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K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology

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Energieinnovation 2006 45<br />

2.2.2 „Einfluss von CO 2 -Obergrenzen auf die Stromerzeugung in<br />

Osteuropa“<br />

John Sinner, Michael Haslinger, Christine Materazzi-Wagner (Verbundpl<strong>an</strong>) 1<br />

Seit 1.J<strong>an</strong>uar 2005 besteht das EU Emissionsh<strong>an</strong>delssystem (EU ETS), welches auf sektorspezifische<br />

Obergrenzen für CO 2 Emissionen basiert. EU-Mitgliedstaaten haben nationale Allokationspläne<br />

(NAPs) erarbeitet, welche Emissionsallokationen unter Industriesektoren aufteilen, und betr<strong>of</strong>fenen<br />

Industriebetrieben europaweit h<strong>an</strong>delbare Emissionszertifikate ausstellen. Die Allokationen basieren<br />

auf den Emissionsverminderungen zu welchen sich die Staaten unter dem Kyoto Protokoll verpflichtet<br />

haben. Durch ihre europaweite H<strong>an</strong>delbarkeit erhalten Emissionszertifikate einen Wert, der die Aktivitätskosten<br />

der verschiedenen Sektoren beeinflusst. Durch die Homogenität des CO2 Marktes beeinflusst<br />

das EU ETS Entscheidungen in den betr<strong>of</strong>fenen Sektoren sowohl in West- als auch in<br />

Osteuropa.<br />

Neue EU Mitgliedstaaten in Osteuropa haben in der Regel weniger strenge Reduktionsverpflichtungen<br />

im Rahmen des Kyoto Protokolls, wodurch die jeweiligen Regierungen geneigt sind, großzügigere<br />

Mengen von Emissionszertifikaten zuzuteilen.<br />

Nach ersten Beobachtungen scheint die Durchführung von CO 2 -Kosten zum Strompreis in osteuropäischen<br />

Ländern bis dato weit unter hundert Prozent zu liegen.<br />

Es scheint, dass viele westeuropäische Staaten ihre Kyoto Emissionsziele nicht alleine durch<br />

nationale Maßnahmen erreichen werden. Durch die bestehende Nachfrage <strong>an</strong> Zertifikaten in Westeuropa<br />

wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit ein konst<strong>an</strong>ter Fluss von Zertifikaten von Ost- nach<br />

Westeuropa bilden.<br />

Mittelfristig ist mit zunehmendem Druck auch auf die osteuropäische Industrie und Energiewirtschaft<br />

im Hinblick auf CO 2 Effizienz zu rechnen. Eine mögliche Beschleunigung könnte sogar noch dadurch<br />

eintreten, dass mittlerweile in den westeuropäischen Ländern <strong>of</strong>fen die Möglichkeit einer<br />

Benchmarkregelung als Basis für die Allokation von Emissionszertifikaten diskutiert wird.<br />

Im Allgemeinen k<strong>an</strong>n durch die zu erwartende Reduktion der Allokationsmenge und den<br />

abnehmenden Möglichkeiten zur Implementierung von Effizienzmaßnahmen auf der Angebotsseite<br />

von einem tendenziell steigendem CO 2 Preis ausgeg<strong>an</strong>gen werden.<br />

Der volle Durchschlag von CO 2 in diesen Märkten würde fast zu einer Verdoppelung von Marktpreisen<br />

führen.<br />

In einem voll liberalisierten Markt würde eine solche Entwicklung Preissignale setzen, bestehende<br />

Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen und frühzeitig durch neue, weniger CO 2 -intensive Kraftwerke zu<br />

ersetzen. Also Optionen bieten hier in erster Linie Erdgaskraftwerke, Atomkraftwerke und erneuerbare<br />

Energien <strong>an</strong>.<br />

Dem Argument der Wirtschaftlichkeit gegenüber stehen soziale Berücksichtigungen. Schließung von<br />

Kohlekraftwerken bedeutete verminderte Nachfrage <strong>an</strong> einheimischer Kohle, was wiederum zu<br />

erhöhter Arbeitslosigkeit führen könnte.<br />

Um die politischen Konsequenzen eines vollen Durchschlags von CO 2 Preisen auf Strommärkte<br />

mittelfristig zu mindern sind als Überg<strong>an</strong>gslösung regulatorische Eingriffe in diese Märkte durchaus<br />

nicht von der H<strong>an</strong>d zu weisen, zum Beispiel in der Form eines maximal erlaubten Prozentsatzes der<br />

Durchführung von CO 2 Kosten auf Strompreise.<br />

Solche Eingriffe mögen zwar teilweise im Konflikt mit Liberalisierungsprozessen stehen, sind aber als<br />

Überg<strong>an</strong>gslösungen sicher der Alternative zu bevorzugen, einheimische Kohleerzeugung direkt zu<br />

fördern, da diese in direkten Konflikt mit sowohl der EU-Wettbewerbspolitik steht, und auch l<strong>an</strong>gfristig<br />

den Zielen der Klimaschutzpolitik schaden würde.<br />

Aus derzeitiger Sicht wird dieser Trend mindestens bis 2012, dem Ende der Kyoto Verpflichtungsperiode<br />

und der zweiten Phase des EUETS <strong>an</strong>halten, bzw. im Falle einer Kyoto Nachfolgeregelung bis<br />

zu dem Zeitpunkt, <strong>an</strong> dem die osteuropäischen Staaten einen vergleichbaren Industrialisierungsgrad<br />

erreicht haben.<br />

1 Verbundpl<strong>an</strong> GmbH, Laaer-Berg-Strasse 43, A-1100 Wien; Tel: +43 50313 54896,<br />

Fax: +43 50313 165; e-mail: john.sinner@verbundpl<strong>an</strong>.at, Url: www.verbundpl<strong>an</strong>.com;

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