Ãrzteblatt - qs- nrw
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Fortbildung<br />
AUF EINEN BLICK: DEMENZ<br />
I. DIAGNOSTIK<br />
A. ANAMNESE<br />
Gezielte Anamneseerhebung einschließlich Befragung von<br />
Angehörigen (Fremdanamnese)! Fragen nach Gedächtnis (Alt-,<br />
Neugedächtnis, Merkfähigkeit), Orientierung (örtlich, zeitlich,<br />
situativ), Alltagsaktivitäten, früherem Leistungsniveau,<br />
depressiver Verstimmung (ggf. Depressionsausschluss).<br />
Eine Liste von Fragen, die die wichtigsten Bereiche kognitiver<br />
Funktionen abdecken, ist im MMST (Mini-Mental-Status-Test)<br />
zusammengestellt. Weitere Testverfahren zur Quantifizierung<br />
kognitiver Störungen siehe ausführliche TE.<br />
Tabelle 1: Definition der Demenz nach ICD-10 Die Störungen von 1 und 2<br />
müssen schwer genug sein, um eine wesentliche Beeinträchtigung der Aktivitäten<br />
des täglichen Lebens nach sich zu ziehen. Dauer: mehr als 6 Monate<br />
1. Störungen des Gedächtnisses<br />
Aufnahme und Wiedergabe neuerer Informationen<br />
Verlust früher erlernter und vertrauter Inhalte (in späteren Stadien)<br />
2. Störungen des Denkvermögens<br />
Störung der Fähigkeit zu vernünftigen Urteilen<br />
Verminderung des Ideenflusses<br />
Beeinträchtigung der Informationsverarbeitung<br />
3. Störungen der emotionalen Kontrolle<br />
Störung des Sozialverhaltens<br />
Störung der Motivation<br />
B. DIAGNOSTISCHE KRITERIEN<br />
Wichtige Kriterien für die Diagnostik und Differenzialdiagnostik<br />
gehen aus den Tabellen 1–3 hervor.<br />
C. WEITERE DIAGNOSTIK<br />
Internistische und neurologische Untersuchung<br />
Strukturierte Fragebögen bzw. Tests zur quantitativen<br />
Abschätzung des kognitiven Defizits (z. B. MMST)<br />
Apparative bzw. laborchemische Untersuchungen zum<br />
Nachweis kardiovaskulärer und anderer Ursachen dementieller<br />
Syndrome (Tabelle 4): z. B. EKG, Blutbild, Elektrolyte, Glukose,<br />
Schilddrüsenparameter, Vitamin B 12 , Folsäure, Urinstatus.<br />
Kraniale CT und MRT sind die Methoden der Wahl zum<br />
Nachweis von Atrophien, Infarkten und anderen fokalen<br />
Hirnveränderungen wie Hämatomen, Tumoren etc..<br />
Abbildung 1: Synopsis zur Diagnostik und Therapie der Demenz<br />
Ursache der Demenz<br />
Internistische, neurologische und psychiatrische Diagnostik<br />
Demenz bei<br />
anderen Grunderkrankungen<br />
Spezifische Therapie<br />
Verdacht auf Demenz<br />
Anamnese, Fremdanamnese, Mini-Mental-Status-Test (MMST)<br />
oder vergleichbare Verfahren (Tab. 3)<br />
Demenzsyndrom<br />
Vaskuläre<br />
Demenz<br />
Besserung<br />
Antidementiva<br />
Therapiekontrolle<br />
Demenz<br />
vom Alzheimer<br />
Typ<br />
keine Besserung<br />
Tabelle 2: Diagnostische Kriterien für die Demenz vom Alzheimer-Typ<br />
(ICD-10)<br />
1. Vorliegen einer Demenz<br />
2. Schleichender Beginn mit langsamer Verschlechterung<br />
3. Fehlen klinischer Hinweise oder spezieller Untersuchungsbefunde, die auf<br />
eine System- oder Hirnkrankheit hinweisen, welche ihrerseits eine Demenz<br />
verursachen können.<br />
4. Fehlen eines plötzlichen apoplektischen Beginns oder neurologischer<br />
Herdzeichen<br />
Tabelle 3: Diagnostische Kriterien für vaskuläre Demenz (NINCDS-AIREN)<br />
1. Demenzsyndrom<br />
2. Nachweis einer zerebrovaskulären Erkrankung<br />
3. Zusammenhang zwischen 1. und 2. durch zeitlichen Bezug zwischen<br />
Infarkt und Manifestation der Demenz (Demenzbeginn innerhalb von 3<br />
Monaten nach Schlaganfall)<br />
Fortsetzung der<br />
Therapie<br />
Weiterer Versuch<br />
mit einem anderen<br />
Wirkstoff<br />
II. INDIKATION<br />
Leichte oder mittelgradige Ausprägung einer Alzheimer- bzw. einer<br />
vaskulären Demenz.<br />
Entscheidend für die Diagnose der Demenz ist, dass diese als eine<br />
kognitiv-intellektuelle Störung angesehen wird, die mehrere<br />
Bereiche betrifft und die ein Ausmaß erreicht haben muss, dass<br />
»eine erhebliche Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen<br />
Lebens« besteht (ICD-10). Leichte kognitive Störungen können<br />
derzeit nicht als Indikation für die Anwendung von Antidementiva<br />
gewertet werden.<br />
Tabelle 4: Weitere Ursachen dementieller Syndrome<br />
Endokrinopathien: Hypothyreose, Hyperthyreose, Hypoparathyreoidismus,<br />
Hyperparathyreoidismus)<br />
Vitaminmangelkrankheiten: B 12-Mangel, Folsäuremangel, B 1-Mangel,<br />
B 6-Mangel<br />
Metabolische Enzephalopathien: chronisch hypoxische Zustände, chronische<br />
Lebererkrankungen (M. Wilson, Hämochromatose, Leberzirrhose),<br />
chronische Nierenerkrankungen (Dialyse-Enzephalopathie)<br />
Intoxikationen: Industriegifte (Kohlenmonoxid, Quecksilber, Blei, Perchlorethylen),<br />
Medikamente (z. B. Kardiaka, Antihypertensiva, Psychopharmaka),<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
Elektrolytstörungen: Hyponatriämie (z. B. diuretische Behandlung),<br />
Hypernatriämie<br />
Rheologisch bedingte Störungen: Polyzythämie, Hyperlipidämie, multiples<br />
Myelom<br />
Chronische Infektionskrankheiten: bakteriell (M. Whipple, Neurosyphilis,<br />
Neuroborreliose), viral (Zytomegalie, HIV-Enzephalitis, progressive multifokale<br />
Leukenzephalitis)<br />
Spätformen der Leukodystrophien: z. B. Zeroidlipofuszinose<br />
Handlungsleitlinie Demenz aus Empfehlungen zur Therapie der Demenz<br />
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Sonderheft, 2. Auflage, Dezember 2000<br />
308 Brandenburgisches Ärzteblatt 10/2001 • 11. Jahrgang