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6<br />
Angedacht...<br />
Was ist Ihr Lieblingsgericht Welche<br />
Dinge würden Sie auf eine einsame<br />
<strong>In</strong>sel mitnehmen Was hat für<br />
Sie oberste Priorität im Leben Unermüdlich<br />
werden diese Fragen gestellt,<br />
vor laufender Kamera, in Unterhaltungsprogrammen,<br />
vor Wahlen,<br />
in Illustrierten, in Talkshows. Das<br />
Bedürfnis, Erfahrungen und Überzeugungen<br />
zu sortieren, beginnt in<br />
der Kindheit mit den Fragen nach<br />
Lieblingsfarbe und bester Freundin<br />
und mündet schließlich in die letzten<br />
Fragen: Was bleibt mir am Ende<br />
Was hat Bestand in meinem Leben<br />
Scheinbar völlig banal, aber doch<br />
echte und alte Menschheitsfragen:<br />
Was zählt unterm Strich Worauf<br />
kommt es am Ende an Was ist das<br />
Wichtigste in deiner Religion Was<br />
ist die Quintessenz deines Glaubens<br />
Auch Jesus wurde so gefragt: Welches<br />
ist das wichtigste Gebot Jesus<br />
als gläubiger Jude antwortet mit dem<br />
jüdischen Glaubensbekenntnis, dem<br />
Schma Jisrael, dem Höre Israel: Du<br />
sollst den Herrn, deinen Gott, lieben<br />
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele<br />
und mit ganzer Kraft (5. Mose 6, 5).<br />
Gott zu lieben hat für Jesus oberste<br />
Priorität: Er nennt dann wenig später<br />
auch das Gebot der Nächstenliebe<br />
und stellt eine enge Beziehung zwischen<br />
Gottesliebe und Nächstenliebe<br />
her. Aber den Vorrang hat das Schma<br />
Jisrael. Das Wissen um diese Reihenfolge<br />
ist uns abhanden gekommen.<br />
Für viele Zeitgenossen ist Christentum<br />
gleichbedeutend mit dem Appell<br />
zur Nächstenliebe. Doch von unseren<br />
jüdischen Wurzeln her betrachtet<br />
geht es darum, zuerst Gott zu lieben.<br />
Als Christ zu leben, kann viele Schattierungen<br />
haben: in Gott Halt finden;<br />
in Jesus Christus einen Bruder und<br />
Herrn erkennen; Gott als Schöpfer<br />
hinter den Dingen, hinter der Welt<br />
annehmen; in der <strong>Kirche</strong> Orientierung<br />
finden; in der Gemeinde Zusammengehörigkeit<br />
erleben. Was Gott<br />
uns in diesem Satz aus dem fünften<br />
Mosebuch eröffnet, atmet einen anderen<br />
Geist. Es ist Großzügigkeit pur:<br />
Wir Menschen, sein Volk, sind befähigt,<br />
diesen Gott zu lieben. Woraufhin<br />
wir angelegt sind, ist nicht, Gott<br />
zu fürchten, Gott zu brauchen, Gott<br />
gedanklich vorauszusetzen, sondern<br />
IHN zu lieben, für IHN zum Gegenüber<br />
zu werden, zum Pendant, zur Erfüllung.<br />
Glaube ist dann nicht nur<br />
ein System, in dem wir uns orientieren,<br />
sondern ein Liebesleben mit allen<br />
Höhen und Tiefen. Lasst uns daran<br />
denken, wenn wir in diesen Tagen<br />
das „Fest der Liebe” feiern und<br />
beschwingt von Weihnachten in ein<br />
neues Jahr gehen. Eine gesegnete<br />
Zeit!<br />
Ihre und Eure Katrin Fragner