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K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology

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Energieinnovation 2006 59<br />

3.1.5 „Divergierende regulatorische, politische, ökologische und<br />

ökonomische Rahmenbedingungen als Risiken notwendiger<br />

Investitionsentscheidungen in der Energiewirtschaft“<br />

Dieter Meyer, Gerhard Christiner (Verbund – APG) 1<br />

Die leitungsgebundene Energiewirtschaft in Österreich sowie in Europa erlebt seit Beginn der<br />

Liberalisierung einen massiven Veränderungsprozeß. Es h<strong>an</strong>delt sich dabei nicht bloß um ein<br />

l<strong>an</strong>gsames Abgehen bzw. Verändern von bestehenden Regeln, sondern um einen grundlegenden<br />

Paradigmenwechsel, welcher kurzfristig sowohl für die Akteure, also die Energiewirtschaft selbst,<br />

sondern auch für die Energiepolitik und somit die Nationalstaaten bzw. die Europäische Union eine<br />

große Herausforderung schafft.<br />

Der liberalisierte Markt erfordert insgesamt eine Vielzahl neuer Spielregeln, damit Erzeuger,<br />

Netzbetreiber, Händler sowie Kunden in Interaktion treten können, wobei gleichzeitig die<br />

Systemstabilität gewährleistet bleiben muß. Von politischer Seite sind dazu vor allem saubere und<br />

klare Spielregeln bzw. ein gesicherter Ordnungsrahmen zu schaffen, welcher den Akteuren ein<br />

möglichst marktwirtschaftliches Agieren ermöglicht. Die Frage inwieweit hier der Staat regulierend<br />

eingreifen soll bzw. muß gilt es „ständig neu“ zu hinterfragen.<br />

Bei der Regulierung des Netzbereichs geht es primär darum, den Marktakteuren einen ungehinderten,<br />

kostengünstigen Zug<strong>an</strong>g zum Strommarkt zu ermöglichen. Hier erscheint der Zug<strong>an</strong>g über<br />

<strong>an</strong>reizorientierte Regulierungs<strong>an</strong>sätze mit längerfristigen Regulierungsperioden besser geeignet<br />

entsprechende Effizienzpotentiale bei Netzbetreibern zu heben, als dies bei der Kostenregulierung der<br />

Fall ist. Zusätzlich müßte dieser Zug<strong>an</strong>g die Möglichkeit sicherstellen, mit einer „schl<strong>an</strong>ken“<br />

Regulierung<strong>sb</strong>ehörde das Ausl<strong>an</strong>gen zu finden. Derzeit besteht die Gefahr der Überregulierung, was<br />

sowohl auf die Marktentwicklung, aber auch auf die Investition<strong>sb</strong>ereitschaft der Netzbetreiber<br />

hemmend wirkt.<br />

Mit der Abschaffung der Versorgungsmonopole gilt im Energiesektor das Prinzip des Wettbewerbs,<br />

wobei sich die Preise ausschließlich über den Markt bilden. Bestehende Kraftwerke stehen mit Ihren<br />

Grenzkosten im Wettbewerb, wobei sich die Frage auftut, inwieweit hinreichende Anreize entstehen,<br />

rechtzeitig in neue Kraftwerke und Netz<strong>an</strong>lagen zu investieren. Derzeit sind bereits – wenn auch<br />

kurzfristige – massive Preisausschläge zu bemerken, welche auch den Neubau von Kraftwerken<br />

wieder rechtfertigen würden. Investitionsentscheidungen im Energiesektor sind jedoch im Vergleich zu<br />

<strong>an</strong>deren Industriesektoren sehr kapitalintensiv und ergeben weiters eine sehr l<strong>an</strong>gfristige<br />

Kapitalbindung. Die damit einhergehende l<strong>an</strong>gfristige Amortisationsdauer der Anlagen stellt <strong>an</strong> die<br />

betriebswirtschaftliche Kalkulation mit der Auswahl risikogerechter Kalkulationszinssätze unter<br />

Berücksichtigung der Marktentwicklung sehr hohe Anforderungen.<br />

Zusätzliche Risiken ergeben sich, wenn der Staat in den Erzeugungsmarkt eingreift und bestimmte<br />

Erzeugungsoptionen mit Vorr<strong>an</strong>g ausstattet wie dies derzeit in Österreich aber auch großen Teilen<br />

Europas der Fall ist. So wird die Erzeugung aus erneuerbaren Energieträgern sowie Kraft Wärme<br />

Kopplung explizit gefördert. Andererseits lässt die gepl<strong>an</strong>te Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie<br />

wesentliche Einbusen in der Erzeugung aus bereits bestehenden Wasserkraftwerken erkennen. Hier<br />

ist neben der Frage eines zukünftigen , eher wettbewerblich ausgestalteten Fördermodells auch der<br />

volkswirtschaftliche Nutzen der bestehenden Modelle zu hinterfragen.<br />

Es ist heute unbestritten, dass in den kommenden Jahren umf<strong>an</strong>greiche Investitionen in den<br />

Kraftwerkspark als auch die europäischen Netze zu tätigen sein werden. Die Stabilität bzw. die<br />

Kalkulierbarkeit der regulatorischen, politischen, ökologischen und ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen sind in der Risikobetrachtung für Investitionsentscheidungen wesentliche<br />

Entscheidungsvariablen. Unklare Rahmenbedingungen in den gen<strong>an</strong>nten Bereichen wie sie heute in<br />

Österreich sehr stark ausgeprägt sind, erschweren bzw. verhindern gepl<strong>an</strong>te und bereits dringend<br />

notwendige Investitionen.<br />

1 VERBUND - Austri<strong>an</strong> Power Grid AG;<br />

1010 Wien, Am H<strong>of</strong> 6a; e-mail: Dieter.Meyer@verbund.at, Url: http://www.apg.at;

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