K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology
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Energieinnovation 2006 167<br />
6.3.4 „Kraft-Wärme-Kopplung auf Basis fester Biomasse mittels<br />
ORC-Technologie - Demonstrationsprojekt Lienz"<br />
Erwin Reisenh<strong>of</strong>er, Peter Thonh<strong>of</strong>er, Ingwald Obernberger<br />
(BIOS Bioenergiesysteme GmbH) 1<br />
Der ORC (Org<strong>an</strong>ic R<strong>an</strong>kine Cycle)-Prozess stellt für dezentrale Biomasse-Kraft-Wärme-<br />
Kopplungs<strong>an</strong>lagen (Biomasse-KWK-Anlagen) eine technisch und wirtschaftlich interess<strong>an</strong>te<br />
Technologie dar. Die ORC-Technologie basiert auf dem R<strong>an</strong>kine Prozess mit dem Unterschied, dass<br />
<strong>an</strong>stelle von Wasser ein org<strong>an</strong>isches Arbeitsmittel verwendet wird. Im Rahmen eines europäischen<br />
Demonstrationsprojektes wurde eine für Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplungs<strong>an</strong>lagen speziell<br />
entwickelte ORC-Technologie mit einer elektrischen Nennleistung von 1.000 kW el im neu errichteten<br />
Biomasseheizkraftwerk Lienz realisiert. Diese Anlage ist seit Februar 2001 erfolgreich in Betrieb.<br />
Durch dieses Projekt sowie durch ein vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genes EU-Demonstrationsprojekt bei der<br />
Holzindustrie STIA in Admont (400 kW el Nennleistung, Inbetriebnahme 1999) ist ein Durchbruch der<br />
Stromerzeugung mittels Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplungs<strong>an</strong>lagen auf Basis der ORC-Technologie<br />
gelungen. In den letzten Jahren sind eine Vielzahl von ORC-Anlagen auf Biomassebasis in einem<br />
Leistung<strong>sb</strong>ereich zwischen 400 kW el und 1.500 kW el in Betrieb geg<strong>an</strong>gen (derzeit befinden sich in<br />
Österreich, Deutschl<strong>an</strong>d, Italien, Tschechien und der Schweiz bereits rund 20 Anlagen in Betrieb).<br />
Durch die ausgezeichnete Akzept<strong>an</strong>z der Fernwärmeversorgung mittels Biomasse-Kraft-Wärme-<br />
Kopplung in der Lienzer Öffentlichkeit und der hohen Anschlus<strong>sb</strong>ereitschaft <strong>an</strong> die Fernwärme wurde<br />
ein weiterer Au<strong>sb</strong>au des Fernwärmenetzes und damit verbunden die Erweiterung des Heizkraftwerkes<br />
möglich. Im Oktober 2005 wurde eine weitere ORC-Anlage mit einer Nennleistung von 1.500 kW el in<br />
Betrieb genommen. Die Erfahrungen aus der bestehenden Anlage führten weiters zur Installation<br />
eines 400 m³ Pufferspeichers, um die Lastspitzen aus dem Fernwärmenetz zu glätten, sowie zur<br />
Errichtung eines stationären Hackers und eines Rundholzlagerplatzes, um die Bereitstellung von<br />
Waldhackgut zu optimieren.<br />
Als Errichter- und Betreibergesellschaft fungiert die Stadtwärme Lienz Produktions- und Vertriebs-<br />
GmbH welche sich zu jeweils 48 % im Eigentum der Steirische Gas-Wärme GmbH (StGW) bzw. der<br />
TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG sowie zu 4 % im Eigentum der Stadt Lienz befindet. Die<br />
maschinentechnische Pl<strong>an</strong>ung der Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplungs<strong>an</strong>lagen auf ORC-Basis wurde<br />
von der BIOS BIOENERGIESYSTEME GmbH durchgeführt.<br />
Das Biomasseheizkraftwerk versorgt die Stadt Lienz mit Fernwärme (verkaufte Wärmemenge ca. 73<br />
GWh th pro Jahr nach Vollau<strong>sb</strong>au des Fernwärmenetzes). Der produzierte Strom (ca. 10,5 GWh el pro<br />
Jahr nach Vollau<strong>sb</strong>au des Fernwärmenetzes) wird in das örtliche Leitungsnetz eingespeist. Das<br />
ausgezeichnete Teillastverhalten der ORC-Anlagen ermöglicht es die Biomasse-Kraft-Wärme-<br />
Kopplungs<strong>an</strong>lage ausschließlich in wärmegeführter Fahrweise, und somit mit sehr hohem<br />
Gesamtwirkungsgrad, zu betreiben. Insgesamt sind im Biomasseheizkraftwerk Lienz drei<br />
Biomassefeuerungen, ein Thermoölkessel mit nachgeschalteten Thermoöl-Economiser mit einer<br />
Nennleistung von 6,5 MW th (zur thermischen Versorgung der 1.000 kW el ORC-Anlage) und ein<br />
Warmwasserkessel mit einer Nennleistung von 7,0 MW th in der Best<strong>an</strong>ds<strong>an</strong>lage sowie ein<br />
Thermoölkessel mit nachgeschalteten Thermoöl-Economiser mit einer Nennleistung von 8,7 MW th (zur<br />
thermischen Versorgung der 1.500 kW el ORC-Anlage) in der Neu<strong>an</strong>lage, installiert. Den Kesseln<br />
nachgeschaltet sind zur Wärmerückgewinnung Warmwasser-Economiser mit einer Leistung von<br />
insgesamt rund 2,5 MW th . Als Ausfallsreserve und zur Spitzenlastabdeckung sind weiters zwei mit<br />
Heizöl extraleicht befeuerte Ölkessel mit einer Nennleistung von jeweils 11,0 MW th installiert. Im Zuge<br />
der Errichtung der Neu<strong>an</strong>lage im Jahr 2005 wurde zur teilweisen Abdeckung der Spitzenlast und zum<br />
Glätten von Lastschw<strong>an</strong>kungen ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 400 m 3 vorgesehen,<br />
wodurch die Biomassefeuerungen gleichmäßiger und somit emissionsärmer betrieben werden<br />
können. Weiters führt der Pufferspeicher zu einer deutlichen Reduktion des Ölverbrauches und zu<br />
einer verbesserten Auslastung der Biomassefeuerungen, was auch in einer Steigerung der<br />
Stromproduktion resultiert.<br />
1 BIOS BIOENERGIESYSTEME GmbH; A-8010 <strong>Graz</strong>, Inffeldgasse 21b; Tel: +43 (316) 48130053;<br />
e-mail: reisenh<strong>of</strong>er@bios-bioenergy.at, Url: www.bios-bioenergy.at;