(008) Predigt: Jesaja 11,1-9 (Christfest 2; V) - Allendorf/Ulm
(008) Predigt: Jesaja 11,1-9 (Christfest 2; V) - Allendorf/Ulm
(008) Predigt: Jesaja 11,1-9 (Christfest 2; V) - Allendorf/Ulm
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(<strong>008</strong>) <strong>Predigt</strong>: <strong>Jesaja</strong> <strong>11</strong>,1-9<br />
(<strong>Christfest</strong> 2; V)<br />
Kanzelsegen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm<br />
Vater, und dem Herrn Jesus Christus. (Rs.) Amen.<br />
Gottes Wort für das hl. <strong>Christfest</strong> aus dem Buch <strong>Jesaja</strong> im<br />
<strong>11</strong>. Kapitel:<br />
1 Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm<br />
Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.<br />
2 Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der<br />
Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des<br />
Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und<br />
der Furcht des HERRN.<br />
3 Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des<br />
HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine<br />
Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was<br />
seine Ohren hören,<br />
4 sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen<br />
und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande,<br />
und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen<br />
schlagen und mit dem Odem seiner Lippen<br />
den Gottlosen töten.<br />
5 Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und<br />
die Treue der Gurt seiner Hüften.<br />
6 Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen<br />
und die Panther bei den Böcken lagern. Ein kleiner<br />
Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh<br />
miteinander treiben.<br />
7 Kühe und Bären werden zusammen weiden, daß<br />
ihre Jungen beieinander liegen, und Löwen werden<br />
Stroh fressen wie die Rinder.<br />
8 Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter,<br />
und ein entwöhntes Kind wird seine Hand stecken in<br />
die Höhle der Natter.<br />
9 Man wird nirgends Sünde tun noch freveln auf<br />
meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land wird<br />
voll Erkenntnis des HERRN sein, wie Wasser das<br />
Meer bedeckt.<br />
Votum: Der Herr segne an euch sein Wort. (Rs.) Amen.<br />
Einleitung – Jesus Christus ist U-TOPISCH<br />
Liebe Gemeinde,<br />
„Es ist ein Ros entsprungen“ so haben wir am gestrigen<br />
Abend gesungen. Und einen Teil dieser weihnachtlichen<br />
Weissagung haben wir gestern auch schon von den Konfirmanden<br />
gehört. <strong>Jesaja</strong> gibt den Menschen gute Aussichten,<br />
die sich in Jesus Christus erfüllen sollen. Der Baum ist<br />
zwar abgeschlagen, aber aus seiner Wurzel bricht neues<br />
Leben hervor, der Sohn Davids, Jesus Christus. Neue<br />
Hoffnung!<br />
Schön wär‘s, wenn‘s so wäre! Das war zumindest meine<br />
erste Reaktion auf das <strong>Predigt</strong>wort für dieses <strong>Christfest</strong>. <strong>Jesaja</strong><br />
entwirft eine faszinierende Vision, die einfach zu<br />
schön ist um wahr sein zu können. Angesichts von 27 Opfern<br />
der Grundschule in Newtown, angesichts von hunder-<br />
1<br />
2
ten von Opfern in Syrien, angesichts von tausenden im<br />
Mutterleib umgebrachter Kinder, angesichts von Terror<br />
und Gewalt, da mutet dieses Wort beinahe zynisch an.<br />
Was will uns heute Morgen der Prophet <strong>Jesaja</strong> sagen, wenn<br />
er diese utopische Vision erzählt<br />
Und da bin ich schon beim Punkt, um den es heute gehen<br />
muss: U-TOPISCH! Dieses Wort stammt aus dem Griechischen<br />
und wird von uns meistens in dem Sinne gebraucht,<br />
dass etwas unrealistisch, ohne Anhaltspunkt in der Wirklichkeit<br />
ist. So erscheint uns jedenfalls dieses <strong>Predigt</strong>wort<br />
von den Lämmern und den Löwen, die in Eintracht beieinander<br />
grasen. Wörtlich bedeutet dieses Wort aber: „Keinen<br />
Platz haben“. Und da sind wir auch schon mitten in der<br />
Weihnachtsgeschichte: Denn sie hatten keinen Raum in<br />
der Herberge. An dieser Stelle steht im griechischen Urtext<br />
auch „utopisch“. Es gibt keinen Ort in dieser Welt, ich<br />
habe das gestern in der Christmette auch schon gesagt, es<br />
gibt keinen Ort, an dem der Menschensohn Jesus Christus<br />
willkommen, an dem er an der richtigen Stelle wäre.<br />
Und das ist auch gar nicht verwunderlich. Im Weihnachtsevangelium<br />
nach Johannes, dem morgigen/heutigen Evangelium,<br />
wird uns offenbart, dass Gott Mensch wird, das<br />
Wort wird Fleisch, + wird -, das Gute trifft auf das<br />
Schlechte. Jesus Christus wird sein ganzes Leben lang ein<br />
Fremdkörper in der Welt bleiben. Und da, wo die Welt<br />
meint, ihn bezwungen zu haben, nämlich am Kreuz, da<br />
steht sein großer Sieg, die Versöhnung von Gott und<br />
Mensch. Ja, Jesus ist U-TOPISCH, er hatte keinen Raum in<br />
dieser Welt, bis er sich einen Ort geschaffen, einen Weg<br />
gebahnt hat, um diese Welt zu erlösen. Mit ihm, mit Weihnachten<br />
wird alles neu, da wird alles anders.<br />
Es verändert sich heute<br />
• unser Verhältnis zu Gott<br />
• Gottes Verhältnis zu uns<br />
• Unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen<br />
1. Unser Verhältnis zu Gott – Jesus Christus<br />
Wenn wir auf Christus schauen, uns ihn zum Vorbild nehmen,<br />
dann muss uns auffallen: Bei ihm läuft das Leben anders<br />
ab.<br />
Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist<br />
der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates<br />
und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der<br />
Furcht des HERRN so bezeugt es <strong>Jesaja</strong>. Jesus Christus,<br />
empfangen vom Heiligen Geist, zeichnet eben besonders<br />
aus, dass in einer besonderen Beziehung zu Gott steht. Er<br />
nennt Gott Vater. Ist, wie wir es im Glaubensbekenntnis<br />
eben gebetet haben, eines Wesens mit dem Vater, ist selber<br />
wahrer Gott von Ewigkeit. Und er fordert uns dazu auf,<br />
dass auch wir Gott als unseren Vater erkennen und sogar<br />
anbeten sollen.<br />
Liebe Schwestern und Brüder, durch Jesus Christus verändert<br />
sich etwas in unserer Beziehung zu Gott. Wenn wir als<br />
Christen uns an Jesus halten, dann sind wir nicht nur seine<br />
Geschwister, sondern wir haben in ihm einen Vater im<br />
3<br />
4
Himmel, der uns gnädig sein will. Wenn wir bei Christus<br />
bleiben, dann werden auch wir erfüllt vom Heiligen Geist,<br />
gewinnen Einsicht und Erkenntnis im Glauben, stehen unter<br />
seiner Macht und können so sogar den Tod bezwingen.<br />
Das alles meint Gottesfurcht. Das heißt nicht, dass wir<br />
Angst haben sollen vor Gott, sondern es meint, dass wir im<br />
Glauben uns ganz und gar in Gottes Arme fallen lassen.<br />
Genau das erkennen wir bei Jesus. Im Vertrauen auf Gott<br />
leben, das ist das Ziel unseres Lebens.<br />
2. Gottes Verhältnis zu uns – Jesus Christus<br />
Aber wir sehen auch noch etwas Zweites: Wenn wir auf<br />
Jesus Christus schauen, dann sehen wir wie Gott an ihm<br />
handelt. Da verändert sich etwas im Verhältnis zwischen<br />
Gott und Mensch. Jesus ist, wie wir es im Glaubensbekenntnis<br />
gebetet haben, auch Mensch gewordener Gott.<br />
Dort wo es um die Menschwerdung ging, haben die Leute<br />
früher im Gottesdienst niedergekniet. Zu Recht! Denn darin<br />
liegt für uns alles begründet, um selig zu werden. Gott<br />
nimmt unser menschliches Wesen hat, lernt kennen, wie es<br />
sich anfühlt, zu leiden, Hunger zu haben, Schmerzen zu<br />
fühlen, schlafen zu müssen. Wir haben also bei Gott einen<br />
Fürsprecher, der, so sagt es Paulus, in allem ist, wie wir nur<br />
ohne Sünde. Seit Jesus Christus verstehen nicht nur wir<br />
Menschen Gott besser, sondern auch er versteht uns besser.<br />
Und das führt dazu, dass wir nicht mehr in dieser Welt<br />
umherirren müssen, sondern dass unser Leben von Gott her<br />
ein Ziel bekommt, das auf Ewigkeit angelegt ist.<br />
Was meine ich damit: Gott hat Jesus nach dessen Tod nicht<br />
im Grab verrotten lassen, sondern er hat ihn auferweckt<br />
von den Toten. Wenn wir nun auf Christus schauen, dann<br />
sehen wir immer auch den, der auferstanden ist. Und das<br />
ist er nicht nur für sich selbst, sondern das ist ein Zeichen<br />
für unser eigenes Leben. Auf dieser Erde wird es enden,<br />
aber bei Gott wird es in der Ewigkeit neu erweckt werden.<br />
Wir werden auferstehen von den Toten, wie Jesus Christus<br />
auferstanden ist. Das ist das Ziel, von dem auch <strong>Jesaja</strong> in<br />
seiner Vision spricht.<br />
3. Unser Verhältnis zueinander – die Kirche<br />
Wenn das unser Ziel ist, dann muss das auch Konsequenzen<br />
für unser Leben haben. <strong>Jesaja</strong> beschreibt das in so<br />
wundervollen und romantischen Bilder. Was dabei aber<br />
wirklich wichtig wird: Wenn wir im Glauben leben, dann<br />
können wir doch nicht einfach so weitermachen. Dann<br />
können wir uns mit all dem Blutvergießen, all dem Unrecht<br />
und dem Verderben in dieser Welt nicht einfach abfinden.<br />
Jeden Tag begegnen mir Menschen. Wenn ich es mir vornehme,<br />
dass ich diesen Menschen begegnen will, wie dem<br />
Herrn Christus, dann verändert sich schon etwas.<br />
In der Zeitschrift Idea-Spektrum war ein Bild eines New<br />
Yorker Polizisten abgebildet, der zufällig fotografiert wurde,<br />
wie er einem Obdachlosen, der keine Schuhe hatte, im<br />
Geschäft ein paar neue Schuhe und Strümpfe aus eigener<br />
Tasche kaufte und diesem Menschen schenkte.<br />
Für mich war das ein Bild der Hoffnung. Durch den Glauben<br />
an Jesus Christus ist diese Welt doch noch nicht am<br />
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Ende. Da wo wir mitmenschlich handeln, wo wir uns erbarmen,<br />
wo wir freundlich sind, wo wir vergeben, da<br />
kommt Gott in dieser Welt an sein Ziel.<br />
Vielleicht ist auch dieses Verhalten U-TOPISCH es passt<br />
einfach nicht in unsere Welt. Aber wir haben die Macht<br />
Räume zu eröffnen, unsere Herbergen aufzusperren, wenn<br />
wir die Liebe Gottes leben und erleben.<br />
Schluss<br />
Liebe Gemeinde,<br />
aus dexm „Blümelein so kleine“ da ist in dieser Welt so<br />
großes erwachsen, das wir es kaum noch fassen können.<br />
Gerade im Angesicht des Todes und des Verderbens, wie<br />
ich es eingangs geschildert habe, gerade dort wächst etwas<br />
neues. Jesus Christus unser Herr und Gott ist in diese Welt<br />
gekommen, geboren von der Jungfrau Maria. Gott ist<br />
Mensch geworden im Stall von Bethlehem. Das war U-<br />
TOPISCH. Nun sind wir dran, dass die Liebe Gottes in<br />
dieser Welt immer wieder zum Blühen kommt. So kommt<br />
Gott in diese Welt.<br />
(Rs.) Amen.<br />
Kanzelsegen: Der Friede Gottes, der höher ist als alle<br />
Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus<br />
zum ewigen Leben. (Rs.) Amen.<br />
Gehalten in:<br />
• <strong>Allendorf</strong>, 25.12.2012<br />
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