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Searex Offshore Hydroplanes - Swiss Motor Boat

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Titelstory Seite 12<br />

Baikalsee<br />

Nr. 2 Apr. - Mai 2010 | sFr. 8.50<br />

Erscheinung: 6 mal pro Jahr<br />

Loon Patrol<br />

Aicon 62 SL Open<br />

Emotion Marine – Voodoo 27<br />

<strong>Searex</strong> <strong>Offshore</strong><br />

<strong>Hydroplanes</strong>


CHAPARRAL<br />

by US-BOOT-IMPORT<br />

Rolf Schneitter<br />

Solothurnstr. 118<br />

2540 Grenchen<br />

Tel. 032 653 10 66<br />

Fax 032 652 34 68<br />

info@us-boot-import.ch


BEWEGT DIE MENSCHEN<br />

www.swiss-motorboat.ch<br />

www.maritim.ch<br />

E-Mail: onv@maritim.ch<br />

Unbhängiges Schweizer<br />

Magazin für den <strong>Motor</strong>bootsport<br />

19. Jahrgang –<br />

Medieninhaber:<br />

Nautic Verlag GmbH<br />

Rütihofstrasse 22<br />

5722 Gränichen<br />

Postanschrift:<br />

Nautic Verlag GmbH<br />

Rütihofstrasse 22<br />

5722 Gränichen<br />

Telefon/Telefax:<br />

Tel. 062 842 88 80<br />

Fax 062 842 88 81<br />

Chefredaktion:<br />

Ursula Oswald<br />

Redaktion:<br />

Hans-Jürg Resler<br />

Jacqueline Zurmühle<br />

Mitarbeiter dieser Nummer:<br />

Sven Sieveke<br />

Michael Torkan<br />

Brigitte Curschellas<br />

Henrik Vormdohre<br />

Arek Rejs<br />

Die Zeitschrift erscheint<br />

6×jährlich:<br />

Ende Januar, März, Mai,<br />

Juli, September, November.<br />

Einzelpreis:<br />

CHF 8.50 € 6.–<br />

(inkl. MwSt.)<br />

Jahresabonnement:<br />

Bei Vorauszahlung direkt<br />

ab Verlag CHF 40.–<br />

Abo für zwei Jahre:<br />

CHF 70.–<br />

Druck:<br />

Europrint<br />

6910 Lugano<br />

Veröffentlichungsrechte:<br />

© Diese Zeitschrift und alle in<br />

ihr enthaltenen Beiträge, Ab -<br />

bildungen und Inserate sind<br />

urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Verwendung ausserhalb<br />

der engen Grenzen des<br />

Urheberrechtsgesetzes bedarf<br />

der Zustimmung des Verlages.<br />

Die Verwendung von<br />

Testberichten und Anzeigen ist<br />

nicht zulässig.<br />

Für unverlangte Zu sendungen<br />

wird von der Red aktion und<br />

dem Verlag jede Haftung<br />

abgelehnt.<br />

4Honda<br />

Zusammenarbeit<br />

6<br />

Fischen Jagen Schiessen<br />

Rund 200 Fachaussteller<br />

10<br />

Schweizer Bootshändler<br />

Rohn Erlach mit Thoma Boote<br />

12<br />

Loon Patrol<br />

Die Schiffstaufe<br />

24<br />

Aicon 62 SL Open<br />

Test<br />

36<br />

Emotion Marine – Voodoo 27<br />

Test<br />

Inhalt<br />

Nr. 2/10 April/Mai<br />

www.maritim.ch<br />

swissmotorboat<br />

In einem Heft die totale Information für die ganze Schweiz<br />

49<br />

Arek Rejs Photopreis<br />

mit Siegerbild<br />

50<br />

Baikalsee<br />

636 Kilometer<br />

64<br />

Bibliothek<br />

66<br />

<strong>Hydroplanes</strong><br />

<strong>Offshore</strong><br />

78<br />

Hafengeburtstag Hamburg<br />

80<br />

BESTELLTALONS<br />

46<br />

<strong>Searex</strong> <strong>Offshore</strong><br />

Sportler des Jahres<br />

<strong>Offshore</strong>


Magazin<br />

Der neue Volvo Penta D3 – besser in allem<br />

Volvo Penta präsentiert eine neue D3 Sportdieselserie – kompakt und mit<br />

modernster Dieseltechnik.<br />

Den neuen D3 von Volvo Penta gibt es in vier Leistungsklassen von 103<br />

kW / 140 PS bis 162 kW / 220 PS. Die neuen D3 <strong>Motor</strong>en sind leistungsstärker,<br />

sauberer und leiser als ihre Vorgänger und sind jetzt auch mit Joystick<br />

erhältlich.<br />

Der neue D3 wurde von Grund auf neu<br />

entwickelt. Wie beim Vorgänger stammt<br />

der Basismotor von der Volvo Car Corporation<br />

und basiert auf einem 2,4-Liter-Fünfzylinder-Aluminiummotorblock<br />

mit allerneuester <strong>Motor</strong>entechnik.<br />

Die Common Rail Einspritzung verfügt<br />

über piezoelektrische Einspritzdüsen<br />

und arbeitet mit einem Druck von<br />

1.800 bar. Mehrfacheinspritzungen mit<br />

exakt dosierten Einspritzteilmengen ermöglichen<br />

es, den Verbrennungsprozess<br />

genauer zu steuern.<br />

Eine moderne und hocheffiziente<br />

Querstromkühlung sorgt für eine<br />

gleichmäßige <strong>Motor</strong>temperatur. Ein<br />

Reservieren sie sich bereits heute<br />

einen Termin für eine Probefahrt<br />

Hensa Werft AG<br />

Seestr. 36<br />

8852 Altendorf<br />

055 451 55 55<br />

www.hensa-werft.ch<br />

2 SMB MR 2/2010<br />

Turbolader mit variabler Geometrie<br />

gewährleistet eine effiziente Aufladung<br />

des <strong>Motor</strong>s sowohl im unteren als auch<br />

im oberen Drehzahlbereich. So entsteht<br />

eine hervorragende Drehmomentcharakteristik<br />

für sicheres Manövrieren<br />

im niedrigen und für hohe Leistung<br />

und Durchzugskraft im oberen<br />

Geschwindigkeitsbereich.<br />

Alle Funktionen werden jetzt mit noch<br />

größerer Präzision elektronisch überwacht<br />

und gesteuert.<br />

Alle diese Konstruktionselemente sorgen<br />

für die beeindruckend sportlichen<br />

Leistungen des neuen D3, die das Vorgängermodell<br />

übertreffen, das bereits<br />

�������������<br />

Probefahrten<br />

Samstag ab 27.3.10 bis 28.8.10<br />

Klassenbester war. Die Leistung der<br />

stärksten D3 Variante wurde von 140<br />

kW / 190 PS auf 162 kW / 220 PS gesteigert<br />

und das bei gleichzeitiger Optimierung<br />

von Kraftstoffverbrauch, Geräusch-<br />

und Abgasemission. Die Abgaswerte<br />

des neuen D3 erfüllen die sehr<br />

strengen Vorschriften von US EPA Tier<br />

3, die ab 2012 gelten.<br />

Elektronisches Schalten und<br />

„Gasgeben“<br />

Der neue D3 ist mit EVC, der elektronischen<br />

Plattform von Volvo Penta, ausgestattet.<br />

Die Steuerbefehle werden von<br />

den Bedienelementen elektronisch an<br />

<strong>Motor</strong> und Getriebe übertragen. Die<br />

elektronische Fernbedienung für das<br />

Schalten und „Gasgeben“ ist ein Teil von<br />

EVC und gehört zum serienmäßigen<br />

Lieferumfang. Weichere, präzisere und<br />

sicherere Schaltvorgänge erleichtern die


Photo by Arne Smit – www.botenmagazine.nl<br />

Führung des Bootes oder der Yacht.<br />

Anders als die Bowdenzüge konventioneller,<br />

mechanischer Schaltungen<br />

übertragen die Kabel der Elektronik<br />

keine Vibrationen und erhöhen so den<br />

Bordkomfort.<br />

EVC vereinfacht auch das Installieren<br />

von zusätzlichem elektronischem Zubehör<br />

wie Low Speed, der Schleichfahrtfunktion<br />

von Volvo Penta, dem Trip-<br />

Computer, dem 7-Zoll Farbdisplay oder<br />

der NMEA 2000 Schnittstelle, welche<br />

die Übertragung von <strong>Motor</strong>daten an einen<br />

Kartenplotter erlaubt.<br />

Dank EVC können Instrumente oder<br />

komplette Steuerstände an bis zu vier<br />

Positionen an Bord eingerichtet werden.<br />

Joystick<br />

Für Boote und Yachten mit Doppelmotorisierung<br />

und elektronischer<br />

Lenkung gibt es auch die beliebte Joy-<br />

Business Class – Express Service.<br />

SDI 40-4 • SDI 50-4 • SDI 60-4 • TDI 75-4 • SDI 55-5 • SDI 75-5<br />

TDI 100-5 • TDI 120-5 • TDI 150-5 • TDI 165-5 • TDI 225-6 • TDI 265-6<br />

Importeur Schweiz:<br />

AMAG Automobil- und <strong>Motor</strong>en AG, Teile und Zubehör, 8107 Buchs ZH<br />

Ihre Servicepartner Schweiz:<br />

Pro Nautik AG, Romanshorn, Tel. 071 466 14 14<br />

Bootswerft Heinrich AG, Kreuzlingen, Tel. 071 688 26 66<br />

Staub <strong>Motor</strong>boote GmbH, Schmerikon, Tel. 055 462 20 70<br />

M. Helbling AG, Schmerikon, Tel. 055 225 30 90<br />

Hochmuth Bootsbau AG, Stansstad, Tel. 041 619 18 88<br />

Faul Erlach AG, Bootswerft, Erlach, Tel. 032 338 13 39<br />

RB Yachting GmbH, Pratteln, Tel. 061 821 60 10<br />

Weitere Informationen unter: www.volkswagen-marine.ch<br />

stick-Funktion als Zubehör. Mit Joystick<br />

ist das Anlegen und Manövrieren<br />

in engen Häfen viel einfacher.<br />

Leise und vibrationsarm<br />

Die Common Rail Technik und insbesondere<br />

die Mehrfacheinspritzung<br />

sorgt für ein niedriges Geräuschniveau.<br />

Die neue und modern gestaltete<br />

<strong>Motor</strong>abdeckung trägt zusätzlich zur<br />

Schalldämmung bei. Der neue D3 ist<br />

mit den hochwirksamen, schwingungsdämpfenden<strong>Motor</strong>aufhängungen,<br />

wie sie auch bei den größeren Modellen<br />

D4 und D6 verwendet werden,<br />

ausgerüstet, was den Komfort an Bord<br />

zusätzlich steigert.<br />

Singleprop oder Duoprop<br />

Für Modelle mit 103 kW / 140 PS und<br />

125 kW / 170 PS ist neben dem DPS<br />

Duoprop Antrieb auch der Einzelpro-<br />

pellerantrieb SX lieferbar. Die Modelle<br />

mit 147 kW /200 PS und 162 kW / 220<br />

PS sind ausschließlich mit DPS Duoprop<br />

lieferbar. Beide Antriebe wurden<br />

erst vor zwei Jahren entwickelt und repräsentieren<br />

den neuesten Stand der<br />

Technik.<br />

„I“ Propeller aus hochfestem Aluminium,<br />

eine neue Duoprop Propellerserie<br />

von Volvo Penta<br />

Für DPS Antriebe gibt es jetzt eine völlig<br />

neue Propellerserie, die sogenannte „I<br />

Serie“. Sie besteht aus einer unter extremem<br />

Druck gegossenen, sehr dichten,<br />

hochfesten Aluminiumlegierung. Diese<br />

Technik ermöglicht dünnere aber dennoch<br />

festere Propellerblätter. Diese neuen,<br />

patentierten Propellerblätter sind<br />

daher äußerst effizient, sodass die „I“<br />

Propeller leistungsmäßig mit Edelstahlpropellern<br />

vergleichbar sind.<br />

Mit Extra-Schub in die neue Saison:<br />

TDI 350-8<br />

Achtzylinder für höchste Komfortansprüche<br />

Piezo-gesteuerte Common Rail-Einspritzung<br />

370 kg Trockengewicht bei 257 kW (350 PS)<br />

S U P E R I O R T E C H N O L O G Y<br />

2/2010 SMB MR 3


Magazin<br />

Zusammenarbeit mit Ranieri International<br />

und Caribe by Marop AG<br />

Honda Marine Schweiz verpflichtet sich bei zwei Schiffskontstrukteuren, anerkannt für ihre Konstruktions- und Innovationsqualitäten,<br />

eine Marketing-Allianz zu schaffen, die die hohen Navigationsleistungen dieser Schiffe mit der<br />

<strong>Motor</strong>isierung eines der Marktführer bei Aussenbordmotoren verbindet. Es handelt sich einerseits um Ranieri International,<br />

innovativer Cruiserhersteller, sei es im Design oder in der Leistung, und andererseits Caribe by Marop<br />

AG, international bekannter Hersteller für seine zuverlässigen und wetterbeständigen Schlauchboote.<br />

Ranieri International ist eine Schiffswerft,<br />

die sich auf den Bau von 4.5 bis<br />

10 m grosssen Booten spezialisiert hat,<br />

welche mit Aussenbordmotoren motorisiert<br />

werden. Der Hauptsitz der Werft<br />

befindet sich in Soverato (Kalabrien)<br />

im Süden Italiens. Seit 25 Jahren ist Caribe<br />

die Referenz bei den Mietflotten<br />

der Antillen und bietet eine komplette<br />

Ranieri – Voyager<br />

4 SMB MR 2/2010<br />

und sichere Produktpalette an, die von<br />

Beibooten von 8 bis 11 Fuss bis hin zu<br />

Schlauchbooten von 15 bis 20 Fuss<br />

reicht. Einige ihrer Stärken sind der<br />

grosse Schlauchdurchmesser, tiefe V-<br />

Kiele und ein hochwertiges ORCA<br />

„Hypalon“ von Pennel & Flipo.<br />

Alle diejenigen, die die Karibik schon<br />

besegelt haben und feststellen muss-<br />

ten, dass ihr Beiboot, bedingt durch die<br />

extremen Wettereinflüsse Ermüdungserscheinungen<br />

aufwies, haben schon<br />

mit einem Caribe geliebäugelt, wie Yves<br />

Brintet.<br />

Nach seiner Rückkehr, hat er sich entschlossen,<br />

diese Beiboote aus „Hypalon“,<br />

welche in Venezuela produziert<br />

werden, zu importieren.


Caribe<br />

SWISS Cat mit dem sensationellen Honda-Aussenbordmotor.<br />

2/2010 SMB MR 5


Messe<br />

Fischen<br />

Jagen<br />

Schiessen<br />

� von Brigitte Curschellas<br />

Trotz der gleichzeitig stattfindenden<br />

Berner Fasnacht zog diese Ausstellung<br />

für Fischer und Jäger viel Publikum<br />

an. Rund 200 Fachaussteller<br />

zeigten ihre aktuellen Angebote an<br />

dieser grossen Messe auf dem<br />

BEA-Areal in Bern.<br />

Das Rahmenprogramm am Samstag<br />

bot als Gegengewicht zu den kommerziellen<br />

Angeboten unter anderem zwei<br />

Fachveranstaltungen.<br />

Die erste wurde vom Schweizerischen<br />

Fischerei-Verband zum Thema Gewässerschutz<br />

durchgeführt, die zweite<br />

zum Thema Biodiversität und Nutzung<br />

der Natur von JagdSchweiz und<br />

der Schweizer Sektion des World Conservation<br />

Trust.<br />

Endlich war an diesem Wochenende<br />

auch das Wetter wieder freundlicher,<br />

sodass nicht nur im Messegebäude,<br />

sondern auch draussen bei den zahlreichen<br />

Imbiss-Ständen reger Andrang<br />

herrschte. Bereits am Eingang im Freien<br />

machte ein Wagen mit einem Boot<br />

im Schlepptau auf den Wassersport<br />

aufmerksam.<br />

Die geräumigen Messehallen boten<br />

auch Platz für einige Schweizer Bootsaussteller.<br />

An zentraler Lage präsentierte<br />

Honda Suisse S.A. mit der Aarewerft<br />

Lehmann, dem bekannten<br />

Schweizer Bootbauer, den grössten<br />

Stand.<br />

Mit Booten von Ranieri International,<br />

Caribe by Marop AG und <strong>Swiss</strong>Cat, sowie<br />

einigen umfangreichen Aussenbordmotoren<br />

von Honda, bot der<br />

Stand viel für’s Auge und für die kommende<br />

Saison.<br />

Loon-Yachts war mit zwei ausgestellten<br />

Fischerbooten anwesend.<br />

Diese schweizer Qualitäts-Aluminiumboote<br />

zogen die Blicke der Besucher<br />

nicht nur durch ihre schöne Form


8 SMB MR 2/2010<br />

und Ausführung, sondern auch durch<br />

ihre schnörkellose Geradlinigkeit auf<br />

sich. Roger Krähenbühl vom Loon-<br />

Yachts-Vertrieb betreute mit seinen<br />

beiden Söhnen Daniel (bildet sich in<br />

allgemeinen Konstruktionen und<br />

Schiffsdesign weiter) und Oliver (verantwortlich<br />

für den Zusammenbau)<br />

den Stand. Mit ihren Fischerbooten<br />

konnten sie hier an das richtige Publikum<br />

gelangen.<br />

Die Geschäfte liefen gar besser als an<br />

der <strong>Swiss</strong> Nautic, liess Roger Krähenbühl<br />

verlauten. Neben dem ebenfalls<br />

in der letzten Nummer von swissmotorboat<br />

bereits vorgestellten Loon Fishing<br />

642 war an dieser Messe die etwas<br />

kleinere Variante Loon Fishing 580<br />

erstmals zu sehen. Das Boot hat eine<br />

Länge von 5.80 m und ist 1.85 m breit,<br />

während die Kabine 1.60 m hoch ist.<br />

Die schlichte, aber optimale Ausführung<br />

in Aluminium, mit Teak- und<br />

Chromstahlteilen ergänzt, ist genauso<br />

hochwertig wie beim grösseren Modell.<br />

Die verwendete, spezielle Aluminiumlegierung<br />

ist seewasserbeständig,<br />

sogar ohne Lackierung. Vielfältig sind<br />

die zur Verfügung stehenden Optionen<br />

zum Fischen. Deshalb ist dieses Boot<br />

vor allem bei Hobbyfischern beliebt,<br />

kommt aber auch bei Profis zum Einsatz.<br />

So wurde gerade ein Boot für Fischereitouren<br />

auf dem Neuenburgersee<br />

verkauft.<br />

Seit zwei Jahren bewährt sich für Loon<br />

Yachts der Bau von kleineren Fischerbooten.<br />

Auf die Idee dazu gekommen<br />

ist man, weil früher auf Wunsch der<br />

Kunden oft Yachten zu Fischerbooten<br />

umgebaut werden mussten.<br />

So konnte der seit 2002 betriebene<br />

Yachtbau um ein attraktives Element<br />

erweitert werden.<br />

Die Rohn Erlach AG stellte ebenfalls<br />

ein Fischerboot aus, ähnlich schnörkellos<br />

im Design, aber aus PVC. Gemäss<br />

Geschäftsleiter Thomas Sager<br />

laufen die Geschäfte an der Messe mit<br />

diesem Thoma S 660 Sportfischerboot<br />

recht gut. Er hat seit zwei Jahren die<br />

Vertretung der Thoma-Boote für die<br />

Jura-Seen und die Westschweiz übernommen.<br />

Die in der Schweiz mehrheitlich von<br />

Hand gefertigten Boote bestechen


Schweizer Bootshändler an der Messe<br />

durch schlichte Funktionalität. Sie<br />

sind so gross, dass sie nicht nur Hobbyfischern,<br />

sondern auch Familien<br />

viel Platz zum Verweilen bieten.<br />

Die Kabine weist Stehhöhe auf und<br />

besonders ist der Durchstieg gegen<br />

vorne.<br />

Kunden können viele individuelle<br />

Wünsche anbringen und ausführen<br />

lassen, und das in bester Schweizer<br />

Qualität.<br />

Thoma-Boote haben einen ausgezeichneten<br />

Ruf. Der Bootsbauer Walter<br />

Thoma ist in Mühlehorn am Walensee<br />

tätig und kennt, da er selbst ein<br />

passionierter Fischer ist, die Wünsche<br />

seiner Kunden in- und auswendig.<br />

Unter normalen Lieferbedingungen<br />

dauert es etwa einen Monat bis zur<br />

Fertigstellung eines in Auftrag gegebenen<br />

Bootes. Jetzt an der Messe hat sich<br />

die Lieferzeit allerdings wegen etlichen<br />

Bestellungen auf drei Monate verlängert.<br />

2/2010 SMB MR 9


Schweizer Bootshändler<br />

Thoma Sportfischer 660<br />

Die Firma Thoma Bootsbau in Mühlehorn<br />

hat auf Basis des beliebten<br />

Modelles Sportfischer 650 den neuen<br />

Sportfischer 660 entwickelt, welcher<br />

von Rohn Erlach, dem Händler für<br />

die Juraseen und die Westschweiz, anlässlich<br />

der "Fischen Jagen Schiessen<br />

2010" als Weltpremiere dem Publi-<br />

kum vorgestellt wurde. Herausragendste<br />

Neuerung des S660 ist die<br />

deutlich höhere, abschliessbare Kabine,<br />

die nun eine Stehhöhe von 1.80 m<br />

aufweist. Zudem wurde ein Durchstieg<br />

zum Bugbereich eingebaut, so<br />

dass für Anker- und Anlegemanöver<br />

der Bug ganz einfach über eine aus-<br />

ziehbare Stiege in der Kabine erreichbar<br />

ist. Beibehalten wurden die<br />

durchdachten und bewährten Details,<br />

die das Herz vieler Sportangler höher<br />

schlagen lassen: Integrierter Schleppmast<br />

auf dem Kabinendach, flexibel<br />

installierbare Ruten- und Rollenhalter,<br />

selbstlenzende Plicht, Ablagebox


für bis zu acht Angelruten in der Kabine,<br />

viel Stauraum in der Kabine<br />

und im Heckbereich, sowie die Möglichkeit,<br />

in der Kabine eine Liegefläche<br />

einzurichten. Auf Wunsch ist die<br />

Plicht mit einem Teakboden erhältlich,<br />

was das Boot optisch aufwertet<br />

und auch pflegeleichter macht.<br />

Das Thoma Sportfischer 660 ist 6.60<br />

m lang, 2.10 m breit und wiegt ohne<br />

<strong>Motor</strong> ca. 800 Kg. Es ist von 8 bis 60<br />

PS motorisierbar. Das Boot wird zu<br />

einem Preis ab 36'500 Franken (ohne<br />

<strong>Motor</strong>) angeboten.<br />

Thoma Boote werden nach höchsten<br />

Qualitätsansprüchen in der Schweiz<br />

handgefertigt und zeichnen sich<br />

durch Robustheit und Funktionalität<br />

sowie schlichte Schönheit aus. Jedes<br />

Boot ist ein Einzelstück, das nach Absprache<br />

mit dem zukünftigen Eigner<br />

ausgerüstet wird.<br />

Weiter Modelle von Thoma im Programm<br />

von Rohn Erlach: Sportfischer<br />

600 und 650, Classic 500, 550<br />

und 600.<br />

Thomas Sager<br />

Rohn Erlach AG<br />

www.rohn-erlach.ch<br />

Aluminium-Boote<br />

Modelle von 5,5 bis 9 Meter<br />

- Fährboote<br />

- Sportboote<br />

- Fischerboote<br />

- Arbeitsboote<br />

Motomarine AG<br />

CH-8274 Tägerwilen<br />

Telefon 071 669 21 10<br />

www.motomarine.ch<br />

2/2010 SMB MR 11


Schweizer Bootbauer<br />

Loon Patrol 1150<br />

� von Brigitte Curschellas<br />

LOON Patrol– die neue Polizei<br />

und Rettungsboot Generation von<br />

LOON-Yachts.<br />

Am 7. Dezember 2009 wurde eine<br />

LOON Patrol 1150 in Brunnen auf<br />

den Namen „Suito“ getauft – Die<br />

Sage weiss, dass der tödliche Bruderkampf<br />

zwischen Suito und<br />

Scheyo am Anfang der Schwyzer<br />

Geschichte stand.<br />

Die Schiffstaufe fand in Anwesenheit<br />

von Gästen und Vertretern der<br />

Kantons- und Gemeinde-Behörden,<br />

von Seerettungsdiensten und Polizeiverantwortlichen<br />

statt. Neptun<br />

wollte sich das tolle Einsatzboot<br />

nicht entgehen lassen und kam persönlich<br />

zur Taufe.<br />

Das neue <strong>Motor</strong>schiff der Firma<br />

LOON-Yachts, Loon 1150 Patrol ist ein<br />

schweizer Produkt. Das ganze Boot,<br />

von der Plannung, über die Fertigung<br />

zur Endmontage, wurde in Arth,<br />

Schwyz ausgeführt. Das Boot wurde<br />

aus Seewasser beständigem Aluminium<br />

gebaut. Das Schiff hat zwei leistungsfähige<br />

Aussenbordmotoren zu je<br />

257 kW bzw. 350 PS. Es ist 11.50 m<br />

lang, 3.50 m breit und hat ein Einsatzgewicht<br />

von ca. 7 Tonnen.<br />

Jeder wollte die Gelegenheit wahrnehmen<br />

und mal selbst das Boot zu bestaunen<br />

und mitzufahren – auch um<br />

die Leistung der zwei <strong>Motor</strong>en selbst zu<br />

spüren. Viele Fragen nun, warum bei<br />

einem solch grossen Boot zwei Aussenbordmotoren<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Neben der kompakten Bausweise spielt<br />

bei einem Einsatzboot natürlich die<br />

kurze Reparatur-Zeit ein wichtiger<br />

Faktor. Bei einem <strong>Motor</strong>en-Problem<br />

kann ein Außenbordmotor innert sehr<br />

kurzer Zeit ausgetauscht werden und<br />

das Boot ist sofort wieder einsatzfähig.<br />

12 SMB MR 2/2010<br />

Die kurze Reparaturzeit ist<br />

ein wichtiger Faktor für den<br />

Austausch der <strong>Motor</strong>en<br />

bei einem Problem.


2/2010 SMB MR 13


Schweizer Bootbauer<br />

Die Schiffstaufe<br />

Vertreter der Kantons- und Gemeindebehörden, sowie der Seerettungsdienst waren Gäste.<br />

14 SMB MR 2/2010


2/2010 SMB MR 15


Schweizer Bootbauer<br />

Neptun kam persönlich<br />

16 SMB MR 2/2010


Zwei leistungsstarke Aussenbordmotoren zu je 350PS, sowie seewasserbeständiges<br />

Aluminium wird für das Boot eingesetzt.<br />

2/2010 SMB MR 17


Schweizer Bootbauer<br />

Feuerbekämpfung auf dem Wasser<br />

Für Arbeiten am und im Wasser hat die<br />

LOON Patrol seitliche Schiebe-Türen<br />

welche sich elektrisch betätigen lassen.<br />

Am Bug befindet sich ein Wasser-<br />

Strahlrohr für Feuerbekämpfung auf<br />

dem oder vom Wasser. Die Leistungsstarke<br />

elektrische Pumpe liefert<br />

1000l/Minute. Ein 32 KW (230V/<br />

400V) Generator liefert die notwendige<br />

elektrische Energie.<br />

Ein Wasser-Stahlrohr für<br />

Wasserbekämpfung befindet sich am Bug.<br />

Die seitlichen Schiebe-Türen lassen sich<br />

elektrisch betätigen.<br />

18 SMB MR 2/2010


2/2010 SMB MR 19


Schweizer Bootbauer<br />

Erwähnenswert – Die Heizung<br />

20 SMB MR 2/2010


Grosses Interesse findet immer der<br />

Steuerstand und die Navigationsgeräte,<br />

im speziellen bei einem so modernen<br />

Boot wie die LOON Patrol 1150.<br />

Der Steuerstand und die Navigation sind ein Hingucker.<br />

Erwähnenswert, aber nicht offensichtlich<br />

sind auch die Isolierverglasung und<br />

die integrierte elektrische Heizung der<br />

Frontscheiben.<br />

2/2010 SMB MR 21


Schweizer Bootbauer<br />

In verschiedenen Aufbauten<br />

Anbei noch weitere Details der Kabine:<br />

Es hat einen Arbeitstisch mit Steckdosen<br />

PC und Drucker, eine Sitzbank<br />

und ein Drehschemel unter dem<br />

Tisch.<br />

Die Bugkabine bietet viel Stauraum<br />

und zusätzlichen Platz für die Mannschaft.<br />

Für den Notfall ist hier auch<br />

Platz für eine Bahre inkl. Betreuungsperson<br />

vorgesehen. Für längere Einsätze<br />

ist auch eine Toilette eingebaut.<br />

Immer wieder faszinieren die Geschwindigkeit<br />

auf dem Wasser, die<br />

Ruhe und Sicherheit im Steuerhaus<br />

und der Wind, welchen einem auf der<br />

Achterkabine um die Ohren weht.<br />

Die Loon Patrol gibt es in verschiedenen<br />

Längen und Aufbauten. Als Antriebe<br />

kommen Aussenbordmotoren<br />

(Benzin) oder Innenbordmotoren<br />

(Diesel) mit Wellen oder Z-Antrieb<br />

zum Einsatz. Bei der Innenboard-Variante<br />

ist am Heck eine hydraulische<br />

Arbeits-Plattform möglich, welche<br />

das Arbeiten unter, am oder über dem<br />

Wasser sehr vereinfacht.<br />

Die LOON-Yachts – Werft zeigt sich<br />

über alles sehr flexibel und kann,<br />

dank eigener Fertigung, sehr gut auf<br />

Kundenwünsche eingehen – dies sowohl<br />

im Rohbau aber auch im Gestalten<br />

des Innenausbaus.<br />

Das LOON-Yachts – Team, eine motivierte<br />

Mannschaft, welche es versteht<br />

auf die Kundenwünsche einzugehen<br />

und diese perfekt umsetzt.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.loonyachts.com<br />

oder<br />

www.loonyachts.com/Patrol<br />

Toilette, Arbeitstisch, viel Stauraum und für<br />

den Notfall genügend Platz.<br />

22 SMB MR 2/2010


2/2010 SMB MR 23


Test<br />

Aicon 62 SL Open<br />

24 SMB MR 2/2010


� von Arek Rejs<br />

Aicon Yachts ist jetzt die zweitgrösste<br />

Werft Italiens, die Boote von 54<br />

Fuss Grösse herstellt. Es handelt sich<br />

um einen sehr jungen Bootsbauer,<br />

der ursprünglich aus der Möbelindustrie<br />

kam.<br />

1993 gründete Architekt Lino Siclari eine<br />

Firma namens Arredamenti Commerciali,<br />

die auf des Entwerfen und Herstellen von<br />

exklusiven Möbeln für Hotels, Restaurants,<br />

Geschäfte, Büros und andere öffentliche<br />

Einrichtungen spezialisiert war.<br />

1996 zog die Firma nach Sizilien um und<br />

änderte ihren Namen in Aicon S.r.l.<br />

Gleichzeitig mit der Namensänderung<br />

wechselte die Firma ihr Produktionsprofil<br />

und konzentrierte sich fortan auf das<br />

Entwerfen und Herstellen von Möbeln<br />

für <strong>Motor</strong>yachten. Während der nächsten<br />

vier Jahre sammelte Aicon Erfahrungen<br />

in der Schiffsindustrie, da sie die führenden<br />

italienischen Bootsbauer belieferte.<br />

Endlich entschloss sich die Firma im<br />

Jahre 2000, ein völlig neues Projekt in<br />

Angriff zu nehmen, nämlich ein eigenes<br />

Boot zu entwerfen, unter einem auf dem<br />

Schiffsmarkt neuen Namen: Aicon Yachts.<br />

Mit der ersten, in dieser Werft produzierten<br />

Yacht, Aicon 56'Fly, landete sie einen<br />

Volltreffer. Am Festival de la Plaisance in<br />

Cannes gewann sie den Titel des “Boots<br />

des Jahres” in ihrer Klasse. Dabei liess sie<br />

übrigen Wettbewerbsteilnehmer mit<br />

langjähriger Erfahrung und Fachwissen<br />

im Yachtbau hinter sich. In den folgenden<br />

Jahren legte Aicon Yachts konstant<br />

zu, indem sie die Angebotspalette mit offenen<br />

Booten vergrösserte und weitere<br />

Auszeichnungen gewann.<br />

Nach vielen Versuchen, an Bord eines<br />

Bootes aus der Aicon-Werft zu gelangen,<br />

brachte mich meine Entschlossenheit<br />

weiter. Ich schaffte es, eine Einladung für<br />

eine Testfahrt mit der Aicon 62 SL Open<br />

zu bekommen. Die 62' ist eine mit Fachwissen<br />

erbaute Yacht. Da sie nun von der<br />

Werft seit einigen Jahren produziert<br />

wird, bekam sie mit der Zeit das Symbol<br />

Unter der Sonne Siziliens<br />

2/2010 SMB MR 25


Test<br />

SL, ähnlich demjenigen in der Autoindustrie.<br />

Jahrelang trugen ihre Besitzer<br />

Beobachtungen und Bedenken zur<br />

Konstruktion dieses Bootes und seiner<br />

Ausrüstung zusammen. Diese analysierte<br />

die Werft sorgfältig und ersetzte<br />

die schwachen Elemente. So war die 62<br />

SL immer noch die gleiche 62-Fuss-Aicon,<br />

aber mit einigen bemerkenswerten<br />

Änderungen gemäss den Berichten ihrer<br />

Besitzer und Kapitäne. Deshalb war<br />

es für mich sehr schwierig, an ihr noch<br />

zusätzlich etwas Fehlerhaftes oder zu<br />

Behebendes zu finden. Es handelte sich<br />

also definitiv nicht um einen dieser Prototypen,<br />

wo man immer mühelos eine<br />

“lockere Schraube” findet.<br />

Enlang den Hafenmauern warteten<br />

Yachten darauf, an ihre Kunden ausgeliefert<br />

zu werden. Eine davon, mit einem<br />

alten Kapitän an Bord, wartete auf<br />

mich. Es war offensichtlich, dass unser<br />

Kapitän langjährige Erfahrung hatte<br />

und schon auf mehr als einem Boot gesegelt<br />

war. Weder Sonne noch Wind<br />

hatten das Gesicht dieses alten, hinkenden<br />

Mannes geschont. Ich wunderte<br />

mich, wie er mit seiner Behinderung an<br />

Bord zurecht kommen würde. Es stellte<br />

sich heraus, dass er an Bord viel besser<br />

lief als an Land. Riesige Yachten von 58<br />

Fuss Länge an aufwärts ankerten im Abstand<br />

von wenigen Zentimetern nebeneinander.<br />

Beim Verlassen des Hafens auf<br />

unserer Aicon 62 SL Open bewahrte der<br />

Skipper Ruhe und Selbstvertrauen,<br />

nichts konnte ihn aus der Fassung bringen,<br />

nicht einmal ein Telefongespräch,<br />

das er während der Manöver führte.<br />

Wie er erzählte, verbrachte er von mehr<br />

als 50 Jahren die eine Hälfte in der Luft,<br />

die andere auf dem Wasser, nämlich<br />

beim Steuern grosser Küstenpatrouillenboote,<br />

so dass in eine blosse 62-Fuss-<br />

Yacht nicht sehr beeindruckte.<br />

An Bord<br />

Von aussen sieht die 62' kleiner aus, als<br />

sie wirklich ist. Sie ist fast ein 20-Meter-<br />

Boot, und doch hatte ich den Eindruck,<br />

dass ich eine 47 Fuss lange Yacht anschaue.<br />

Vielleicht war dies so wegen den<br />

anderen Yachten, die mindestens 20<br />

Fuss länger waren. Vom Bug zum Heck<br />

26 SMB MR 2/2010<br />

blickend schien der leicht hinten gelegene<br />

Aufbau sehr tief zu sein. Mit der kantigen<br />

Windschutzscheibe macht die<br />

Yacht einen sehr sportlichen, draufgängerischen<br />

Eindruck. Nur bei einem<br />

Blick von der Seite her sieht man die<br />

grossen, halbkreisförmigen Fenster des<br />

Wohnraums und das Brückendeck. Die<br />

grossen, rundlichen Fenster auf den Seiten,<br />

die Tageslicht in die VIP- und Besitzerkabinen<br />

lassen, wurden zum Markenzeichen<br />

der Aicon Yachts.<br />

An Bord dieses kleinsten Bootes der<br />

Open-Serie zu gelangen, war nicht einfach.<br />

Das war nicht der Fehler ihrer Erbauer,<br />

eher derjenigen, die die Anlegeplätze<br />

in diesem Hafen gebaut hatten.<br />

Eine Gangway-Leiter wäre eine sehr<br />

nützliche Lösung. Um von einer<br />

Schwimmplattform ins ziemlich geräumige<br />

Cockpit zu gelangen, geht man<br />

steuerbords drei Stufen hinunter. Im<br />

Heck befindet sich eine solide, bequeme<br />

U-förmige Sitzbank. Dazwischen fügt<br />

sich ein Tisch ein, den man herunterklappen<br />

kann und der dann so Teil einer<br />

breiten Hecksonnenliege wird. Backbords<br />

in der vorderen Ecke des Cockpits<br />

gibt e seine kleine Theke mit Spülbecken,<br />

Grill und einem Kühlschrank für Getränke.<br />

Da braucht es kein weiteres Zubehör<br />

mehr und ein zusätzliches Schiebedach<br />

vom Cockpit schützt vor der Sonne.<br />

Beidseits des Aufbaus führen breite Teak-<br />

Seitendecks zum geräumigen Hauptdeck<br />

mit einem breiten, entlang der gesamten


Reling befestigten Sonnenkissen. Im<br />

Allgemeinen kann man sicher an Bord<br />

herumgehen, die hohe Reling und die<br />

breiten Seitendecks sorgen dafür. Sogar<br />

für die Sicherheit der Getränke gibt es<br />

bei den Matratzen spezielle Glashalter,<br />

sodass kein Tropfen verloren geht.<br />

Der Salon und das Steuerhaus<br />

Den Aufenthaltsraum betritt man<br />

durch eine Glasschiebetür. Hier bekommt<br />

man erst wirklich ein Gefühl für<br />

die Grösse des Bootes. Der ganze Raum<br />

ist wie ein breiter, heller Korridor, der zu<br />

den Treppen führt, und liegt links vom<br />

Steuerhaus, das vom Rest des Raumes<br />

nur durch hohe, vornehme Steuersitze<br />

getrennt ist, die mit rotem Leder bezo-<br />

2/2010 SMB MR 27


Test<br />

28 SMB MR 2/2010


gen sind und auf den Kopfstützen das<br />

Logo der Werft zeigen. Das grosse Steuerrad<br />

ist mit demselben roten Leder bezogen.<br />

Die ganze Steueranlage ist in strukuriertem<br />

Material gehalten, das Carbonfaser<br />

gleicht und angenehm zu berühren<br />

ist. Das Steuerrad ist vertikal rechts von<br />

der Steueranlage angebracht, so dass es<br />

fast auf der Achse des Bootes liegt. Alle<br />

Funktionstasten sind taktil und auf dem<br />

flachen Schalttisch stehen als einzige Armaturen<br />

der Strahlruder-Joystick und<br />

der Fahrhebel hervor, sodass diese ein<br />

wenig wie eine Tischdekoration aussehen.<br />

Alle Bildschirme und Navigationsinstrumente<br />

befinden sich vor einer<br />

halbrunden Schaltfläche und zwar in einem<br />

solchen Winkel, dass die Navigation<br />

auch bei starkem Sonnenlicht nicht gestört<br />

wird. Der Bildschirm des Seekarten-<br />

Plotters ist in der Mitte angebracht. Er<br />

kann als Radar-Bildschirm oder Fernsehüberwachungsanlage<br />

(CCTV) benutzt<br />

werden. Daneben gibt es auf beiden Seiten<br />

kleinere Monitoren, die digital den<br />

Operationsstand der <strong>Motor</strong>en und von<br />

weiteren Instrumenten übermitteln.<br />

Oben befinden sich nur vier mechanische<br />

Messgeräte, mehr als Dekoration<br />

denn als Notfallausrüstung. Die ganze<br />

Konsole mit den Displays ist überdacht,<br />

was die Instrumente vor starker Sonneneinstrahlung<br />

gut schützt. So viel zum<br />

Steuerhaus. Und nun noch zum Aufenthaltsraum.<br />

Wie erwähnt ist er als eine Art<br />

Hallengang gestaltet. Backbords befindet<br />

sich ein extrem komfortables Sofa für 4<br />

bis 6 Personen. Gegenüber sind Kästen<br />

mit Raum für all das notwendige Zubehör,<br />

um Gäste zu empfangen. Auf dem<br />

unteren Regal ist ein Flachbildfernseher<br />

angebracht. Weitergehend entdeckt man<br />

ein 3er-Sofa, das wie aus einem der<br />

Schränke herauswächst. Dieses Sofa gehört<br />

schon zur Essnische. Es ist auf der<br />

Höhe der Steueranlage platziert und von<br />

ihr durch einen Klapptisch getrennt. Es<br />

ist ein idealer Ort, weil die voll ausgestattete<br />

Kombüse nur wenige Tritte darunter<br />

liegt. Im Wohnzimmer findet man einen<br />

kleinen Tisch und niedrige, aber bequeme<br />

Sitze. Es ist ein geradezu idealer Ort,<br />

um eine grosse Party zu organisieren. Das<br />

offene Raumgefühl im Wohnzimmer<br />

2/2010 SMB MR 29


Test<br />

wird verstärkt durch die hellen Farben<br />

aller Möbelstücke und dem Weiss bis<br />

Hellgrau der Polsterung. Daher beeindrucken<br />

die purpurroten Steuersitze jeden<br />

Besucher umso mehr. An diesem<br />

Ort würde ich gern die meiste Zeit an<br />

Bord verbringen.<br />

Unterbringung<br />

Auf den meisten Booten muss man, um<br />

zu den Kabinen zu gelangen, durch<br />

dunkle, enge Gänge und über steile<br />

Treppen gehen. Ganz im Gegensatz<br />

dazu auf der Aicon 62. Nach fünf breiten,<br />

sicheren Stufen kommt man in eine<br />

reich ausgestattete, ganz mit Tageslicht<br />

erhellte Kombüse hinunter. Ihre Grösse<br />

ist mit einem geräumigen Wohnzimmer<br />

vergleichbar und was am wichtigsten<br />

ist: Über sich sieht man blauen Himmel<br />

durch die Windschutzscheibe. In dieser<br />

Schiffsküche findet man alles, angefangen<br />

von einer grossen Kochplatte über<br />

einen Grosskühlschrank/Tiefkühler bis<br />

zum Küchenabzug. Links an der Innenwand<br />

steht ein kleiner Klapptisch. Nur<br />

falls einem der Platz ausgeht beim Zubereiten<br />

der Speisen auf den Chromstahlablageflächen.<br />

Die Kombüse ist der<br />

zentrale Raum, von dem aus man zu<br />

den anderen Kabinen gelangt. Die Eignerkabine<br />

im Bug ist wie fast alle anderen<br />

ihrer Art mit einem breiten Doppelbett,<br />

einem grossen Schrank und einer<br />

Leiter darin ausgestattet.Wofür soll<br />

denn diese Leiter im Wandschrank gut<br />

sein? Es handelt sich um eine Sicherheitsleiter,<br />

die dazu dient, im Notfall aus<br />

der Kabine auf das Bugdeck zu fliehen.<br />

Mich beeindruckte noch das grosszügige<br />

Bad mit separater Dusche, mit der<br />

Option Wassermassage ausgestattet. In<br />

der linken Küchenwand gibt es Türen,<br />

die zu den kleinsten Kabinen mit zwei<br />

Einzelbetten führen. Zwar ist es hier<br />

ziemlich eng, aber für Kinder an Bord<br />

wäre es grossartig. Aber sogar hier gibt<br />

es eine eigene Toilette und Dusche. Zur<br />

grössten Kabine führt ein enger Korridor,<br />

in den man von der Gangway an<br />

der Rückseite der Küche kommt. Erhellt<br />

durch Tageslicht durch grosse, runde<br />

Fenster liegt dieVIP-Kabine in der Mitte<br />

des Schiffs. Natürlich sorgen auch hier<br />

30 SMB MR 2/2010


2/2010 SMB MR 31


Test<br />

32 SMB MR 2/2010


Toilette und Dusche für die volle Palette<br />

an Entspannungsmöglichkeiten. In der<br />

Kabine gibt es einen Fernseher, ein bequemes<br />

Bett und einen kleinen Schreibtisch.<br />

Alle Innenräume sind mit hellem<br />

Holz und intensiven, roten Akzenten<br />

eingerichtet. Auch die Toiletten in weissem<br />

Laminat passen dazu und sind mit<br />

Holzleisten versehen. Der letzte Raum,<br />

den ich besichtigte, war die <strong>Motor</strong>enluke<br />

mit zwei MAN-<strong>Motor</strong>en von je 224 PS.<br />

Neben den <strong>Motor</strong>en gibt es da auch einen<br />

Wasserkessel, einen Generator und<br />

sogar eine Waschmaschine. Der Zugang<br />

zum <strong>Motor</strong>enraum bietet keine Probleme,<br />

jedoch empfehle ich nicht, die Wäsche<br />

nach einigen Stunden Kreuzfahrt<br />

herauszunehmen, da es dort drin ziemlich<br />

warm werden kann. Auf Verlangen<br />

des Eigners kann die Yacht mit einer kleinen<br />

Mannschaftskabine im Bootsheck<br />

neben der Tender-Garage ausgestattet<br />

werden. Die Bootseigner dieser Testyacht<br />

hingegen fuhren lieber selbst und hatten<br />

deshalb diesen Extraraum nicht eingebaut.<br />

Testfahrt<br />

An diesem Tag brannte die Sonne auf<br />

uns herab und das Meer war völlig flach.<br />

Ideales Wetter zum Sonnenbaden, aber<br />

die glatte Wasseroberfläche erlaubte uns<br />

nicht, das Boot bei Wellengang zu testen.<br />

Meine Reisegefährten störte das nicht im<br />

Geringsten, sie lagen auf den Bug- und<br />

Heckmatratzen des Bootes und genossen<br />

die Sonne. Zur selben Zeit versuchte die<br />

Crew das Letzte aus den <strong>Motor</strong>en zu holen.<br />

Die Mindestgleitgeschwindigkeit ist<br />

14 Knoten, aber wir hielten uns nicht<br />

lange dabei auf, die 62 SL beschleunigte<br />

mühelos auf eine Geschwindigkeit von<br />

fast 33 Knoten. Bei dieser Geschwindgkeit<br />

führte nicht einmal eine<br />

scharfe Kurve zu Krängung, sodass die<br />

Gäste auf dem Bugdeck sich so sicher<br />

fühlen konnten wie die Drinks auf dem<br />

Klubtisch. Wir machten noch einige weitere<br />

Runden in verschiedene Richtungen.<br />

Sie waren nicht sehr eng, aber<br />

schlussendlich ist dies kein Tender, sondern<br />

eine 62 Fuss lange Yacht. Ich kontrollierte<br />

die Sachen auf dem Tisch:<br />

2/2010 SMB MR 33


Test<br />

Nichts hatte sich bewegt, alles war noch<br />

an seinem Platz. Das Einzige, was etwas<br />

störte, war eine leichte Vibration, deren<br />

Ursache ich nicht ausfindig machen<br />

konnte. Ich vermute, es war das leicht<br />

lockere, elektronisch zu öffnende Dach<br />

über dem Steuerhaus und der Lounge.<br />

Die Sicht im Heck während der Fahrt<br />

war ausgezeichnet. Nur beim Übergang<br />

zum Gleiten verlor ich für einen Moment<br />

die Sicht auf den Bug, aber nicht<br />

lange, was keinen Schaden anrichten<br />

könnte.Während der Hafenmanöver<br />

erweist sich der installierte CCTV, der<br />

das Bild des Plottermonitors übermittelt,<br />

als nützlich. Kameras zeigen auch<br />

die <strong>Motor</strong>enluke, so ist man sicher, dass<br />

alles unter Kontrolle ist. Wirklich angenehm<br />

ist ebenfalls der Autopilot. Für<br />

lange Fahrten ist er unschätzbar, vor allem<br />

weil die bequemste Fahrposition<br />

auf diesem Boot eine stehende ist, was<br />

nach ein paar Stunden natürlich ermüdet.<br />

So stellt man dann den Autopiloten<br />

ein und sitzt fortan komfortabel in einem<br />

der Ledersessel, nur von Zeit zu<br />

Zeit das Gerät überprüfend. Die Yacht<br />

ist auch mit einem Sicherheitssystem<br />

ausgerüstet, das bei gefährlichen und<br />

unverantwortlichen Manövern das Gas<br />

abstellt. Nicht nur Komfort, sondern<br />

auch Sicherheit gehören also zu den<br />

Merkmalen dieser<br />

Aicon 62 Open.<br />

Es handelt sich um ein sehr komfortables<br />

und schönes Boot für das Mittelmeer.<br />

Wenn Sie ein paar Tage frei haben,<br />

gehen Sie doch schnell nach Italien. Sie<br />

werden kein Geld für ein Hotel ausgeben<br />

müssen, denn Sie haben ja ihr eigenes<br />

Apartment auf dem Wasser. Für den<br />

Rest des Jahres gibt es sicher keine Probleme<br />

mit der Charterung. So besuchen<br />

Sie doch einfach die Werft und vereinbaren<br />

eine Testfahrt mit der Aicon 62 SL<br />

Open.<br />

34 SMB MR 2/2010


Technische Daten<br />

Gesamtlänge 20,11 m<br />

Rumpflänge 18,44 m<br />

Decksbalken 5,12 m<br />

Tiefgang 1,09 m<br />

Tiefgang mit Propellern 1,4 m<br />

Verdrängung volle Ladung 28,4 t<br />

Treibstoffkapazität 3 180 l<br />

Wasserkapazität 833 l<br />

Höchstgeschwindigkeit 36 Kn<br />

Marschfahrt 32 Kn<br />

Rumpftyp:<br />

“V-Form” mit Aufkimmung 16° am Spiegelheck<br />

<strong>Motor</strong>en:<br />

2 x MTU 8V 2000 M93 (2 x 1200 PS)<br />

2 x MAN V12 (2 x 1224 PS)<br />

Generatoren Mase 18 kW 50 hz<br />

Kojen 6 + 1<br />

Kabinen 3 + 1<br />

Badezimmer 3 + 1<br />

Crewkabine 1<br />

Baumaterial Fiberglas<br />

Navigationskategorie A<br />

Bootsbauer Aicon Yachts<br />

www.aiconyachts.com<br />

Preis der Standardoption<br />

mit 2 x MAN V12 (2 x 1224 PS)<strong>Motor</strong>en,<br />

(exkl. MwSt) 1 590 000,00 Euro<br />

<strong>Motor</strong>drehzahl Geschwindigkeit<br />

(U/min) (Knoten)<br />

600 6,7<br />

1 000 11<br />

1 300 12,8<br />

1 500 17,4<br />

1 700 21,4<br />

2 000 26,2<br />

2 300 32,4<br />

2/2010 SMB MR 35


Test<br />

Emotion Marine – Voodoo 27<br />

36 SMB MR 2/2010


� von Arek Rejs<br />

Made in Abu Dhabi<br />

Woran denken Sie, wenn Sie den<br />

Namen Abu Dhabi hören? Die meisten<br />

werden an Erdöl, Wolkenkratzer<br />

und die Wüste denken. Einige aber<br />

werden sich auch fragen: Wo um<br />

Himmels willen liegt das schon wieder?<br />

Ich bin sicher, dass den wenigsten<br />

dabei Schiffe, Häfen und schöne<br />

Inseln einfallen.<br />

Abu Dhabi ist die Hauptstadt und die<br />

zweitgrösste Stadt der Vereinigten Arabischen<br />

Emirate. Es liegt auf einer T-förmigen<br />

Insel und ist von vielen kleineren Inseln<br />

umgeben. Es ist ein geradezu perfekter<br />

Ort für den Bau von Freizeitbooten.<br />

Warum also nicht hier damit beginnen?<br />

Um ein gutes Boot zu bauen, braucht<br />

man Geld (was in den VAE nicht so<br />

schwierig aufzutreiben ist), ein attraktives<br />

Modell und ein starkes Team mit Erfahrung<br />

im Management. In den Emiraten<br />

ist alles möglich, sogar einer der erfahrensten<br />

Manager im Bootsgeschäft,<br />

Hr. Alberto Nencha, ist hier zu finden.<br />

Lange Zeit war er Sales and Marketing<br />

Director bei FB Design und die rechte<br />

Hand des berühmten Rennfahrers und<br />

Bootsbauers Fabio Buzzi.<br />

Die Geschichte von<br />

Emocean Marine<br />

Während in anderen Weltgegenden die<br />

Rezession um sich griff, brachten zwei in<br />

Abu Dhabi ansässige Gruppen industrielle<br />

Erfahrung (Senaat) and Marktkenntnisse<br />

(Phoenix Group) zusammen,<br />

um eine neue Bootsmanufaktur mit Namen<br />

Emocean Marine zu lancieren. Der<br />

Name kombiniert die drei Worte Emirate,<br />

Ozean und Emotion. Das Ziel dieser<br />

Firma ist es, eine Serie von seetüchtigen,<br />

modernen Booten zu bauen in einem<br />

konkurrenzfähigen Preissegment. Anfangs<br />

konzentrierte sich Emocean Marine<br />

nur auf den VAE-Markt, aber sehr<br />

schnell realisierten sie, dass die Boote<br />

auch ein europäisches Publikum ansprechen<br />

würden. Nur sechs Monate nach der<br />

offiziellen Lancierung der Firma entstand<br />

Emocean Marine Europe Ltd. mit<br />

2/2010 SMB MR 37


Test<br />

dem europäischen Hauptsitz in Malta.<br />

Eine Voodoo-Geschichte<br />

Bevor das erste Boot gebaut wurde,<br />

nahm Emocean Marine ausführliche<br />

Untersuchungen vor, um die Erwartungen<br />

der potentiellen Käufer von Booten<br />

herauszufinden. Das Resultat zeigte,<br />

dass ein schnelles, sicheres Boot mit offenem<br />

Dach und von etwa 30 Fuss Länge<br />

gefragt war. Der nächste Schritt war,<br />

einen professionellen Bootsbauer zu<br />

finden. Gute Verbindungen zur Schiffsindustrie<br />

halfen dabei weiter. Der tiefe<br />

V-Rumpf wurde von der in den U.S.A<br />

domilizierten C. Raymond Hunt & Associates<br />

entworfen, deren Werften über<br />

50 Jahre Erfahrung im Schiffsbau haben.<br />

In den späten 50er Jahren waren sie<br />

die Pioniere im Entwerfen der so genannten<br />

deep-V-hull-Boote. Für das<br />

Gestalten der Deckzone beauftragte<br />

Emocean Marine das italienische Design-Büro<br />

Gloss Design. Obwohl Gloss<br />

Erfahrung im Bootsdesign hat, ist es<br />

besser bekannt für sein Design von <strong>Motor</strong>rädern,<br />

Autos und elektronischem<br />

Zubehör. Das neue Unternehmen suchte<br />

frische Ideen, einen neuen Ansatz im<br />

Deck-Design, deswegen entschied sich<br />

Emocean Marine für ein Büro, dass<br />

über das traditionelle Design hinaus<br />

konzipierte. So entstand das erste Boot<br />

von Emocean Marine in Abu Dhabi –<br />

ein 27 Fuss langer Bowrider namens<br />

Voodoo 27.<br />

Erster Eindruck<br />

Als ich das erste Mal ein Bild dieses Bootes<br />

sah, war mein Eindruck zwiespältig.<br />

Die Voodoo 27 sah etwas zu weit und<br />

wie leicht aufgeblasen aus mit ihrem<br />

grossen Stahlaufbau oben, wie ein Superfahrzeug<br />

aus einem Comicsheft. Ich<br />

änderte jedoch meine Meinung, als ich<br />

die Emirates <strong>Boat</strong> Show in Abu Dhabi<br />

besuchte, wo ich die Gelegenheit bekam,<br />

dieses neue Schiff zu testen. Geplant<br />

waren die Tests an drei Tagen, jedes<br />

Mal mit einem anderen Journalisten,<br />

aber das Wetter wartet manchmal<br />

sogar in Abu Dhabi mit Überraschungen<br />

auf. Am ersten Tag gab es einen<br />

Sandsturm, der alle Stände der Bootsmesse<br />

beschädigte, was die Organisatoren<br />

dazu zwang, die Eröffnungszeremonie<br />

auf den darauffolgenden Tag zu ver-<br />

38 SMB MR 2/2010


2/2010 SMB MR 39


Test<br />

40 SMB MR 2/2010


schieben. Wir blieben im Hotel, die Sicht<br />

war äusserst schlecht und wir fragten<br />

uns, wie es weitergehen würde. Zum<br />

Glück bescherte uns der nächste Tag einen<br />

blauen Himmel und nur wenig<br />

Wind. Das war ein perfekter Tag für einen<br />

Ausflug mit der Voodoo 27. Von weitem<br />

sah das Boot sehr sportlich aus mit<br />

seiner dunklen Lackierung und der aerodynamischen<br />

Tropfenform. Der Einstieg<br />

aus rostfreiem Stahl, das offene Bimini<br />

und natürlich die schönen Kimmwinkel<br />

des tiefen V-Rumpfes liessen es sportlich<br />

aussehen. Aus der Nähe sah es aber doch<br />

mehr wie ein Familienboot aus. Die hohen<br />

Seiten und das tiefe Cockpit liessen<br />

es als sehr sicheres Boot erscheinen.<br />

An Bord<br />

Ich hatte das Vergnügen, meine Testfahrt<br />

zusammen mit einem Kollegen aus Italien<br />

zu machen, was uns erlaubte, aus<br />

zwei verschiedenen Blickwinkeln die Eigenschaften<br />

des Bootes zu entdecken. So<br />

gab es nur einen breitenWeg zum Cockpit,<br />

beidseits die Schwimmplattform<br />

und am leichtesten vom Heckspiegel her<br />

zugänglich. Wir bemerkten auch, dass<br />

die Schiffswände zu hoch waren, um sich<br />

sicher zwischen den Kajüten und dem<br />

übrigen Boot zu bewegen. Ein anderes<br />

Problem ist die weite, rutschige Oberfläche<br />

der Schwimmplattform. Sie ist wie<br />

der Cockpitboden aus Flexiteak, da die<br />

Temperaturen in den Emiraten zu hoch<br />

werden können, um einen Teakholzboden<br />

in gutem Zustand zu erhalten. Als<br />

zusätzliche Option ist aber Teakholzbelag<br />

zu haben. Für mich befand sich die<br />

Schwimmplattform in einem engen<br />

Winkel, aber es dürfte nur mein persönlicher<br />

Eindruck gewesen sein. Hingegen<br />

fiel der Winkel zwischen dem Cockpit<br />

und der Plattform allen anderen auch<br />

auf. Er könnte ziemlich gefährlich sein,<br />

besonders mit nassen Füssen. Man<br />

braucht sich deswegen aber keine Sorgen<br />

mehr zu machen. Das Boot, das ich in<br />

Abu Dhabi testete, war ein Prototyp; dieses<br />

Boot Nummer eins, das einem der<br />

Werft-Manager gehörte, war extra gebaut<br />

worden, um Verbesserungen zu entdecken.<br />

Als ich die Voodoo 27 das nächste<br />

Mal in Düsseldorf besuchte, war die<br />

Plattform geändert worden. Unter der<br />

kleinen Stufe ist nun ein Stauraum für<br />

Badetücher, Schuhe usw. Und von da aus<br />

gelangt man direkt zu einem grossen U-<br />

2/2010 SMB MR 41


Test<br />

42 SMB MR 2/2010


förmigen Sofa, wo bequem fünf Personen<br />

Platz finden können. Ich jedoch ziehe<br />

Zweiersitze vor, auf denen jedem<br />

mehr Platz zur Verfügung steht, um die<br />

Sonne unter idealen Bedingungen zu geniessen.<br />

Alle Sitze auf der Voodoo sind<br />

wirklich komfortabel mit angenehmen,<br />

weichen Bezügen an den Lehnen. Auf der<br />

Rückseite des Cockpits befindet sich eine<br />

unauffällige Luke, die leichten Zugang<br />

zum <strong>Motor</strong>enraum gewährt. Was mich<br />

überraschte, war die Tatsache, dass unter<br />

allen Sitzen offener Raum ohne Kästen<br />

ist. Ich fragte also Emocean Marine, warum<br />

das so ist. Die Antwort war, dass mit<br />

diesem offenen Raum unter den Sitzen<br />

dort irgendetwas aufbewahrt werden<br />

kann, ohne Einschränkung durch Kästen.<br />

Aber für verschliessbaren Stauraum<br />

hat die Werft spezielle, wasserdichte Taschen<br />

entworfen, die unter die Sitze passen<br />

und auch in der gleichen Farbe wie<br />

der Rest des Bootes gehalten sind. Auf<br />

der Bugseite des Bootes befindet sich ein<br />

grösseres Sofa in U-Form, das mühelos<br />

in eine breite Sonnenliege umgewandelt<br />

werden kann. Es gibt auch Platz für einen<br />

Klapptisch in der Mitte des Bootes. Während<br />

der Fahrt kann er in den Boden versenkt<br />

werden. Ein weiterer Kasten liegt<br />

unter der Bugsitzbank. Die Sitze auf der<br />

Voodoo sind in jeder Hinsicht ideal; leider<br />

trifft dies nicht in gleichem Masse für<br />

die Sitzgelegenheiten des Kapitäns und<br />

Steuermanns zu. Diese sind aus einem<br />

soliden, dicken Gestell aus rostfreiem<br />

Stahl, aber sehr dünn gepolstert, sodass<br />

sie mehr den Jockey-Sitzen eines RIBs<br />

gleichen und dazu noch für einige Leute<br />

zu weit von der Schaltfläche entfernt<br />

sind. Das einzige, was man ändern kann,<br />

ist, den engen, unpraktischen Sitz zusammenzuklappen.<br />

Für den Kapitän ist<br />

das kein Problem, da er dieses Boot sowieso<br />

die meiste Zeit im Stehen fährt,<br />

aber auf der gegenüberliegenden Seite<br />

sollte es wirklich bequemer eingerichtet<br />

sein. Zuerst sagte ich, dass es nur einen<br />

Zugang gebe, um an Bord zu kommen.<br />

Als ich herumlief, fand ich aber noch einen<br />

weiteren, der speziell für die Situation<br />

geschaffen wurde, wo man an eine<br />

wilde Küste kommt. Am Bugkasten ist<br />

eine zusammenlegbare Leiter, die mühelos<br />

Einstieg ins Boot verschafft und wirklich<br />

hilfreich ist, wenn kein Hafen zum<br />

Anlegen vorhanden ist.<br />

2/2010 SMB MR 43


Test<br />

Spass<br />

Die Sonne geniessen ist nicht alles. Auf<br />

einem solchen Boot will man auch<br />

Spass haben und kühle Drinks zu sich<br />

nehmen. Vor dem Steuer ist eine kleine<br />

Luke, die beim Öffnen ein Lavabo freigibt.<br />

Unter der Rückseite des Sofas ist<br />

eine andere, grössere Luke mit einer<br />

ziemlich geräumigen Kühlbox. Auf der<br />

gegenüberliegenden Seite des Bootes<br />

befindet sich eine relativ grosse Toilette<br />

mit einem Lavabo, das man mit vertikalen<br />

Türen verschliessen kann. Was will<br />

man mehr? Zur Standard-Ausrüstung<br />

auf der Voodoo 27 gehört ein Sony-<br />

Player mit vier wasserdichten Lautsprechern.<br />

Wem das nicht genügt, den versorgt<br />

Emocean Marine gegen geringen<br />

Aufpreis mit weitern Lautsprechern.<br />

Am Abend erstrahlt das Boot in schönem,<br />

sanftem LED-Licht. Dieses sportliche<br />

Boot kann leicht in eine superromantische<br />

Insel für zwei verwandelt<br />

werden. Im Standardpaket ist ein rostfreier<br />

Stahl-Wasserski-Mast inbegriffen,<br />

aber die beste Entdeckung auf diesem<br />

Boot war ein ebenfalls aus rostfreiem<br />

Stahl gefertigtes Wake-gate mit einem<br />

ausgezeichnet Schatten<br />

spendenden Bimini-Plastikdach. Das<br />

ist nicht Teil der Standardausrüstung,<br />

aber ich würde das als erstes extra dazu<br />

bestellen. Warum ist diese Pforte so<br />

speziell? Sie hat eine Art Dusche dank<br />

kleiner Löcher, durch die ein kühler<br />

Sprühregen kommt, etwas wirklich<br />

Einmaliges während heisser Tage an<br />

Bord dieses offenen Bootes. Natürlich<br />

gibt es auf der Voodoo eine Dusche auf<br />

dem Heckspiegel steuerbords, aber der<br />

vorher erwähnte, feine Sprühregen ist<br />

noch idealer, besonders wenn man das<br />

Boot fährt und nicht schwimmen gehen<br />

kann. Sicherlich würden einem viele<br />

Kapitäne um dieses Vergnügen beneiden.<br />

Steuer<br />

Der Steuerstand ist etwas Aussergewöhnliches<br />

auf diesem Boot. Er sieht<br />

nicht wie das Steuer eines Bootes aus,<br />

eher wie bei einem <strong>Motor</strong>rad, was nicht<br />

erstaunt, wenn man weiss, dass er vom<br />

Gloss-Design-Studio entworfen wurde.<br />

Die Ruder- und Steueranlage sind wie<br />

zwei <strong>Motor</strong>räder auf dem Boot, sie haben<br />

kleine Windschutzscheiben und<br />

zwischen ihnen führt ein breiter, offe-<br />

44 SMB MR 2/2010<br />

ner Weg durch das Boot. Wie ich schon<br />

vorher sagte, vor dem Steuerstand ist die<br />

Tür, die zur Toilette führt, aber links ist<br />

das Schaltbrett für die Tonanlage und<br />

wer hier waltet, wird zum Drahtzieher<br />

des Spasses auf der Voodoo. Der Kapitän<br />

hat auch sein Spielzeug, in der Mitte eines<br />

Panels befindet sich ein grosser Raymarine-C70-Kartenplotter-Bildschirm,<br />

darüber sind zwei grosse Instrumente<br />

angebracht, die links die Drehzahl des<br />

<strong>Motor</strong>s und rechts die Geschwindigkeit<br />

angeben. Ganz weit rechts gibt es dann<br />

den Joystick des Bugstrahlruders, ziemlich<br />

seltsam platziert, aber sehr leicht zu<br />

bedienen. Beidseits neben dem Kartenplotter<br />

befinden sich insgesamt sechs<br />

kleine Instrumente, die die Temperatur<br />

des <strong>Motor</strong>s, den Heckwinkel, die Batterieladung,<br />

den Öldruck, die Trimmposition<br />

und schlussendlich den Ölstand angeben.<br />

Unter dem Bildschirm sind<br />

Knöpfe für die Kontrolle des Lichts, der<br />

Signale, der Pumpen und des Ankers. Auf<br />

der Höhe des Steuerrads links ist die<br />

Zündung und ein zusammenlegbarer<br />

Glashalter, der normalerweise als UKW-<br />

Radiohalter dient. Rechts befinden sich<br />

der Steuerhebel und die Trimmknöpfe.<br />

Wie bereits gesagt wurde ein UKW-Radiohalter<br />

beim Steuer vergessen. Daneben<br />

fehlt auch ein Ablageplatz für persönliche<br />

Sachen wie Handy, Karten,<br />

Agenda usw. Schon eine kleine Netztasche<br />

an der Wand hätte dafür genügt.<br />

Sonst funktioniert der Steuerstand tadel-


los. Ich war besonders überrascht, wie<br />

gut mich die kleinen Windschutzscheiben<br />

vor Wind und Wellen schützten.<br />

Auf See<br />

Nach dem Überprüfen und Entdecken<br />

aller Vor- und Nachteile im Boot kam<br />

der Moment, um in See zu stechen. Die<br />

Voodoo 27 wurde von einem MerCruiser<br />

496 MAG H.O. 425HP-<strong>Motor</strong> mit<br />

Einzelpropeller angetrieben. Der Besitzer<br />

dieses Bootes hört gern die <strong>Motor</strong>engeräusche,<br />

darum wollte er keinen<br />

Lärmschutz im <strong>Motor</strong>enraum. Es war<br />

ziemlich laut dort, vor allem bei tiefer<br />

Drehzahl, bei höherer war es viel besser,<br />

aber wir verzichteten deshalb und wegen<br />

des offenen Dachs auf jegliche<br />

Lärmmessungen. Bei so einem Boot<br />

denkt man sowieso nicht an Lärm, man<br />

will einzig möglichst viel Spass erleben.<br />

Bei geringer Geschwindigkeit bis Drehzahl<br />

2000 fühlt man ein wenig Vibration,<br />

vermutlich wegen dem Einzelpropeller.<br />

Dies sollte mit Duo-Prop-Antrieb nicht<br />

geschehen. Was uns auch noch auffiel,<br />

war der von der Propellerseite abhängige<br />

Wendewinkel, aber ich bekam keine<br />

Gelegenheit, dieses Boot mit der Duo-<br />

Prop-Option zu testen. Ausser diesen<br />

kleineren Unannehmlichkeiten bereitete<br />

das Fahren dieses Bootes reines Vergnügen.<br />

Bei weniger als neun Metern Länge<br />

und einer Höchstgeschwindigkeit von<br />

48 m/h macht es wirklich grossen Spass.<br />

Ich versuchte, das Boot absacken zu lassen<br />

und ich bin sicher, das wäre machbar,<br />

aber als ich Vollgas gab, wendete es<br />

sicher und es war wie auf einer Achterbahn.<br />

Jetzt kann ich verstehen, warum<br />

überall auf dem Boot solide, rostfreie<br />

Stahlgriffe zu sehen sind. Aber selbst<br />

wenn man sich nicht daran festhält, ist<br />

das Cockpit so tief, dass kein Anlass zur<br />

Befürchtung, über Bord zu gehen, besteht.<br />

Schlimmstenfalls fällt man höchstens<br />

vom gemütlichen Sitz. Die Sicht<br />

vom Steuer aus ist zu jeder Zeit perfekt.<br />

Die Beschleunigung geschieht reibungslos<br />

und schnell, das Boot scheint innnerhalb<br />

weniger Sekunden zu fliegen. Ich<br />

machte mir etwas Sorgen wegem dem<br />

Hafenmanöver, aber das Bugstrahlruder<br />

half sehr. Einzig der Nachteil, den ich<br />

schon vor Anker bemerkt hatte, nämlich<br />

die hohen Seitenwände und der<br />

fehlende Cockpit-Ausgang erschwer-<br />

ten das Auslegen der Seile. Abgesehen<br />

davon ist es das reinste Vergnügen, das<br />

Boot zu handhaben. Am dritten Tag<br />

versuchten wir, weg von der Bucht in<br />

die offene See zu gelangen. Da waren<br />

die Wellen viel höher, aber die Voodoo<br />

ging sie problemlos an. Wir mussten jedoch<br />

schnell umkehren, weil unsere<br />

Fotografen auf viel kleineren Booten<br />

die hohen Wellen nicht nehmen konnten<br />

und in Schwierigkeiten gerieten.<br />

Mit dem hohen Wellengang und viel<br />

Wind kam starker Regen nach Abu<br />

Dhabi, doch zum Glück war ich schon<br />

auf meinem Heimweg, als es soweit<br />

war.<br />

Ich weiss, dass seit einigen Jahren<br />

Bowriders weniger populär geworden<br />

sind in Europa, doch vielleicht ist es<br />

nun Zeit für eine Änderung. Sie sind<br />

grossartige Boote für Tagesausflüge, um<br />

mit Freunden auszuspannen und Spass<br />

zu haben. Wer jedoch etwas anderes vorzieht,<br />

für den hat Emocean Marine Ende<br />

letzten Jahres ihr neuestes Boot lanciert,<br />

den Talisman 27. Das Boot ist mit demselben<br />

tiefen V-Rumpf gebaut, der Unterschied<br />

liegt im Anwendungsbereich.<br />

Denn es ist extra entworfen für diejenigen,<br />

die am Fischen und Tauchen Freude<br />

haben. Darüber nächstes Mal mehr.<br />

Die Voodoo 27 ist schon gefragt unterdessen.<br />

50 mal wurde sie, inklusive einige<br />

Exemplare ihrer grösseren 37-Fuss-<br />

Variante, schon verkauft. Falls Sie die<br />

Voodoo selbst testen wollen, besuchen<br />

Sie einfach die Webseite und machen einen<br />

Termin ab!<br />

Technische Daten<br />

<strong>Motor</strong>endrehzahl Geschwindigkeit<br />

(RPM) (mph)<br />

660 0,3<br />

1 000 2,0<br />

1 500 3,2<br />

2 000 5,2<br />

2 500 11,4<br />

3 000 21, 3<br />

3 500 33<br />

4 000 39,1<br />

4 500 44,7<br />

4 850 48,5<br />

Gesamtlänge 8,476 m / 27’8”<br />

Balken 2,8 m / 9’18”<br />

Tiefgang:<br />

bei Heckfahrt unten 0,91 m / 36”<br />

bei Heckfahrt oben 0,53 m / 21”<br />

Trockengewicht 2000 kg / 4409 lbs<br />

Brennstoff-Tankinhalt 420 l / 111 gal<br />

Wassertankinhalt 80 l / 21 gal<br />

Vorratstank 40 l / 10 gal<br />

<strong>Motor</strong>enoptionen MerCruiser 496<br />

MAG H.O. Bravo III<br />

DTS, 425HP (317kW)<br />

2 x Mercury Marine Verado<br />

200HP (149kW)<br />

Konstruktion Verbundwerkstoffe<br />

Rumpfdesign C. Raymond Hunt<br />

& Associates<br />

Inneneinrichtung Gloss Design<br />

Bootsbauer Emocean Marine<br />

www.emoceanmarine.com<br />

Preis 51’000 Euro<br />

2/2010 SMB MR 45


<strong>Offshore</strong><br />

“Sportler des Jahres”<br />

Auszeichnung für SEAREX<br />

Throttleman<br />

Über eine Auszeichnung der besonderen<br />

Art konnte sich “Cranefields<br />

Wine” Pilot Gino Passchier<br />

am 15. Januar 2010 freuen. Der Belgier<br />

wurde in seiner Heimatstadt<br />

De Haan in Westflandern von einer<br />

unabhängigen Jury zum “Sportler<br />

des Jahres” gewählt.<br />

46 SMB MR 2/2010<br />

Übergeben wurde die Auszeichnung im<br />

Rahmen einer Feierstunde durch De<br />

Haan’s Bürgermeisterin Christine Beirens.<br />

Der Sportbeauftragten Peter Breemersch<br />

nannte die außergewöhnlichen<br />

Leistungen von Throttleman Gino Passchier<br />

im <strong>Motor</strong>bootrennsport als<br />

Grund für die Wahl. Neben den vier Jahren<br />

Teilnahme in der Powerboat P1<br />

Weltmeisterschaft, hob er besonders den<br />

Geschwindigkeitsweltrekord im briti-<br />

schen Coniston mit der “Cranefields<br />

Wine” und den Sieg bei der Red Sea RiB<br />

Rally in Ägypten hervor, den Passchier<br />

zusammen mit SEAREX Eigner und<br />

Driver Siegfried Greve holen konnte. In<br />

den Augen der Jury hat sich Gino Passchier<br />

damit für seine belgische Heimat<br />

besonders verdient gemacht. “Diese Auszeichnung<br />

ist für mich persönlich sehr<br />

wichtig, nachdem ich viele Jahre investiert<br />

habe um den <strong>Motor</strong>bootrennsport


2/2010 SMB MR 47


OffShore<br />

Powerboat P1 World Championship<br />

Rennkalender 2010<br />

48 SMB MR 2/2010<br />

Datum Grand Prix Ort<br />

16.04. - 18.04.10 Croatian Grand Prix of the Sea Split / Kroatien<br />

07.05. – 09.05.10 Ukrainian Grand Prix of the Sea Yalta / Ukraine<br />

11.06. - 13.06.09 Turkish Grand Prix of the Sea Istanbul / Türkei<br />

09.07. - 11.07.09 Portuguese Grand Prix of the Sea Cascais / Portugal<br />

06.08. - 08.08.09 Swedish Grand Prix of the Sea Göteborg / Schweden<br />

17.09. - 19.09.09 Sicily Grand Prix of the Sea Sizilien / Italien<br />

in Belgien bekannter zu machen”, so<br />

Gino Passchier. “Ich möchte die Auszeichnung<br />

SEAREX Teameigner Siegfried<br />

Greve und Team-Managerin Susanne<br />

Greve widmen, die mir den Einstieg<br />

in den Top-Level <strong>Motor</strong>sport der<br />

Powerboat P1 ermöglicht haben und<br />

mit denen ich 2010 zum dritten Mal in<br />

Folge um den WM-Titel in der Evolution<br />

Kategorie kämpfen werde”. Passchier<br />

endeckte seine Leidenschaft für den <strong>Motor</strong>bootrennsport<br />

früh und nahm an<br />

vielen nationalen Rennen teil. 2005 stieg<br />

der Belgier mit der Powerboat P1 Weltmeisterschaft<br />

in den internationalen<br />

Top-Rennsport ein und startete seitdem<br />

erfolgreich in verschiedenen <strong>Offshore</strong><br />

Rennklassen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

mit Siegfried Greve und dem<br />

deutschen SEAREX <strong>Offshore</strong> Rennteam<br />

begann 2007 mit dem Sieg des<br />

deutsch/belgischen Duo´s bei der Red<br />

Weitere Information unter www.powerboatp1.com<br />

Sea Rib Rally in Ägypten. Ende 2008<br />

stellte die beiden dann mit einer Geschwindigkeit<br />

von 196,63 km/h mit der<br />

“Cranefields Wine” einen neuen Weltrekord<br />

für Einrumpfboote der Powerboat<br />

P1 Evolution Kategorie auf.<br />

Die bevorstehenden Saison in der Evolution<br />

Kategorie der Powerboat P1 Weltmeisterschaft<br />

wird das SEAREX <strong>Offshore</strong><br />

Racing Team in einem neuentwikkelten<br />

SEAREX Falcon 43 Rumpf mit<br />

zwei je 800 PS starken MerCruiser V8<br />

Kompressor Maschinen in Angriff nehmen.<br />

Bevor es für Throttleman Gino<br />

Passchier und das SEAREX <strong>Offshore</strong> Racing<br />

Team in der WM jedoch wieder<br />

ernst wird, stehen er, Teameigner Siegfried<br />

Greve und Pilot Mark Niemann auf<br />

der boot 2010 in Düsseldorf am Stand<br />

des DMYV in Halle 5 für alle Fragen<br />

rund um den <strong>Motor</strong>bootsport, vom Einstieg<br />

bis zum Aufstieg in die Top-Katego-<br />

Stand 14.01.10<br />

rie der Powerboat P1 Weltmeisterschaft,<br />

Rede und Antwort. Auch das Einsatzboot<br />

des Teams für die Saison 2010, die “Cranefields<br />

Wine”, wird dort zu sehen sein.<br />

Der Startschuß in die Saison fällt dann<br />

am 16. - 18. April 2010 im kroatischen<br />

Split beim Croatian Grand Prix of the<br />

Sea.


Magazin<br />

AREK REJS hat den<br />

Union Internationale Motonautique-<br />

Jahres-Fotografie-Wettbewerb<br />

gewonnen<br />

Arek Rejs hat die Goldmedaille in der<br />

Kategorie „Atmosphäre“ mit seinem<br />

Bild der „Maritimo 11 mit Zielflagge“<br />

am Class-1 Italian Grand Prix in Stresa<br />

gewonnen.<br />

Wie in den Vorjahren zog der UIM-<br />

Jahres-Fotografie-Wettbewerb eine<br />

grosse Zahl von Zusendungen von<br />

qualitativ hochwertigen Bildern an, die<br />

2009 bei verschiedenen Renndiszplinen<br />

aufgenommen wurden.<br />

Fast 200 Aufnahmen erreichten die<br />

Jury-Runde in den Kategorien ‘Aqua-<br />

bike’, ‘Atmosphäre’, ‘Rennstrecke’, ‘Ausdauer’,<br />

‘Hochsee’ und ‘Retouschiert’.<br />

Die Bilder wurden von der Jury beurteilt<br />

nach den üblichen Kriterien für<br />

Fotografien, also nach Kreativität, technischer<br />

Qualität, Komposition, Thema<br />

und Gesamteindruck. Die total vergebenen<br />

Punkte bestimmten die Gewinner<br />

in jeder Kategorie.<br />

Wieder einmal war es eine schwierige<br />

Aufgabe für die Jury, die unter der Leitung<br />

des sehr erfahrenen Präsidenten<br />

James Wright der in Grossbritannien<br />

domilizierten Double Red stand. Nach<br />

reiflicher Überlegung wählte die Jury<br />

schlussendlich die Gewinner in jeder<br />

Kategorie aus.<br />

Wichtig zu bemerken ist dabei, dass Polen,<br />

vertreten durch Arek Rejs, das erste<br />

Mal an diesem Wettbewerb teilgenommen<br />

hat.<br />

Die drei besten Aufnahmen aller Kategorien<br />

werden im UIM-Jahrbuch veröffentlicht<br />

und können auch auf der<br />

Webseite www.uimpowerboating.com<br />

angeschaut werden.<br />

2/2010 SMB MR 49


Magazin<br />

Reportage über den Baikalsee<br />

50 SMB MR 2/2010


Diese Zeitschrift hat im Jahre 1994 schon einmal über den wunderbaren<br />

Baikalsee berichtet. Damals hieß die Zeitschrift „Maritim-Revue“ und ihr<br />

Redaktor Heinz Stadler hatte die weite Reise zum Baikal – „dem ruhmreichen<br />

Meer, dem heiligen Baikal“, wie es in einem bekannten russischen<br />

Volkslied heißt - gemacht. Jetzt möchte ich darauf zurückkommen, in der<br />

Meinung, dass der heutige Bericht und die neuen Fotos für die Leser wiederum<br />

interessant werden.<br />

Mein Freund und Redaktor dieser Zeitschrift lebt nicht mehr...<br />

Am 12. Januar ist mein Freund Heinz<br />

Stadler nach langwieriger Krankheit<br />

aus dem Leben geschieden. Heute,<br />

wenn ich zurücksehe und versuche, alle<br />

seine Taten zu bewerten, kann ich mit<br />

Gewissheit sagen, dass er wahrhaftig<br />

ein Mann von Welt war. Er besuchte<br />

dienstlich viele Länder, um den Lesern<br />

seiner Zeitschrift (zuerst „Maritim-Revue“<br />

und dann „<strong>Swiss</strong>motorboat“) authentische<br />

Fotografien und Informationen<br />

über ihr gemeinsames, leidenschaftliches<br />

Hobby, den Wassersport,<br />

darzubieten. Wohin er auch ging, sah<br />

man in ihm einen echten Freund, anständigen<br />

Menschen und würdigen<br />

Vertreter seines in der ganzen zivilisierten<br />

Welt geschätzten Landes, der<br />

Schweiz.<br />

Mit ihm ist ein hochanständiger und<br />

ehrlicher Mensch von uns gegangen,<br />

der Ungerechtigkeit verschmähte und<br />

immer offen gegen die unwürdigen Erscheinungen<br />

des menschlichen Daseins<br />

kämpfte. Heinz Stadler war ein lebensfreudiger<br />

Mensch voller Ideen, die<br />

er unermüdlich umzusetzen versuchte.<br />

Kollegen und Freunde respektierten<br />

ihn sowohl als Menschen als auch als<br />

Fachmann und hörten immer wieder<br />

gern auf seine Ratschläge. Auch ich<br />

lernte viel von ihm. Er war Meister und<br />

Handwerker aus Berufung, man darf<br />

sogar sagen, ein technisches Genie.<br />

Dies bezieht sich einerseits auf seine<br />

Arbeit, andererseits auch auf sein Hobby.<br />

Viele kannten ihn ebenfalls als guten<br />

Sportler und <strong>Motor</strong>radrennfahrer.<br />

Übrigens begann seine Krankheit sich<br />

vor eineinhalb Jahren nach einem Unfall<br />

bei einem <strong>Motor</strong>radrennen zu entwickeln.<br />

Es war ein Zufall, dass er starb, bald<br />

nachdem ich die Arbeit an der Reportage<br />

über den Baikalsee beendet hatte, die<br />

Sie jetzt lesen werden. Vor 17 Jahren, als<br />

wir uns gerade kennengelernt hatten,<br />

erzählte er mir von seinen sehnlichsten<br />

Traum, den Baikalsee zu besuchen. Ich<br />

habe ihm meine Hilfe bei der Organisation<br />

angeboten und bald fuhren wir in<br />

die sibirische Weite. Und schon konnten<br />

Sie, liebe Leser, 1994 seine Reportage lesen,<br />

seine Fotografien Russlands und<br />

des Baikalsees sehen. Somit widme ich<br />

den aktuellen Bericht über den jetzigen<br />

Zustand dieses ganz besonderen Winkels<br />

der Natur Heinz.<br />

Für seine Gattin Ursula war er ein treuer,<br />

liebevoller Mann, für seine Freunde<br />

ein unersetzlicher, loyaler Kamerad und<br />

für Geschäftsleute ein zuverlässiger<br />

Partner. Vor ihnen allen äußere ich meine<br />

tiefstes Beileid. Traurig blicke ich auf<br />

den Verlust meines Freundes Heinz<br />

Stadler.<br />

M. Torkan<br />

2/2010 SMB MR 51


Magazin<br />

636 Kilometer<br />

� von Michael Torkan<br />

Die Ausdehnung des Baikalsees beträgt<br />

636 Kilometer, die Breite variiert<br />

zwischen 25 und 80 Kilometern.<br />

Die Oberfläche des Baikalsees umfasst<br />

31 500 Quadratkilometer und kann<br />

demnach mit Ländern solchen Ausmasses<br />

wie etwa Dänemark oder Belgien<br />

verglichen werden. Der Baikalsee<br />

nimmt den achten Platz unter den<br />

größten Seen der Welt ein.<br />

Er enthält mehr Wasser als die fünf<br />

großen nordamerikanischen Seen zusammen<br />

und tausendmal mehr als der<br />

Bodensee, was einem Fünftel des ge-<br />

52 SMB MR 2/2010<br />

samten Süßwasservorrats der Erde<br />

entspricht.<br />

Am tiefsten ist der Baikalsee bei 1637<br />

Metern, die mittlere Tiefe liegt aber bei<br />

730 Metern. Die Uferlinie verläuft 456<br />

Meter über dem Meeresspiegel. Der<br />

Seegrund liegt über weite Strecken<br />

1181 Meter unter dem Meeresspiegel<br />

und ist auch die größte kontinentale<br />

Vertiefung der Welt. Die Ausdehnung<br />

der Uferlinie beträgt 2100 Kilometer.<br />

In den Baikalsee münden ungefähr<br />

336 Flüsse und Bäche. Aus dem Baikalsee<br />

fließt nur ein Fluss, der Angara.<br />

Der größte Fluss, der in den Baikalsee<br />

mündet, heißt Selenga. Die Länge die-<br />

ses Flusses beträgt 1024 Kilometer. Er<br />

bringt etwa die Hälfte des Volumens aller<br />

Gewässer, die den See durch Zuflüsse<br />

speisen.<br />

Im Baikalsee gibt es 26 Inseln. Die größte<br />

von ihnen heißt Olchon, man nennt<br />

sie die Perle des Baikalsees.<br />

Zum Ende des Winters erreicht die Dikke<br />

des Eises auf dem Baikalsee einen<br />

Meter, und in den Buchten gar 1,5 bis 2<br />

Meter. Bei starkem Frost kommen Risse<br />

vor, die die lokale Bezeichnung "Rückenspalten"<br />

haben und das Eis in abgesonderte<br />

Schollen zerreißen. Die Länge<br />

solcher Risse liegt bei 10 - 30 Kilometern<br />

und die Breite bei 2 - 3 Metern. Die


Brüche geschehen jährlich ungefähr in<br />

denselben Bezirken des Sees. Sie werden<br />

durch lautes Krachen und einen<br />

an Donnergrollen oder Kanonenschüsse<br />

erinnernden Knall begleitet.<br />

Dem Menschen, der auf dem Eis steht,<br />

erscheint es, als würde die Eisdecke gerade<br />

unter seinen Füßen platzen und<br />

er plötzlich in den Abgrund stürzen.<br />

Dank der Risse im Eis kommen die Fische<br />

im See nicht durch Sauerstoffmangel<br />

um. Außerdem ist das Baikaleis<br />

sehr durchsichtig, darum können<br />

Sonnenstrahlen es durchdringen und<br />

Wasserpflanzen, die Sauerstoff freigeben,<br />

entwickeln sich gut.<br />

Das Wasser im Baikalsee ist ziemlich<br />

kühl, aber es gibt Buchten, in denen es<br />

sich auf bis zu +15 Grad erwärmt.<br />

Hierhin zieht es die Touristen, die sich<br />

am Strand erholen wollen. Insgesamt<br />

liegt die Temperatur der oberen<br />

Schichten des Wassers im Sommer bei<br />

8 - 9 °. Die Temperatur der Tiefenschichten<br />

beträgt 4 °C. Das Wasser im<br />

See ist sehr durchsichtig und hat eine<br />

blaue Farbe. In einer Tiefe von 40 Metern<br />

kann man noch verschiedene<br />

Steine und Gegenstände sehen. Im<br />

Sommer und im Herbst, wenn die<br />

Masse der Pflanzen und tierischen<br />

Organismen sich im durch die Sonne<br />

erwärmten Wasser vergrössert, sinkt<br />

die Durchsichtigkeit bis auf 8 - 10 Meter.<br />

Und die Farbe wird blaugrün bis<br />

grün. Das reinste und durchsichtigste<br />

Baikalwasser enthält so wenig Mineralsalze<br />

(100 g/l), dass es anstelle destillierten<br />

Wassers verwendet werden darf.<br />

Wissenschaftler bestimmen das Alter<br />

des Sees auf 25 - 30 Mio. Jahre. Der Baikalsee<br />

hat viele seiner Art überdauert,<br />

da die Mehrheit der Seen, besonders<br />

derjenigen, die aus Gletschern hervorgegangen<br />

sind, etwa 10 - 15 Tausend<br />

Jahre existieren, dann aber von Ablagerungen<br />

aufgefüllt werden und von der<br />

Erdoberfläche verschwinden.<br />

2/2010 SMB MR 53


Magazin<br />

Den achten Platz<br />

In Dezember 1996 wurde der Baikalsee<br />

in die Liste des Weltnaturerbes der<br />

UNESCO eingetragen.<br />

Die in dieser Region ansässige Bevölkerung<br />

nennt sich Sibirier. Sie sind die<br />

ethnisch gemischte Urbevölkerung Sibiriens,<br />

deren gemeinsame Wurzel<br />

54 SMB MR 2/2010<br />

ihre zentralasiatische Herkunft ist. Das<br />

Leben in der unwirtlichen Natur hat<br />

sie geprägt. Charakteristisch für die Sibirier<br />

ist ihre Friedfertigkeit und Ehrlichkeit<br />

sowie ihr Wohlwollen und ihre<br />

Gastfreundschaft. Nach dem Gesetz<br />

der Taiga (Sibirischer Urwald) sind sie<br />

immer bereit, Hilfe zu leisten. Die<br />

Mehrheit der Sibirier, besonders die<br />

Jäger und Fischer, verfügen im Vergleich<br />

zu ihren europäischen Zeitgenossen<br />

über eine enorme Widerstandskraft<br />

gegenüber Krankheiten.<br />

Die Bräuche und Traditionen der Be-


völkerung gehören zum altertümlichen<br />

Kulturerbe von Urvölkern, die in<br />

der Vergangenheit das Gebiet um den<br />

Baikalsee besiedelt haben. Darunter<br />

sind der hochentwickelte Kult der Steine,<br />

der Kult der Berge und der Schamanismus<br />

zu nennen.<br />

Der Schamanismus stellt eine komplexe<br />

Erscheinung dar. Man hält ihn oft<br />

fälschlicherweise nur für Magie und<br />

Zauberei. In Wirklichkeit ist er aber<br />

weit mehr, nämlich eine der altertümlichsten<br />

Formen der Religion. Dabei<br />

handelt es sich um eine Naturreligion,<br />

die den ganzen Kosmos als beseelt verehrt,<br />

aber nicht gemäss unserem modernen<br />

Verständnis von Religion organisiert<br />

ist. Die Obergottheit ist Der<br />

ewig blaue Himmel - Chuche nche<br />

engri. Die Hauptfunktion des Schamanismus<br />

ist die Behandlung von<br />

2/2010 SMB MR 55


Magazin<br />

Tausend Mal grösser<br />

Kranken. Der Schamane ist ein Vermittler<br />

zwischen der Welt der Götter<br />

und Geister und derjenigen der Menschen.<br />

Das Wort "Schamane" stammt,<br />

wie man annimmt, aus der Sprache der<br />

Tungusen (eines der Völker Sibiriens).<br />

In Bezug auf den Menschen kann man<br />

dieses Wort ungefähr als " Wandler der<br />

Energie " oder "den, der zwischen den<br />

Welten geht" deuten.<br />

Zu einem Schamanen werden darf nur<br />

derjenige, der dazu die höchsten Weihen<br />

bekommt. Dafür entfernt er sich<br />

von der Welt, lebt einige Zeit in der<br />

Taiga oder in den Bergen vollkommen<br />

allein und beginnt dann zurückgekehrt<br />

"mlat", was bedeutet, das schamanische<br />

Ritual zu verwirklichen. Es<br />

wird angenommen, dass er von diesem<br />

Moment an nicht mehr zur Welt der<br />

lebendigen Menschen, sondern zu jen-<br />

56 SMB MR 2/2010<br />

seitigen Kräften gehört. Mit anderen<br />

Worten, er kann im Trancezustand<br />

verweilen. Das Ritual dazu vereint besondere,<br />

kunstvolle zeremonielle<br />

Handlungen mit improvisiertem Gesang,<br />

Tanz und Pantomime. Dabei<br />

können Tamburin, Trommel und Beschwörungen<br />

verwendet werden.<br />

Der einheimische Burjate kennt auch<br />

heilige Stellen, wo Zeremonien als<br />

Dank an das "Höchste Wesen" veranstaltet<br />

werden. Diesen Stellen kann<br />

man oft an gut sichtbaren oder bedeutenden<br />

Orten entlang den Wegen in<br />

Burjatien, insbesondere im Bezirk<br />

Ust-Ordynsk, begegnen. Man kann sie<br />

sofort an den von vielfarbigen Tüchern<br />

und Bändern umwundenen<br />

Säulen, "serge" genannt, an den auch<br />

mit Bändern und Tüchern geschmückten<br />

Bäumen oder den heili-<br />

gen Steinen "obo" erkennen. Bei bedeutenden<br />

Ritualstellen stehen Bänke und<br />

Vorsprünge. Die Burjaten, und nicht<br />

nur sie, bleiben beim Vorbeikommen<br />

bei den heiligen Stellen als Zeichen der<br />

Achtung stehen, binden Bänder an die<br />

heiligen Säulen und legen Zigaretten,<br />

Streichhölzer oder Kleingeld hin.<br />

Es gibt noch einen Brauch, der oft nicht<br />

ganz richtig gedeutet wird. "Burchanit"<br />

heisst die lokalen Geister für sich einzunehmen<br />

, damit sie einem auf der Reise<br />

wohlgeneigt wären. Mit anderen Wörtern<br />

bedeutet "burchanit", mit den Geistern<br />

das Wertvollste zu teilen, was normalerweise<br />

Alkohol ist. Das Ritual geschieht<br />

auf folgende Weise: Der Ringfinger<br />

ist in das Glas mit Wodka zu<br />

tauchen, auf alle Seiten zu sprühen,<br />

auszutrinken und dabei soll an etwas<br />

Gutes gedacht werden. Leute, die diesen


Brauch ignorieren, haben in der Regel<br />

kein Glück bei einer Reise oder im Urlaub:<br />

das Wetter verschlechtert sich,<br />

das Auto will nicht fahren und so weiter.<br />

Das Tierreich und die Pflanzenwelt des<br />

Baikalsees Nach Meinung der Wissenschaftler<br />

hat die Gegend um den Baikal<br />

eine sehr altertümliche Fauna. Nach<br />

den Daten des Institutes für Limnologie<br />

leben im Baikalsee 2630 Arten und<br />

Unterarten von Pflanzen und Tieren,<br />

zwei Drittel davon existieren nur in<br />

diesen Gewässern. Man erklärt sich einen<br />

solchen Überfluss an lebenden Organismen<br />

mit dem großen Sauerstoffgehalt<br />

bis weit in die Tiefen des Baikalsees.<br />

Im See gibt es 52 Arten von Fischen, 27<br />

von ihnen leben nur in diesem See. Die<br />

populärsten sind: der sibirische Stör,<br />

Barsch, Wels und Omul. Der Golomnianka<br />

ist der am häufigsten anzutreffende<br />

Fisch im Baikalsee und zeichnet<br />

sich durch seine Durchsichtigkeit aus,<br />

die ihn wie Glas erscheinen lässt. Er ist<br />

hier auch der einzige lebendgebärende.<br />

Der Omul erreicht in fünf Jahren<br />

eine Masse von 400 - 500 gr. Die Bevölkerung<br />

hält ihn zu Recht für sehr<br />

lecker. Beim gewerblichen Fang überwiegt<br />

der Omul. Unter den Lebensmittel<br />

schätzt man hier als Delikatesse den<br />

eingelegten Omul.<br />

Im Baikalsee lebt auch eine riesige Anzahl<br />

an Mikroorganismen. Sie sind<br />

sehr klein und dienen eben als optimales<br />

Fischfutter. Die kleinen Krebse reinigen<br />

den See, dank ihnen ist er sauber<br />

und durchsichtig.<br />

Der einzige Vertreter der Säugetiere im<br />

Baikalsee ist die Robbe, die gemeinsa-<br />

me Vorfahren mit der Nordrobbe hat.<br />

Die Wissenschaftler vermuten, dass die<br />

Robbe in der Eiszeit aus dem Nordpolarmeer<br />

über den Jenissej und den Angara<br />

in den Baikalsee eingedrungen ist.<br />

Die Anzahl der Tiere beträgt zur Zeit<br />

circa 60 000. Die Robbe lebt über 50<br />

Jahre. Das Weibchen kann während seinem<br />

Lebenszyklus also bis zu 20 Jungtiere<br />

zur Welt bringen. Unter den küstennahen<br />

Tieren sind der Bär, der<br />

Hirsch, der Elch, das Reh, der Wolf, der<br />

Hase und der Fuchs am meisten verbreitet.<br />

Ebenso gibt es in der Natur um den Baikalsee<br />

eine Menge Vögel: den lockigen<br />

Pelikan, den großen Kormoran, den<br />

Reiher, den schwarzen Storch, das Rebhuhn,<br />

den Auerhahn, einschließlich<br />

vieler Raubvögel. Ein solcher Vogel ist<br />

der Adler, "Orjol". Er hatte große Be-<br />

2/2010 SMB MR 57


Magazin<br />

als der Bodensee<br />

deutung in der Weltanschauung der<br />

burjatischen Bevölkerung am Baikalsee.<br />

Die sibirischen Ureinwohner verehrten<br />

und achteten besonders diese<br />

„Orjols“ sowie auch die Bäume mit<br />

den Adlernestern.<br />

Die Pflanzenwelt am Baikalsee ist reich<br />

an verschiedenen, exotischen Pflanzen:<br />

an ungewöhnlichen Moosen und<br />

58 SMB MR 2/2010<br />

Flechten, an duftenden Pappeln in Regenschirmform,<br />

an echter Taigazeder<br />

sowie an so genannten wandernden<br />

Bäumen mit Luftwurzeln.<br />

Im Bestand der Vegetation Baikalsibiriens<br />

nehmen die Steppen mit ihrer<br />

ursprünglichen Vegetation (665 Arten)<br />

eine besondere Stellung ein. Der<br />

Wald am Baikalsee ist hauptsächlich<br />

Nadelwald, vor allem aus Kiefern und<br />

Fichten. Bemerkenswert ist eine Abart<br />

der sibirischen Fichte, die so genannte sibirische<br />

Blaufichte. Von der gewöhnlichen<br />

sibirischen Fichte unterscheidet sie<br />

sich durch die blaue Färbung der Nadeln,<br />

die vom Vorhandensein eines graublauen<br />

Wachses verursacht wird. Die<br />

Bäume erreichen eine Höhe von 30 m.


Das Klima an der Küste des Baikalsees<br />

hat Besonderheiten, die charakteristisch<br />

für Meerküsten sind. Im Sommer<br />

ist es hier kühler als im Landesinnern,<br />

und im Winter wärmer. Die<br />

wärmste Stelle am Baikalsee ist „die<br />

Sandige Bucht“. Die Jahresdurchschnittstemperatur<br />

der Luft beträgt<br />

0,4 Grad. Im Laufe des Jahres kommt<br />

es an verschiedenen Stellen des Sees zu<br />

20 bis 150 Sturmtagen. Starke Winde<br />

auf dem Baikalsee sind also nicht selten.<br />

Geräte registrieren manchmal<br />

eine Windgeschwindigkeit von bis zu<br />

40/s. Einige Forscher behaupten, dass<br />

der Wind in der Mündung des Sarmaflusses<br />

in den Böen eine Geschwindigkeit<br />

von 60/s erreicht. Ein so starker<br />

Orkan ist nicht nur eine Unannehmlichkeit,<br />

sondern eine Katastrophe für<br />

die Schifffahrt, und er kann auch bedeutende<br />

Beschädigungen an Gebäuden<br />

und anderen Objekten verursachen.<br />

Am verheerendsten wütet hier<br />

der Nordwestwind. Gerade mit diesem<br />

Wind sind die größten Katastrophen<br />

auf dem Baikalsee verbunden.<br />

2/2010 SMB MR 59


Magazin<br />

Expeditions-Charakter<br />

Die meisten Reisen an den Baikalsee<br />

finden im Sommer statt, aber es gibt<br />

auch Liebhaber der kalten Jahreszeit,<br />

die den harten sibirischen Winter und<br />

das durchsichtige Baikaleis zu erleben<br />

wünschen. Zu jeder Jahreszeit ist der<br />

Baikalsee auf eigene Art interessant<br />

und für mutige Reisende zugänglich.<br />

Die günstigste Zeit für einen Urlaub<br />

am Baikalsee sind jedoch zweifelsohne<br />

die Sommermonate. Der Oktober bietet<br />

grandiose Landschaftsstimmungen<br />

durch den häufigen Wechsel des Wetters,<br />

die stürmischen Farben des Baikalsees,<br />

die vom Wind durchbrausten<br />

feurigen Nadeln der Lärchen und die<br />

Abwesenheit von Touristen. Der März<br />

ist die beste Zeit für den Untereisfischfang,<br />

die Besichtigung der Eisgrotten<br />

des „Kleinen Sees“ und das Bewundern<br />

von bizarren Eismustern auf den Felsen.<br />

An freien Tagen kann man auf<br />

dem Eis des „Kleinen Sees“ Hunderte<br />

Autos von Fischern sehen, die malerische<br />

Lager ("Kamtschatkas") mit ihren<br />

Wagen und Zelten bilden.<br />

An den Küsten des Baikalsees gibt es<br />

keine entwickelte touristische Infrastruktur,<br />

deshalb trägt die Mehrheit<br />

der Reisen hier Expeditionscharakter.<br />

Aber mit jedem Jahr entwickelt sich der<br />

Tourismus auf dem Baikalsee immer<br />

stärker. Für die Liebhaber wilder Natur<br />

und für Fotografen ist es ein echtes Naturparadies<br />

mit erstaunlich vielfältigen<br />

und majestätischen Landschaften.<br />

60 SMB MR 2/2010


2/2010 SMB MR 61


Magazin<br />

Die Insel Olchon<br />

Im Baikalsee liegen, wie schon erwähnt<br />

wurde, 26 Inseln, die größte von ihnen<br />

heißt Olchon. Ihre Länge beträgt 71,7<br />

Kilometer, ihre grösste Breite 15 Kilometer<br />

und ihre Fläche 730 Quadratkilometer.<br />

Ihre Oberfläche ist gebirgig.<br />

Die Bevölkerung der Insel umfasst weniger<br />

als 1500 Menschen. Die meisten<br />

Leute wohnen in der einzigen großen<br />

Siedlung auf der Insel, die Chungier<br />

heißt. Hier befinden sich die "Landwirtschaftsgenossenschaft<br />

Olchonskij<br />

" und die größte Fischverarbeitungsfabrik<br />

am Baikalsee, in der 250 Einwohner<br />

arbeiten. Der jährliche Fischfang<br />

kommt auf 500-600 Tonnen. Die<br />

Hauptbevölkerung besteht aus Burjaten.<br />

Sie leben hauptsächlich vom<br />

Fischfang und von der Schafzucht.<br />

Poetisch ausgedrückt kann man sagen,<br />

dass der Baikalsee das blaue Herz Sibiriens<br />

und Olchon das Herz des Baikalsees<br />

ist. Die Insel ist das geographische,<br />

historische und sakrale Zentrum des<br />

Sees, ebenso der Mittelpunkt altertümlicher<br />

Legenden und historischer<br />

Sagen. Damit ist die poetische Legende<br />

über die Herkunft des burjatischen<br />

Volkes verbunden, laut der der Jäger<br />

Horidoj hier die himmlische Schwan-<br />

Jungfrau heiratete. Sie hat ihm elf Söhne<br />

geboren, die dann zu den Begründern<br />

der elf Choriner-Stämme wurden.<br />

Für das burjatische Volk ist die Insel<br />

Olchon ein Zentrum von<br />

umfassender Bedeutung. Diese Insel,<br />

vor ungebetenen Gästen durch die eiskalten<br />

Wasser des Baikalsees geschützt,<br />

hat länger als andere Orte die traditionelle<br />

Weltanschauung der Burjaten<br />

und viele Bräuche der burjatischen alten<br />

Zeit bewahrt.<br />

Das Territorium der Insel ist reich an<br />

archäologischen Denkmälern. Dazu<br />

gehören Grabstätten, altertümliche<br />

Dörfer und Ruinen.<br />

Der Felsen "Schamanin", der sich am<br />

Kap Burhan der Insel Olchon befindet,<br />

ist eine Visitenkarte des Baikalsees. Die<br />

"Schamanin" ist ein Felsen mit zwei<br />

62 SMB MR 2/2010<br />

Spitzen, bestehend aus kristallinem<br />

Marmor mit der Beimischung von<br />

Graphit, der von grellroten Flechten<br />

überdeckt ist. Im Felsen gibt es die 6<br />

Meter tiefe „Schamanenhöhle". Vor<br />

dem Eingang in die Höhle befinden<br />

sich große Brocken von Geröll. Der<br />

Eingang liegt 10 Meter über dem Wasserstand<br />

des Sees.<br />

Diese Höhle ist seit altersher bekannt,<br />

sie wurde früher als die Kultstelle benutzt.<br />

Viele untersuchten die Höhle<br />

und führten Ausgrabungen durch.<br />

Aber bis heute gibt sie sowohl Wissenschaftlern<br />

als auch einfachen Touristen<br />

Rätsel auf. Zauberhafte, wundersame<br />

Geschehnisse sollen hier passiert<br />

sein, was vielleicht damit zusammenhängt,<br />

dass früher in der Höhle Schamanenrituale<br />

vollzogen wurden und<br />

sich später ein Buddha-Altar darin befunden<br />

hatte. Die Höhle wird bis heute<br />

von den buddhistischen Burjaten<br />

besonders geachtet.<br />

Am 16. Juli 2009 wurde im Internet<br />

(Ausgabe russische GmbH „ID Die<br />

freie Presse“) der Artikel "Die Enträtselung<br />

von UFOs ist auf dem Grund<br />

der Ozeane zu suchen" veröffentlicht,<br />

in dem Beispiele aus nicht mehr geheimen<br />

Unterlagen der Marine über die<br />

Begegnung mit unbekannten Objekten<br />

in Meerestiefen und über geheimnisvolle<br />

Unterwasserstationen angeführt<br />

werden.<br />

Im Artikel wird gesagt, dass 50 Prozent<br />

der Begegnungen mit UFOs mit einem<br />

Ozean und 15 Prozent mit Seen verbunden<br />

seien. Und dass es also einen<br />

Zusammenhang zwischen UFOs und<br />

dem Element Wasser geben müsse.<br />

Deshalb habe die durch die Marine<br />

vorgenommene Sammlung von Daten<br />

über UFOs einen besonderen Wert.<br />

Im Artikel wird auch ein Beispiel über<br />

die Beobachtung von UFOs im Baikalsee<br />

angeführt: « In einem Kilometer<br />

Tiefe dieses Sees beobachteten Seemänner<br />

mehrmals ein Leuchten, das<br />

dem Licht von Scheinwerfern und


dem Gleissen von Elektroschweißgeräten<br />

ähnlich war, ebenso den Abflug unbekannter<br />

Objekte in Form hell leuchtender<br />

Scheiben oder silberner Zylinder<br />

aus dem Wasser.<br />

Im Sommer 1982 sind Taucher des Militär-Tauchdienstes<br />

während der Schulung<br />

und dem Tauchen im Baikalsee<br />

mehrmals mit Unterwasser-Schwimmern<br />

in anliegenden, silbernen Bekleidungen<br />

fast zusammengestoßen, in allem<br />

den Menschen ähnlich, nur ungefähr<br />

drei Meter groß.<br />

Dazu hatten sie in einer Tiefe von 50<br />

Metern weder Tauchgeräte noch irgendwelche<br />

andere Apparate, dafür verbargen<br />

kugelige Helme ihre Köpfe. Der<br />

Versuch, die nicht identifizierten Taucher<br />

zu fangen, hat tragisch geendet.<br />

Aus der Gruppe der Taucher von sieben<br />

Mann, die es mit Hilfe eines Netzes versuchten,<br />

sind drei umgekommen und<br />

vier zu Invaliden geworden".<br />

2/2010 SMB MR 63


© Katja Lösönen<br />

Bibliothek<br />

Rapp Electric Power<br />

Olli Jalonen, 1954 in Helsinki<br />

geboren, studierte Sozialwissenschaften<br />

und hat viele Jahre in<br />

Schweden und Irland gelebt und<br />

gearbeitet. Er zählt zu den bedeutendsten<br />

Autoren Finnlands. Sein<br />

Werk wurde vielfach ausgezeichnet,<br />

u. a. mit dem Finlandia Prize<br />

(1990), und in verschiedene Sprachen<br />

übersetzt. Vierzehn Knoten<br />

bis Greenwich ist sein erstes Buch,<br />

das auf Deutsch erscheint.<br />

64 SMB MR 2/2010<br />

» Wäre Jalonen ein britischer Autor, würde ihm dieses Werk<br />

weltweites Ansehen bringen.«<br />

Turun Sanomat<br />

Nach jahrelanger Funkstille bekommt Petr Järvi Post von seinem Studienfreund<br />

Graham aus Irland. Graham lädt ihn ein, an einem außergewöhnlichen<br />

Wettbewerb teilzunehmen. Innerhalb des Jahres 2007 sollen<br />

die Teilnehmer die Erde entlang des Nullmeridians umrunden, von<br />

Greenwich nach Greenwich, zu Fuß und im Segelboot. Mit zum Team der<br />

beiden Freunde gehören Grahams Frau Isla und Petrs Bruder Kari aus<br />

Finnland.<br />

Im Lauf der Weltumrundung verliert der Wettbewerb mehr und mehr an<br />

Bedeutung, und die Spannungen zwischen den Reisenden nehmen zu.<br />

Während Graham immer eigensinniger wird und er und Isla sich voneinander<br />

entfernen, kommen Isla und Kari sich näher – bis am Ende der<br />

Reise für jeden der vier die Welt auf dem Kopf steht.<br />

Olli Jalonens Roman, der in Finnland ein großer Erfolg war und nominiert<br />

für den Finlandia Prize, ist eine tief greifende Reflexion über<br />

unsere Zeit, eine Reise hinaus in die Welt und in unser Innerstes. Seine<br />

Geschichte handelt von Freundschaft, Liebe, dem Verhältnis zwischen<br />

ungleichen Brüdern – und von dem Heim- und Fernweh, das jeder von<br />

uns spürt.<br />

Olli Jalonen ist zu Gast bei Kaksinkertainen/Dubbelt/Doppelt, dem<br />

Festival der Finnischen Literatur in den deutschsprachigen Literaturhäusern<br />

im April 2010. Termine finden Sie auf www.mare.de.<br />

Erstverkaufstag:<br />

9. März 2010<br />

Roman<br />

OT: 14 solmua Greenwichiin<br />

Aus dem Finnischen von Stefan Moster<br />

464 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag<br />

und Lesebändchen<br />

€ 22,– [D] / € 22,70 [A] / sFr. 37,90<br />

ISBN 978-3-86648-124-4


@ Mathias Bothor<br />

Bibliothek<br />

Claudia Rusch, geboren 1971,<br />

wuchs auf Rügen, in der Mark<br />

Brandenburg und seit 1982 in<br />

Berlin auf. Sie studierte Germanistik<br />

und Romanistik, arbeitete<br />

sechs Jahre als Fernsehredakteurin<br />

und lebt als freie Autorin in Berlin.<br />

2003 erschien ihr Bestseller Meine<br />

freie deutsche Jugend, 2009<br />

Aufbau Ost. Unterwegs zwischen<br />

Zinnowitz und Zwickau.<br />

» Feriendomizile auf der Insel schmücken sich<br />

auffällig oft mit dem Prädikat ›Urlaub, wo<br />

Rügen am schönsten ist‹. Sie haben alle recht.<br />

Rügen ist überall am schönsten.«<br />

Allen Freunden, die auf Rügen Urlaub machen, leiht Claudia Rusch ihre<br />

persönliche Landkarte, auf der sie ihre Lieblingsorte an der Küste<br />

verzeichnet hat. Vom besten Strand bei Nonnevitz mit Hühnergöttern<br />

und alten Wurzeln, »die wie Geisterskelette herumliegen und nach den<br />

Röcken der kleinen Mädchen greifen, die im Schatzfieber Bernsteine<br />

suchen«, über Kap Arkona, den »schönsten Platz der Welt, wo das Meer<br />

weit und das Leben voller Hoffnung ist, wo zwischen Sanddorn und<br />

Himbeerbüschen die Bienen summen und die See rauscht«, bis hin zum<br />

pittoresken Südosten der Insel am Greifswalder Bodden, »der im Stillen<br />

so tut, als wäre er die offene See« – auf Claudia Ruschs Landkarte ist<br />

alles zu finden, was der Rügen-Besucher zu seinem Glück braucht.<br />

Pointiert und sehnsuchtsvoll erzählt die Autorin von Ferien bei der<br />

Oma, von Völkerverständigung auf dem Rügendamm, und sie verrät<br />

uns, was Theodor Fontane wirklich von Sassnitz hielt.<br />

Ihre Inselerinnerungen verknüpft Claudia Rusch mit wissenswerten<br />

Fakten und heutigen Beobachtungen, und das in gewohnt<br />

unterhaltsamer Weise: »heiter, liebevoll, unsentimental, lebensfroh<br />

und selbstironisch« (Berliner Zeitung über Claudia Ruschs Bestseller<br />

Meine freie deutsche Jugend).<br />

Erstverkaufstag:<br />

9. März 2010<br />

Claudia Rusch<br />

Mein Rügen<br />

192 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und<br />

Lesebändchen<br />

€ 18,– [D] / € 18,50 [A] / sFr. 31,90<br />

ISBN 978-3-86648-126-8<br />

2/2010 SMB MR 65


<strong>Offshore</strong><br />

<strong>Hydroplanes</strong><br />

66 SMB MR 2/2010


Mite einem Überschlag verspielte Jeff Bernard seine Chancen auf den Titel in der US-Meisterschaft<br />

2/2010 SMB MR 67


<strong>Offshore</strong><br />

Erster Weltmeister der H1 Unlimited gekrönt<br />

� von Sven Sieveke<br />

Vom 19. – 21. November 2009<br />

fand mit dem offiziellen Segen des<br />

obersten <strong>Motor</strong>bootverbandes<br />

U.I.M. (Union Internationale Motonautiqe)<br />

in Doha / Qatar zum ersten<br />

Mal eine Weltmeisterschaft für die<br />

bislang nur in den USA startenden<br />

ABRA (American <strong>Boat</strong> Racing Association)<br />

Unlimited <strong>Hydroplanes</strong><br />

statt. Für die seit über 60 Jahren<br />

existierende Serie war die Oryx<br />

Cup – U.I.M. World Championship<br />

nach einem Gast - Auftritt 1981 in<br />

Acapulco erst der zweite Auslandseinsatz.<br />

Die Unlimited <strong>Hydroplanes</strong> gehören<br />

mit Spitzengeschwindigkeiten von<br />

über 350 km/h zu den schnellsten und<br />

spektakulärsten Rennbooten der Welt.<br />

Seit 1946 werden die Rennen der <strong>Hydroplanes</strong><br />

auf Oval-Kursen mit zwei bis<br />

vier Meilen Länge ausgetragen. Sorgten<br />

zu Beginn noch hubraumstarken <strong>Motor</strong>en<br />

aus Kampfflugzeugen des 2.<br />

Weltkrieges für den Vortrieb, so wurden<br />

sie nach 1969 durch Hubschrauberturbinen<br />

abgelöst. Heutzutage<br />

kommt bei den Unlimited <strong>Hydroplanes</strong><br />

überwiegend die Lycoming T-55<br />

L7C Turbine aus dem US-Hubschrauber<br />

Chinook zum Einsatz. Das Grunddesign<br />

der <strong>Hydroplanes</strong>, der sog. Proprider<br />

(auch: Dreipunkter), wurde bereits<br />

1936 entwickelt. Die jeweils zwischen<br />

8,50m und 9,50m langen und<br />

4,5m breiten <strong>Hydroplanes</strong> fahren, bzw.<br />

gleiten im Bugbereich auf 2 Pontons,<br />

Sponsons genannt, und dem Heck mit<br />

dem Propeller. Der gerade mal 40cm<br />

große Propeller setzt über ein Getriebe<br />

die Leistung der zwischen 2650 –<br />

3500PS starken Turbine bei Volllast mit<br />

unglaublichen 10.000 U/min in Vortrieb<br />

um.<br />

Der Propeller sorgt bei Vollast mit rund<br />

10.000 U/min für entsprechenden Vortrieb<br />

Der Ein- und Ausbau, sowie die<br />

Reparaturen an den Turbinen erfordern<br />

weniger Aufwand als bei herkömmlichen<br />

Verbrennungsmotoren.<br />

68 SMB MR 2/2010


2/2010 SMB MR 69


<strong>Offshore</strong><br />

Sheikh Hassan Bin Jabor Al Thani<br />

70 SMB MR 2/2010


Die Fahrer sitzen in ihren <strong>Hydroplanes</strong> wie Jetpiloten in Kampflugzeugen<br />

Titelverteidiger Steve David musste mit der „U-1 Oh Boy! Oberto“ gehörig Gas geben um den Titel behalten zu können.<br />

Eingefädelt von Sheikh Hassan Bin Jabor<br />

Al Thani, dem Präsidenten der Qatar<br />

Marine Sports Federation (QMSF)<br />

und Sam Cole, dem Kopf der ABRA,<br />

machten sich Ende September zehn<br />

der Unlimited <strong>Hydroplanes</strong> per<br />

Frachtschiff von Jacksonville / Florida<br />

auf den langen Weg nach Qatar um<br />

dort auf dem 3,2km langen Oval in der<br />

Doha Bucht ihr Saisonfinale zu feiern.<br />

Neben dem ersten Weltmeistertitel in<br />

der H1 Unlimited, wie sich die Rennserie<br />

in Anlehnung an die anderen Top<br />

Rennserien wie Class 1 <strong>Offshore</strong>, Powerboat<br />

P1 Endurance und Formula 1<br />

H2o seit der Oryx Cup - U.I.M World<br />

Championship nennt, wurde in Doha<br />

auch das Finale der nationalen US Fahrer-<br />

und Teammeisterschaft ausgefahren.<br />

Wie in den USA, wo die Veranstaltungen<br />

einer gut inszenierten Show<br />

gleichen, zog auch der erste Auftritt der<br />

Unlimited <strong>Hydroplanes</strong> in Qatar eine<br />

unglaubliche Menge an Zuschauern an.<br />

Nicht nur die Rennboote selber, sondern<br />

auch das Rennformat waren für<br />

die Powerboat Fans auf dieser Seite des<br />

Atlantiks ungewohnt. Anders als die<br />

Rennen in Europa und dem Mittleren<br />

Osten tragen die Teams der H1 Unlimited<br />

ihre Rennen in mehreren Heat´s<br />

aus. Schon für die Qualifikation, bei<br />

der jeder Pilot eine Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von über 200 km/h auf<br />

dem Oval – Kurs nachweisen muß, gibt<br />

es nach einem ausgeklügelten System<br />

Punkte. Dann folgen die eigentlichen<br />

Rennen, die Heat´s, bei der die Piloten<br />

im Losverfahren aufgeteilt und in zwei<br />

Gruppen gegeneinander antreten. Für<br />

die Oryx Cup – U.I.M. World Championship<br />

2009 standen so insgesamt<br />

acht Heat´s und ein Finallauf für das<br />

Wochenende auf dem Programm. Während<br />

die einzelnen Heat´s für die nationale<br />

US- Meisterschaft zählten, konnten<br />

die Top-Sechs platzierten Piloten des<br />

Wochenendes am Finallauf um den<br />

Oryx Cup und den H1 Unlimited Weltmeistertitel<br />

teilnehmen.<br />

2/2010 SMB MR 71


<strong>Offshore</strong><br />

Dave Villwock<br />

Die Fahrer sitzen in ihren <strong>Hydroplanes</strong> wie Jetpiloten in Kampflugzeugen<br />

Titelverteidiger Steve David musste mit der „U-1 Oh Boy! Oberto“ gehörig Gas geben um den Titel behalten zu können.<br />

Nach dem Qualifying, bei dem sich die<br />

zehn Piloten schnell an das für sie neue<br />

Oval vor der Promenade von Doha gewöhnten<br />

und Dave Villwock mit der<br />

"U-16 Ellstrom Elam Plus" bereits mit<br />

einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 235,651 km/h deutlich machte, das<br />

es sehr schnelle Rennen werden würden,<br />

folgte die Gruppen - Auslosung<br />

für die Heats 1A und 1B, die ersten<br />

Rennen für Freitag, den 20. November.<br />

Bei der Ziehung der beiden Gruppen<br />

bewies Sheikh Hassan Bin Jabor Al<br />

Thani dann ein glückliches Händchen<br />

für Action. Der Präsident der Qatar<br />

Marine Sports Federation loste die<br />

Top-Drei Teams gemeinsam für den<br />

Heat 1B aus. Damit starteten der Meisterschaftsführende<br />

und Titelverteidiger<br />

Steve David in der „U-1 Oh Boy!<br />

72 SMB MR 2/2010<br />

Oberto“ und seine beiden engsten Verfolger,<br />

Jeff Bernard in der „U-5 Formula<strong>Boat</strong>s.com“<br />

und Dave Villwock in<br />

der „U-16 Ellstrom Elam Plus“ gemeinsam<br />

in einem Rennen. In der<br />

zweiten Gruppe für den Heat 1A bekamen<br />

dann der viertplatzierte J. Michael<br />

Kelly in der „U-7 Graham Trucking"<br />

und der auf Platz fünf liegende Kanadier<br />

Jean Theoret in der „U-37 Miss<br />

Peters & May“ die Möglichkeit, sich<br />

mit einem Sieg weiter an die Spitze<br />

heranzuarbeiten. Mit diesen Paarungen<br />

wurde dann eines der spektakulärsten<br />

und packendsten Finale in der Geschichte<br />

der H1 Unlimited eingeleitet.<br />

Noch nie lagen die Spitzenfahrer derart<br />

dicht zusammen wie vor dem Ende<br />

der Saison 2009. Bei perfektem Wetter<br />

gaben die Piloten der H1 Unlimited<br />

Meisterschaft dann bei den ersten vier<br />

Heat´s in Doha alles, um einen packenden<br />

Auftakt zur allerersten Oryx Cup –<br />

U.I.M. World Championship zu bieten.<br />

So rückte der amtierende US - Champion<br />

Steve David mit seiner “U-1 Oh Boy!<br />

Oberto“ mit einem Sieg und einem<br />

zweiten Platz seiner erfolgreichen Titelverteidigung<br />

in der H1 Unlimited Meisterschaft<br />

einen Schritt näher und ging<br />

weiterhin als Führender vor Jeff Bernard<br />

in der „U-5 Formula<strong>Boat</strong>s.com“ in die<br />

nächsten vier Runden. Mit zwei blitzsauberen<br />

Siegen machte derweil Dave<br />

Villwock mit seiner „U-16 Ellstrom<br />

Elam Plus“ einen Riesenschritt nach<br />

vorne und rüstete sich so für den Kampf<br />

um Platz zwei in der Meisterschaft.


<strong>Offshore</strong><br />

Nach dem packenden Auftakt<br />

Deutlich kompakter als die Bauform der Turbinen gegenüber den herkömmlichen Verbrennungsmotoren<br />

Steve David sicherte sich mit der „U-1 Oh Boy! Oberto – Miss Madison“ die US-Meisterschaft.<br />

74 SMB MR 2/2010


Am zweiten Tag des Rennwochenendes<br />

in Doha konnten die Unlimited <strong>Hydroplanes</strong><br />

dann bei weiteren vier Heat´s<br />

und dem alles entscheidenden Finale<br />

noch einiges an Spannung nachlegen.<br />

Im Wertungslauf 3A machte Jeff Bernard<br />

mit seiner "U-5 Formulaboats.com" das<br />

Rennen und verkürzte damit den Abstand<br />

zum Tabellenleader Steve David<br />

noch weiter. In Heat 3B traf dann Titelverteidiger<br />

Steve David erneut auf Dave<br />

Villwock, der sich zum wiederholten<br />

Male als Schnellster auf dem Oval in<br />

Doha profilieren konnte. Platz drei in<br />

dem Heat 3B ging an J. Michael Kelly in<br />

der„U-7 Graham Trucking".<br />

Eine weitere Steigerung erfuhr der Tag<br />

dann mit dem aufregenden Heat 4A.<br />

Steve David musste gegen J. Michael<br />

Kelly, Brian Perkins und Nate Brown<br />

antreten. Kelly ließ den Champion nach<br />

einem erstklassigen Start hinter sich zurück,<br />

doch Steve David ließ nichts unversucht<br />

an der "U-7 Graham Trucking"<br />

vorbeizuziehen. Bei Vollgas hob die "Oh<br />

Boy! Oberto" dann allerdings ab und<br />

Steve David legte einen sauberen 360°<br />

Überschlag hin. Wie durch ein Wunder<br />

landete er danach wieder nahezu unbeschädigt<br />

und konnte noch aus eigener<br />

Kraft in die Pits fahren. Ohne die "Oh<br />

Boy! Oberto" konnte sich J. Michael<br />

Kelly nach dem Neustart fast ungefährdet<br />

den Sieg holen.<br />

In Heat 4B standen dann Jeff Bernard,<br />

Dave Villwock und Jean Theoret ihren<br />

Kollegen in Sachen Spannung kaum<br />

nach. Besonders für den Meisterschaftzweiten<br />

Bernard bekam der Heat durch<br />

den Unfall von Leader Steve David eine<br />

wichtige Bedeutung. Er lieferte sich mit<br />

Dave Villwock ein erstklassiges Duell<br />

um den Sieg und kam in einem Foto-Finish<br />

als Erster über die Ziellinie. Allerdings<br />

wurden die beiden Kampfhähne<br />

mit jeweils einer Strafrunde für einen<br />

Frühstart belegt und der Sieg ging an<br />

Jean Theoret in der „U-37 Miss Peters &<br />

May“. Dadurch wendete sich das Blatt in<br />

der Meisterschaft deutlich. Während<br />

Bernard seinen Platz in der Meisterschaft<br />

hinter Steve David noch halten<br />

konnte, rutschte Dave Villwock aus der<br />

Reichweite des erhofften Titels.<br />

2/2010 SMB MR 75


<strong>Offshore</strong><br />

J. Michael Kelly gewann das Finale<br />

Nach den insgesamt acht Vorläufen richtete<br />

sich das Augenmerk schließlich auf<br />

den Höhepunkt des Rennwochenendes<br />

– die Oryx Cup – U.I.M. World Championship<br />

2009. Teilnahmeberechtigt waren<br />

dabei die sechs punktbesten Piloten<br />

der Vorläufe und die lieferten sich ein<br />

denkwürdiges Rennen um den prestigeträchtigen<br />

Oryx Cup. Während es zwischen<br />

Steve David und Jeff Bernard<br />

überwiegend um den Show-Down im<br />

Kampf um den nationalen Titel ging,<br />

mischte sich Dave Villwock um die Entscheidung<br />

um den Oryx Cup mit ein.<br />

Schon gleich nach dem Start ging Villwock<br />

mit der "U-16 Ellstrom Elam<br />

Plus", dicht bedrängt von Jeff Bernard in<br />

der "U-5 Formulaboats.com" in Führung.<br />

Am Ende der Gegengeraden wollte<br />

es Bernard dann wissen, geriet dabei<br />

aber in den Roostertail der "U-16 Ellstrom<br />

Elam Plus" und flog spektakulär<br />

aus dem Rennen. Das Rennen musste<br />

gestoppt werden und konnte erst kurz<br />

vor Sonnenuntergang wieder neu gestartet<br />

werden. Erneut übernahm Dave<br />

Villwock die Führung und ließ diesmal<br />

den hart kämpfenden J. Michael Kelly in<br />

der "U-7 Graham Trucking" hinter sich.<br />

Doch ein plötzlich auftretender "Flame-<br />

Out" durch eingedrungenes Salzwasser<br />

in der Turbine von Villwocks "U-16 Ellstrom<br />

Elam Plus" sorgte für erheblichen<br />

Leistungsverlust und er musste J. Michael<br />

Kelly den Sieg beim Oryx Cup und<br />

den ersten H1 Unlimited Weltmeistertitel<br />

überlassen. Steve David litt beim Finale<br />

zwar noch unter den Folgen seines<br />

eigenen Überschlages in Heat 4A, ihm<br />

reichte aber nach dem Ausfall von Jeff<br />

Bernard am Ende der zweite Platz für<br />

eine erfolgreiche Verteidigung seines US<br />

- Titels. Der erfolgreiche Start der H1<br />

Unlimited im Ausland ist nicht zuletzt<br />

durch die unablässige Arbeit der Qatar<br />

Marine Sports Federation unter der<br />

Führung von seiner Hoheit Sheikh Hassan<br />

bin Jabor Al-Thani und den H1 Unlimited<br />

Offiziellen aus den USA unter<br />

dem Vorsitz von Sam Cole gelungen.<br />

Sheikh Hassan zeigte sich nach der Oryx<br />

Cup – U.I.M. World Championship sehr<br />

zuversichtlich was eine Wiederholung<br />

für 2010 angeht. Auch die H1 Unlimited<br />

plant in naher Zukunft eine weitere globale<br />

Ausweitung der Serie. Möglich sind<br />

dabei neben Rennen im Mittleren Osten<br />

auch Besuche in Europa.<br />

76 SMB MR 2/2010<br />

Jeff Bernard holte sich den ersten H1 Unlimited Weltmeistertitel<br />

Seine Hoheit Sheikh Hassan bin Jabor Al Thani und sein Team von der Qatar Marine Sports<br />

Federation machten das Spektakel in der Bucht von Doha möglich


2/2010 SMB MR 77


Magazin<br />

821. Hafengeburtstag Hamburg<br />

Die Königin der Meere und das<br />

weltgrößte Solar-Boot<br />

Das größte Hafenfest der Welt vom<br />

7. bis 9. Mai 2010 bietet ein<br />

attraktives und abwechslungsreiches<br />

Programm für die ganze Familie<br />

Wenn die „Queen Mary 2“ Hamburg<br />

besucht, sind normalerweise alle Augen<br />

auf das imposante Kreuzfahrtschiff gerichtet.<br />

Beim 821. HAFENGEBURTS-<br />

TAG HAMBURG vom 7. bis 9. Mai<br />

2010 könnte das anders sein. Dann<br />

kommt nicht nur die Königin der Meere<br />

zum Gratulieren, es wird auch die<br />

„PlanetSolar“ als das weltgrößte solarbetriebene<br />

Boot zum ersten Mal der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Insgesamt beteiligen sich mehr als 300<br />

Wasserfahrzeuge an dem größten Hafenfest<br />

der Welt vor der einmaligen<br />

maritimen Kulisse der Hamburger<br />

Landungsbrücken. Luxusliner wie<br />

„Mein Schiff“ von TUI Cruises, Marineschiffe,<br />

Einsatzfahrzeuge von Behörden<br />

und Institutionen, historische<br />

Dampf-und Segelschiffe sowie Sportboote<br />

bilden auf der Elbe die ganze<br />

Vielfalt der Weltmeere ab – von der traditionellen<br />

Seeschifffahrt über die Gegenwart<br />

bis zu einem Blick in die Zukunft<br />

der maritimen Entwicklung.<br />

Über 200 Programmpunkte verwandeln<br />

den zweitgrößten Hafen Europas<br />

für drei Tage in eine gigantische Bühne<br />

mit schwimmenden Superstars als<br />

Hauptdarstellern. Den perfekten Rahmen<br />

dieser einzigartigen Veranstaltung<br />

für die ganze Familie bildet die rund<br />

3,5 Kilometer lange Hafenmeile zwischen<br />

der Kehrwiederspitze und der<br />

Fischauktionshalle. Hier sowie im Traditionsschiffhafen<br />

in der HafenCity, in<br />

der Speicherstadt und im Museumshafen<br />

Oevelgönne erwartet die Besucher<br />

des HAFENGEBURTSTAG HAM-<br />

BURG ein attraktives und abwechslungsreiches<br />

Angebot mit kostenlosen<br />

Mitmach-Aktionen, Live-<br />

Musik auf zahlreichen Bühnen, kulinarischer<br />

Vielfalt und Kunsthandwerk.<br />

Urlaubsgefühle und Strandatmosphäre<br />

78 SMB MR 2/2010<br />

kommen auf dem Parkdeck hinter dem<br />

Alten Elbtunnel an den ASTRA BEA-<br />

CHES auf. Auf feinem Sand können<br />

sich die Gäste gastronomisch verwöhnen<br />

lassen und das Treiben auf der Elbe<br />

genießen. In der Fischauktionshalle<br />

präsentieren norddeutsche Gastronomiebetriebe<br />

unter dem Motto „nordisch<br />

frisch“ hochwertige Speisen aus<br />

der Region. Sportlich geht es im Alten<br />

Elbpark<br />

auf der HSV-und ENTEGA-Eventfläche<br />

zu. Torwandschießen, Schussgeschwindigkeits-Messung<br />

und vieles<br />

mehr sorgen dort für Spaß und Unterhaltung<br />

bei Groß und Klein. Dazu winken<br />

Preise wie Autogrammkarten,<br />

Fußbälle und ein handsigniertes Trikot<br />

eines HSV-Spielers.<br />

Traditionell beginnt der HAFENGE-<br />

BURTSTAG HAMBURG mit einem<br />

ökumenischen<br />

Eröffnungsgottesdienst, der am Freitag,<br />

7. Mai, um 13 Uhr in der Hauptkirche<br />

St. Michaelis („Michel“) stattfindet.<br />

Nach der offiziellen Eröffnung<br />

auf dem Museumsschiff Rickmer Rickmers<br />

bildet die anschließende große<br />

Einlaufparade um 15 Uhr den stimmungsvollen<br />

Einstieg in das dreitägige<br />

Geburtstagsfest vor der einmaligen Kulisse<br />

des Hamburger Hafens. Angeführt<br />

wird sie von einem Hamburger Original:<br />

der „Cap San Diego“, dem größten<br />

fahrtüchtigen, zivilen Museumsschiff<br />

der Welt.<br />

Ein anderer Superlativ sieht aus, als<br />

käme er direkt aus der Zukunft: Die<br />

„PlanetSolar“, das größte von Sonnenenergie<br />

angetriebene Boot der Erde,<br />

feiert auf dem HAFENGEBURTSTAG<br />

HAMBURG Weltpremiere.<br />

Der von der Kieler Knierim-Werft gebaute<br />

futuristische Katamaran ist 30<br />

Meter lang und 16<br />

Meter breit. Photovoltaik-Module auf<br />

einer Fläche von 500 Quadratmetern<br />

treiben das High-Tech-Schiff an. Während<br />

des größten Hafenfestes der Welt<br />

macht der wie ein Raumschiff anmutende<br />

Katamaran im Traditionsschiffhafen<br />

fest. Auch an Land spielt die<br />

Energiegewinnung aus Sonnenkraft<br />

eine besondere Rolle. So bietet das „Solar-Village“<br />

an der Kehrwiederspitze Solar-Technik<br />

zum Anfassen. Es ist geplant,<br />

dass die Besucher mit einem solarbetriebenen<br />

Modellboot in einem<br />

Pool ein paar Runden drehen, ein Modell<br />

des Steuerstandes der „PlanetSolar“<br />

bewundern und sich umfangreich über<br />

die Möglichkeiten der<br />

Solarenergie und das hochaktuelle Thema<br />

Klimaschutz informieren können.<br />

An vergangene Zeiten erinnert die russische<br />

Fregatte „Shtandart“, die 1994 bis<br />

1999 in St. Petersburg nach Originalplänen<br />

einer russischen Fregatte aus dem<br />

Jahr 1703 gebaut wurde. Zu den<br />

schwimmenden Gästen des HAFENGE-<br />

BURTSTAG HAMBURG zählen auch<br />

die deutsche Fregatte „Hamburg“, das<br />

U-Boot U-23 der Bundesmarine, der<br />

182 Meter lange französische Hubschrauberträger<br />

„Jeanne d´Arc“ sowie<br />

neue Einsatzfahrzeuge wie das Fischereischutzboot<br />

„Meerkatze“ und das<br />

Zollboot „Helgoland“.<br />

Dazu gesellen sich die „Hydrograph“,<br />

ein 1910 gebaute, ehemalige Salon-<br />

Dampfer der niederländischen Königin,<br />

der 105 Jahre alte Tonnenleger „Bussard“,<br />

die Hansekoggen „Ubena von<br />

Bremen“ und „Lisa von Lübeck“, das historische<br />

Feuerschiff „Elbe 1“, die Segelschiffe<br />

„Antigua“, „Eye of the Wind“,<br />

„J.R. Tolkien“ und „Mercedes“ und viele<br />

weitere mehr. Die meisten von ihnen laden<br />

während der Open-Ship-Aktionen<br />

zu einem Besuch an Bord ein.<br />

Eine feste Institution beim HAFENGE-<br />

BURTSTAG HAMBURG ist das weltweit<br />

einmalige Schlepperballett. Am<br />

Samstag, 8. Mai, um 18 Uhr werden<br />

mehrere bis zu 5.000 PS starke Hafenschlepper<br />

vor den Landungsbrücken zu<br />

klassischen Klängen zum Tanz auffordern.<br />

Weitere Programm-Attraktionen<br />

sind die Rettungsübungen mit einem<br />

Luftkissenboot des THW, die Paraden<br />

historischer Schiffe und die Tochterbootshowfahrten<br />

mit Fahrzeugen der<br />

Bundespolizeiinspektion, des Fischereischutzes,<br />

der Wasserschutzpolizei und


des Zolls. Muskelkraft und Geschick<br />

sind bei den erstmals stattfindenden<br />

Einer-Ruderrennen, den Drachenbootrennen<br />

und beim „BMW Sailing Cup“<br />

gefragt.<br />

Auch am Himmel über dem Hafen<br />

wird gefeiert mit Überfahrten von<br />

Heißluftballonen, Flugvorführungen<br />

des Polizeihubschraubers, des Bundespolizeihubschraubers<br />

und des ADAC-<br />

Rettungshubschraubers, dem Zielspringen<br />

der Fallschirmspringer und<br />

Rettungsübungen mit dem Mehrzweckhubschrauber<br />

„Sea King“ der<br />

Marine. Ein stimmungsvoller Höhepunkt<br />

wird am Samstag ab 22.30 Uhr<br />

das große Feuerwerk sein, das traditionell<br />

den Hafen über der Elbe in ein<br />

funkelndes Farbenmeer verwandeln<br />

wird.<br />

Viele Barkassen und Fahrgastschiffe<br />

bieten den Besuchern des HAFENGE-<br />

BURTSTAG HAMBURG an,bei den<br />

Paraden mitzufahren oder laden zur<br />

Besichtigung ein. Eine Übersicht und<br />

weitere wertvolle Tippsrund um das<br />

größte Hafenfest der Welt gibt es unter<br />

www.hafengeburtstag.de oder täglich<br />

von 8 bis 20Uhr unter der Hotline der<br />

Hamburg Tourismus GmbH: 040 3005<br />

1300.<br />

Der HAFENGEBURTSTAG HAM-<br />

BURG dankt dem Hauptsponsor<br />

ASTRA, ohne dessen Hilfe die Durchführung<br />

des größten Hafenfestes der<br />

Welt nicht möglich wäre.<br />

2/2010 SMB MR 79


ei: Nautic Verlag GmbH<br />

CH-5722 Gränichen<br />

Tel. 062 842 88 80 Fax 062 842 88 81<br />

E-mail: onv@maritim.ch<br />

www.maritim.ch<br />

80 SMB MR 2/2010<br />

Bestelltalons<br />

“happy landing”<br />

Ich bestelle mit diesem Talon den unten aufgeführten Artikel zuzüglich<br />

Porto+Verpackung inkl. MwSt. Ein Rückgaberecht ist ausgeschlossen.<br />

� Band 1 Bieler-Neuenburger-Murtensee + Seekarte........................... Fr. 115.-<br />

� Band 2 Zürichsee mit Seekarte und Walensee.................................. Fr. 115.-<br />

� Band 3 Vierwaldstättersee mit Seekarte............................................ Fr. 115.-<br />

� Band 6 Lago Maggiore d/i mit Seekarte............................................. Fr. 115.-<br />

� Seekarte Zürichsee-Walensee-Linthkanal.......................................... Fr. 38.-<br />

� Seekarte Juraseen Bieler-Neuenburger-Murtensee mit Aare............. Fr. 38.-<br />

� Seekarte Lago Maggiore ...........……………………………………….. Fr. 38.-<br />

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Wassersport Schweiz 360°<br />

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