K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology
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Energieinnovation 2006 17<br />
Parabolrinnenkraftwerke in der Mojave-Wüste im Einsatz. Das sind jedoch große, menschenleere<br />
Wüstengebiete, die in Europa nicht zu finden sind.<br />
Was den Au<strong>sb</strong>au der Windkraft betrifft, sind Deutschl<strong>an</strong>d, Sp<strong>an</strong>ien und Dänemark mit gemeinsam fast<br />
2/3 der heutigen weltweiten Stromerzeugung aus Windkraft<strong>an</strong>lagen auch technologisch führend. In<br />
Österreich sind derzeit etwas über 150 MW ausgebaut, dies scheint aber - m<strong>an</strong>gels Wind in vielen<br />
Gegenden - nicht beliebig steigerbar.<br />
In einem Überblick über die Stromversorgung der Zukunft die Entwicklungen im sogen<strong>an</strong>nten<br />
konventionellen Bereich zu vergessen, wäre weniger als die halbe Wahrheit. Als erstes ist dabei auf<br />
die höchst effiziente aber gar nicht neue Kraft-Wärme-Kopplung hinzuweisen, die aber durch den<br />
Kostendruck der Strommarktliberalisierung gelitten hat. Die Integration einer Absorptionswärmepumpe<br />
führt zukünftig zu einer Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung.<br />
An Innovationen der konventionellen Kraftwerkstechnologie wird Österreich wegen der geringen<br />
Anzahl zu investierender Einheiten nur passiv teilnehmen können.<br />
Kennzeichen der Entwicklung jeglicher Kraftwerkstechnologien ist heute auf Grund des Marktdruckes<br />
der Liberalisierung die strikte Eingrenzung auf schnell amortisierte und risikolose Innovationen.<br />
Ins<strong>of</strong>ern besteht ein Innovationspotenzial eher im Upgrading von bestehenden Technologien auf<br />
höhere Dampftemperaturen und Drücke, unter Beibehaltung bek<strong>an</strong>nter Ausführungsdetails.<br />
Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit CO 2 -Sequestrierungsverfahren gibt es besonders in Deutschl<strong>an</strong>d sehr große<br />
Entwicklungsvorhaben. Aus kommerziellen Gründen ist davon wohl der Oxifuel-Technologie die beste<br />
Zukunftsprognose zu stellen. Die das Konzept abrundende Untertagedeponierung von CO 2 dürfte<br />
jedoch auf Akzept<strong>an</strong>zprobleme stoßen. Dass sie großtechnisch machbar ist, beweisen bereits<br />
ausgeführte und problemlos arbeitende Anlagen <strong>an</strong> Ölbohrplattformen. Da der Tr<strong>an</strong>sport des Abfall-<br />
CO 2 über weite Strecken jedoch kaum wirtschaftlich sein dürfte, können Kraftwerks<strong>an</strong>lagen d<strong>an</strong>n nur<br />
in der Nähe geologischer Speicher errichtet werden.<br />
Für eine nachhaltige österreichische Stromversorgung mit Horizont 2020 und den daraus folgenden<br />
Innovation<strong>sb</strong>edarf lassen sich damit folgende grobe Schlussfolgerungen ziehen:<br />
• Sparpotenziale sollten es ermöglichen, den Stromverbrauch nicht weiter steigen zu lassen.<br />
Kraft-Wärme-Kopplung und Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung sind trotz der Benachteiligungen im<br />
liberalisierten Strommarkt wo immer möglich zu fördern. Innovation<strong>sb</strong>edarf könnte in<br />
kostensparender Modularisierung bestehen.<br />
• Wasserkraft sollte wo überall möglich weiter ausgebaut werden. Durch jahreszeitliches<br />
Ausein<strong>an</strong>derklaffen von Wasser<strong>an</strong>gebot und Strombedarf werden <strong>an</strong>gesichts hoher<br />
Spotmarktpreise Innovationen in Speichertechnologien wieder sinnvoller (z.B. bessere Pump-<br />
Wirkungsgrade).<br />
• Ein Mix aus etwa ¾ Wasserkraft und ¼ Biomasseverbrennung bzw –vergasung kön-nte<br />
l<strong>an</strong>gfristig das Rückgrat einer nachhaltigen österreichischen Stromversorgung darstellen.<br />
Verbrennungs- und Vergasungstechnologien für Biomasse sind erprobt oder bedürfen nur<br />
eines restlichen Anschubes zur Markteinführung. Kostengünstige Brennst<strong>of</strong>flogistik wäre<br />
dagegen ein wesentlicher Innovations-Nachholbedarf.<br />
• Um Biomasse im notwendigen großen Maßstab einsetzen zu können, ist eine radikale<br />
Umstellung der Flächennutzung auf Energiel<strong>an</strong>dwirtschaft von Nöten.<br />
• Zur Stromerzeugung bleiben trotz laufender Verbesserungen auch mittelfristig in Österreich<br />
Sonnenenergie, Biogas, Geothermie und Windkraft qu<strong>an</strong>titativ gesehen nur lokale<br />
R<strong>an</strong>derscheinungen.<br />
• Bei „konventioneller“ Stromerzeugung aus Kohle oder Erdgas ist neben konsequenter<br />
Fernwärmeauskoppelung auf die demnächst praktikablen hohen Dampfparameter<br />
hinzuarbeiten, um den Wirkungsgrad <strong>an</strong> die technischen Grenzen zu treiben. Ob Kraftwerke<br />
mit CO 2 -Anreicherung und Sequestrierung in Österreich richtig am Platz sind, ist zu<br />
diskutieren; es dürfte wahrscheinlich um vieles sinnvoller sein, freie unterirdische<br />
Gasspeichervolumina nicht für CO 2 , sondern zur Zwischenspeicherung von Erdgas zu nutzen,<br />
wie die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine beweisen.<br />
• Statt von einer weit entfernten Wasserst<strong>of</strong>fwirtschaft zu träumen, wäre es naheliegender,<br />
intensive Entwicklungsarbeit in Biosprit und Fischer-Tropsch-Diesel (Biodiesel) als<br />
Energieträger bzw. -speicher zu stecken.