K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology
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Energieinnovation 2006 61<br />
3.2.2 „Die aktuelle und zukünftige Bedeutung der<br />
Erdgasversorgung in Europa“<br />
Nicole Cadek*, Udo Bachhiesl<br />
(TU <strong>Graz</strong>/Institut für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation) 1<br />
Aktueller St<strong>an</strong>d<br />
Durch den steigenden Erdgaskonsum in Europa und die schwindenden europäischen Erdgasreserven<br />
ist es notwendig, nicht nur die bestehende Erdgasinfrastruktur aufrecht zu erhalten und zusätzliche<br />
Tr<strong>an</strong>sportinfrastruktur zu schaffen, sondern auch umfassende Vereinbarungen beim Tr<strong>an</strong>sport von<br />
Erdgas zu treffen. Der Bezug von Erdgas verl<strong>an</strong>gt über eine nationale Regelung hinaus einheitliche<br />
Rahmenbedingungen auf Ebene der Europäischen Union. Durch den steigenden Import<strong>an</strong>teil aus<br />
Regionen außerhalb der EU besteht H<strong>an</strong>del<strong>sb</strong>edarf über die Grenzen der Europäischen Union hinaus.<br />
Folgende Aussagen über die aktuelle Situation am europäischen Erdgasmarkt sind zusammenfassend<br />
zu treffen:<br />
• Erdgasimport zu vier Fünftel per Pipeline<br />
• prognostizierter Anstieg der Importabhängigkeit<br />
• Konzentration großer Anbieter, kaum Ch<strong>an</strong>cen auf eine Etablierung für neue Anbieter<br />
Die Importsituation der europäischen Länder variiert sehr stark, wobei der Tr<strong>an</strong>sport per Pipeline bei<br />
weitem überwiegt. Durch das Schwinden der europäischen Erdgasreserven wird die Importabhängigkeit<br />
weiter steigen. Um der steigenden Importabhängigkeit entgegen zu wirken wird stärker in<br />
europäische Lagerstätten und neue Bezugsquellen außerhalb Europas investiert. Bei den<br />
Marktteilnehmern ist ein Trend zur Vertikalen Integration zu bemerken, wodurch der Wettbewerb am<br />
Markt stärker werden wird. Die vorwiegend üblichen l<strong>an</strong>gfristigen Lieferverträge der am Markt<br />
etablierten Unternehmen verschärfen die Wettbewerbssituation zusätzlich.<br />
Verbesserungen<br />
Eine vollständige Implementierung der Erdgasrichtlinie 2003/55/EC ist bis 2007 vorgesehen, wodurch<br />
alle Marktteilnehmer freien Zug<strong>an</strong>g entl<strong>an</strong>g der Wertschöpfungskette gar<strong>an</strong>tiert wird. Ein weiteres Ziel<br />
ist die Erhöhung der am Spotmarkt geh<strong>an</strong>delten Erdgasmengen, sowie der Schaffung eines LNG-<br />
Spotmarktes. Durch den Mengenausgleich auf Spotmärkten und eine sinnvolle Kombination von kurzund<br />
l<strong>an</strong>gfristigen Verträgen soll den Endkunden ein stabiler und kalkulierbarer Erdgaspreis verrechnet<br />
werden können. Erdgasspeicher unterstützen die Versorgungssicherheit und wirken sich positiv auf<br />
den Erdgash<strong>an</strong>del aus. Die Notwendigkeit für den Speicherau<strong>sb</strong>au wurde von der Europäischen<br />
Union erk<strong>an</strong>nt, weshalb diverse neue Speicher bzw. Speicherau<strong>sb</strong>auten unterstützt werden.<br />
Verbesserungen am europäischen Erdgasmarkt zielen vor allem auf folgende Bereiche:<br />
• Freier Zug<strong>an</strong>g zu allen Bereichen entl<strong>an</strong>g der Wertschöpfungskette<br />
• Etablieren eines Erdgas-Spotmarktes<br />
• Stabiler und kalkulierbarer Erdgaspreis für Endkunden<br />
Die regulierenden Maßnahmen der Europäischen Union werden im Bewusstsein einer notwendigen<br />
Diversifikation der Bezugsquellen und mit dem Hauptaugenmerk auf die Erdgasversorgungssicherheit<br />
getr<strong>of</strong>fen.<br />
1 Technische Universität <strong>Graz</strong>, Institut für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation;<br />
Inffeldgasse 18, 8010 <strong>Graz</strong>; Tel: +43 (0) 316 873 7900, Fax: Tel: +43 (0) 316 873 7910;<br />
e-mail: nicole.cadek@uni-graz.at, Url: www.IEE.TU<strong>Graz</strong>.at;