Whisper of Magick - Julausgabe
Das ist die Julausgabe von Whisper of Magick
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<strong>Whisper</strong> <strong>of</strong> <strong>Magick</strong><br />
Jul 2014
Editorial<br />
In den letzten Tagen hat sich vermehrt ein<br />
Wandel in den Erdsphären gezeigt: Der<br />
Wind erfrischt mit nördlicher Kälte, die<br />
Nacht umhüllt uns mit einem dunklen, teilweise<br />
schweren Mantel. Viele Menschen<br />
suchen nun vermehrt Zuflucht in der heimischen,<br />
gut beheizten Stube. Paare treffen<br />
sich zum gemütlichen DVD-Abend, Familien<br />
wachsen durch die alljährliche Festvorfreude<br />
trotz viel Trubel wieder etwas<br />
mehr zusammen und auch die ewig Einsamen<br />
finden beim wärmenden Glühwein<br />
an den bereits eröffnenden Weihnachtsmärkten<br />
gute Gesprächspartner. <br />
Yule ist eines der wenigen, heidnischen<br />
Feste, welches selbst heute noch, in der<br />
entfremdeten Moderne, in vielen Teilen<br />
der Welt intensive Spuren hinterlässt. Der<br />
lichte Funke des Lebens zeigt sich in Form<br />
von Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt.<br />
Im Inneren brennen die Herzen,<br />
warm wie die Flammen der erhellenden<br />
Kerzen, obwohl die Natur ausatmet, sich<br />
reinigt und still in sich ruht – so ermahnt<br />
uns die Rune Isa. Die Zeit um Yule ist eine<br />
Zeit der Stille, des besinnlichen Seins und<br />
des Lauschens. Es ist aber auch eine Zeit,<br />
in der dieses Zuhören die lebhaften Bande<br />
festigt. Dieses Zusammenspiel der Gegensätze,<br />
diese Zeit der Reinigung und<br />
der Vorbereitung auf den neuen Kreislauf,<br />
ermöglicht es erst, dass das Licht bald gemeinsam<br />
wieder willkommen geheissen<br />
werden kann. (nap)<br />
i
Inhaltsverzeichnis<br />
Editorial 1<br />
Wir stellen uns vor - Altarvorstellung 3<br />
Runen 4<br />
Der Mondstein 5<br />
Volksmagie - Märchen 6 - 7<br />
Pflanze - Ilex 8 - 9<br />
Das Weihrauchgefäss 10 -11<br />
Der Gott Erebos 11 - 12<br />
Erweckungsritual - aus den Tiefen deiner Seele 12 - 13<br />
Tarotkunde: Der Eremit 14<br />
Impressum 15<br />
Gedicht 16<br />
2
Wir stellen uns vor - Altarvorstellung<br />
Mein Julaltar ist eher skandinavisch gehalten, viel Rot<br />
herrscht da vor und natürlich dürfen da auch die Rentiere<br />
nicht fehlen. Rot hab ich aber auch bewusst gewählt,<br />
weil auch bei unseren Vorfahren Jul das Fest<br />
der Familie war, wo man zusammensaß die Ernte war<br />
eingebracht und draußen tobte der ein oder andere<br />
Schneesturm. Meine Runen stehen sowieso immer<br />
auf den Altar wegen den Energien und man findet<br />
immer wieder bei mir Silberelemente, einen Ring o-<br />
der auch eine Schneeeule mit silbernen Flügel. Diese<br />
Sachen sind der Göttin Freya gewidmet, der Göttin<br />
der Liebe und auch der Magie. Aber auch ein Armband<br />
aus Rosenquarz ist dort zu finden, da Rosenquarz<br />
meinem Sternzeichen zugeordnet ist und dieser<br />
ebenfalls für die Liebe steht. Aber nicht nur Rosenquarz<br />
ist dort zu finden, sondern auch Bergkristall<br />
dieser soll mir helfen in manchen Situationen Klarheit<br />
zu bekommen. Passend zum Bergkristall steht auf<br />
meinen Altar auch eine Postkarte und eine Duftlampe<br />
welche die drei Nornen zeigt, diese sollen mir bei<br />
meinen Runenlegungen helfen, diese richtige zu deuten<br />
und den Rat der Runen zu befolgen. Ihr werdet<br />
bei mir auch immer wieder Eulen finden, schon seit<br />
je her sind diese für Ihre Weisheit bekannt. Sie sollen<br />
mich daran erinnern immer Dinge zu hinterfragen<br />
die sich für mich nicht erklären lassen und das ich<br />
meine Neugier auf alles Unbekannte behalte. Ebenfalls<br />
ist auf meinen Altar eine Schneekugel zu finden,<br />
darin befindet sich ein kleiner Engel, nicht weil ich<br />
besonders an Engel glaube eigentlich eher gar nicht,<br />
sondern weil ich diese Schneekugel von meiner<br />
Verstorbenen Ur-Oma bekommen habe und ich Ihr<br />
auf diese Weise gedenke. Ja und auch Raben sind<br />
zubinden, ich liebe diese anmutigen Tiere auch<br />
wenn oder vielleicht gerade deswegen weil diese als<br />
Seelentransporteure bekannt sind. Ich bin kein Medium<br />
und habe nicht die Gabe mit Verstorbenen zureden.<br />
Aber sie sollen mich daran erinnern welches Opfer<br />
Odin erbringen musste um die Runen zu erhalten.<br />
Odin ist ja auch der Gott der uns Menschen die Runen<br />
geschenkt hat und so sollen die Raben das symbolisieren.<br />
In der Julzeit liebe ich den Duft von Weihrauch,<br />
der auch dafür sorgen soll, dass der Altar von<br />
negativen Energien befreit wird. Um nochmal auf<br />
meine Runen zurück zukommen, sowohl meine Runenkartendecks<br />
als auch meine Runensteine stehen<br />
auf dem Altar. Meine Runensteine sind ebenfalls aus<br />
Bergkristall aber auch aus Onyx. Der Bergkristall symbolisiert<br />
hierbei die positiven Aspekte der Runen<br />
und der Onyx die negativen. Ebenfalls stehen auf<br />
dem Altar auch meine sogenannten Hexenrunen, die<br />
ich selbstgemacht habe. Ich hatte damals in einem<br />
Buchladen ein Buch entdeckt und diese danach gefertigt<br />
aber dazu später vllt. mehr. So sieht es also auf<br />
meinen Julaltar aus. (ml)<br />
3
Runen<br />
In dieser Ausgabe kommen wir zu einer Rune die<br />
eigentlich nicht ganz positiv ist, sie zeigt Stillstand<br />
und beim Wetter auch gerne Schnee an. Gut zu<br />
Weihnachten und zu den Julfeiern würde ein bisschen<br />
Schnee vielleicht gar nicht so schlecht wirken.<br />
Aber kommen wir nun zur Isa Rune.<br />
Isa, Isaz oder auch Is ist die elfte Rune im älteren<br />
Futhark und steht in unserem Alphabet für den<br />
Buchstaben I. Diese Rune steht für Stillstand, Isolation,<br />
Einsamkeit, Erstarrung und Verzicht. Isa ist die<br />
Rune die uns zeigt das wir auch in uns gehen sollten<br />
um Abstand zu dem Alltag zu erhalten. Zeitlich<br />
steht Isa für den Winter und<br />
ist daher sehr passend für<br />
Jul, sie steht auch für die<br />
Zeit des Schnees. In dem Bereich<br />
der Liebe steht diese<br />
Rune für Einsamkeit, dieses<br />
kommt meist bei Singles<br />
vor. Wenn ihr euch aber in<br />
einer Beziehung befindet<br />
steht , es für Rückzug und das die Liebe erkaltet.<br />
Bei dieser Situation fordert uns diese Rune auf, das<br />
wir uns zurücknehmen sollten und in uns gehen<br />
sollten, ihr solltet eine Entscheidung treffen ob eure<br />
Beziehung in solch einer Situation noch bestand<br />
hat. Leider ist sie auch beruflich eine Zeit des Stillstands<br />
und Blockaden. Während dieser Zeit solltet<br />
ihr keine plötzlichen Handlungen oder Aktivitäten<br />
unternehmen um die vorherrschende Situation zu<br />
ändern. Geht in dieser Zeit ruhig und gelassen an<br />
die Sache ran. Wenn ihr das Gefühl habt das euch<br />
gerade die Decke auf den Kopf fällt und ihr meditieren<br />
möchtet, dann tut es, die Meditation kann<br />
euch helfen die Dinge mit einem bestimmten Abstand<br />
zu analysieren. Und es gibt uns die Zeit über<br />
unsere Ziele, Pläne und Projekte nachzudenken.<br />
Und manche Projekt und Ziele erstmal auf Eis zulegen<br />
bedeutet ja nicht, das ihr sie nie realisieren werdet.<br />
Aber für den jetzigen Zeitpunkt wäre das Risiko<br />
einfach zu hoch.Wie ich schon in der Samhain<br />
Ausgabe geschrieben habe ist es ratsam, sich bei<br />
Runen immer mit deren Mythologie zu beschäftigen.<br />
Die Runen sollen über den Gott Odin zu den<br />
Menschen gekommen<br />
sein. Durch das Opfer<br />
seiner selbst am Weltenraum<br />
Yggdrasil ,an<br />
dem er neun Nächte<br />
verwundet und ohne<br />
Speisung hing, erhielt<br />
er die Runen. Durch<br />
die Runen kommt O-<br />
din vom Baum los und<br />
erhält eine weitere Deutung durch seinen Mutterbruder<br />
Mimir. Dem verpfändet er dafür eines seiner<br />
Augen, das nun in Mimirs Brunnen schwimmt.<br />
Warum ich euch das schreibe weil auch die Rune<br />
Isa eng verbunden ist mit den Nornen. Isa wird<br />
zwar den Reifriesen und Jötunheim ( der Heimat,<br />
der Riesen) zugeordnet. Allerdings steht sie auch<br />
für die Norne Verdandi, diese Norne steht für die<br />
Gegenwart. Auf eine Person bezogen steht diese<br />
Rune für einen Mystiker, Schurken und Toten. (ml)<br />
4
Der Mondstein<br />
Blau bis grün schimmert der weiße Stein in meiner<br />
Hand,viele Frauen und auch Männer schlägt er<br />
gern in seinen Bann. Er ist weiblich, wechselnd, <strong>of</strong>fenbart<br />
seine Magie nicht s<strong>of</strong>ort.Ein magischer<br />
Stein, der die Phantasie beflügelt ...<br />
Der Mondstein.Jener Stein gehört zu den beliebtesten<br />
Steinen aller Menschen. Viele Sagen und Legenden<br />
ranken sich um ihn. Seine Faszination ist gerade<br />
unter spirituell magischen Frauen ungebrochen.<br />
Ganz nüchtern betrachtet gehört jener so weibliche<br />
Stein zu den Feldspatsillikaten. (Wo auch der<br />
'dunkle' Bruder, der Labradorit zuzählt.) Doch sein<br />
besonderes magisches Feuer gibt er erst bei Lichteinfall<br />
preis. Dann geht ein Mondlichtschimmern<br />
von Grün bis Blau über den weiß-grauen Stein. Das<br />
wird in der Fachsprache 'adularisieren ' genannt.<br />
Seine Mohshärte ist trotz seiner Zusammensetzung<br />
eine 6-6,5. Viel und gern wird der Stein verarbeitet,<br />
ja es gibt sogar ein Märchen das seinen Namen<br />
trägt -'Das Mondsteinmärchen'.<br />
Traditionell wurde der weiblich-kühle Stein immer<br />
der Mondin und auch der Frau zugeordnet. In arabischen<br />
Ländern wird er bis heute in die Kleidung<br />
der Frauen eingenäht um sie fruchtbarer zu machen<br />
oder in Ringe für Männer eingefasst um das<br />
Geld anzuziehen (auch eine Form der Fruchtbarkeit).<br />
Dieser Stein wird heutzutage viel in magischen<br />
Schmuck eingearbeitet. Vom Armband bis<br />
zum Amulett, immer ist er beliebt und verleiht dem<br />
Schmuck und der Frau einen gewissen Schimmer<br />
der Magie. Der Mondstein unterstützt Frauen in<br />
den verschiedenen Lebensphasen und hat durch<br />
seinen 'Zyklus' auch Einfluss auf den Zyklus der<br />
Frau. Wenn ein Leser sich zu ihm hingezogen fühlt,<br />
sollte er zugreifen. Er unterstützt die Intuition, die<br />
Hellsicht, öffnet uns für die Führungen aus den anderen<br />
Welten der Wahrnehmung. In englischen<br />
Kreisen wird dieser Stein traditionell der neuen<br />
Priesterin oder Hexe übergeben um sie auf ihren<br />
weiteren Weg zu führen und zu unterstützen.<br />
Wie bei jedem Stein, selbst beim 'einfachen' Kieselstein,<br />
rate ich euch immer: Lasst euch finden. Vielleicht<br />
ist nicht der kräftig blau schimmernde Mondstein<br />
für euch bestimmt, sondern der graue, unscheinbar<br />
schimmernde ist der, der zu euch möchte.<br />
Er hat auch viel mit Einfühlungsvermögen zu tun<br />
und schärft unsere Intuition.<br />
Legt den Mondstein zu Vollmond (dieses Licht mag<br />
er am liebsten) auf die Fensterbank.<br />
Atmet tief ein und aus und sagt:<br />
"Maiden Mother, Crone,<br />
Im Mondstein fange ich dein Licht,<br />
Ich bitte dich, verlass mich nicht."<br />
blessed be (nb)<br />
5
Volksmagie - Märchen<br />
Die guten alten Märchen, vermutlich kennt sie jeder<br />
in der einen oder anderen Form. Doch was die<br />
wenigsten heute wissen ist, dass es sich dabei um<br />
viel mehr handelt als nur um ein paar nette Geschichten,<br />
die man den Kindern erzählt. Es ist für<br />
mich deshalb vor allem auch ein Thema, dass sich<br />
nur schwer kurz fassen lässt. Doch wollen wir mal<br />
dort beginnen, wo alle Märchen einst beginnen -<br />
am Anfang.<br />
Das Märchen in seinem ursprünglichen Sinn war<br />
bei weitem nicht nur für Kinder gedacht, was man<br />
unter anderem auch sehr gut an der Wortetymologie<br />
erkennen kann. Die Mär oder Märe stammt aus<br />
dem mittelhochdeutschen und bedeutet so viel<br />
wie Kunde oder Nachricht.<br />
Es waren demnach vor allem auch Geschichten mit<br />
wertvollen Botschaften aus der Anderswelt, die<br />
zum Teil alles andere als heiter Sonnenschein waren<br />
und erst im Laufe der Zeit und vor allem auch<br />
Disney sei Dank, verändert und somit kindertauglich<br />
gemacht wurden.<br />
Doch selbst in ihrer veränderten Form ist nach wie<br />
vor viel ihres Ursprungs, sprich ihrer Mythologie<br />
und dem Volksglauben Europas erhalten geblieben,<br />
ja sogar einige magische Praktiken kann man<br />
6
darin noch finden, auch wenn uns dies heute kaum<br />
mehr bewusst ist.<br />
Verwesung gelassen wurde. Ein sehr starker und ja,<br />
aus heutiger Sicht vermutlich scheusslicher Fluch.<br />
Wenn wir genau hinschauen, finden wir in vielen<br />
der Märchen das Symbol des Übergangs, oder besser<br />
gesagt des Wandelns zwischen den Welten.<br />
Denken wir nur mal an das berühmte Märchen der<br />
Frau Holle, in dem die Goldmarie durch den Fall in<br />
den Brunnen in eine ganz andere Welt gelangt. Dieses<br />
Bildnis ist nichts anderes als der Übertritt nach<br />
dem Tod und am Ende, selbstverständlich ihre Wiedergeburt,<br />
nachdem sie mit Gold (Glück fürs neue<br />
Leben) überschüttet wurde.<br />
Ähnlich bei Dornröschen, die nach dem Stich in<br />
den Finger in einen hundertjährigen Schlaf fällt,<br />
nur die wahre Liebe kann sie wieder in diese Welt<br />
zurückholen. In diesem Märchen ist viel weniger<br />
die Art, wie sie in die Anderswelt übertritt von Bedeutung<br />
als vielmehr das Blut, welches aus ihrem<br />
Finger tritt. Es weist auf die Seele hin und somit auf<br />
ihre Seelenreise.<br />
Muss ich bei Schneewittchen viel sagen Auch hier<br />
ganz klar: Die Kunde der Anderswelt. Hier ist allerdings<br />
auch der Spiegel ein spannendes Symbol,<br />
denken wir doch nur mal an Spiegelzauber, es ist<br />
der der Spiegel der Wahrheit. Oder ein anderes<br />
Beispiel im Märchen der Gänsemagd, als sie den<br />
abgetrennten Kopf ihres Pferdes anspricht mit: „Oh<br />
Fallada, der du da hangest.“ Dieses Symbol deutet<br />
auf einen alten germanischen Fluch, den Nidstang,<br />
bei dem der Kopf eines Pferdes auf einen Pfahl gespiesst<br />
wurde und mit Blick in Richtung Feind zur<br />
Und zu guter Letzt eines meiner liebsten Märchen,<br />
Aschenputtel. In diesem Märchen lässt sich wunderbar<br />
erkennen, welche Magie auch in Zusammenhang<br />
mit der Natur selbst und vor allem mit den<br />
Pflanzen einhergeht. Aschenputtel, die am Grab ihrer<br />
Mutter einen Haselstrauch pflanzt und ihn mit<br />
ihren Tränen wachsen und gedeihen lässt. Sie erzählt<br />
der Hasel, dem Symbol für Segen, ihre Sorgen<br />
und sogleich fliegt ein weisser Vogel herbei,<br />
der ihr als Sinnbild für die Seele ihrer Mutter jeden<br />
ausgesprochenen Wunsch vom Baum herabwirft.<br />
Das sind selbstverständlich nur ein paar von vielen<br />
Beispielen. Doch schon allein beim Betrachten dieser<br />
Märchen fällt uns auf, wie <strong>of</strong>t der Übergang zwischen<br />
Diesseits und Jenseits symbolisiert wird, die<br />
Mär eben, die Kunde vom Jenseits. Eine Kunde, die<br />
gerade zur tiefen Winterzeit vielleicht mal genauer<br />
unter die Lupe genommen werden kann. Nämlich<br />
dann wenn wir alle vor dem knisternden, warmen<br />
Feuer beisammensitzen und uns alte Geschichten<br />
erzählen. (ni)<br />
7
Der Ilex<br />
Jetzt, zur Jul- und Weihnachtszeit, ist der Ilex allgegenwärtig.<br />
Bereits seit einigen Wochen sieht man<br />
ihn in Adventskränzen und Weihnachtsgestecken,<br />
zwischen Tanne, Kiefer und anderen Nadelbaumzweigen.<br />
Sie alle haben eines mit dem Ilex gemein:<br />
Auch im tiefsten Winter sorgen diese Büsche und<br />
Bäume für ein wenig Farbe im Wald. Anders ausgedrückt:<br />
Der Ilex ist eine immergrüne Pflanze, die ihre<br />
Blätter nicht abwirft oder verbirgt. Sie sind robuster<br />
gebaut als andere Blätter, wesentlich fester und<br />
mit Stacheln bewehrt. Deshalb nennt man den Ilex<br />
auch „Stechpalme“. Doch nicht nur für sehr variables,<br />
aber meist doch dunkles<br />
bis fast schwarzes Grün sorgt<br />
der Ilex - denn in mancher Variante<br />
findet sich weiß in den<br />
Blättern und seine Beeren<br />
sind knallrot. Sind Rot und<br />
Grün nicht die Farben, die<br />
man im Moment erwartet<br />
Die Beeren variieren je nach<br />
Sorte stark in ihrer Zahl, man<br />
sieht sie übrigens im Winter –<br />
deshalb nennt man den Ilex<br />
auch „Winterbeere“. Die Blätter<br />
unterscheiden sich nicht<br />
nur in der Farbe, sondern bilden<br />
sich auch in diversen Größen<br />
aus. Auch der Busch o-<br />
der Baum selbst kann von<br />
sehr klein bis schier riesig reichen.<br />
Wie man an all diesen<br />
Variationen erkennen kann,<br />
handelt es sich beim „Ilex“ um eine Pflanzengattung,<br />
nicht um eine einzelne Sorte. Manche von ihnen<br />
sind wild und ursprünglich, andere von Menschenhand<br />
mühsam zurechtgezüchtet. So kann eine<br />
einzige Gattung (nicht nur im Fall vom Ilex) für<br />
große Variation sorgen.<br />
Man sollte allerdings nicht auf die Idee kommen<br />
Ilex einfach zu sammeln – er steht unter Naturschutz.<br />
Ich sehe ihn häufig in dem Wald, an dem<br />
ich wohne, doch in vielen Gegenden ist er selten.<br />
Wer also Ilex für Dekorationen oder ähnliches nut-<br />
8
zen möchte, der muss ihn kaufen oder selbst im<br />
Garten anbauen.<br />
sticht er doch jeden, der sich ihm unvorsichtig nähert.<br />
Im Englischen heißen Ilexarten übrigens „Holly“ –<br />
das so bekannte Hollywood verdankt seinen Namen<br />
also diesen Pflanzen.<br />
Schon früh hatten immergrüne Pflanzen eine Bedeutung,<br />
zeigten sie doch, dass sie Natur im Winter<br />
nicht vollkommen abstirbt. Sie repräsentieren<br />
das Leben, die Stärke, die Zähigkeit. Der Ilex im<br />
Speziellen zeigt außerdem Abwehr, Stärke und Zähigkeit.<br />
Auch steht er für ein langes oder gar ewiges<br />
Leben, das allem Übel trotzt. Dabei ist er gar<br />
nicht so stark und unempfindlich, wie man zunächst<br />
vermuten würde und gedeiht nicht überall.<br />
Bei Räucherungen kann Ilex all die Dinge unterstützen,<br />
die er symbolisiert, vor allem, wenn man ihn<br />
mit entsprechenden anderen Pflanzen kombiniert.<br />
Ich selbst habe noch nicht damit geräuchert, kann<br />
mir aber vorstellen, dass er gut in Schutzräucherungen<br />
passt oder zu Ehren von Odin und der alten<br />
oder dunklen Göttin in all ihren Formen seinen Nutzen<br />
erbringen kann.<br />
In früheren Zeiten wurde er zum Teil als Heilpflanze<br />
verwendet, aufgrund seiner Giftigkeit ist allerdings<br />
davon abzuraten ihn dafür zu nutzen. Greift dahingehend<br />
lieber auf andere Pflanzen zurück. (bwh)<br />
Oski, der „Wunschgewährer“ ist einer der vielen Aspekte,<br />
die der nordische bzw. germanische Gott<br />
Odin in sich vereint. Freigiebigkeit beschreibt Oski<br />
am besten, nutzt er die dunkle Zeit doch, um uns<br />
zu beschenken. Doch er verteilt nicht wahllos Dinge:<br />
Er erfüllt reine Wünsche, keine kurzlebigen Bedürfnisse.<br />
Er wird mit immergrünen Pflanzen in Verbindung<br />
gebracht, vor allem mit der Tanne und<br />
dem Ilex – denn er ist der Stechpalmenkönig. Sein<br />
weibliches Pendant ist die Alte, geschmückt mit einem<br />
Stechpalmenkranz. Der Ilex verdeutlicht, dass<br />
sie das Leben bewahrt, obwohl sie doch dem Tode<br />
nahe und von ihm umgeben ist.<br />
Der Ilex verdeutlicht somit nicht nur H<strong>of</strong>fnung in einer<br />
kargen Zeit, sondern auch Leben und Tod zugleich<br />
– und Aspekte von Gott und Göttin. Man<br />
kann ihn außerdem als Schutzpflanze bezeichnen –<br />
9
<br />
<br />
Das Weihrauchgefäß<br />
Seit der Entdeckung des Feuers lösen die tanzenden<br />
Flammen, die wärmende Glut und der<br />
mystisch kräuselnde Rauch in der Seele des Menschen<br />
etwas ganz Besonderes aus. Im Laufe der<br />
Jahrhunderte erlangte das entfachende Element<br />
einen ganz besonderen Status bei alten Religionen<br />
und tief verwurzelten Kulten. Das Feuer wurde als<br />
Element der Transformation und der Veränderung,<br />
des Umschwungs, in den verschiedensten Handlungen<br />
aufgeboten und feierlich geehrt. Diese kleinen<br />
und grossen Rituale haben sich teilweise bis heute<br />
bewahrt und sind zu einem wesentlichen Bestandteil<br />
des magischen Fundaments geworden, in nahezu<br />
jeder spirituellen Richtung. <br />
Einer dieser klassischen Feuerzauber ist das Räuchern.<br />
Schon früh schworen die naturnahen Menschen<br />
auf die Wirkungsweise diverser Kräuter. Diese<br />
heilenden Eigenschaften kamen auf verschiedenem<br />
Wege zum Zuge: Durch Wickelverbände,<br />
durch Salben, durch Tränke und durch heilende<br />
Dämpfe. Mit großem Abstand führt aber die Prozedur<br />
des Räucherns die Liste an. Symbolisch werden<br />
die festen Kräuter zu kurierender Luft transformiert,<br />
welche sich überall hinein- und heranzutasten vermag,<br />
angeblich sogar bis in die hohen Sphären der<br />
heiligen Götter. Der Duft von geräucherten<br />
Substanzen ist sehr intensiv und <strong>of</strong>tmals auch lange<br />
nach der Verbrennung an sich noch wahrnehmbar,<br />
da er sich so gut an Textilien und co. festzusetzen<br />
vermag. <br />
Im magischen Alltagsgebrauch hat sich so bis heute<br />
das Weihrauchgefäss einen festen und sogar<br />
häufig zentralen Platz auf Altären bewahrt, nicht<br />
nur im (modernen) Heidentum, auch bei den Weltreligionen<br />
sind Feueropfer noch immer üblich und<br />
in so manche Zeremonie sogar fest miteingebunden.<br />
So wird die Wahl eines neuen Papstes bei den<br />
Katholiken mittels Rauchfärbung übermittelt und<br />
der Kirchenweihrauch ist noch immer sehr beliebt,<br />
um die Seelen der Gläubigen zu reinigen. Buddhisten<br />
schwören hingegen auf die beruhigende Wirkung<br />
der intensiv duftenden Räucherstäbchen, deren<br />
tänzelnde Rauchsäulen den verzückten Zu-<br />
10
<br />
<br />
<br />
<br />
schauer beinahe hypnotisch in seinen Bann ziehen.<br />
Indianische Schamanen lesen diesen Rauch noch<br />
heute ähnlich detailliert, wie wir unsere Orakelkarten<br />
oder die Flammen selbst. <br />
Weihrauchgefässe sind entsprechend so konzipiert,<br />
dass sie alle möglichen Feuermethoden beinhalten<br />
können, von der Räucherkohle über kleine<br />
Kegel und schlanke Stäbchen bis zum Tischfeuer<br />
selbst. So besteht ein Räuchergefäss meist aus feuerfestem<br />
Material wie Gusseisen oder Stein. Dieses<br />
Gefäss wird meist mit Sand oder Salz gefüllt, was<br />
einerseits ein wunderbarer Wärmeschutz für die<br />
Finger ist und andererseits das Brennmaterial<br />
grundtechnisch stabilisiert – Räucherstäbchen lassen<br />
sich so gut einstecken und grossflächige Kohlestücke<br />
verrutschen nicht und brennen gleichmässiger<br />
ab. Moderne Ausgaben dieses Grundinstrumentes<br />
sind zudem häufig mit diversen Schutzsymbolen<br />
oder sonstigen Zierden versehen. Ab und an<br />
sind Räuchergefässe auch etwas traditionell geformt;<br />
vom Minihexenkessel bis zum schwenkbaren<br />
Kirchenexemplar bieten sich viele, unterschiedliche<br />
Formen an. (nb)<br />
Der Gott Erebos<br />
Die Götterwelt kennt dutzende Gestalten und viele<br />
Hierarchien. So zeigen sich uns nicht nur die zentralen<br />
und bekannten Götter, sondern auch deren Ahnen<br />
bzw. der Urzustand, dem sie gewissermassen<br />
entspringen. <br />
Einer dieser Urgötter ist Erebos. Im antiken Griechenland<br />
war er der Gott der Finsternis und somit<br />
auch ein Wächter der Toten. Er entsprang der Verbindung<br />
zwischen Chronos und der Ananke. Ähnlich<br />
seinem Bruder Tartaros ist er ein Teil der Unterwelt.<br />
Hinzu kommen seine Geschwister Nyx, Gaia<br />
und Eros. Ähnlich seinem Vater entstammt Erebos<br />
der totalen, vollkommenen Finsternis – dem dunklen<br />
Chaos – und ist entsprechend einer der ersten<br />
bzw. ältesten Götter. <br />
Mit Nyx, seiner Schwester, zeugte Erebos angeblich<br />
viele Erben. So entstanden gemäss den Legenden<br />
Hemera, die Göttin des Tages, sowie Aither,<br />
die Wächterin der Luft. So werden dem Urgott insgesamt<br />
an die 33 Kinder nachgesagt (unter anderem<br />
auch gängige Götter wie Amor oder Nemesis),<br />
die gerne auch in gewisser Weise negativ wirkende<br />
Aspekte wie beispielsweise Rache verkörpern. <br />
Über den Kult um Erebos ist wenig bekannt, da er<br />
als Urgott ein grosses, spirituelles Gebiet umfasst<br />
und sich die Menschen folglich eher an seine enger<br />
definierenden Söhne und Töchter wandte, je<br />
nach Situation. So sind nur lose Informationen zu<br />
seiner Ehrung überliefert. Sowohl Tempelanlagen<br />
wie auch ausführliche Rituale wurden nicht überliefert;<br />
Mutmassungen zu Folge wurde er genau so<br />
einfach und ursprüngliche gehuldigt, wie es für einen<br />
der ältesten Götter überhaupt möglich war:<br />
Seine Tempelstätten waren Höhlen, abgeschiedene<br />
Täler und Orte der dunklen Nacht. Dort rief man<br />
ihn an und liess Haare oder Spucke als Tribut zurück,<br />
seltener ein wertvolles Nutztier. Man flocht E-<br />
rebos zu Ehren Ketten aus Blumen und legte an seinen<br />
stillen Orten schöne Steine nieder. In der kal-<br />
11
<br />
<br />
ten Jahreszeit wurden Feuer mit seinem Segen entzündet,<br />
auf dass es die schädliche Kälte fernhalten<br />
möge und stattdessen bis zur Rückkehr der Sonne<br />
einen Lichtschimmer bewahren sollte. <br />
Ebenso wenig wie über die spezifischen Rituale ist<br />
auch über den Gott selbst bekannt. Dargestellt<br />
wird er <strong>of</strong>tmals als grosser und hagerer Mann, gezeichnet<br />
vom Alter und von der Härte seiner Umgebung.<br />
Sein Wesen ist schweigsam, aber nicht still.<br />
Unter der kalt wirkenden Oberfläche birgt sich ein<br />
starker Charakter, der – wenn erst einmal entfesselt<br />
– verheerende Schäden zu schaffen vermag. <br />
Diese Darstellung mag wenig ermutigend scheinen,<br />
dennoch verkörpert sie zeitgleich sehr positive<br />
Eigenschaften. <br />
Würde man das Licht ohne die Dunkelheit erkennen <br />
Wären wir stark genug, ohne durch die rauen Umstände<br />
ein Stück weit abgehärtet zu werden <br />
Bedeutet die Dunkelheit wirklich immer einen Sinneseinschränkung<br />
Oder hilft sie uns nur dabei, die<br />
anderen Wahrnehmungsfelder ebenso zu schulen <br />
Bedeutet Dunkelheit ein schutzloses, ausgeliefertes<br />
Dasein oder die wohlige Dämmerung im Mutterleib <br />
Ähnlich wie bei Saturnus oder Hades hat auch Erebos<br />
seine verschiedenen, <strong>of</strong>tmals sogar gegensätzlichen<br />
Wirkungsgebiete. (nap)<br />
Erweckungsritual -<br />
Aus den Tiefen deiner<br />
Seele<br />
Stelle dich breitbeinig in einen dunklen Raum und<br />
schließe deine Augen. Stelle die Füße ganz auf den<br />
Boden, so dass du einen festen Stand hast. Nimm<br />
Kontakt mit der Mutter auf, d. h. erde dich so, wie<br />
du es gewohnt bist.<br />
Nun lege beide Hände auf den Unterbauch und bewege<br />
deine Hüfte nach rechts und links, in kreisenden<br />
Bewegungen, wie es dir gefällt.<br />
Nun wechsle eine Hand aufs Kreuzbein, die andere<br />
in die Mitte des Bauches. Wieder kreisen.<br />
Beide Hände in die Hüfte, Daumen nach vorn, vier<br />
Finger nach hinten.<br />
Jetzt immer wieder die Handstellungen wechseln,<br />
entspanne deinen Rücken.<br />
Spüre dich dabei. Lasse Gefühle, die aus deinem<br />
Unterleib aufsteigen, durch deinen Körper in die<br />
Füße gleiten, spüre, wie deine Füße zu Krallen werden<br />
und sich fest im Boden verankern, nichts kann<br />
dich mehr umwerfen, du bist stark, du bist mutig.<br />
Kippe dein Becken mal ganz nach vorne, d. h.<br />
Kreuzbein nach hinten drücken und deine Weiblichkeit<br />
(Vulva, Scheide oder wie auch immer du sie<br />
nennen willst) nach vorne ziehen, beuge deinen<br />
Kopf nach unten, so als ob du zwischen deine Beine<br />
gucken wolltest, schaue dir das Zentrum deiner<br />
Weiblichkeit tatsächlich an, denn sie ist ein Teil von<br />
12
dir, spüre die Sinnlichkeit und die Macht, die in ihr<br />
steckt. Du machst Leben.<br />
Ziehe nun die Schultern hoch und lasse sie wieder<br />
fallen. Katzenbuckel machen. Wechselnd bis zur<br />
Entspannung.<br />
Wieder aufs Becken konzentrieren. Hast du ein warmes<br />
Gefühl im Unterleib, am Steiß- und Kreuzbein<br />
Wenn nein mache die Übungen solange, bis dass<br />
ein warmes Gefühl oder ein Kribbeln eintritt.<br />
Nun lasse dieses Gefühl dein Rückgrat hinaufsteigen,<br />
und richte dich dabei auf, spüre das Gefühl in<br />
deinen Armen, deinen Schultern, deinem Kopf.<br />
Wenn du das Bedürfnis hast, strecke deine Arme<br />
aus.<br />
ICH BIN…. LILITH.<br />
ICH BIN…. LILITH.<br />
ICH BIN…. LILITH.<br />
Dieses Ritual hat kein Ende, denn dieses Gefühl<br />
bleibt bei dir und du bist ab jetzt, zu jeder Zeit an<br />
jedem Ort, Lilith. Du hast sie wiedererweckt.<br />
Es gibt kein Zurück mehr. Du entscheidest jetzt, ob<br />
die Arbeit mit ihr bewusst oder unbewusst stattfindet.<br />
Du entscheidest, ob sie als Nachtdämon zu dir<br />
kommt oder als strahlende Göttin.<br />
Sei gesegnet, (ls).<br />
Fühle wie dir Flügel wachsen, sie riesig groß werden<br />
und du sie in alle Richtungen streckst, du bist<br />
in der Lage zu fliegen und Freiheit zu fühlen. Fliege<br />
durch die Lüfte, drehe Pirouetten, fliege hoch und<br />
runter und wieder hoch. Atme diese reine Luft der<br />
Freiheit. Solange du willst.<br />
Spüre wie aus dem warmen Kribbeln ein kühles,<br />
klares Feuer geworden ist und nun durch deine<br />
Schädeldecke wie Haare sprießt. (Wenn es dich<br />
jetzt juckt darfst du dich kratzen.) Es wird zu rotem<br />
Feuerhaar der Inspiration, das dich wärmend umhüllt<br />
und dich feurig schützt. Es wächst und wächst.<br />
Bade nun in diesem wunderbaren Gefühl der Stärke,<br />
der Macht, der Freiheit und Unabhängigkeit,<br />
der Inspiration und des Vertrauens (ich bin geschützt).<br />
Ich bin ganz. Ich bin das Feuer und ich bin<br />
das Wasser, ich bin die Erde und ich bin der Geist.<br />
13
<br />
<br />
<br />
Tarot : Der Eremit<br />
Wie der Narr auf seinem Weg voran schreitet, so<br />
wandelt sich seine Seele mit jedem Schritt und mit<br />
jeder neuen Erfahrung. Der Schüler wird durch die<br />
vielen Lektionen geprägt und er kehrt so manches<br />
Mal still in sich, um über einige Dinge zu sinnen<br />
und sie zu verarbeiten. Sein ungestümer Geist wird<br />
zunehmend ruhiger und reifer. Und so begegnet<br />
der Narr schliesslich dem Eremiten. <br />
Der Eremit ist eine Person, welche auf den ersten<br />
Blick scheinbar das genaue Gegenteil unseres reisenden<br />
Protagonisten verkörpert: Seine Haltung ist<br />
durch das kräftezehrende Alter inzwischen gekrümmt,<br />
sein Blick schweift nicht mehr aufrecht in<br />
die Ferne, wie die des lernenden Jünglings. Vielmehr<br />
hat der Greis den Blick fest auf die Erde geheftet,<br />
um aufmerksam den Weg vor sich studieren<br />
zu können. Der alte Mann lässt keine Ablenkung<br />
mehr zu und verschwendet seine Aufmerksamkeit<br />
nicht mehr für unwichtige Dinge im Hintergrund.<br />
Dafür widmet er sich voller Inbrunst jedem einzelnen,<br />
nächsten Schritt auf einem Pfad, welchen nur<br />
er selbst zu erkennen scheint – und der gleichzeitig<br />
sehr hoch zu liegen scheint, in einem weiten Gebirge.<br />
Der Eremit hat bestimmt lange gebraucht, um<br />
in seinem Leben an einen derart hohen Punkt zu<br />
gelangen. Dafür nennt er jetzt ein sehr weites Sichtfeld<br />
sein Eigen, welches ihn aber dennoch nicht zu<br />
ungesunden Höhenflügen verleitet, wohl nicht zuletzt<br />
dank seines reifen Alters. Im Gegenteil, er<br />
bleibt bodenständig und plant weiterhin sorgfältig<br />
seine Taten, sich stets zuerst vorsichtig mit dem<br />
Stab, dem Arm der Erde, vorantastend. <br />
Sein Geist ist geerdet für das harte Leben. Er trägt<br />
nur das Notwendigste bei sich, ohne sich unnützen<br />
Ballast aufzuzwingen. Seine bodenlange Kleidung<br />
ist einfach, aber zweckerfüllend. Seine Laterne ist<br />
klein und doch bewahrt sie in dunklen Stunden<br />
stets einen Schimmer der H<strong>of</strong>fnung, der ein Vorangehen<br />
überhaupt erst ermöglicht. Sein ergrautes<br />
Haar hat der alte Mann schon lange nicht mehr stutzen<br />
lassen, jedoch weiss er, dass Schönheit vergänglich<br />
ist und meistens nur zu viel Zeit raubt, die<br />
er besser in Erfahrungen steckt, die ihm ein Leben<br />
lang bleiben. <br />
So vereint der Eremit ähnliche Attribute wie sein<br />
Ursprung, nämlich den Narren selbst, in sich. Er<br />
lebt den Moment, indem er sich nur auf das konzentriert,<br />
was wichtig ist. Jedoch tut er dies auf eine<br />
andere, gewissermassen fortgeschrittene Art und<br />
Weise. Und genau das ist es, was er dem Narren<br />
schlussendlich mitzugeben vermag: Seinem Ziel<br />
gegenüber standhaft zu bleiben, ohne mit dem<br />
Kopf überschwänglich durch die hinderlichen Wände<br />
brechen zu wollen. (nap)<br />
14
Impressum<br />
Alle Beiträge unterliegen dem Copyright des Magazins „<strong>Whisper</strong> <strong>of</strong> magick“ und<br />
dürfen ohne Erlaubnis des jeweiligen Autors nicht kopiert werden. Weitergeben des<br />
„<strong>Whisper</strong> <strong>of</strong> magick“ ist nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht.<br />
Texte oder Bilder als die eigenen auszugeben ist verboten und wird nicht geduldet.<br />
(lin) Carlin / http://tintenhexe.blogspot.com<br />
(nap) Napgyermek / www.napgyermek.de<br />
(nb) Nadine Böttcher<br />
(ls) Iris Lightshadow Kalok<br />
(ml) Marie Luise Luther<br />
(ni) Nicky<br />
(bwh) Baird<br />
Bilder Seite :1,2,3,,16 Marie Luise Luther Bilder Seite 8-9 : Baird Whitehawk<br />
Bild Seite 14 : Napgyermek Bilder Seite 10: Nadine Böttcher<br />
Bilder Seite : 6 Nicky Bilder Seite 5, 13: Wikipedia<br />
In der nächsten Ausgabe :<br />
Pflanze : !<br />
Special: !!<br />
Runen : ! !<br />
Krafttier: !<br />
Rosmarin<br />
Reisebericht aus Island<br />
Ehwaz<br />
Pferd<br />
15
Jetzt kommt sie bald,<br />
Die heilige Nacht,<br />
Der gute Gott Oiski hat Geschenke mitgebracht.<br />
Er ist einer von Odins Aspekten,<br />
Darfst ihn daher nicht abweisen oder verschrecken.<br />
Die Alte kommt an seiner Seite daher,<br />
Ihr Mantel von Schnee ist ganz schwer.<br />
Schneekönigin, taucht sie alles ins Eis,<br />
Ruhe in dir, sonst droht dir Verschleiß.<br />
Tu dir die Ruhe an,<br />
Nimm die Geschenke der Götter an.<br />
Denk an deinen wahren Wunsch,<br />
Wenn du ins Julfeuer gießt den Heidenpunsch.<br />
Genieß diese Stille, heilige Zeit,<br />
Die Geburt des Lichtes ist es, nun ist es endlich soweit.<br />
Mitten in tiefster Kälte und Nacht,<br />
Hat die Göttin ihren Sohn zur Welt gebracht.<br />
Die Stechpalme glüht,<br />
Das Leben im Schnee nicht verblüht.<br />
Höre die Worte der Alten,<br />
Sonst wird sie dich schalten. (nb)<br />
16
Yule<br />
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