24.01.2015 Aufrufe

K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology

K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology

K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Energieinnovation 2006 41<br />

2.1.2 „Wirtschaftliche Betrachtung der CO 2 -Abspaltung bei fossilen<br />

Kraftwerken“<br />

Matthias Kummer (Austri<strong>an</strong> Energy & Environment AG) 1<br />

Zwei Drittel der weltweiten Stromerzeugung werden durch fossile Brennst<strong>of</strong>fe gedeckt. Die<br />

Überalterung von bestehenden Anlagen zur Energieerzeugung sowie der stetig steigende<br />

Energiebedarf machen umf<strong>an</strong>greiche Investitionen vor allem in den europäischen Kraftwerkspark<br />

notwendig. In der EU werden für die nächsten 15 bis 20 Jahre ein Zusatzbedarf <strong>an</strong><br />

Kraftwerkskapazität von 100 GW und ein Ersatzbedarf von 200 GW erwartet. Die Energiepolitik steht<br />

neben dem steigenden Energiebedarf vor weiteren teils globalen Herausforderungen. Anf<strong>an</strong>g 2005 ist<br />

das Kyoto-Protokoll in Kraft getreten, worin sich die EU verpflichtet hat, ihre Treibhausgas-Emissionen<br />

während der Jahre 2008 bis 2012 um acht Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu verringern.<br />

Auch der weiterhin hohe Grad <strong>an</strong> Luftverschmutzung durch unbeh<strong>an</strong>delte Abgase in den neuen bzw.<br />

zukünftigen Mitgliedsländern ist ein Thema, dem m<strong>an</strong> sich stellen muss.<br />

H<strong>an</strong>dlung<strong>sb</strong>edarf besteht vor allem in der Entwicklung neuer Technologien, welche hinsichtlich<br />

Wirkungsgrad, Umweltverträglichkeit und Zuverlässigkeit Maßstäbe in der Energiebereitstellung<br />

setzen. Erneuerbaren Energieträgern gehört mit Sicherheit die Zukunft, jedoch sind konventionelle<br />

Kraftwerke mit ihren relativ niedrigen Energieerzeugungskosten in absehbarer Zeit nicht vollständig zu<br />

ersetzen. Aus diesen Gründen setzt die weltweite Forschung und Entwicklung vermehrt auf Konzepte,<br />

um den Kohlendioxid-Ausstoß bei der Verfeuerung fossiler Brennst<strong>of</strong>fe zu verringern bzw. zu<br />

vermeiden. Es gibt drei technische Lösungs<strong>an</strong>sätze, welche als Erfolg versprechend gelten. Zum<br />

einen könnte das gesamte Verbrennungsgas nach der Verbrennung komprimiert und eingelagert<br />

werden. Eine <strong>an</strong>dere Möglichkeit wäre, das Kohlendioxid schon vor der Verbrennung durch chemische<br />

Reaktionen vom Brennst<strong>of</strong>f zu trennen. Ein drittes Verfahren zielt darauf ab, die Verbrennung mit<br />

reinem Sauerst<strong>of</strong>f statt mit Luft durchzuführen. Der hohe Stickst<strong>of</strong>fgehalt der Abgase wird dadurch<br />

deutlich verringert. Übrig bleibt ein sehr hoher Anteil <strong>an</strong> Kohlendioxid, welches d<strong>an</strong>n nur noch<br />

verdichtet und verwertet werden muss.<br />

Bei all diesen Ansätzen zur CO 2 -Trennung ist m<strong>an</strong> im Weiteren mit der Frage konfrontiert, wie<br />

Tr<strong>an</strong>sport und Endlagerung/Speicherung des Kohlendioxids kostengünstig gewährleistet werden<br />

können. Dabei werden mehrere Möglichkeiten in Betracht gezogen. Als wahrscheinlichste Vari<strong>an</strong>ten<br />

des Tr<strong>an</strong>sportes gelten dabei unterirdisch verlegte Pipelines sowie CO 2 -T<strong>an</strong>ker. Hinsichtlich<br />

Endlagerung des Treibhausgases werden die geologische Speicherung und die oze<strong>an</strong>ische<br />

Speicherung als zukunftsträchtige Möglichkeiten eingeschätzt. Eine sehr weit erprobte und<br />

gewinnbringende Verwendung des Kohlendioxids ist „Enh<strong>an</strong>ced Oil Recovery“ (EOR), ein Verfahren,<br />

bei dem das CO 2 zur Erhöhung der Förderrate ins Erdölfeld gepresst wird.<br />

Die Tatsache, dass durch diese neuen Technologien mit Wirkungsgradeinbußen zu rechnen ist, führt<br />

beim Bau und Betrieb von fossilen Kraftwerken zu teils beträchtlichen Mehrkosten. Höhere<br />

Energieerzeugungskosten schlagen sich wiederum auf den Verbraucherpreis nieder. Um Aussagen<br />

bzw. Vergleiche über die Wirtschaftlichkeit von fossilen Kraftwerken mit CO 2 -Abscheidung treffen zu<br />

können, werden die zusätzlich <strong>an</strong>fallenden Kosten auf bestimmte Größen wie erzeugte Energie (kWh)<br />

oder abgeschiedene/vermiedene CO 2 -Mengen bezogen. Eine unumgängliche Voraussetzung, dass<br />

diese Anlagen, abgesehen von der Kombination mit EOR, konkurrenzfähig betrieben werden können,<br />

ist ein funktionierender H<strong>an</strong>del mit CO 2 -Emissionszertifikaten bzw. ein entsprechender Marktpreis für<br />

eine Tonne <strong>an</strong> Kohlendioxid. Ausreichend hohe Erlöse zur Deckung der Kosten sind erst d<strong>an</strong>n<br />

vorh<strong>an</strong>den, wenn der Preis für eine Tonne CO 2 zumindest den Wert von 25 Euro erreicht hat. Laut<br />

Ansicht vieler Experten könnten die ersten kommerziellen Kraftwerke mit einer Abscheidung des<br />

Kohlendioxids bereits um das Jahr 2020 in Betrieb gehen.<br />

1 Austri<strong>an</strong> Energy & Environment AG; Waagner-Biro-Platz 1, A-8074 Raaba/<strong>Graz</strong><br />

Tel.: +43/316/501-442, Fax: +43/316/501-750, Matthias.Kummer@aee.co.at, www.aee.co.at;

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!