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les alBuM „screaMadelica“ zwan- ziG JaHre nacH ... - Tip Berlin

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Musikstadt <strong>Berlin</strong> interview Harald wolf Green Music new Music award ctM PoPkoMM a2n wHat’s uP Mitte!? red Bull acadeMy Get no sleeP terMine adressen u-ton radio 1 <strong>nacH</strong>t kulturBrauerei <strong>Berlin</strong> festival und cluB x BerG cluB<strong>nacH</strong>t Headquarter iM .HBc in-edit tiPPs<br />

»Wir müSSen<br />

keine künStlichen<br />

inhalte kreieren.<br />

eS iSt Ja alleS da«<br />

<strong>Berlin</strong>s Musik- und Clubszene ist längst<br />

ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor<br />

dieser Stadt – diesem Umstand<br />

trägt auch Wirtschaftssenator Harald<br />

Wolf Rechnung. Im Gespräch mit Heiko<br />

Zwirner und Stefan Guther erläutert<br />

er, wie ernst der Senat die Popkultur<br />

nimmt und mit welchen Mitteln man<br />

zu ihrer Förderung beitragen will<br />

Wieso interessiert sich der <strong>Berlin</strong>er Wirtschaftsenator für<br />

Popmusik und Clubkultur?<br />

Harald Wolf: Die Musikszene ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />

und gleichzeitig auch ein wichtiger<br />

Imagefaktor, der die Attraktivität unserer Stadt ausmacht.<br />

Viele Touristen kommen deswegen hierher,<br />

und wir stellen auch fest, dass <strong>Berlin</strong> eine starke Anziehungskraft<br />

auf junge Musiker aus aller Welt ausübt,<br />

weil die Bedingungen für sie so gut sind: <strong>Berlin</strong> ist einer<br />

der vielfältigsten Veranstaltungs- und Konzertorte<br />

in Deutschland, die Netzwerke funktionieren und es<br />

gibt – noch immer, zum Glück – die entsprechenden<br />

Freiräume. Die Zahlen belegen das: Wir haben über<br />

1 800 Unternehmen im Bereich der Musikwirtschaft.<br />

Das ist eine ganze Menge. Es gibt über 70 Studios und<br />

eine Unmenge von Veranstaltungsorten, also stimmen<br />

die Voraussetzungen für wirtschaftliche Aktivitäten,<br />

die für die Stadt wichtig und interessant sind, weil sie<br />

die Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze bedeuten.<br />

Viele dieser 1 800 Unternehmen sind Klein- und Kleinstbetriebe.<br />

Welche Auswirkungen hat dieser Bereich auf die<br />

gesamtwirtschaftliche Entwicklung der Stadt?<br />

Harald Wolf: Zu den 1 800 Unternehmen zählen aber<br />

auch die großen Player – das ist schon ein relevanter<br />

Faktor für Wirtschaftskraft, der sich auch auf andere<br />

Bereiche auswirkt. Man muss auch sehen, dass die<br />

Musikwirtschaft mit anderen Bereichen der Kreativwirtschaft<br />

vernetzt ist. Es gibt immer wieder Querverbindungen,<br />

die wir auch voranbringen wollen, zum<br />

Beispiel mit dem IT-Sektor – Stichwort Digitalisierung<br />

–, mit der Filmwirtschaft oder mit dem Modebereich.<br />

Ist Ihr Ziel die Ansiedlung von weiteren Unternehmen aus<br />

der Kreativwirtschaft?<br />

Harald Wolf: Wir freuen uns natürlich immer, wenn<br />

sich ein Unternehmen entscheidet, nach <strong>Berlin</strong> zu<br />

kommen, um hier zu investieren und auch Arbeitsplätze<br />

zu schaffen, aber ich sage immer: Es ist unsere<br />

Pflicht, das Wachstum der hier ansässigen Unternehmen<br />

zu unterstützen, und die Ansiedlung von<br />

neuen Unternehmen ist die Kür, das Sahnehäubchen<br />

obendrauf. <strong>Berlin</strong> ist nur dann attraktiv für Unternehmen<br />

– und das gilt nicht nur für die Musikwirtschaft,<br />

das gilt für alle Sektoren –, wenn sich das eigene<br />

Potenzial entwickelt. In der Musikwirtschaft haben wir<br />

da eine hervorragende Situation, weil wir über einen<br />

kreativen Humus mit vielen kleinen Labels und einer<br />

lebendigen Clubszene verfügen, der es den größten<br />

Unternehmen ermöglicht, neue Künstler zu entdecken.<br />

Auch in Zeiten des Internets ist die persönliche Begegnung<br />

al<strong>les</strong> andere als überflüssig. Wenn Sie neue<br />

Trends aufspüren wollen, dann ist auch wichtig, gut<br />

vernetzt zu sein und direkte Kontakte zu pflegen. Das<br />

wissen auch die größeren Unternehmen.<br />

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die <strong>Berlin</strong><br />

Music Week, die im September zum zweiten Mal stattfindet?<br />

Harald Wolf: Die <strong>Berlin</strong> Music Week ist eine Dachmarke,<br />

mit der wir versuchen, eine Vielzahl von Veranstaltungen<br />

zu bündeln, um nach außen hin sichtbar<br />

zu machen, was die <strong>Berlin</strong>er Musikszene ausmacht.<br />

Ihre wichtigsten Säulen sind das <strong>Berlin</strong> Festival, die<br />

Clubnacht und die Popkomm, es gibt Live Acts, Preisverleihungen,<br />

Tagungen und Kongresse, bei denen die<br />

Zukunft der Musikindustrie diskutiert wird. Ähnlich<br />

wie bei der Fashion Week ist es unsere Idee, dass<br />

unter dieser Dachmarke die ganze Stadt bespielt wird.<br />

Ich glaube, wir haben 2010 einen guten Grundstein<br />

gelegt, auf dem wir jetzt aufbauen können. Die Vorbereitung<br />

läuft und ich kann nur noch mal betonen: Es<br />

handelt sich um ein offenes Format, und alle, die ihr<br />

Angebot im Rahmen der <strong>Berlin</strong> Music Week präsentieren<br />

wollen, sind aufgerufen, mitzumachen.<br />

Was versprechen Sie sich von der Dachmarke <strong>Berlin</strong> Music<br />

Week?<br />

Harald Wolf: Durch die Bündelung verschiedener Aktivitäten<br />

unter einer Dachmarke ergeben sich Synergieeffekte<br />

für Veranstalter, Künstler und Besucher.<br />

Alle können davon profitieren, weil die Marke die Attraktivität<br />

der einzelnen Veranstaltungen erhöht. Für<br />

einen einzelnen Event würde man vielleicht nicht nach<br />

<strong>Berlin</strong> kommen, aber für das Gesamtpaket schon. Und<br />

dann entdeckt man neben den bekannten Live Acts<br />

auch neue Künstler und erlebt zugleich die Diskus-<br />

sion über Digitalisierung und die neuen Trends in der Musikwirtschaft.<br />

Es geht also einerseits darum, dem Publikum auch über <strong>Berlin</strong> hinaus zu zeigen,<br />

was die Stadt in Sachen Musik zu bieten hat, und andererseits darum,<br />

den Austausch innerhalb der Branche zu fördern?<br />

Harald Wolf: Genau. Wir wollen deutlich machen, welches Potenzial in<br />

<strong>Berlin</strong> vorhanden ist, und damit unsere Position als Musikhauptstadt<br />

unterstreichen. Dazu müssen wir auch keine künstlichen Inhalte kreieren.<br />

Es ist ja al<strong>les</strong> da.<br />

Stehen die Größe und die Weitläufigkeit der Stadt dem Gedanken einer Dachmarke<br />

nicht ein bisschen im Wege?<br />

Harald Wolf: Nein, das glaube ich nicht. Der Größe und der Weitläufigkeit<br />

der Stadt entsprechen nämlich die Größe und die Vielfältigkeit der Szene.<br />

Zwar wird Tempelhof der Hauptort sein, aber es werden auch etliche<br />

Clubs in der ganzen Stadt bespielt. Ich denke, dass es durchaus möglich<br />

ist, <strong>Berlin</strong> mit Musik zu füllen.<br />

Bei der Pressekonferenz im Lido haben Sie gesagt, dass die <strong>Berlin</strong> Music<br />

Week besser werden muss. Was genau gilt es zu verbessern?<br />

Harald Wolf: Die <strong>Berlin</strong> Music Week 2010 war die erste Veranstaltung<br />

dieser Art. Für ein Event dieser Größenordnung ist sie relativ kurzfristig<br />

organisiert worden. Da muss sich einiges einpendeln. Das fängt mit<br />

dem vorzeitigen Schluss des <strong>Berlin</strong> Festivals an, weil die Überleitung der<br />

Besucher in die Hangars nicht funktionierte. Das ist ein ganz offensichtlicher<br />

Mangel, das wird in diesem Jahr anders organisiert werden. Klar ist<br />

auch, dass es bei der Vielfalt der Akteure einen großen Abstimmungsaufwand<br />

gibt. In einer so breiten Szene herrscht natürlich auch Konkurrenz,<br />

und an der einen oder anderen Stelle gibt es Eifersüchteleien. All das<br />

will moderiert werden. Mittlerweile aber hat sich schon ein gemeinsames<br />

Verständnis herausgebildet. Es wäre ja nahezu tragisch, wenn wir nach<br />

der Auftaktveranstaltung nicht noch besser werden können.<br />

Der Senat unterstützt die <strong>Berlin</strong> Music Week mit einer halben Million Euro.<br />

Manchen ist das nicht genug. Vertreter der Branche haben kürzlich in einem<br />

Thesenpapier zur Musikhauptstadt 2020 gefordert, dass zehn Prozent der<br />

von der <strong>Berlin</strong>er Musikindustrie erwirtschafteten Steuergelder für verschiedene<br />

Fördermodelle zur Verfügung gestellt werden sollen. Was halten Sie<br />

davon?<br />

Harald Wolf: Ich glaube, dass es sinnvoll und zielführend ist, eine Diskussion<br />

darüber zu führen, wie wir andere Schwerpunkte in der Kulturförderung<br />

setzen können. Diese Diskussion hat schon begonnen, und<br />

ich habe Interesse daran, sie auch in der nächsten Legislaturperiode<br />

weiterzuführen, um zu neuen Akzenten zu kommen.<br />

Auf den ersten Blick erscheint eine Subventionierung der Popkultur abwegig.<br />

Das ist doch eigentlich ein Bereich, der von unten wächst und wuchert. Wo<br />

könnte eine Förderung da überhaupt ansetzen?<br />

Harald Wolf: Sicher wuchert und wächst Popkultur von unten, aber all<br />

das, was von unten wächst und wuchert, braucht möglicherweise an bestimmten<br />

Wegmarken eine finanzielle Unterstützung, damit es sich weiterentwickeln<br />

kann und das zarte Pflänzlein nicht abstirbt, sondern den<br />

nächsten Wachstumsschritt machen kann. Über die genauen Ansatzpunkte<br />

stehen wir am Anfang der Diskussion. Man wird vielleicht gar keine<br />

riesigen Summen brauchen, aber es ist wichtig, dass man ein Instrument<br />

hat, um Entwicklungen zu fördern. Diese Entwicklungen werden ja nicht<br />

künstlich geschaffen. Vielmehr braucht das, was gärt und wächst, hier<br />

und da noch einen Anschub, damit es den nächsten Wachstumsschritt<br />

machen kann. Dabei kann es aber nicht um eine flächendeckende Subventionierung<br />

gehen. Das wäre in der Tat absurd.<br />

Welche Größenordnung könnte eine solche Förderung haben?<br />

Harald Wolf: Man muss es anders herum diskutieren. Die Diskussion muss<br />

doch laufen: An welcher Stelle wird Unterstützung benötigt, was sind die<br />

sinnvollen Instrumente? Daraus leite ich dann eine Summe ab, die im Einklang<br />

mit den finanziellen Handlungsmöglichkeiten der Stadt <strong>Berlin</strong> stehen<br />

muss, statt einfach pauschal zu sagen, zehn Prozent von irgendwas. Wir<br />

sind noch nicht so weit, dass wir eine sinnvolle Summe nennen können.<br />

06 07<br />

Aus Veranstalterkreisen sind immer wieder Klagen über<br />

Schwierigkeiten mit den Bezirksämtern zu hören, wenn<br />

es um Genehmigungen geht. Was kann der Senat tun, um<br />

da zu vermitteln?<br />

Harald Wolf: Die Schwierigkeiten werden in der Regel<br />

nicht von den Bezirksämtern gemacht, sondern von<br />

der geltenden Rechtslage. Da gab es nun mal eine Verschärfung,<br />

was den Lärmschutz angeht. Wir arbeiten<br />

aber schon seit vielen Jahren eng mit der Club Commission<br />

zusammen. Wir versuchen auch, moderierend<br />

einzugreifen, wenn wir auf bestimmte Probleme angesprochen<br />

werden. Wir können den Erfolg zwar nicht<br />

garantieren, aber hin und wieder klappt es doch.<br />

Spielt es aus Sicht des Wirtschaftsenators eine Rolle,<br />

welche Inhalte und Musikstile gerade besonders angesagt<br />

sind?<br />

Harald Wolf: Wir legen uns da nicht fest. <strong>Berlin</strong> zeichnet<br />

sich ja gerade durch die Vielfältigkeit der Szene<br />

aus. Ich hätte zum Beispiel überhaupt nichts dagegen,<br />

wenn das Thema Klassik im Rahmen der <strong>Berlin</strong> Music<br />

Week eine größere Rolle spielen würde. Wir wollen die<br />

ganze Breite und Vielfalt. Es wäre der falsche Weg,<br />

sich auf der politischen Ebene auf eine Richtung festzulegen<br />

und die Marke <strong>Berlin</strong> damit einzuengen.<br />

Welche Zukunftsperspektiven hat die Musikstadt <strong>Berlin</strong>?<br />

Harald Wolf: Meine Zielsetzung ist, dass es uns gelingt,<br />

in <strong>Berlin</strong> bei aller positiven wirtschaftlichen<br />

Entwicklung genug Freiräume zu erhalten und Experimentierfelder<br />

zu schaffen, in denen sich Kreativität<br />

entwickeln kann, in denen Neues entsteht. Die Räume<br />

werden mittlerweile enger, Sie haben das Thema<br />

Lärmschutz schon angesprochen, und wir haben die<br />

Situation, dass experimentelle Räume mittlerweile<br />

dann auch Investoreninteressen zum Opfer fallen.<br />

Deshalb halte ich es für eine ganz wichtige Aufgabe,<br />

diese Räume für das gesamte Spektrum vom jungen<br />

Experimentalmusiker bis hin zum Major-Unternehmen<br />

offenzuhalten, damit es immer wieder neue Schübe<br />

und Entwicklungen geben kann. Wir wollen die Gärungsprozesse<br />

aufrecht erhalten, den experimentellen<br />

Charakter, für den <strong>Berlin</strong> auch international so geschätzt<br />

wird.

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