Goldhaubenzeitung 2005/3 - Goldhaubengemeinschaft

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Nicht nur im Brauchtum war der Klee sehr bald zu Bedeutung gelangt - ebenso in der Religion (als Dreifaltigkeitssymbol) und Volksmedizin. Seiner vermeintlich übernatürlichen Kräfte wegen wurde er vielfältig verwendet, sei es als Mittel gegen verschiedenste Beschwerden, als Liebeselixier oder bei Fruchtbarkeitsriten. Geholfen haben soll der Klee auch bei der Erkennung von Hexen oder bei der Vertreibung böser Geister und Dämonen. Schon Hildegard von Bingen (1098-1179) beschäftigte sich mit der Heilkraft dieser Pflanze und lobt sie als Arznei bei "Verdunkelung der Augen" (Grauer Star). Als probates Hausmittel gegen Durchfall, Bronchitis und Magenkatarrh scheinen in der Volksmedizin abgekochte Kleeblüten auf. Berichtet wird ferner von Tee aus Rotklee, dem blutreinigende, nervenberuhigende und allgemein stärkende Wirkung zugeschrieben wurde. Im Licht der Wissenschaft Erst vor etwa 150 Jahren hat die Forschung den Mythos um die "Königin der Futterpflanzen" und deren förderliche Wirkungen in ein realistischeres Licht gerückt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kulturpflanzen ist der Klee in der Lage, den Stickstoff aus der Luft in seinem Wurzelsystem zu speichern. Stickstoff, den jede Pflanze zum Wachstum braucht, wird dem Klee auf diese Weise "kostenlos" und auf natürlichste Art geliefert. Der in den sogenannten Knöllchenbakterien gespeicherte Stickstoffvorrat wird laufend an die Umgebung abgegeben und steht - da durch den Regen nicht auswaschbar - auch noch der Nachfrucht zur Verfügung. Zudem schließt der Klee mit seinem umfangreichen, tiefen Wurzelsystem Bodenräume auf und hinterlässt sehr viel Wurzelmasse, die wieder zu Humus wird. Mit seiner gleichmäßigen und guten Bodenbeschattung erzeugt der Klee unter seinen Blättern auch ein besonderes Kleinklima, das wiederum die Entwicklung der Kleinlebewesen im Boden begünstigt. Vier "H" als Bezugsbrücke In diesem Zusammenhang ist vielleicht noch interessant, wie das Zeichen des Klees in Österreich nach 1945 unter dem Einfluss der amerikanischen Besatzer zu frischer Ehre und zu neuer Beachtung kam. Der US-Hochkommissar für Österreich, General Keyes, gründete damals nach amerikanischem Vorbild die landwirtschaftlich Jugendorganisation der "4-H-Klubs", zu deren Symbol - wie in den USA - das vierblättrige Kleeblatt wurde. Die vier "H", den englischen Worten head, heart, hand, home entnommen, standen und stehen für die nicht nur aus amerikanischer Sicht zentralen Leitbegriffe der Jugendwerksarbeit. Die österreichische Landjugendführung übersetzte die vier "H" in folgerichtiger Übereinstimmung: "Hirn, Herz, Hand, Heimat". Die österreichische Jugendorganisation nennt sich mittlerweile zwar "Landjugend", doch die in den vier "H" anklingenden Prinzipien und Ziele sind für sie bis heute verbindlich. Wenngleich er inzwischen durch Neuzüchtungen im Pflanzenbau an Dominanz verloren hat, ist der Klee vor allem im Hinblick auf die Bodenverbesserung (Gründecke!) nach wie vor von Bedeutung. Als Glücksbringer blieb er uns über die Generationen hinweg erhalten, und schon allein diese sympathische Rolle sichert ihm eine "blühende" Zukunft. aus: Oö. Heimatblätter, 59. Jg., H.1/2 2005, S.93-95 13
AUSSTELLUNGEN Christkind oder Weihnachtsmann Schlossmuseum Linz 27. November 2005 - 2. Februar 2006 Traditionen können sich ändern, auch die Gestalt des Gabenbringers zu Weihnachten: Die wenigen und einfachen Geschenke brachte ursprünglich der hl. Nikolaus am 6. Dezember. Martin Luther ersetzte diesen katholischen Heiligen durch den "Heiligen Christ", der nun als Christkind in den protestantischen Ländern die Rolle des Geschenkebringers übernahm. Im Biedermeier entwickelte sich dann der uns heute bekannte Weihnachtsmann, parallel nebeneinander, zum einen aus Moritz von Schwinds "Herrn Winter", zum anderen aus dem amerikanischen Santa Claus, den die holländischen Einwanderer als Sinter Klaas mitgebracht hatten. Bis ins 20. Jahrhundert kehrte sich die Situation dann um: in Österreich und Süddeutschland herrschte das (unsichtbare) Christkind (oder "Goldene Rössl") vor, im protestantischen Norden der Weihnachtsmann, der seit den 1920er Jahren im roten, mit weißem Pelz verbrämten Mantel, Rauschebart und beeindruckender Leibesfülle als Leitobjekt für das Weihnachtsgeschäft dient. Schokoladenindustrie und Werbung haben das ihre dazu beigetragen, dass Nikolaus und Weihnachtsmann heute vielfach zu einer einzigen Gestalt verschmolzen sind. In der Ausstellung wird die Vielfalt von barocken Jesuskindern über Andachtsbildchen bis zu Werbung, Aktivitäten "Pro Christkind" oder Weihnachtsmann-Verboten ebenso aufgezeigt wie Spuren von Rudolph, dem rotnasigen Rentier, dem Niklas im Struwwelpeter oder Christkindl-Darstellungen in Bilderbüchern nachgegangen und damit ein weiteres Zeichen gesetzt zum Jahr der "Alltagskultur seit 1945". Auskunft über und Anmeldung zu Vermittlungsprogrammen und Führungen unter 0732/774419, www.schlossmuseum.at oder im Programmheft der Oö. Landesmuseen. Ausstellungseröffnung: Samstag, 26.11.2005, 17.00 Uhr Rahmenveranstaltungen: Samstag, 3.12.2005, 17.00 Uhr: "Gelesenes - Christkind versus Weihnachtsmann", Institut für Kunst und Volkskultur Samstag, 10.12.2005, 17.00 Uhr: Offenes Volksliedsingen Brigitte Dumfart, OÖ. Volksliedwerk Samstag, 17.12.2005, 17.00 Uhr: "Das Christkind ist tot, und dem Weihnachtsmann ist auch schon ganz schlecht" - eine satirische Weihnachtslesung", Klaus Buttinger, OÖN. an diesen drei Samstagen jeweils um 15.30 Uhr Führung durch die Sonderausstellung 14
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