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K u rzfassu n g sb an d - Graz University of Technology

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120 Energieinnovation 2006<br />

5.1.6 „Marktbasiertes Engpassm<strong>an</strong>agement im europäischen<br />

Verbundnetz“<br />

Martin Rohrböck (VERBUND - Austri<strong>an</strong> Power Grid AG) 1<br />

Mit der EU-Richtlinie 1996/92 [4] wurde in der Europäischen Union die Grundlage für die<br />

Liberalisierung des Elektrizitätsmarkts gelegt. In der Europäischen Union wurde erk<strong>an</strong>nt, dass trotz<br />

der Richtlinien das Ziel einer im Wettbewerb stehenden Elektrizitätswirtschaft in Europa noch nicht<br />

erreicht wurde. Um die Liberalisierung<strong>sb</strong>emühungen in den einzelnen Mitgliedsländern zu<br />

beschleunigen, hat die Europäische Union im Jahr 2003 die Richtlinie 2003/54 [3] erlassen. Neben der<br />

Beschleunigung und Harmonisierung der Liberalisierung in den einzelnen Mitgliedsstaaten hat sich die<br />

Europäische Union auch zum Ziel gesetzt, den grenzüberschreitenden Energieh<strong>an</strong>del in der<br />

Europäischen Union zu erleichtern.<br />

Für die Schaffung eines europaweiten Energiemarkts sind die Übertragungsnetze von entscheidender<br />

Bedeutung. Schon frühzeitig wurde in Europa erk<strong>an</strong>nt, dass durch den Zusammenschluss der<br />

nationalen Übertragungsnetze zum Europäischen Verbundnetz sehr viele Vorteile zu erzielen sind.<br />

Das kontinentaleuropäische Verbundnetz ist aber nicht für einen uneingeschränkten<br />

grenzüberschreitenden Energieh<strong>an</strong>del ausgelegt. Daher gibt es <strong>an</strong> vielen Stellen des europäischen<br />

Übertragungsnetzes Engpässe, die den grenzüberschreitenden Stromh<strong>an</strong>del im neuen Umfeld des<br />

liberalisierten Elektrizitätsmarkts beeinträchtigen. Die Verordnung 1228/2003 [5] des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2003 über die Netzzug<strong>an</strong>g<strong>sb</strong>edingungen für den<br />

grenzüberschreitenden Stromh<strong>an</strong>del fordert ab 1. Juli 2004 den Einsatz von marktbasierten,<br />

diskriminierungsfreien, tr<strong>an</strong>sparenten Engpassm<strong>an</strong>agementmethoden. Im Anh<strong>an</strong>g der Verordnung<br />

werden mit so gen<strong>an</strong>nten Guidelines [2] die politischen Vorgaben präzisiert. Aktuell befindet sich die<br />

Diskussion um eine Neugestaltung der Guidelines zum Thema Engpassm<strong>an</strong>agement in seiner<br />

Endphase und voraussichtlich wird die Guideline im Jahres 2006 beschlossen.<br />

Das funktionsfähige europäische Verbundnetz hat eine zentrale Bedeutung für die Schaffung des<br />

internen europäischen Elektrizitätsmarkts (Internal Electricity Market - IEM) und das<br />

Energieversorgungssystem stellt die technischen und physikalischen Rahmenbedingungen für die<br />

Schaffung des internen europäischen Elektrizitätsmarkts (Internal Electricity Market -IEM) dar. Im<br />

kontinentaleuropäischen Verbundnetz treten Engpässe auf, die durch verschiedene Methoden und<br />

Modelle beherrscht und bewirtschaftet werden. Das aktuell <strong>an</strong>gewendete Modell umfasst vier<br />

Teilprozesse – Bestimmung der verfügbaren Übertragungskapazität, Kapazitätsvergabe,<br />

Engpassprognose und optional die Engpassentlastung. Das zur Zeit praktizierte<br />

Engpassm<strong>an</strong>agementmodell weist einige Schwachstellen auf [6]. In<strong>sb</strong>esondere das Verfahren zur<br />

Kapazität<strong>sb</strong>estimmung ist unpräzise und bildet die physikalischen Gegebenheiten nur m<strong>an</strong>gelhaft ab.<br />

Einige Verfahren der Kapazitätsvergabe entsprechen nicht den politischen Vorgaben eines<br />

marktbasierten Engpassm<strong>an</strong>agementmodells. Die Engpassprognose wird nach der Kapazitätsvergabe<br />

durchgeführt. Die in diesem Teilprozess erk<strong>an</strong>nten Probleme können nur mehr durch physikalische<br />

Maßnahmen im Schritt Engpassentlastung behoben werden, um die Sicherheit des europäischen<br />

Verbundnetzes wieder zu gewährleisten. Die Reduktion der Übertragungskapazität und somit eine<br />

Beschränkung des grenzüberschreitenden Energieaustausches sind nicht mehr möglich, da den<br />

Stromhändlern die Durchführung von grenzüberschreitenden Programmlieferungen bereits verbindlich<br />

zugesagt wurde.<br />

Die Analyse des Ist-Zust<strong>an</strong>ds ergibt, dass das aktuell verwendete Engpassm<strong>an</strong>agementmodell<br />

überarbeitet und <strong>an</strong>gepasst werden muss, um den politischen und technischen Vorgaben gerecht zu<br />

werden [6]. Aus technischer Sicht ergibt sich die Forderung, dass das Engpassm<strong>an</strong>agement nicht in<br />

von ein<strong>an</strong>der abgesetzten Teilprozessen, sondern als ein integrierter Prozess abgewickelt werden<br />

sollte. Dies bedeutet, dass die Zulassung von Exporten oder Importen gekoppelt <strong>an</strong> den zu<br />

erwartenden Lastfluss im europäischen Verbundnetz zu bestimmen ist. Dadurch können bereits bei<br />

der Genehmigung von Exporten und Importen durch den Regelzonenführer die erwartete<br />

Netzsituation und mögliche Gegenmaßnahmen bestimmt werden.<br />

1 VERBUND - Austri<strong>an</strong> Power Grid AG, Fachgruppe Hauptschaltleitung;<br />

1010 Wien, Am H<strong>of</strong> 6a; Tel: +43 1 53113-53261, Fax: + 43 1 53113 – 53219;<br />

e-mail: Martin.Rohrboeck@verbund.at, Url: http://www.apg.at;

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