VAKA aktuell | nr. 43 | august 2010
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der Politik und der Leistungserbringer<br />
gewonnen werden, die sich in<br />
ihren Referaten mit den diversen<br />
Aspekten der Integrierten Versorgung<br />
auseinandersetzten und diese<br />
in einer anschliessenden, vom Gesundheitsökonomen<br />
Dr. Willy Oggier<br />
moderierten Podiumsdiskussion<br />
vertieften, an der auch der soeben<br />
gewählte neue Präsident der <strong>VAKA</strong>,<br />
Hans Dössegger, teilnahm.<br />
Hans Dössegger: «Integrierte<br />
Versorgung als Lösungsansatz<br />
für die Herausforderungen im<br />
Gesundheitswesen»<br />
Hans Dössegger, der das Gesundheitsforum<br />
Aargau eröffnete, hielt<br />
in seiner Begrüssungsrede fest,<br />
dass sich das schweizerische Gesundheitswesen<br />
– nicht zuletzt<br />
im Hinblick auf die Einführung der<br />
neuen Spitalfinanzierung ab dem<br />
Jahr 2012 – derzeit in einem grossen<br />
Umbruch befindet und dass die<br />
<strong>VAKA</strong> als der aargauische Gesundheitspartner<br />
daher in der Pflicht ist,<br />
Lösungen für das Gesundheitswesen<br />
aufzuzeigen. Einer dieser Lösungsansätze<br />
für die kommenden Herausforderungen<br />
im Gesundheitswesen<br />
sieht Hans Dössegger in der<br />
Integrierten Versorgung, für die er<br />
sich im Rahmen seiner Tätigkeiten<br />
als Klinikdirektor oder als Grossrat<br />
bereits in der Vergangenheit eingesetzt<br />
hat. Hans Dössegger ist auch<br />
der Ansicht, dass der Kanton Aargau<br />
im Bereich der Integrierten Versorgung<br />
den anderen Kantonen bereits<br />
voraus ist und dass etliche gute Ansätze<br />
vorhanden sind, dass es aber<br />
in diesem Bereich immer noch viel<br />
zu tun gibt. Für Hans Dössegger<br />
sind im Zusammenhang mit einer<br />
erfolgreichen Etablierung der Integrierten<br />
Versorgung insbesondere<br />
folgende Punkte von Bedeutung:<br />
• Die Patientinnen beziehungsweise<br />
Patienten mit ihren Behandlungspfaden<br />
müssen im Mittelpunkt stehen.<br />
Die zunehmende Komplexität<br />
der gesundheitlichen Versorgung<br />
erfordert das Überdenken und Anpassen<br />
der heutigen Stellung des<br />
Patienten in Bezug auf kundenorientierte<br />
Behandlungsprozesse,<br />
Mitbestimmung sowie Information<br />
und Transparenz.<br />
• Die politischen Vorstellungen und<br />
gesetzlichen Änderungen in Bezug<br />
auf die angestrebte Liberalisierung<br />
und den damit verbundenen Wettbewerb<br />
erfordern das Überdenken,<br />
Anpassen und die Schaffung neuer<br />
Finanzierungsformen.<br />
• Die Politik soll sich darauf beschränken,<br />
die richtigen A<strong>nr</strong>eize<br />
für Modelle der Integrierten Versorgung<br />
zu schaffen und sollte<br />
davon absehen, Strukturen zu entwickeln<br />
und alles detailliert vorzuschreiben,<br />
denn die Leistungserbringer<br />
sind – jedenfalls im<br />
Kanton Aargau – sehr wohl in der<br />
Lage, selbständig geeignete und<br />
richtige Modelle und Ansätze der<br />
Integrierten Versorgung in einem<br />
marktwirtschaftlichen Umfeld zu<br />
entwickeln und umzusetzen.<br />
Ständerätin Christine Egerszegi:<br />
«Integrierte Versorgung<br />
aus Sicht des Bundes»<br />
Ständerätin Christine Egerszegi ging<br />
in ihrem Referat auf die politischen<br />
Aspekte der Integrierten Versorgung<br />
aus Sicht des Bundes ein. Sie<br />
erklärte, dass die Integrierte Versorgung<br />
ein zentraler Bestandteil der<br />
vom Bundesrat im Jahr 2004 vorgeschlagenen<br />
sieben KVG-Reformen<br />
darstellt und dass auch keinesfalls<br />
– wie vielfach behauptet – von<br />
einem diesbezüglichen Reformstau<br />
die Rede sein könne. Ständerätin<br />
Christine Egerszegi zeigte auf, was<br />
der Ständerat bisher zu den vom<br />
Bundesrat vorgeschlagenen KVG-<br />
Reformen beschlossen hat und auch,<br />
welche diesbezüglichen Geschäfte<br />
derzeit im Nationalrat diskutiert<br />
beziehungsweise behandelt werden.<br />
Für Ständerätin Christine Egerszegi<br />
ist dabei klar, dass die Integrierte<br />
Versorgung im KVG definiert werden<br />
muss und dass es eine Festlegung<br />
der Prinzipien für die Anerkennung<br />
solcher Versorgungsnetze benötigt.<br />
Zudem muss der Risikoausgleich<br />
verfeinert werden und es braucht<br />
eine geregelte Budgetmitverantwortung<br />
aller Beteiligten.<br />
Ständerätin Christine Egerszegi ist<br />
überzeugt, dass sich mit integrierten<br />
Versorgungsmodellen Mehrwerte für<br />
alle Beteiligten erzielen lassen: Optimale<br />
Leistungen für die Patienten zu<br />
bezahlbaren Preisen – das heisst die<br />
richtige Behandlung, am richtigen<br />
Ort, unter Beachtung der Kosten,<br />
indem medizinische, ökonomische<br />
aber auch soziale Aspekte vereint<br />
werden. Um dies zu ermöglichen,<br />
bedarf es nach Ansicht von Ständerätin<br />
Christine Egerszegi folgender<br />
Voraussetzungen:<br />
• Eine einheitliche Kommunikation<br />
• Übereinstimmende Leitlinien<br />
• Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />
• Akzeptanz der Befunde der vorhergehenden<br />
Abklärungen<br />
• Einsatz der Gesundheitskarte<br />
und von e-Health<br />
• A<strong>nr</strong>eize über Tarife<br />
Prof. Dr. Dieter Conen:<br />
«Integrierte Versorgung<br />
und Anforderungen aus<br />
medizinischer Sicht»<br />
Zu Beginn seines Referats identifizierte<br />
Prof. Dr. Dieter Conen vier<br />
Problembereiche im Gesundheitswesen:<br />
• Ineffiziente Leistungserbringung/<br />
steigende Kosten<br />
• Unkoordinierte Betreuung/<br />
Behandlung<br />
• Die Patientenbedürfnisse stehen<br />
nicht im Mittelpunkt<br />
• Über-, Unter- und Fehlversorgung<br />
• Medizinische Fehler<br />
Prof. Dr. Dieter Conen sieht eine<br />
der Hauptursachen dieser Problembereiche<br />
in den Koordinationsdefiziten<br />
– insbesondere im Bereich der<br />
Schnittstelle ambulant-stationär.<br />
Diese Schnittstellen müssen nach<br />
seiner Ansicht in Nahtstellen umgewandelt<br />
werden. Hierbei gilt es<br />
auch zu berücksichtigen, dass 78 %<br />
der Gesundheitsausgaben auf die<br />
Versorgung von Menschen mit chronischen<br />
Krankheiten entfallen.<br />
Anschliessend zeigte Prof. Dr. Dieter<br />
Conen anhand des klinischen Behandlungspfads<br />
bei einem Schlaganfall<br />
(cerebrovaskulärer Insult) auf,<br />
welches die verschiedenen Performance-Indikatoren<br />
zur Beurteilung<br />
der Qualität sind und welche Optimierungen<br />
durch eine Integrierte<br />
Versorgung erzielt werden können.<br />
Prof. Dr. Beat Müller, Chefarzt<br />
Medizin Kantonsspital Aarau:<br />
«Integrierte Versorgung:<br />
Die Herausforderung perakutakut-postakut»<br />
Prof. Dr. Beat Müller berichtete in<br />
seinem Referat insbesondere über<br />
das Projekt OPTIMA (Optimaler<br />
Patiententransfer im Aargau), das<br />
letzten November im Kantonsspital<br />
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<strong>VAKA</strong> <strong>aktuell</strong> | <strong>nr</strong>. <strong>43</strong> | <strong>august</strong> <strong>2010</strong>