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K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology

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Energieinnovation 2006 7<br />

1.1.4<br />

„Die Zukunft der Stromversorgung in Europa:<br />

’Freier’ Wettbewerb oder Private Pl<strong>an</strong>wirtschaft“<br />

Reinhard Haas, Christi<strong>an</strong> Redl, H<strong>an</strong>s Auer, Thomas Faber (TU-<br />

Wien/Energy Economics Group) 1<br />

1. Motivation und zentrale Fragestellung<br />

Die Liberalisierung der Strommärkte befindet sich in einer Sackgasse. Zumindest auf dem<br />

europäischen Festl<strong>an</strong>d kennzeichnet ein akuter M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Wettbewerb den „freien“ Strommarkt.<br />

Begleitet wird dies durch eine nach wie vor ras<strong>an</strong>t zunehmende Konzentration der Marktmacht in der<br />

H<strong>an</strong>d von wenigen Spielern. Parallel dazu steigt der Verbrauch kontinuierlich während die verfügbaren<br />

Erzeugungskapazitäten tendenziell abnehmen. Es zeichnet sich ab, dass ab ca. 2008 unter Beibehalt<br />

der derzeitigen Entwicklung deutliche Engpässe auftreten werden.<br />

Für die Stromversorger allerdings, die in den letzten Jahren beträchtliche Gewinne eingefahren haben,<br />

wird die Situation in den nächsten Jahren vorteilhaft bleiben: Neben den zu erwartenden weiteren<br />

„windfall pr<strong>of</strong>its“ aus dem CO2-Emissionsh<strong>an</strong>del zeichnen sich aufgrund der zunehmend enger<br />

werdenden Schere zwischen Erzeugungskapazitäten und Nachfrage weiter steigende Gewinne aus<br />

dem konventionellen Stromverkauf ab.<br />

In diesem Beitrag wird die Frage der zukünftigen Unternehmensstrategien der großen Spieler<br />

untersucht/diskutiert. Die <strong>of</strong>fene Frage lautet: Wird es in Bezug auf neue Kapazitäten endlich zu<br />

Wettbewerb kommen oder wird es pl<strong>an</strong>ende Absprachen zwischen den großen Spielern geben, die<br />

vor allem auch „Boom&Bust-cycles“ verhindern sollen.<br />

Im Detail werden die folgenden Fragen diskutiert:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Werden es die Stromerzeuger riskieren, auf Monopolpreise zuzusteuern<br />

Werden sie merkliche Engpässe bei den Kraftwerkskapazitäten riskieren<br />

Welche Perspektiven gibt es daraus für die Preisentwicklung<br />

Welche H<strong>an</strong>dlungsoptionen haben die EU bzw. die nationalen Regierungen/<br />

Regulierung<strong>sb</strong>ehörden<br />

2. Strategien der Stromerzeuger und des Regulators<br />

Aus der Sicht der Stromerzeuger gibt es prinzipiell die folgenden drei möglichen Entwicklungen des<br />

derzeit „freien“ Markts (d.h. ohne preisregulierende Eingriffe der Regulierung<strong>sb</strong>ehörde im Bereich der<br />

Stromaufbringung):<br />

a) ein Wettbewerbsmarkt: es ist derzeit kein Weg zu erkennen, der in der EU-25 oder auch nur in<br />

Teilmärkten zu verstärktem Wettbewerb führen soll. Vor allem gibt es auch keine Indizes<br />

darauf, dass die EU- Wettbewerbskommission Maßnahmen gegen die grossen europäischen<br />

Player wie EdF, E-ON, Vattenfall, RWE, ENDESA einleiten wird, um deren Kraftwerkskapazitäten<br />

zu verringern und auf mehrere Spieler aufzuteilen; diversifizieren wirklich Grossen<br />

einleiten um effektiven Wettbewerb zu gewährleisten und damit Wettbewerb einzuläuten;<br />

Dieses Argument wird begünstigt durch knappe Übertragungskapazitäten und geringe Anteile<br />

<strong>an</strong> dezentraler – von den Oligopolisten nicht kontrollierter – Erzeugung.<br />

b) ein aggressiver Oligopolmarkt, in dem die Stromerzeuger ihre Marktmacht in kurzsichtiger<br />

Gewinnmaximierungsstrategie bei jeder Gelegenheit einsetzen (Beispiel CA 2000) und wo die<br />

Unternehmen keine Konfrontation mit der Politik, der Öffentlichkeit und den Medien scheuen;<br />

Dies birgt für die Unternehmen allerdings die Gefahr, dass die Kuh, die gemolken wird, nicht<br />

l<strong>an</strong>ge überlebt: Neben der sinkenden Reputation der Unternehmen in der Bevölkerung (vgl.<br />

derzeit vor allem die Stimmung der Verbraucherverbände in Deutschl<strong>an</strong>d) könnten<br />

Gerichtsprozesse wegen Mis<strong>sb</strong>rauch von Marktmacht wie in CA 2000 das effektive Ergebnis<br />

stark schmälern;<br />

1 Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft, TU Wien, Gusshausstrasse 27-29/373-2,<br />

1040 Wien, Tel. ++43-1-58801-37352, Fax. ++43-1-58801-37397;<br />

e-mail: Reinhard.Haas@tuwien.ac.at;

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