les alBuM „screaMadelica“ zwan- ziG JaHre nacH ... - Tip Berlin
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<strong>JaHre</strong> <strong>nacH</strong> dessen erscHeinen<br />
erscHeinen<br />
wieder koMPlett live sPielen<br />
Bobby Gil<strong>les</strong>pie kennt sich gut aus in <strong>Berlin</strong>. Seinen<br />
ersten Auftritt hatte er 1984 im Loft als Behelfsschlagzeuger<br />
von The Jesus & Mary Chain. Diese<br />
Band war damals das heißeste Ding in der Musikszene.<br />
Ihre Auftritte dauerten so lange wie eine Seite<br />
eines Vinylalbums, wurden von ohrenbetäubendem<br />
Verzerrerkrach zerfräst und waren überhaupt an<br />
aufregender Unangepasstheit nicht zu überbieten.<br />
Drei Jahre später weilte Gil<strong>les</strong>pie wieder in der Stadt,<br />
dieses Mal als Sänger seiner eigenen Band Primal<br />
Scream. Die hatte gerade ein braves, mit Klingelgitarreneinerlei<br />
bestücktes Debüt veröffentlicht, da<br />
dachte man sich nichts Böses. Aber der Schotte hatte<br />
so viel Alkohol intus, dass er sich kaum mehr auf den<br />
Beinen halten konnte. Das Bühnengebaren des hageren<br />
Kerls ließ erahnen, dass in ihm mehr Gefahrenpotenzial<br />
steckt, als er musikalisch vorgab. Es folgte<br />
aber noch ein Album mit traditionshörigem Gitarrenpop,<br />
das so hieß wie die Band. Damit war das Ende<br />
von Primal Scream eigentlich besiegelt, wie Gil<strong>les</strong>pie<br />
in diesem Jahr dem „New Musical Express“ erzählte:<br />
„1989 hatten wir als Band keine Perspektive. Auf unserem<br />
Label waren wir eine kümmerlich kleine Nummer.<br />
Der Chef unterstützte uns, wo er konnte – wir<br />
waren mit ihm aufgewachsen und durch Erlebnisse in<br />
Primal Scream<br />
Fr 9.9.<br />
auf dem <strong>Berlin</strong> Festival Flughafen Tempelhof<br />
der Punk-Ära zusammengewachsen, er liebte uns. Aber<br />
wir verkauften keine Platten. Niemand gab auch nur einen<br />
Pfifferling auf uns.“<br />
Immerhin enthielt das Album einen Song namens<br />
„I’m Losing More Than I’ll Ever Have“. Der gefiel dem<br />
damals unbekannten DJ Andrew Weatherall so gut, dass<br />
er einen Remix anbot. Heraus kam ein praktisch völlig<br />
neuer Track, der „Loaded“ getauft wurde. Trippige<br />
Dance-Beats, ein Hauch Soul und eine euphorische<br />
Grundstimmung – Primal Scream hatten ihren ersten<br />
Hit. Die Band entschied sich, genau da weiterzumachen.<br />
Die Woche wurde aufgegliedert. Von Dienstag bis<br />
Freitag arbeiteten die Schotten konzentriert im Studio.<br />
Die drei folgenden Nächte feierte man bis zum Umfallen.<br />
Der Montag war frei und diente der Ausnüchterung.<br />
Dadurch blieb die Band am Puls der Zeit, spürte sie,<br />
was draußen los war. Im Studio hörte man 13th Floor<br />
Elevators, Sly Stone, Dub-Reggae oder Mi<strong>les</strong> Davis –<br />
al<strong>les</strong>, was sich nach nicht formatierter Musik anhörte.<br />
Das Ergebnis war „Screamadelica“, eines der großen<br />
Alben der Neunziger. Mit ihm begann eine neue Zeitrechnung.<br />
Rock und elektronische Musik fanden nicht<br />
mehr in unterschiedlichen Welten statt, es kam zur<br />
Fusion. Jetzt, 20 Jahre später, erinnert man sich dieser<br />
epochalen Tat mit einer Jubiläumsedition. Primal<br />
Scream spielen das Album dazu komplett live, auch auf<br />
dem <strong>Berlin</strong> Festival. Ob sich der inzwischen verheiratete<br />
Gil<strong>les</strong>pie und seine Freunde besser im Griff haben<br />
als bei der Uraufführung von „Screamadelica“ im Metropol?<br />
Damals begann das Konzert mit zwei Stunden<br />
Verspätung. Die Band musste erst ausfindig gemacht<br />
werden. Man entdeckte sie fröhlich feiernd in einem<br />
irischen Pub um die Ecke ...<br />
Thomas Weiland<br />
Nach drei Jahren hat das Warten<br />
nun endlich ein Ende: Santigold,<br />
eine der interessantesten Frauen im<br />
Popgeschäft, wird beim <strong>Berlin</strong> Festival<br />
ihre neuen Songs vorstellen<br />
Wer die heißeste Sängerin der Welt ist? Santigold<br />
natürlich! Diese Nachricht verbreitete sich vor drei<br />
Jahren über die britische Presse, die ja immer schnell<br />
bei der Sache ist, wenn es um das Abfeiern von<br />
neuen Künstlern geht. Im Falle von Santigold legten<br />
sich die Inselredakteure des „New Musical Express“<br />
besonders ins Zeug. Zuerst wurde sie als „neue Königin<br />
des Pop“ hofiert, kurz danach war sie schon<br />
eine der 50 einflussreichsten Persönlichkeiten in der<br />
Musik. Ganz schön viel Vorschusslorbeeren auf einmal.<br />
Aber die Frau, die eigentlich Santi White heißt,<br />
hatte sich das Lob voll verdient. Das erste nach ihr<br />
benannte Album begeisterte mit einer erfrischend<br />
unkomplizierten Mischung aus New Wave, Pop, Ska,<br />
R&B und Rock. Das sahen nicht nur Kritiker so, sondern<br />
auch die Kollegen Björk, M.I.A. und sogar der<br />
sonst so traditionell ausgerichtete Paul Weller.<br />
In der Szene war die in New York lebende Frau<br />
vorher schon länger bekannt. Um die Jahrtausendwende<br />
herum arbeitete sie als Künstlerrepräsentantin<br />
bei der Plattenfirma Epic Records. Den Schreibtischjob<br />
kündigte sie aber bald wieder, um Songs<br />
für das Album „How I Do“ der R&B-Kollegin Res aus<br />
dem Jahr 2001 zu schreiben. Eine eigene Band hatte<br />
White auch schon. Sie hieß Stiffed und versuchte<br />
sich an einem ähnlichen Stilmix wie Santigold heute.<br />
Damals etwas verfrüht, wie sich bald herausstellte.<br />
„Wir waren mit Verlaub gesagt nicht schlecht, hatten<br />
aber angesichts der konservativen Haltung der<br />
Musikindustrie von vornherein keine Chance. Wenn<br />
Plattenfirmen eine schwarze Frau sehen, wollen sie<br />
reinen R&B oder HipHop von ihr hören, nicht irgendetwas<br />
Seltsames mit Ska und Rock drin. Wir wurden<br />
bewusst ausgebremst“, erzählte White im Interview,<br />
30 31<br />
allerdings ohne Blick zurück im Zorn. Sie weiß, dass man sich Erfolg<br />
hart erarbeiten und dafür auch mal Hindernisse überwinden muss. „Ich<br />
habe eine Menge wichtiger Erfahrungen gemacht und möchte keine<br />
davon missen. Jetzt hat die Musikindustrie ohnehin nicht mehr so viel<br />
Macht und muss mitansehen, wie sich die Hörer ihre eigene Meinung<br />
bilden. Und siehe da: Die Fans kümmern sich nicht darum, wie ich aussehe<br />
und welche Musik ich mache. Wenn sich für sie etwas gut anhört,<br />
unterstützen sie es unabhängig von allen Oberflächlichkeiten.“<br />
Das al<strong>les</strong> ist inzwischen drei Jahre her. Seitdem hat man nicht mehr<br />
viel von Santigold gehört. Vor einem Jahr machte das Gerücht die Runde,<br />
es könnte ein neues Album erscheinen, aber bis heute gibt es<br />
keinen konkreten Veröffentlichungszeitpunkt. Im Frühjahr war ihr Name<br />
auf dem neuesten Album der Beastie Boys zu <strong>les</strong>en. Sie ist Gastinterpretin<br />
beim Song „Don’t Play No Game That I Can’t Win“. Ihr Auftritt<br />
beim <strong>Berlin</strong>-Festival deutet an, dass der lang erwartete Nachfolger ihres<br />
überragenden Debüts aber nun doch bald vor der Tür steht. Dann<br />
wird sich zeigen, ob die Königin ihren Thron verteidigen kann. Zuzutrauen<br />
ist es ihr absolut.<br />
Thomas Weiland<br />
Santigold<br />
Fr 9.9.<br />
auf dem <strong>Berlin</strong> Festival Flughafen Tempelhof