Die „weiße Göttin” - Trafikantenzeitung

Die „weiße Göttin” - Trafikantenzeitung Die „weiße Göttin” - Trafikantenzeitung

trafikantenzeitung.at
von trafikantenzeitung.at Mehr von diesem Publisher
13.11.2012 Aufrufe

Journal Pfeifen & Cigarren L’Anatra-Jahrespfeife 2005: Ein schwungvolles Stand-Up-Modell aus der Pfeifenmanufaktur von Massimo Palazzi, der nicht nur auf die Harmonie der Linienführung größten Wert legt, sondern auch auf das Zusammenspiel von Kopf, Holm, Mundstück und Accessoires. Original Replika der Pfeife von Charles Peterson, die zum 140-Jahr-Jubiläum des 1865 als Tabakwarenfachgeschäft in Dublin gegründeten Unternehmens – damals „Kapp-Brothers“, später „Kapp & Peterson“ – eine Neuauflage erlebt (Bild oben) und die Peterson-Jahrespfeife – ein Spigot-Modell mit feinen Gravuren in den Silberapplikationen (Bild unten). II NEUHEITENINFORMATION DER ÖSTERREICHISCHEN trafikantenZEITUNG Die „weiße Göttin” ist durchaus volkstümlich Sie sind teuer, bruchempfindlich und rauchen sich schwer an: Diese Vorurteile haben die Meerschaumpfeife, ein Statussymbol im 19. Jahrhundert, in unseren Tagen ein wenig aus der Mode kommen lassen. Die Meerschaumpfeife leidet ein wenig unter dem ihr vorauseilenden Ruf, daß so etwas Vornehmes wie die „weiße Göttin“ keine Pfeife für alle Tage ist”. Wie schon gesagt: Vorurteile. Schließlich ist eine gute Meerschaumpfeife oft billiger als eine Bruyèreholz-Luxuspfeife, sie ist von Anfang an feuerfest – ein Vorteil, der das heute nur noch geringe Stabilitätsmanko mehr als aufwiegt – und beim Handling braucht man mit ihr kaum anders umgehen als mit ihrer bruyèrehölzernen Schwester. Selbst das mit der „weißen Göttin” stimmt nur bedingt. Nämlich nur für die Zeit vor dem ersten Stopfen und Rauchen. Denn schon mit den ersten Zügen setzt der Verfärbungsprozeß ein, der aus der weißen allmählich eine gelbe bis rötlich-braune Pfeife macht. Für jene, die diese Geduld nicht aufbringen, sind kalzinierte Meerschaumpfeifen auf dem Markt, die bereits vom Andreas-Bauer-Meerschaum- Jahrespfeife 2005 ersten Tag an so aussehen, als wären sie schon über längere Zeit im Gebrauch. Und ein gelb gesprenkelter Kopf mit scheinbar rauchgeschwärztem Rand ist das Markenzeichen der sogenannten (kalzinierten) Amboseli-Meerschaumpfeifen. Sie werden aus afrikanischem Meerschaum gefertigt, der erdgeschichtlich wesentlich jünger als der anatolische ist und sich demzufolge statt reinweiß von verschiedenen Grautönen durchzogen präsentiert, weshalb er gerne eingefärbt wird. Meerschaum ist ein wasserlösliches Magnesium-Silikat, das aus einer Tiefe von 20 bis 80 Metern bergmännisch gefördert wird. Mineralogen meinen, daß es sich beim Meerschaum um ein Verwitterungsprodukt des Serpentins handelt. Wissenschaftlich beweisen läßt sich diese These aber nicht. Und auch hinsichtlich des Namens „Meerschaum” ist man auf bloße Vermutungen angewiesen, denn mit dem Schaum des Meeres hat das Material bestenfalls die Farbe gemeinsam. Wahrscheinlich leitet sich der Begriff von „Mertschcavon”, der levantinischen Handelsbezeichnung für dieses Produkt ab. Leichtigkeit und Absorptionsfähigkeit zeichnet die Meerschaumknollen nach dem Trockungsprozeß aus – ein idealer Rohstopff für Pfeifenköpfe, für deren Fertigung nur das beste des unter-

schiedlich harten Materials genommen wird. Übrigens: Der qualitätsvollste Merschaum lommt – so heißt es – aus Anatolien (Türkei), unweit der Stadt Eskesehir. Wesentlich preiswerter sind die Pfeifen aus Tansania-Meerschaum, das erdgeschichtlich jünger und mit dem türkischen Meerschaum nicht vergleichbar ist. Er wird vor allem für Rauchgeräte mit kalzinierter oder rustizierter Oberfläche verwendet, was das Anrauchen erleichtert und diesen Typ vor allem für Pfeifeneleven ideal macht. Gelegentlich werden auch die sogenannten Massa-Meerschaumpfeifen angeboten. Sie werden aus den Abfällen des echten Meerschaums hergestellt, oder besser gesagt: gegossen (seit einiger Zeit mit Verzicht auf Bindemittel). Diese rauchen sich ein wenig schwieriger an und wiegen auch schwerer zwischen den Zähnen. Meerschaumpfeifen werden grundsätzlich in Handarbeit hergestellt. Pfeifenköpfe mit kleinen Oberflächenfehlern werden derart verziert, daß der Mangel nicht sichtbar ist. Bei einem deutlich günstigeren Preis bieten sie die gleich guten Raucheigenschaften und überdies sogar noch einen besseren Kühleffekt aufgrund der durch die ornamentale oder figurale Darstellung vergrößerten Oberfläche. Nachdem sie einen mehrere Arbeitsgänge umfassenden Schleifprozeß durchlaufen haben, erhalten die Meerschaumpfeifenköpfe in einem Wachsbad die richtige Kondition – sie werden hochpolierfähig und nehmen beim Rauchen solcherart schneller die gewünschte Patina-Brauntönung an. Jede Meerschaumpfeife ist also ein Unikat, das entweder mit einem Handcutmundstück aus Preßbernstein, oder aber geeignetem Kunststoff in den Handel kommt. Das Einrauchen dient einem anderen Zweck Während das sogenannte Einrauchen der Bruyèreholzpfeifen dem Zweck des Aufbaus einer Kruste dient, die das Holz vor der Tabakglut und -hitze schützen soll, hat das langsame Anrauchen einer Meerschaumpfeife einen anderen Grund, denn: Bekanntlich ist Meerschaum ja bereits feuerfest und eine Kohlekruste soll sich gar nicht bilden. Ansatzbildungen einer solchen sollte man besser gleich entfernen. Warum also soll man mit Muße ans Werk gehen? Einzig und allein deshalb, weil sich bei zu hohen Rauchtemperaturen das in den Pfeifenkopf eingebrachte Wachs zu heftig erwärmen und zum Pfeifenboden sinken würde, was eine gleichmäßige Verfärbung des Kopfes verhindert. Kurzum: Vor allem am Anfang, aber auch weiterhin keine zu trockenen Tabake verwenden und ganz besonders langsam und kühl rauchen. Meerschaumpfeifen lassen sich aufgrund der guten Absorptionsfähigkeit des Materials problemlos zu Ende rauchen, verlieren diese Fähigkeit aber, wenn der Tabakraum nach dem Rauchen nicht sorgfältig ausgeräumt wird. Auch die Filterpatronen gehören so früh wie möglich entfernt und entsorgt. Und wie noch hält man seine Meerschaumpfeife möglichst lange jung? + Die Pfeife in möglichst regelmäßigem Turnus, aber nicht öfter als drei- bis viermal die Woche rauchen. + Die Pfeife nicht über längere Zeit hinweg im mitglieferten Etui aufbewahren und „dunsten” lassen. + Das Etui, das nur für den Transport der Pfeife gedacht ist, innen immer peinlich sauber halten. + Die Pfeifenkopfoberfläche wird ein- bis zweimal monatlich feucht abgerieben und weich nachpoliert. + Das Mundstück soll immer nur nach rechts hinein- und hinausgedrehtwerden. + Vor dem Handkontakt mit dem Pfeifenkopf sollten scharfkantige Ringe vom Finger gezogen werden. Die gelegentlich aufgestellte Forderung, die Meerschaumpfeife erst nach dem Überziehen von dünnen Leinenhandschuhen (wie sie bei Hautkrankheiten in Gebrauch sind) in Betrieb zu Journal Pfeifen & Cigarren VAUEN-Jahrespfeife 2005: Ein Facettenmodell mit 8 Kanten, wobei das kantige Stilelement im Holm keine Fortsetzung erfährt. Mundstück mit Silberapplikationen – Jetzt schon ordern, Auslieferung an den Fachhandel ab Juli. NEUHEITENINFORMATION DER III ÖSTERREICHISCHEN trafikantenZEITUNG

Journal<br />

Pfeifen & Cigarren<br />

L’Anatra-Jahrespfeife 2005:<br />

Ein schwungvolles<br />

Stand-Up-Modell aus der<br />

Pfeifenmanufaktur von<br />

Massimo Palazzi, der nicht nur<br />

auf die Harmonie der Linienführung<br />

größten Wert legt,<br />

sondern auch auf das<br />

Zusammenspiel von Kopf,<br />

Holm, Mundstück und<br />

Accessoires.<br />

Original Replika der Pfeife<br />

von Charles Peterson, die<br />

zum 140-Jahr-Jubiläum<br />

des 1865 als Tabakwarenfachgeschäft<br />

in Dublin<br />

gegründeten Unternehmens<br />

– damals „Kapp-Brothers“,<br />

später „Kapp & Peterson“ –<br />

eine Neuauflage erlebt<br />

(Bild oben) und die<br />

Peterson-Jahrespfeife – ein<br />

Spigot-Modell mit feinen<br />

Gravuren in den Silberapplikationen<br />

(Bild unten).<br />

II NEUHEITENINFORMATION DER<br />

ÖSTERREICHISCHEN trafikantenZEITUNG<br />

<strong>Die</strong> „weiße Göttin” ist<br />

durchaus volkstümlich<br />

Sie sind teuer, bruchempfindlich<br />

und rauchen sich schwer an:<br />

<strong>Die</strong>se Vorurteile haben die<br />

Meerschaumpfeife, ein Statussymbol<br />

im 19. Jahrhundert, in<br />

unseren Tagen ein wenig aus<br />

der Mode kommen lassen.<br />

<strong>Die</strong> Meerschaumpfeife leidet<br />

ein wenig unter dem ihr vorauseilenden<br />

Ruf, daß so etwas Vornehmes<br />

wie die „weiße Göttin“<br />

keine Pfeife für alle Tage ist”.<br />

Wie schon gesagt: Vorurteile. Schließlich<br />

ist eine gute Meerschaumpfeife oft<br />

billiger als eine Bruyèreholz-Luxuspfeife,<br />

sie ist von Anfang an feuerfest – ein<br />

Vorteil, der das heute nur noch geringe<br />

Stabilitätsmanko mehr als aufwiegt –<br />

und beim Handling braucht man mit ihr<br />

kaum anders umgehen als mit ihrer<br />

bruyèrehölzernen Schwester.<br />

Selbst das mit der „weißen Göttin”<br />

stimmt nur bedingt. Nämlich nur für die<br />

Zeit vor dem ersten Stopfen und<br />

Rauchen. Denn schon mit den ersten<br />

Zügen setzt der Verfärbungsprozeß ein,<br />

der aus der weißen allmählich eine gelbe<br />

bis rötlich-braune Pfeife macht.<br />

Für jene, die diese Geduld nicht aufbringen,<br />

sind kalzinierte Meerschaumpfeifen<br />

auf dem Markt, die bereits vom<br />

Andreas-Bauer-Meerschaum-<br />

Jahrespfeife 2005<br />

ersten Tag an so aussehen, als wären sie<br />

schon über längere Zeit im Gebrauch.<br />

Und ein gelb gesprenkelter Kopf mit<br />

scheinbar rauchgeschwärztem Rand ist<br />

das Markenzeichen der sogenannten<br />

(kalzinierten) Amboseli-Meerschaumpfeifen.<br />

Sie werden aus afrikanischem<br />

Meerschaum gefertigt, der erdgeschichtlich<br />

wesentlich jünger als der anatolische<br />

ist und sich demzufolge statt reinweiß<br />

von verschiedenen Grautönen<br />

durchzogen präsentiert, weshalb er<br />

gerne eingefärbt wird.<br />

Meerschaum ist ein wasserlösliches<br />

Magnesium-Silikat, das aus einer Tiefe<br />

von 20 bis 80 Metern bergmännisch<br />

gefördert wird. Mineralogen meinen,<br />

daß es sich beim Meerschaum um ein<br />

Verwitterungsprodukt des Serpentins<br />

handelt. Wissenschaftlich beweisen läßt<br />

sich diese These aber nicht. Und auch<br />

hinsichtlich des Namens „Meerschaum”<br />

ist man auf bloße Vermutungen angewiesen,<br />

denn mit dem Schaum des<br />

Meeres hat das Material bestenfalls die<br />

Farbe gemeinsam. Wahrscheinlich leitet<br />

sich der Begriff von „Mertschcavon”,<br />

der levantinischen Handelsbezeichnung<br />

für dieses Produkt ab.<br />

Leichtigkeit und Absorptionsfähigkeit<br />

zeichnet die Meerschaumknollen nach<br />

dem Trockungsprozeß aus – ein idealer<br />

Rohstopff für Pfeifenköpfe, für deren<br />

Fertigung nur das beste des unter-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!