30<br />
1.3.4 Bohren, Senken und Reiben ________ 31<br />
1.3.5 Gewinde und Gewindeschneiden ___ 38<br />
1.3.6 Spanende Fertigung mit<br />
Werkzeugmaschinen _______________ 41<br />
1.3.7 Scherschneiden ____________________ 43<br />
1.3.8 Biegen von Blechen ________________ 43<br />
1.3.9 Biegen von Rohren _________________ 44<br />
1.4 Werkstofftechnik ___________________ 45<br />
1.4.1 Eigenschaften von Werkstoffen _____ 45<br />
1.4.2 Stahl ______________________________ 48<br />
1.4.3 Aluminium ________________________ 51<br />
1.4.4 Titan ______________________________ 54<br />
1.4.5 Magnesium _______________________ 55<br />
1.4.6 Faserverstärkte Werkstoffe _________ 56<br />
1.5 Tribologie und Verschleiß __________ 61<br />
1.5.1 Tribologisches System _____________ 61<br />
1.5.2 Reibung ___________________________ 63<br />
1.5.3 Oberflächen metallischer Bauteile ___ 66<br />
1.5.4 Verschleiß _________________________ 66<br />
1.5.5 Tribochemische Reaktionen ________ 69<br />
1.6 Grundlagen der Elektrotechnik und<br />
Elektronik _________________________ 74<br />
1.6.1 Elektrische Größen _________________ 74<br />
1.6.2 Berechnung elektrischer Größen ____ 76<br />
1.6.3 Messen elektrischer Größen ________ 77<br />
1.6.4 Schaltungen _______________________ 78<br />
1.6.5 Bauelemente ______________________ 78<br />
1.7 Steuerungs- und Regelungstechnik __ 89<br />
1.7.1 Steuern ___________________________ 89<br />
1.7.2 Regeln ____________________________ 89<br />
1.7.3 EVA-Prinzip ________________________ 91<br />
1.7.4 Signalarten ________________________ 91<br />
1.7.5 Signalweg _________________________ 92<br />
1.7.6 Steuerungsarten ___________________ 93<br />
1.7.7 Verknüpfungen ____________________ 95<br />
2 Geschichte des Fahrrades 98<br />
3 Fahrradtypen 101<br />
3.1 Standardtypen _____________________ 101<br />
3.2 Sporträder ________________________ 104<br />
3.3 Kinderfahrräder ____________________ 106<br />
3.4 Sonderkonstruktionen ______________ 107<br />
3.5 Fahrräder mit Verbrennungsmotor __ 109<br />
3.6 Anhänger _________________________ 110<br />
3.7 Elektrofahrräder ___________________ 111<br />
3.7.1 Fahrzeugtypen _____________________ 111<br />
3.7.2 Rahmen und Sicherheit ____________ 112<br />
3.7.3 Funktion von Elektromotoren _______ 113<br />
3.7.4 Gleichstrommotoren _______________ 113<br />
3.7.5 Motorsteuerung ___________________ 116<br />
3.7.6 Motorposition _____________________ 117<br />
3.7.7 Akkus _____________________________ 118<br />
3.7.8 Ladegeräte ________________________ 121<br />
3.7.9 Montageorte des Akkus ____________ 122<br />
3.7.10 Bedienung und Display _____________ 123<br />
3.7.11 Akku-Angaben _____________________ 124<br />
3.7.12 Serien-Elektrobikes ________________ 124<br />
3.7.13 Nachrüstsätze _____________________ 125<br />
4 Rahmen, Lenkung, Federung 126<br />
4.1 Kräfte und Momente am<br />
Fahrradrahmen ____________________ 126<br />
4.1.1 Vertikalkräfte ______________________ 126<br />
4.1.2 Horizontalkräfte ____________________ 127<br />
4.1.3 Seitenkräfte _______________________ 128<br />
4.1.4 Antriebs- und Bremskräfte __________ 129<br />
4.1.5 Biegemomente ____________________ 129<br />
4.2 Rahmentest _______________________ 130<br />
4.3 Rahmenbauarten __________________ 132<br />
4.4 Rohrherstellung ___________________ 136<br />
4.4.1 Stahlrohre _________________________ 136<br />
4.4.2 Aluminiumrohre ___________________ 137<br />
4.4.3 Carbonrohre _______________________ 138<br />
4.4.4 Rohrverfeinerungen ________________ 138<br />
4.4.5 Zuschneiden der Rohre _____________ 139<br />
4.5 Rahmenfügen _____________________ 140<br />
4.5.1 Löten _____________________________ 140<br />
4.5.2 Schweißen ________________________ 145<br />
4.5.3 Kleben ____________________________ 148<br />
4.5.4 Herstellen von Carbonrahmen ______ 149<br />
4.5.5 CFK-Schäden und Prüfverfahren ____ 153<br />
4.6 Rahmengeometrie _________________ 164<br />
4.6.1 Rahmenhöhe und -länge ___________ 164<br />
4.6.2 Radstand und Fußfreiheit ___________ 165<br />
4.6.3 Tretlagerhöhe und Bodenfreiheit ____ 166<br />
4.6.4 Nachlauf, Rücksprung und Absenkung 167<br />
4.6.5 Einfluss auf das Fahrverhalten ______ 169
6<br />
4.7 Kontrolle von Rahmen und Gabeln __ 170<br />
4.8 Rahmen- und Gabel-Anbauteile _____ 173<br />
4.9 Lenkung ___________________________ 176<br />
4.9.1 Gabel _____________________________ 176<br />
4.9.2 Steuersatz _________________________ 179<br />
4.9.3 Vorbau ____________________________ 183<br />
4.9.4 Lenker ____________________________ 186<br />
4.10 Sattel und Sattelstütze _____________ 192<br />
4.10.1 Sattel _____________________________ 192<br />
4.10.2 Sattelstütze ________________________ 194<br />
4.11 Fahrradfederung ___________________ 196<br />
4.11.1 Aufgaben der Fahrradfederung _____ 196<br />
4.11.2 Das ungefederte Fahrrad ___________ 196<br />
4.11.3 Elemente der Federung _____________ 199<br />
4.11.4 Fachbegriffe der Federtechnologie __ 206<br />
4.11.5 Ausführungen von Federungen _____ 211<br />
4.11.6 Physik der Fahrradfederung ________ 218<br />
4.11.7 Übungsaufgabe Federung __________ 224<br />
5 Antrieb 232<br />
5.1 Pedalbewegung ___________________ 232<br />
5.2 Tretlagersatz ______________________ 232<br />
5.2.1 Verbindung Kurbelarm-Lagerwelle __ 232<br />
5.2.2 Tretlager __________________________ 234<br />
5.2.3 Kurbelarme und Kettenblätter _______ 236<br />
5.2.4 Kurbellänge _______________________ 238<br />
5.2.5 Pedalabstand ______________________ 238<br />
5.2.6 Kettenlinie _________________________ 239<br />
5.3 Pedale ____________________________ 240<br />
5.3.1 Pedalgewinde _____________________ 240<br />
5.3.2 Pedalprüfung ______________________ 241<br />
5.3.3 Pedallagerung _____________________ 242<br />
5.3.4 Pedalausführungen ________________ 242<br />
5.4 Fahrradkette _______________________ 245<br />
5.4.1 Aufbau einer Fahrradkette __________ 245<br />
5.4.2 Kettenreibung und Kettenverschleiß _ 246<br />
5.4.3 Kettenfügen _______________________ 247<br />
5.4.4 Kettenlänge bei Kettenschaltungen __ 248<br />
5.5 Zahnriemen _______________________ 250<br />
5.6 Fahrradschaltungen ________________ 252<br />
5.6.1 Nabenschaltungen _________________ 252<br />
5.6.2 Kettenschaltungen _________________ 270<br />
5.6.3 Schalthebel ________________________ 275<br />
5.6.4 Weitere Schaltsysteme _____________ 278<br />
6 Bremsen 283<br />
6.1 Vorschriften _______________________ 283<br />
6.1.1 Gesetzliche Vorschriften ____________ 283<br />
6.1.2 Sicherheitstechnische<br />
Anforderungen und Prüfungen ______ 283<br />
6.1.3 Kraftübertragung und<br />
Übersetzungsverhältnis ____________ 285<br />
Inhalt<br />
6.2 Bauarten von Bremsen _____________ 287<br />
6.2.1 Felgenbremsen ____________________ 287<br />
6.2.2 Nabenbremsen ____________________ 298<br />
7 Laufräder 311<br />
7.1 Druckspeichenrad __________________ 311<br />
7.2 Drahtspeichenrad __________________ 311<br />
7.2.1 Vertikale Belastung ________________ 312<br />
7.2.2 Antriebsbelastung _________________ 312<br />
7.2.3 Seitenbelastung ___________________ 313<br />
7.3 Systemlaufräder ___________________ 315<br />
7.4 Vorschriften und Prüfverfahren _____ 317<br />
7.5 Naben ____________________________ 318<br />
7.5.1 Ausführungen von Naben __________ 318<br />
7.5.2 Vorderradnaben ___________________ 319<br />
7.5.3 Hinterradnaben ____________________ 320<br />
7.5.4 Nabenklemmung __________________ 321<br />
7.5.5 Nabenlagerung ____________________ 323<br />
7.5.6 Nabendichtungen __________________ 324<br />
7.5.7 Freilauf ____________________________ 325<br />
7.6 Felgen ____________________________ 328<br />
7.6.1 Werkstoffe und Herstellung _________ 328<br />
7.6.2 Felgentypen _______________________ 329<br />
7.6.3 Felgenprofile ______________________ 330<br />
7.6.4 Felgengeometrie ___________________ 331<br />
7.6.5 Bremswirkung von Felgen __________ 331<br />
7.6.6 Speichenlöcher und Felgenbänder __ 333<br />
7.7 Speichen __________________________ 334<br />
7.7.1 Eigenschaften und Herstellung von<br />
Speichen __________________________ 334<br />
7.7.2 Speichenausführungen _____________ 336<br />
7.7.3 Einspeicharten _____________________ 337<br />
7.7.4 Ermittlung der Speichenlänge ______ 339<br />
7.7.5 Standard-Einspeichanleitung _______ 340<br />
7.8 Fahrradbereifung __________________ 343<br />
7.8.1 Vorschriften _______________________ 343<br />
7.8.2 Reifenaufbau ______________________ 343<br />
7.8.3 Bauarten von Reifen _______________ 344<br />
7.8.4 Reifenprofile _______________________ 346<br />
7.8.5 Fahrradschlauch ___________________ 348<br />
7.8.6 Größenbezeichnungen von Reifen __ 348<br />
7.8.7 Rolleigenschaften von Reifen _______ 349<br />
7.8.8 Reifendruck _______________________ 350<br />
7.8.9 Montageempfehlungen ____________ 351<br />
7.8.10 Fahrradventile _____________________ 351<br />
8 Elektrische Ausrüstung 353<br />
8.1 Gesetzliche Grundlagen ____________ 353<br />
8.2 Lichtmaschine _____________________ 354<br />
8.2.1 Spannungserzeugung durch<br />
Induktion __________________________ 354<br />
8.2.2 Dynamobauarten __________________ 355
Inhalt<br />
8.3 Lichtquellen _______________________ 359<br />
8.3.1 Temperaturstrahler ________________ 359<br />
8.3.2 Leuchtdioden ______________________ 360<br />
8.4 Beleuchtung _______________________ 362<br />
8.4.1 Scheinwerfer ______________________ 362<br />
8.4.2 Rücklicht (Schlussleuchte) __________ 364<br />
8.4.3 Rückstrahler (Reflektoren) __________ 364<br />
8.4.4 Standlicht _________________________ 365<br />
8.4.5 Verkabelung _______________________ 365<br />
8.5 Sicherheits- und<br />
Komforteinrichtungen ______________ 366<br />
8.6 Fehlersuche in der<br />
Beleuchtungsanlage _______________ 367<br />
8.7 Fahrradcomputer __________________ 368<br />
8.8 GPS-Navigation ____________________ 370<br />
9 Zubehör 372<br />
9.1 Schutzblech und Kettenschutz ______ 372<br />
9.2 Gepäckträger ______________________ 373<br />
9.3 Kindersitze ________________________ 375<br />
9.4 Fahrradständer ____________________ 376<br />
9.5 Glocke ____________________________ 377<br />
9.6 Luftpumpe ________________________ 378<br />
9.7 Fahrradschlösser __________________ 379<br />
9.8 Helm ______________________________ 380<br />
9.9 Sicherheitszelle ____________________ 381<br />
10 Anpassung und Ergonomie 382<br />
10.1 Körpermaße _______________________ 382<br />
10.2 Fahrrad- und Positionsmaße ________ 383<br />
10.3 Ergonomie ________________________ 391<br />
10.3.1 Muskeln als Motor _________________ 391<br />
10.3.2 Sitzposition und Pedalkraft _________ 392<br />
10.3.3 Individuelle Sitzpositionen __________ 393<br />
10.4 Energie- und Leistungsbilanz _______ 397<br />
11 Fahrmechanik 400<br />
11.1 Masse, Trägheit und Gewicht _______ 400<br />
11.2 Kraft und Gegenkraft _______________ 402<br />
11.3 Reibungskräfte ____________________ 402<br />
11.3.1 Haftreibung _______________________ 403<br />
11.3.2 Gleitreibung _______________________ 403<br />
11.3.3 Rollreibung ________________________ 404<br />
11.4 Schlupf ___________________________ 404<br />
11.5 Gleichgewicht _____________________ 405<br />
11.6 Kurvenfahrt _______________________ 405<br />
11.7 Kreiselkräfte _______________________ 407<br />
11.8 Lenksystem _______________________ 409<br />
11.9 Bremsen __________________________ 412<br />
11.9.1 Grundlagen Bremsen ______________ 412<br />
11.9.2 Überschlagsgefahr _________________ 413<br />
11.9.3 Bremsen in der Kurve ______________ 414<br />
12 Fachrechnen und physikalischtechnologische<br />
Grundlagen 415<br />
12.1 Längen ____________________________ 415<br />
12.2 Drehzahl __________________________ 415<br />
12.3 Geschwindigkeit ___________________ 415<br />
12.4 Beschleunigung und Verzögerung ___ 417<br />
12.5 Anhalteweg und Bremsweg ________ 417<br />
12.6 Masse und Dichte __________________ 417<br />
12.7 Trägheit und Trägheitsmoment _____ 418<br />
12.8 Flächenmoment und<br />
Widerstandsmoment _______________ 418<br />
12.9 Kraft ______________________________ 418<br />
12.10 Antriebsschlupf und Bremsschlupf __ 423<br />
12.11 Mechanische Arbeit ________________ 423<br />
12.12 Energie ___________________________ 424<br />
12.13 Leistung ___________________________ 424<br />
12.14 Wirkungsgrad _____________________ 426<br />
12.15 Drehmoment ______________________ 427<br />
12.16 Hebel und Bremsen ________________ 427<br />
12.17 Kreiselmoment und Kreiselkraft _____ 436<br />
12.18 Getriebe ___________________________ 436<br />
12.19 Kurvenfahrt _______________________ 442<br />
12.20 Federung __________________________ 443<br />
12.21 Festigkeit __________________________ 444<br />
12.22 Elektrotechnik _____________________ 445<br />
13 Oberflächenschutz 448<br />
13.1 Lacke _____________________________ 448<br />
13.2 Beschichtungsverfahren ____________ 448<br />
13.2.1 Nasslackierung ____________________ 448<br />
13.2.2 Pulverlackierung ___________________ 449<br />
13.2.3 Kombinationen von Lackierungen ___ 450<br />
13.2.4 Elektrotauchlackierung _____________ 450<br />
13.3 Eloxieren __________________________ 451<br />
14 Schmierung, Reinigung und Pflege 452<br />
14.1 Schmierung _______________________ 452<br />
14.1.1 Aufgaben und Arten von<br />
Schmierstoffen ____________________ 452<br />
14.1.2 Schmierstoffe in der<br />
Fahrradinstandhaltung _____________ 454<br />
14.1.3 Prüfverfahren für Schmierstoffe _____ 457<br />
14.1.4 Alterung, Neuschmierung und<br />
Entfettung _________________________ 457<br />
14.1.5 Tribologische Sonderfälle in der<br />
<strong>Fahrradtechnik</strong> _____________________ 458<br />
14.2 Pflege und Reinigung von<br />
Fahrradbauteilen ___________________ 462<br />
14.3 Abfallentsorgung __________________ 469<br />
14.3.1 Gesetzliche Grundlagen ____________ 469<br />
14.3.2 Beseitigung von Abfällen in<br />
Fahrradgeschäften _________________ 469<br />
7
8<br />
14.3.3 Altmetalle _________________________ 471<br />
14.3.4 Hautschutz ________________________ 471<br />
15 Werkzeuge 472<br />
16 Produktsicherheit 479<br />
16.1 Benutzerinformation für<br />
Gebrauchsgüter ___________________ 479<br />
16.1.1 Informationspflicht _________________ 479<br />
16.1.2 Informationsinhalte ________________ 479<br />
16.1.3 Informationsfehler _________________ 479<br />
16.2 Gewährleistung ____________________ 480<br />
16.2.1 Sachmangel _______________________ 480<br />
16.2.2 Beweislastumkehr _________________ 480<br />
16.3 Haftung ___________________________ 480<br />
16.3.1 Haftungsansprüche ________________ 480<br />
16.3.2 Zivilrechtliche Produzentenhaftung __ 481<br />
16.4 Garantie und Kulanz _______________ 481<br />
16.5 Normen ___________________________ 482<br />
16.5.1 Das DIN ___________________________ 482<br />
16.5.2 Normungsarbeit ___________________ 482<br />
16.5.3 Sicherheitsnormen Fahrrad _________ 482<br />
16.6 Gesetzliche Vorschriften Fahrrad ____ 483<br />
16.6.1 Die StVZO _________________________ 483<br />
16.6.2 Bauvorschriften Fahrrad ____________ 484<br />
16.6.3 Typprüfung Fahrrad ________________ 484<br />
16.7 Sicherheitstechnische<br />
Untersuchungen ___________________ 484<br />
16.7.1 Betriebslasten _____________________ 484<br />
16.7.2 Betriebslastenermittlungen _________ 485<br />
16.7.3 Messfahrten und Labormessungen __ 486<br />
16.7.4 Prüfgrundlagen ____________________ 486<br />
16.7.5 Testverfahren, Testeinrichtungen ___ 486<br />
16.8 Schadensbegutachtung ____________ 490<br />
16.8.1 Sach- und Körperschäden __________ 490<br />
16.8.2 Produkt- und Instruktionsfehler _____ 490<br />
16.8.3 Gerichts- und Privatgutachten ______ 490<br />
16.9 Risiken ____________________________ 490<br />
16.10 Produktsicherheit Elektrofahrrad ____ 491<br />
17 Antriebssysteme mit<br />
Verbrennungsmotoren 492<br />
17.1 Otto-Viertaktmotor _________________ 492<br />
17.1.1 Arbeitsschritte des Otto-Viertaktmotors<br />
____________________________ 492<br />
17.1.2 Aufbau des Otto-Viertaktmotors _____ 493<br />
17.2 Otto-Zweitaktmotor ________________ 495<br />
17.2.1 Aufbau des Otto-Zweitaktmotors ____ 495<br />
Inhalt<br />
17.2.2 Arbeitsschritte des Otto-Zweitaktmotors<br />
____________________________ 495<br />
17.3 Motorsteuerung ___________________ 496<br />
17.4 Motorschmierung __________________ 497<br />
17.4.1 Mischungsschmierung _____________ 497<br />
17.4.2 Frischölschmierung ________________ 498<br />
17.4.3 Druckumlaufschmierung ___________ 498<br />
17.4.4 Trockensumpfschmierung __________ 498<br />
17.5 Motorkühlung _____________________ 498<br />
17.5.1 Luftkühlung _______________________ 498<br />
17.5.2 Flüssigkeitskühlung ________________ 499<br />
17.6 Betriebsstoffe ______________________ 499<br />
17.6.1 Kraftstoffe _________________________ 499<br />
17.6.2 Schmierstoffe _____________________ 500<br />
17.7 Zündung __________________________ 500<br />
17.7.1 Zündkerze _________________________ 501<br />
17.7.2 Erzeugung des Zündfunkens ________ 501<br />
17.8 Gemischaufbereitung ______________ 502<br />
17.8.1 Vergaser __________________________ 502<br />
17.8.2 Einspritzanlage ____________________ 504<br />
17.9 Abgasanlage ______________________ 504<br />
18 Wirtschaftskunde 505<br />
18.1 Grundlagen der Wirtschaftskunde ___ 505<br />
18.1.1 Bedürfnisse _______________________ 505<br />
18.1.2 Wirtschaften _______________________ 505<br />
18.2 Der Betrieb ________________________ 506<br />
18.2.1 Merkmale der Unternehmung _______ 506<br />
18.2.2 Rechtsformen _____________________ 506<br />
18.2.3 Organisation eines Betriebes _______ 507<br />
18.2.4 Lagerhaltung ______________________ 507<br />
18.2.5 Kalkulation ________________________ 508<br />
18.3 Der Markt _________________________ 509<br />
18.3.1 Markt und Wettbewerb _____________ 509<br />
18.3.2 Marketinginstrumente ______________ 510<br />
18.4 Der Verkauf ________________________ 510<br />
18.4.1 Der Kunde _________________________ 510<br />
18.4.2 Verkaufsgespräche _________________ 511<br />
18.4.3 Werkstattorganisation ______________ 512<br />
18.4.4 Die Ware __________________________ 513<br />
18.4.5 Der Kaufvertrag ____________________ 514<br />
18.4.6 Zahlungsverkehr ___________________ 515<br />
18.4.7 Warenpräsentation _________________ 516<br />
19 Sponsoren 517<br />
20 Sachwortverzeichnis 530
1 Grundstufe 9<br />
1 Grundstufe<br />
1.1 Prüfen und Messen<br />
1.1.1 Grundbegriffe und Definitionen<br />
Im Rahmen der Fahrradfertigung sowie im Laufe<br />
einer Fahrradinspektion nehmen Prüftätigkeiten<br />
einen großen Umfang ein. Durch die Qualitätssicherung<br />
nimmt die Prüfung von Bauteilen und<br />
Baugruppen im Rahmen der Qualitätskontrolle<br />
eine besondere Bedeutung an.<br />
Unter Prüfen versteht man einen Vergleich zwischen<br />
einem Istzustand und einem Sollzustand.<br />
Der Istzustand ist der tatsächliche (momentane)<br />
Zustand wie z. B. ein Längenmaß oder eine Oberflächenqualität.<br />
Der Sollzustand kann vom Hersteller<br />
vorgeschrieben werden, wie z. B. der maximale<br />
Reifenluftdruck.<br />
info<br />
In Anlehnung an DIN 1319 Teil 1:<br />
Prüfen heißt feststellen, ob der Prüfgegenstand<br />
erwartete Eigenschaften oder geforderte<br />
Maße einhält.<br />
Einteilung des Prüfens<br />
Das Prüfen wird in das subjektive und das objektive<br />
Prüfen eingeteilt.<br />
Unter subjektivem Prüfen versteht man das Prüfen<br />
ohne Hilfsmittel nur mit den menschlichen<br />
Sinnen Sehen, Hören und Fühlen.<br />
Unter objektivem Prüfen versteht man das Prüfen<br />
mit Hilfsmitteln, wie z. B. mit Lehren oder mit<br />
Messgeräten.<br />
Die subjektive Prüfung ist ungenauer, da die<br />
menschlichen Sinne verschiedener Personen<br />
unterschiedlich ausgeprägt sind. Daher sind die<br />
Prüfergebnisse einer subjektiven Prüfung nur<br />
schlecht miteinander vergleichbar<br />
Prüfen<br />
Subjektives Prüfen Objektives Prüfen<br />
Prüfen ohne Hilfsmittel,<br />
nur durch menschliche<br />
Sinne, z. B. Sichtprüfung<br />
des Reifenprofils<br />
Prüfen mit Prüfmittel,<br />
z. B. Messen der Sattelrohrstütze<br />
mit einem<br />
Messschieber<br />
Als Prüfergebnis erhält man bei der subjektiven<br />
Prüfung nur eine Gut/Schlecht-Aussage.<br />
Das objektive Prüfen wird in Messen und Lehren<br />
unterteilt.<br />
Beim Lehren wird mit Hilfe einer Lehre ermittelt,<br />
ob das zu prüfende Bauteil innerhalb vorgegebener<br />
Grenzen liegt. Man erhält als Prüfergebnis keinen<br />
Zahlenwert mit Einheit, sondern nur eine Gut/<br />
Schlecht- bzw. Passt/Passtnicht- Aussage. Der Betrag<br />
einer Abweichung vom Sollwert wird nicht<br />
festgestellt.<br />
Beispiel einer objektiven Prüfung:<br />
Verschleißprüfung der Fahrradkette mit einer<br />
Kettenverschleißlehre (Bild 1). Man kann mit<br />
dieser Prüfung nur ermitteln, ob die Kette verschlissen<br />
ist oder nicht.<br />
Bild 1: Kettenverschleißlehre Rohloff<br />
Objektives Prüfen<br />
Messen Lehren<br />
Das Prüfergebnis ist ein<br />
Messwert, d. h. Zahl und<br />
Einheit<br />
Das Prüfergebnis<br />
ist kein Zahlenwert,<br />
sondern nur eine<br />
Gut/Schlecht-Aussage<br />
Beim Messen wird mit Hilfe eines Messgerätes<br />
ein Messwert ermittelt.<br />
Der Messwert ist eine physikalische Größe. Beispiele<br />
sind Länge, Druck, Temperatur. Ein Messwert<br />
besteht immer aus einem Zahlenwert und<br />
einer Einheit, z. B. eine Länge ö = 2 m.<br />
Um Messergebnisse miteinander vergleichen zu<br />
können, sind die Einheiten genormt.<br />
1
1<br />
10<br />
1.1.2 Messen<br />
Seit ca. 6000 Jahren spielen Maße und Messgeräte<br />
in vielen Lebensbereichen des Menschen<br />
eine große Rolle. Die Einteilung der Zeit war einer<br />
der ersten Messvorgänge.<br />
Jeder technische Vorgang ist mit Messvorgängen<br />
verknüpft. Dabei ist das Messen ein Vergleichen<br />
mit bekannten Größen. Früher hat der Mensch<br />
seine Körpermaße als Vergleichsgröße genommen,<br />
z. B. die Fußlänge zur Längenmessung.<br />
Heute gibt es internationale Basisgrößen − das<br />
sind Größen, die sich nicht durch andere Basisgrößen<br />
ausdrücken lassen. Alle anderen Größen<br />
sind von den Basisgrößen abgeleitet. Beispiel:<br />
Die Geschwindigkeit ist von den Basisgrößen<br />
Länge und Zeit abgeleitet.<br />
Jede Basisgröße hat eine Basiseinheit (Tabelle 1).<br />
Die Bezeichnung des genormten Einheitensystems<br />
ist „Système International d‘Unites“, abgekürzt<br />
SI-Einheitensystem.<br />
Tabelle 1: Basisgröße und Einheit<br />
Internationales Einheitensystem<br />
Grundgröße/<br />
Basisgröße<br />
Länge<br />
Masse<br />
Zeit<br />
12<br />
Stromstärke<br />
Temperatur<br />
9<br />
6<br />
Lichtstärke<br />
3<br />
Einheit<br />
Einheitenkurzzeichen<br />
Meter m<br />
Kilogramm kg<br />
Sekunde s<br />
A Ampere A<br />
Kelvin K<br />
Candela cd<br />
1 Grundstufe<br />
Maßeinheiten können nach DIN 1301 vervielfacht<br />
oder geteilt werden und man erhält Zahlenwerte<br />
mit übersichtlichen Stellen. So kann man für eine<br />
Entfernung besser 40 km angeben als 40 000 m.<br />
Vorsatzzeichen<br />
Bedeutung<br />
Vielfaches der Einheit<br />
da Deka zehnfach 10 1 = 10<br />
h Hekto hundertfach 10 2 = 100<br />
k Kilo tausendfach 10 3 = 1000<br />
M Mega millionenfach 10 6 = 1000000<br />
d Dezi zehntel 10 –1 = 0,1<br />
c Zenti hundertstel 10 –2 = 0,01<br />
m Milli tausendstel 10 –3 = 0,001<br />
µ Mikro millionstel 10 –6 = 0,000001<br />
1.1.3 Messabweichungen<br />
Messergebnisse sind nur dann miteinander vergleichbar,<br />
wenn sie wiederholbar sind. Darum ist<br />
die Bezugstemperatur von 20 °C beim Messgerät<br />
und dem Werkstück vereinbart worden.<br />
Abweichungen vom Messwert können verursacht<br />
sein durch:<br />
das Messgerät<br />
das Werkstück<br />
den Menschen<br />
Umwelteinflüsse<br />
Man unterscheidet zufällige und systematische<br />
Messabweichungen.<br />
Zufällige Abweichungen sind nicht wiederholbar.<br />
Ursachen können Temperaturschwankungen,<br />
Schmutz oder Ablesefehler sein. Beispiel:<br />
Messabweichung durch Parallaxe entstehen,<br />
wenn unter schrägem Blickwinkel abgelesen wird<br />
(Bild 1).<br />
Blickrichtungen: richtig falsch<br />
Bild 1: Messabweichung durch Parallaxe<br />
f
1 Grundstufe 11<br />
Systematische Messfehler sind konstante Abweichungen,<br />
die man bei der Messung berücksichtigen<br />
muss. Sie basieren meist auf Fehler des<br />
Messgerätes (Gerätefehler). Diese Messfehler<br />
sind regelmäßig und kommen in gleicher Größe<br />
bei jeder Messung vor. Ursachen können sein:<br />
Betriebsstörung des Messgerätes<br />
Abnutzung wichtiger Teile am Messgerät<br />
Spiel, Verzug oder Schmutz am Messgerät<br />
Auch die richtige Auswahl des Messgerätes stellt<br />
eine mögliche Fehlerquelle dar. Beispiel: Durchmesserermittlung<br />
einer Sattelstütze. Hier ist der<br />
Gliedermaßstab als Messgerät ungeeignet, da<br />
aufgrund zu großer Messabweichungen die<br />
Messgenauigkeit nicht ausreicht.<br />
1.1.4 Prüfmittel<br />
Prüfmittel (Tabelle 1) sind Messgeräte (Messzeuge),<br />
Lehren und Hilfsmittel.<br />
Tabelle 1: Auswahl Prüfmittel<br />
Maßverkörperungen<br />
Längen<br />
und Winkelkönnen<br />
direkt<br />
abgelesen<br />
werden<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Massstab<br />
Gliedermaßstab<br />
Parallelendmaß<br />
Messgeräte Lehren<br />
AnzeigendeMessgeräte<br />
Längen<br />
und Winkelwerden<br />
über<br />
bewegliche<br />
Teile<br />
auf einer<br />
Skala oder<br />
digital<br />
angezeigt<br />
Messschieber<br />
0<br />
9 1<br />
8 2<br />
7 3<br />
6 4<br />
5<br />
Lehren<br />
verkörpern<br />
ein<br />
Maß oder<br />
eine Form<br />
Hilfsmittel<br />
Hilfsmittel<br />
haben<br />
stützende<br />
oder übertragendeFunktionen<br />
Kettenverschleißlehre<br />
Taster<br />
Messuhr<br />
Fühlerlehre Messständer<br />
Bügelmessschraube<br />
Winkel<br />
(Formlehre)<br />
Anzeigende Messgeräte<br />
Der Messschieber ist das am häufigsten eingesetzte<br />
Messwerkzeug. Der Begriff „Schieblehre“<br />
sollte nicht verwendet werden, da mit dem Messschieber<br />
gemessen und nicht gelehrt wird.<br />
Der Messschieber nach DIN 862 wird umgangssprachlich<br />
auch als Taschenmessschieber bezeichnet.<br />
Damit können Innen-, Außen- und Tiefenmaße<br />
gemessen werden. Der Messbereich<br />
beträgt meist 160 mm.<br />
Der Messschieber (Bild 1) besteht aus einer Schiene<br />
mit Millimeterskala und zusätzlich meist einer<br />
Zollskala. An der Schiene befindet sich der feste<br />
Messschenkel. Am Schieber befinden sich die Noniusskala<br />
und der bewegliche Messschenkel.<br />
Nonius<br />
fester Messschenkel<br />
Bild 1: Messschieber<br />
schneidenförmige<br />
Messflächen für<br />
Innenmessung<br />
Schieber<br />
Schiene<br />
beweglicher Messschenkel<br />
Tiefenmessgerät<br />
Werkstück<br />
Strichskala<br />
(Skw = 1 mm)<br />
Die am Schieber befestigte Messstange wird zur<br />
Tiefenmessung genutzt. Eine Klemmvorrichtung<br />
ermöglicht das Feststellen des Schiebers, damit<br />
sich der Messschieber nicht beim Ablesen verstellt.<br />
Neben der klassischen Anzeige mit Nonius und<br />
Millimeterskala gibt es auch Ausführungen mit<br />
Rundskala (Bild 2) oder elektronischer Ziffernanzeige<br />
(Bild 1, Seite 12).<br />
Bild 2: Messschieber mit Rundskala<br />
1
1<br />
12<br />
Funktionsweise des Messschiebers<br />
Die Ablesegenauigkeit beträgt meist 1/10 mm<br />
(0,1 mm) oder 1/20 mm (0,05 mm). Beim Zehner-<br />
Nonius (Bild 2) mit seiner 0,1 mm-Ablesegenauigkeit<br />
sind 9 mm in 10 Teile unterteilt, sodass der<br />
Strichabstand auf dem Nonius 0,9 mm beträgt.<br />
Ableseregeln:<br />
Funktionsart<br />
Maßvoreinstellung<br />
Bild 1: Elektronischer Messschieber<br />
0<br />
0 5 10<br />
Bild 2: Zehner-Nonius<br />
Ganze Millimeter werden auf dem Strichmaßstab<br />
links vom Nullstrich des Nonius abgelesen.<br />
Die zehntel Millimeter werden rechts vom<br />
Nullstrich des Nonius an dem Teilstrich des<br />
Nonius abgelesen, der mit einem Strich des<br />
Strichmaßstabs übereinstimmt. Die Anzahl der<br />
Teilstrichabstände auf dem Nonius gibt die Anzahl<br />
der zehntel Millimeter an (Bild 3).<br />
3 mm<br />
Feststellschraube<br />
1 2<br />
4/10 mm 3,4 mm<br />
0 1 2<br />
0 5<br />
10<br />
Bild 3: Ablesebeispiel Zehner-Nonius<br />
Ein- Aus<br />
Nullstellung<br />
info<br />
Merke: Der Nullstrich des Nonius entspricht<br />
dem Komma im Messwert.<br />
Bedienen und Ablesen<br />
1 Grundstufe<br />
Die Bügelmessschraube ist ein Längenmessgerät<br />
mit einer Ablesegenauigkeit von 1/100 mm =<br />
0,01 mm (Bild 4). Die bewegliche Messspindel hat<br />
ein Feingewinde mit einer Steigung von 0,5 mm.<br />
Wird die Skalentrommel um einen der 50 Teilstriche<br />
gedreht, verschiebt sich die Messspindel um<br />
0,5 mm : 50 = 0,01 mm in Längsrichtung (der Skalenteilungswert<br />
beträgt 0,01 mm).<br />
Die vollen Millimeter werden auf der Skalentrommel<br />
oben, die hunderstel Millimeter unten abgelesen<br />
(Bild 5).<br />
Messflächen<br />
Spindelfeststellung<br />
Amboss<br />
0 5 10<br />
Isolierplatte Bügel<br />
Bild 4: Bügelmessschraube<br />
Bügel der Messschraube mit einer Hand festhalten.<br />
Mit der anderen Hand die Messspindel<br />
durch Drehen der Skalentrommel bis kurz vor<br />
das Werkstück bewegen.<br />
Das endgültige Maß mit der Ratsche „gefühlvoll“<br />
einstellen. Bei einer bestimmten Anpresskraft<br />
dreht die Gefühlsratsche durch und verhindert<br />
eine Beschädigung der Messspindel.<br />
0 5 10<br />
Messspindel mit<br />
0,5 mm-Steigung<br />
12 mm<br />
0,5 mm<br />
Elektronische Bügelmessschrauben haben neben<br />
der normalen Rundskala mit dem Skalenteilungswert<br />
0,01 mm noch eine Ziffernanzeige, die eine<br />
Ablesegenauigkeit von 1/1000 mm = 0,001 mm<br />
ermöglicht.<br />
35<br />
30<br />
Skalen<br />
Einstellmutter<br />
Skalentrommel<br />
Feder<br />
Skalenhülse Kupplung<br />
25<br />
20<br />
15<br />
22/100 mm<br />
= 0,22 mm<br />
12 mm + 0,5 mm + 0,22 mm = 12,72 mm<br />
Bild 5: Ablesen der Bügelmessschraube
1 Grundstufe 13<br />
Mechanische Messuhren (Bild 1) dienen zum<br />
Prüfen von Bauteilen auf Rundlauf (Bild 2), Parallelität<br />
oder von Flächen auf Ebenheit. Man<br />
misst nicht das Istmaß, sondern die Abweichung<br />
von einem eingestellten Istwert.<br />
Toleranzmarke<br />
drehbare<br />
Skalenanzeige<br />
Einspannschaft<br />
Umlaufzähler<br />
(mm-Skala)<br />
Messbolzen<br />
Messeinsatz<br />
Bild 1: Mechanische Messuhr<br />
Vorspannfeder<br />
Abhebekopf<br />
Zahnstange<br />
Bild 2: Zentrieren mit Messuhr. Prüfen des Rundlaufs<br />
eines Laufrades<br />
Bei Messuhren mit analoger Anzeige (Rundskala)<br />
wird die Längsbewegung des Messtasters durch<br />
eine Zahnstange und ein Zahnrad auf den Zeiger<br />
übertragen. Da sich dadurch der Zeiger der<br />
Messuhr mehrmals drehen kann, wird ein zweiter<br />
Zeiger benötigt, der die Zahl der Umdrehungen<br />
anzeigt.<br />
Die beliebige Nullstellung der Skala kann durch<br />
Drehen der Skalenanzeige an der gewünschten<br />
Stelle positioniert werden.<br />
Die Genauigkeit von mechanischen Messuhren beträgt<br />
1/100 mm. Elektronische Messuhren (Bild 3)<br />
mit einer Genauigkeit von 1/1000 mm haben eine<br />
Digitalanzeige, die das Ablesen erleichtert.<br />
Toleranzmarken<br />
Eingabe<br />
von Zahlen<br />
Funktionen<br />
MODE<br />
Bild 3: Elektronische Messuhr<br />
Toleranzlage<br />
Nullstellen ABS<br />
Der Winkelmesser erlaubt eine Messung von<br />
Winkeln nach Graden (Bild 3). Er besteht meist<br />
aus einer halbkreisförmigen Skala mit Gradeinteilung<br />
von 0° bis 180° (fester Messschenkel) und<br />
einer drehbaren Messschiene mit Zeiger (beweglicher<br />
Messschenkel).<br />
Ein Anwendungsbereich im Fahrradbau ist die Ermittlung<br />
der Rahmenwinkel (Bild 4).<br />
b<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180<br />
Messwert =<br />
180°- Anzeige<br />
Bild 4: Winkelmesser<br />
135° 45°<br />
Richtwaage<br />
Messwert<br />
= Anzeige<br />
Winkelmesser<br />
Bild 5: Ermittlung des Sitzrohrwinkels mit<br />
Winkelmesser und Richtwaage<br />
1
1<br />
14<br />
1.2 Maschinenelemente<br />
1.2.1 Schraubverbindungen und<br />
Gewinde<br />
Bei der Fertigung, der Montage und Demontage<br />
von Baugruppen und Bauteilen kommt dem Fügeverfahren<br />
„Schraubverbindungen“ eine große<br />
Bedeutung zu.<br />
Schraubverbindungen gehören zur Fertigungsgruppe<br />
Fügen und hier zu den lösbaren Verbindungen.<br />
Lösbar bedeutet, dass die Verbindungselemente<br />
bei der Demontage nicht zerstört<br />
werden.<br />
Löten, Schweißen und Kleben sind Fügeverfahren,<br />
die nicht lösbar sind. Sie sind stoffschlüssig.<br />
Schraubverbindungen gehören außerdem zu den<br />
kraftschlüssigen Verbindungen: Beim Anziehen<br />
der Schraube oder der Mutter werden die Verbindungselemente<br />
mit einer Spannkraft F S gegeneinander<br />
gepresst (Bild 1). Ein Verschieben der Verbindungselemente<br />
gegeneinander durch die Kraft<br />
F wird durch die Reibungskraft F R verhindert.<br />
F<br />
F R<br />
F S<br />
F S<br />
Bild 1: Kräfte an einer Schraubverbindung<br />
Lösbare<br />
Verbindungen<br />
Die Verbindung kann<br />
ohne Zerstörung der<br />
Verbindungselemente<br />
gelöst werden, wie z. B.<br />
Schrauben-, Bolzenoder<br />
Keilverbindungen<br />
Fügeverbindungen<br />
F R<br />
Unlösbare<br />
Verbindungen<br />
Die Verbindung kann<br />
nur durch Zerstörung<br />
der Verbindungselemente<br />
gelöst werden,<br />
wie z. B. Schweiß- oder<br />
Lötverbindungen<br />
F<br />
1 Grundstufe<br />
Neben den kraftschlüssigen und den stoffschlüssigen<br />
Verbindungen unterscheidet man noch<br />
formschlüssige Verbindungen. Zu ihnen gehören<br />
die Stiftverbindungen und die Keilverbindungen.<br />
Schraubverbindungen sind lösbare, kraftschlüssige<br />
Verbindungen. Die Bauteile werden<br />
entweder mit einer Schraube und einer<br />
passenden Mutter verbunden oder ein Gewinde<br />
wird in oder auf das Bauteil geschnitten.<br />
Einteilung der Schrauben<br />
Nach dem Verwendungszweck unterscheidet<br />
man Befestigungsschrauben, Einstellschrauben<br />
(Bild 2) und Bewegungsschrauben.<br />
Einstellschraube<br />
Abstützkopf<br />
Einstellschraube<br />
Zug<br />
Bild 2: Einstellschrauben am Schaltwerk<br />
Schwenkbegrenzungsschrauben<br />
Bewegungsschrauben wandeln leichtgängig<br />
eine Drehbewegung in eine Längsbewegung<br />
um. Beispiele: das Bewegungsgewinde an einem<br />
Schraubstock oder das Steilgewinde am Planetenradträger,<br />
der den Bremskonus in den Bremsmantel<br />
drückt (Bild 3).<br />
Bild 3: Steilgewinde am Planetenradträger
1 Grundstufe 15<br />
Weiterhin kann man Schrauben nach der Kopfform<br />
(Bild 1) oder der Gewindeart (Normal-, Fein-<br />
oder Grobgewinde, Bild 2) einteilen.<br />
Sechskantschraube<br />
Zylinderschraube<br />
Zylinderschraube<br />
mit Innensechskant<br />
Senkschraube<br />
mit Schlitz<br />
Bild 1: Kopfformen von Schrauben<br />
Blechschraube<br />
selbstschneidend<br />
Sechskantschraube<br />
Feingewinde<br />
Bild 2: Gewindearten<br />
ZylinderSenkschraube mit schraube<br />
Innensechskant, mit Innen-<br />
niedriger Kopf sechskant<br />
Linsensenkschrauben<br />
Bohrschraube<br />
Sechskantschraube<br />
Normalgewinde<br />
mit Kreuzschlitz<br />
Da es Schrauben in unterschiedlichen Längen<br />
und Durchmessern gibt, ergeben sich einige hundert<br />
verschiedene Schraubenarten.<br />
Eine Übersicht der wichtigsten Schrauben und<br />
Muttern befindet sich im Tabellenbuch <strong>Fahrradtechnik</strong>.<br />
Nach dem Drehsinn unterscheidet man Links-<br />
und Rechtsgewinde.<br />
Wenn sich Schrauben mit Rechtsgewinde durch<br />
äußere Kräfte lösen können, verwendet man<br />
Linksgewinde, die entgegen dem Uhrzeigersinn<br />
eingeschraubt werden, z. B. die Lagerschalen<br />
eines Innenlagers (Bild 3).<br />
Linke Lagerschale<br />
1,37” × 24 tpi RH<br />
Hülse<br />
Bild 3: Gewinde der Innenlagerschalen<br />
Rechte Lagerschale<br />
1,37” × 24 tpi LH<br />
Tretlagerwelle<br />
Warum das linke Pedal ein Linksgewinde und das<br />
rechte Pedal ein Rechtsgewinde hat, ist in Kapitel<br />
5.1.5 beschrieben (Bild 4).<br />
L R<br />
Bild 4: Pedalgewinde. Beim Linksgewinde (L) steigen<br />
die Gewindeflanken nach links an, beim Rechtsgewinde<br />
(R) nach rechts<br />
In der Geschichte des Fahrradbaus sind viele unterschiedliche<br />
Gewindeabmessungen entstanden.<br />
Beispiele:<br />
Englische Gewinde (Zoll-Gewinde)<br />
Französische Gewinde<br />
Italienische Gewinde<br />
Deutsche Gewinde<br />
Darüber hinaus sind in Deutschland Fahrradgewinde<br />
(FG) eingeführt, die im übrigen Maschinenbau<br />
keine Anwendung finden.<br />
Aufgrund der Vielzahl von Gewindearten muss<br />
bei der Schraubenauswahl mit größter Sorgfalt<br />
vorgegangen werden. Die gilt besonders<br />
für Achsmuttern – Unfallgefahr!<br />
1
1<br />
16<br />
Gewinde<br />
Ein Gewinde ist eine Einkerbung, die längs einer<br />
Schraubenlinie (Bild 1) um einen Zylinder läuft.<br />
Diese „Kerbe“ wird auch als Gewindegang bezeichnet.<br />
d 2<br />
Bild 1: Schraubenlinie<br />
Eine Schraubenlinie entsteht, wenn ein Punkt<br />
auf einem sich gleichmäßig drehenden Zylinder<br />
in Richtung der Drehachse mit gleichbleibender<br />
Geschwindigkeit bewegt wird. Die Abwicklung<br />
der Schraubenlinie ergibt eine schiefe Ebene. Die<br />
Gewindesteigung ist die Höhe der abgewickelten<br />
Schraubenlinie (Bild 2).<br />
Steigung P<br />
Befestigungsschrauben (und hier besonders<br />
Schrauben mit Feingewinden, Beispiel: Tretlagergewinde)<br />
haben kleine Steigungswinkel, die<br />
durch Selbsthemmung das unbeabsichtigte Losdrehen<br />
verhindern sollen.<br />
Bei Bewegungsgewinden werden teilweise große<br />
Steigungen gewünscht, um einen großen axialen<br />
Vorschub bei geringer Reibung zu erhalten.<br />
Gewindeherstellung<br />
Abwicklung der<br />
Schraubenlinie<br />
Steigungswinkel<br />
a<br />
Gewinde lassen sich spanend oder spanlos herstellen<br />
(siehe auch Kapitel 1.3.5).<br />
Spanabhebende Gewindeherstellung. Das Gewindeprofil<br />
wird mit Hilfe von Werkzeugschneiden<br />
aus dem Werkstoff herausgearbeitet, entweder<br />
von Hand mit Schneideisen und Schneidkluppen<br />
oder mit Gewindeschneidmaschinen, die mit<br />
Schneidköpfen arbeiten.<br />
a<br />
Umfang = p · d 2<br />
Kern-ød 3<br />
Flanken - ø d2 Nenn-ød<br />
(Außen-ø)<br />
Bild 2: Bezeichnungen am Gewinde<br />
Schiefe<br />
Ebene<br />
Flankenwinkel<br />
Steigung P<br />
Gewindeprofil<br />
1 Grundstufe<br />
Spanlose Gewindeherstellung. Gegenüber dem<br />
spanabhebenden Verfahren fallen bei der Gewindeherstellung<br />
mit Gewindeformern keine Späne<br />
an. Gewindeformung erfolgt ausschließlich auf<br />
Werkzeugmaschinen.<br />
Beim Außengewindewalzen (Gewinderollen)<br />
wird durch Kaltumformung das Profil des Werkzeugs<br />
in die Oberfläche des Rohteils gewalzt.<br />
Nach DIN 8580 gehört das Gewindewalzen zum<br />
Druckumformen. Dieses Verfahren ist wesentlich<br />
schneller und bei großen Stückzahlen kostengünstiger<br />
als andere Methoden zur Herstellung von<br />
Gewinden. Möglich sind auch Rändelungen und<br />
Kerbverzahnungen an Schrauben und Bolzen.<br />
Vorteile der spanlosen Gewindeherstellung sind:<br />
Die Werkstofffaser wird nicht unterbrochen<br />
Durch Kaltverformung wird die Oberfläche verfestigt<br />
Die Kerbempfindlichkeit wird reduziert<br />
Keine Späne<br />
Geringerer Materialbedarf<br />
Beispiel:<br />
Gewinderollen oder Gewindewalzen von Fahrradspeichengewinden<br />
(Bild 3).<br />
Bild 3: Speichengewinde-Walzmaschine (Cyclus)<br />
Gewindearten<br />
Im Fahrradbereich kommen verschiedene Gewindearten<br />
zum Einsatz.<br />
Fahrradgewinde (FG). Es sind Gewinde für Fahrräder<br />
und motorisierte Zweiräder nach DIN 79012<br />
mit einem Flankenwinkel von 60°.<br />
Beispiel:<br />
Speichengewinde FG 2,3 mit einem Nenndurchmesser<br />
von 2,3 mm.
1 Grundstufe 17<br />
Metrische ISO-Gewinde. Es ist nach DIN 13 in<br />
Regel- und Feingewinde unterteilt. Der Flankenwinkel<br />
beträgt 60°. Beispiele:<br />
M 10 kennzeichnet ein Regelgewinde, welches<br />
z. B. bei der Befestigungsschraube für den<br />
Seitenständer verwendet wird. In der Kurzbezeichnung<br />
steht M für metrisch und 10 für einen<br />
Nenndurchmesser von 10 mm. Die Gewindesteigung<br />
beträgt 1,5 mm.<br />
M 10 x 1 kennzeichnet ein metrisches Feingewinde<br />
mit 10 mm Nenndurchmesser und einer<br />
Gewindesteigung von 1 mm, welches z. B. bei<br />
der Hinterradachse Anwendung findet.<br />
In der Kurzbezeichnung von Feingewinden wird<br />
zusätzlich die Gewindesteigung angegeben.<br />
Feingewinde haben bei gleichem Nenndurchmesser<br />
kleinere Steigungen als Regelgewinde.<br />
Englisches Zoll-Gewinde.<br />
BSC (British Standard Cycle) mit einem Flankenwinkel<br />
von 60°, die bei gleichem Durchmesser<br />
kompatibel mit ISO-Gewinden sind.<br />
Britische Gewinde mit einem Flankenwinkel<br />
von 55°, die in der heutigen <strong>Fahrradtechnik</strong><br />
nicht mehr verwendet werden.<br />
Beispiel:<br />
Das Tretlagergewinde BC 1,37“ x 24 tpi 1<br />
kennzeichnet ein englisches Fahrradgewinde<br />
mit einem Flankenwinkel von 60°, mit 1,37“<br />
(34,9 mm) Gewindedurchmesser und 24 Gewindegängen<br />
pro Zoll (Bild 3, Seite 15).<br />
Die Steigung bei Zoll-Gewinden wird als Anzahl<br />
der Windungen je Zoll Gewindelänge angegeben<br />
− im Gegensatz zur Steigung je Umdrehung beim<br />
metrischen Gewinde.<br />
Beispiel:<br />
Eine Zoll-Schraube mit der Gangzahl 20 (tpi 20)<br />
benötigt 20 Umdrehungen, um sich ein Zoll in<br />
Achsrichtung zu verschieben.<br />
Amerikanisches Zoll-Gewinde. In Amerika findet<br />
man im Fahrradbereich gelegentlich das Zollmaß.<br />
Die Bestimmung der Gangzahl ist mit dem<br />
britischen System identisch. Der Flankenwinkel<br />
beträgt bei amerikanischen Zoll-Gewinden immer<br />
60°, während bei englischen Gewinden der Flankenwinkel<br />
auch 55° betragen kann.<br />
Englische und amerikanische Zoll-Gewinde sind<br />
untereinander nicht austauschbar (nicht kompatibel).<br />
Französische Gewinde. Die Abmessungen der<br />
französischen Gewinde sind an die metrischen Abmessungen<br />
angelehnt und in mm angegeben.<br />
Bei älteren Fahrrädern aus französischer Produktion<br />
können spezielle Gewindeabmessungen vorkommen.<br />
Beispiele:<br />
Steuersatz 25 x 1, Tretlager 35 x 1, Pedale 14 x 1<br />
Neuere Fahrräder werden mit ISO-Gewinden gefertigt.<br />
Italienische Gewinde. Sie sind eine Sonderform<br />
von Fahrradgewinden. Der Gewindedurchmesser<br />
ist in Millimeter angegeben, die Gewindesteigung<br />
in Zoll. So hat das italienische Tretlagergewinde<br />
36 x 24 einen Gewindedurchmesser von 36<br />
mm und eine Gewindesteigung von 24 Gängen<br />
auf ein Zoll.<br />
Schraubensicherungen<br />
Schraubensicherungen sind Maschinenelemente,<br />
die das ungewollte, selbstständige Lockern oder<br />
Lösen einer Schraubverbindung durch äußere<br />
Einflüsse wie Schwingungen (Vibrationen), Setzen<br />
der Verbindung usw. verhindern sollen.<br />
Man unterscheidet stoffschlüssige, formschlüssige<br />
und kraftschlüssige Schraubensicherungen.<br />
Die beste Schraubensicherung ist eine ausreichend<br />
hohe Vorspannkraft (Klemmkraft) und<br />
eine ausreichende Klemmlänge (> 5d).<br />
Stoffschlüssige Sicherungen<br />
Bei einer flüssigen Klebstoffsicherung (Bild 1)<br />
wird zwischen dem Innen- und Außengewinde<br />
Klebstoff eingebracht.<br />
Nach der Aushärtung verhindert der Klebstoff<br />
durch Adhäsionskräfte auf den Oberflächen der<br />
Fügeteile und durch Kohäsionskräfte innerhalb<br />
des Klebstoffs Relativbewegungen zwischen den<br />
Verbindungselementen.<br />
Bild 1: Flüssige Klebstoffsicherung<br />
1 tpi = engl. threads per inch = Gewindegänge pro Zoll<br />
2 Weitere Informationen können dem Tabellenbuch <strong>Fahrradtechnik</strong><br />
entnommen werden.<br />
1
1<br />
18<br />
Eine weitere Sicherung ist die Beschichtung einer<br />
Schraube (Bild 1) mit mikroverkapseltem Klebstoff.<br />
Bei der Montage werden die dünnwandigen<br />
Mikrokugeln zerstört. Dabei wird der in den Kapseln<br />
enthaltene Klebstoff und Härter freigesetzt<br />
und gemischt, so dass es zu einer chemischen<br />
Reaktion kommt.<br />
klebstoffbeschichtetes<br />
Gewinde<br />
Bild 1: Beschichtete Schraube<br />
Klebstoff- und mikroverkapselte Gewindesicherungen<br />
sind nur einmal anwendbar; die Sicherungsfunktion<br />
geht beim Nachziehen einer Verschraubung<br />
verloren.<br />
Stoffschlüssige Klebstoffsicherungen gehören<br />
zu den Losdrehsicherungen, d. h. sie verhindern<br />
das selbsttätige Lösen der Verbindung.<br />
Mindestens 80 % der Vorspannkraft muss erhalten<br />
bleiben.<br />
Formschlüssige Sicherungen<br />
Bei einer Sperrzahnschraube ist der Schraubenkopf<br />
an der Unterseite mit einer Verzahnung versehen,<br />
die sich bei der Montage in das Material<br />
eindrückt (Bild 2). Es wird ein Formschluss erzeugt,<br />
der ein selbsttätiges Losdrehen erschwert.<br />
Diese Sicherungsart ist nicht für gehärtete Werkstoffe<br />
geeignet.<br />
Bild 2: Sperrzahnschraube<br />
Gewindebolzen Klebstoff<br />
Neben den sogenannten Losdrehsicherungen<br />
werden einige Schraubensicherungen als Setzsicherungen<br />
verwendet. Der Grund liegt darin,<br />
dass die Vorspannkraft durch ein Nachgeben des<br />
Werkstoffs (Kriechen) abnehmen kann.<br />
Sicherungselemente als Setzsicherungen (Bild 3)<br />
kompensieren die Kriech- und Setzbeträge, sowie<br />
die Elastizität der Bauteile.<br />
info<br />
Viele weitere Sicherungselemente sind als Setzsicherung<br />
unwirksam; z. B. Federringe.<br />
Tellerfeder<br />
Bild 3 Setzsicherungen<br />
Unverlierbare Scheibe<br />
Spannscheibe<br />
1 Grundstufe<br />
Kombischraube<br />
Tellerfedern (bzw. Spannscheiben) sind kraftschlüssige<br />
mitverspannte Federelemente. Sie<br />
wirken durch Ihre Federkraft dem Absinken der<br />
Vorspannung durch Setzen entgegen und sind<br />
deshalb besonders für axial belastete kurze<br />
Schrauben geeignet. Gegen Losdrehvorgänge<br />
unter wechselnder Querbelastung bieten sie keine<br />
wirksame Sicherung.<br />
Kombischrauben sind Schrauben, bei der eine<br />
oder mehrere Unterlegteile vor der Gewindeherstellung<br />
unverlierbar, lose aufmontiert werden.<br />
Beispiel: Kombiblechschraube DIN 6901<br />
Die dritte Gruppe der Schraubensicherungen sind<br />
Verliersicherungen. Diese Sicherungselemente<br />
verhindern das vollständige Auseinanderfallen<br />
der Verbindung. Das Prinzip beruht meist auf einer<br />
Erhöhung der Reibung bzw. Klemmung im<br />
Gewinde. Weniger als 80 % der Vorspannkraft<br />
bleibt erhalten.<br />
Weitere Verliersicherungen sind Kronenmuttern<br />
mit Splint und Drahtsicherungen.<br />
In einer selbstsichernden Mutter befindet sich<br />
ein Kunststoffring, der sich bei der Montage im<br />
Gewinde kraftschlüssig verformt (Bild 4).<br />
Bild 4: Selbstsichernde Mutter<br />
Kontermutter. Das Kontern mit einer weiteren<br />
Mutter ist nur dann sinnvoll, wenn die Kraft zwischen<br />
den Muttern deutlich größer ist als die<br />
Spannkraft der Fügeteile untereinander.<br />
Die früheren Normen von Sicherungselementen<br />
Federringe DIN 127, DIN 128 und DIN 6905<br />
Federscheiben DIN 137 und DIN 6904<br />
Zahnscheiben DIN 6797<br />
Fächerscheiben DIN 6798 und DIN 6908
1 Grundstufe 19<br />
Sicherungsbleche DIN 93, DIN 432 und 463<br />
Sicherungsnäpfe DIN 526<br />
Sicherungsmuttern DIN 7967<br />
Kronenmuttern mit Splint (niedrige Form alte<br />
Ausführung) DIN 937<br />
haben ab der Schraubenfestigkeitsklasse 8.8 keine<br />
Sicherungswirkung mehr und sind als Schraubensicherung<br />
(Setzsicherung) nicht geeignet 1 .<br />
Herstellung einer Schraubverbindung<br />
Werkzeugauswahl. Auf Grund der Vielzahl von<br />
Schraubenköpfen und Mutterformen muss die<br />
Auswahl des richtigen Werkzeugs sorgfältig erfolgen.<br />
Ungeeignete Werkzeuge sind Kombizange<br />
oder Wasserpumpenzange.<br />
Folgende Handwerkzeuge (Bild 1 und 2) kommen<br />
zum Einsatz:<br />
Bild 1: Maul- und Ringschlüssel TCS (Stahlwille)<br />
Bild 2: Stift- und Steckschlüsselsatz TCS (Stahlwille)<br />
Ein Steckschlüssel-Satz (Bild 3) ist flexibel anzuwenden.<br />
Das eigentliche Werkzeug (der Steckschlüsseleinsatz,<br />
umgangssprachlich auch als<br />
Nuss bezeichnet) kann wechselbar auf die Knarre<br />
oder Ratsche gesteckt werden.<br />
Die Kombination mit Drehmomentschlüsseln und<br />
auch mit Fahrradspezialwerkzeugen erweitert<br />
den Einsatzbereich.<br />
1 Das Deutsche Institut für Normung hat die o. g. Normen zurückge-<br />
zogen<br />
Bild 3: Steckschlüsselsatz (Stahlwille)<br />
Für einfache Schraubverbindungen verwendet<br />
man Schlitz-, Kreuzschlitz-, oder Torx- Schrauben,<br />
die mit den richtigen Schraubendrehern (Bild 4)<br />
montiert werden müssen.<br />
Bild 4: Schraubendreher (Stahlwille)<br />
Schraubendreher gibt es mit vielen Griffformen<br />
und Qualitäten. Kreuzschlitz- und Schlitzschraubendreher<br />
der Größe 2 und 3, bzw. 4 bis 6 mm<br />
Klinge, sowie Innensechskantschlüssel der Größe<br />
3 bis 6 sind die am häufigsten verwendeten<br />
Werkzeuge des Fahrradmechanikers. In der Regel<br />
sind diese nach vier bis acht Monaten verschlissen<br />
und müssen ersetzt werden, um Beschädigungen<br />
der Schraubenköpfe durch Abrutschen<br />
oder Runddrehen zu vermeiden.<br />
Verschlissene Werkzeuge können das Arbeiten<br />
erheblich erschweren; ihre Weiternutzung ist<br />
in vielen Werkstätten (leider) weit verbreitet.<br />
Mechanikerwerkzeuge und Messgeräte dürfen<br />
keinesfalls magnetisiert werden. Überflüssige<br />
Magnetschalen sind zu meiden. Anhaftende<br />
Stahlspäne und Verschleißpartikel an den magnetisierten<br />
Werkzeugen erhöhen den abrasiven<br />
Verschleiß, verschmutzen Schmierstoffe,<br />
führen zu Messfehlern und schädigen die<br />
Mechanik.<br />
1
1<br />
20<br />
Beim Anziehen von Schraubverbindungen sind die<br />
vorgeschriebenen Anziehmomente der Hersteller<br />
zu beachten. Besonders bei der Montage von Carbonteilen<br />
ist mit äußerster Vorsicht vorzugehen.<br />
Die Funktionsfähigkeit der Schraubverbindung<br />
ist abhängig von der Kraft, mit der die Schraube<br />
angezogen bzw. vorgespannt (gedehnt) wird. Die<br />
notwendige Vorspannkraft wird durch ein bestimmtes<br />
Drehmoment erreicht.<br />
Das mit dem Schraubenschlüssel erzeugte Anziehmoment<br />
M A ist das Produkt aus der Handkraft<br />
F 1 und der wirksamen Länge ö des Schraubenschlüssels<br />
(Bild 1):<br />
Bild 1: Anziehmoment<br />
Das Drehmoment M A erzeugt in der Schraube<br />
eine Zugkraft – die Vorspannkraft F V . Die Schraube<br />
wird dadurch elastisch gedehnt. Als Reaktionskraft<br />
werden die Bauteile durch die Spannkraft F S<br />
gestaucht und aufeinander gedrückt (Bild 2 und<br />
Bild 1, Seite 14).<br />
Ist das Drehmoment und damit die Vorspannkraft<br />
zu groß, wird die Schraube plastisch verformt<br />
und kann brechen oder das Gewinde ausreißen.<br />
nicht vorgespannte<br />
Schraube<br />
Ds : Stauchung der Bauteile<br />
Dö : Dehnung der Schraube<br />
vorgespannte<br />
Schraube<br />
M A = F 1 · ö<br />
info<br />
Wird der Hebelarm eines Schraubenschlüssels<br />
mit einem Rohr verlängert, kann die Schraube<br />
beim Festziehen zerstört werden.<br />
ö<br />
Ds<br />
Bild 2: Auswirkung der Vorspannkraft<br />
MA=F1·ö<br />
Dö<br />
FS<br />
2<br />
FS<br />
2<br />
F1<br />
F V<br />
1 Grundstufe<br />
Beim Anziehen einer Schraube entsteht durch<br />
das Aufeinandergleiten der Oberflächen von Gewindeflanken<br />
und Schraubenkopf Reibung. Je<br />
nach Werkstoff, Oberflächenbeschaffenheit und<br />
Anziehmoment kann diese Reibung sehr groß<br />
sein. Sie wirkt dem Anziehen der Schraube entgegen,<br />
so dass vom Montagedrehmoment nur<br />
noch 10 % – 20 % in Vorspannkraft umgesetzt<br />
wird (Bild 3).<br />
Anziehmoment M A<br />
F V<br />
2<br />
Kopfreibmoment<br />
Gewindereibmoment<br />
Bild 3: Reibmomente einer Schraubenverbindung<br />
Dieser Zusammenhang wird vom Konstrukteur<br />
eines Bauteils bei der Berechnung des notwendigen<br />
Anziehmoments berücksichtigt.<br />
Den Drehmomentangaben für Normschrauben<br />
werden darüber hinaus Reibungszahlen beigefügt,<br />
die sich in der Regel auf ein geöltes Gewinde<br />
beziehen. Für sichere Schraubverbindungen sollen<br />
nach der VDI Richtlinie 2230 Reibungszahlen<br />
µ = 0,08 bis 0,16 angestrebt werden.<br />
Um diese Reibungszahlen bei unterschiedlichen<br />
Oberflächen und Werkstoffen zu erreichen, gibt<br />
es metallfreie Montagepasten. Die dünn aufgetragene<br />
Paste ähnelt Schmierfett. Sie sorgt für<br />
einheitliche Reibungszahlen, schützt das Gewinde<br />
und die Auflagefläche von Schraubenkopf und<br />
Mutter vor Korrosion und verhindert Adhäsionsverschleiß<br />
(Fressen).<br />
info<br />
Knackende oder knarzende Schrauben und<br />
Muttern beim Festziehen sind immer ein sicheres<br />
Zeichen für große Reibung und Adhäsionsverschleiß.<br />
Eine sichere Vorspannkraft<br />
wird trotz richtig eingestelltem Drehmomentschlüssel<br />
nicht erreicht.<br />
Rostfreie Stahlschrauben, Titan und verchromte<br />
Schrauben neigen ungeschmiert besonders<br />
stark zum Fressen.<br />
F V<br />
F V<br />
2